Jerusalem als geteilte Stadt (1948–1967)

Anmerkungen

[Die Idee für diesen Bildessay stammt von Evelyn Runge, die mich auch auf das Bildportal des israelischen Government Press Office aufmerksam gemacht hat. Dafür bedanke ich mich herzlich. Bei den Bildunterschriften handelt es sich, sofern nicht anders vermerkt, um die von den Agenturen bzw. Archiven angebotenen Legenden. Wer sie verfasste und ob es sich um Originalbeschriftungen oder um nachträglich formulierte Beschreibungen handelt, ließ sich in den meisten Fällen nicht klären. Englische Bildunterschriften wurden von mir übersetzt, es sei denn, sie wurden im Text als Quellen zitiert. Im Anschluss an den Haupttext gibt es am Ende dieses Beitrags eine Karte zur städtischen Topographie Jerusalems (Abb. 22) sowie im Anhang kurze biographische Informationen über die Fotografen.]

 

Im Archiv der Agentur ullstein bild befindet sich eine gerahmte Schwarzweißfotografie von einer umstürzenden Betonmauer (Abb. 1), auf deren Passepartout eine handschriftliche Widmung zu lesen ist:

»Lieber Axel,

das ist eine kleine Aufmerksamkeit

von Jerusalem nach Berlin

Dein Teddy Kollek«

Das Bild zeigt den Fall eines Teilabschnittes der Mauer, die die Stadt Jerusalem nach dem Unabhängigkeitskrieg von 1947/48 in einen zu Jordanien gehörenden, arabisch bewohnten Osten und einen jüdisch bewohnten, de facto als israelische Hauptstadt fungierenden Westen geteilt hatte.1 Als diese Teilung nach dem Sechstagekrieg von 1967 endete, nahm der Westjerusalemer Bürgermeister Teddy Kollek den Mauerfall zum Anlass, das symbolträchtige Bild an Axel Cäsar Springer zu schicken, mit dem er sich bei dessen erstem Israelbesuch im Vorjahr angefreundet hatte.2

Abb. 1: Unbekannter Fotograf,
Fall einer Mauer in Jerusalem (nicht datiert, nach Juni 1967). Gerahmt und Axel Springer gewidmet von Teddy Kollek,
dem Jerusalemer Bürgermeister [der Jahre 1965–1993]
(ullstein bild 00009344)

Als reale und symbolische Grenze zwischen Ost und West im Kalten Krieg hat die Berliner Mauer internationale Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Sie ist historisch gut erforscht, und seit 2011 gibt es eine mehrfach prämierte Mauer-App,3 die Informationen über Bau und Verlauf der Mauer, über Fluchtversuche und das Grenzregime der DDR bietet. Die Jerusalemer Mauer – in weiten Teilen eher ein Stacheldrahtzaun –, erscheint dagegen als Marginalie: Sie markierte keine global bedeutsame Blockgrenze im Kalten Krieg, sondern »nur« die Grenze zwischen dem neuen jüdischen Staat und seinen arabischen Nachbarn. Ihre Lebensdauer war mit 19 Jahren auch kürzer als diejenige ihres Berliner Pendants. Seit die israelische Regierung 2002 mit dem Bau einer Mauer zwischen Jerusalem und dem palästinensisch verwalteten Westjordanland begann, ist diese erste Mauer weitgehend in Vergessenheit geraten. Auf die zweite, im 21. Jahrhundert errichtete Mauer werde ich am Ende des Essays zurückkommen.4

Fotos, die die geteilte Stadt zeigen, stammen aus sehr unterschiedlichen Quellen: von Nachrichten- und Bildagenturen wie Associated Press oder ullstein bild, aus großen Sammlungen wie der bpk-Bildagentur der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, von freiberuflichen Fotojournalisten und aus privaten Sammlungen. Es dominieren – auch hier – deutlich solche Bilder, die von jüdischen, jüdisch-israelischen oder westlichen Fotografen (ganz überwiegend Männern) aufgenommen wurden, darunter eine nicht unerhebliche Zahl von Aufnahmen, die vom israelischen Government Press Office online und kostenlos zur Verfügung gestellt werden.5 Ziel der Verbreitung dieser Bilder ist, wie in anderen Fällen fotografischer Regierungskommunikation auch, die vorteilhafte Selbstdarstellung der Protagonisten. Folgerichtig zeigen sie eher positive Momente und optimistische Perspektiven als die von kritischen Fotojournalisten gemachten Bilder.

Wie in Israel waren auch auf jordanischer Seite Fotografen im Auftrag der Regierung unterwegs. Bilder, die von arabischen Protagonisten aufgenommen wurden – seien es Fotojournalisten, Soldaten oder Privatpersonen –, sind indes schwieriger zu finden; und nicht immer dort, wo man sie vermuten würde. So wurden die Bestände der arabischen Fotografen Ibrahim und Chalil Rissas, die bis 1948 in der Nähe des Jaffa-Tores ein Fotostudio betrieben hatten, von israelischen Soldaten im Unabhängigkeitskrieg beschlagnahmt und befinden sich heute im Archiv der israelischen Armee.6 Solche Bilder zeigen naturgemäß andere Perspektiven auf die geteilte Stadt als diejenigen, die von jüdisch-israelischen Fotografen aus dem Westen der Stadt aufgenommen wurden.

Grundsätzlich ist es angebracht, bei allen Fotografien ähnlich wie beim Umgang mit Textquellen eine gründliche Quellenkritik zu üben. Nach Möglichkeit sollte geklärt werden, wer eine bestimmte Aufnahme unter welchen Bedingungen und für wen gemacht hat, wie sie überliefert und beschriftet wurde, gegebenenfalls auch, wo, von wem und zu welchem Zweck sie bereits veröffentlicht wurde. Denn selbst wenn eine (nicht manipulierte) Fotografie zunächst zeigt, was sich tatsächlich ereignet hat, steht sie doch zugleich in einem Kontext, der bestimmte Botschaften vermittelt.

Errichtet wurde die erste Jerusalemer Mauer 1948 nach dem Ende des israelischen Unabhängigkeitskrieges. Die arabischen Staaten (mit Ausnahme Transjordaniens) hatten den UNO-Teilungsplan von 1947, dem zufolge Jerusalem unter internationale Kontrolle gestellt werden sollte, abgelehnt und erkannten den neuen Nachbarstaat nicht an. 1950 erklärte Israel den Westteil der Stadt zu seiner Hauptstadt, Jordanien annektierte im Gegenzug das arabische Ostjerusalem. Mit insgesamt etwa 164.000 Einwohnern7 war Jerusalem zu diesem Zeitpunkt eher klein, und die Teilung verhinderte zumindest auf israelischer Seite auch ein schnelles Wachstum, denn die Stadt war auf drei Seiten von jordanischem Territorium umgeben.

Abb. 2: David Rubinger, Ostern 1950 –
eine Gruppe von Konsulatangehörigen überquert
das Niemandsland am Jaffa-Tor
(bpk 30046816)

Die Grenze, die Jerusalem teilte, zog sich – ähnlich wie in Berlin – von Norden nach Süden quer durch das Stadtgebiet. Nur zu einem kleinen Teil war sie identisch mit dem westlichen Teil der Mauer um die bis heute zu Ostjerusalem gehörende Altstadt. Eine 1950 von dem israelischen Fotografen David Rubinger gemachte Aufnahme (Abb. 2) zeigt das etwa auf Augenhöhe zugemauerte Jaffa-Tor, das zuvor einer der belebtesten Durchgangsorte der Stadt gewesen war (und heute wieder ist). Die Straße, die auf das Tor zuführt, ist mit Pollern befestigt, bei denen es sich um Hinterlassenschaften des Krieges handeln dürfte, denn als Grenzbefestigung erscheinen sie eher ungeeignet.

Abb. 3: Werner Braun, Kinder spielen vor dem Niemandsland der geteilten Stadt Jerusalem, Mai 1961
(bpk 40019135)

Der Stadtteil Mamilla, der zwischen dem Jaffa-Tor und dem Zentrum Westjerusalems liegt und im Unabhängigkeitskrieg hart umkämpft war, wurde infolge der Teilung zum Niemandsland. Zwar sind auch auf einem Foto, das Werner Braun im Mai 1961 dort aufnahm, keine Grenzsicherungen zu erkennen (Abb. 3). Offensichtlich ist aber, dass die dort stehenden Gebäude dem Verfall anheimgegeben wurden. Auf dem Boden liegt Stacheldraht, und am Straßenrand steht ein Schild, das auf die nahe Grenze verweist. Dazwischen sind Kinder zu sehen, die die neu entstandene Brache als eine Art Abenteuerspielplatz nutzen. An anderen Stellen wurde die innerstädtische Grenze durch eine Betonmauer gesichert, zum Beispiel zwischen der Kirche Notre Dame de France und dem Neuen Tor an der nordwestlichen Ecke der Altstadt (Abb. 4).

Abb. 4: Werner Braun, Spielende Kinder vor einer Betonmauer, die die Altstadt vom jüdischen Westteil trennt, Oktober 1954
(bpk 40019116)
Abb. 5: Claude Jacoby, Die Mauer trennt den Ostteil der Stadt (von Jordanien annektiert) vom israelischen Westteil;
hier teilt die Mauer eine Wohnstraße, 1962
(ullstein bild 00204910)

Gelegentlich verliefen Betonmauern quer durch belebte Wohnstraßen. Ein Foto von Claude Jacoby aus dem Jahr 1962 (Abb. 5) zeigt einen Abschnitt einer in der Bildbeschreibung nicht genannten Straße, die ebenfalls in Mamilla liegen dürfte. Die Legende eines ähnlichen Bildes von 1957 klärt allerdings darüber auf, dass diese Mauer nicht die eigentliche Grenze darstellte, sondern zum Schutz der Bevölkerung vor Scharfschützen aus dem jordanischen Teil errichtet wurde.8

Abb. 6: Claude Jacoby, Jerusalem, Verteidigungsmauer,
die während des Krieges errichtet wurde, 1962
(ullstein bild 00222849)

Abb. 6, wiederum von 1962 und von Claude Jacoby, zeigt einen ähnlichen Straßenabschnitt, auf dem versetzte Teilmauerstücke zu erkennen sind: Sie bilden eine Art gestaffeltes Schutzschild, und die dem Fotografen am nächsten stehende Teilmauer hat eine große ungesicherte Öffnung. Sie markiert also offensichtlich keinen Grenzabschnitt. Vor Mauern und Zäunen spielende Kinder finden sich auf den Fotos immer wieder. Sie sind ein in der Bildsprache etablierter Marker für eine Normalität im Alltag, die weder von der Teilung der Stadt noch von der Bedrohung durch den feindlichen Nachbarn infrage gestellt wird. Diese Bilder erinnern an solche, die Berliner Fotografen von spielenden Kindern im Westen der Stadt machten. In der westlichen Bildsprache waren sie gerade seit dem Mauerbau vom August 1961 ein stetig wiederkehrendes Motiv, während in der DDR das Ablichten der Mauer untersagt war.9

Ein Jahrzehnt früher, im Januar 1952, bezeichnete ein britischer Diplomat die israelisch-jordanische Grenze als »probably one of the most ridiculous [frontier lines] that has ever existed between two States [...]. But the frontier is so long […], that an Arab Legion two or three times its present size would be needed to prevent infiltration altogether.«10 Aber auch auf dem Jerusalemer Stadtgebiet wurde die Grenze in weiten Teilen nur durch Betonpoller und Stacheldraht markiert. An manchen Stellen konnten sich die Einwohnerinnen und Einwohner Westjerusalems der Grenze offenbar bedenkenlos nähern, wie ein 1951 von Hans Pinn aufgenommenes Foto einer mit Kinderwagen daran vorbeispazierenden Frau suggeriert (Abb. 7).

Abb. 7: Hans Pinn, Eine jüdische Frau mit einem Kinderwagen geht an der befestigten Grenze zwischen der
Jerusalemer Altstadt und dem Westteil der Stadt am Mandelbaum-Tor entlang, Mai 1951
(Government Press Office [GPO] D209-061)

In dem Roman »A Street Divided« hat der Journalist Dion Nissenbaum 2015 seine Erinnerungen an die Zeit der Teilung in Abu Tor beschrieben, einem südlich der Altstadt am Rand des Hinnom-Tals gelegenen Wohngebiet: »When warring generals sat down in 1948 to split Jerusalem, their hand-drawn lines curved along this hillside. Israel took control of the top, said to be the Hill of Evil Counsel, the biblical site where Jerusalem’s Jewish high priests plotted with Judas to bring down Jesus Christ. […] As they drew their lines […], the military commanders created a narrow band of land on the Jerusalem hillside that was controlled by neither side. Israelis called it shetach hekfer; Palestinians called it al Mantiqa Haram. In both languages it meant the same thing: the Forbidden Area. […] For more than 15 years, poor Jewish immigrants from the Middle East and North Africa lived on this border, across the barbed wire from poor Palestinian families. The two sides got to know each other from afar. The occasional waves of hello grew into people quietly tossing food and gifts over the border fence. Kids traded cigarettes thrown over the barbed wire for the dads on the other side to try.«11

Abb. 8: Hans Pinn, Ein arabischer Grenzschützer bietet seinem israelischen Kollegen auf der Benot-Yaacov-Brücke
drei Kilometer östlich des Moschavs Mischmar haYarden
im nördlichen Galiläa eine Zigarette an, 1950
(GPO D384-059)

Auch der Umgang der israelischen und jordanischen Grenzschützer konnte in der Zeit der Teilung durchaus freundlich sein. Ein Foto von Hans Pinn (Abb. 8) zeigt, wie ein jordanischer Soldat seinem israelischen Kollegen eine Zigarette anbietet, die dieser offenbar gern annimmt. Dass es an der Grenze nicht immer so friedlich zuging, dokumentieren dagegen Aufnahmen von arabischen Fotografen, die sich im Bestand der britischen National Archives in London befinden. Sie zeigen unter anderem zivile arabische Opfer, die im Grenzgebiet festgenommen und von israelischen Soldaten getötet wurden. Über die Identität der Fotografen gibt es in diesen Akten leider keine Angaben.12

Den einzigen offiziellen Grenzübergang zwischen Ost- und Westjerusalem bildete bis 1967 das Mandelbaum-Tor nördlich der Altstadt, das nach dem Haus des jüdischen Händlers Simcha Mandelbaum benannt war und am Ende der Shmuel haNavi Street auf der Grenze zwischen Mea Shearim und dem arabischen Wohn- und Geschäftsviertel Sheikh Jarrah lag.13 Das Mandelbaum-Tor als Grenzübergang ist Motiv zahlreicher Aufnahmen unterschiedlichster Provenienz. Ein Foto von Fritz Cohen aus dem Jahr 1957 (Abb. 9) zeigt noch immer ein Provisorium mit Betonpollern und Stacheldraht, auf dessen östlicher Seite (rechts im Bild) jordanische Soldaten die Grenze bewachen, während im Westen (links im Bild) Zivilisten eine Warteschlange bilden.

Abb. 9: Fritz Cohen,
Ein Stacheldrahtzaun am Mandelbaum-Tor,
das Jerusalem von der Altstadt in Jordanien trennt,
Dezember 1957
(GPO D533-011)

Genutzt wurde der Übergang von Mitarbeitern der UNO und von Politikern, vor allem aber von christlichen Bewohnern Westjerusalems, die an hohen Feiertagen die heiligen Stätten in der Altstadt oder in Bethlehem besuchten: die Via Dolorosa, die Geburts- und die Grabeskirche sowie verschiedene internationale Einrichtungen, etwa das zwischen 1948 und 1985 von der jordanischen Regierung betriebene Österreichische Hospiz oder die Ende des 19. Jahrhunderts mit Förderung von Kaiser Wilhelm II. erbaute evangelische Erlöserkirche, in der sich die deutsche Gemeinde traf.14 Abb. 10, ein Foto von Teddy Brauner, zeigt eine Pilgergruppe, die sich im Januar 1950 am Mandelbaum-Tor einfand, um die Jerusalemer Altstadt zu besuchen.

Abb. 10: Teddy Brauner,
Pilger erreichen die Jerusalemer Grenze, Januar 1950
(GPO D844-062)

Dieses Tor war zudem der Umschlagplatz, von dem aus eine israelische Exklave auf dem Skopusberg mit Lebensmitteln und anderen Verbrauchsgütern beliefert wurde. Dort befanden sich unter anderem Gebäude der 1925 eröffneten Hebräischen Universität, die von 1948 bis 1967 einen neuen Campus in Givat Ram im Westen der Stadt bezog, in dem heute die Naturwissenschaften angesiedelt sind. Nach dem Fall der Mauer wurden die alten Gebäude auf dem Skopusberg durch mehrere Neubauten ergänzt, in denen sich heute die Sozial- und Geisteswissenschaften befinden. Ein 1959 am Mandelbaum-Tor aufgenommenes Foto aus dem Archiv der Vereinten Nationen (Abb. 11) zeigt die Beladung von Lastkraftwagen, die in einem von UNO-Soldaten begleiteten Konvoi auf den Skopusberg fahren sollen.

Abb. 11: Unbekannter UNO-Fotograf,
Gemäß einem Abkommen zwischen Israel und Jordanien verlässt ein Konvoi von Lieferwagen mit Nahrung, Bedarfsgütern und Austauschpersonal für die israelischen humanitären und kulturellen Institutionen auf dem Skopusberg unter Begleitschutz der Vereinten Nationen das Mandelbaum-Tor, Mai 1959
(United Nations Photo 137484)

Den jüdischen Israelis war der Übergang in den Ostteil der Stadt durch das Mandelbaum-Tor in der Zeit der Teilung nicht gestattet. Obwohl der von orthodoxen Juden bewohnte Stadtteil Mea Shearim unmittelbar an der Grenze lag und nur einen Steinwurf weit vom Mandelbaum-Tor entfernt war, konnten sie ihre heiligen Stätten – vor allem die Klagemauer im Herzen der Altstadt – nicht besuchen.

Wie die Berliner gewöhnten sich die Jerusalemer daran, mitten in der Stadt auf Schilder, Zäune und Mauern zu treffen. Ein Foto von Moshe Pridan (Abb. 12) zeigt die symbiotische Existenz von Wäscheleinen und Warnhinweisen an einem verregneten Februartag des Jahres 1966, also 18 Jahre nach der Errichtung der Grenze und 16 Monate vor ihrem Ende.

Abb. 12: Moshe Pridan,
Teil des Grenzgebietes, das Jerusalem teilt, Februar 1966
(GPO D208-087)

Insgesamt ist die fotografische Überlieferung auf arabischer Seite lückenhafter bzw. schwerer zu erschließen.15 So wurde das Studio des palästinensischen Fotografen Khalil Raad, der über Jahrzehnte hinweg das Leben im Mandatsgebiet Palästina dokumentiert hatte, im Unabhängigkeitskrieg 1948 zerstört. Nach diesem Krieg verließ Raad die Stadt.16 Teile seines Archivs finden sich heute in verschiedenen Sammlungen, unter anderem im Middle East Centre der Universität Oxford und im Institute for Palestine Studies in Beirut. Die israelische Fotohistorikerin Rona Sela hat Raad als eher unpolitischen, kulturell interessierten und christlich geprägten arabischen Fotografen charakterisiert, der sich des kolonialen Blicks nach und nach entledigte und zu einer positiven, unabhängigen Perspektive auf das palästinensische Leben seiner Zeit fand.17 Bilder aus dem geteilten Jerusalem gibt es in seinem Werk kaum.18

Abb. 13: Chalil Rissas, Arabische Kämpfer auf der Mauer der Jerusalemer Altstadt nahe dem Jaffa-Tor, 1947
(Courtesy of the Central Zionist Archives 1013336)

Von dem eingangs erwähnten Chalil Rissas, dessen Archiv 1967 von der israelischen Armee beschlagnahmt wurde, stammt eine Aufnahme, die sieben arabische Männer bei der Verteidigung der Jerusalemer Altstadt 1947 zeigt (Abb. 13). Dabei dürfte es sich um Angehörige der Arabischen Legion handeln, die während der britischen Mandatszeit auf dem Gebiet des heutigen Jordanien operierte, möglicherweise aber auch um Angehörige paramilitärischer Gruppen oder – im Fall der beiden behelmten Männer – der ägyptischen Armee, deren Soldaten solche Helme trugen.

Abb. 14: Hugo Mendelson, Der offizielle Fotograf der Arabischen Legion fotografiert in Jerusalem, Februar 1949
(GPO D767-070)

Dass auf arabischer Seite neben zivilen auch offizielle Militärfotografen tätig waren, dokumentiert eine Aufnahme von Hugo Mendelson aus dem Jahr 1949 (Abb. 14). Laut Bildlegende sehen wir hier einen namentlich nicht genannten Fotografen der Arabischen Legion. Bei der Kamera, die auf dem Foto zu erkennen ist, handelt es sich offenbar um eine Speed Graphic und damit um ein Modell, das auch von der US-Armee im Zweiten Weltkrieg verwendet wurde.19 Sie erlaubte Belichtungszeiten von 1/1000 Sekunde und eignete sich deshalb gut für Aufnahmen von schnellen Bewegungen. US-Soldaten beschwerten sich allerdings immer wieder über Gewicht und Maße der Kamera, die deutlich über denen von Kleinbildkameras wie der Leica oder Rolleiflex lagen. Tatsächlich erscheint das Gerät auf diesem Bild geradezu antiquiert, vor allem, wenn man sie mit der Filmkamera vergleicht, die der zweite Mann im Bild in der linken Hand trägt.

Ariella Azoulay hat mit dem Buch »From Palestine to Israel. A Photographic Record of the Destruction and State Formation, 1947–1950« eindringlich darauf verwiesen, dass die Gründungsgeschichte des Staates Israel ohne die palästinensische Perspektive bildgeschichtlich unvollständig bleibt. Die von ihr zusammengestellten Fotografien stammen zwar überwiegend aus israelischen Beständen wie dem Israelischen Staatsarchiv, ähnliche Abbildungen werden dort aber zum Teil unter Verschluss gehalten.20 Wichtig ist es zudem, stets die Bedingungen zu klären, unter denen eine Fotografie entstand und verbreitet wurde. Ein gutes Beispiel dafür, wie der Kontext die Bedeutung verändern kann, ist eine Serie von Bildern, die israelische Fotografen – vermutlich im Auftrag des Government Press Office (GPO), in dessen Online-Archiv sie sich heute findet – nach dem Ende des Sechstagekrieges an der Allenby-Brücke aufnahmen. Die von den Briten 1918 gebaute Brücke über den Jordan (Abb. 15) verband die Gebiete östlich und westlich der Arava-Senke, in der heute die Grenze zwischen Jordanien und Israel bzw. den palästinensischen Autonomiegebieten verläuft. Über diese Brücke, die gleichzeitig als Grenzübergang diente, kehrten nach dem Ende des Sechstagekrieges aus der Westbank geflüchtete Palästinenser nach Israel zurück.

Abb. 15: Unbekannter Fotograf, Technische Offiziere der britischen Armee bei der Eröffnung der Allenby-Brücke, 1918
(Library of Congress, LC-DIG-ppmsca-13291-00069)
Abb. 16: Ilan Bruner, Zwei arabische Kinder werden
während der ersten organisierten Rückkehrwelle von
Westbank-Bewohnern, die nach Jordanien geflohen waren,
von einem israelischen Soldaten über die Allenby-Brücke getragen, Juli 1967
(GPO D364-108)

Eines der Fotos (Abb. 16) zeigt einen strahlenden Soldaten mit zwei Kindern auf dem Arm, der an einem Grenzpolizisten vorbei von rechts nach links durch das Bild läuft. Die Legende des GPO zu diesem Foto von Ilan Bruner lautet: »Two Arab youngsters carried across the Allenby Bridge by Israel[i] soldier during the first organized return of West Bank residents who had fled into Jordan.« Das Bild suggeriert, dass palästinensische Familien, unterstützt durch die israelische Armee, einfach in die Westbank zurückkehren konnten und dort freundlich aufgenommen wurden. Tatsächlich aber blieben etwa 300.000 Palästinenser aus sehr unterschiedlichen Gründen in Jordanien – weil sie dort eingebürgert wurden, weil es verwandtschaftliche Beziehungen gab oder aber weil sie dort in Flüchtlingslagern festsaßen, deren Zahl 1967 von 48 auf 58 anstieg.21 Das hier abgedruckte Bild ist also irreführend, weil es nur einen kleinen und kaum repräsentativen Ausschnitt aus der Wirklichkeit des Jahres 1967 zeigt.

Der Sechstagekrieg beendete die Zeit der Teilung. Israelische Truppen eroberten das Westjordanland, die syrischen Golanhöhen, den Gazastreifen, die ägyptische Halbinsel Sinai und den Ostteil von Jerusalem, der zunächst einen Besatzungsstatus hatte und 1980 annektiert wurde. Fotografisch hat den Moment der Wiedervereinigung der Stadt unter anderem David Rubinger festgehalten, dessen Bild von Fallschirmjägern an der Klagemauer in der Jerusalemer Altstadt (Abb. 17) oft als ikonisches Bild des Sechstagekrieges bezeichnet wird.

Abb. 17: David Rubinger, Sechstagekrieg.
Israelische Fallschirmjäger stehen vor der
Klagemauer in Jerusalem, Juni 1967
(GPO D3-005)

Die zuvor zwischen Ost- und Westjerusalem verlaufende israelische Grenze wurde nun nach Osten verschoben und markierte die Trennung der Stadt von der umliegenden Westbank, die ihrerseits in der Arava-Senke an Jordanien grenzt. Der Stadtteil Mamilla, der in der Zeit der Teilung eine Art Zonenrandgebiet war und brachlag, wurde nach der Jahrtausendwende vollständig gentrifiziert. Dort entstanden Luxuswohnungen und eine Shopping Mall, die das Westjerusalemer Zentrum bis zum Jaffa-Tor verlängert.22

Nach zwei Intifadas und wiederholten Terroranschlägen in den 1990er-Jahren begann die israelische Regierung 2002 mit dem Bau einer neuen Mauer, die überwiegend auf dem Gebiet der Westbank verläuft und sie von Ostjerusalem isolieren soll. Diese Mauer, die 2011 fertiggestellt wurde, schneidet Teile des Jerusalemer Stadtgebietes, darunter den Stadtteil Kafr Aqab, ab und verschiebt sie de facto in die Westbank – bei weiterhin formaler Zugehörigkeit zur Jerusalemer Stadtverwaltung. Umgekehrt werden durch den neuen Grenzverlauf auch Teile der Westbank, abweichend von der Grünen Linie des Waffenstillstandsabkommens aus dem Jahr 1949, an das israelische Staatsgebiet angeschlossen, zum Beispiel in der Gegend um die arabische Stadt Qalqilya.23 Abb. 18 zeigt einen unfertigen Bauabschnitt im Jahr 2004 aus der Perspektive des israelischen Fotografen Moshe Milner. Optisch erinnert dieses Bauwerk eher an die Berliner Mauer der Jahre 1961 bis 1989 als an die alte Jerusalemer Mauer der Jahre 1948 bis 1967.

Abb. 18: Moshe Milner, Der Sicherheitszaun, der das arabische Dorf Abu Dis von Ostjerusalem trennt, Januar 2004
(GPO D864-026)
Abb. 19: Yaacov Saar, Der West-Berliner Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (links) und Premierminister Shimon Peres sehen vom Reichstagsgebäude aus über die Berliner Mauer auf das Grenzgebiet mit der DDR, Januar 1986
(GPO D117-085)
Abb. 20: Moshe Milner, Premierminister Levi Eshkol schaut in Begleitung des Generalstabschefs Yitzhak Rabin auf
den Stadtteil Sheich Jarrah, die Altstadt und
die Jerusalemer Grenze, September 1965
(GPO D686-074)

Von Politikern wie Eberhard Diepgen, dem Regierenden Bürgermeister Berlins (erste Amtszeit 1984–1989), und dem israelischen Ministerpräsidenten Levi Eshkol (Amtszeit 1963–1969) wurde die jeweilige Mauer gern als Kulisse genutzt, vor der sie die Teilung der Stadt als politischen Missstand anklagten (Abb. 19 und 20). Die neue israelische Mauer dagegen, die völkerrechtlich umstritten ist, wird von Menschen­rechtsaktivist*innen als Argument für Kritik an der israelischen Regierung ins Feld geführt, während sie von der israelischen Rechten als notwendiges Übel verteidigt wird.

Abb. 21: Peter Mulligan (Fotograf)/Banksy (Künstler),
Graffiti auf der Mauer in der Nähe der
palästinensischen al-Quds-Universität, April 2005
(Wikimedia Commons, Peter Mulligan,
»BanksyRatAndWall«, CC BY 2.0)

In jedem Fall zieht sie viel visuelle Aufmerksamkeit auf sich, nicht zuletzt seitens der bildenden Kunst. Als Untergrund für gesprühte Kritik nutzt sie der Street-Art-Künstler Banksy (Abb. 21), aber auch für Fotojournalist*innen ist sie ein idealer Ort, an dem sich die Folgen der Teilung visualisieren lassen. Die Mauer ist hier gleichzeitig Grenze, materielles Objekt, nutzbare Fläche und politische Projektionsfläche. So viel jedenfalls hat sie mit ihren Vorgängerinnen gemeinsam.

Abb. 22: Die Grenzmarkierungen auf der Karte entsprechen nicht notwendigerweise den Verhältnissen vor Ort. Das gilt für die Grenze zwischen Westjerusalem und dem von Israel annektierten Ostteil der Stadt, und auch Stadtteile wie Gilo oder Pisgat Ze’ev, die jenseits der »Grünen Linie« liegen, sind ohne Grenzkontrolle erreichbar. Diese Linie des Waffenstillstandsabkommens von 1949 ist vor Ort nicht sichtbar. Umgekehrt entsprechen die vorhandenen Grenzbefestigungen zwischen Israel und den palästinensischen Autonomiegebieten nicht unbedingt den völkerrechtlich gültigen Grenzen.
mr-kartographie, Gotha,
mit freundlicher Genehmigung)

Anhang: Biographische Angaben zu den Fotografen

Es fällt auf, dass sieben der vierzehn hier genannten Fotografen (alle männlich) aus Deutschland bzw. Österreich stammten, ein weiterer aus Prag, einer aus Rumänien. Geboren wurden sechs von ihnen in den 1910er-Jahren, zwei in den 1920er-Jahren, bei einer Person ist kein Geburtsjahr bekannt. Drei der vierzehn Fotografen waren Palästinenser. Mit Sicherheit lässt sich sagen, dass die fotografische Emigration aus Deutschland bzw. Osteuropa das Bild auf israelischer Seite deutlich geprägt hat.

Braun, Werner
Jerusalemer Pressefotograf, geboren 1918 in Nürnberg, Exil in Dänemark und Schweden, Auswanderung nach Israel 1946. Fotograf beim Eichmann-Prozess 1961 im Auftrag der israelischen Regierung (u.a. Aufnahmen von Eichmann im Glaskasten). 1967 fotografierte er tanzende Soldaten an der Klagemauer. Er starb Ende 2018 in Israel.
Quellen: Jim G. Tobias, Ein Wegbegleiter Israels – Der deutsch-jüdische Fotograf Werner Braun, in: HaGalil, 17.4.2010; <https://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Braun_(Fotojournalist)>.

Brauner, Teddy (Théodore)
Kunstfotograf, geboren 1914 in Rumänien, ab 1944 in Tel Aviv, ab 1956 in Paris, experimentierte mit abstrakter Fotografie und Solarfix. Er starb im Jahr 2000 in Paris.
Quellen: <https://fr.wikipedia.org/wiki/Théodore_Brauner>; <https://www.ubugallery.com/gallery/artists/theodore-brauner/>.

Bruner (auch: Brunner), Ilan
Geboren 1934 in Prag, 1939 Ausreise nach England mit einem Kindertransport. Nach dem Krieg tätig als Press Officer und Fotograf des israelischen Verteidigungsministeriums. Gründer von DisraeliS (Disabled Israelis).
Quelle: <https://en.wikipedia.org/wiki/Disraelis>.

Cohen (auch: Cohn), Fritz
Geboren 1913 in Berlin, Auswanderung nach Israel 1937, Teilnahme am Unabhängigkeitskrieg, später Cheffotograf des israelischen Government Press Office, gestorben 1981 in Israel.
Quellen: <https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Fritz_Cohen>; <https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Flickr_-_Government_Press_Office_(GPO)_-_First_Israeli_Olympic_Team.jpg>.

Jacoby, Claude
Geboren 1916 in Düsseldorf als Klaus Jacoby, 1938 Emigration in die USA, 1951 Rückkehr nach Deutschland, Tätigkeit für das Information Bulletin der U.S. Army, gestorben 1964. Jacoby war der Schwiegersohn des Regisseurs Veit Harlan.
Quelle: Werner Renz (Hg.), »Von Gott und der Welt verlassen«. Fritz Bauers Briefe an Thomas Harlan, Frankfurt a.M. 2015, S. 236, Anm. 167.

Mendelson (auch: Mendelsohn), Hugo H.
Geboren 1918 in Deutschland.
Quelle: <https://museum.imj.org.il/artcenter/newsite/en/?artist=Mendelsohn,%20Hugu%20H.&list=M>.

Milner, Moshe
Geboren 1946 in Deutschland, Ausbildung zum Hochzeitsfotografen in Lod bei Tel Aviv. Ab 1967 Fotograf des israelischen Government Press Office, von den späten 1980er-Jahren bis 2013 Leiter der Fotoabteilung.
Quellen: Rachel Neiman, Milner of the GPO retires, in: ISRAEL21c, 23.2.2014; Greer Fay Cashman, Veteran GPO photographer: Israel was warned about Yom Kippur War, in: Jerusalem Post, 27.1.2014.

Pinn, Hans Chaim
Geboren 1916 in Berlin, besuchte 1933 Abendkurse am Bauhaus Berlin, gestorben 1978 in Herzliya. Siehe auch seine Fotos im Beitrag von Ofer Ashkenazi.
Quellen: <https://museum.imj.org.il/artcenter/newsite/en/?artist=Pinn,%20Hans%20Chaim&list=P>; <https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Hans_Pinn>; <https://www.youtube.com/watch?v=ODbyaC4H2zY>.

Pridan, Moshe
Fotograf des Israeli Government Press Office, ca. 1955–1966.

Raad, Khalil
Geboren 1869 in Bhamdoun, Libanon (nach abweichenden, aber weniger plausiblen Angaben bereits 1854); aufgewachsen in Jerusalem, dort Ausbildung zum Fotografen bei Garabed Krikorian. 1890 Gründung eines Fotostudios auf der Jaffa Street, das 1948 im Unabhängigkeitskrieg zerstört wurde. Raad starb 1957 in seinem Geburtsort Bhamdoun.
Quellen: Rona Sela, Chalil (Khalil) Raad, Photographs 1891–1948, Gutman Art Museum, 2010; Badr al-Hajj, Khalil Raad – Jerusalem Photographer, in: Jerusalem Quarterly 11/12 (2001), S. 34-39.

Rissas, Chalil
Geboren 1926 in Jerusalem (?) als Sohn des Fotografen Ibrahim Rissas, arbeitete von 1944 bis 1957 für Associated Press und die ägyptische Zeitung »Al Hillal«. 1967 eröffnete Chalil Rissas ein Fotogeschäft in Ostjerusalem. Er starb dort 1974.
Quellen: Rona Sela, In the Eyes of the Beholder – Aspects of Early Palestinian Photography (engl. Übersetzung des hebräischen Originals, zuerst in: dies., Photography in Palestine in the 1930s & 1940s, Tel Aviv 2000); Ofer Aderet, Why Are Countless Palestinian Photos and Films Buried in Israeli Archives?, in: Haaretz, 1.7.2017.

Rissas, Ibrahim
Geboren 1900, betrieb ein Fotostudio in der Nähe des Jerusalemer Jaffa-Tores und war Mitglied der 1944 gegründeten Union of Arab Photographers of Jerusalem and Vicinity. Er starb 1970 oder 1971 in Jerusalem.
Quellen: Sela, In the Eyes of the Beholder, S. 17f.; dies., »Imprisoned Photographs«: The Looted Archive of Photo Rissas (Rassas) – Ibrahim and Chalil (Khalil) Rissas, in: intermédialités Nr. 32 (Herbst 2018), Abschnitt 13.

Rubinger, David
Geboren 1924 in Wien, 1938 Flucht nach Palästina, Militärdienst in der Jüdischen Brigade der Britischen Armee. Ab 1951 Fotograf für die Zeitungen »HaOlam Hazeh«, »Yedioth Ahronot« und »Jerusalem Post«, ab 1954 für das Magazin »Life«. Rubinger starb 2017 in Jerusalem.
Quellen: <https://en.wikipedia.org/wiki/David_Rubinger>; <https://de.wikipedia.org/wiki/David_Rubinger>.

Saar, Yaacov
Geboren 1951, arbeitete als Pressefotograf u.a. für die Zeitung »Yedioth Ahronot«. 1978 wurde er mit einem World Press Photo Award für ein Bild von Menachem Begin und Anwar el-Sadat im Jerusalemer King David Hotel ausgezeichnet. 1981 übernahm er die Leitung des israelischen Government Press Office.
Quelle: <https://www.worldpressphoto.org/collection/photo/1978/36565/1/1978-Yaacov-Saar-SN3>.


Anmerkungen:

1 In Jerusalem befinden sich seit 1948 das israelische Parlament und alle Ministerien. Da laut UNO-Teilungsplan von 1947 Jerusalem eine internationale Zone sein sollte, erkannten die meisten Staaten Jerusalem nicht als Hauptstadt Israels an und eröffneten ihre Botschaften in Tel Aviv. Im Dezember 2017 erkannte Donald Trump Jerusalem als Hauptstadt Israels an und ließ die US-Botschaft nach Jerusalem verlegen.

2 Heiliges Land und zweite Heimat. Interview mit Friede Springer anlässlich des 100. Geburtstages von Axel Springer am 2. Mai 2012, geführt von Gernot Facius und Knut Teske. Vgl. Amos Kollek, Axel Springer und Teddy Kollek, in: Fritz Backhaus/Dmitrij Belkin/Raphael Gross (Hg.), Bild dir dein Volk! Axel Springer und die Juden, Göttingen 2012, S. 108-134.

3 Auf Basis der schon länger bestehenden Website <http://www.chronik-der-mauer.de>, eines Langzeit-Kooperationsprojektes des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam mit der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Deutschlandradio.

4 Zur Kartographie vgl. Christine Leuenberger, Mapping Divided Cities and Their Separation Walls: Berlin and Jerusalem, in: Jerusalem Quarterly 65 (2016), S. 86-103; darin wird erstaunlicherweise die Zäsur von 1967 nicht erwähnt.

5 The National Photo Collection: <http://gpophoto.gov.il/haetonot/Eng_Default.aspx>.

6 Vgl. Rona Sela, »Imprisoned Photographs«: The Looted Archive of Photo Rissas (Rassas) – Ibrahim and Chalil (Khalil) Rissas, in: intermédialités Nr. 32 (Herbst 2018), Abschnitt 13; dies., Rethinking National Archives in Colonial Countries and Zones of Conflict. The Israeli-Palestinian Conflict and Israel’s National Photography Archives as a Case Study, in: Ibraaz, November 2013, S. 7 der pdf-Version. Sela weist darauf hin, dass im Unabhängigkeitskrieg, im Sechstagekrieg (1967) und im Libanonkrieg (1982) Bestände arabischer Fotografen von israelischen Soldaten beschlagnahmt, teilweise auch geplündert wurden.

7 Dies ist die Zahl von 1946. Nach der Teilung betrug die Einwohnerzahl im Westen 84.000, im Osten 80.000; vgl. The Jewish People Policy Institute (JPPI).

8 Vgl. das Bild Nr. D208-085 von Fritz Cohen aus dem Bestand des israelischen Government Press Office mit folgender Legende: »Jerusalem street in Mamila neighborhood. The concrete wall protects against Jordanian snipers.«

9 Vgl. Elena Demke, Mauerfotos in der DDR, in: Karin Hartewig/Alf Lüdtke (Hg.), Die DDR im Bild. Zum Gebrauch der Fotografie im anderen deutschen Staat, Göttingen 2004, S. 89-106.

10 British Legation, Amman, an J.C. Wardrop Esq., Eastern Department, Foreign Office London, 21.1.1952, in: Israel-Jordan frontier incidents; reports and photographs concerning alleged atrocities, The National Archives, London, FO 371/98490.

11 Dion Nissenbaum, A Street Divided. Stories from Jerusalem’s Alley of God, New York 2015, S. 2f.

12 Vgl. die Fotografien in: Israeli-Jordan frontier friction, The National Archives, London, FO 371/91386. Eines dieser Bilder wurde veröffentlicht in: The Rising Tide of Terror, or: Three Years of an »Armistice« in the Holy Land, hg. vom Press and Publicity Bureau, Ministry of Foreign Affairs, Amman 1952.

13 Vgl. dazu Raphael Israeli, Jerusalem Divided. The Armistice Regime, 1948–1967, London 2002, S. 95-97.

14 Zum Österreichischen Hospiz vgl. Evelyn Runge, Am Kreuzweg, in: Wiener Journal, 24.12.2010, S. 16-19; zur Erlöserkirche: Thorsten Neubert-Preine, The Founding of German Protestant Institutions in Jerusalem during the Reign of Kaiser Wilhelm II, in: Haim Goren (Hg.), Germany in the Middle East. Past, Present and Future, Jerusalem 2003, S. 27-40.

15 Einen Überblick zur palästinensischen Fotografie vor der israelischen Staatsgründung bietet Walid Khalidi, Before Their Diaspora. A Photographic History of the Palestinians, 1876–1948, Beirut 1984. Der Textteil des Buches wurde allerdings als übermäßig parteiisch kritisiert, während die Bilder – so der britische Historiker Benny Morris – die Palästinenser eher als Objekte denn als Subjekte der Geschichte erscheinen ließen. Vgl. die Rezension von Benny Morris, Palestine to 1948, in: Journal of Palestine Studies 22 (1992/93) H. 1, S. 109-111, hier S. 110.

16 Vgl. Rona Sela, Khalil Raad. Fotografien 1891–1948, Tel Aviv 2010 (Hebräisch), S. 8-17.

17 Vgl. dies., Chalil (Khalil) Raad, Photographs 1891–1948, Gutman Art Museum, 2010 (englische Zusammenfassung des Buchtextes).

18 Vgl. Badr al-Hajj, Khalil Raad – Jerusalem Photographer, in: Jerusalem Quarterly 11/12 (2001), S. 34-39.

20 Ariella Azoulay, From Palestine to Israel. A Photographic Record of the Destruction and State Formation, 1947–1950, New York 2011 (zuerst Hebräisch, Tel Aviv 2009); dies., The Imperial Condition of Photography in Palestine: Archives, Looting, and the Figure of the Infiltrator, in: Visual Anthropology Review 33 (2017), S. 5-17, hier S. 7.

22 Vgl. Felix Koltermann, Mamilla und der Tower of David, in: Qantara/Deutsche Welle, 10.2.2016.

23 Vgl. dazu die interaktive Karte der israelischen Menschenrechtsorganisation B’Tselem: <https://www.btselem.org/map>.

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