Vom Wassermangel zur Westbindung

Die Dürre von 1947 in der Bizone und das deutsch-amerikanische Verhältnis

Die Wochenschau »Welt im Film«, die nach dem Zweiten Weltkrieg in der britisch-amerikanischen Besatzungszone (Bizone) produziert und ausgestrahlt wurde, berichtete Anfang September 1947 über »Die große Dürre«. Untermalt von dramatischer Musik verkündete der Sprecher: »Ein regenarmes Frühjahr und wochenlang dauernde Hitze im Sommer ohne jeden Regen haben zu einer katastrophalen Lage geführt.« Die Kamera brachte den bayerischen Walchensee ins Bild. Der Wasserspiegel lag drei Meter unter dem Normalstand, weshalb das örtliche Wasserkraftwerk nur einen Bruchteil der üblichen Strommenge lieferte. Die nächste Kameraeinstellung zeigte schwere Waldbrände an der bayerisch-österreichischen Grenze, wo die Schäden »in die Millionen« gingen. Zum Schluss fiel der Blick auf die Landwirtschaft. Gezeigt wurden mickrige Kartoffeln und Maiskolben, bevor die Kamera abgemagertes Vieh einfing, das wegen des Futtermangels notgeschlachtet werden musste. »Die große Dürre des Sommers wird sich über einen schweren Winter hin bis zur nächsten Ernte auswirken«, schloss der Sprecher den Beitrag.1

Zweiminütige Sequenz »Die große Dürre« aus der rund dreizehnminütigen Wochenschau »Welt im Film«, September 1947

Im Folgenden geht es um diese Dürre,2 ihre weitverzweigten Auswirkungen und die politischen Reaktionen in der Bizone. Klimahistorischen Rekonstruktionen zufolge handelte es sich wahrscheinlich um die schwerste Dürre in Mitteleuropa seit 1719.3 In den entscheidenden Monaten der Vegetationsperiode, zwischen April und Oktober 1947, regnete es in großen Teilen des Kontinents sehr wenig oder gar nicht.4 Pflanzen, Tiere und Menschen litten, als der Wassermangel zu Missernten, Stromausfällen und Waldschäden führte. Hinzu kam, dass die Dürre einen kriegszerstörten Kontinent traf. Nachdem die Deutschen Leid und Vernichtung über große Teile Europas und der Welt gebracht hatten, waren sie infolge der Niederlage gegen die Alliierten im eigenen Land mit den fatalen Kriegsfolgen konfrontiert: zerbombte Städte, eine am Boden liegende Industrie und beschädigte Infrastrukturen, eine schlechte Versorgung mit Lebensmitteln und anderen Gütern des alltäglichen Lebens. In Deutschland hatte bereits der Winter 1946/47 gezeigt, dass klimatische Extrem­ereignisse vor diesem Hintergrund gravierende Folgen haben konnten. Im »Hungerwinter« waren viele tausende Menschen in Deutschland, aber auch in anderen Ländern Mitteleuropas, an einer Kombination aus schlechter Behausung, Mangelernährung und extremer Kälte gestorben.5 Als im darauffolgenden Sommer die Dürre besonders im süddeutschen Raum zu einer schweren Missernte führte, deutete alles auf eine erneute humanitäre Notsituation hin. Dazu kam es nicht, weil die USA zwar spät, aber schließlich doch noch Lebensmittel im großen Stil importierten.

Die Dürre von 1947 hat weder im kulturellen Gedächtnis der Deutschen noch in der geschichtswissenschaftlichen Forschungsliteratur einen prominenten Platz gefunden. Sie wird vom »Hungerwinter« des Vorjahres überschattet und ist meist nur in Randnotizen erwähnt. Weder in einschlägigen Überblicksdarstellungen zur Besatzungszeit6 noch in kulturgeschichtlichen Studien zur Wirkmacht des Hungerns als einer identitätsstiftenden Erfahrung der deutschen Nachkriegsgesellschaft wird die Dürre thematisiert.7 In älteren Spezialstudien zur Ernährungskrise nach dem Krieg wird sie mitunter genannt. Wenn überhaupt, tritt sie jedoch lediglich als Folie in Erscheinung, vor deren Hintergrund politische und ökonomische Faktoren verhandelt werden.8 Eine gewisse Ausnahme stellt zum einen die Habilitationsschrift von Günter J. Trittel dar, in der die ernährungspolitischen Folgen der Dürre eingehend besprochen werden. Die Dürre selbst erscheint jedoch nur als Auslöser einer erneut verschärften Ernährungssituation und »verschwindet« dann wieder aus der Erzählung.9 Zum anderen hat Nicolai Hannig vor einigen Jahren eine dezidiert umwelt­historische Perspektive auf die deutsche Nachkriegsgeschichte gewählt. Er spricht die Dürre an, fokussiert jedoch primär den »Hungerwinter« von 1946/47.10 Die bis dato substanziellste Auseinandersetzung mit der Dürre hat Robert Groß vorgelegt. Er untersucht die Auswirkungen der Trockenheit in Österreich und konzentriert sich dabei auf die Energiewirtschaft, die ganz auf Wasserkraft ausgerichtet war und daher im Sommer 1947 in eine schwere Krise geriet.11

Mit Blick auf die Bizone waren die schwersten Folgen der Dürre dagegen in der Landwirtschaft zu verorten. Die zentrale These dieses Aufsatzes lautet, dass die Dürre ein bedeutsamer Faktor der westdeutschen Nachkriegsgeschichte war, gerade weil sie nicht, wie von der eingangs zitierten Wochenschau befürchtet, in die Katastrophe führte. Die durch die Trockenheit verursachten Ernteausfälle veranlassten die US-amerikanische Regierung dazu, sich materiell stärker in Deutschland zu engagieren als ihr lieb war, um nach dem »Hungerwinter« keinen weiteren Ansehens- und Kontrollverlust zu erleiden, was im heraufziehenden Kalten Krieg von eminenter Bedeutung war. Die Dürre trug letztlich auch dazu bei, dass den Deutschen bei ihrer wirtschaftlichen Selbstorganisation wieder mehr Gestaltungsspielraum eingeräumt wurde. Der Umgang mit der Dürre und ihren Folgen offenbarte nämlich auf drastische Weise die Defizite der Zonenverwaltung. Kommunikationsschwierigkeiten, Missverständnisse und Vertrauensprobleme zwischen Militärregierung, Zentralverwaltung, Landesregierungen und lokaler Bevölkerung führten dazu, dass erst mit Beginn des Winters wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung der drohenden Hungersnot ergriffen wurden. Als die Militärregierung schließlich handelte, blieb ihr nur noch Symptombekämpfung in Form von teuren Lebensmittelimporten übrig, um die entstandene Kalorienlücke zu schließen und das nackte Überleben der Bevölkerung zu sichern. Effizienter wäre es gewesen, bereits im Frühjahr und Sommer Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, etwa durch den Import von Kunstdünger und zusätzlichem Saatgut, um der Dürre mit einer Steigerung der Produktion vor Ort zu begegnen – so argumentierten jedenfalls Vertreter der deutschen Bauernschaft.12 Die anglo-amerikanischen Besatzungsmächte zogen aus der Ernährungskrise des Winters 1947/48 dann auch die Lehre, dass es die ineffizienten Doppelstrukturen zwischen Militär- und Landesregierungen perspektivisch zugunsten deutscher Selbstverwaltung abzubauen galt – um die Besatzungskosten zu senken und um die deutsche Bevölkerung den Westalliierten gewogen zu halten.

Der empirische Schwerpunkt dieses Beitrags liegt auf Bayern, wo die Dürre besonders gravierend war und große landwirtschaftliche Schäden anrichtete. Dies war für die ganze Bizone problematisch, da Bayern immer ein »Überschussland« gewesen war, das Getreide, Kartoffeln, Fleisch und Milch in andere Regionen exportiert hatte, vor allem in die Industriezentren Westdeutschlands. Im Dürrejahr 1947 wurde Bayern nun seinerseits zum »Zuschussland«.13 Die Materialgrundlage der Analyse bilden neben gedruckten Quellen wie der Aktenedition »Foreign Relations of the United States« (FRUS) archivalische Quellen aus Beständen der US-amerikanischen Militärregierung, der zentralen Verwaltung der Bizone in Frankfurt a.M. sowie der bayerischen Landesregierung.14 Hinzu kommen Presseartikel, insbesondere Beiträge des bayerischen »Landwirtschaftlichen Wochenblatts«, sowie zeitgenössische wissenschaftliche Abhandlungen.

In einem ersten Schritt werden die Folgen der Dürre für Menschen, Tiere und Pflanzen rekonstruiert. In einem zweiten Schritt stehen die politischen Reaktionen im Mittelpunkt. Hier soll analysiert werden, ob und wie das Wissen lokaler Bevölkerungsgruppen über die drohende Notlage in effektives Handeln der Militärregierung übersetzt wurde – denn dass es dazu kam, ist nicht selbstverständlich. Wie aus der Forschung zu humanitärem Interventionismus bekannt ist, stellt die Mobilisierung von Ressourcen zur Abwendung einer Katastrophe, die noch nicht eingetreten ist, eine große Herausforderung dar. In einem dritten Schritt wird der Blick auf die Sowjetische Besatzungszone und die ebenfalls betroffenen Nachbarländer gerichtet, um der Frage nachzugehen, warum sich die Dürre in der Bizone besonders gravierend auswirkte. In einem letzten Schritt wird ein Ausblick auf den weiteren Umgang mit der Dürre gegeben. Vor allem wissenschaftlich hatte die Wetteranomalie ein Echo. In einer interdisziplinären Debatte wurde die Frage erörtert, ob Europa womöglich in eine neue Klimaphase eingetreten sei. Diese Beobachtungen werden abschließend mit aktuellen Erkenntnissen der historischen Klimaforschung verbunden.

1. Sozio-ökonomische Folgen von »Hungerwinter« und »Dürresommer« in der Bizone

1947 war in der Bizone, aber nicht nur dort, ein meteorologisch abnormes Jahr, und dies gleich in zweifacher Hinsicht: Auf einen extrem kalten und langen Winter folgte ein extrem heißer und trockener Sommer. Zunächst gilt es kurz auf den »Hungerwinter« einzugehen, da er Voraussetzungen schuf, die auch den Umgang mit der Dürre beeinflussten.

Der zweite Winter nach dem Krieg zeichnete sich durch langanhaltende Kälte aus. Im Februar 1947 fielen die Temperaturen noch einmal für mehrere Wochen auf bis zu 30 Grad unter Null.15 Brennstoff stand nach dem Krieg kaum zur Verfügung, da die Kohleindustrie nur eingeschränkt arbeitsfähig war. Hinzu kam die schlechte Ernährungssituation. In der Landwirtschaft fehlte es an Arbeitskräften, Werkzeug, Düngemitteln und Saatgut. Außerdem bestanden wenig Möglichkeiten zum Import von Lebensmitteln, da Deutschland ökonomisch isoliert war und die »Kornkammern« im Osten des Landes nach dem Krieg unter sowjetischer Kontrolle standen. Die Mischung aus Kälte und Hunger setzte der Bevölkerung schwer zu. Zahlreiche Zeitzeugen- und Presseberichte, die später in Ausstellungen und Dokumentarfilmen verarbeitet und so auch erinnerungskulturell verstetigt wurden, illustrieren die Not eindrücklich.16

Wie tödlich der Winter 1946/47 war, ist derweil umstritten. Während in der deutschsprachigen Literatur unter Berufung auf zeitgenössische Schätzungen mitunter von »hunderttausenden Toten« in ganz Deutschland die Rede ist,17 kritisieren Histori­ker:in­nen aus den USA wie Alice Weinreb oder Atina Grossmann, dass für Zahlen dieser Größenordnung nie stichhaltige Belege präsentiert worden seien. Beide Autorinnen stellen zwar nicht infrage, dass der »Hungerwinter« physisch stark belastend war, vertreten allerdings die These, dass die kursierenden Todeszahlen als Teil eines Prozesses deutscher Selbstviktimisierung zu interpretieren seien. Zu einem Massensterben infolge von Hunger sei es nicht gekommen.18 Die Mischung aus real erfahrenem Hunger und einer Tendenz zur Opferstilisierung schlug sich auch in den gut dokumentierten »Hungerprotesten« des Winters 1946/47 nieder, die für die Besatzungsmächte ein ernstzunehmendes Problem darstellten. Im Mittelpunkt stand dabei die Forderung nach höheren Lebensmittelrationen. »Geben Sie uns genug zu essen, sonst können wir Hitler nicht vergessen«, lautete etwa ein beliebter Slogan, der eine unmissverständliche Drohung transportierte.19 So wurde der »Hungerwinter« für die Besatzungsmächte zum Referenzpunkt ihres künftigen Handelns: Wenn sie die Kontrolle über das im Kalten Krieg strategisch wichtige Deutschland nicht verlieren wollten, musste sich die Ernährungssituation schnell verbessern.

Die Dürre, die seit April 1947 dem »Hungerwinter« folgte, traf also auf eine hungrige Bevölkerung und auf Besatzungsmächte unter Handlungsdruck. Die Trockenheit hatte ihren Ursprung in einem sich hartnäckig über Mitteleuropa haltenden Hoch, das für den Zustrom warmer, kontinentaler Luft aus Osten sorgte und verhinderte, dass feuchte Atlantikluft aus Westen nach Europa strömte.20 Stark betroffen waren Böhmen und Mähren, ebenso große Teile Österreichs und Deutschlands, hier insbesondere Franken in Bayern.21 Aber auch in Ostdeutschland sowie im Rheinland war die Dürre besonders zu spüren.22

Bild
21. Oktober 1947: Menschen beim »Kartoffelstoppeln« auf den abgeernteten Feldern vor dem Reichstag in Berlin, wo die Dürre ebenfalls zu einer schlechten Ernte führte. Links im Hintergrund ist das Sowjetische Ehrenmal zu erkennen, das bereits am 11. November 1945 eingeweiht worden war. 
(picture-alliance/dpa)

Die sozio-ökonomischen Folgen waren weitreichend. Am unmittelbarsten beeinträchtigte die Dürre die Pflanzenwelt. Die Bäume verloren ihre Blätter bereits in den Sommermonaten, Wiesen und Felder verdorrten zu Brachflächen.23 Auch Nutzpflanzen wie Weizen, Roggen und Hopfen waren betroffen, sodass sich im Laufe des Augusts eine ausgeprägte Missernte ankündigte. Als die Dürre im September nicht nachließ, stellte sich heraus, dass der Zustand der Kartoffeln ebenfalls besorgniserregend schlecht war.24 Die daraus resultierenden Nahrungsmittelengpässe waren einschneidend. Die Getreideernte lag in der Bizone insgesamt noch einmal 8,8 Prozent niedriger als im vorangegangenen Jahr, das aufgrund der Kriegseinwirkungen bereits ein schlechtes Erntejahr gewesen war. Im Vergleich zum Vorkriegsniveau betrug die Differenz in der US-Zone sogar bis zu 35 Prozent. Noch gravierender als die schlechte Getreideernte war der Rückgang der Kartoffelernte: Im Vergleich zum Vorjahr brach diese in der Bizone insgesamt um etwa 20 Prozent ein.25 Ab dem Herbst 1947 kam es deshalb zu harten Verteilungskämpfen um die wenigen verfügbaren Kartoffeln, die im Winter traditionell die wichtigsten Energielieferanten in der mitteleuropäischen Nahrungspalette darstellten.26 Das Problem wurde dadurch verschärft, dass 1947 nur etwas mehr als die Hälfte der Ernte in das offizielle Umlagesystem gelangte. Die andere Hälfte wurde im Umfeld der Bauernhöfe direkt verbraucht oder floss in den Schwarzmarkt.27 Viele Bauern hatten schon während der NS-Zwangsbewirtschaftung gelernt, dass über inoffizielle Kanäle mehr zu verdienen war als über das staatliche Verteilsystem. Tricksereien bei der Erfassung der Ernte waren deshalb gut eingeübt. Da die westlichen Besatzungsmächte das Erfassungssystem aus der NS-Zeit nicht grundsätzlich reformierten, weil ihnen dafür die administrativen Ressourcen fehlten, blieb die Verteilung der Lebensmittel ineffizient. Dies verschlechterte vor allem in den Städten die Ernährungslage.28

Unter dem Ernteausfall litt auch das Vieh, das wiederum eine wichtige Nahrungsquelle und wegen des noch geringen Mechanisierungsgrades der Landwirtschaft zudem ein wichtiges Arbeitsmittel der Menschen darstellte. Durch die Dürre fiel auch die Heuernte kümmerlich aus. Viele Bauern gingen daher bis zum Äußersten, um ihr Vieh vor dem Verhungern zu bewahren. In der Folge kam es zu bemerkenswerten Szenen, als Bauern auf die vormoderne Methode der Hutung zurückgriffen und ihre Kühe und Schweine in die Wälder trieben, um noch die letzten Reste an essbaren Gräsern und Sträuchern zu finden.29 Dies löste allerdings nicht die Probleme. Das Futter reichte schlicht nicht für alle Tiere aus, die vor Hunger schrien und so auch die Geräuschkulisse auf dem Land veränderten.30 Im Herbst 1947 wurden Massennotschlachtungen erforderlich.31 In Bayern mussten in den am stärksten betroffenen Gebieten bis zu 40 Prozent der Herden notgeschlachtet werden.32 Der Überschuss an Fleisch verschaffte der Bevölkerung immerhin kurzzeitig Erleichterung.33 Die Kehrseite der Notschlachtungen war jedoch, dass in der Folge viel weniger Milch als üblich produziert wurde. Das Problem wurde dadurch verschärft, dass es kaum Bier gab, da auch die Hopfenernte eingebrochen war. Bier war üblicherweise ein landwirtschaftlicher »Haustrunk«, der unentgeltlich an die Feldarbeiter ausgegeben wurde. Nun wurde das fehlende Bier häufig kurzerhand durch Milch ersetzt, die dann nicht mehr für die übrige Bevölkerung zur Verfügung stand.34 Die Hoffnungen zur Lösung der so entstehenden »Fettkrise« lagen auf der Ernte von ölhaltigen Pflanzen wie Raps, die jedoch wegen der Dürre ebenfalls einbrach. Vor lauter Verzweiflung hatte man im Bayerischen Ministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten sogar zwischenzeitig den Vorschlag diskutiert (aber rasch wieder verworfen), die noch nicht so ausgelaugten Böden auf den Randstreifen von Autobahnen und auf Sportplätzen für den Anbau von Sonnenblumen zu nutzen.35

Wegen der langanhaltenden Trockenheit vermehrte sich der Borkenkäfer explosionsartig und raffte ganze Waldabschnitte dahin.36 Das Problem war mindestens zum Teil menschengemacht, da in den deutschen Wäldern seit Mitte des 19. Jahrhunderts aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus vermehrt Kiefern- und Fichten-Monokulturen angelegt worden waren.37 Dies ging allerdings, wie sich im Sommer 1947 zeigte, zulasten der Widerstandsfähigkeit des Waldes, denn Mischwälder mit einem höheren Anteil an Laubbäumen sind deutlich weniger anfällig für Schädlingsbefall.38 Die Waldschäden stellten für die Menschen ein weiteres ernstzunehmendes Problem dar, da die Wälder ohnehin schon stark ausgedünnt waren. Die Nationalsozialisten hatten entgegen aller romantisierenden Erzählungen von der identitätsstiftenden Bedeutung des »deutschen Waldes« rigoros abgeholzt, da sie im Rahmen ihrer Autarkiepolitik von Importen des wichtigen Rohstoffes unabhängig werden wollten.39 Während des »Hungerwinters« 1946/47 war dann erneut rücksichtslos gefällt worden, um Brennholz zu generieren.40 Die resultierende Krise in der Forstwirtschaft war besorgniserregend, da gleichzeitig etwa im Bergbau, dem Rückgrat der deutschen Industrie, große Mengen Grubenholz benötigt wurden.41

Der Wassermangel machte sich auch in den Städten bemerkbar. Dort versiegten die Brunnen, und es kam vermehrt zu Bränden, die wiederum nur schwer gelöscht werden konnten, weil den Feuerwehren das Wasser fehlte.42 Aber auch der niedrige Wasserstand in Flüssen und Seen war ein Problem, da Mitte des 20. Jahrhunderts ein Großteil des Stroms in Mitteleuropa noch aus Wasserkraft erzeugt wurde.43 In Bayern liefen die Kraftwerke im Sommer 1947 nur mit 60 Prozent Auslastung. Zur Ernährungs- und Fettkrise gesellte sich dadurch eine Stromkrise mit Sperren und Ausfällen für die Industrie sowie mit Fahrverboten für Straßenbahnen.44 Auf den großen Flüssen wurde währenddessen zeitweise der Schiffsverkehr eingestellt.45 Dies galt insbesondere für den Rhein, den wichtigsten Transportweg der deutschen Binnenschifffahrt, aber etwa auch für die Elbe.46

2. Politische Reaktionen auf die Dürre:
Warten, Warnen, Handeln

Wie fielen nun die politischen Reaktionen auf die geschilderten Probleme aus? Grundsätzlich lassen sich drei Phasen unterscheiden, in denen jeweils unterschiedliche Akteursgruppen die Hauptrolle spielten: Auf eine Phase hoffnungsvollen Abwartens, in der die beginnende Dürre lediglich von den Landwirten registriert wurde, folgten eine Phase des Warnens, in der nun auch die Landesregierung alarmiert war, und schließlich eine Phase des Handelns, in der die Militärregierung aktiv wurde.

Die erste Phase war geprägt vom Warten auf den Regen. Als die Bauern im Frühjahr 1947 geringere Niederschläge als üblich registrierten, gingen sie davon aus, dass es sich dabei lediglich um eine kurz anhaltende Wetterschwankung handele. Sie schlugen noch keinen Alarm, obwohl sich die ersten Einbußen schon bei der Frühjahrsernte einstellten.47 Die Hoffnung lag auf der ohnehin wichtigeren Herbst­ernte. Nach dem harten Winter 1946/47 erwarteten auch die Besatzungsmächte, dass eine gute Ernte für etwas Entspannung sorgen würde. Bis in den Sommer hinein war diese Hoffnung zugleich Planungsgrundlage. In einem im August 1947 fertiggestellten Handbuch für die bizonalen Ernährungs- und Landwirtschaftsprogramme hieß es: »The fall of 1947 marks the opening of a new era for the German economy of the Bizonal area. It is the beginning of an era when the Germans may become again independent and alleviate themselves from their present hunger and privation.«48 Die US-amerikanische Militärregierung nahm im August zudem an, mit Erhöhungen der Lebensmittelrationen beginnen zu können. Gemessen wurde dabei in Kalorien, jener Maßeinheit für den Energiegehalt von Lebensmitteln, die in den 1920er-Jahren ironischerweise populär geworden war, um Fettleibigkeit zu bekämpfen.49 Die Militärregierung hoffte nun, von den mageren 1.000 Kilokalorien pro Kopf und Tag, die sie den Deutschen im Winter 1946/47 hatte anbieten können, schrittweise auf die angestrebte Normalration von etwa 2.200 Kilokalorien zu kommen, was zwar immer noch nicht viel war, aber ausreichen sollte, um zu arbeiten und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.50 Schließlich galt es, in Deutschland eine Demokratie aufzubauen.51 Die Zahlen sind dabei nur als Richtwerte zu verstehen. Zum einen geben sie keine Auskunft über die Zusammenstellung der Rationen, zum anderen besorgte sich, wer konnte, zusätzliche Lebensmittel auf den Schwarz- und Tauschmärkten. Die offiziellen Zuteilungen bildeten dennoch für die meisten Menschen, besonders in den Städten, eine überlebensnotwendige Grundlage.52

Auf den Feldern zeichnete sich derweil eindeutig eine Missernte ab. Dieser Zeitraum, in dem die Folgen der Dürre bereits erkennbar waren, das politische Handeln allerdings noch auf längst überholten Prämissen basierte, markiert den Übergang zur zweiten Phase. In dieser Warnphase schaltete besonders der Bayerische Bauernverband in den Modus der »Alarmkommunikation«.53 In seinem zentralen Publikationsorgan, dem »Landwirtschaftlichen Wochenblatt«, wandte er sich mit dramatischen Appellen an die Öffentlichkeit. Er brachte dabei sowohl Narrative in Anschlag, die auf Gerechtigkeit für die Bauernschaft abhoben, als auch solche, die um das Thema Nahrungssicherheit kreisten – und politisierte damit die Dürre.54

Zum einen ging es dem Verband um eine Reduzierung der Ablieferungsforderungen, die von der in Frankfurt a.M. ansässigen Zentralverwaltung der Bizone gestellt wurden. Viele Bauern hatten das Gefühl, wegen der Kriegsverwüstungen ohnehin permanent an der Grenze des Machbaren zu agieren. Den politischen Druck nahmen sie als zusätzliche Belastung wahr, die nicht zu einer höheren Produktivität, sondern lediglich zu mehr Verbitterung führe.55 Zum anderen forderte der Bauernverband, dass der Landwirtschaft das notwendige Material zur Verfügung gestellt werden müsse, um noch das Letzte aus dem trockenen Boden herauszuholen. Dazu gehörte neben so grundlegenden Dingen wie angemessener Arbeitskleidung und Werkzeug vor allem Kunstdünger, der in der frühen Nachkriegszeit chronisch knapp und daher sehr teuer war.56 Die Verwendung von Kunstdünger in Zeiten des Wassermangels ist dabei ein zweischneidiges Schwert. Die richtige Düngung kann das Pflanzenwachstum in der Tat erheblich steigern und für mehr Ertrag pro Einheit aufgewandten Wassers sorgen. Doch bei vollständiger Trockenheit wächst auch auf gut gedüngten Böden nicht viel.57 Es ist daher nicht mit Sicherheit zu sagen, ob mehr Düngemittel im Sommer 1947 zu einer deutlich besseren Ernte geführt hätten, selbst wenn die bayerischen Bauern daran offenbar keinen Zweifel hatten.58 Saatgut war eine weitere Ressource, die der Landwirtschaft dringend fehlte. Denn nachdem das Getreide wegen der Hitze besonders schnell gereift war, hätte es noch genügend Zeit gegeben, um mit einer »Stoppelsaat« Futtermittel für das notleidende Vieh anzubauen. Eine solche Zwischensaat hätte zudem den Vorteil gehabt, das wenige verbliebene Wasser im Boden zu binden und vor Verdunstung zu schützen. Die Importe von entsprechendem Saatgut scheiterten jedoch genauso wie diejenigen von Dünger an Logistik- und Finanzierungsproblemen.59 Auf dem Land waren auch Arbeitskräfte knapp, sodass der Bayerische Bauernverband im Herbst den Einsatz von Schulklassen bei der Kartoffelernte forderte, was der Staatsminister für Unterricht und Kultus aufgrund der schlechten Ernährung der Kinder jedoch ablehnte.60

Der bayerische Landwirtschaftsminister gab den Druck des Bauernverbandes an die Militärregierung weiter. Bereits im Juli warnte er davor, dass ohne Hilfe der Besatzungsmächte »rund 11 Millionen Menschen« in der Bizone »verhungern müssten«. Neben Lebensmittelimporten sei »die einzige mögliche Sofortmaßnahme […] die Zurverfügungstellung von Mineraldüngern«, so Joseph Baumgartner.61 Bei Zuspitzungen dieser Art schlug ernstgemeinte Besorgnis schnell in Selbstviktimisierung um, die dazu diente, von der eigenen Schuld an der entstandenen Situation abzulenken. Die Deutschen koppelten ihr kollektives Leid nämlich, wie Alice Weinreb unterstreicht, vor allem an den Hunger, während über andere Negativerfahrungen wie Vergewaltigungen nur hinter vorgehaltener Hand geredet wurde: »Hunger alone transformed them from the racialized Volksgemeinschaft of the Third Reich to a pitiable Notgemeinschaft62 Dies gipfelte mitunter in einer völlig ungerechtfertigten Gleichsetzung des eigenen Hungers mit dem Leid, das die Opfer des Holocaust in den Konzentrations- und Vernichtungslagern erfahren hatten.63

Die Militärregierung zeigte sich von diesen Versuchen der Täter-Opfer-Umkehr zunächst unbeeindruckt, unterschätzte jedoch tendenziell die realen Folgen der Dürre. Sie verdächtigte die Bauern und ihre politischen Vertreter, die Lage auf den Feldern absichtlich schwarzzumalen, um den Ablieferungsdruck zu mindern und die Besatzungsmächte zu weiteren Hilfen zu bewegen. Die Menschen vor Ort fühlten sich hingegen alleingelassen und mit unrealistischen Forderungen konfrontiert.64 Die Wahrheit lag wohl in der Mitte. Die Ernte fiel nicht ganz so schlecht aus, wie von manchen behauptet. Es zeigte sich aber auch, dass die Erwartungen der Besatzungsmächte in der Tat zu hoch waren.65 Daraus leitete sich ein politisches Problem ab. Denn die Militärregierung hatte auf Basis ihrer allzu optimistischen Ernteprognosen bereits Erhöhungen der Lebensmittelrationen verkündet, die sie jetzt nicht einhalten konnte.66

Als sich die Ernährungssituation nach der schlechten Kartoffelernte im Herbst immer mehr zuspitzte, wurde der Unmut in der Bevölkerung lauter. Mancherorts kam es wie schon während des »Hungerwinters« zu Protestaktionen. In München etwa streikten im November 1947 spontan die Arbeiter eines Eisenbahnwerks, um gegen eine Kürzung der Fettration zu protestieren.67 Einen vorläufigen Höhepunkt erreichte der Streit zwischen Landesvertretern und Militärregierung, als Landwirtschaftsminister Baumgartner am 13. Dezember 1947 verbittert zurücktrat. Die Militärregierung habe »die Auswirkungen der Dürre in Bayern trotz meiner wiederholten Vorstellungen weder richtig erkannt noch entsprechend gewürdigt«.68

Es ist dabei nicht so, dass die US-amerikanische Militärregierung den Sommer über uninformiert und tatenlos geblieben wäre. Sie hatte »field trips« in die von der Dürre besonders betroffenen Gebiete organisiert, um sich selbst ein Bild zu machen. Die Berichte schlugen zwar einen nicht ganz so alarmistischen Ton an wie die bayerische Regionalpresse. Über die Zustände auf den Feldern und in den Ställen gaben sie jedoch detailliert Auskunft.69 Die gesammelten Informationen fanden ihren Weg auch ins Weiße Haus. So berichtete Außenminister George C. Marshall in einem vertraulichen Brief an Präsident Harry S. Truman vom 6. September 1947: »Bad droughts, following an unusually severe winter […], have had serious repercussions and have accelerated the need of some European countries for assistance in reducing hunger and cold this winter.«70 Einige Tage später verkündete dann auch Militärgouverneur Lucius D. Clay während einer Pressekonferenz in Frankfurt a.M., dass die Ernte in der US-Zone um 30 bis 35 Prozent zurückgegangen sei.71 Es dauerte allerdings noch weitere zwei Monate, in denen die Militärregierung vor allem auf die gerechtere Verteilung der vorhandenen Lebensmittel zwischen den verschiedenen Ländern der Bizone, aber auch innerhalb der Länder zwischen Stadt und Land pochte, bis schließlich zusätzliche Lebensmittelimporte auf den Weg gebracht wurden. Damit begann die letzte Reaktionsphase auf die Dürre.

Die westdeutschen Besatzungszonen waren bereits im Sommer 1947 in den Marshall-Plan integriert worden. In dessen Rahmen waren auch Lebensmittelimporte vorgesehen, die allerdings erst im April 1948 anliefen.72 Außerdem hatte die Militärregierung als Reaktion auf den »Hungerwinter« schon im Frühjahr 1947 zusätzliche Getreideimporte auf den Weg gebracht, die in den Sommermonaten die Versorgung auf niedrigem Niveau sicherten.73 Hinzu kamen Spenden, etwa in Form von Kinderspeisungen, die von amerikanischen und britischen Quäkern organisiert wurden. Noch symbolträchtiger waren die CARE-Pakete, für deren Geschichte die Dürre von 1947 bisher ebenfalls unterschätzt wurde. Die ersten Pakete wurden bereits im Sommer 1946 aus den USA in die Westzonen geliefert. Im Laufe des Jahres 1947 stiegen die Zahlen dann jedoch sprunghaft an, auch weil sich die Ernährungslage wegen der Dürre nicht verbesserte.74

Bild
Verteilung von CARE-Paketen in der US-Zone, Stuttgart, 2. September 1946
(picture-alliance/dpa)

Doch auch die Spenden aus den USA hatten ihre Grenzen. Als der Winter nahte, wurde immer klarer, dass die Hilfslieferungen eine andere Dimension erreichen mussten, wenn sich vor den Augen der Weltöffentlichkeit nicht eine humanitäre Katastrophe in der Bizone ereignen sollte.75 Das Problem war dabei, dass die europäischen Marktpreise für Lebensmittel infolge der Kriegsschäden stark gestiegen waren. Die meisten Länder konnten gerade so ihren eigenen Bedarf decken. Dies galt auch für die zweite Besatzungsmacht der Bizone: Das Vereinigte Königreich hatte nur einen kleinen Agrarsektor und war selbst auf Lebensmittelimporte aus dem Commonwealth angewiesen.76 Hinzu kamen weitere Faktoren. Zum einen war die britische Staatskasse nach dem Krieg leer. Der Einkauf von zusätzlichen Lebensmitteln auf internationalen Märkten war der britischen Regierung daher nur eingeschränkt möglich, zumal es in der Öffentlichkeit verständlicherweise wenig Mitleid mit den Deutschen gab, die noch wenige Jahre zuvor britische Städte bombardiert hatten.77 Zum anderen war 1947 auch im Vereinigten Königreich ein Jahr der Wetterextreme. Als die Schneemassen des außerordentlich kalten Winters geschmolzen waren, wurde das Land im März von einer schweren Flutkatastrophe heimgesucht. Dies führte zu Verwüstungen entlang der Flüsse, was den finanziellen Spielraum weiter einschränkte.78 Mit Blick auf die Bizone war es daher die einzige verbleibende Option, Lebensmittel aus den USA einzuführen. Die zusätzlichen Kosten für den Import von Kartoffeln und anderen Nahrungsmitteln setzte die US-Regierung auf 300 Millionen US-Dollar an.79 Insgesamt beliefen sich die Lebensmittelimporte dann, wie Günter J. Trittel ausgerechnet hat, zwischen Dezember 1947 und März 1948 auf beeindruckende 1.450.500 Tonnen, was eine durchschnittliche Tagesration von circa 1.300 Kilokalorien pro Person sicherte.80

Die Regierung in Washington reagierte mit den neuen Lieferungen auch auf innenpolitischen Druck. Die Klagen der Deutschen über die schlechte Ernährungssituation hatten es über den Atlantik geschafft. So hatte etwa Landwirtschaftsminister Baumgartner im September 1947 mit amerikanischen Kongressabgeordneten über die Ernährungslage in Deutschland gesprochen und dabei Ängste vor einer Expansion der Sowjetunion geschürt, die im heraufziehenden Kalten Krieg zunehmend virulent wurden.81 Solche Warnungen scheinen wenigstens teilweise auf Gehör gestoßen zu sein, auch weil sie sich in einen inneramerikanischen Disput über die Gesamtrichtung der Deutschlandpolitik einfügten. Eine Gruppe, angeführt vom US-Schatzamt, wies auf die hohen Kosten der Besatzung hin und plädierte, die deutsche Kriegsschuld betonend, für eine Deindustrialisierung Deutschlands, auf die ein rascher Abzug der USA folgen sollte. Eine zweite Gruppe, die ihr Gravitationszentrum im US-Außenministerium hatte, argumentierte vor dem Hintergrund des Ost-West-Konflikts für einen aktiven Wiederaufbau Deutschlands unter amerikanischer Ägide.82 Forderungen nach einem größeren amerikanischen Engagement in Deutschland, die die US-Militärregierung grundsätzlich teilte, wurden besonders von der oppositionellen Republikanischen Partei formuliert. Dabei ging es auch um die Folgen der Dürre. In einem Briefwechsel mit dem Republikanischen Kongressabgeordneten Gordon Canfield etwa gestand der stellvertretende Militärgouverneur in Deutschland George P. Hays im Dezember 1947 ein, dass die Dürre die Versorgungslage verschärft habe. Die Militärregierung werde daher ihr Engagement, das in der amerikanischen Öffentlichkeit große Unterstützung erfahre, noch einmal steigern, um die Versorgung der deutschen Bevölkerung zu sichern.83

Die US-amerikanischen Importe, die ab Dezember tatsächlich flossen, waren erheblich. Ohne die zusätzlichen Lieferungen wäre es mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer humanitären Notsituation gekommen, bedenkt man, dass die Ernte in der Bizone wegen der Dürre nur für eine völlig unzureichende Rationsgröße von unter 800 Kilokalorien gereicht hätte. Dank der US-amerikanischen Lieferungen konnten nun immerhin knapp 1.300 Kilokalorien ausgeteilt werden, was etwas mehr war als im »Hungerwinter« 1946/47, auf dessen Höhepunkt um die 1.000 Kilokalorien angeboten werden konnten.84

Auch aus US-amerikanischer Perspektive waren die Lieferungen keine Kleinigkeit. Vielmehr bedeuteten sie eine nicht zu unterschätzende Belastung für die dortige Wirtschaft. Die USA verzeichneten seit 1946 eine starke Inflation der Lebensmittelpreise – zwischen Mitte 1946 und Ende 1947 um 40 Prozent –, was auch mit der Verknappung des Angebots durch Ausfuhren nach Europa zusammenhing.85 Zudem war Deutschland nicht das einzige europäische Land, das wegen der Dürre Hilfe aus den USA erbat. In Italien und Frankreich zum Beispiel war es ebenfalls zu Missernten gekommen, sodass auch dorthin größere Mengen an Lebensmitteln exportiert werden mussten.86 Aus US-amerikanischer Sicht waren diese Anstrengungen immer auch deshalb notwendig, um der Sowjetunion in Westeuropa nicht das Feld zu überlassen. Dies war die Grundidee hinter dem Marshall-Plan, der allerdings nur erfolgversprechend war, wenn die westeuropäische Wirtschaft in der Zwischenzeit nicht gänzlich zusammenbrach.87

Ende 1947 blieb der US-Regierung allerdings schon nichts anderes mehr übrig, als Lebensmittel zu importieren, um das nackte Überleben der deutschen Bevölkerung zu sichern. Effizienter wäre es wohl gewesen, früher mit dem Import von Kunstdünger, Saatgut und Maschinen auf eine Produktionssteigerung der deutschen Landwirtschaft hinzuwirken oder deutsche Behörden in die Lage zu versetzen, selbst auf internationalen Märkten einzukaufen. Es ist jedoch bemerkenswert, dass es überhaupt zu einer effektiven politischen Reaktion kam, bevor sich die Notsituation voll entfaltete. Vorsorgendes Handeln ist, wie die Geschichte des humanitären Interventionismus zeigt, schwierig zu organisieren. Es muss viel Aufwand betrieben werden, um die Schwere eines Ereignisses zu belegen, das noch nicht eingetreten ist und idealerweise – bei rechtzeitiger Hilfe – auch nicht eintreten wird.88 Dies gilt gerade auch für Dürren, die sich über einen längeren Zeitraum anbahnen und deren Folgen erst peu à peu erkennbar werden. 1947 kam noch hinzu, dass die benötigten Ressourcen zur Bekämpfung der Dürrefolgen – Lebensmittel, Kunstdünger, Saatgut – infolge des Weltkrieges überall knapp waren. So gesehen ist es erstaunlich, dass die USA ausgerechnet für jenes Land, das den Krieg verursacht hatte, die finanzielle und logistische Kraft aufbrachten, die notwendig war, um eine Hungersnot zu verhindern. In ihrer Selbstdarstellung traten die USA jedoch als Verteidiger von Freiheit und Menschenrechten auf. Sie konnten es sich daher nicht leisten, vor der Weltöffentlichkeit als eine unfähige Besatzungsmacht dazustehen, unter deren Obhut die Bevölkerung verhungerte. Ebensowenig konnte es die US-Militärregierung riskieren, bei der deutschen Bevölkerung dauerhaft in Ungnade zu fallen. »There is no choice between being a communist on 1,500 calories a day and a believer in democracy on a thousand«, hatte Gouverneur Clay bereits im März 1946 gewarnt.89 Hungrige Deutsche zu ernähren wurde, wie Alice Weinreb betont, »an act of both defending human rights and battling communism«.90

Die Lebensmittellieferungen waren aus amerikanischer Perspektive also eine politische Notwendigkeit. Dennoch war die entstandene Situation wegen der hohen Kosten auch für Washington unbefriedigend. Die US-Regierung zog aus der Ernährungskrise des Winters 1947/48 den Schluss, dass die westdeutsche Wirtschaft und Verwaltung stärker auf eigenen Beinen stehen müssten, um sich im Notfall selbst um den Import von zusätzlichen Nahrungsmitteln kümmern zu können. »In general, we feel that [...] emphasis should be given to the need of affording the Germans greater initiative and freedom of action […], particularly in connection with food production, collection and distribution«, schrieb US-Außenminister Marshall am 13. Januar 1948 an den britischen Botschafter in Washington.91 Die Briten sahen dies ähnlich. Eine Verbesserung der westdeutschen Versorgungslage sei für den ökonomischen Wiederaufbau ganz Europas unerlässlich, werde aber letztlich nur mit einer eigenständigen westdeutschen Regierung gelingen.92 Seit der Londoner Sechsmächtekonferenz im Frühjahr 1948 schwenkten die Westalliierten dann offiziell auf den neuen Kurs ein, der im Folgejahr die Gründung der Bundesrepublik Deutschland ermöglichte.93

Es stellt sich die Frage, was eine vollverantwortliche deutsche Regierung anders hätte machen können, um der Dürre in einer Weise zu begegnen, die ausländische Hilfe überflüssig gemacht hätte. Anzunehmen ist, dass durch kürzere Kommunikationswege die Beschaffung von Düngemittel und Saatgut schneller und konsequenter abgelaufen wäre, vorausgesetzt allerdings, eine deutsche Regierung wäre an die notwendigen Kredite gekommen. Manche Folgen der Dürre wären allerdings auch bei voller Souveränität schwierig abzuwenden gewesen, etwa der Borkenkäferbefall. Auch die Energiekrise wäre vermutlich nicht durch eine bessere Verwaltung zu verhindern gewesen. Strom lässt sich ohne entsprechende Infrastruktur nicht importieren, wie die Erfahrung Österreichs mit der Dürre von 1947 zeigt. Aufgrund der niedrigen Pegelstände kam die Energiewirtschaft dort fast gänzlich zum Erliegen.94

Auch die gesellschaftlichen Folgen sind schwierig zu bemessen, da sich der Faktor Dürre kaum isolieren lässt. Zeitgenössische Wahrnehmungen deuten jedoch darauf hin, dass die Wetteranomalie zum allgemeinen Verdruss der deutschen Bevölkerung und zu einer Verklärung der NS-Zeit beitrug, während die neuen politischen Machthaber, seien sie deutscher oder anglo-amerikanischer Herkunft, in ihrem Ansehen litten. Diesen Eindruck äußerte etwa Landwirtschaftsminister Baumgartner in einer Rede vor dem bayerischen Landtag im November 1947: »Ich kenne die Stimmung unseres hungernden Volkes zur Genüge. Ich weiß, was in den Arbeitsstätten und in den Betrieben gesprochen wird. Ich weiß, daß man sagt, es sei bei Hitler noch besser gewesen, daß man sagt, die deutschen Stellen versagen […,] und daß wieder andere sagen, die Amerikaner wollen uns verhungern lassen.«95 Stellenweise machte Baumgartner ganz unverhohlen die Juden unter den amerikanischen Besatzern für den Hunger der Deutschen verantwortlich und bediente damit den tiefsitzenden Antisemitismus, der nach 1945 keineswegs verschwunden war.96 Vom nationalsozialistischen Besatzungsregime und dessen Hungerpolitik war hingegen keine Rede.

Wegen der schlechten Ernte hielten die Hungerproteste bis ins Jahr 1948 an. Den Unmut bekamen dabei vor allem die Besatzungsmächte zu spüren. Am 23. Januar rief der Bayerische Gewerkschaftsbund zu Generalstreik und Großkundgebung auf dem Münchener Königsplatz auf. Den Plakaten nach zu urteilen, war der Hauptfokus der Aktion die Ernährungslage. »Wir wollen leben nicht verrecken« lautete ein Slogan. Andere kritisierten die Besatzungsmächte direkt: »Nur die Einheit Deutschlands sichert unsere Ernährung!«, oder noch zugespitzter: »Wir sind Deutsche und kein Kolonial-Volk«.97

Bild
Bild
Demonstration auf dem Münchener Königsplatz, 23. Januar 1948
(Stadtarchiv München, Fotosammlung, DE-1992-FS-ERG-Q-007)

Dass die Deutschen die Schuld an der desolaten Ernährungslage weder bei den Unwägbarkeiten des Wetters noch bei sich selbst suchten, lag auch daran, dass sie über weite Strecken des Krieges, unabhängig von der heimischen Ernte, gut versorgt gewesen waren. Lebensmittel, die wegen Arbeitskräftemangel oder Trockenheit – auch 1943 war ein Dürrejahr gewesen – nicht selbst hergestellt werden konnten, kompensierte das NS-Regime durch Raub und Zwangsarbeit in den besetzten Gebieten.98 So waren bis zum letzten Kriegswinter genügend Lebensmittel vorhanden, um die deutsche Bevölkerung leidlich zu versorgen.99 Was die Ernährung betraf, erschienen die NS-Jahre im Kontrast zu der auf sie folgenden Besatzungszeit daher in einem positiven Licht.100 US-amerikanische Umfragen unter der deutschen Bevölkerung untermauern dies und legen dabei nahe, dass die Dürre von 1947 den Effekt noch verstärkte. Sie zeigen, dass im Sommer 1947 die Zustimmungswerte für den Nationalsozialismus stiegen, während jene für die Besatzungsmächte sanken, und dass gleichzeitig der Anteil derjenigen wuchs, deren Hauptsorge die Nahrungssicherheit war.101 Das Paradoxe an dieser Situation war, dass die US-Regierung mit den Lebensmittelimporten vielen Deutschen in Wirklichkeit das Leben rettete.

Bild
Der Satz »Wer nicht arbeitet[,] soll auch nicht essen!« ließ eine Kontinuität zu nationalsozialistischen (und älteren) Deutungsmustern erkennen. Demonstration auf dem Münchener Königsplatz, 23. Januar 1948
(Stadtarchiv München, Fotosammlung, DE-1992-FS-ERG-Q-007)

3. Die Dürre von 1947 jenseits der Bizone

Wie eingangs erläutert, betraf die Dürre nicht nur die Bizone, sondern große Teile Mitteleuropas. Daraus ergibt sich die Frage, wie kontextspezifisch die analysierten Reaktionen auf die Dürre im Vergleich zu den ebenfalls betroffenen Nachbarländern und -regionen waren. Darauf kann es hier keine erschöpfende Antwort geben. Im Folgenden sollen aber einige Vergleichsperspektiven eröffnet werden, die über das Fallbeispiel der Bizone hinausweisen.

Zunächst gilt es, den Blick auf die SBZ zu richten, denn dort wird sichtbar, dass selbst großflächige Wetterphänomene regional sehr unterschiedliche Auswirkungen haben können und dass es dabei auf Handelsrouten und Warenströme ankommt. In der SBZ war die Dürre ebenfalls zu spüren. »Wir Bauern mußten tränenden Auges zusehen, wie die Kulturen, die wir mit Fleiß und Hingabe erstellt hatten, unter den glühenden Strahlen einer Saharasonne zum großen Teil kaputtgingen«, berichtete etwa ein Bauernvertreter im September 1947 vor dem sächsischen Landtag.102 Die Lage in Mecklenburg und Sachsen-Anhalt war besser. Auch in Thüringen wurden bei Getreide und Ölsaaten die Ernteprognosen sogar übertroffen, zumindest laut Aussage des Ministers für Versorgung, der als Funktionär der Blockparteien natürlich nur Erfolge vermelden durfte.103 Vertreter ostdeutscher Landesregierungen gaben an, dass die Ernteausfälle im Süden wenigstens teilweise durch Lieferungen aus den besser gestellten Regionen innerhalb der SBZ und den ostelbischen »Kornkammern«, die nun zum Teil auf polnischem Territorium lagen, aber auch durch Lieferungen aus der Sowjetunion ausgeglichen werden konnten.104 Dabei hatte die Sowjetunion im Vorjahr selbst eine verheerende Dürre erlebt, auf die noch zurückzukommen sein wird. Es ist daher bemerkenswert, dass die Sowjetunion wenig später den kriegsverantwortlichen Deutschen mit Lebensmitteln half. Auch diese Lieferungen sind letztlich nur vor dem Hintergrund des beginnenden Kalten Krieges verständlich. Ein weiterer Grund für die offenbar etwas bessere Versorgungslage in der SBZ liegt darin, dass dort Erfassung und Verteilung der Lebensmittel effizienter funktionierten als in den Westzonen, wie Filip Slaveski herausgearbeitet hat. Die Sowjets setzten auf systemtreue Parteifunktionäre und nicht, wie die Westalliierten, auf lokale Eliten, die schon in Zeiten der NS-Zwangsbewirtschaftung gelernt hatten, wie man das Verteilsystem umging. Durch mitunter drakonische Strafen für Bauern, die falsche Angaben machten oder den Abgabequoten nicht nachkamen, wurde das Ernährungsregime in der SBZ zusätzlich stabilisiert.105

Der Vergleich zum europäischen Ausland unterstreicht noch einmal, dass die »systemische Vulnerabilität« der westdeutschen Besatzungszonen 1947 tatsächlich besonders groß war.106 Frankreich hatte, wie auch die französische Besatzungszone im Südwesten Deutschlands, ebenfalls mit der Dürre zu kämpfen. Über den Sommer hinweg wurden in Frankreich Rekordtemperaturen erreicht, und vor allem im Norden des Landes regnete es kaum. Daraufhin brach auch hier die Ernte ein. Die Weizenernte betrug 1947 im Vergleich zum Vorjahr nur knapp die Hälfte.107 In der Folge mussten die Brotrationen gesenkt werden, was zu Streiks und Protesten führte.108 Die Verschlechterung der Ernährungssituation war gefährlich, da auch die französische Gesellschaft nach dem Krieg fragil war. Im Vergleich zu Deutschland traf die Dürre hier zudem auf eine Bevölkerung, die schon während des Krieges an Mangelernährung gelitten hatte, da in der NS-Besatzungszeit zwangsweise große Mengen an Lebensmitteln ins Deutsche Reich abgeführt worden waren.109 Umso erstaunlicher ist, dass es in Frankreich, Zahlen der US-amerikanischen Marshall-Plan-Behörde zufolge, dennoch gelang, über den Dürresommer hinweg die Bevölkerung im Schnitt mit etwa 2.100 Kilokalorien pro Tag und Kopf zu versorgen, während in der Bizone nie mehr als 1.300 Kilokalorien zur Verfügung standen.110 Wie ist diese Diskrepanz zu erklären?

Neben den bereits erwähnten Lebensmittellieferungen aus den USA stechen zwei Faktoren heraus. Zum einen war die französische Industrie nicht so zerstört wie diejenige auf der anderen Seite des Rheins. Bereits Ende 1947 befand sie sich wieder auf Vorkriegsniveau. Dies eröffnete der französischen Regierung gewisse finanzielle Spielräume beim Einkauf von Lebensmitteln aus dem Ausland.111 Zum anderen hatte die französische Regierung überhaupt die Möglichkeit, auf den internationalen Märkten zu agieren und dort, trotz chronischen Devisenmangels, wenigstens das Nötigste für die Ernährung der Bevölkerung zu besorgen. So importierte Frankreich im Sommer und Winter 1947/48 rund 1.270.000 Tonnen Getreide, was im Vergleich zum Vorjahr noch einmal einer Steigerung von etwa einem Drittel entsprach.112 Die Deutschen in der französischen Besatzungszone profitierten davon ebenfalls. So lieferte die französische Regierung etwa im Winter 1947 syrische Linsen in ihre Besatzungszone. Das Versorgungsniveau blieb dort allerdings ähnlich niedrig wie in der Bizone.113

Aus diesem Vergleich ist zu lernen, dass die Folgen einer Dürre umso gravierender sind, je eingeschränkter der Zugang zu internationalen Märkten ist. Der Blick in die Sowjetunion, die nur ein Jahr zuvor ebenfalls von einer schweren Dürre getroffen worden war, erhärtet diesen Punkt – und macht gleichzeitig noch einmal klar, dass nicht nur die Deutschen nach dem von ihnen selbst verschuldeten Krieg Mangel litten. In der Sowjetunion war es im Sommer 1946 zu einer Missernte gekommen, die mit jener in Deutschland ein Jahr später vergleichbar war. Hier brach die Ernte insgesamt um knapp 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ein, welches bereits ein schlechtes Jahr gewesen war. Gegenüber dem Vorkriegsniveau belief sich die Ernte auf weniger als die Hälfte.114 Die Gründe dafür waren vielfältig und sind nicht alle auf die Dürre zurückzuführen. So senkte der allgemeine Materialmangel infolge des Krieges die Produktivität in der Agrarwirtschaft ebenso wie die schwache Arbeitskraft der Landarbeiter:innen, die unter miserablen Bedingungen arbeiten mussten und nur schlecht entlohnt wurden.115 Anders als in Mitteleuropa mündete die Missernte in der Sowjetunion jedoch in eine Hungersnot mit zwischen einer und zwei Millionen Todesopfern.116 Auch hierfür gibt es viele Gründe. Unter anderem priorisierte die sowjetische Führung bei der Versorgung die Städte, wo es während der Kriegsjahre immer wieder zu Hungersnöten gekommen war, was politische Risiken barg, da sich die Kommunistische Partei vor allem auf die Industriearbeiterschaft stützte. Auch während des Dürrejahres 1946 beharrte die Parteiführung daher auf hohen Ablieferungsquoten für die Bauernhöfe, was die Not auf dem Land verschärfte.117 Eine wichtige Rolle spielte zudem, dass sich das stalinistische Regime, wie schon während des Holodomors Anfang der 1930er-Jahre, selbst von internationalen Warenströmen abschnitt. So weigerte es sich, Hilfe aus dem Westen anzunehmen, um keine Schwäche zeigen zu müssen und die vollständige Kontrolle über die Versorgung der eigenen Bevölkerung zu behalten.118

4. Fazit und Ausblick

1947 war für Deutschland und Europa in vieler Hinsicht ein extremes Jahr. An einen ungewöhnlich langen und kalten Winter, der auf eine noch an den unmittelbaren Kriegsfolgen leidende Bevölkerung traf, schloss sich eine Trockenperiode an, die vielerorts alle nachweisbaren Rekorde brach und den Mangel verschärfte: »[A] sense of hopelessness and impending disaster was everywhere«, bemerkt auch Tony Judt mit Blick auf das fatale Zusammenspiel von Wetteranomalien und Kriegszerstörungen in diesem besonders kritischen Jahr.119 Gleichwohl sind die Dürre von 1947 und der Einsatz der USA zur Bekämpfung ihrer schlimmsten Folgen heute nahezu vergessen. Diese Amnesie kann jedoch kaum überraschen. Zum einen blieb die humanitäre Katastrophe wegen der zusätzlichen Lebensmittelimporte aus den USA letztlich aus. Zum anderen war die Bekämpfung der Dürrefolgen in der turbulenten Nachkriegszeit nur eines von vielen politisch und ökonomisch relevanten Ereignissen, allerdings ohne den Symbolcharakter von CARE-Paketen, Luftbrücke oder Marshall-Plan zu besitzen. Außerdem stiegen Wohlstand und Massenkonsum seit den 1950er-Jahren in ganz Europa rasch an, sodass die Entbehrungen der frühen Nachkriegsjahre bald in den Hintergrund traten.120 Dennoch gebührt der Dürre von 1947 mehr Aufmerksamkeit, gerade hierzulande, denn die politischen und ökonomischen Konsequenzen für Deutschland waren beträchtlich. Der Ernteeinbruch erhöhte den Druck auf die USA, sich stärker in ihrer Besatzungszone zu engagieren als geplant. Außerdem forcierte die Erfahrung mit der Dürre die Erkenntnis, dass den Deutschen mehr politische Eigenverantwortung übergeben werden müsse, um die Besatzungsmächte zu entlasten. Die Dürre verdient auch deshalb mehr Aufmerksamkeit, weil sie die Zeit­genoss:innen so intensiv beschäftigte. Dies galt, wie gesehen, sowohl für die Landbevölkerung, die dabei zuschauen musste, wie die erhoffte Ernte vertrocknete und das Vieh verhungerte, als auch für Politiker, die für die Verwaltung des allgegenwärtigen Mangels zuständig und nun auch noch mit »Kartoffelkriegen« und »Fettkrisen« konfrontiert waren.

Die Auseinandersetzung mit der Dürre endete zudem nicht einfach, als der Regen zurückkehrte und 1948 wieder bessere Ernten eingefahren wurden. Bemerkenswert ist, dass die Dürre in der Wissenschaft ausführlich nachbereitet wurde. In einer interdisziplinären Forschungsdebatte wurde diskutiert, ob die Dürre Symptom einer allgemeinen Verschiebung hin zu einer stärkeren Kontinentalität des europäischen Klimas gewesen sei.121 Der prominenteste Vertreter dieser These war Alwin Seifert. Der gelernte Landschaftsarchitekt war in den 1920er-Jahren als Vorreiter der deutschen Ökologiebewegung zu Bekanntheit gekommen. Später hatte er sich dem Nationalsozialismus angeschlossen und an der landschaftlichen Gestaltung der Autobahnen mitgewirkt.122 Seit den 1930er-Jahren warnte er vor einer drohenden »Versteppung Deutschlands«.123 Er meinte zeigen zu können, dass seit Beginn des 20. Jahrhunderts die Sommer immer heißer und die Winter immer kälter würden.124 Durch die Abfolge von »Hungerwinter« und »Dürresommer« in den Jahren 1946/47 sah er sich bestätigt.125 Andere pflichteten ihm bei. Der Meteorologe Fritz Béla Groißmayr sah eine »große säkulare Klimawende« am Werk. Das Jahr 1947 war der Ankerpunkt seiner These, dass aufgrund von Klimaschwankungen in der Arktis das Wetter in Europa immer »kontinentaler« werde.126 Der Archäologe Oscar Paret war ebenfalls der Meinung, dass Europa eine Trockenperiode bevorstehe. Ausgrabungen hätten gezeigt, dass sich das Klima in Europa circa alle 800 Jahre verschiebe. Nun sei es wieder soweit.127 Der Forstwissenschaftler August Schmauss hingegen mahnte zur Zurückhaltung. Die Dürre von 1947 habe sich im Rahmen normaler Wetterschwankungen bewegt, wie ähnliche Anomalien der Jahre 1892, 1911 oder 1921 gezeigt hätten.128

Keiner dieser Wissenschaftler argumentierte mit dem Treibhauseffekt oder ging davon aus, dass der Mensch das Klima beeinflusse. Dies wurde erst später zum Thema, verstärkt ab den 1960er-Jahren.129 Mit ihrer Beobachtung, dass das Klima in Mitteleuropa wärmer wurde, lagen die Forscher jedoch richtig. Die historische Klimaforschung hat mittlerweile belegt, dass das 19. Jahrhundert im Vergleich ausgesprochen kühl war. Es kann als letzte Hochphase der »Kleinen Eiszeit« in Europa gelten. Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts sah dann einen langsamen Temperaturanstieg, der den Beginn eines neuen Klimaregimes markiert, der »Modernen Warmperiode«.130 Dabei handelte es sich wohl um eine größtenteils natürliche Klimaschwankung und noch nicht um Effekte des anthropogenen Klimawandels, die sich erst seit dem Ende des 20. Jahrhunderts voll entfalten.131 Dennoch klingen Prognosen deutscher Wissenschaftler, die unter dem unmittelbaren Eindruck der Dürre von 1947 schrieben, wie eine Vorwegnahme der Gegenwart: »Eine Klimaschwankung würde eine Umstellung der Landwirtschaft, der Industrie und des Gewerbes, der internationalen Beziehungen, ja der Lebensweise vieler Völker erzwingen und unter Umständen in kürzester Zeit, über alle menschliche Planungen und schwerfälligen Methoden hinweg.«132

Inwiefern die Verwissenschaftlichung der Dürre-Erfahrung von 1947 zu einer größeren Resilienz Deutschlands oder Europas gegenüber späteren Trockenperioden beigetragen hat, muss vorerst offenbleiben.133 Aufgrund des menschengemachten Klimawandels ist künftig jedenfalls immer öfter mit Dürren zu rechnen. Allein seit der letzten Jahrtausendwende gab es in Europa gleich mehrere Trockenperioden mit verheerenden Folgen für Menschen, Tiere und Pflanzen. Man erinnert sich noch gut an den »Jahrhundertsommer« von 2003, aber auch die trockenen und heißen Sommer von 2018 und 2022 verursachten europaweit Hitzewellen, Waldbrände, Ernteausfälle und, wie wir aus der Auswertung von Statistiken zur Übersterblichkeit mittlerweile wissen, tausende Hitzetote.134 Solche klimatischen Extremereignisse werden in Europa, wo die Durchschnittstemperaturen schneller steigen als im globalen Durchschnitt, erkennbar häufiger.135 Der Blick in die weiter zurückliegende Vergangenheit zeigt jedoch, dass Dürren gleichzeitig immer schon zur europäischen Geschichte dazugehörten.136 Umso überraschender ist es, dass zu dem Thema mit Blick auf das Europa der Neuzeit bisher nur wenig geschichtswissenschaftliche Forschung vorliegt.137 Da der Wassermangel alles Leben beeinflusst, legen Dürren das komplexe Beziehungsgeflecht zwischen den Menschen und anderen Spezies auf drastische Art offen, und zwar nicht nur punktuell, sondern in größeren räumlichen und zeitlichen Kontexten. Damit unterscheiden sich Dürren von anderen Katastrophen wie Erdbeben oder Fluten. Da sie in der Regel politisches Handeln notwendig machen, hinterlassen Dürren zudem Spuren in Archiven, denen Historiker:innen genauer nachgehen sollten.


Anmerkungen:

1 Bundesarchiv (BArch), Digitaler Lesesaal, Welt im Film, Nr. 120/1947, Filmwerk ID: 30753, Signatur: 43613, URL: <https://digitaler-lesesaal.bundesarchiv.de/video/30753/683302>, Min. 7:37 bis 9:40. Am Beginn des Films ist die Verteilung von CARE-Paketen an Bergarbeiter im Ruhrgebiet zu sehen.

2 Ab wann von einer Dürre die Rede sein kann, ist eine in den Naturwissenschaften vieldiskutierte Frage. Hier wird in Anschluss an den australischen Dürre-Experten Ronald Leslie Heathcote lediglich folgender Maßstab angelegt: »[…] drought as a shortage of water has to be unexpected and has to cause significant hardship to all life forms.« Ders., Drought and the Human Story. Braving the Bull of Heaven, Farnham 2013, S. 14.

3 Vgl. Christian Pfister/Heinz Wanner, Climate and Society in Europe. The Last Thousand Years, Bern 2021, S. 243f.

4 Besonders betroffen waren neben dem süddeutschen Raum vor allem Böhmen und Mähren, Österreich, Nordfrankreich, Norditalien und die Schweiz. Vgl. Rudolf Brázdil u.a., The Central European Drought of 1947: Causes and Consequences, with Particular Reference to the Czech Lands, in: Climate Research 70 (2016), S. 161-178; Mathilde Erfurt u.a., A Multidisciplinary Drought Catalogue for South­western Germany Dating Back to 1801, in: Natural Hazards and Earth System Sciences 20 (2020), S. 2979-2995; Jenny Grütter u.a., The Heatwaves in Switzerland in Summer 1947, in: Stefan Brönnimann/Olivia Martius (Hg.), Weather Extremes During the Past 140 Years, Bern 2013, S. 69-80.

5 Vgl. Alexander Häusser/Gordian Maugg, Hungerwinter. Deutschlands humanitäre Katastrophe 1946–47, Berlin 2009, S. 170-172 (Begleitbuch zum ARD-Dokudrama »Hungerwinter – Überleben nach dem Krieg«; siehe auch Anm. 16).

6 Vgl. Wolfgang Benz (Hg.), Deutschland unter alliierter Besatzung 1945–1949/55. Ein Handbuch, Berlin 1999; Sven Reichardt/Malte Zierenberg, Damals nach dem Krieg. Eine Geschichte Deutschlands 1945 bis 1949, München 2008; Dierk Hoffmann, Nachkriegszeit. Deutschland 1945–1949, Darmstadt 2011. Auch in Harald Jähners Bestseller zur frühen Nachkriegszeit wird die Dürre nicht erwähnt. Vgl. ders., Wolfszeit. Deutschland und die Deutschen 1945–1955, Berlin 2019.

7 Vgl. Alice Weinreb, Modern Hunger. Food and Power in Twentieth Century Germany, Oxford 2017; dies., »For the Hungry Have No Past nor Do They Belong to a Political Party«: Debates over German Hunger after World War II, in: Central European History 45 (2012), S. 50-78; Atina Grossmann, Grams, Calories, and Food: Languages of Victimization, Entitlement, and Human Rights in Occupied Germany, 1945–1949, in: Central European History 44 (2011), S. 118-148.

8 Vgl. Hans Schlange-Schöningen, Im Schatten des Hungers. Dokumentarisches zur Ernährungspolitik und Ernährungswirtschaft in den Jahren 1945–1949, Hamburg 1955, S. 138f.; Gabriele Stüber, Der Kampf gegen den Hunger 1945–1950. Die Ernährungslage in der britischen Zone Deutschlands, insbesondere in Schleswig-Holstein und Hamburg, Neumünster 1984, S. 226; John E. Farquharson, The Western Allies and the Politics of Food. Agrarian Management in Postwar Germany, New Hampshire 1985, S. 159f. Auch Tony Judt erwähnt den »hottest, driest summer since records began«, geht im Folgenden aber nicht weiter darauf ein. Ders., Postwar. A History of Europe since 1945, New York 2005, S. 87.

9 Vgl. Günter J. Trittel, Hunger und Politik. Die Ernährungskrise in der Bizone (1945–1949), Frankfurt a.M. 1990, S. 134-181.

10 Vgl. Nicolai Hannig, Protest – Gewalt – Umwelt. Hungerrevolten in der britischen Besatzungszone (1945–1948), in: Michael Hecht (Hg.), Hunger, Nahrungsmangel und Protest in regionaler Perspektive, Münster 2021 (Westfälische Forschungen 71), S. 225-252, hier S. 238-243.

11 Vgl. Robert Groß, Kalorien, Kilowatt und Kreditprogramme. Das European Recovery Program (ERP) als Wendepunkt sozionaturaler Verhältnisse in Österreich?, in: zeitgeschichte 50 (2023), S. 193-214.

12 Vgl. etwa Richard Horlacher, Notstandsgebiet Franken, in: Landwirtschaftliches Wochenblatt, 16.8.1947, S. 258, und Joseph Baumgartner, Programm der Selbsthilfe. Plan gegen den tödlichen Kreislauf, in: Die Neue Zeitung, 11.7.1947, S. 4. Baumgartner (1904–1964) war von Oktober 1945 bis zu seinem Rücktritt im Dezember 1947 bayerischer Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

13 Vgl. Deutscher Wetterdienst in der US-Zone, Der heiße und trockene Sommer 1947, Bad Kissingen 1949, S. 29f.; Dieter Niketta, Die Zirkulationsanomalie 1947 und die Dürre in Deutschland, Berlin 1968, S. 33-35.

14 Akten des Office of Military Government for Germany, US (OMGUS), die im Institut für Zeitgeschichte (IfZ) in München auf Mikrofiche einzusehen sind; Akten der bizonalen Verwaltung in Frankfurt a.M., die vom Bundesarchiv aufbewahrt werden; Akten des Bayerischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (MELF) aus dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv (BayHStA); der Nachlass von Joseph Baumgartner im Archiv des IfZ; sowie Protokolle der Landtage Bayerns, Württemberg-Badens, Thüringens und Sachsens.

15 Vgl. Hannig, Protest (Anm. 10), S. 225.

16 Vgl. etwa das Dokudrama »Hungerwinter – Überleben nach dem Krieg«, das am 26.12.2009 in der ARD ausgestrahlt wurde und über vier Millionen Zuschauer:innen erreichte (<https://www.ndr.de/der_ndr/presse/mitteilungen/pressemeldungndr5150.html>), sowie die Ausstellung »Ohne Kartoffeln, ohne Brot« 2024 in Saarbrücken (<https://www.saarbruecken.de/rathaus/presse_und_online/artikeldetail/article-660d55cebddcb>).

17 Vgl. etwa Häusser/Maugg, Deutschlands humanitäre Katastrophe (Anm. 5), S. 10. Vgl. auch Roland Wolf, der für die Stadt Reutlingen in der französischen Besatzungszone feststellt, die Todeszahlen im Februar 1947 seien »annähernd vergleichbar mit den Opferzahlen der Bombenangriffe am Kriegsende 1945« gewesen. Ders., »Eine Zeit zwischen zwei Weltzeiten«. Die Hungerkrise der Nachkriegszeit in Württemberg-Hohenzollern 1945–1948, Tübingen 2023, S. 116.

18 Vgl. Weinreb, »For the Hungry« (Anm. 7), S. 64-68; Grossmann, Grams (Anm. 7), S. 132. Die Todeszahlen während des »Hungerwinters« relativierend auch Paul Steege, Black Market, Cold War. Everyday Life in Berlin, 1946–1949, Cambridge 2007, S. 108-113.

19 Vgl. Grossmann, Grams (Anm. 7), S. 126. Hannig weist jedoch darauf hin, dass die deutschen Verwaltungsbeamten mindestens genauso sehr im Fokus der Proteste standen wie die Besatzer. Vgl. ders., Protest (Anm. 10), S. 236.

20 Deutscher Wetterdienst in der US-Zone, Der heiße und trockene Sommer 1947 (Anm. 13), S. 4.

21 Vgl. Brázdil u.a., The Central European Drought of 1947 (Anm. 4), S. 174; Deutscher Wetterdienst in der US-Zone, Der heiße und trockene Sommer 1947 (Anm. 13), S. 12-30.

22 Vgl. Wilhelm Naegler, Die Dürre und Hitze des Sommers 1947 nach Leipziger Aufzeichnungen, in: Forschungen und Fortschritte 24 (1948), S. 183-187, hier S. 184, sowie etwa für den Rhein in Mainz die Daten auf der Informationsplattform Undine, URL: <https://undine.bafg.de/rhein/pegel/rhein_pegel_mainz.html>.

23 Oscar Paret, Droht Europa eine Trockenheit?, in: Stuttgarter Rundschau 2 (1947), S. 21-23, hier S. 21; [Anon.,] Die große Trockenheit und ihre Auswirkungen. Eine Fahrt in die am meisten betroffenen Gebiete, in: Das neue Baden, 2.9.1947, S. 3.

24 Richard Horlacher, Notstandsgebiet Unterfranken, in: Landwirtschaftliches Wochenblatt, 16.8.1947, S. 258.

25 Vgl. für die Zahlen zur US-Zone: Deutscher Wetterdienst in der US-Zone, Der heiße und trockene Sommer (Anm. 13), S. 3. Für die Zahlen zur Bizone insgesamt vgl. Trittel, Hunger und Politik (Anm. 9), S. 137.

26 Vgl. BArch, Z 6-I/190, Hans Schlange-Schöningen, Bericht über Verstösse gegen Maßnahmen zur Sicherung einer gleichmässigen Kartoffelversorgung, 15.12.1947.

27 Vgl. Farquharson, The Western Allies (Anm. 8), S. 161-165, insb. S. 165.

28 Vgl. Gesine Gerhard, Nazi Hunger Politics. A History of Food in the Third Reich, Lanham 2015, S. 60f.

29 [Anon.,] Futternot und sinkende Milcherzeugung, in: Landwirtschaftliches Wochenblatt, 9.8.1947, S. 249.

30 BayHStA, MELF 1118, Auszüge aus den Monatsberichten der Landwirtschaftsstellen und Landwirtschaftsaußenstellen für September 1947.

31 IfZ, OMGUS, FA/35/8, Memorandum von Bauer, Ernährungs- und Landwirtschaftsrat Frankfurt a.M., 13.9.1947.

32 [Anon.,] Die Ziele der neuen bayerischen Regierung, in: Süddeutsche Zeitung, 25.10.1947, S. 1.

33 Landtag Württemberg-Baden, Landwirtschafts- und Ernährungsausschuss, Protokoll der Sitzung vom 26.9.1947, S. 1. Im Februar 1948 waren die Fleischvorräte wieder nahezu aufgebraucht. Vgl. IfZ, OMGUS, FA/35/8, L.J. Steck, Chief Food and Agriculture Section, Office of Military Government, Berlin Sector, Economic Branch an Bipartite Control Office, 13.2.1948.

34 [Anon.,] Futternot und sinkende Milcherzeugung (Anm. 29). Zur Bedeutung von Bier als Kalorienlieferant vgl. jetzt auch Robert Shea Terrell, A Nation Fermented. Beer, Bavaria, and the Making of Modern Germany, Oxford 2024, S. 72-77.

35 BayHStA, MELF 994, Mazur an Ernährungsministerium, 8.9.1947.

36 Wölfle, Kampf dem Borkenkäfer, in: Bauernwald, 27.9.1947, S. 1; Landtag Bayern, Sitzungsprotokoll des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft vom 18.11.1947, S. 23.

37 Vgl. Edwin Fels, Der Deutsche Wald, in: Geographische Zeitschrift 46 (1940), S. 241-262, hier S. 251-256. Zum Zusammenhang zwischen Industrialisierung und Forstwirtschaft vgl. Joachim Radkau (unter Mitarbeit von Ingrid Schäfer), Holz. Wie ein Naturstoff Geschichte schreibt, München 2007, S. 224-231.

38 Vgl. etwa Staatsarchiv Nürnberg, FG 410/10, Bericht über die Dürreschäden des Forstamts Heidenheim in Mittelfranken, 12.12.1947. Demnach entfielen »auf die Fichte fast 100 % des Gesamtschadens«. Zur Geschichte des Borkenkäfers in Bayern vgl. außerdem Kurt Bender, Studien über die Massenvermehrung des großen Fichtenborkenkäfers, Freiburg i.Br. 1948; Martin Müller/Nadja Imhof, Käferkämpfe. Borkenkäfer und Landschaftskonflikte im Nationalpark Bayerischer Wald, in: Marco Heurich/Christof Mauch (Hg.), Urwald der Bayern. Geschichte, Politik und Natur im Nationalpark Bayerischer Wald, Göttingen 2020, S. 111-121.

39 Vgl. Martin Bemmann, »Wir müssen versuchen, so viel wie möglich aus dem deutschen Wald herauszuholen.« Zur ökonomischen Bedeutung des Rohstoffes Holz im ›Dritten Reich‹, in: Allgemeine Forst- und Jagdzeitung 179 (2007), S. 64-69; Johannes Zechner, Der deutsche Wald. Eine Ideengeschichte zwischen Poesie und Ideologie, Darmstadt 2016, S. 161-194.

40 [Anon.,] Die Tragödie des deutschen Waldes, erste Fortsetzung, in: Bauernwald, 25.10.1947, S. 10; Hannig, Protest (Anm. 10), S. 239f.

41 IfZ, Nachlass Baumgartner, ED 132/7, Rede von Baumgartner, 9.7.1947.

42 [Anon.,] Unersetzlicher Verlust durch Waldbrände, in: Süddeutsche Zeitung, 26.8.1947, S. 1; [Anon.,] Versiegte Brunnen, in: Süddeutsche Zeitung, 26.8.1947, S. 3; [Anon.,] Die Feuerwehr hat viel zu tun, in: Süddeutsche Zeitung, 2.9.1947, S. 3.

43 Vgl. dazu ausführlicher Groß, Kalorien (Anm. 11), S. 202-205.

44 [Anon.,] Schärfste Stromkürzungen, in: Süddeutsche Zeitung, 30.8.1947, S. 1; [Anon.,] Stromnot – Stromsperre, in: ebd., S. 3.

45 [Anon.,] Wassermangel hemmt Wirtschaft, in: Süddeutsche Zeitung, 30.9.1947, S. 4.

46 Jan-Michael Lange u.a., Hungersteine in der Elbe, in: Sächsische Heimatblätter 65 (2019), S. 324-329.

47 Vgl. Wiesner, Futtermangel! Was tut not?, in: Landwirtschaftliches Wochenblatt, 28.6.1947, S. 204.

48 IfZ, OMGUS, FA/95/5, US-British Bipartite Food and Agriculture Control Group, Frankfurt, A Manual of Food and Agriculture Programs, 12.8.1947.

50 Wie Anm. 48.

51 Vgl. Richard L. Merritt, Democracy Imposed. U.S. Occupation Policy and the German Public, New Haven 1995, S. 270-290.

52 Vgl. Jähner, Wolfszeit (Anm. 6), S. 222-250.

53 Begriff nach Dominik Collet, Die doppelte Katastrophe. Klima und Kultur in der europäischen Hungerkrise 1770–1772, Göttingen 2019, S. 86f.

54 Zu den verschiedenen Argumentationsmustern deutscher Bauern in Reaktion auf Dürren vgl. Wibke Müller, Drought Victims Demand Justice: Politicization of Drought by Farmers in Southern Germany over Time, in: Water 12 (2020) H. 3, 871, S. 1-17, insb. S. 10-12.

55 Kagl, Bayern als Notstandsgebiet, in: Landwirtschaftliches Wochenblatt, 13.9.1947, S. 285; Horlacher, Überzentralismus in Frankfurt, in: Landwirtschaftliches Wochenblatt, 4.10.1947, S. 305f.; Kagl, Ein Rufer in der Wüste?, in: Landwirtschaftliches Wochenblatt, 11.10.1947, S. 309.

56 [Anon.,] Mehr Initiative auf der ganzen Linie!, in: Landwirtschaftliches Wochenblatt, 28.6.1947, S. 203; Billesberger, Mehr Initiative, aber es fehlt an den Voraussetzungen!, in: Landwirtschaftliches Wochenblatt, 12.7.1947, S. 218.

57 Vgl. Deborah Bossio u.a., Land Degradation and Water Productivity in Agricultural Landscapes, in: dies./Kim Geheb (Hg.), Conserving Land, Protecting Water, Cambridge, Mass. 2008, S. 20-32, hier S. 20-25.

58 Wiesner, Futtermangel! (Anm. 47). Vgl. auch IfZ, Nachlass Baumgartner, ED 132, Bd. 6, Rede von Joseph Baumgartner zum Etat des Bayerischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaften und Forsten, 26.11.1947, S. 3-6. Im Jahr 1948 war Stickstoff-Dünger immer noch 57 Prozent, Kali-Dünger sogar um 76 Prozent teurer als zuvor üblich. Vgl. BArch, Z 6-I/191, Hans Schlange-Schöningen an Ludwig Erhard, 5.11.1948.

59 Lorch, Futterbau in den nächsten Monaten, in: Landwirtschaftliches Wochenblatt, 9.8.1947, S. 251. Die Bauern beschwerten sich bereits im März 1947 darüber, dass zu wenig Futtersaatgut zur Verfügung stehe. Vgl. BayHStA, MELF 1118, Auszüge aus den Monatsberichten der Landwirtschaftsstellen für März 1947.

60 BayHStA, MELF 920, Schreiben von Staatsminister Wilhelm Emnet an das MELF, 17.10.1947. Zum Arbeitskräftemangel in der Landwirtschaft vgl. Paul Erker, Ernährungskrise und Nachkriegsgesellschaft. Bauern und Arbeiterschaft in Bayern, 1943–1953, Stuttgart 1990, S. 152-155.

61 IfZ, Nachlass Baumgartner, ED 132/7, Rede von Baumgartner in München, 9.7.1947.

62 Weinreb, Modern Hunger (Anm. 7), S. 102. Hervorhebungen im Original.

63 Vgl. ebd., S. 105-110.

64 Vgl. Erker, Ernährungskrise und Nachkriegsgesellschaft (Anm. 60), S. 54.

65 Vgl. Trittel, Hunger und Politik (Anm. 9), S. 137.

66 IfZ, OMGUS, FA 121/6, Hans Schlange-Schöningen an Lynn und Hassell, 24.8.1947. Die Rationsgrößen verkleinerten sich über den Sommer hinweg sogar wieder. [Anon.,] Das Streiflicht, in: Süddeutsche Zeitung, 30.8.1947, S. 1.

67 Vgl. Günther Gerstenberg, »Wildcat work stoppages spread further…« Wie Münchener Eisenbahner die Ärmel aufkrempelten, ihnen der Kragen platzte und sie sich ins Unvermeidliche schickten, in: Bernhard Schoßig (Hg.), Unter dem geflügelten Rad. Arbeiten und Leben bei der Eisenbahn in München und im südlichen Bayern, München 2001, S. 205-229, hier S. 210f.

68 [Anon.,] Der Rücktritt des Landwirtschaftsministers, in: Süddeutsche Zeitung, 13.12.1947, S. 1.

69 IfZ, OMGUS, FA/8/12, Bericht über einen »field trip« in die US-Zone, 10.–13.9.1947, sowie FA/3/137-1/11, Bericht von James S. Hathcock, 25.8.1947.

70 FRUS, 1947, Vol. III: The British Commonwealth; Europe, Doc. 236, Marshall an Truman, 6.9.1947.

71 [Anon.,] 30-35% Crop Loss in Germany, in: New York Times, 19.9.1947, S. 13.

72 Committee of European Economic Co-Operation, Vol. 1: General Report, Paris, 21.9.1947, S. 42-45.

73 Vgl. Erker, Ernährungskrise und Nachkriegsgesellschaft (Anm. 60), S. 60.

74 Vgl. Maximilian Klose, Why They Gave. CARE and American Aid for Germany after 1945, Stuttgart 2024, S. 56-60. Klose nennt die Dürre in seinem Buch an einer Stelle (S. 120). Heike Wieters erwähnt die Dürre hingegen nicht. Vgl. dies., The NGO CARE and Food Aid from America, 1945–80. ›Showered with Kindness‹?, Manchester 2017.

75 IfZ, OMGUS, 3/225-5, Bipartite Board, Additional Potato Import Requirements, 4.11.1947.

76 IfZ, OMGUS, 3/137-1/11, Hays an Canfield, Dezember 1947.

77 Vgl. Christopher Knowles, Winning the Peace. The British in Occupied Germany, 1945–1948, London 2017, S. 48-52; Anne Deighton, The Impossible Peace. Britain, the Division of Germany, and the Origins of the Cold War, Oxford 1993, S. 55f.

78 Vgl. Terry Marsh u.a., River Flows, in: Mike Acreman (Hg.), The Hydrology of the UK. A Study of Change, London 2000, S. 101-133, hier S. 109f., sowie die Studie des Versicherungsunternehmens Risk Management Solutions, 1947 U.K. River Floods: 60 Year Retrospective, o.O. 2007.

79 Vgl. das Statement von Interim Aid for Europe, Hearings before the Committee on Foreign Relations, United States Senate, Washington 10.–13.11.1947.

80 Vgl. Trittel, Hunger und Politik (Anm. 9), S. 159.

81 Landtag Bayern, Erläuterungen von Baumgartner im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft, 16.9.1947, S. 5.

82 Vgl. etwa Merritt, Democracy Imposed (Anm. 51), S. 55-69. Zum Aufstieg der Sowjetunion zu einem neuen Feindbild und dem sich daran anschließenden Scheitern der amerikanisch-sowjetischen Kooperation in der Deutschlandpolitik vgl. etwa Wilfried Mausbach, Zwischen Morgenthau und Marshall. Das wirtschaftspolitische Deutschlandkonzept der USA, 1944–1947, Düsseldorf 1996, S. 252-276, S. 296-326.

83 Wie Anm. 76.

84 Vgl. Trittel, Hunger und Politik (Anm. 9), S. 95, S. 159.

85 The Economic Report of the President. Transmitted to the Congress, January 1948, Washington 1948, S. 38, S. 41f.

86 FRUS, 1947, Vol. III, Doc. 268, Memorandum zur Ernährungs- und Finanzsituation in Frankreich und Italien, 20.9.1947, und Doc. 465, Bericht des Botschafters in Frankreich (Caffrey) an Außenminister Marshall, 2.8.1947.

87 Congressional Records, Senate, Vol. 93, Part 8, Rede von Truman vor dem Senat, 17.11.1947, S. 10595.

88 Vgl. Fabian Klose, Humanitäre Intervention und Prävention in der internationalen Politik vom 19. bis ins 21. Jahrhundert, in: Hannig/Thießen, Vorsorgen in der Moderne (Anm. 49), S. 27-44, hier S. 38-43.

89 Zit. nach David W. Ellwood, Rebuilding Europe. Western Europe, America and Postwar Reconstruction, London 1992, S. 54.

90 Weinreb, Modern Hunger (Anm. 7), S. 92.

91 FRUS, 1948, Vol. II: Germany and Austria, Doc. 12, Marshall an Inverchapel, 13.1.1948. Vgl. auch Doc. 17, Marshall an Bonnet, 17.1.1948.

92 Hoyer-Mellar (Foreign Office) an Außenminister Bevin, 9.2.1948; zit. nach Trittel, Hunger und Politik (Anm. 9), S. 176.

93 Vgl. Gerd Wehner, Die Westalliierten und das Grundgesetz, 1948–1949. Die Londoner Sechsmächtekonferenz, Freiburg i.Br. 1994, S. 10.

94 Vgl. Groß, Kalorien (Anm. 11).

95 IfZ, Nachlass Baumgartner, ED 132/7, Rede von Baumgartner vom 26.11.1947.

96 Weinreb, Modern Hunger (Anm. 7), S. 103.

97 Stadtarchiv München, Fotosammlung, DE-1992-FS-ERG-Q-007.

98 Vgl. Jonas Scherner, Bericht zur deutschen Wirtschaftslage 1943/44. Eine Bilanz des Reichsministeriums für Rüstung und Kriegsproduktion über die Entwicklung der deutschen Kriegswirtschaft bis Sommer 1944, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 55 (2007), S. 499-546, hier S. 536f. Vgl. jetzt auch Tatjana Tönsmeyer, Unter deutscher Besatzung. Europa 1939–1945, München 2024, S. 171-214.

99 Vgl. Gerhard, Nazi Hunger Politics (Anm. 28), S. 53-63.

100 Vgl. Weinreb, Modern Hunger (Anm. 7), S. 100.

101 Im August 1947 stimmten 55 Prozent der Befragten in der US-Zone der Aussage zu, der Nationalsozialismus sei eine gute Idee gewesen, die lediglich schlecht umgesetzt worden sei. Im Juni 1946 hatte dieser Wert bei 42 Prozent gelegen. Im August 1947 gaben nur noch 44 Prozent der Befragten an, Vertrauen zu haben, dass die USA beim Wiederaufbau Deutschlands helfen würden. Im November 1945 hatte dieser Wert bei 70 Prozent gelegen. Der Anteil derjenigen, deren Hauptsorge die Nahrungssicherheit war, stieg von 17 Prozent im Oktober 1945 auf 53 Prozent im Januar 1948. Vgl. Anna J. Merritt/Richard L. Merritt (Hg.), Public Opinion in Occupied Germany. The OMGUS Surveys, 1945–1949, Urbana 1970, S. 171, S. 192, S. 212.

103 Landtag Thüringen, 1. Wahlperiode, 26. Sitzung, 9.10.1947, Rede von Minister für Versorgung Grosse, S. 629. Grosse war Mitglied der Ost-CDU.

104 Landtag Sachsen, 1. Wahlperiode, 32. Sitzung, 28.11.1947, Rede von Minister für Handel und Versorgung Knabe, S. 689, sowie Rede von Kühn (SED), S. 691.

105 Vgl. Filip Slaveski, The Soviet Occupation of Germany. Hunger, Violence and the Struggle for Peace, 1945–1949, Cambridge 2013, S. 87-102.

106 Zum Begriff der »systemischen Vulnerabilität« vgl. Sabine Höhler, Resilienz: Mensch ­– Umwelt – System. Eine Geschichte der Stressbewältigung von der Erholung zur Selbstoptimierung, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 11 (2014), S. 425-443, hier S. 428f.

107 Michel Augé-Laribé, Chronique des statistiques agricoles, in: Journal de la société statistique de Paris 89 (1948), S. 212-218, hier S. 214; ders., Chronique des statistiques agricoles, in: Journal de la société statistique de Paris 88 (1947), S. 298-304, hier S. 299; Joseph Sanson, Les principales anomalies météorologiques de l’année 1947 en France, in: Annales de géographie 57 (1948), S. 178-181, hier S. 180.

108 Zu den Kürzungen der Brotrationen A. Heilbronner, Le ravitaillement en France depuis 1940, in: Révue d’économie politique 57 (1947), S. 1644-1682, hier S. 1679. Zu den Streiks und Protesten Danielle Tartakowsky, Les manifestations de rue en France, 1918–1968, Paris 1997, S. 551-554.

109 Vgl. Julian Jackson, France: The Dark Years, 1940–1944, Oxford 2001, S. 249-251.

110 FRUS, 1947, Vol. III, Doc. 268, Memorandum zur Ernährungs- und Finanzsituation in Frankreich und Italien, 20.9.1947.

111 Vgl. Guy Laroque, La fin des restrictions: 1946–1949, in: Economie et statistique 129 (1981), S. 5-16, hier S. 7, S. 9.

112 Vgl. Paul Angoulvant, L’approvisionnement de la France en blé et accords de Washington, in: Etudes et conjoncture – Union française/Economie française 3 (1948) H. 3-5, S. 79-84, hier S. 81.

113 Vgl. Wolf, »Eine Zeit« (Anm. 17), S. 110f.

114 Vgl. Ivan M. Volkov, The Drought and Famine of 1946–47, in: Russian Studies in History 31 (1992) H. 2, S. 31-60, hier S. 37.

115 Vgl. Nicholas Ganson, The Soviet Famine of 1946–47 in Global and Historical Perspective, New York 2009, S. 9-17.

116 Vgl. ebd., S. xv.

117 Vgl. Stephen G. Wheatcroft, The Soviet Famine of 1946–1947, the Weather and Human Agency in Historical Perspective, in: Europe-Asia Studies 64 (2012), S. 987-1005, hier S. 987.

118 Vgl. Ganson, The Soviet Famine (Anm. 115), S. 115.

119 Judt, Postwar (Anm. 8), S. 86-89, Zitat auf S. 89.

120 So auch Groß, Kalorien (Anm. 11), S. 213.

121 Diese Debatte hatte ihre Ursprünge im späten 19. Jahrhundert. Vgl. Philipp Lehmann, Desert Edens. Colonial Climate Engineering in the Age of Anxiety, Princeton 2022, S. 13-37.

122 Vgl. Thomas Zeller, Consuming Landscapes. What We See When We Drive and Why It Matters, Baltimore 2022, S. 74-80.

123 Alwin Seifert, Die Versteppung Deutschlands, in: Beiträge zur naturkundlichen Forschung in Südwestdeutschland 1 (1936), S. 197-204.

124 Vgl. Joachim Radkau, Die Ära der Ökologie. Eine Weltgeschichte, München 2011, S. 93-95.

125 Alwin Seifert, What Means this Drought?, in: Journal of Ecology 36 (1948), S. 174-179.

126 Fritz Béla Groißmayr, Die große säkulare Klimawende um 1940 und das Katastrophenjahr 1947 in Zentraleuropa, Bad Kissingen 1949.

127 Paret, Droht Europa eine Trockenheit? (Anm. 23).

128 August Schmauss, Droht Europa eine Trockenheit?, in: Allgemeine Forstzeitung 3 (1948) H. 5, S. 33-36. Ähnlich auch A. Baumgartner, Niederschlagsschwankungen und Dürregefährdung mit Bezug auf den Waldbau, in: Forstwissenschaftliches Centralblatt 69 (1950), S. 636-662.

129 Vgl. Spencer R. Weart, The Discovery of Global Warming, Cambridge, Mass. 2008, S. 38-62.

130 Vgl. Wolfgang Behringer, Kulturgeschichte des Klimas. Von der Eiszeit bis zur globalen Erwärmung, München 2007, S. 243-253; Pfister/Wanner, Climate (Anm. 3), S. 14f., S. 237f.

131 Vgl. ausführlicher zur »Kleinen Eiszeit« in Europa Heinz Wanner/Christian Pfister/Raphael Neukom, The variable European Little Ice Age, in: Quaternary Science Reviews 287 (2022), 107531.

132 Paret, Droht Europa eine Trockenheit? (Anm. 23), S. 21.

133 Zur »Zeitgeschichte als Geschichte von Verwissenschaftlichungsprozessen« in Kombination mit »Resilienz« vgl. zuletzt Margit Szöllösi-Janze, Resilienz. Zur Geschichte eines allgegenwärtigen Begriffs – Thesen zu den Herausforderungen einer modernen Zeitgeschichte, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 72 (2024), S. 559-589, hier S. 560-563.

134 Vgl. Jean-Marie Robine u.a., Death toll exceeded 70,000 in Europe during the summer of 2003, in: Comptes Rendus Biologies 331 (2008), S. 171-178; Ute Scheub/Stefan Schwarzer, Aufbäumen gegen die Dürre. Wie uns die Natur helfen kann, den Wassernotstand zu beenden, München 2023, S. 10.

135 Vgl. World Meteorological Organization, State of the Climate in Europe 2021, Genf 2022, S. 3.

136 Vgl. Pfister/Wanner, Climate (Anm. 3), S. 243f.

137 Einige Ausnahmen sind, ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Emmanuel Garnie, Historic Drought from Archives: Beyond the Instrumental Record, in: Ana Iglesias/Dionysis Assimacopoulos/Henny A. Van Lanen (Hg.), Drought. Science and Policy, Hoboken 2019, S. 45-67; Mathias Deutsch, Hydrologische Extremereignisse der letzten fünf Jahrhunderte in Mitteldeutschland, in: Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin 129 (2016), S. 85-96; Groß, Kalorien (Anm. 11). Vgl. auch das Forschungsprojekt zu »Wassersicherheit« von Anna Corsten. Dies., Wasserressourcen als umkämpftes Gut. Forschungen zu Wassersicherheit im 19. und 20. Jahrhundert, in: Archiv für Sozialgeschichte 63 (2023), S. 589-622. Für die Vormoderne ist die Forschungslage besser. Vgl. etwa Chantal Camenisch u.a., Extreme Heat and Drought in 1473 and Their Impacts in Europe in the Context of the Early 1470s, in: Regional Environmental Change 20 (2020), 19; Christian Pfister, When Europe Was Burning: The Multi-season Mega-drought of 1540 and Arsonist Paranoia, in: Gerrit Jasper Schenk (Hg.), Historical Disaster Experiences. Towards a Comparative and Transcultural History of Disasters Across Asia and Europe, Cham 2017, S. 155-188.

Copyright © Victor Jaeschke | CC BY-SA 4.0

Im Beitrag enthaltenes Bild-, Ton- und/oder Filmmaterial ist von dieser Lizenz nicht erfasst; es gelten die dort jeweils genannten Lizenzbedingungen bzw. Verweise auf Rechteinhaber.

Zitation

Victor Jaeschke, Vom Wassermangel zur Westbindung. Die Dürre von 1947 in der Bizone und das deutsch-amerikanische Verhältnis, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, Online-Ausgabe, 21 (2024–2025), H. 2,
URL: https://zeithistorische-forschungen.de/2-2024-2025/6218,
DOI: https://doi.org/10.14765/zzf.dok-2935,
Druckausgabe: S. 223-249.
Veröffentlicht am

Linkcheck zuletzt am