Populäre Wissenschaft

Das »Fischer Lexikon A-Z« im Taschenbuchmarkt der frühen Bundesrepublik

  1. Das Prinzip der Popularisierung zweiter Ordnung
  2. Richard Friedenthal plant Wissen im Lexikon
  3. Disziplinen in Einzelbänden –
    Gesamtschau und Einheit der Wissenschaften
  4. Selbstreflexion der Disziplinen und
    seriöse Wissensvermittlung auf dem populären Markt
  5. Die Bildungspolitik der frühen Bundesrepublik
    als Impuls für die erfolgreiche Vermarktung
  6. Das »Fischer Lexikon A-Z« in Rundfunk und Presse
  7. Verlegerische Strategien –
    Gestaltung und Vertrieb des Lexikons
  8. Fazit und Ausblick

Anmerkungen

Mit »rororo« begann die Erfolgsgeschichte einer Publikationsform, die die Unterhaltungs- und Wissenskultur in der alten Bundesrepublik entscheidend prägte: Rowohlt war der erste Verlag, der ab Juni 1950 sein Taschenbuchprogramm auf dem Markt positionierte. Rasch folgten S. Fischer, Ullstein, Goldmann, Heyne etc. mit vorwiegend literarischen bzw. unterhaltenden Titeln, in der Regel Lizenzausgaben bereits erschienener Hardcover-Bände. Der Rowohlt-Verlag stellte seinem literarischen Taschenbuchprogramm ab 1955 die von Ernesto Grassi (1902–1991)1 herausgegebene Reihe »rowohlts deutsche enzyklopädie« (»rde«) zur Seite und leitete damit den Vertrieb von Wissensbeständen in bis dahin für Startauflagen nicht gekannten Größenordnungen ein.2 Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert hatten Wissenschaftsverlage bereits Broschüren mit Vorträgen herausgebracht, auch mit kurzen thematischen Einführungen in verschiedene Wissensgebiete, aber diese Publikationen waren in ihrer Auflagenhöhe und gesellschaftlichen Verbreitung nicht vergleichbar mit den populären Taschenbüchern nach 1950.

Gottfried Bermann Fischer (1897–1995), der gerade aus dem Exil zurückgekehrt war, startete 1952 das Programm der »Fischer Bücherei«, die sich unter dem Slogan »Das gute Buch für jedermann« zunächst auf literarische Titel und unterhaltende Stoffe konzentrierte, sich aber schon bald Sachthemen und wissenschaftlichen Studien öffnete, die innerhalb der allgemeinen Reihe als »Bücher des Wissens« firmierten. Diese monatlich erscheinenden Bände boten Sachthemen in Originalausgaben, die von Wissenschaftlern eigens für die Taschenbuch-Reihe geschrieben und für ein breites Publikum aufbereitet wurden. Am Anfang stand Lincoln Barnetts Buch »Einstein und das Universum« (1952 als Band 21 der »Fischer Bücherei«). Es folgten zeitgeschichtliche Themen und Titel zum Nationalsozialismus und Zweiten Weltkrieg: »Der Nationalsozialismus. Dokumente 1933–1945«, hg. von Walther Hofer, »Die Zerstörung der deutschen Politik. Dokumente 1871–1933«, hg. von Harry Pross, »Die Entfesselung des Zweiten Weltkriegs« von Walther Hofer, »Die deutsche Opposition gegen Hitler« von Hans Rothfels, »Offiziere gegen Hitler« von Fabian von Schlabrendorff und weitere. Der Taschenbuchverleger sah sich »nicht mehr nur in der Rolle des ›Verbreiters‹ (was jeder Verleger ist), sondern auch des Initiators (was jeder Verleger sein sollte)«3 – so der Befund von Hans Altenhein (Jg. 1927), der die »Fischer Bücherei« in den 1960er-Jahren betreute. Diese der Aufarbeitung des Nationalsozialismus gewidmeten Titel erschienen in hohen Auflagen. Walther Hofers Bücher erreichten über 1 Million Exemplare und wurden in mehrere Sprachen übersetzt.

Neben den Einzeltiteln gab es in den »Büchern des Wissens« ab 1957 ein lexikalisches Großprojekt, das im populären Taschenbuchangebot breite Beachtung fand und Auflagenzahlen in einer für Lexika höchst ungewöhnlichen Dimension erreichte: das »Fischer Lexikon A-Z«. Dieses Werk wird hier als Beispiel für eine gelungene Popularisierung wissenschaftlichen Wissens im Mittelpunkt stehen.4 Im Unterschied zu den populärwissenschaftlichen Büchern des 19. Jahrhunderts, mit denen Autoren Wissen und Erkenntnis durch Komplexitätsreduktion und teils holzschnittartige Vereinfachungen vermittelten, wurde das »Fischer Lexikon A-Z« ohne solche tradierten Popularisierungsstrategien von Wissenschaftlern und wenigen Wissenschaftlerinnen auf hohem Niveau verfasst.5 Wie ist der große Markterfolg des Lexikons zu erklären? Dies wird im Folgenden erörtert – vor dem Hintergrund der Bildungsgeschichte der frühen Bundesrepublik und der Leistungen des damals neuen Mediums Taschenbuch sowie mit Blick auf die verlegerischen Strategien.

1. Das Prinzip der Popularisierung zweiter Ordnung

Die Popularisierung im »Fischer Lexikon A-Z« wurde sowohl durch seine Inhalte als auch durch die verlegerischen Peritexte6 der Publikationsform erreicht. Diesem Befund liegt die These zugrunde, dass sich mit der Verbreitung wissenschaftlicher Texte im Taschenbuch sowohl der Gehalt wie auch die Gestalt wissenschaftlichen Wissens transformierten. Seit das interessierte Lese- und Käuferpublikum Bücher wie Herbert Kühns »Das Erwachen der Menschheit« und »Der Aufstieg der Menschheit« (»Fischer Bücher des Wissens« 1954 und 1955) oder Carl Friedrich von Weizsäckers »Atomenergie und Atomzeitalter« (»Fischer Bücher des Wissens« 1957) in knallbunten Einbänden für 1,90 DM am Bahnhofskiosk oder im Warenhaus kaufen konnte, begann das Taschenbuch seinen Makel als Verbrauchsbuch mit rein unterhaltenden Lektürestoffen abzulegen. Dem Taschenbuch wurde fortan kaum noch aufgrund seiner Materialsemantik ein minderwertiger Inhalt zugeschrieben. Zugleich mussten sich Wissenschaftler, deren Sozialprestige und akademisches Renommee bis dahin nicht an die Absatzzahlen ihrer Werke geknüpft waren, mit einer neuen Form der Bereitstellung von wissenschaftlicher Literatur auseinandersetzen. Das Nachkriegstaschenbuch bot keine vereinfachte Populärversion von Wissensbeständen, sondern stellte seine Popularität bewusst mit allen Zeichen eines Massenartikels aus. Zu diesen Zeichen gehörten neben den bunten Einbänden der konsequente Abdruck der jeweils aktuellen Auflagenhöhe auf der Rückseite des Titelblatts. Dieses Verfahren betonte und bewies die Eigenschaft als Massenprodukt. Die fast ausnahmslos in jedem Band am Ende abgedruckten anderen Reihentitel mit Vorschau auf das Kommende sollten darüber hinaus die Leser- bzw. Käuferbindung erhöhen und den Sammeleffekt unterstützen.

»Bücher des Wissens« in der Reihe
»Fischer Bücherei – Das gute Buch für jedermann«.
Beispiele aus den Jahren 1954 bis 1956,
gestaltet von Wolf D. Zimmermann (1925–2001)
(Collage: Ute Schneider)

Das »Fischer Lexikon« fand in der Nachkriegszeit ein Publikum, das sich vom bürgerlichen Bildungsbedürfnis des 19. Jahrhunderts, welches auf die kanonische und geistesgeschichtliche Literatur gerichtet war, löste – zugunsten eines Informationsbedürfnisses, das sich auf naturwissenschaftliche Fakten ebenso richtete wie auf politische Diskussionen, historische Themen und »lexikalisch faßbares Wissen. […] Dabei ist es zunächst ohne Belang, ob dieses Informationsbedürfnis das Ergebnis von Manipulation einer auf Expansion angelegten Buchindustrie oder eines spontanen Wissensdurstes auf Grund veränderter gesellschaftlicher Verhältnisse ist«,7 argumentierte 1969 Heinz Gollhardt (Jg. 1935), von 1966 bis 1971 stellvertretender Verlagsleiter beim Fischer Taschenbuchverlag. Gollhardt bezog sich auf die zeitgenössische, beispielsweise von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer in der »Dialektik der Aufklärung« (1944/47) angestoßene Diskussion über den negativ konnotierten Begriff der Massenproduktion durch die Kulturindustrie, die Kultur dem Prinzip der strikt profitorientierten Vermarktung unterwerfe.

Mein Beitrag geht von der These aus, dass die damalige Verbreitung von Wissensbeständen in einem Millionenpublikum vor allem der konsequenten Kommerzialisierung des Taschenbuches und seinen ubiquitären Vertriebswegen zu verdanken ist. Das Massenprodukt wurde hier ins Gegenteil der Kritik, ins Positive gekehrt: Der deutlich sichtbare Warencharakter dieser Publikationsform hatte entscheidenden Anteil an einer neuen Art und Weise der Popularisierung, die sich von ihren Vorläufern in der Moderne unterschied. Die breite Beachtung wurde hier zum Gütesiegel und ist somit eine »Popularisierung zweiter Ordnung«.8

Das Deutsche Literaturarchiv (DLA) in Marbach bewahrt das Archiv des S. Fischer Verlags inklusive seines Taschenbuchverlags mit umfangreichen Korrespondenzen und verlagsinternen Dokumenten zur Geschichte des Unternehmens und seiner Produkte. Dieser Glücksfall ermöglicht es, die Entstehung einzelner Verlagsprojekte und die mit ihnen verbundenen Ziele nachzuvollziehen. Für die folgende Analyse wurden das S. Fischer Verlagsarchiv sowie der Nachlass von Richard Friedenthal (beide DLA Marbach) konsultiert, darüber hinaus das Bundesarchiv in Koblenz (Nachlass Ernst Fraenkel) und das Universitätsarchiv Düsseldorf (Nachlass Alwin Diemer) sowie Akten aus dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin (Nachlass Emil Dovifat), um exemplarisch die Produktions- und Distributionsbedingungen für Wissenschaft im Taschenbuch zu untersuchen.9

2. Richard Friedenthal plant Wissen im Lexikon

Das inhaltliche Konzept sowie Vorschläge zur Fächer-Systematik des »Fischer Lexikons A-Z« lagen genau genommen außerhalb des Fischer Taschenbuchverlags, nämlich in den Händen von Richard Friedenthal (1896–1979), der bereits 1931 für den Knaur-Verlag ein einbändiges, über 900 Seiten starkes Lexikon konzipiert, in Eigenregie betreut und mit großem Erfolg auf dem Markt durchgesetzt hatte (»Knaurs Konversations-Lexikon A-Z«).10 An diesem Vorbild lehnte das »Fischer Lexikon A-Z« seinen Titel an.

Vom 25. April 1955 ist ein Memorandum erhalten,11 das die ersten Gespräche mit Friedenthal zu diesem Projekt dokumentiert: Er war als Chefredakteur des Lexikons vorgesehen, das zunächst auf 20-24 Bände zu je 2,90 DM angelegt wurde. Als erste Bände waren »Staatslehre und Bürgerkunde« sowie »Das Weltbild der Physik« geplant12 – Themen, die in ihrer Aktualität als typisch für die 1950er-Jahren gelten können. Friedenthal hatte bereits Verfasser im Auge; beide Bände sollten im März 1956 lieferbar sein. Er dachte auch Themen aufzunehmen, die »aus der üblichen Gebiets­einteilung etwas herausgehen«,13 zum Beispiel Presse oder Psychologie. Sein Ansinnen war es, neuere Disziplinen bzw. Forschungsgebiete in die tradierte Wissenschaftssystematik zu integrieren.14

Friedenthal unterbreitete dem Verleger Titelvorschläge für das Projekt. Die Bezeichnung sei sehr wichtig, »denn sie muss sogleich eindeutig klarstellen, dass es sich um eine Encyklopädie und nicht um ein Lexikon handelt. Damit kann man bereits einen grossen Teil der unvermeidlichen Einwände abwehren. […] Eine gewisse Schwierigkeit ist leider immer das Wort Encyklopädie, das sicher fünfzig Prozent der Buchhändler nicht aussprechen können. Ich habe daher schon daran gedacht, zu sagen: ›Das Sammelwerk des Wissens in der Fischer-Bücherei‹.«15 Die Frage der Bezeichnung sah Friedenthal als entscheidend an, »weil damit der Rahmen angegeben wird, der für die Serie gezogen wird«.16 Schließlich war »Das Fischer Lexikon A-Z« auf der Vorderseite des Einbandes, »Enzyklopädie des Wissens« auf der Rückseite zu finden.

Lexikon-Band 29: Mathematik 1 (1964) und Rückseite Mathematik 2 (1966)

Friedenthal sollte sowohl für die Rekrutierung der Autoren verpflichtet werden als auch die inhaltliche Anlage der Bände überwachen. Er verfolgte das Ziel, als ein Alleinstellungsmerkmal der »Fischer-Encyklopädie« in »grosszügiger Weise das Wissen der Welt – und nicht nur einiger deutscher Universitäten« zu verbreiten, und meinte, »achtzig Prozent aller lexikalischen und encyklopädischen Arbeit besteht [sic] in intelligentem Abschreiben und Umschreiben«.17 Dafür wollte er den Autoren Material »als Archiv« in Form von internationalen Nachschlagewerken und die »entsprechenden Bändchen der Sammlung Dalp, Göschen, Natur und Geisteswelt, Jedermanns­bücherei,18 Penguin, Larousse, Hoepli usw.« zur Verfügung stellen. Die Bezugnahme auf die populären Reihen, die zu diesem Zeitpunkt teilweise schon auf ein jahrzehntelanges Bestehen zurückblicken konnten, zeigt die Tradition, in der Friedenthal das Lexikon respektive die Enzyklopädie sah: solide wissenschaftliche Abhandlungen, geschrieben für ein breites Publikum.

Friedenthals Rolle umfasste neben inhaltlichen Überlegungen auch Vorschläge zur Art der Illustrationen, bei denen die traditionellen »Porträtchen und Streubilder« durch »Marksteine der Entwicklung« wie beispielsweise das »Titelblatt der ersten Folioausgabe Shakespeares« zu ersetzen seien.19 Des Weiteren wurden Einbandgestaltung und Typographie diskutiert. Einbandentwürfe und Schriftproben für die Auszeichnung der einzelnen Stichworte wie für den Fließtext wurden Friedenthal vorgelegt. Über die Verhandlungen mit Friedenthal, der beteiligten Hanseatischen Druckanstalt, Zulieferfirmen, der Herstellungsabteilung im S. Fischer Verlag sowie dem Verleger existieren mehrere Schriftwechsel, in denen der Hersteller Friedrich Hirschmann an Gottfried Bermann Fischer berichtete, der zeitweise in Italien lebte.20 In der »Druckanweisung für das Fischer Lexikon« vom 26. Mai 1955 legte Friedenthal detailliert fest, dass die einzelnen Bände auf 400 Seiten à 45 Zeilen in der Schrift Borgis compress, die Stichworte links bzw. rechts außen in einer fetten Groteskschrift auf Spiegelkante gesetzt werden sollten. Als Auszeichnungsschriften wurden nur Kursive und Kapitälchen zugelassen. Auch für die Illustrationen und den Tabellensatz wurden detaillierte Anweisungen formuliert.

Beispielseite aus Lexikon-Band 20: Geophysik (1960)
Beispielseite aus Lexikon-Band 14: Allgemeine Geographie (1959)

Schließlich plante Friedenthal das Projekt auch finanziell. Die Kalkulation lag mit allen Kosten bei annähernd 9.000 DM pro Band. Für das erste Erscheinungsjahr des Lexikons wurden Kosten von 78.500 DM anvisiert.21 Bei einer potentiell verkauften Startauflage von jeweils 50.000 Exemplaren, so die anfängliche Erwartung, konnten die einzelnen Bände für den Verlag zum lukrativen Geschäft werden, auch nach Abzug der Gemeinkosten.

Bereits Anfang 1956 gab Friedenthal die weitere Mitarbeit an der Planung aus verschiedenen Gründen jedoch auf. Heinz Friedrich (1922–2004)22 schrieb an den noch von Friedenthal angeworbenen Herausgeber des zweiten Bandes Ernst Fraenkel (1898–1975), er habe das Projekt übernommen. Zuständiger Lektor des Lexikons im Verlag wurde ab Mai 1956 dann Ivo Frenzel (1924–2014), der auf Heinz Friedrich folgte.

Im Nachlass von Emil Dovifat (1890–1969), einem der Begründer der Publizistikwissenschaft in der Bundesrepublik, der im zweiten Lexikon-Band (»Staat und Politik«) den Artikel über »Öffentliche Meinung« verfasste,23 sind die »Allgemeinen Richtlinien für Mitarbeiter des Fischer Lexikons« (1956) erhalten.24 Sie geben Auskunft über die formale und stilistische Anlage, letztlich auch über das Ziel der populären Wissensvermittlung: »Der Name ›Enzyklopädie des Wissens‹ verdeutlicht […], daß es nicht beabsichtigt ist, eine Art Wörterbuch des betreffenden Gebietes zu geben. Vielmehr soll das Hauptgewicht darauf gelegt werden, die wirklichen Schwerpunkte und die großen Zusammenhänge eines Wissensgebietes klar und eindringlich herauszuarbeiten.« Mit diesem Ziel wurden Anweisungen für die einzelnen Artikel verbunden, die »wissenschaftlich zuverlässig, aber allgemein verständlich« abgefasst sein sollten: »Eine popularwissenschaftlich-feuilletonistische Diktion ist ebenso zu vermeiden wie der übliche trockene Lexikonstil.« Fachausdrücke und schwierige Fremdwörter müssten erklärt werden, doch dürften die Artikel nicht »in bloßen Definitionen steckenbleiben. Etymologische Erklärungen werden nur dort aufgenommen, wo sie den Sinn der behandelten Begriffe entscheidend verdeutlichen.« In den Anweisungen ist der Wunsch zu erkennen, das »Fischer Lexikon A-Z« solle einem zeitgemäßen Ansatz der Wissenschaftssystematisierung folgen.

3. Disziplinen in Einzelbänden –
Gesamtschau und Einheit der Wissenschaften

Im April 1957 erschienen die beiden ersten Titel der am Ende 40 Bände umfassenden Reihe – nachdem »rowohlts deutsche enzyklopädie« bereits zwei Jahre auf dem Markt etabliert war. Im ersten Band (»Die nichtchristlichen Religionen«), der in einer Start­auflage von 50.000 Exemplaren vertrieben wurde und denen bereits im Mai 1957 weitere 25.000 folgten, wurde der Anspruch des Lexikons mit Bezug auf D’Alemberts und Diderots französische Enzyklopädie der Aufklärung von 1751 erläutert: »Das Werk, das wir begonnen haben und zu Ende zu führen wünschen, hat einen doppelten Zweck. Als Enzyklopädie soll es, soweit möglich, die Ordnung und Verkettung der menschlichen Kenntnisse erklären; und als methodisches Sachwörterbuch der Wissenschaften, Künste und Gewerbe soll es von jeder Wissenschaft und Kunst – gehöre sie zu den freien oder zu den mechanischen – die allgemeinen Grundsätze enthalten, auf denen sie beruhen, und die wesentlichsten Besonderheiten, die ihren Umfang und Inhalt bedingen.«25

Diese Hinführung zum Anspruch der Taschenbuchreihe wurde in der Titelei eines jeden Lexikon-Bandes wiederholt. Der Verleger Bermann Fischer begründete die Initiative für ein enzyklopädisches Lexikon 1961 rückblickend mit dem Bedürfnis nach »Information und Neuorientierung« an der »Schwelle eines neuen Zeitalters, das mit der Ausnutzung der Atomkräfte und der Erschließung des Weltraums angebrochen ist«, was es besonders dringlich mache, »unser heutiges Wissen zusammengefaßt darzubieten«.26 Insbesondere für die Jugend, der »die Kenntnis der Grundlagen unserer Welt unentbehrliche Voraussetzung bedeutet«, schien ihm das Taschenbuch das geeignete Publikationsformat. Die angesprochenen Sachgebiete »Atomkraft« und »Weltraum« waren zeitgenössisch brisante, in der Öffentlichkeit viel diskutierte Themen, die auch in anderen (konkurrierenden) Taschenbuchreihen vorkamen.27

Ivo Frenzel, ab 1956 Lektor im Fischer Taschenbuchverlag, hatte bei Helmuth Plessner (1892–1985)28 und Nicolai Hartmann (1882–1950) Philosophie und Soziologie studiert. Als Philosoph schien er prädestiniert, das System der Wissenschaften als Ganzes zu denken. Bermann Fischer schrieb in einer seiner Autobiographien, dass Frenzel allein den Gesamtplan »über das Wissen unserer Zeit in 40 Bänden« entwickelt habe.29 1962 äußerte sich Frenzel anlässlich des 10-jährigen Bestehens der »Fischer Bücherei« über Wissenschaft im Taschenbuch und streifte dabei die wichtigen Themen der Gegenwart. Die Gegenstände und Wissensfelder sollten trotz ihrer Verschiedenheit und der unterschiedlichen Methoden ihrer wissenschaftlichen Erforschung in »zusammenhängenden Einsichten« vorgestellt werden.30 »Einsicht« als Durchschauen oder Verstehen eines Sinnzusammenhangs31 beruhe auf der tiefgehenden Aneignung von Wissensbeständen und der Fähigkeit, sie in ein System oder einen Kreislauf einordnen zu können. Dies zu unterstützen war also das Ziel des Lexikons, und dem entspricht sein Aufbau.

Lexikon-Band 11: Philosophie (1958),
mit passender blauer Schutzhülle und Goldprägung

Die inhaltlich selbstständigen Lexikon-Bände sind nicht nur formal gleich, sondern »vielmehr noch durch die Art ihres sachlichen wie zugleich leidenschaftlichen Engagements Ausdruck eines Erkenntnis-Ethos, das lediglich der Erforschung der wissenschaftlichen Wahrheit dienen will«.32 Ein Blick in den von Ivo Frenzel und Alwin Diemer (1920–1986), Philosoph und Wissenschaftstheoretiker, herausgegebenen Band »Philosophie« lohnt, denn dort wird die Konzeption des Lexikons noch einmal aufgegriffen. Dieser elfte Band erschien im Oktober 1958 und hatte eine doppelte Funktion: Erstens sollte er eine Übersicht zum »Sachgebiet ›Philosophie‹« geben. Zweitens sollte der Band zwischen den geistes-, sozial- und naturwissenschaftlichen Bänden der Reihe vermitteln und »durch eine bestimmte, einheitlich dokumentierte philosophische Haltung die Idee der ursprünglichen Einheit aller Wissenschaft in einer Zeit bewußt machen und bewahren, in der die einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen sich zwangsläufig immer mehr verselbständigen«.33 In Diemer hatte Frenzel den perfekten Mitherausgeber gefunden. Er war zu dieser Zeit mit dem Aufbau des Studium Generale an der Johannes Gutenberg-Universität (JGU) Mainz betraut und daher mit integrativen, fächerübergreifenden Fragen beschäftigt. Diemer hatte allein sieben Artikel im Philosophie-Band übernommen, darunter die Geschichte der Philosophie.

Die thematische Zusammenstellung des Gesamtprojekts erfüllte das vom Verlag anvisierte Ziel. Unter der redaktionellen Verantwortung und Konzeption Frenzels wurde das »Fischer Lexikon« zu einem anerkannten Fundament des Wissens. Keine fünf Jahre nach dem Start der Reihe waren von den ersten Bänden die meisten Titel im sechsstelligen Bereich verkauft (1961): Band 1: »Die nichtchristlichen Religionen« (175.000), Band 2: »Staat und Politik« (150.000), Band 3: »Christliche Religionen« (165.000), Band 4: »Astronomie« (125.000), Band 5: »Musik« (150.000), Band 6: »Psychologie« (175.000), Band 8: »Wirtschaft« (125.000), Band 10: »Soziologie« (100.000), Band 11: »Philosophie« (125.000), Band 12: »Recht« (100.000).34 Diese Spitzenauflagen waren insofern singulär auf dem bundesdeutschen Taschenbuchmarkt, als beispielsweise das Konkurrenzprodukt »rowohlts deutsche enzyklopädie« ähnliche Auflagenzahlen erst 1970 erreichte:35 Angeführt von Helmut Schelskys »Soziologie der Sexualität« (ab 1955) mit 168.000 Exemplaren36 folgten 1970 auf dem Reihen-Ranking der »rde« José Ortega y Gassets »Der Aufstand der Massen« (ab 1956) mit 165.000 Exemplaren, Albert Camusʼ »Der Mythos von Sisyphos« (ab 1959) mit 126.000 Exemplaren, Hans Sedlmayrs »Die Revolution der modernen Kunst« (ab 1955) mit 125.000 Exemplaren und Werner Heisenbergs »Das Naturbild der heutigen Physik« (ab 1955) mit 118.000 Exemplaren. Zu dieser Zeit (1969) waren die »Fischer Lexikon«-Bände »Psychologie« bereits 400.000-mal, »Philosophie«, »Staat und Politik« sowie »Soziologie« jeweils schon 300.000-mal verkauft. Nimmt man die wissenschaftlichen Taschenbuchreihen nicht einzeln zur Kenntnis, sondern betrachtet den Markt als ganzen, dann wird schnell klar, weshalb der US-amerikanische Historiker Ben Mercer dieses Phänomen im Rückblick als »Paperback Revolution« bezeichnet hat.37 Aus Verlagssicht schrieb Heinz Gollhardt 1969, das Taschenbuch habe »zum erstenmal die Buchideologie durchbrochen, die das Buch als Gegenstand fetischiert und damit seinen Inhalt heiligt«.38

4. Selbstreflexion der Disziplinen und
seriöse Wissensvermittlung auf dem populären Markt

Die Frage nach den Bedingungen und Grenzen der Popularisierung von wissenschaftlicher Erkenntnis wurde in vielen Bänden des Lexikons aufgegriffen. Die Einleitung zum ersten von drei Bänden »Medizin« beispielsweise beschäftigt sich fast ausschließlich mit der Frage nach den Möglichkeiten, medizinische Sachverhalte gemeinfasslich aufzubereiten. Unter Bezugnahme auf die Rede von Hermann von Helmholtz »Über das Streben nach Popularisierung der Wissenschaft« (1874) werden die formalen Schwierigkeiten diskutiert, die darin bestünden, wissenschaftlich exakt und zugleich auch für Laien fesselnd zu schreiben. Im zweiten Band grenzen sich die Herausgeber explizit vom »Dämonismus moderner Geisterbeschwörung im Gewande pseudowissenschaftlicher Theorien« ab.39 Der Leser des vorliegenden Bandes könne »gleichsam einen Blick in die Rüstkammer dieser Waffen des Geistes« tun. Ganz ähnlich setzt sich die Einleitung zum Band »Astronomie« mit dem Begriff »populär« auseinander, wo der Herausgeber erläutert, er orientiere sich im Duktus an der »Populären Astronomie« von Simon Newcomb/Rudolf Engelmann (deutsche Erstausgabe 1881), wobei der Terminus »populär« nur historisch zu verstehen sei und das genannte Buch »von dem gleichen hohen wissenschaftlichen Niveau« sei, das »auch diese Enzyklopädie anstrebt«.40 Die aus Sicht vieler Wissenschaftler ungewohnte Tätigkeit, für eine Verbreitung in den hohen Auflagen des Taschenbuches zu schreiben, evozierte anscheinend einen Rechtfertigungsdruck. Hans Altenhein berichtet 1969, zu Beginn des Lexikonprojekts sei es noch eine Zeit gewesen, »in der mancher Gelehrte seinen ›guten Namen‹ für ein Taschenbuch nicht hergeben wollte«.41

In den 1950er-Jahren wurde die Publikationsform Taschenbuch noch häufig mit belletristischem Inhalt verbunden. Walther Killy (1917–1995), der den Lexikonband »Literatur« herausgab, schrieb dem Verlag auf eine Absage Benno von Wieses (1903–1987) als Beiträger: »In Sachen Literatur-Lexikon bin ich nun, nachdem ich Wieses Absage erhalten habe, ganz entschieden für ›junge Leute‹.«42 Er wiederholte nur zwei Tage später, er wolle »das Literatur-Lexikon in Gang bringen, indem ich auf großkopfete Professoren verzichte«.43 Ob sich von Wiese an der Publikationsform Taschenbuch störte, ist nicht belegt. Junge Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sahen das Medium sicher unvoreingenommener. Frenzel berichtete dem Verleger über die Unterredungen mit Killy: »Prof. Killy wird versuchen, den LITERATUR I jetzt wie folgt zu disponieren. Dr. Böschenstein und er selbst übernehmen alle Artikel über die Lyrik, Szondi soll für das Drama gewonnen werden, über einen Mitarbeiter für die das Epos betreffenden Artikel muß noch verhandelt werden.«44 Peter Szondi ist in der Beiträgerliste im gedruckten Buch nicht aufgeführt, aber die dort sichtbaren akademischen Fachkollegen spiegeln die Literaturwissenschaft der 1960er-Jahre in prominenten Namen wie Hans Mayer (1907–2001), Hans Zeller (1926–2014), Walter Müller-Seidel (1918–2010), Paul Raabe (1927–2013). Der Verlag konnte grundsätzlich viele Autoren und Herausgeber verpflichten, die als renommierte Fachvertreter angesehen wurden und werden. Deren Akquise ist vermutlich auf die guten Kontakte und den anerkannten Ruf des Reihenbetreuers Frenzel zurückzuführen.

Ein exemplarischer Blick in geistes-, sozial- und naturwissenschaftliche Bände des Lexikons macht die Intentionen noch deutlicher. In den frühen Bänden, die bis Anfang der 1960er-Jahre erschienen, wurden die methodischen Überlegungen der Herausgeber und ihre inhaltlichen Ziele häufig erläutert. Frenzel gab den Herausgebern der Einzelbände seine Erwartungen vor. Es gehöre »zum Prinzip dieser Art von Realenzyklopädie in Taschenbuchform«, jeden Band mit einer Einführung in das gesamte Sachgebiet zu beginnen: »Es erscheint mir unerläßlich, daß Sie in der Einleitung, die ja ruhig 10-15 Seiten lang sein kann, nicht nur das von Ihnen als Herausgeber in diesem Bande getroffene Arrangement vertreten, sondern auch die Frage der Politik als solcher und die ihrer Erkennbarkeit mit wissenschaftlichen Mitteln persönlich aufgreifen.«45 Besonders in Band 2 des Lexikons, »Staat und Politik«, wird das Ziel (politischer) Aufklärung und politischen Basiswissens deutlich formuliert. Die Herausgeber Ernst Fraenkel und Karl Dietrich Bracher (1922–2016) sprechen dies mit Rückbezug auf die wissenschaftliche Neutralitätsverpflichtung direkt an: »Eines der Hauptanliegen des vorliegenden Bandes ist es […], den wesensmäßigen Gegensatz zwischen einer rechtsstaatlichen Demokratie und einer diktatorisch-totalitären Autokratie zu behandeln. […] Denn die Wissenschaft von der Politik gäbe sich selber auf, wenn sie sich politischen Herrschaftssystemen gegenüber für neutral erklären wollte, die die Voraussetzungen für die wissenschaftliche Behandlung der Politik bewußt verneinen und systematisch zu zerstören bestrebt ist. […] Die Wissenschaft von der Politik, die sich scheut, gegenüber den totalitären Schatten der Vergangenheit und den totalitären Realitäten der Gegenwart gleich eindeutig Stellung zu nehmen, läuft Gefahr, unter der Maske wissenschaftlicher Objektivität den nationalsozialistischen Vorgang zu bagatellisieren oder gar nachträglich zu rechtfertigen […].«46

Die Autoren dieses zweiten Bandes waren zum großen Anteil Professoren bzw. Lehrbeauftragte an der Deutschen Hochschule für Politik Berlin und der Freien Universität Berlin. Für diesen Band war die politische Vergangenheit der Herausgeber und Beiträger besonders relevant. Der Herausgeber Ernst Fraenkel war Jurist und lehrte schon vor 1933 an der Deutschen Hochschule für Politik, die Friedrich Naumann nach dem Ersten Weltkrieg begründet hatte. 1933 kämpfte Fraenkel, der jüdischer Herkunft war, gegen sein Berufsverbot und erreichte eine kurzfristige Duldung.47 Er engagierte sich im sozialistischen Widerstand und musste schließlich 1938 nach Großbritannien fliehen; von dort aus ging er in die USA. 1953 wurde er auf den neu eingerichteten Lehrstuhl für Politikwissenschaft an der FU Berlin berufen. Sein Mitherausgeber Bracher48 war als junger Mann 1940 zum Kriegsdienst eingezogen worden, kam in Gefangenschaft und wurde später als erster Habilitand der Politikwissenschaft zum hochrenommierten Fachvertreter.

Ursprünglich sollte der Band »Staat und Gesellschaft« heißen, wogegen sich die potentiellen Mitarbeiter vehement ausgesprochen hatten.49 Die Abgrenzung zur Soziologie schien zu schwach, und die Möglichkeiten, auch politische Phänomene des Auslands aufzugreifen, wären dadurch beschränkt worden. Einige der »prominentesten Mitarbeiter«,50 Otto Heinrich von der Gablentz (1898–1972), Politologe und Widerstandskämpfer, Mitglied des Kreisauer Kreises, sowie Ossip K. Flechtheim (1909–1998), als Jude und Mitglied einer Widerstandsgruppe 1933 aus dem juristischen Dienst entlassen und bis 1951 in der Emigration in den USA, hatten eine größere Anzahl von Artikeln übernommen und »machten ihre Mitarbeit ausdrücklich von einer Änderung des Titels abhängig«.51 Der Band barg auch weiterhin ein Konfliktpotential zwischen Herausgebern und Verlag, das aus der Nichteinhaltung von Abgabeterminen, dem Produktionstempo und Umfangsfragen ebenso wie aus unterschiedlichen Ansichten über die inhaltliche Konzeption von Beiträgen resultierte. Vom Verlag gewünschte Themen und bereits vereinbarte Artikel wurden von den Herausgebern schlicht ignoriert: »Auf die Aufnahme des Artikels über Frauenfragen legen wir keinen Wert.«52 Vor allem die Beiträge zu Staatsformen führten zu längeren Diskussionen zwischen Herausgebern und Verlag. »Monarchie«, »Marxismus« und »Demokratie« wurden zugunsten eines Beitrags »Staatsformen« gestrichen.53 Schließlich einigte man sich auf eine »stark bearbeitete Neuauflage«, wenn die erste Auflage vergriffen sei. Diese Überarbeitung wurde bereits im September 1958 besprochen und für das Frühjahr 1959 geplant.

Zwei andere disziplinäre Beispiele sind repräsentativ für typische Zeitthemen der 1950er- und 1960er-Jahre: erstens Gesellschaftstheorie, zweitens Kernphysik. Im Falle der Soziologie kommt die politische Abkehr von nationalsozialistischer Sozialforschung hinzu, was nicht nur inhaltlich, sondern auch durch die Auswahl der Beiträger repräsentiert wurde. Einer der renommiertesten Soziologen der frühen Bundesrepublik zeichnete für Band 10 »Soziologie« verantwortlich. Dieser Band erschien im August 1958 unter der Ägide von René König (1906–1992), seit 1949 Professor für Soziologie an der Universität zu Köln.

Lexikon-Band 10: Soziologie
(Neubearbeitung 1967, 333.-352. Tsd. 1971)

Mit mehr als 400.000 verkauften Exemplaren bis 1980 wurde der Band zum »Kassenschlager«.54 König konzipierte das Werk vor allem für die Studierenden der Soziologie, hoffte jedoch auch auf Lektüre im Schulunterricht und in der breiteren Öffentlichkeit. Er wollte Leser »aus bisher noch uninteressierten Bevölkerungsschichten« gewinnen, um die Aufmerksamkeit auf die Soziologie und ihre sich rasch ausbreitende Forschung zu lenken, hieß es im Vorwort der Neuausgabe 1967. Eine dem Inhalt vorgeschaltete Redaktionsnotiz schon zur Erstausgabe von 1958 verweist auf den »regen Gedankenaustausch« zwischen dem Herausgeber und Frenzel, was sich in »vielen Einzelheiten« des Bandes niedergeschlagen habe.55 König nimmt wie die beiden Herausgeber von »Staat und Politik« in seiner Einführung Bezug auf den Nationalsozialismus, der die Entwicklung der Soziologie in Deutschland »1933 brutal zum völligen Stillstand gebracht« habe.56 Dies habe zum »fast völligen Fehlen einer mittleren Generation von Soziologen« geführt.57 König attestierte der deutschen Soziologie einen »völlig hilflosen Empirismus«, dem »ein totaler Mangel an soziologischer Theorie gegenübersteht«.58 Der Lexikon-Band habe daher die Aufgabe, »nicht nur die in Deutschland früher vorhandenen Ansätze zu einer soziologischen Theorie wieder aufzunehmen, sondern vor allem die während der Herrschaft des Nationalsozialismus verpaßten Entwicklungen in der Welt endlich zu rezipieren«. Diese Einschätzungen wiederholte König in der Neuausgabe von 1967 nicht mehr.

Im Unterschied zu anderen Bänden des Lexikons liefert der Herausgeber eine systematische Übersicht über »Zentrale Begriffe der allgemeinen Soziologie«, »Gebiete, bzw. angewandte Soziologien« sowie »Verwandte und Hilfswissenschaften«, um dem Lesepublikum das Verständnis von Zusammenhängen zu erleichtern, was durch die alphabetische Anordnung der Lemmata erschwert war. Die damit verbundene Präsentation der Disziplin für ein größeres Publikum fehlt anderen Bänden, deren Gebiete offenbar als bekannter angesehen wurden. Lediglich im Band »Mathematik« wird ein Schaubild mit allen Fachthemen der Disziplin der Einleitung vorangestellt. König nimmt auch explizit Bezug auf die Verdienste des S. Fischer Verlags, »der so vieles für die Entfaltung des Geisteslebens in der Vergangenheit getan hat«; der Verlag »beweist heute mit der Übernahme sozialwissenschaftlicher Bände in seine Reihe von Lexiken, daß er immer noch vom gleichen Initiativgeist beseelt ist wie früher. Es ist ein wirkliches Verdienst, die Ausgabe eines soziologischen Lexikons zu wagen, das sich an weiteste Kreise der Bevölkerung wendet. Herausgeber und Mitarbeiter sind sich ihrer Verantwortung voll bewußt.«59

An der Neuausgabe des Bandes von 1967 wirkten unter anderem mit: Karl Martin Bolte (1925–2011), der die Artikel »Mobilität« und »Schichtung« übernommen hatte, die Kölner Kollegen Erwin K. Scheuch (1928–2003) für das Methodenkapitel und Alphons Silbermann (1909–2000) für »Kunst« sowie der Mannheimer Soziologe M. Rainer Lepsius (1928–2014) für »Industrie und Betrieb«. Ein weiterer König-Schüler neben Scheuch war Dietrich Rüschemeyer (geb. 1930), der mittlerweile in Rhode Island lehrte und die Beiträge zu »Mentalität und Religion« sowie »Religion« und den bis heute lesenswerten Artikel zu »Wissen« schrieb. Der Remigrant König, der allein mehr als 30 der Lexikonbeiträge verfasste, hatte jüngere, prägende Fachkollegen der deutschen Soziologie zu diesem Band eingeladen. Bolte, Scheuch, Lepsius und Rüschemeyer standen aufgrund ihres Alters nicht im Verdacht, den Nationalsozialismus unterstützt zu haben. Nur Silbermann gehörte derselben Generation an wie König. Silbermann war als Jude verfolgt worden und hatte 1933 emigrieren müssen.

Königs Bedeutung für die westdeutsche Nachkriegssoziologie kann kaum überschätzt werden. Die Neuausrichtung und Internationalisierung der Soziologie waren wesentliche Verdienste.60 Während seines Schweizer Exils ab 1937 schrieb er über 360 Artikel zur Soziologie für das »Schweizer Lexikon«, die Stephan Möbius als »Grundstock für Königs berühmten Kanonisierungsversuch des Faches durch das ›Fischer-Lexikon‹« einschätzt.61 1949 wurde er als Nachfolger Leopold von Wieses (1876–1969) in Köln berufen und begründete die »Kölner Schule« der westdeutschen Soziologie. 1962 wurde König Präsident der International Sociological Association, deren Mitbegründer er 1949 war.

Thomas Mergel weist dem Soziologie-Band einen »tiefgehenden Einfluss auf das soziologische Denken in der Bundesrepublik« zu und sieht ihn als »Gradmesser für den Stand der Rezeption der amerikanischen Soziologie in Deutschland«.62 Diese Rezeption konzentrierte sich auf den bis dahin in Deutschland kaum wahrgenommenen Strukturfunktionalismus Talcott Parsonsʼ und die Arbeiten Robert K. Mertons. Die Sensibilität für gesellschaftliche Themen war während der 1960er-Jahre nicht nur angesichts der Studentenbewegung in der Bundesrepublik gewachsen, sodass dieser Band sein Lesepublikum auch über die Studierenden der Soziologie hinaus fand.

Ähnlich wie die Aktualität der Soziologie war der Kalte Krieg mit seiner atomaren Bedrohung ein Zeitthema, das nicht nur journalistisch behandelt wurde, sondern auch in Broschüren und Taschenbüchern seinen Niederschlag fand. So erschienen in der »Kleinen Reihe« von Vandenhoeck & Ruprecht bereits in den 1950er-Jahren Reden, Essays und andere Abhandlungen der renommierten Physiker Carl Friedrich von Weizsäcker (1912–2007) und Max Born (1882–1970), die beide Unterzeichner der Göttinger Erklärung von 1957 gegen die atomare Bewaffnung der Bundeswehr waren.63 Zu deren Kreis gehörte auch der Physiker Walther Gerlach (1889–1979), der 1960 den Lexikon-Band »Physik« herausgab und darin die meisten Lemmata selbst geschrieben hatte. Die Physik war in ihrer disziplinären Kompetenz dem sachlichen Umgang mit dieser Thematik verpflichtet, und so lautet der erste, den Band einleitende Satz: »Die überraschenden Ergebnisse und aufregenden Konsequenzen der neueren Entwicklung der Physik führten zu recht zahlreichen mehr oder weniger geglückten populären Berichten über Ergebnisse der Kernphysik.«64 Gerlach führt aus, dass es zum Verständnis der Kernphysik einer Einsicht in die Grundlagen der gesamten Physik bedürfe. Diese zu vermitteln sei Aufgabe des Bandes, da die verbreitete Meinung, die Kernphysik sei das Kernstück der Physik, korrigiert werden müsse. Der Band sei zwischen Lexikon und Lehrbuch angesiedelt.65 Gerlach betont explizit, dass selbst in einer wenig physikalisches Wissen voraussetzenden Darstellung auch schwer verständliche theoretische Kapitel nötig seien, »wenn man nicht der Verwechslung von ›populär‹ und ›trivial‹ unterliegen wollte«.66 Diese Feststellung trifft das Zentrum eigentlich aller Lexikonbände: gemeinfasslich zu schreiben, ohne unterkomplex zu werden. Die Konturierung der akademischen Disziplin Physik für die Rezeption des Bandes innerhalb und außerhalb der Disziplin ist, ähnlich wie bei der Soziologie, bemerkenswert. Schließlich wird als Sinn und Aufgabe der Physik angesehen, »die Sehnsucht nach dem Erkennen der Welt zu stillen«. Dazu solle der Band beitragen.

Die Selbstreflexion einer Disziplin angesichts der Zielgruppe, die über den engen akademischen Kreis hinausgeht, findet man auch in den beiden Teilbänden zur Mathematik. Deren Einordnung in das Lexikon erfolgt als eine Disziplin, die »neben der Philosophie wohl die älteste Wissenschaft der Menschheit« sei. Sie habe sich »in ihrer Forschung besonders in neuerer Zeit um die Klärung der eigenen Grundlagen bemüht«.67 Die Herausgeber betonen, dass sie dem »bisweilen als schwierig empfundenen Zugang zur Mathematik […] eine rücksichtsvolle Breite« entgegenstellen. Die Mathematik habe eine »zentrale Position […] zwischen Natur- und Geisteswissenschaften«, was für den Lexikonband bedeute, dass neben den klassischen Gebieten Fragen »nach der Wahrheit mathematischer Aussagen« behandelt würden und »die Brücke zu Philosophie und Geistesgeschichte« geschlagen werde.68 Einer der Herausgeber, Heinrich Behnke (1898–1979), Ordinarius für Mathematik an der Universität Münster, war ein Fachdidaktiker, der für die Vermittlung mathematischer Fertigkeiten sowie mathematischer Grundlagen und Spezialgebiete zweifellos geeignet war. Im zweiten Teilband wurden auf über 20 Seiten auch Rechenmaschinen und ihre Funktionsweisen vorgestellt, womit dem interessierten Publikum die praktische Anwendung mathematischer Kenntnisse erläutert wurde.

Während Philosophie und Mathematik auf ihre integrierende Funktion im Fächersystem rekurrierten und die Astronomie ebenfalls auf ihre jahrtausendalte wissenschaftliche Tradition verweisen konnte,69 wirkten andere Gebiete zunächst fremd im System der Wissenschaften. Friedenthal hatte in seinem Entwurf des Lexikons auch Fachgebiete berücksichtigen wollen, die außerhalb des tradierten Wissenskanons standen. Dies ist etwa beim Band »Film, Rundfunk, Fernsehen« von 1958 der Fall. Herausgegeben von Lotte H. Eisner (1896–1983)70 und Heinz Friedrich, der das Lexikon im Fischer Taschenbuchverlag kurzfristig betreute, schien sich das Thema auf den ersten Blick »kaum für die Aufnahme in eine Enzyklopädie zu eignen«. Wie es die Herausgeber in der Einleitung formulierten: »Denn weder der Film noch Rundfunk und Fernsehen haben eine nennenswerte Tradition […]. Alle drei Institutionen sind typische Produkte des zwanzigsten Jahrhunderts. Sie üben unabsehbare Macht über die öffentliche Meinung aus und beeinflussen oft den kulturellen Geschmack, die geistige Mode.«71 Der Band erlebte bis Ende der 1960er-Jahre nur eine einzige Auflage. Möglicherweise hing dies mit der fehlenden disziplinären Verankerung in den Universitäten zusammen. Erst mit der Neukonzeption des Bandes, den Elisabeth Noelle-Neumann (1916–2010) zusammen mit Winfried Schulz (Jg. 1938) unter dem Titel »Publizistik« 1971 herausgab, stellte sich der Erfolg in mehreren Auflagen ein.72

Die Entwicklung oder besser Genese einer kommunikationswissenschaftlichen Disziplin zeigt sich in den Lemmata: 1958 beginnt der Band mit »Empfangsversorgung« und »Fernsehtechnik«, gefolgt von »Filmtechnik« bis hin zu »Wortprogrammen im Rundfunk«. Die technischen Grundlagen und die Herstellung der Medien dominieren den Band. 1971 sieht der Inhalt völlig anders aus. Die zeitgenössisch vieldiskutierte »Wirkung der Massenmedien« ist auf mehr als 30 Seiten einer der längsten Beiträge. Die Wissenschaft von der Massenkommunikation war etabliert und immerhin an sieben westdeutschen Universitäten verankert. Noelle-Neumann verstand die Publizistik als »Integrationswissenschaft oder synoptische Wissenschaft«.73 Sie konturierte die Publizistik, die aus der Zeitungskunde entstanden war, als Kommunikationswissenschaft bzw. Kommunikationsforschung. Der Band betrachtet auf über 40 Seiten die »Massenmedien« international (Europa, Japan, UdSSR, USA, VR China), thematisiert unter dem Lemma »Öffentliche Meinung« die Bedeutung der Medien und stellt die Presse der Bundesrepublik derjenigen der DDR gegenüber, die im Leninʼschen Sinne »kollektiver Propagandist, kollektiver Agitator und kollektiver Organisator« sei. In dieser Neuausgabe sind die West-Ost-Kontraste aufgrund der unterschiedlichen politischen Systeme bei fast allen Lemmata leitend.

Lexikon-Band 9: Film, Rundfunk, Fernsehen (1958), mit blauem Schutzumschlag
Lexikon-Band 9 (Neuausgabe): Publizistik (1971)

Hier ist kein Überblick sämtlicher Wissensgebiete möglich, die die einzelnen Bände präsentieren. Allen gemeinsam ist aber die Konzentration erstens auf die Themen und Forschungsfragen eines Fachgebiets. Zweitens findet sich in fast jedem Band eine wissenschaftsgeschichtliche Einordnung der jeweiligen Disziplin mit ihren Wurzeln und ihren wichtigsten Vertretern in der Geschichte des Fachs. In der Regel wird auch auf den allgemeinen Nutzen der jeweiligen Forschung hingewiesen, zum Beispiel im Band »Geophysik« auf die Erdbeben-Aufzeichnungen. Die »Geophysik« kann als Beispiel für die Inhalte der naturwissenschaftlichen Bände dienen, wie in der Einführung die Instrumente, die Wissenschaftsorganisation – im Unterschied zur »Laboratoriums-Wissenschaft (wie Physik und Chemie)«74 und die Einteilung der Disziplin erläutert werden (Geodäsie, Seismologie, Meteorologie etc.).

Die Philosophie als Disziplin erfordert hingegen einen anderen Zugang. In der Einführung wird dies betont: »Unerläßlich und unersetzbar bleibt das Studium der bedeutenden Texte.«75 Der Band versteht sich als Einführung, in der grundlegende Begriffe, »Konturen der geschichtlichen Entwicklung […] und der Stand gegenwärtiger philosophischer Diskussion« aufgezeigt werden. Folgerichtig beginnt das Werk mit einer Abhandlung zum »Situationsverständnis gegenwärtiger Philosophie« von Helmuth Plessner.

Geophysik und Philosophie stehen stellvertretend für die meisten anderen Bände, die sich ebenfalls auf die Methoden der disziplinären Wissensproduktion bezogen – und sich zudem auf die jeweilige zeitgenössische Relevanz beriefen. Der Komplexitätsgrad der Erklärungen von Sachverhalten und fachspezifischen Begriffen unterscheidet sich von denen in Fachlexika kaum. Die von Frenzel angestrebte Einheit aller Lexikonbände wäre eine nähere inhaltliche Analyse wert, denn die Lemmata »Wissenschaftstheorie« im Band »Philosophie« und »Wissen« im Band »Soziologie« ergänzen sich etwa in ihren Ausführungen zu wissenschaftlichen Verfahren und wissenschaftlicher Institutionalisierung.

Die Selbstreflexion der Disziplinen bezog sich auf Inhalte, Methoden, theoretische Konzepte und bisweilen auf ihre Geschichte im Nationalsozialismus, wie es zum Beispiel in den Bänden »Politik und Staat« oder »Soziologie« deutlich wurde. Die Mitarbeiter:innen dieser Bände waren zu jung, um in den Verdacht einer belasteten NS-Vergangenheit zu gelangen, oder kamen aus der Emigration zurück oder hatten unverdächtige Lebensläufe. Dies gilt nicht pauschal für sämtliche Herausgeberteams. Ein Gegenbeispiel ist der Band »Anthropologie«, der als 15. Lexikon-Band 1959 von Gerhard Heberer (1901–1973),76 Gottfried Kurth (1912–1990)77 und Ilse Schwidetzky-Roesing (1907–1997)78 herausgegeben und verfasst wurde. Alle drei waren in der NS-»Rassenkunde« wissenschaftlich sozialisiert und aktiv gewesen, Heberer auch als Mitglied der SS. Alle drei konnten sich nach 1945 wieder an bundesdeutschen Universitäten etablieren, Schwidetzky-Roesing als national wie international maßgebliche Fachvertreterin der Anthropologie. 1949 bis 1975 war sie Professorin an der JGU Mainz.

5. Die Bildungspolitik der frühen Bundesrepublik
als Impuls für die erfolgreiche Vermarktung

Bereits in den 1950er-Jahren führte die von allen sozialen Kräften getragene Idee, Bildung als ein wesentliches Element für die Durchsetzung und Akzeptanz der demokratischen Grundordnung der westdeutschen Gesellschaft zu verstehen, zur bis dahin größten Bildungsexpansion in der deutschen Geschichte. Durch den Aufbau eines komplexen Schul- und Hochschulsystems sollte die Demokratisierung der Bildung vorangetrieben werden. In den 1960er-Jahren lieferten die Diskussionen über die notwendigen Reformen der Bildungspolitik, die von Georg Picht 1964 mit dem Begriff »Bildungskatastrophe« eingeleitet wurden,79 neue Impulse für die Popularisierung von Wissenschaft im Taschenbuch. Ralf Dahrendorfs Diktum »Bildung ist Bürgerrecht«80 von 1965 mit der Forderung nach mehr Abiturienten sowie hochqualifizierten, akademisch gebildeten Arbeitskräften sorgte nach den Jahren des »Wirtschaftswunders« für eine öffentliche Debatte über Werte, die außerhalb des Materiellen lagen. Auch ohne Rückbindung an universitäre Gratifikationen war in der frühen Bundesrepublik vor allem in der Mittelschicht die Überzeugung verbreitet, durch Bildung sozialen und wirtschaftlichen Aufstieg verwirklichen zu können. Dies förderte den Willen, sich vielfältig auch jenseits institutioneller Bildungsinstanzen mit historischen, gesellschaftlichen und naturwissenschaftlichen Themen auseinanderzusetzen. Insbesondere die bildungsbürgerlichen Eliten konnten aus einem reichhaltigen medialen Angebot wie gerade den wissenschaftlichen Taschenbuchreihen und zudem aus Rundfunk, Tagespresse und politisch-kulturellen Zeitschriften wählen und ihre intellektuellen Bedürfnisse befriedigen.81 Diese Anerkennung von Bildung als individuellem und sozialem Wert bot dem »Fischer Lexikon« auch außerhalb der akademischen Institutionen Absatzchancen, war es doch eine preiswerte Alternative etwa zum Brockhaus.

Die Anstrengungen, breiten Gesellschaftsschichten größere Bildungschancen zu bieten, fanden ihren Ausdruck vor allem in den Neugründungen von Universitäten und Gesamthochschulen: 1961 Bochum, 1965 Düsseldorf, 1966 Dortmund und Konstanz, 1967 Bielefeld und Ulm, 1969 Koblenz-Landau. In den 1970er-Jahren kamen weitere hinzu. Die Entwicklung der Studierendenzahlen verlief rasant: 1960 studierten an bundesdeutschen Universitäten ca. 270.000 Menschen, 1970 bereits ca. 420.000, 1980 schließlich ca. 842.000.82 Von diesem gesellschafts- und bildungspolitischen Aufbruch profitierte nicht nur das »Fischer Lexikon«. Speziell für das studentische Publikum war das Taschenbuch die preiswerte Alternative zu opulenten und teuren Fachlexika. Hinzu kam, dass die in Neuausgaben häufig inhaltlich aktualisierten Taschenbücher auch das Lexikon attraktiv machten. Die Bände »erleichtern den […] Zugang gerade zu den 16- bis 30jährigen Lesern, und sie geben dem Verfasser oder Herausgeber informierende[r] Taschenbücher leichter Gelegenheit, bei Nachdrucken eigene Korrekturen, Leserwünsche und Erkenntnisse anderer zu berücksichtigen. So wird gerade bei einem Taschenbuchunternehmen wie dem seit zehn Jahren erscheinenden Fischer Lexikon besonders deutlich, was mit der Wechselseitigkeit der Beziehungen zwischen Autor und Leser gemeint ist: durch ununterbrochene Kontrolle und Bearbeitung bleibt diese Reihe in ungewöhnlicher Weise auf dem aktuellen Stand der einzelnen Wissenschaften.«83

Die Medialisierung der Wissenschaft im Taschenbuch führte zum kontinuierlichen Reflektieren der Erkenntnisse durch Neubearbeitungen und wirkte somit auf die Disziplinen selbst zurück. Die stetige Dokumentation wissenschaftlichen Fortschritts und Perspektivenwechsels bei neuen Auflagen war sicher ein schlagendes Kaufargument nicht nur für das universitäre Lesepublikum, sondern auch für Angehörige anderer Bildungsinstitutionen, die auf dem aktuellen Wissensstand sein mussten oder wollten.

Der Trend, mehr wissenschaftliche Taschenbücher herauszubringen, war auf dem Markt deutlich ablesbar: 1951 waren 96 Prozent aller Taschenbücher belletristisch, 1971 nur noch 56,7 Prozent und 1981 lediglich 50,2 Prozent.84 Der für die »Fischer Bücherei« zuständige Hans Altenhein lieferte 1966 Zahlen: Er gibt für die »Bücher des Wissens« (seit 1952) als höchste Auflage »Das Geschichtsbuch« mit 687.000 Exemplaren an, für das »Fischer Lexikon« eine Gesamtauflage von über 4 Millionen Exemplaren, für den »Fischer Weltalmanach« (seit 1960) jährlich etwa 100.000 Exemplare. »Neue ›Bildungsbücher‹ und Serien dieser Art werden heute schon als Originalausgaben für die siebziger Jahre vorbereitet.«85

Im Oktober 1965 hatte an der Columbia University in New York eine Konferenz zum Thema »Paperbacks in Education« stattgefunden,86 denn in den USA waren Taschenbücher in Schule und Universität als Bildungsinstrument bereits etabliert. Dies kann mit der längeren Tradition von Paperback-Ausgaben literarischer Werke und Sachbücher auf dem US-amerikanischen Markt begründet werden. In der Nachkriegszeit war diese Publikationsform schon populär und wurde zum Vorbild für Rowohlts Initiative auf dem deutschen Markt.87 In der Bundesrepublik zeigte sich die Entwicklung, Taschenbücher als Bildungsmedium einzusetzen, erst in den 1970er-Jahren, die sich im Rückblick als maßgebliche Expansionsphase dieses Marktes entpuppten.

Die genannte Entwicklung animierte zu Neugründungen weiterer Reihen, so auch im Hause Fischer. Die Buchmesse 1972, oft als »Taschenbuchmesse« bezeichnet, kann als Beginn der weiteren Expansion angesehen werden. Der S. Fischer Verlag, mittlerweile zu Holtzbrinck gehörend, ging eine Kooperation mit dem wissenschaftlichen Athenäum-Verlag ein und stellte zur Buchmesse die ersten 35 Titel des neugegründeten Athenäum Fischer Taschenbuch Verlags vor. Erstveröffentlichungen und gezielte Neudrucke prägten das Programm aus Literatur, Kommunikationstheorie und politischer Kritik.88 Der Absatzmarkt war ökonomisch noch nicht ausgereizt.

Das »Fischer Lexikon« war Ende der 1960er-Jahre eine der erfolgreichsten Unternehmungen innerhalb des Taschenbuchverlags. Bis Anfang 1969 waren 5.393.000 Exemplare der Bände gedruckt worden.89 Altenhein gibt rund 140 Neuauflagen bis 1969 an.90 Auffallend ist die ab etwa 1970 nochmals steigende Zahl von teils überarbeiteten, teils völlig neu konzipierten Auflagen in rascher Folge; einige Beispiele: neun Auflagen »Staat und Politik«, zehn Neuauflagen und Bearbeitungen »Wirtschaft«, zehn Auflagen und Neubearbeitungen »Philosophie«, sieben Neuausgaben und Neuauflagen »Soziologie« usw. Die allgemeine Bildungsexpansion, die die westdeutsche Bevölkerung zu kritischen und urteilsfähigen Bundesbürgern machen sollte, blieb nicht nur eine politische Absichtserklärung.91

Der Literaturkritiker Karl Heinz Bohrer (1932–2021) hatte bereits 1971 im Feuilleton der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« konstatiert: »Wahr ist aber, daß jene Altersgruppen, die noch vor zehn Jahren Belletristik lasen, Studenten, Schüler, Lehrer, etwa der akademische jüngere Mittelstand, dies heute nicht mehr tun. Sie ziehen politische, soziologische, psychologie- und ideologiekritische Themen vor.«92 Walter Kumpmann (1930–2018), Wissenschaftslektor bei dtv, bestätigte das aus seiner verlegerischen Innensicht 1977 im »Börsenblatt für den deutschen Buchhandel«. Seine Frage »Wer kauft die wissenschaftlichen Taschenbücher?« beantwortete er aus vielen Einzelbeobachtungen, Zuschriften und Aussagen von Buchhändlern. Es seien nicht nur die Studenten und Dozenten der jeweiligen Fächer – dagegen sprächen schon die Absatzzahlen –, sondern auch Studenten und Dozenten ganz anderer Fächer, ebenso Schüler, Angehörige aller akademischen und Lehrberufe sowie die Bildungs- und Fortbildungsleser, auch die im weiteren Sinne politisch Interessierten. Den Hauptanteil stellten offensichtlich junge Leute bis etwa 35 Jahren.93 Ab den späten 1960er-Jahren fanden sich – zunächst in universitären Kontexten – Leserinnen und Leser zu Interessengemeinschaften zusammen; sie interpretierten und diskutierten theoretische Texte, die ihnen in wissenschaftlichen Taschenbuchausgaben vorlagen. Resonanz fanden vor allem gesellschaftspolitische Themen und soziologische Theoretiker bzw. Klassiker. Dieses Interesse strahlte schnell breiter aus und fand seinen Niederschlag auch in außeruniversitären Lesegruppen.

Bis in die 1970er-Jahre hatte sich ausgehend von der gemeinsamen Lektüre theoretischer Texte eine besondere Leseatmosphäre und Lesekonjunktur entwickelt. Lesen war »stark vergesellschaftet […] – man las häufig nicht allein, sondern im Kontext von Arbeitsgruppen aller Art […]. Daraus entwickelte sich eine eigene soziale Dynamik, die den Leseprozess insgesamt stimulierte […].«94 Linkspolitische und feministische Lesezirkel erörterten geisteswissenschaftliche theoretische Basistexte und gesellschaftspolitische Themen. Diese Diskussionen sorgten für neuen politischen Input und fungierten als Bestätigungsinstanz für gemeinsame Werte.95 Die kollektiven Lektürestoffe der Linken ließen insgesamt einen »eigentümlichen ›Theorie-Fetischismus‹«96 erkennen, was den hohen Diskussions- und Deutungsbedarf erklärt. Das Phänomen der theorieaffinen Lektüre in studentischen Kreisen ist in den letzten Jahren mehrfach wissenschaftlich thematisiert und auch in Autobiographien erinnert worden.97 Soziologische, philosophische, politiktheoretische, pädagogische und psychologische Themen dominierten vor unterhaltenden Lesestoffen. Dies war eine besonders in Westdeutschland ausgeprägte Vorliebe, die im Gegensatz bzw. in deutlicher Abgrenzung zu anderen westlichen Lesevorlieben stand.98 Gerade die schwierig zu erschließenden theoretischen Texte führten zur Bildung von Lesegruppen, die ihre Lektüre nicht nur aus dem Angebot etablierter Verlage wie Suhrkamp, hier insbesondere aus der »edition suhrkamp« (es)99 oder linken Unternehmen wie Merve wählten, sondern auch von der in den 1970er-Jahren florierenden Raubdruckkultur profitierten. Zu letzterer gehörten soziologische Klassiker wie Adornos und Horkheimers »Dialektik der Aufklärung« von 1944/47 oder Wilhelm Reichs psychoanalytische Schriften wie »Funktion des Orgasmus« von 1927 oder »Massenpsychologie des Faschismus und Charakteranalyse« von 1933.

Dass der S. Fischer Verlag mehr und mehr ein studentisches Käuferpublikum anvisierte, wurde bei der Neuauflage des »Philosophie«-Bandes 1966 klar gesagt. Frenzel, mittlerweile für Rütten + Loening tätig, und Diemer teilten im Rundschreiben an die Autoren vom Januar 1966 mit, der Verlag wolle »spätestens zum Beginn des Wintersemesters im Herbst« mit der Neuauflage herauskommen.100 Ähnlich argumentierte Altenhein zwei Jahre später, im Mai 1968, als er die überarbeitete Neuausgabe des Bandes von Verlagsseite betreute. Er sprach von einer »Einbuße an Prestige« und wirtschaftlichem Schaden für den Verlag, sollte die »gerade neu bearbeitete Ausgabe« zum Wintersemester 1968/69 nicht lieferbar sein.101

Die Anzahl der Studierenden wuchs in den 1970er-Jahren erneut rapide an. Daher erlangte das studentische Publikum als Absatzmarkt noch größere Bedeutung. Weitere Universitäts- und Gesamthochschulgründungen sowie Neuausrichtungen Pädagogischer Hochschulen dieser Jahre zeigen die Bestrebungen, mehr Menschen aus allen Schichten zu akademischen Abschlüssen zu führen: 1970 Augsburg, Kaiserslautern, Kassel und Trier, 1971 Bremen, 1972 Bamberg, Duisburg, Essen, Paderborn, Siegen und Wuppertal, 1973 Passau, 1974 Oldenburg und Osnabrück sowie die Fernuniversität Hagen, 1975 Bayreuth, schließlich 1978 Hildesheim und 1979 Hamburg-Harburg. Diese äußeren Faktoren sind als Erklärung für den gestiegenen Absatz jedoch nicht hinreichend. Lexika gelten gemeinhin als Medien überprüften, gesicherten Wissens, das innerhalb der jeweils verschiedenen Disziplinen konsensual anerkannt ist. Die Anpassungsprozesse an das Zeitgeschehen und die Weiterentwicklung der medialen Kultur zeigen sich in neukonzipierten Bänden, die bisweilen auch umbenannt wurden. Aus »Außenpolitik« (Band 7, erstmals erschienen im Februar 1958), herausgegeben von Golo Mann (1909–1994) und Harry Pross (1923–2010), wurde im September 1969 der Titel »Internationale Beziehungen«, nachdem der Band »Außenpolitik« schon einige Zeit vergriffen war. Die erste Auflage wurde eingeleitet mit einem knapp 5-seitigen Artikel »Abrüstung«, direkt gefolgt von »Absolutismus«, »Afrika« und 3,5 Seiten »Atomproblem«. Die Neuauflage unter dem Titel »Internationale Beziehungen« enthält als ersten Artikel auf 19 Seiten »Abrüstung und Rüstungskontrolle«, gefolgt von 4,5 Seiten »Aggression«, 3,5 Seiten »Auswärtige Gewalt«, 4,5 Seiten »Balance of Power« und 5,5 Seiten »Berlinfrage«. »Absolutismus«, »Afrika« und »Atomproblem« kommen als eigenständige Beiträge nicht mehr vor. Die Aktualisierung und rasche Reaktion auf wissenschaftliche Entwicklungen und politische Zeitthemen ist unübersehbar. Andere Beispiele betreffen disziplinäre Entwicklungen: Aus dem ersten Lexikon-Band »Die nichtchristlichen Religionen« wurde 1972 »Geschichte der Religionen«, und wie bereits erwähnt, wurde »Film, Rundfunk, Fernsehen« 1971 ersetzt durch »Publizistik«.

6. Das »Fischer Lexikon A-Z« in Rundfunk und Presse

Besprechungen attestierten dem Lexikon ein überzeugendes Konzept. Zu seiner Verbreitung trug die positive Beurteilung in der Presse sicher bei, vor allem aber die Erwähnung im Rundfunk. Bis in die 1970er-Jahre hinein boten Radiosendungen kontinuierlich Informationen über die Geschehnisse auf dem Buchmarkt. Der Journalist und Buchhändler Jürgen Dahl (1929–2001) besprach das Lexikon in einem Funkessay im zweiten Programm des Westdeutschen Rundfunks unter dem Titel »Das Gedächtnis im Regal«. Dahl griff den Unterschied zwischen einem Lexikon und einer Enzyklopädie auf und konstatierte: »Weit liegen die Zeiten zurück, wo der Lexikonautor mit etwas längerem Atem zu einem wohlgeformten, auch Nebenaspekte umfassenden Essay über sein Stichwort anheben konnte. Wo heute dennoch eine Abschweifung geboten erscheint, eine Rückkopplung, eine Erinnerung an anderes, das im Zusammenhang nicht entbehrlich ist – da steht im Lexikon ein Pfeil. Und der besagt: ›Bleiben Sie nicht bei dieser Information stehen, sie ist aus einem Zusammenhang gerissen, suchen Sie weiter!‹«102

Das »Fischer Lexikon« verband die Vorzüge einer umfassenden Enzyklopädie mit der schnellen Informationsmöglichkeit alphabetischer Lexika. Auch in an­deren Rundfunksendungen wurden die Lexikonprojekte der Publikumsverlage vorgestellt.103 Die Besprechung wissenschaftlicher Taschenbücher im Rundfunk erreichte ein breites Publikum, das in den 1960er-und 1970er-Jahren das Radio noch als tägliches Medium nutzte.

Auch international wurde das Lexikon im Feuilleton gewürdigt. Im Schwerpunkt-Heft »Taschenbuch« der französischen Intellektuellenzeitschrift »Les Temps modernes« vom April 1965 schrieb Jean-Louis Ferrier (1926–2002) über den westdeutschen Markt: »In diesem Land gibt es auch die ausgezeichnete Reihe des Fischer Lexikons, die 36 Bände umfasst und aus 15- bis 30-seitigen durchdachten Artikeln besteht, die in alphabetischer Reihenfolge aufeinander folgen – von Astronomie und Mathematik bis hin zur Religionsgeschichte – die Struktur einer ersten Zusammenfassung des aktuellen Wissens, die als Taschenbuch erschienen ist.«104 Die Anerkennung des Lexikons im Ausland spiegelt sich zudem in den zahlreichen internationalen Lizenzen: Übersetzungsrechte waren nach England, Frankreich, Italien, in die Niederlande, nach Polen, Portugal/Südamerika, Spanien/Südamerika sowie in die USA vergeben worden.105

Kritische Stimmen in der deutschen Presse betrafen den von Wolf-Hartmut Friedrich und Walther Killy herausgegebenen dreiteiligen Band »Literatur« (Bände 34, 35/1 und 35/2). Der Literaturwissenschaftler Hans Wolffheim (1904–1973) übte 1969 in der »Welt« harsche Kritik an Konzeption und Ausführung des Bandes, der auf abendländische Literatur konzentriert war.106 Seine Kritik war umfassend: angefangen bei der Konzeption (im Überblick zu den Nationalliteraturen fehlten Asien und Afrika, und »Abendland« scheine nur ein »Konjunkturbegriff« zu sein) bis hin zu sprachlich-begrifflichen Ungenauigkeiten und unverständlichen Formulierungen. Ausnahmen von dem negativen Eindruck seien Hans Mayers Beitrag über Literaturwissenschaft in Deutschland, die Studien von Hugo Friedrich über den Manierismus und von Victor Lange über den Realismus sowie ein paar weitere Beiträge. Die ausführliche Stellungnahme Wolffheims machte trotz des weitgehenden Verrisses deutlich, dass das Lexikon in Taschenbuchform von der überregionalen Presse als wichtig erachtet wurde. Diese Aufnahme in die literaturkritische Auseinandersetzung ist durchaus bemerkenswert, denn Taschenbüchern – gleichgültig welchen literarischen oder wissenschaftlichen Inhalts – wurde im Feuilleton der großen Tageszeitungen nur selten solche Aufmerksamkeit zuteil.

7. Verlegerische Strategien –
Gestaltung und Vertrieb des Lexikons

1954 hatte die Deutsche Forschungsgemeinschaft den damaligen Pressesprecher und späteren Leiter der Frankfurter Buchmesse Sigfred Taubert (1914–2008) beauftragt, ein Gutachten »Zur Situation des deutschen wissenschaftlichen Buches im Ausland und im Inland« zu erstellen, ein Thema, das Taubert auf mehr als 130 Seiten darlegte.107 Dabei ergaben sich unter anderem folgende Erkenntnisse: Erstens sei das deutsche wissenschaftliche Buch zu teuer; zweitens wurde der wissenschaftliche Stil der Autoren als »umständlich« und »weitschweifig« charakterisiert.108

Ganz anders war die Situation für Wissenschaft im Taschenbuch, was wenige Jahre später Teil seines Erfolgs war. Die strikte Begrenzung auf vorgegebene Seitenzahlen erforderte schriftstellerische Disziplin und ermöglichte in letzter Konsequenz auch den niedrigen Ladenpreis. Das Taschenbuch erreichte durch seine hohe Verbreitung eine besondere Aufmerksamkeit und machte das Wissen zur Ware. Als ein typisches Merkmal des Konsumguts Taschenbuch gilt die plakative Gestaltung seines Einbandes, der das Publikum zum Impulskauf verleiten soll. Das Taschenbuch wirbt für sich durch sein möglichst auffallendes Äußeres. Nun eignet sich ein reißerischer Umschlag kaum für die Verpackung seriöser wissenschaftlicher Überlegungen und komplexer Sachverhalte. Zuständig für die äußere Hülle des Lexikons war Wolf D. Zimmermann (1925–2001), der zu den besten deutschen Gebrauchsgraphikern der Nachkriegszeit zählte und auch das Verlagssignet mit den drei Fischen entworfen hatte, das jeden Titel der »Fischer Bücherei« zierte.109 Zimmermann entwarf – wie zum Beispiel später Celestino Piatti für dtv110 oder Willy Fleckhaus für Suhrkamp111 – auch für andere Konsumgüter Plakate, zudem Schallplattenhüllen und Briefmarken. Er arbeitete unter anderem für VW, Olivetti und Boehringer, belegte vordere Plätze 1957 beim deutschen Plakatwettbewerb und 1958 beim Wettbewerb des werbenden Umschlags. Für S. Fischer gestaltete er alle Einbände der »Bücher des Wissens« und der »Fischer Weltgeschichte«. Die »durchkonstruierte Gestaltung« des Lexikons war »ein Meisterstück an Klarheit«.112 Eberhard Hölscher (1890–1969), Herausgeber der Fachzeitschrift »Gebrauchsgraphik«, widmete Zimmermann 1958 einen Beitrag und konstatierte, dass der Fischer Taschenbuchverlag mit seiner Reihengestaltung »ganz bewußt auf jene spezifisch deutsche Mentalität des Bücher-Sammelns Rücksicht nahm, die ja von jeher im deutschen Verlagswesen eine bekannte Verkaufstatsache ist«.113

Verlagsintern wurden bereits während der Planungsphase Überlegungen zur typographischen Gestaltung und zum Werbeaufwand für das Lexikon angestellt. Produziert wurde es in der verlagseigenen Hanseatischen Druckanstalt in Hamburg, die schon im Mai 1955 angewiesen wurde, dem Druck des Lexikons, dessen erste Manuskripte ursprünglich im Oktober 1955 vorliegen sollten, absolute Priorität einzuräumen. Die Auslieferung der ersten Bände war auf März 1956 terminiert. Die monatlich neuerscheinenden Bände der »Fischer Bücherei« würden so vorgezogen, dass »die Druckerei sich in den kritischen Monaten Oktober bis Januar vollständig der Herstellung der beiden ersten Lexikon-Bände widmen kann«.114 Der Publikationstermin verzögerte sich jedoch bis zum April 1957. Als Gründe gab Friedenthal unzuverlässige Mitarbeiter und Krankheitsfälle an.

Werbeanzeige im Börsenblatt für den deutschen Buchhandel,
Frankfurter Ausgabe vom 1. März 1957, S. 20f.

Wie aus dem Briefwechsel des Gestalters Eberhard G. Rensch mit der Verlagsleitung hervorgeht, wurde das Lexikon bei Anzeigenentwürfen etc. ab 1955 stets mitgedacht, lange noch bevor ein Band erschienen war. So wurde auch ein eigenes »wirkungsvolles Plakat für die Messe« 1955 mit dem Lexikon entworfen.115 Das frühe Taschenbuch war materiell als Ge- bzw. Verbrauchsbuch konzipiert, was bei einem Lexikon, das häufig zur Hand genommen wird, in kurzer Zeit Spuren hinterlässt. Ganz im Sinne des schonenden Umgangs mit den Bänden erhielt das Lexikon nun »Schutzhüllen«, die einzeln bezogen werden konnten. Die von der Hamburger Firma UNIPLASTIK angefertigten Hüllen kosteten in der Herstellung 0,35 DM, im Laden musste die Kundschaft 1,50 DM dafür bezahlen (siehe Abb. oben, in Kap. 3 und 4). Mit der blauen Hülle und den goldfarbenen Buchstaben auf dem Rücken war das Lexikon auch für den bürgerlichen Bücherschrank attraktiv – und nicht nur für das studentische Regal. Damit war das Lexikon kein »klassisches« Verbrauchsbuch mehr, was nicht ausschließt, dass »verbesserte Neuausgaben die alten schnell ersetzen und damit das billige Taschenbuch als Gegenstand in seinem Charakter als Verbrauchsbuch bestätigen«.116

Eine attraktive Gestaltung ist indes nur ein Erfolgsfaktor; für die Popularisierung von Wissen ist der Vertrieb vielleicht noch entscheidender. Das Lexikon wurde in die allgemeinen Vertriebskanäle für Taschenbücher eingespeist und damit nicht nur in den etablierten Sortimentsbuchhandlungen zum Kauf angeboten, sondern auch im Bahnhofsbuchhandel, im Warenhaus, ab 1969 in eigens gegründeten Taschenbuchläden. Zu Präsentationszwecken im Ladengeschäft wurden für die Taschenbücher spezielle Drehständer und andere »Verkaufshilfen« geschaffen.

Emil Ronsiek, der Vertriebsleiter, betonte gerade die Bedeutung des Bahnhofsbuchhandels. Es sei bekannt, dass dort »vorwiegend das gekauft wird, was sichtbar ausgestellt ist«. Er stelle dem Bahnhofsbuchhandel deshalb »bevorzugt unsere Verkaufshilfen zur Verfügung und habe eigens für ihn einen an Kiosken aufzuhängenden Ständer geschaffen, den ich allen Bahnhofsbuchhandlungen kostenlos angeboten habe und den alle Bahnhofsbuchhandlungen in einer Aufnahme besehen und beurteilen konnten. Dieses war wirklich eine großzügige Aktion, die den Besonderheiten des Bahnhofsbuchhandels gerecht werden sollte und auch in den meisten Fällen so empfunden wurde.«117

1962 gipfelte die Vertriebsstrategie in der neuen Firma BUCH UND SELBSTBEDIENUNG, die der Frankfurter Bahnhofsbuchhändler Hermann Montanus (1915–1990) zusammen mit dem Verleger Curt Vinz (1908–2006) als »Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH Buch und Selbstbedienung« gegründet hatte. Sie belieferte zum Ärger der Sortimenter rund 200 der zu dieser Zeit noch neuartigen Selbstbedienungssupermärkte, wo die Kundschaft auf Taschenbücher in Drehständern zugreifen konnte. Der »Spiegel« vom 9. Mai 1962 lieferte unter der Überschrift »Geist und Gurken« auch Zahlen: 800 »Rotationsprodukte« könnten die Drehständer anbieten, 600 Titel westdeutscher Taschenbuchverlage seien verfügbar.118 Da manche Menschen immer noch »den Gang in die Buchhandlung scheuen«, müsse ihnen »das Buch entgegenkommen«; es müsse »den Ort von sich aus aufsuchen, wo es (dem Leser) überraschend begegnen kann«, zitierte der »Spiegel« die »Süddeutsche Zeitung« – und fügte hinzu: »Die überraschende Begegnung mit dem Geist neben Gurken hat sich inzwischen als recht gewinnträchtig erwiesen.« Insofern kann Hans Magnus Enzensbergers (1929–2022) Kritik der »Bildung als Konsumgut«119 positiv gemünzt als »Bildung durch Konsumgut« verstanden werden. Das Taschenbuch erwies sich als flexibel – in seiner Anpassungsfähigkeit hat es »Massenkultur nicht nur repräsentiert, sondern mit ermöglicht«.120

8. Fazit und Ausblick

Ab 1980 war die Blütezeit des »Fischer Lexikons« vorbei. Nur wenige Bände wurden danach noch einmal neu aufgelegt, dazu gehörten beispielsweise »Geographie« (1984) und »Mathematik« (1985), »Geschichte der nichtchristlichen Religionen« (1989) sowie »Publizistik« (2009). Verlagsintern abgelöst wurde das Lexikon anscheinend vom Fischer-Kolleg »Abiturwissen«, was auf eine Neuausrichtung zugunsten bisher weniger beachteter Zielgruppen, nämlich von Schülerinnen und Schülern, schließen lässt. Die vorhandenen Quellen geben keine Auskunft über die verlegerische Entscheidung, die Lexikonbände nicht mehr an die wissenschaftliche Entwicklung anzupassen. Vermutlich ist dieser Entschluss nicht monokausal gewesen.

Da ist zunächst die Entwicklung des wissenschaftlichen Taschenbuchmarkts zu nennen. Nach 1980 wird deutlich, dass es Konkurrenzunternehmen im Hinblick auf wissenschaftliche Taschenbuchreihen gab, die vor allem in den Geistes- und Sozialwissenschaften als adäquate und hoch renommierte Foren angesehen wurden: 1973 erschien der erste Band der Reihe »suhrkamp taschenbuch wissenschaft« (stw). 1970 hatte sich außerdem ein knappes Dutzend Wissenschaftsverlage mit dem Ziel zusammengefunden, einen Taschenbuchverlag zum Vertrieb von Hochschulliteratur zu gründen. Die bis heute existierenden roten »Uni-Taschenbücher« (UTB) hatten 1980 schon 1.000 durchnummerierte Bände im Programm. Auch auf dem Lexikonmarkt wurden weitere Taschenbuch-Projekte etabliert. dtv positionierte sich mit zwei großen thematischen Nachschlagewerken: »Kindlers Literatur Lexikon« in 25 Bänden, gefolgt von »Kindlers Malerei Lexikon«, reich illustriert, in 15 Bänden. Erwähnt sei auch das seit 1978 erscheinende »Kritische Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur« (edition text + kritik), das als Loseblattsammlung ständig ergänzt werden kann. Darüber hinaus wurde der Publikumsmarkt mit dem »dtv Brockhaus Lexikon« (1982) in 20 Bänden in einem praktischen Plastikschuber bedient. Das Label »Brockhaus« machte diese Ausgabe als preiswertes Nachschlagewerk für den bürgerlichen Haushalt attraktiv.

Der Fischer Taschenbuchverlag publiziert heute kein wissenschaftliches Programm mehr; die »Bücher des Wissens« sind Ende der 1980er-Jahre offenbar komplett eingestellt worden. Der Katalog der Deutschen Nationalbibliothek zeigt als letzten Titel Sigmund Freuds »Der Wahn und die Träume in W. Jensens ›Gradiva‹« (1989, 38.-39. Tsd.). S. Fischer konzentriert sich als großer Publikumsverlag heute auf das literarische Segment und das Sachbuch. Das Lexikon erschien in einer Gesellschaft, die für wissenschaftliche Texte aufnahmefähig war wie kaum zuvor. Die Geistes- und Sozialwissenschaften waren populär, sie erhielten und behielten Aufmerksamkeit durch Massenauflagen im preiswerten Buch. Heute ist das Erreichen von hoher Aufmerksamkeit in der größeren Öffentlichkeit durch das wissenschaftliche (Taschen-)Buch nicht mehr ohne Weiteres möglich.

2021 hat der Wissenschaftsrat ein Positionspapier zur Wissenschaftskommunikation veröffentlicht und dabei die Frage gestellt: »Wie gelingt die Kommunikation wissenschaftlichen Wissens?«121 Aus der Forderung nach einer Popularisierung von Forschungsergebnissen – das ist nicht zuletzt in der COVID-19-Pandemie ein relevantes Thema gewesen –, leitet sich der Anspruch ab, bei der externen Wissenschaftskommunikation »in einen Dialog mit der Öffentlichkeit zu treten und Bürgerinnen und Bürgern Möglichkeiten der Partizipation zu eröffnen. Eine solche Beteiligung setzt eine adäquate Bildung voraus.«122 Letzteres ist nicht nur Voraussetzung, sondern auch Folge erfolgreicher Popularisierung. Der Wissenschaftsrat plädiert dafür, im Sinne des Public Understanding of Science and Humanities »wissenschaftliche Inhalte in allgemeinverständlicher Weise für fachfremde Personen zugänglich« zu machen.123 Diese Aufforderung war fast wörtlich schon in den vom S. Fischer Verlag an die Mitautoren verschickten »Allgemeinen Richtlinien« zur Abfassung der Lexikon-Beiträge Mitte der 1950er-Jahre zu finden. Wissenschaftliche Erkenntnis musste und muss heute noch immer Beachtung finden, aber das geschieht nun vorrangig über andere, insbesondere digitale Kanäle.

Die Geschichte des »Fischer Lexikons« hat gezeigt, dass durch konsequente und preiswerte Kommerzialisierung von Wissen eine breite Wahrnehmung hervorgerufen wurde. Das Taschenbuch war präsent, fiel durch seine Gestaltung auf und präsentierte sich als Konsumware, wobei Konsum nicht als »eine mindere Qualität, sondern den Gegensatz zur Investition« meinen soll: »Erst im Taschenbuch haben wir das Buch, das nur zum Lesen und nicht zum Besitz geschaffen ist, und dessen Bedarf sich nach seinem Konsum, d.h. nachdem es gelesen ist, ständig erneuert, so wie es bei anderen Konsumgütern der Fall ist.«124 Dies galt umso mehr für ein enzyklopädisch angelegtes Lexikon, das die Gesamtschau über das damalige Wissen ermöglichte und durch Neuausgaben zur ständigen Ergänzung aufforderte. Als Wissen im Medium Taschenbuch kommerzialisiert wurde, setzte ein bis dahin nicht gekannter Prozess der Verbreitung von Wissensbeständen ein. Der Kauf billiger Bücher macht es außerdem möglich, in ihnen bedenkenlos Lesespuren zu hinterlassen, in Form von Anmerkungen, Unterstreichungen und eigenen Überlegungen. In solchen lesebiographischen Zeugnissen wird der persönliche Erkenntnisgewinn dokumentiert.

Das wissenschaftliche Taschenbuch, das sich an eine breite Öffentlichkeit richtet, existiert heute in veränderter Form, zum Beispiel als Reihe »C.H.Beck Wissen«, in der mehr als 600 Titel unter dem Slogan »Alles, was man wissen muss« beworben werden, mit dem Versprechen, »anspruchsvoll, knapp und kompetent« zu informieren.125 Auf jeweils ca. 128 Seiten wird ein Sachverhalt, ein Thema von Wissenschaftler:innen erläutert, die ihre Kenntnisse gefiltert, gewichtet und strukturiert darbieten und damit einerseits der uferlosen Informationsflut im Netz begegnen, auf der anderen Seite aber das durch das Netz forcierte schnelle und reduzierte Informationsbedürfnis bedienen. Der medienökonomische Umbruch mit der Verlagerung von Wissensvermittlung und Informationssuche ins Netz hat den Strukturwandel der öffentlichen Kommunikation beflügelt. Dazu gehören wissenschaftliche Vor­lesungen und Erklärvideos auf YouTube, fachlich fundierte Podcasts oder die rasche Information aus Wikipedia und insbesondere Social Media mit wissenschaftlichen, semi- und pseudowissenschaftlichen, teils auch offen wissenschaftsfeindlichen Inhalten. Der Wissenschaftsrat hat zu Recht daran erinnert, dass mit der auf Klickzahlen beruhenden Werbefinanzierung die Produktion von Aufmerksamkeit das primäre Ziel kommerzieller Online-Plattformen ist. Die Effekte sind »möglichst adressatengerechte, personalisierte Angebote«, die dazu führen können, dass »sich die Wahrnehmung von Informationen immer weiter verengt«.126 Dies steht in krassem Gegensatz zur redaktionell aufbereiteten Massenauflage komplexer Wissensbestände im Taschenbuch, die von vielen Interessierten nahezu werbefrei rezipiert werden konnten. Erfolgreiche Wissensvermittlung für ein breites, auch außerhalb des akademischen Betriebs situiertes Publikum erfordert heute den routinierten Umgang mit veränderten medialen Rahmenbedingungen sowie ein stärker dialog- und prozessorientiertes Wissenschaftsverständnis. Die Historisierung früherer Formen populärer Wissenschaft kann bei den dafür nötigen Lernprozessen vielleicht helfen.


Anmerkungen:

1 Zu Grassis Werdegang im italienischen Faschismus unter Mussolini, zu seiner politisch-weltanschaulichen Auffassung und seinem Engagement in nationalsozialistischen Bildungsinstitutionen mit dem Ziel deutsch-italienischer Kooperation durch den Aufbau des Instituts Studia Humanitas in Berlin vgl. Axel Schildt, Der Humanismus der ›zweiten Aufklärung‹. Ernesto Grassis rowohlts deutsche enzyklopädie, in: Matthias Löwe/Gregor Streim (Hg.), »Humanismus« in der Krise. Debatten und Diskurse zwischen Weimarer Republik und geteiltem Deutschland, Berlin 2017, S. 310-329; außerdem Wilhelm Büttemeyer, Ernesto Grassi – Humanismus zwischen Faschismus und Nationalsozialismus, Freiburg 2010.

2 Siehe Non Fiktion. Arsenal der anderen Gattungen 12 (2017) H. 2: rowohlts deutsche enzyklopädie. Wissenschaft im Taschenbuch 1955–68, hg. von Jörg Döring, Sonja Lewandowski und David Oels.

3 Hans Altenhein, Veränderungen des Taschenbuch-Verlages, in: Almanach aus der Werkstatt des S. Fischer Verlags. Das achtzigste Jahr, Frankfurt a.M. 1966, S. 207.

4 Der vorliegende Beitrag entstand im Teilprojekt »Wissenschaft im bundesrepublikanischen Taschenbuch 1955–1980« des SFB 1472 »Transformationen des Populären« der Universität Siegen.

5 Zur »Wissenschaftspopularisierung« sind in den letzten Jahren etliche Studien erschienen, die den Begriff dezidiert diskutieren; z.B. Dorit Müller, Wissenschaftspopularisierung und populäre Wissensmedien, in: Markus S. Kleiner/Thomas Wilke (Hg.), Über Wissenschaftsformate in Populären Medienkulturen, Bielefeld 2017, S. 9-28.

6 Nach Gérard Genette, Paratexte. Das Buch vom Beiwerk des Buches. Mit einem Vorwort von Harald Weinrich. Aus dem Französischen von Dieter Hornig, Frankfurt a.M. 1989, S. 22-40. Zum verlegerischen Peritext gehören sämtliche Ausstattungsmerkmale, die einen Text zum Buch machen (Format, Papier, Typographie, Auflagenzahlen etc.).

7 Heinz Gollhardt, Das Taschenbuch im Zeitalter der Massenkultur. Vom Bildungskanon zum ›locker geordneten Informationschaos‹, in: Das Buch zwischen gestern und morgen. Zeichen und Aspekte. Georg von Holtzbrinck zum 11. Mai 1969, Frankfurt a.M. 1969, S. 122-132, hier S. 124.

8 Siehe zur Begrifflichkeit die im SFB entwickelten Definitionen: <https://sfb1472.uni-siegen.de/forschung/popularisierung>.

9 Ich danke den Archiven, vor allem dem Deutschen Literaturarchiv (DLA) in Marbach und seinen Mitarbeiterinnen (insbesondere Charline Medernach), für ihre sehr hilfreiche Unterstützung bei der Recherche. Für die freundliche Erlaubnis, aus Richard Friedenthals Nachlass zitieren zu dürfen, danke ich Prof. Dr. Martha Friedenthal-Haase sehr herzlich.

10 Zur Person Friedenthals und zu seinem Wirken als Lektor, Verleger, Biograph und Lexikograph siehe Hans Wagner, Richard Friedenthal. Biographie des großen Biographen, Gerlingen 2002; Ernst Fischer, Verleger, Buchhändler & Antiquare aus Deutschland und Österreich in der Emigration nach 1933. Ein biographisches Handbuch, Elbingen 2011, S. 84f.; siehe zudem Friedenthals Autobiographie … und unversehens ist es Abend, hg. von Klaus Piper, München 1976. Friedenthal edierte auch Knaurs Jugendlexikon. Das farbige Nachschlagewerk, München 1953, das seinerzeit etwas Neues darstellte und mehrere Auflagen erfuhr (1958, 1967, 1970, 1976).

11 Marbach, DLA, A: Friedenthal, Memorandum über die in der »Fischer Bücherei« geplante Serie einer innerhalb des Alphabets systematischen Enzyklopädie.

12 Als Band 2 erschien tatsächlich »Staat und Politik«, »Physik« allerdings erst als Band 19 (1960). Friedenthal hoffte, den renommierten Physiker und Nobelpreisträger (1954) Max Born dafür gewinnen zu können. Born war 1953 aus dem Exil nach Deutschland zurückgekehrt und publizierte einige Schriften und Vorträge in der »Kleinen Reihe« von Vandenhoeck & Ruprecht.

13 Marbach, DLA, A: Friedenthal, Richard Friedenthal an Rudolf Hirsch, 5.5.1955.

14 Eine Programmschrift, wie Ernesto Grassi sie verfasst hatte (Die zweite Aufklärung. Enzyklopädie heute [rde 76/77], Hamburg 1958) existiert für das »Fischer Lexikon« nicht. Zu Grassis Programmschrift siehe Schildt, Der Humanismus der ›zweiten Aufklärung‹ (Anm. 1), S. 313-316.

15 Marbach, DLA, A: Friedenthal, Richard Friedenthal an Gottfried Bermann Fischer, 8.5.1955.

16 Ebd.

17 Ebd.

18 Diese im Vergleich mit der »Sammlung Göschen« oder Teubners »Aus Natur und Geisteswelt« eher weniger bekannte und buchwissenschaftlich noch kaum beleuchtete kunsthistorische Reihe der Jahre 1923–1933 wurde von der UB Heidelberg digitalisiert: <https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/jedermanns_buecherei_bildende_kunst>.

19 Friedenthal an Bermann Fischer (Anm. 15).

20 Marbach, DLA, A: Fischer, z.B. Briefe Hirschmanns an Bermann Fischer vom 30.6., 5.7. und 9.7.1955 (Samuel/Verlag).

21 Friedenthal an Bermann Fischer (Anm. 15).

22 Heinz Friedrich war 1956–1959 Cheflektor der »Fischer Bücherei«, ab 1961 dann Verleger und Geschäftsführer von dtv.

23 Dovifats ambivalente Haltung im Nationalsozialismus ist von den Herausgebern Fraenkel und Bracher anscheinend nicht als Ausschlusskriterium vom Mitarbeiterstab gewertet worden.

24 Berlin, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (GStA PK), VI: HA Nachlass Dovifat, Nr. 428, Allgemeine Richtlinien für Mitarbeiter des Fischer Lexikons, 3 Seiten; dort die folgenden Zitate. Ich danke Angela Dovifat für die freundliche Erlaubnis, die Archivalien nutzen zu dürfen.

25 Helmuth von Glasenapp (Hg.), Die nichtchristlichen Religionen. Das Fischer Lexikon A-Z (Bd. 1), Frankfurt a.M. 1957, Frontispizseite, ohne Paginierung (generelle, in jedem Band enthaltene Charakterisierung des Lexikons aus Verlagssicht).

26 Gottfried Bermann Fischer, S. Fischer und sein Verlag, in: Almanach. Das fünfundsiebzigste Jahr, Frankfurt a.M. 1961, S. 9-25.

27 Vgl. z.B. die Titel der »Kleinen Reihe« bei Vandenhoeck & Ruprecht.

28 Plessner, renommierter Philosoph und Soziologe, musste 1933 emigrieren. Zunächst ging er in die Türkei, dann in die Niederlande. 1952 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde an das neu gegründete Institut für Soziologie der Georg-August-Universität Göttingen berufen, 1955–1959 war er Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Soziologie.

29 Gottfried Bermann Fischer, Wanderer durch ein Jahrhundert, Frankfurt a.M. 1994, S. 215.

30 Ivo Frenzel, Wissenschaft im Taschenbuch, in: 10 Jahre Fischer Bücherei 1952–1962, Frankfurt a.M. 1962, S. 29-34, hier S. 31.

31 Vgl. Heinrich Schmidt, Philosophisches Wörterbuch, Leipzig 1912, 22. Aufl. Stuttgart 1991, S. 158.

32 Frenzel, Wissenschaft im Taschenbuch (Anm. 30), S. 31.

33 Alwin Diemer/Ivo Frenzel (Hg.), Philosophie. Das Fischer Lexikon A-Z (Bd. 11), Frankfurt a.M. 1958, S. 5.

34 Almanach. Das fünfundsiebzigste Jahr (Anm. 26), S. 163.

35 Zahlen nach: rowohlts deutsche enzyklopädie (Anm. 2), S. 19.

36 Der große Erfolg von Helmut Schelsky (1912–1984) zeigt, dass seine nationalsozialistische Vergangenheit – er war Mitglied der NSDAP wie der SA gewesen – in der frühen Bundesrepublik den hohen Auflagenzahlen seiner Werke nicht im Weg stand. Seine konservative, homophobe Haltung, die in der »Soziologie der Sexualität« zum Ausdruck kam, bediente die Ansichten und Geisteshaltungen des traditionsbehafteten Bürgertums. Zu Schelsky und seiner Beurteilung durch die Frankfurter Schule siehe auch Axel Schildt, Medien-Intellektuelle in der Bundesrepublik. Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Gabriele Kandzora und Detlef Siegfried, Göttingen 2020, S. 575-577.

37 Ben Mercer, The Paperback Revolution. Mass-circulation Books and the Cultural Origins of 1968 in Western Europe, in: Journal of the History of Ideas 72 (2011), S. 613-636.

38 Gollhardt, Das Taschenbuch im Zeitalter der Massenkultur (Anm. 7), S. 125.

39 Fritz Hartmann u.a. (Hg.), Medizin. Das Fischer Lexikon A-Z (Bd. 17), Frankfurt a.M. 1960, S. 7.

40 Karl Stumpff (Hg.), Astronomie. Das Fischer Lexikon A-Z (Bd. 4), Frankfurt a.M. 1957, S. 8.

41 Hans Altenhein, Tausend Taschenbücher oder Der demokratische Buchtypus. Die Fischer Bücherei 1–1000, Frankfurt a.M. 1969, S. 30.

42 Marbach, DLA, A: Walther Killy an Ivo Frenzel, 21.2.1959 (Fischer, Samuel/Verlag/Killy, Walther, Briefe an SFV von Killy, Walther 1958–1959).

43 Marbach, DLA, A: Killy an Frenzel, 23.2.1959 (siehe Anm. 42).

44 Marbach, DLA, A: Ivo Frenzel an Gottfried Bermann Fischer, 10.3.1959 (Fischer, Samuel/Verlag/Killy HS NZ 85.0003).

45 Koblenz, Bundesarchiv (BArch), Nachlass Ernst Fraenkel: Frenzel an Fraenkel, 17.12.1956 (Bestandsignatur N/1274, Archivsignatur 110).

46 Ernst Fraenkel/Karl Dietrich Bracher (Hg.), Staat und Politik. Das Fischer Lexikon A-Z (Bd. 2), Frankfurt a.M. 1957, S. 12f.

47 Siehe Simone Ladwig-Winters, Ernst Fraenkel. Ein politisches Leben, Frankfurt a.M. 2009.

48 Siehe Ulrike Quadbeck, Karl Dietrich Bracher und die Anfänge der Bonner Politikwissenschaft, Baden-Baden 2008.

49 Berlin, GStA PK, VI: Protokoll der Mitarbeiterbesprechung vom 16. Juli 1956 in der Deutschen Hochschule für Politik Berlin (HA Nachlass Dovifat, Nr. 428).

50 Koblenz, BArch, Nachlass Ernst Fraenkel: Bericht über die Reise von Herrn Frenzel nach Berlin am 16. und 17.7.1956 (Bestandsignatur N/1274, Archivsignatur 110).

51 Ebd.

52 Koblenz, BArch, Nachlass Ernst Fraenkel: Fraenkel und Bracher an Frenzel, 18.1.1957 (Bestandsignatur N/1274, Archivsignatur 110).

53 Siehe dazu die Korrespondenz zwischen den Herausgebern und Frenzel vom Dezember 1956 bis Januar 1957.

54 Thomas Mergel, Zählbarkeit, Stabilität und die Gesellschaft als solche, in: Axel Schildt (Hg.), Von draußen. Ausländische intellektuelle Einflüsse in der Bundesrepublik bis 1990, Göttingen 2016, S. 105-127, hier S. 120.

55 René König (Hg.), Soziologie. Das Fischer Lexikon A-Z (Bd. 10), Frankfurt a.M. 1958, S. 6.

56 Ebd., S. 14.

57 Ebd., S. 13.

58 Ebd.; dort auch das folgende Zitat.

59 Ebd., S. 14.

60 Siehe Stephan Möbius, René König. Wegbereiter der bundesrepublikanischen Soziologie, Wiesbaden 2016.

61 Ebd., S. 8.

62 Mergel, Zählbarkeit (Anm. 54), S. 121. Mergel liefert eine konzise Analyse der Bedeutung dieses Bandes.

64 Walther Gerlach (Hg.), Physik. Das Fischer Lexikon A-Z (Bd. 19), Frankfurt a.M. 1960, S. 7.

65 Ebd., S. 8.

66 Ebd.

67 Heinrich Behnke u.a. (Hg.), Mathematik 1. Fischer Lexikon (Bd. 29/1), Frankfurt a.M. 1964, Frontispiz.

68 Ebd., S. 7.

69 Stumpff, Astronomie (Anm. 40).

70 Eisner war neben Siegfried Kracauer eine der wichtigsten Filmkritiker:innen seit der Weimarer Republik. Sie musste 1933 emigrieren und wurde in Frankreich später Chefkonservatorin des Pariser Filmmuseums. Sie war die erste Frau, die als Band-Herausgeberin des Lexikons fungierte, und keine Universitätsangehörige. Die bundesdeutsche Universität der 1950er- und 1960er-Jahre war bekanntlich von Männern dominiert; unter den Mitarbeiter:innen der einzelnen Bände hatten Frauen einen verschwindend geringen Anteil.

71 Lotte H. Eisner/Heinz Friedrich (Hg.), Film, Rundfunk, Fernsehen. Das Fischer Lexikon A-Z (Bd. 9), Frankfurt a.M. 1958, S. 7.

72 Der Lexikonband »Publizistik« ist heute noch in der aktualisierten Auflage von 2009 bzw. 2014 lieferbar. Noelle-Neumann hatte bei Dovifat promoviert. Berühmt machten sie später nicht nur ihre Forschungen an der JGU Mainz zur öffentlichen Meinung (»Schweigespirale«), sondern auch die Untersuchungen des von ihr gegründeten Allensbacher Instituts für Demoskopie über die Einstellungen der deutschen Gesellschaft. Trotz ihrer wiederholt diskutierten NS-Vergangenheit gelang es ihr, eine der anerkanntesten Publizistikwissenschaftler:innen in den konservativen Intellektuellenkreisen der alten Bundesrepublik zu werden. Siehe Jörg Becker, Elisabeth Noelle-Neumann. Demoskopin zwischen NS-Ideologie und Konservatismus, Paderborn 2013.

73 Elisabeth Noelle-Neumann/Winfried Schulz (Hg.), Publizistik. Das Fischer Lexikon A-Z (Bd. 9), Frankfurt a.M. 1971, S. 8.

74 Julius Bartels (Hg.), Geophysik. Das Fischer Lexikon A-Z (Bd. 20), Frankfurt a.M. 1960, S. 8.

75 Diemer/Frenzel, Philosophie (Anm. 33), S. 4.

76 Siehe Uwe Hoßfeld, Gerhard Heberer (1901–1973). Sein Beitrag zur Biologie im 20. Jahrhundert, Berlin 1997.

77 Siehe Hans-Christian Harten/Uwe Neirich/Matthias Schwerendt, Rassenhygiene als Erziehungsideologie des Dritten Reichs. Bio-bibliographisches Handbuch, Berlin 2006, S. 423.

78 Siehe Benoît Massin, Anthropologie und Humangenetik im Nationalsozialismus oder: Wie schreiben deutsche Wissenschaftler ihre eigene Wissenschaftsgeschichte?, in: Heidrun Kaupen-Haas/Christian Saller (Hg.), Wissenschaftlicher Rassismus. Analysen einer Kontinuität in den Human- und Naturwissenschaften, Frankfurt a.M. 1999, S. 12-64, zu Schwidetzky S. 23-53.

79 Georg Picht, Die deutsche Bildungskatastrophe, Olten 1964, Tb.-Ausg. München 1965. Siehe zur Einordnung u.a. Wolfgang Lambrecht, Deutsch-deutsche Reformdebatten vor »Bologna«. Die »Bildungskatastrophe« der 1960er-Jahre, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 4 (2007), S. 472-477.

80 Ralf Dahrendorf, Bildung ist Bürgerrecht. Plädoyer für eine aktive Bildungspolitik, Hamburg 1965.

81 Siehe zu diesem Aspekt Schildt, Medien-Intellektuelle (Anm. 36), bes. S. 218-255.

82 Christoph Oehler/Christiane Bradatsch, Die Hochschulentwicklung nach 1945, in: Christoph Führ/Carl-Ludwig Furck (Hg.), Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte, Bd. VI: 1945 bis zur Gegenwart, Erster Teilband: Bundesrepublik Deutschland, München 1998, S. 412-446, hier S. 417.

83 Altenhein, Veränderungen des Taschenbuch-Verlages (Anm. 3), S. 207f.

84 Alle Angaben nach: Buch und Buchhandel in Zahlen, Frankfurt a.M. 1952, bzw. in den späteren Ausgaben.

85 Marbach, DLA, A: Hans Altenhein in der Welt der Literatur, 7.7.1966 (Fischer, Samuel/Verlag/Taschenbuch, Sammlung von Texten der Verlagsmitarbeiter zum Thema Taschenbuch, NZ 85.3).

86 Vgl. die Dokumentation der Konferenz und der Berichte: Vivienne Anderson (Hg.), Paperbacks in Education, New York 1966.

87 Zur US-amerikanischen Marktentwicklung für Paperbacks, unter Beteiligung deutscher Verleger während des Zweiten Weltkrieges, vgl. Peter Mandler, Good Reading for the Million. The ›Paperback Revolution‹ and the Co-Production of Academic Knowledge in Mid Twentieth-Century Britain and America, in: Past and Present 244 (2019), S. 235-269.

88 Diese hochinteressante Taschenbuchreihe bezog sich auf »berufsrelevante Informationen für Gruppen der sozialwissenschaftlichen Intelligenz«; so die editorische Notiz aus: Peter Weingart (Hg.), Wissenschaftssoziologie, Bd. 1: Wissenschaftliche Entwicklung als sozialer Prozeß. Ein Reader, Frankfurt a.M. 1972, S. 1.

89 Altenhein, Tausend Taschenbücher (Anm. 41), S. 66.

90 Vgl. ebd., S. 30.

91 Siehe zur Bildungspolitik als Teil der politischen Kulturgeschichte: Axel Schildt/Detlef Siegfried, Deutsche Kulturgeschichte. Die Bundesrepublik – 1945 bis zur Gegenwart, München 2009.

92 Karl Heinz Bohrer, Kleinverlag und Buchfabrik. Literatur und Sachbuch am Beispiel von sieben Verlagen (II), in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4.3.1971, S. 22.

93 Walter Kumpmann, Spätentwickler von gesunder Natur. Wissenschaftliche Reihen überspringen Marktgrenzen. Mehr Unabhängigkeit, aber auch mehr Probleme durch vermehrte Originalausgaben, in: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, 7.9.1977, S. 20-22, hier S. 22.

94 Adelheid von Saldern, Markt für Marx. Literaturbetrieb und Lesebewegungen in der Bundesrepublik in den Sechziger- und Siebzigerjahren, in: Archiv für Sozialgeschichte 44 (2004), S. 149-180, hier S. 165.

95 Vgl. zu diesem Aspekt Ute Schneider, Buchgebrauch und Anschlusskommunikation, in: Ursula Rautenberg/Ute Schneider (Hg.), Das Buch als Handlungsangebot. Soziale, kulturelle und symbolische Praktiken jenseits des Lesens, Stuttgart 2023, S. 355-369.

96 Sven Reichardt, Authentizität und Gemeinschaft. Linksalternatives Leben in den siebziger und frühen achtziger Jahren, Berlin 2014, S. 594; zur Theorielektüre des Weiteren Morten Paul, Suhrkamp Theorie. Eine Buchreihe im philosophischen Nachkrieg, Leipzig 2022. Von Saldern, Markt für Marx (Anm. 94), S. 162f., filtert vier verschiedene Zielgruppen der linken Lesebewegungen heraus: (1) Studierende; (2) Lehrer:innen und Schüler:innen; (3) Angehörige von Gewerkschaften, Vereinen und sozialen Einrichtungen; (4) politische Gruppen.

97 Siehe zur Theorielastigkeit der Lektürestoffe und ihrer Diskussion autobiographisch Ulrich Raulff, Wiedersehen mit den Siebzigern. Die wilden Jahre des Lesens, Stuttgart 2014; Heinz Bude/Bettina Munk/Karin Wieland, Aufprall. Roman, München 2020; sowie wissenschaftlich Philipp Felsch, Der lange Sommer der Theorie. Geschichte einer Revolte 1960–1990, München 2015. Autobiographische Lese­erlebnisse explizit das wissenschaftliche Taschenbuch betreffend und theoriegeleitete Diskussionen der Gruppenlektüre auch in Jörg Döring/Ute Schneider (Hg.), Taschenbuch – Bildung – BRD. Westdeutsche Leser:innen erzählen, Berlin 2024.

98 Mandler, Good Reading for the Million (Anm. 87), S. 253-261. Mandler stellt die deutlichen Marktunterschiede und Vorlieben des britischen und US-amerikanischen Lesepublikums der 1950er-Jahre dar. Während das Publikum in den USA philosophische und religionswissenschaftliche Themen bevorzugte, las man in Großbritannien eher psychologische, sozialhistorische und archäologische Bücher.

99 Siehe Claudia Michalski, Aufklärung und Kritik. Die edition suhrkamp und das geisteswissenschaftliche Taschenbuch, in: Caspar Hirschi/Carlos Spoerhase (Hg.), Bleiwüste und Bilderflut. Geschichten über das geisteswissenschaftliche Taschenbuch, Wiesbaden 2015, S. 21-36; Claudia Michalski, Die edition suhrkamp 1963–1980. Geschichte, Texte und Kontexte, Berlin 2021; Paul, Suhrkamp Theorie (Anm. 96).

100 Düsseldorf, Universitätsarchiv, Nachlass Alwin Diemer: Diemer und Frenzel im Rundschreiben an die Beiträger im Januar (o.D.) 1966 (Bestand 7/4 A, Signatur 142).

101 Düsseldorf, Universitätsarchiv, Nachlass Alwin Diemer: Hans Altenhein an Alwin Diemer, 27.5.1968 (Bestand 7/4 A, Signatur 142).

102 Zit. nach Altenhein, Tausend Taschenbücher (Anm. 41), S. 28.

103 Sendereihen zum wissenschaftlichen Buchmarkt brachte etwa der Deutschlandfunk: Der Büchermarkt. Die neue Welle: wissenschaftliche Taschenbücher (Sendemanuskript, Deutschlandfunk, Abt. Literatur, Redaktion: Dr. Peter Kliemann, Erstsendung 4. März 1972, bisher ungedruckt [Bickenbach, Privatarchiv Hans Altenhein]) sowie Der Büchermarkt. Zwischen Angebot und Nachfrage: Wissenschaftliche Literatur (Sendemanuskript, Deutschlandfunk, Abt. Literatur, Redaktion: Dr. Peter Kliemann, Erstsendung 13. Mai 1972, bisher ungedruckt [Bickenbach, Privatarchiv Hans Altenhein]).

104 Jean-Louis Ferrier, L’éducation permanente, in: Les Temps modernes 227 (1965), S. 1733-1742, hier S. 1738f. (Übersetzung ins Deutsche, in: Altenhein, Tausend Taschenbücher [Anm. 41], S. 29).

105 Vgl. Altenhein, Tausend Taschenbücher (Anm. 41), S. 75.

106 Hans Wolffheim, Erst wenn die Dichtung tot ist… Problematisches in einem Literatur-Lexikon, in: Welt, 19.1.1969, S. 11.

107 Sigfred Taubert, Zur Situation des deutschen wissenschaftlichen Buches im Ausland und im Inland, s. l. 1954 (Typoskript, Bibliothek Buchwissenschaft JGU Mainz, Signatur Oa 88).

108 Vgl. ebd., S. 117, S. 112.

109 Vgl. Eberhard Hölscher, Fischer-Bücherei. Buchtitel von W.D. Zimmermann, in: Gebrauchsgraphik 29 (1958) H. 1, S. 1-7. Zu Zimmermann vgl. Reinhard Klimmt/Patrick Roessler, Reihenweise. Die Taschenbücher der 1950er Jahre und ihre Gestalter, 2 Bde., Butjadingen 2016, S. 133-135.

110 Zu Piatti vgl. neuerdings Claudio Miozzari/Barbara Piatti (Hg.), Celestino Piatti. Alles, was ich male, hat Augen/Everything I Paint Has Eyes, Basel 2021.

111 Hans-Michael Koetzle/Carsten M. Wolff, Fleckhaus. Deutschlands erster Art-Direktor, München 1997; dies., Fleckhaus. Design, Revolte, Regenbogen, Köln 2016.

112 Klimmt/Roessler, Reihenweise (Anm. 109), S. 135.

113 Hölscher, Fischer-Bücherei (Anm. 109), S. 4.

114 DLA Marbach, A: Friedenthal, Verlagsnotizen »Wichtige Mitteilung an die Hanseatische Druckanstalt, Herrn Weltzien«, 26.5.1955.

115 Vgl. z.B. DLA Marbach, A: Eberhard Rensch an Brigitte Bermann Fischer, 8. und 29.8.1955 (Fischer/Samuel Verlag).

116 Heinz Gollhardt, Taschenbücher, in: Heinz Ludwig Arnold (Hg.), Literaturbetrieb in Deutschland, München 1971, S. 117-134, hier S. 125.

117 DLA Marbach, A: Emil Ronsiek an Rudolf Hirsch, 21.8.1959 (Fischer/Samuel, Verlag, Mitarbeiterkorrespondenzen).

118 Geist und Gurken, in: Spiegel, 9.5.1962, S. 42-43; dort auch die folgenden Zitate.

119 Hans Magnus Enzensberger, Bildung als Konsumgut. Analyse der Taschenbuch-Produktion, in: ders., Einzelheiten, Frankfurt a.M. 1962, S. 110-136.

120 Gollhardt, Das Taschenbuch im Zeitalter der Massenkultur (Anm. 7), S. 127.

122 Ebd., S. 8.

123 Ebd., S. 9.

124 Heinrich Gonski, Der deutsche Buchhandel in unserer Zeit, Göttingen 1961, S. 20.

126 Positionspapier (Anm. 121), S. 25.

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