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2/2023: Jewish Critique of Language after the Holocaust
Ausschnitt aus H.G. Adlers Vorarbeiten für sein »Wörterverzeichnis«, o.D. (1946?)  (Deutsches Literaturarchiv Marbach, A: H.G. Adler, Zugangsnummer HS.2002.0048.00001,25, Mediennummer HS00103404X, reproduziert mit freundlicher Genehmigung von Jeremy Adler

News

Liebe Leserinnen und Leser,

der Verein der Freunde und Förderer des ZZF Potsdam vergibt seit 2017 jährlich den Zeitgeschichte-digital-Preis. Ausgezeichnet werden die besten Beiträge, die im jeweils vorangegangenen Kalenderjahr in den Online-Portalen des ZZF veröffentlicht wurden. Die diesjährige Preisverleihung findet am 14. November 2024 um 18 Uhr in Potsdam statt; das Programm ist hier veröffentlicht. Den Preis in der Kategorie Wissenschaft erhält diesmal Carolin Liebisch-Gümüş für ihren Aufsatz in unserem Heft 1/2023: »Im Drehkreuz. Konflikte um Asyl und Zurückweisungen am Frankfurter Flughafen (1980–1995)«. Herzlichen Glückwunsch! Informationen zu den früheren Preisverleihungen finden sich hier.

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Seit 2012 veranstaltet das Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam in wechselnder Besetzung das Historische Quartett, u.a. mit Redaktionsmitgliedern der »Zeithistorischen Forschungen«. Ab 2022 findet die Diskussionsrunde im Literaturforum des Brecht-Hauses in Berlin statt. Livestreams zum Nachhören gibt es hier, die jüngste Diskussion vom 14. Oktober 2024 (mit Jan-Holger Kirsch, Alexander Kraus, Annette Schuhmann und Anja Tack) hier. Für das kommende Jahr sind Diskussionsrunden am 24. März und am 13. Oktober 2025 geplant.

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Vor 50 Jahren, am 10. Oktober 1974, starb der jüdische Holocaust-Überlebende und Historiker Joseph Wulf (1912–1974). Sein Vorhaben, im Haus der Wannsee-Konferenz von 1942 ein Dokumentationszentrum einzurichten, blieb in den 1960er-Jahren erfolglos. Gerd Kühling hat die damalige Auseinandersetzung und den Wandel im Umgang mit dem historischen Ort in einem Aufsatz nachgezeichnet (ZF 2/2008). Vom 8. bis 10. Oktober 2024 fand in der 1992 eröffneten Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz eine internationale Tagung statt, die an Wulf erinnerte und bei der Gerd Kühling zu den Referent:innen gehörte: »Zeugenwissen und engagierte Geschichtsschreibung«.

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In einem Aufsatz über Walter Benjamin schrieb Hannah Arendt 1968: »Jede Epoche, der ihre eigene Vergangenheit in einem solchen Maße zum Problem geworden ist wie der unseren, muß schließlich auf das Phänomen der Sprache stoßen: denn in der Sprache sitzt das Vergangene unausrottbar, an ihr scheitern alle Versuche, es endgültig loszuwerden.« Dieser Satz markiert die Leitperspektive unseres aktuellen Themenheftes über jüdische Sprachkritik nach dem Holocaust, herausgegeben von Nicolas Berg, Elisabeth Gallas und Aurélia Kalisky.

Im Bewusstsein der gegenwärtig viel diskutierten Verknüpfungen von Sprache und Gewalt wird in den Beiträgen zurückgeschaut auf die Funktionalisierung der deutschen Sprache für die nationalsozialistische Herrschaftspraxis und auf das Entstehen eines regelrechten Genres sprachkritisch angelegter Zeitdiagnosen unmittelbar nach 1945. Diese Zeitdiagnosen fanden ihren Ausdruck in einem breiten Korpus von Studien und Wörterbüchern, in dem sich eine spezifische Form historischer Analyse kristallisierte: Sprache wurde hier als Tat, als Sprachhandlung verstanden und ihre vorgreifende Wirklichkeitsprägung auf die Praxis von Diktatur, Vertreibung und Vernichtung untersucht. Sprachhandeln bezeichnete also die Art und Weise, wie Sprache – in Form von Manipulationen an und mit ihr, Demagogie, Lüge, Missbrauch, sprachlich ausgeübter und bedingter Gewalt – zum Bestandteil der Verbrechen werden konnte. Diese Perspektive erforderte nach dem Holocaust besonders für jüdische Gelehrte eine Neubestimmung des hermeneutischen Blicks auf das Verhältnis von Ideologie und Wirklichkeit.

Die Beiträge des Themenheftes widmen sich Positionen von H.G. Adler, Theodor W. Adorno, Hannah Arendt, Victor Klemperer und George Steiner sowie dem erfahrungsgeschichtlichen Zusammenhang, aus dem sie entstanden. Mindestens indirekt werden dabei auch Resonanzen dieser Diskussion aus der frühen Nachkriegszeit in gegenwärtigen Debatten über Sprachgewalt und Hatespeech erkennbar.

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Am 23. August 2024 wäre der in Ungarn geborene, in der Schweiz verstorbene israelische Schriftsteller Ephraim Kishon (1924–2005) 100 Jahre alt geworden. In der Bundesrepublik Deutschland der 1960er-, 1970er-, 1980er-Jahre erreichte er mit seinen satirischen Büchern Millionenauflagen. In ihrem Aufsatz »Ephraim Kishon für Deutsche« ist Silja Behre 2019 dieser durchaus erklärungsbedürftigen Geschichte genauer nachgegangen. Passend zu Kishons rundem Geburtstag ist jetzt auch ihr Buch »Ephraim Kishon. Ein Leben für den Humor« erschienen. Außerdem hat sie Birgit M. Körners Buch »Israelische Satiren für ein westdeutsches Publikum« (über Kishon und seinen deutschen Übersetzer Friedrich Torberg) für H-Soz-Kult rezensiert. Mehr über Kishon bietet außerdem das Deutschlandfunk-Kultur-Feature »Der Deutschen liebster Israeli«, in dem neben den beiden Forscherinnen auch Kishon selbst (mit Archivaufnahmen) zu hören ist.

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Am 26. Juli 2024 konnte die Journalistin und Schriftstellerin Ruth Weiss, die als Kind mit ihrer jüdischen Familie vor den Nationalsozialisten nach Südafrika flüchtete, ihren 100. Geburtstag feiern. In unserer Rubrik »Neu gelesen« hat Hanno Plass 2016 den Sammelband »Frauen gegen Apartheid« vorgestellt, den Ruth Weiss 1980 bei »rororo aktuell« herausgegeben hat. Für die »ZEIT« hat Christian Staas kürzlich ein Interview mit Ruth Weiss geführt.

Vor 30 Jahren endete das Apartheid-Regime in Südafrika. Nach den ersten freien und gleichen Parlamentswahlen vom 27. April 1994 wurde der neue Präsident Nelson Mandela am 10. Mai feierlich in sein Amt eingeführt. Zur langen Geschichte der Apartheid und der transnationalen Kämpfe gegen dieses System siehe unser Themenheft »Apartheid und Anti-Apartheid – Südafrika und Westeuropa« (ZF 2/2016).

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Zum ersten Jahrestag der Terrorakte vom 7. Oktober 2023 verweisen wir auf das Dossier »Die Welt aus den Fugen. Geschichte und Gegenwart des 7. Oktobers 2023«, herausgegeben von Rebekka Grossmann und Annette Vowinckel bei zeitgeschichte | online.

Die terroristischen Angriffe der Hamas auf Israel und die damit verbundenen Gewalttaten seit dem 7. Oktober 2023 sind grausame Verbrechen. Alle Erklärungen von Solidarität wirken in dieser Situation völlig unzureichend, sind aber doch dringend notwendig. Wir denken mit Trauer, Entsetzen und Mitgefühl an alle Autor:innen, Kolleg:innen, Freund:innen in und aus Israel und hoffen mit ihnen gemeinsam auf friedlichere, menschlichere Zeiten. Als Teil der deutschen und internationalen Wissenschaftsgemeinschaft unterstützen wir die Stellungnahme der Allianz der Wissenschaftsorganisationen vom 12. Oktober 2023 (hier auf Englisch und Deutsch). Ein Statement des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam findet sich hier. Zur Solidarität und Empathie gehört selbstverständlich auch »die kompromisslose Verpflichtung zur Humanität beider Seiten« (Omri Boehm).

Hamas' terrorist attacks on Israel and the related acts of violence since 7 October 2023 are atrocious crimes. All declarations of solidarity seem completely inadequate in this situation, but are nevertheless urgently necessary. We think with grief, consternation and compassion of all authors, colleagues and friends in and from Israel and hope together with them for more peaceful and humane times. As part of the German and international scientific community, we support the statement of the Alliance of Science Organisations in Germany of 12 October 2023 (here in English and German). A statement by the Leibniz Centre for Contemporary History Potsdam can be found here. Solidarity and empathy of course also include »an uncompromising commitment to humanity on both sides« (Omri Boehm).

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Zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, der nun schon mehr als zwei Jahre dauert, verweisen wir auf die Texte und Materialien bei zeitgeschichte | online (mit weiteren aktuellen Beiträgen hier) sowie bei H-Soz-Kult. Auf der Publikationsplattform zdbooks sind zahlreiche Beiträge noch einmal gebündelt zugänglich, als E-Book im Open Access (erschienen im Juni 2024) und parallel auch als Print-on-Demand-Angebot.

Möge dieser entsetzliche Krieg so bald wie möglich ein gerechtes Ende finden! Siehe auch das Editorial zum Heft 3/2022.

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Frank Bösch, Herausgeber der »Zeithistorischen Forschungen«, hat im Februar 2024 sein neues Buch publiziert: »Deals mit Diktaturen«.

Martin Sabrow, ebenfalls Herausgeber dieser Zeitschrift, hat seine an der Humboldt-Universität zu Berlin gehaltene Abschiedsvorlesung im Juni 2023 als Buch veröffentlicht: »Zeitenwenden in der Zeitgeschichte«.

Konrad H. Jarausch, wesentlicher Mitbegründer und langjähriger Herausgeber unserer Zeitschrift (2003–2021/22), hat bei Berghahn Books im April 2023 ein autobiographisches Buch veröffentlicht:
»The Burden of German History. A Transatlantic Life«.

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Neuigkeiten aus der Redaktion:

Jürgen Danyel, Mitbegründer dieser Zeitschrift und seit 2003 kontinuierlich beteiligt, hat die Redaktion im März 2024 verlassen. Wir danken ihm herzlich für die langjährige Unterstützung und Begleitung! Als neues Redaktionsmitglied begrüßen wir Michael Homberg, der in den »Zeithistorischen Forschungen« bereits 2020 durch seinen Aufsatz »Computerliebe« hervorgetreten ist.

Rüdiger Graf organisiert mit Matthias Pohlig und Ulrike Schaper die Online-Diskussionsreihe »Geschichtliche Grundfragen«.
Die bisherigen Beiträge der Reihe sind hier dokumentiert. Die nächste Folge findet am 18. November 2024 statt, zur Frage: »Was können Historiker*innen, was andere nicht können?«.
Rüdiger Grafs neue Monographie »Vorhersagen und Kontrollieren. Verhaltenswissen und Verhaltenspolitik in der Zeitgeschichte« ist im März 2024 erschienen und zugleich im Open Access abrufbar.

Christiane Reinecke ist Mitherausgeberin des neuen »Inventars der Migrationsbegriffe« (im Aufbau; eine parallele Buchfassung mit Open Access ist im Juni 2023 erschienen). Beiträge der »Zeithistorischen Forschungen« zum Themenfeld Migration gibt es hier.

Veronika Settele ist im Wintersemester 2024/25 als Vertretungsprofessorin an der Freien Universität Berlin tätig.

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Für Deutschlandfunk Kultur hat Winfried Sträter ein Interview mit Frank Biess geführt – über die Ergebnisse und Thesen seines Aufsatzes zu Günter Wallraffs Buch »Ganz unten« (1985).

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Zu seinem Aufsatz »Islamist Masculinity in Turkey, 1950–2000« im Themenheft »Männlichkeiten« (ZF 3/2021) wurde Jan-Markus Vömel im Podcast Turkey Book Talk interviewt.

Dieses Themenheft ist bei H-Soz-Kult rezensiert worden (von Daniel Gerster, 24. Januar 2023, siehe hier), außerdem in der Zeitschrift »Genre & Histoire« (von Patrick Farges, 1. April 2024, siehe hier).

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Das Themenheft »Disability History« (ZF 2/2022) ist ebenfalls bei H-Soz-Kult rezensiert worden (von Angela Wegscheider und Matthias Forstner, 11. Mai 2023, siehe hier).

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Materialien zum Thema des Heftes 2/2016

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  • ›Entspannung‹ im südlichen Afrika? Die bundesdeutsche Außenpolitik und die Apartheid in den 1970er Jahren

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  • Fotografie als politische Praxis im Nationalsozialismus. Überlegungen zur Vermittlung von Ideologie und Subjektivität in privaten Fotoalben
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