Geheime Fotos

Die Kooperation von Associated Press und NS-Regime (1942–1945)

  1. Ein Phantom wird sichtbar:
    Das Büro Laux im Auswärtigen Amt
  2. »The AP Connection«:
    Der Fotoaustausch zwischen Associated Press und Büro Laux 1942–1945
  3. Ausländische Journalisten im »Dritten Reich«:
    Ein unbekanntes Forschungsfeld
  4. Fazit: »Trading with the Enemy«

Anmerkungen

»I have a confession to make, Chief, but please don’t get a shock.« Mit diesen Worten beginnt ein 40-seitiger, für die transnationale Geschichte des Nationalsozialismus bedeutsamer Bericht von Willy Brandt an Louis P. Lochner aus dem Jahr 1946. Nicht der spätere Bundeskanzler, sondern Willy Erwin Hermann Brandt, Geschäftsführer der Associated Press GmbH[1] bis Ende 1941, beschrieb darin seinem früheren Vorgesetzten Lochner, dem Chef-Korrespondenten der Associated Press (AP) in Deutschland, die Zusammenarbeit von AP und NS-Regime in den Jahren 1942–1945. Der bisher in der Forschung unbekannte, auf schlechtem Durchdruckpapier verfasste Report[2] in Lochners Nachlass in Madison/Wisconsin mutet wie ein Agenten-Thriller an: Demzufolge tauschte die amerikanische Nachrichtenagentur von 1942 bis zum Frühjahr 1945 mit einer geheimen Agentur von SS und Auswärtigem Amt in Berlin, dem »Büro Laux«, ständig Fotomaterial aus. Ein Kurier pendelte täglich per Flugzeug nach Lissabon, um mit der Diplomatenpost Fotos vom und für den Kriegsgegner USA zu transportieren. Umschlagplatz war zunächst das AP-Büro unter Luiz Lupi in Lissabon, ab 1944, als der Austausch via Lissabon zu lange dauerte, zusätzlich das AP-Büro in Stockholm unter Eddie Shanke. Dort war zur Tarnung noch die schwedische Agentur »Pressens Bild« zwischengeschaltet.[3] Schätzungsweise 40.000 Fotos wurden so zwischen den Feinden ausgetauscht, während die Schlachten des Zweiten Weltkrieges geschlagen wurden und der Holocaust stattfand.[4]

In Berlin war das Fotomaterial der Amerikaner zunächst für die oberste Spitze des NS-Regimes reserviert. Täglich erhielt es Hitler von Außenminister Ribbentrop über Sonderbotschafter Walther Hewel. Kopien der AP-Fotos gingen laut Brandt auch an Himmler, Göring, Goebbels und vier Führungsstellen der Wehrmacht.[5] Bereits jetzt ist der Forschungsstandpunkt zu revidieren, wonach die amerikanische Presse erst 1944/45 mit den Expeditionstruppen zurück nach Deutschland gekommen sei und es in den Kriegsjahren keinerlei personelle und materielle Verbindungen gegeben habe.[6] In Erklärungen gegenüber »Süddeutscher Zeitung« und »taz«, die über meine Funde berichteten, hat AP die Zusammenarbeit mit dem Büro Laux eingeräumt und mitgeteilt, die US-Regierung habe dem täglichen Fotoaustausch mit NS-Deutschland im Juli 1942 zugestimmt.[7] Zeitgleich mit einem Artikel der »Washington Post« am 10. Mai 2017[8] veröffentlichte die Agentur dann eine »official AP history« unter dem Titel »Covering Tyranny. The AP and Nazi Germany 1933–1945«. Dieser 163 Seiten umfassende Bericht ist einerseits löblich, da er wichtige Dokumente aus dem AP-Archiv an die Öffentlichkeit bringt, die bisher der Forschung nicht zugänglich waren; auch zugehörige Akten aus den National Archives ließ AP deklassifizieren und zog sie heran. Andererseits ist der AP-Bericht eine offizielle Firmengeschichte und, nicht zuletzt durch zahlreiche fragwürdige moralische Urteile, von AP im Firmeninteresse betriebene Geschichtspolitik. Kritische Interpretationen und vor allem die Geschichte nach 1945, die Weiterbeschäftigung der Büro-Laux-/SS-Leute durch AP, werden weitgehend ausgeblendet. Der Bericht kann die Erforschung des Bilderaustausches durch unabhängige Historiker nicht ersetzen. Aber er zeigt einige interessante neue Spuren für die weitere Forschung auf:[9]

– Die Genehmigung des Fotoaustausches erfolgte durch das »Office of Censorship« unter Leitung von Byron Price, der direkt Präsident Roosevelt unterstellt war. Price war 10 Tage nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor an die Spitze dieser neuen Behörde berufen worden. Bis dahin war er als »Executive Editor« einer der wichtigsten Mitarbeiter von AP gewesen.

– Noch 1945 wurde in der amerikanisch besetzten Zone Deutschlands eine umfangreiche Ermittlungsaktion durch das Counter Intelligence Corps (CIC) durchgeführt, die den Namen »Operation Pouch« erhielt, nach den »diplomatic pouches« der Nazis, in denen das Material von und für AP nach Lissabon und Stockholm transportiert worden war. Helmut Laux wurde verhaftet und mehrfach verhört. In seinem Haus wurden Unterlagen zur Zusammenarbeit von Büro Laux und AP während des Krieges sichergestellt. Der CIC-Untersuchungsbericht kam zu dem Schluss, dass AP sich des Vergehens »Trading with the Enemy« schuldig gemacht habe. Die ermittelnden Agenten wussten allerdings nichts von der – geheimen – Zustimmung des Weißen Hauses zum Fotoaustausch mit dem NS-Regime, die Akte wurde daher 1946 ohne weitere Konsequenzen geschlossen.

– Lochner war über den Deal zwischen AP und Büro Laux nicht bloß informiert, er hatte ihn in persönlichen Verhandlungen mit Laux selbst eingefädelt. Bereits 1940 hatte Lochner Szenarien entworfen, wie AP nach einem Kriegseintritt der USA im Nachrichten- und Fotogeschäft mit NS-Deutschland bleiben könnte. Über den Kommunikationskanal zwischen AP und Büro Laux ab 1942 tauschte Lochner sogar Briefe mit seiner in Berlin lebenden deutschen Schwiegermutter aus, weshalb die CIC-Agenten 1946 auch eine Strafverfolgung gegen ihn persönlich forderten. Lochners privater Briefwechsel über die AP-Verbindung lässt es möglich erscheinen, dass nicht nur Fotos, sondern auch staatliche und halb-offizielle Dokumente ausgetauscht und sogar klandestine Verhandlungen auf diesem Weg geführt wurden. Damit sind wichtige Zielpunkte für die weitere historische Erforschung dieser vermutlich einzigen täglich aktiven Verbindung zwischen den Kriegsgegnern USA und Deutschland in den Jahren 1942–1945 gesetzt.

1. Ein Phantom wird sichtbar:
Das Büro Laux im Auswärtigen Amt

Im Frühjahr 2016 sorgte der in dieser Zeitschrift erschienene Aufsatz von Harriet Scharnberg für Aufsehen in Forschung und Presse. Die Autorin konnte zeigen, dass Fotos von der SS angehörenden deutschen AP-Fotografen wie Franz Roth bis zum Kriegseintritt der USA im Dezember 1941 via AP-Zentrale in New York ihren Weg in die amerikanische und internationale Presse fanden.[10] Umgekehrt wurden AP-Fotos in der deutschen Presse gedruckt und auch in Sonderpublikationen verwendet, um antiamerikanische und antisemitische Stimmung zu schüren. Dass es diesen regen Austausch vor dem Kriegseintritt der USA gab, ist allerdings wenig verwunderlich, weil das damalige Mediensystem schon seit Jahrzehnten internationalisiert war und zahlreiche Vereinbarungen bestanden, die, wie im Fall der Kooperation von Havas, Reuters, WTB und AP, Züge eines internationalen Medien-Trusts annahmen, der die globalen Nachrichtenströme dominierte.

Helmut Laux (ganz rechts) mit Joachim von Ribbentrop und Pierre Laval
Helmut Laux (ganz rechts) mit Joachim von Ribbentrop und Pierre Laval in München, 9./10. November 1942
(bpk/Bayerische Staatsbibliothek/Heinrich Hoffmann)

Unbekannt blieb hingegen, dass dieser Austausch von 1942 bis Kriegsende im Geheimen fortgesetzt wurde. Ebenso unentdeckt blieben in der historischen Forschung die Organisationseinheit des Fotoaustausches auf deutscher Seite, das Büro Laux, sowie sein Leiter, SS-Obersturmführer Helmut Laux.[11] Als persönlicher Fotograf von Außenminister Ribbentrop gehörte Laux häufig der Entourage Hitlers an und war bei wichtigen Staatsempfängen anwesend.[12] Die Schlüsselfigur des Fotoaustausches und Laux vorgesetzt war SS-Obersturmbannführer Dr. Paul Karl Schmidt, einer der erfolgreichsten Ministerialkarrieristen des »Dritten Reiches«. Bereits mit 29 Jahren hatte er im Oktober 1940 den Rang eines Gesandten 1. Klasse im Auswärtigen Amt erreicht, wo er die Presse- und Nachrichtenabteilung leitete.[13] Den Auslandskorrespondenten in NS-Deutschland blieb er als aggressiv-sarkastischer Sprecher der Auslandspressekonferenzen in Erinnerung.[14]

Der Historiker Peter Longerich befragte Schmidt/Carell für seine Doktorarbeit zu den »Propagandisten« des Auswärtigen Amtes über mehrere Stunden. Angesichts des bislang unbekannt gebliebenen täglichen Fotoaustausches zwischen NS-Deutschland und den USA und der Existenz des Büro Laux ist festzustellen, dass die junge Graue Eminenz des Auswärtigen Amtes im Interview vor allem bereits bekannte Fakten mit ihren Deutungen versah.[15] Dabei war spätestens ab 1983 eine Fährte zum Geheimnis des Fotoaustausches öffentlich sichtbar. In dem Band »Die Gleichschaltung der Bilder. Pressefotografie 1930–1936«, herausgegeben von den Fotohistorikern und Kunstpädagogen Diethart Kerbs, Walter Uka und Brigitte Walz-Richter, taucht ein Interview mit Arthur von Brietzke auf, dem ehemaligen Cheflaboranten der AP GmbH in Deutschland. Nach einigen Seiten zur Technikgeschichte der Pressefotografie plauderte Brietzke ganz zum Schluss über seine Tätigkeit im »Dritten Reich«: Jeder große Nazi habe einen Leibfotografen gehabt – Hitler seinen Heinrich Hoffmann, Göring seinen Eitel Lange, »und so hatte der Außenminister Ribbentrop eben den Fotografen Helmut Laux. Der holte mich zu sich, und so habe ich dann in der Presseabteilung beim Auswärtigen Amt gearbeitet.«[16] Diese Beschreibung trifft die Abläufe der Personalrekrutierung für das Büro Laux keineswegs, wie ich noch zeigen werde. Aber im Interview folgte eine weit bedeutendere Aussage: »Später gab es eine Verbindung über Schweden, durch die wir während des ganzen Krieges bis 1945 amerikanische AP-Fotos erhielten. Wenn ich mich richtig erinnere, hat Herr W. Brandt, der bis zum Oktober ’41 [korrekt: bis Dezember 1941] als letzter Geschäftsführer der Bildabteilung von AP und anschließend ebenfalls im ›Büro Laux‹ tätig war, daran mitgewirkt, diesen Bildaustausch über Schweden zu arrangieren. So haben wir auch Bilder vom Vormarsch der Alliierten erhalten, die natürlich gleich an die deutschen Dienststellen weitergeleitet wurden. Ich besitze noch ein Bild mit dem Stempel auf der Rückseite ›Büro Laux‹, das amerikanische Soldaten in den Straßen der zerschossenen und eroberten Stadt Köln zeigt. Das ist via Stockholm Anfang 1945 zu uns gekommen.«[17]

Amerikanische Truppen erobern Anfang März 1945 Köln.
Amerikanische Truppen erobern Anfang März 1945 Köln. Dieses Foto eines AP-Kriegskorrespondenten erreichte die NS-Führung in Berlin über das AP-Büro in Stockholm. Gemäß Vereinbarung mit AP wurde es zu einem Foto des Büro Laux und nutzbar im nationalsozialistischen Herrschaftsbereich.
(AP/Büro Laux; abgedruckt bei Diethart Kerbs/Walter Uka/Brigitte Walz-Richter [Hg.], Die Gleichschaltung der Bilder. Pressefotografie 1930–1936, Berlin 1983, S. 30)

Dennoch ging bisher kein Historiker der Frage nach, was die Dienststelle »Büro Laux« in der Presseabteilung des Auswärtigen Amtes war und was für einen Fotoaustausch über Schweden sie mit der größten Nachrichtenagentur des Kriegsgegners USA organisierte. Das Büro Laux tauchte in keiner Studie und keinem Organigramm auf. Durch den Brandt-Bericht an Lochner von 1946, die hingeworfenen Informationen Brietzkes in dem Band von 1983, erste Recherchen in amerikanischen und deutschen Zeitungsarchiven, in der Datenbank von AP Images, im Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde sowie durch den AP-Report lassen sich Helmut Laux, sein geheimes Büro und einige seiner Mitarbeiter nun zumindest wieder in Schemen erkennen.[18]

Laut Brandt-Bericht war der ambitionierte Laux frisch aus der Hitlerjugend-Bewegung in Baden nach Berlin gekommen.[19] Dort habe er das Vertrauen Schmidts gewonnen, der ihn schließlich Ribbentrop als persönlichen Fotografen »schenkte«. Brandt zufolge fungierte Laux aber auch als Schmidts Liaison-Offizier zur SS[20] und war sein Vertrauensmann und Spion, der ihn über den Klatsch aus den Betten wichtiger Nazis informierte. Hierbei sei Laux seine Geliebte Hela Strehl nützlich gewesen, eine Ex-Mätresse von Goebbels.[21] Auch in den Kunstraub aus den besetzten Gebieten in ganz Europa sei Laux verwickelt gewesen.[22] Schmidt habe das Büro Laux mit seinen AP-Fotos für einen bisher unbekannten Informationsdienst des Auswärtigen Amtes genutzt. Ziel sei es gewesen, so Brandt, die Spitzengeneräle der Wehrmacht unabhängiger von den Entscheidungen des »Gefreiten Hitler« und »politischer« agieren zu lassen. Es habe sich allerdings schnell herausgestellt, dass die Heerführer das AP-Fotomaterial den Instruktionen Ribbentrops und Schmidts vorzogen.[23] So verfügte die NS-Spitze bis in die letzten Kriegstage über frisches Fotomaterial der AP-Korrespondenten.

1945/46 geriet das Büro Laux ins Visier der amerikanischen Besatzungsmacht in Berlin. Grund war die Unruhe Willy Brandts. Er wollte wieder arbeiten, am besten sofort die deutsche AP GmbH als »news and picture agency« wiedereröffnen – bei sich privat in Berlin-Kreuzberg, Zimmerstraße 15. Mit den gerade in Berlin eingetroffenen AP-Kriegskorrespondenten nahm Brandt umgehend Kontakt auf. Er gab sich als früherer AP-Mitarbeiter zu erkennen, seinen AP-Presseausweis hatte er nach 1942 sorgsam aufgehoben. Als sein alter Chef Lochner 1945 in Berlin erschien,[24] hatte er für diesen eine freudige Überraschung parat: Brandt hatte das Fotoarchiv der AP GmbH durch die »Kriegswirren« gerettet, um es nach dem Fall des Nationalsozialismus wieder den Eigentümern in New York zurückzugeben.[25] Lochner war jedoch viel erfreuter darüber, dass Brandt und die ehemaligen AP-Mitarbeiter Rudolf (Rudi) Josten und Erich Oettinger auch große Teile der technischen Ausstattung des Berliner AP-Büros im Wert von mehreren Tausend US-Dollar bewahrt hatten, darunter ein 1945/46 im Pariser AP-Büro dringend benötigter Teleschreiber.[26] Wie Brandt, Josten, Oettinger und andere deutsche AP-Leute nach der offiziellen Schließung des AP-Büros – am 10. Dezember 1941 waren Lochner und seine amerikanischen Mitarbeiter interniert worden – diese Wunderdinge bewerkstelligt hatten, scheint erst einmal wenig interessiert zu haben. Aber auch Lochner spielte nicht mit offenen Karten, sondern behielt es für sich, dass er in Wiesbaden und Memmingen mit Laux bereits über den geretteten Besitz der AP GmbH verhandelt hatte.[27]

Brandt beantragte mit großzügigen Unterstützungsschreiben Lochners (»Willy Brandt was an absolutely dependable anti-Nazi who had managed to save a lot of our property from confiscation and who deserved reinstatement«[28]) Entnazifizierung und Presselizenz. Die zuständigen amerikanischen Offiziere machte dieses forsche Auftreten misstrauisch. Schon Brandts berufliche Karriere in der Fotoagentur von AP in Deutschland, die ab 1935 dem Schriftleitergesetz unterworfen war, rief Verwunderung hervor.[29] Anders als die AP-Nachrichtenagentur in Berlin, die Nachrichten aus Deutschland via New York für den amerikanischen Markt bereitstellte, verkaufte die AP GmbH nicht nur eigene Fotos aus Deutschland, sondern auch globales AP-Fotomaterial an deutsche Abnehmer. Seinen rasanten Aufstieg innerhalb der AP GmbH hatte Brandt dem zwangsweisen Ausscheiden der letzten jüdischen AP-Mitarbeiter in Berlin zu verdanken, die Lochner nach 1933 durch diverse Tricks, doch letztlich erfolglos zu halten versucht hatte.[30]

Laut seinen Angaben vor den amerikanischen Sicherheitsoffizieren in Berlin 1945/46 hielt Brandt als Geschäftsführer der AP GmbH den Betrieb auch nach der Internierung der amerikanischen Kollegen um Lochner am 10. Dezember 1941 aufrecht und die deutschen Mitarbeiter beisammen, von denen insbesondere die Männer ihre Einberufung an die Front fürchteten. Verschiedene Interessenten an der AP GmbH und ihrem umfangreichen Fotoarchiv traten umgehend auf den Plan, ja es setzte ein regelrechter »run on our concern« ein, wie Brandt es formulierte:[31] Goebbels’ Propagandaministerium, das Auswärtige Amt unter Ribbentrop, Himmlers SS, Hitlers Leibfotograf Hoffmann und andere wollten sich die deutschen AP-Mitarbeiter und die wertvolle AP-Ausstattung aneignen. Agent der SS sei der deutsche AP-Fotograf Franz Roth[32] gewesen, der die AP-Mitarbeiter Gerhard Meixner und Arthur Meyer zur SS habe »hinüberziehen« können.[33] Nachweisbar gehörte dem Büro Laux noch der AP-Fotograf Gerd Baatz an, der Laux bereits von Fototerminen bei NS-Größen kannte; außerdem der bereits genannte AP-Cheflaborant Arthur von Brietzke, der in der Dunkelkammer die Fotoentwicklung und -vervielfältigung übernahm.[34]

In Allianz mit der SS setzte sich im Kampf um die deutsche AP das Auswärtige Amt gegen das Propagandaministerium, den »despised rival«,[35] unter Verweis auf die Zuständigkeit für ausländisches Eigentum durch und ließ erfolgreich einen gerichtlichen Verwalter für die AP GmbH, »Herrn von Levinsky«, bestellen.[36] Schlüsselperson blieb jedoch Brandt, denn laut Bericht des AP-Managers Kent Cooper hatte AP New York bereits wenige Tage vor Beginn des Zweiten Weltkrieges, auf Drängen deutscher Stellen, die AP GmbH an Brandt als »office manager« übergeben.[37] Interessanterweise war die AP GmbH als Foto- und Nachrichtenagentur gegründet und eingetragen worden. Ihre dann erst ab 1950, unter Brandt als Verkaufsleiter, einsetzende Expansion zur weltweit größten Tochtergesellschaft von AP, in Bild und Wort, war in den 1930er-Jahren als Anspruch bereits erkennbar.[38]

Das Büro Laux konnte ab dem Frühjahr/Sommer 1942 seine volle Aktivität entfalten. Es stellte Fotografen, die alle wichtigen Termine um Ribbentrop festhielten und auch Auslandsreisen unternahmen, um Bildmaterial für das Auswärtige Amt zu produzieren. Dieses wurde vor allem über den Deutschen Verlag in die deutsche Presse eingespeist. Daneben belieferte das Büro Laux ausländische Zeitungen mit Bildmaterial und versorgte die Presseattachés an den deutschen Botschaften mit Fotos, die Ribbentrop und Schmidt wichtig erschienen. Aus diesen und weiteren Bildern der Presseabteilung des Auswärtigen Amtes wurde schließlich möglichst interessantes Material für den täglichen Austausch mit AP gewählt.[39] Die Menge und Qualität dieses NS-Fotomaterials und die Bedeutung, die es in der über die AP-Zentrale in New York bedienten amerikanischen und internationalen Presseberichterstattung entfaltete, konnte in Stichproben bereits geprüft werden. In der ganzen Breite (für 1942 bis 1945) und Tiefe (alle amerikanischen und internationalen Abnehmer von AP in jenen Jahren) müsste dies in einem eigenen Forschungsprojekt analysiert werden, ebenso wie der Gebrauch von AP-Fotos via Büro Laux in der von den Nazis kontrollierten oder beeinflussten Presse Deutschlands und Europas.

Die Inkorporation der AP GmbH und ihres Fotoarchivs in das Büro Laux wurde herrschaftstechnisch gegenüber dem Propagandaministerium gefestigt, indem die wichtigsten Mitarbeiter wie Brandt, Baatz und Brietzke der Waffen-SS beitraten, aber in Zivil im Büro Laux arbeiteten. Nur Laux selbst habe stets SS-Uniform getragen.[40] Auch die Finanzierung dieses »joint venture« von SS und Auswärtigem Amt scheint von beiden Seiten erfolgt zu sein.[41] Das Büro war auch nicht in Diensträumen des Auswärtigen Amtes untergebracht, sondern zunächst in Laux’ nobler 7-Zimmer-Wohnung in der Innsbrucker Straße 44 in Berlin-Schöneberg.[42] Laut Brandt wurden dort auch Gefangene des KZ Sachsenhausen beschäftigt. »A fine arrangement for all concerned«, wie er meinte.[43] Zumindest für die ehemaligen deutschen AP-Mitarbeiter, denn diese erhielten den SS-Sold und zusätzlich ein hohes Zivil-Gehalt von 18.000 RM. Sie waren unabkömmlich gestellt, konnten bei ihren Familien leben und entgingen dem Fronteinsatz.[44] Durch die Waffen-SS-Zugehörigkeit waren sie Schmidt und Laux disziplinarisch unterstellt; mit ihrer doppelten Affiliation verkörperten sie den Kompromiss zwischen Auswärtigem Amt und SS, der sich auch in der Verteilerliste der AP-Fotos innerhalb der NS-Führung niederschlug.[45]

Brandts larmoyant-apologetisch gehaltener Bericht von 1946 muss besonders in den Punkten, die den Autor selbst betreffen, mit quellenkritischem Argwohn gelesen werden. Brandt wollte Lochner als einflussreichen Unterstützer für seine schnelle Entnazifizierung und Wiederbeschäftigung bei AP Deutschland gewinnen. Alle ihn belastenden Momente verharmloste er. Brandt stilisierte sich zum einzigen Lamm unter Wölfen, das zum Eintritt in Waffen-SS (um dem Fronteinsatz zu entgehen) und Büro Laux (um das AP-Archiv zu retten) gezwungen gewesen sei, stets aber die Interessen von AP gewahrt und den Zusammenbruch des Nationalsozialismus herbeigesehnt habe. Geschickt streute Brandt in seinen Bericht auch einige Drohungen gegenüber AP ein, den Fotoaustausch mit dem NS-Regime publik zu machen: »Perhaps it will be possible for me to add a chapter to the story of the AP which was published a few years ago.[46] But I have no such ambitions because my ambitions were appeased by the fact that the Archive was rescued.«[47]

Tatsächlich ist bei Brandt keine Opposition oder Widerständigkeit gegen das NS-Regime erkennbar. Im Gegenteil: Er durfte für die Protektion durch Laux und Schmidt dankbar sein, die ihm den Fronteinsatz ersparten und ein sehr komfortables Leben in der Reichshauptstadt ermöglichten. Brandt wollte keinesfalls »in the masses of Hitler’s cannon fodder« untergehen, und ihm war klar: »my transfer to the armed SS perhaps saved my life«.[48] Aber auch das Alltagsleben in Berlin war vergleichsweise angenehm. Bis in die letzten Wochen des NS-Regimes hinein konnten die Angehörigen des Büro Laux, das am Ende in einen ehemaligen Luftschutzbunker für Kinder nach Dahlem umgezogen war,[49] sich mit anderen Privilegierten im Auslandspresseclub versorgen und vergnügen, der in die Ribbentrop-Villa in Dahlem verlegt wurde, nachdem das Gebäude in der Fasanenstraße ausgebombt worden war. Hier flossen bis zum »Untergang« Champagner und Cognac in Strömen.[50]

Was den Quellenwert im Hinblick auf die Zusammenarbeit von AP und Büro Laux betrifft, ist der Brandt-Bericht ein zeitnah verfasstes und aussagekräftiges Dokument. Insbesondere die Zeitkonstellation 1945/46 (Brandt steht gerade zwischen allen Stühlen und ist noch nicht wieder im Dienst von AP) sowie die Personenkonstellation (Lochner ist der alte Chef, dem Brandt keine AP-Betriebsgeheimnisse vorenthalten muss) sprechen für einen hohen historischen Wert des Berichts. Kritische Gegenproben zu Brandts Ego-Dokument bilden die beiden im Brandt-Ordner des Lochner-Nachlasses mitüberlieferten Vernehmungsprotokolle der US-Sicherheitsoffiziere in Berlin. An ihrer professionell geübten Skepsis angesichts der alltäglichen Verharmlosungen, Verdrehungen, Auslassungen und Lügen bei Entnazifizierungsbegehren im Nachkriegs-Berlin prallten Brandts Exkulpationsversuche ebenso ab wie die Entlastungsschreiben Lochners. Die amerikanischen Sicherheitsoffiziere vermerkten lakonisch: »The picture agency Laux of the German Foreign Office was a completely nazified organization. It did not perform the functions of a normal picture agency but specialized on political events. The head of this organization was a high SS officer.«[51]

Auffällig ist, dass Lochner Brandt mit Care-Paketen geradezu überschüttete. Bis Ende 1946 hatte er 200 Dollar nur für Care-Pakete an ihn ausgegeben. Lochner unterstützte viele alte Freunde aus Deutschland, aber nicht in dieser Intensität.[52] Auch später blieben sich beide verbunden. »Mein lieber Brandt«, schrieb Lochner diesem im Februar 1949: »Ich kann begreifen, wie verbittert Sie sein mußten bei dem Gedanken, daß man Ihnen nicht erlaubt, die alte Tätigkeit bei A.P. wieder aufzunehmen, während Laux, Dr. Fischer usw. frei herumlaufen. Die ganze Entnazifizierung ist eine kolossale Ungerechtigkeit.«[53] Mitte der 1950er-Jahre hielt Lochner fest: »The AP, during my connection with it, has never been known for standing by someone under fire if it feared that such loyalty might reflect adversely upon the news association.[54] My appeals [to AP for Brandt] reached deaf ears. Later, when a calmer atmosphere prevailed and apparently nobody could be found as able as Willy Brandt to conduct our picture operations in Germany, and when, fortunately, his sister, of whose whereabouts he did not know at the time I pleaded for him, had a photostat of the draft into the Waffen-SS, which was accepted as proof, was reinstated and is head of our AP pictures operations even now, 11 years after my resignation.«[55] Brandt starb 2001.[56] Auch Josten, der 1942 an den verdeckten Verhandlungen zum Fotoaustausch zwischen Auswärtigem Amt und AP beteiligt gewesen war[57] und 1945 zusammen mit Brandt und Oettinger als Retter des AP-Equipments auftreten konnte, setzte nach 1945 seine Karriere bei AP fort, war zuletzt deren Deutschland-Chef und starb allseits respektiert erst 2007. »Editor & Publisher« widmete ihm einen gefühlvollen Nachruf.[58]

Viele Auslandskorrespondenten vergaßen nach 1945 sogar ihren Groll auf Dr. Paul Karl Schmidt. Wie andere wichtige Nazis war er nun eine interessante Quelle für lukrative Buchprojekte. »Our old acquaintances [Otto] Dietrich and Paul Schmidt« seien in Nürnberg und könnten sicher viel über Hitler erzählen, schrieb 1947 der dänische Auslandskorrespondent in Berlin, Helge Knudsen, an Lochner, der seine Tätigkeit für AP beendet hatte und sich auf dem Buchmarkt zu etablieren gedachte.[59]

Laux’ Wirken nach 1945 liegt noch weitgehend im Dunkeln. Immerhin verbrachte er anders als Brandt geraume Zeit in Kriegsgefangenenlagern, scheint aber nicht mit einem Berufsverbot als Fotograf belegt worden zu sein. Seine Entnazifizierung erhielt er sogar schneller als Brandt.[60] In jedem Fall konnte Laux rasch seine guten Auslandskontakte reaktivieren. In »Life« vom 14. Juni 1948 durfte er Hochglanz-Fotos diverser Nazi-Größen vom D-Day 1944 beisteuern und firmierte im Text ganz harmlos als »Photographer Helmut Laux of the Berliner Illustrierte«. Dass er die Bilder im Führerhauptquartier als Leibfotograf Ribbentrops, SS-Obersturmführer und Leiter eines geheimen Büros des Auswärtigen Amtes gemacht hatte, erfuhren die Leser nicht.[61]

2. »The AP Connection«:
Der Fotoaustausch zwischen Associated Press
und Büro Laux 1942–1945

»Lissabon«, diktierte Goebbels am 20. September 1941 in sein Tagebuch, »ist ja heute ein internationaler Nachrichtenumschlagsplatz geworden, wie er komplizierter überhaupt nicht gedacht werden kann.«[62] Mit dem Kriegseintritt der USA wenige Monate später wurde die Lage auf den wichtigsten Nachrichtenumschlagplätzen des Zweiten Weltkrieges – Lissabon, Stockholm, Bern und Istanbul – noch unübersichtlicher.[63] Auch das Büro Laux wählte Lissabon, ab 1944 zusätzlich Stockholm als Drehscheibe für den Fototransfer mit AP.

Laux ergriff die Gelegenheit, die sich im Frühjahr 1942 bot, um in Lissabon den Austausch der amerikanischen Journalisten und Diplomaten, die seit Ende 1941 in Bad Nauheim interniert worden waren, darunter auch die AP-Leute Lochner und Shanke, gegen die in den USA internierten deutschen Diplomaten und Journalisten als Fotograf zu begleiten.[64] »Give me a letter of recommendation to Mr. Lochner and to the representative of the AP in Lisbon«, habe Laux zu Brandt gesagt (wie letzterer berichtet), »so that I can arrange the exchange service with them, explain the possibilities and convince them of our good intentions.«[65]

Laux stieg bereits in den Zug mit den Amerikanern ein, und es gelang ihm trotz der wachsamen Augen von George F. Kennan, der die Leitung der nach dem 10. Dezember 1941 internierten amerikanischen Diplomaten und Journalisten übernommen hatte, mit Lochner schon unterwegs ins Gespräch zu kommen.[66] Lochner und Laux kannten sich durch eine gemeinsame, vom Auswärtigen Amt organisierte Pressereise nach Finnland 1940. Vermutlich wussten Laux und Brandt auch über die von Lochner selbst schon bei Kriegsbeginn erarbeiteten Szenarien Bescheid, mit denen AP nach einem Kriegseintritt der USA Foto- und Nachrichtenmaterial über neutrale Staaten beziehen sollte.[67] Lochner erscheint dadurch als eigentlicher Vordenker und Schöpfer des AP-/NS-Arrangements, wie es im Frühjahr 1942 in Kraft trat. Sowohl das AP-Management in Person von Kent Cooper als auch offizielle deutsche Stellen waren über diese Pläne von beiderseitigem Interesse informiert.[68] Möglicherweise hatte Lochner sogar Schmidt eingeweiht, denn dieser arbeitete nach dem 10. Dezember 1941 zielgerichtet auf ein Arrangement hin, das exakt den Vorstellungen Lochners entsprach.

An kleinere Deals mit den Nazis war man in der New Yorker AP-Zentrale gewöhnt. Bereits im Oktober 1940 hatte Al Resch, der AP-Fotochef, die für eine damals wie heute auf ihre Unabhängigkeit stolze Agentur wie AP merkwürdige Vereinbarung abgesegnet, wonach AP über ihr Wirephoto-System Bilder des Auswärtigen Amtes »free of charge« erhielt, wie Lochner, der dies mit der Wilhelmstraße eingefädelt hatte, stolz mitteilte. Für den kostenlosen Abdruck aktueller Nazi-Fotos machte sich AP so auf zweierlei Weise zum Erfüllungsgehilfen der NS-Propaganda: Erstens wirkte die Agentur als direkter Multiplikator handverlesener NS-Fotos in die amerikanische und internationale Presse. Zweitens erklärte sich AP sogar bereit, die Fotos anschließend an das von der deutschen Botschaft in Washington finanzierte Blatt »Facts in Review« zu liefern, das von der NS-Auslandspropaganda-Einrichtung »Library of Information« an rund 70.000 amerikanische Leser verteilt wurde. Die Verbreitung der NS-Bilder wurde der Agentur noch zusätzlich dadurch schmackhaft gemacht, dass die von AP erfolgreich an ihre Kunden verkauften Fotos exklusiv waren und von »Facts in Review« nur nachgedruckt, aber nicht selbst weiterverkauft werden durften.[69]

In seiner Aussage als Kriegsgefangener im November 1945 gab Laux an, mit Lochner in Lissabon handelseinig geworden zu sein. »He claims to have made an agreement, with LOCHNER’s consent with the AP representative at LISBON to exchange newsreels and photos between Germany and the US.«[70] Den hier angedeuteten Austausch auch von Filmmaterial wie amerikanischen Newsreels und deutschen Wochenschauen gilt es noch zu klären. Laux versuchte sich bei seinen Abstechern nach Lissabon mitunter als persönlicher Filmbeschaffer für Hitler. 1945 sagte er in einem Verhör, er habe dort einen Disney-Film über Hitler erwerben wollen, womit vermutlich der achtminütige Kurzfilm mit Donald Duck »Der Fuehrer’s Face« von 1943 gemeint war.[71]

Dr. Robert Ley, der Führer der Deutschen Arbeitsfront (DAF), auf einem AP-Foto vom 4. Juli 1942
Dr. Robert Ley, der Führer der Deutschen Arbeitsfront (DAF), auf einem AP-Foto vom 4. Juli 1942 (Privatbesitz des Autors)
Die Bildbeschriftung auf der Rückseite vermerkt:
»Photo reached the United States through neutral Lisbon, Portugal.«
(Privatbesitz des Autors)
Abgedruckt in der »New York Times« vom 6. Juli 1942, S. 8, mit der Angabe:
»This photo reached the United States through Lisbon.«

Der Vordenker des Austausches mit AP während des Krieges war auf deutscher Seite Dr. Paul Karl Schmidt. Er zog vom Auswärtigen Amt aus die Fäden in einem bis heute nicht restlos rekonstruierten internationalen Mediengeflecht, das teilweise in Absprache mit, teilweise in scharfer Konkurrenz zu Projekten des Propagandaministeriums stand.[72] Laux habe ihm, schreibt Brandt, nach einem Gespräch mit Schmidt gesagt: »How was it possible that the Propaganda Ministry overlooked the importance of keeping up the connection with the AP via which valuable picture material could be imported and exported and published in enemy papers and periodicals? The Foreign Office has given me the task of attending to what the Propaganda Ministry neglected. For this reason I have already engaged Baatz, who with me shall supply such picture material as is wanted in foreign countries including enemy territory and which, seen from a German viewpoint, does not lack in propagandistic value. You know, considering existing circumstances it is definitely an advantage to the German cause if a German picture is published in the neutral press at all. With Baatz’s and my picture material made according to the directions of the Foreign Office we want to put a stop to the monotony of the propaganda of the Propaganda Ministry. We’ll offer these pictures to the AP first for which they will send us their own material on an exchange basis, just as you have been receiving it up to now. After talking over prospects with various editors of illustrated weeklies I am convinced that there will be no difficulty in placing such pictures in the German press much against the attitude of the Propaganda ministry.«[73]

Brandt räumte in seinem Bericht an Lochner ein, diese Pläne von Schmidt/Laux hätten ihn überzeugt. Durch die Arbeit für das Büro Laux sei er dem Fronteinsatz entgangen und habe das AP-Archiv behüten dürfen. Indirekt habe er sogar weiter für AP arbeiten können, mit Fotomaterial, das »qualitativ besser als alles« gewesen sei, was die AP GmbH seit Kriegsbeginn 1939 für die New Yorker Zentrale habe beschaffen können.

Wir kennen bisher nur wenige Details über Laux’ Mission in Lissabon anlässlich des bereits erwähnten amerikanisch-deutschen Gefangenenaustausches im Frühjahr 1942. Sie war jedoch erfolgreich, denn Luiz Lupi, der AP-Korrespondent in Lissabon, übermittelte danach die Zustimmung von AP zum regelmäßigen Fotoaustausch mit dem Büro Laux per Telegramm nach Berlin. Nun wurde es Brandts tägliche Aufgabe bis 1945, deutsches Fotomaterial für AP zusammenzustellen und die Bildunterschriften der eingehenden AP-Fotos ins Deutsche zu übersetzen sowie die Bildunterschriften der deutschen Fotos für AP ins Englische. Kein einfacher Job – wie Laux den amerikanischen Abwehroffizieren 1945/46 erklärte, mussten die Legenden der AP-Fotos, die in der deutschen Presse veröffentlicht wurden, mitunter viermal geändert werden, bis das Propagandaministerium zustimmte. Kaum ein Foto behielt auch nur annähernd die originalen Bildunterschriften von AP.[74] Die amerikanische Abwehr zog in ihrem Bericht von Januar 1946 denn auch ein verheerendes Fazit zum Gebrauch der AP-Fotos durch die NS-Propaganda: »The changed text constitutes each news-photo a sample of Nazi propaganda, in that the German text cast an unfavorable light upon the United States or the Allies or was presented to the German public as a morale booster.«[75]

Eigenproduktionen von Laux und Baatz machten nur einen Teil des deutschen Fotomaterials für AP aus, auch wenn politisch hochbedeutsame Bilder darunter waren (siehe das Hitler-Mussolini-Foto von Baatz weiter unten, Kap. 4). Brandt konnte auf den Gesamtbestand der amtlichen, d.h. auch militärischen, deutschen Fotoproduktion in jenen Jahren zugreifen. Hierzu zählten vermutlich auch erbeutete Fotoarchive, etwa das Pariser Fotoarchiv der »New York Times«, aus dem wenigstens 25.000 Fotos im Wert von mindestens 100.000 RM »entnommen« und dem Fotoarchiv der Transocean (TO), einer global agierenden NS-Nachrichtenagentur, einverleibt wurden. Der hohe Wert eines solchen Bildarchivs, vergleichbar dem Fotoarchiv der AP GmbH in Berlin, für ein zukünftig nationalsozialistisches Europa wird aus den Erwägungen des Propagandaministeriums deutlich: »Das Referat Presse der Propagandaabteilung steht auf dem Standpunkt, dass die jetzige Gründung eines TO-Bildbüros und die Einführung des TO-Bildmaterials in der französischen Presse zugleich eine Kundensicherung für die Nachkriegszeit darstellt. Nicht zuletzt wird die Auswertung des New York Times-Bildarchivs wesentlich zur Verbesserung unseres europäischen Bilderdienstes beitragen.«[76]

Eine ähnliche Befriedigung stellte sich 1942 im Büro Laux ein, das nicht nur über das Fotoarchiv der AP GmbH verfügte, sondern täglich frisches Fotomaterial vom Kriegsgegner USA erhielt: »With the arrival of AP material from Lisbon Laux’s desires were appeased. ›It’s your affair to supply the necessary exchange material for the AP.‹ I did so with the help of the picture department in the press department of the Foreign Office that received a print of every picture serviced by all agencies for their files. From this material I could choose all suitable pictures and have them reproduced for the AP services. I based my English captions on the original captions and had the pictures sent to Lupi in Lisbon via courier.« Brandt machte sich beim Fotoaustausch mit AP unentbehrlich für Laux (»he needed me for the continuation of the AP connection«), obwohl es ihm zufolge häufig zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden kam.[77]

Umgekehrt funktionierte der Austausch genauso reibungslos: Der Lissaboner AP-Korrespondent Luiz Lupi schickte die aus New York kommenden AP-Fotos an die deutsche Botschaft in Lissabon, von wo sie als Diplomatenpost nach Berlin gingen. Neben New York schickte Lupi ein Set der aus Berlin kommenden Fotos des Büro Laux nach London, in die Hauptstadt des deutschen Kriegsgegners Großbritannien, an den dortigen AP Photo Editor für Europa, Joe Wurzel.[78]

AP räumt in ihrem Report anhand eines tragischen Beispiels ein, wie wertvoll der Fotoaustausch mit dem Büro Laux war. Während des Warschauer Aufstandes 1944, der von den Nazis blutig niedergeschlagen wurde, lief der Fotofluss reibungslos, ohne dass AP eigene Bildreporter vor Ort hatte. Die amerikanische Berichterstattung »depended heavily on the official output of the Nazi propaganda machine«. Die Nachfrage ging allen anderen Erwägungen voran: »It was a major story that proved the value of the link between Berlin and Stockholm over the Lisbon route.«[79]

Das Fotoarchiv der AP GmbH, das Brandt nach 1945 an die AP-Zentrale in New York zurückgegeben haben muss – eventuell aufgefüllt mit Fotomaterial des Büro Laux –, erschien allen Beteiligten so bedeutend, dass es nach den großen Luftangriffen auf Berlin vom August 1943 als kriegswichtiges Material eingestuft und bis Kriegsende mehrfach im NS-Herrschaftsgebiet verschickt wurde. Als die Rote Armee näher kam, ließ Laux das Archiv nach Aitrach bei Memmingen schaffen. Laut Brandt brachte Laux mit dem »geheimen Archiv« stets auch seine persönliche Kriegsbeute, Gemälde, Möbel und ein Auto in Sicherheit.[80] Laux selbst gab im November 1945 an, »he safeguarded a valuable archive of photos and equipment belonging to the A.P.«. Dieses habe er den Amerikanern in Memmingen übergeben. Er habe jedoch Schwierigkeiten gehabt, mit Lochner in Kontakt zu treten »to make a detailed report on all A.P. matters in Germany«.[81]

Nach der Kapitulation der Deutschen im Mai 1945 versuchte Laux anscheinend erfolglos, sich unmittelbar als AP-Mitarbeiter auszugeben bzw. sich AP anzudienen. In Memmingen wurde er am 7. Januar 1946 verhaftet, da er seine Waffen-SS-Mitgliedschaft verschwiegen hatte.[82] Dass das Bildarchiv der AP GmbH mit über 1 Million Aufnahmen aller wichtigen Ereignisse in Deutschland seit den 1920er-Jahren den Krieg weitgehend vollständig überstand, belegt ein aufschlussreiches Foto aus dem internen Hausblatt von AP, der »AP World« (siehe unten). Dieses Foto von 1945/46 ist wie eine »reunion« der deutschen »AP family« gestaltet. Oben sind Louis Lochner und der spätere AP-Präsident Wes Gallagher zu sehen. In der Mitte rechts betreibt Arthur von Brietzke wieder das Fotolabor der AP in Deutschland. Unten links wird das gerettete Fotoarchiv der AP GmbH ausgepackt; unten rechts finden sich Willy Brandt und Lynn Heinzerling, Vater des Hauptautors des am 10. Mai 2017 veröffentlichten AP-Reports, Larry Heinzerling.

»AP World« 1945/46

Historisch sehr bedeutsam ist die von Brandt überlieferte Verteilerliste der AP-Fotos innerhalb der NS-Führung: »The pictures for the [Laux] office were for the exchange service with the AP, consisting of three sets for Lisbon – the additional three sets for Stockholm weren’t required as yet. Besides this the reproduction and printing of all the AP material we received which was sent to:

1. The Foreign Minister

2. Ambassador Hewel in the staff of the Führer

3. SS-Headquarters c/o Obergruppenführer Jüttner

4. Reichsführer SS Himmler c/o his aide de camp Dr. Brandt

5. Air Force headquarters

6. SS Standartenführer Keilhaus – acting liaison officer between SS headquarters and the Foreign Office

7. Ministerialrat Fischer in the Propaganda Ministry

8. Several sets (four at the most) for the leaders of the Press and Information Units stationed with army staffs«

Das Material war, laut Brandt, »purely for the personal information« der Empfänger oder ihrer »press and information representatives« bestimmt.[83] Die Liste ist aufschlussreich, denn die tägliche Distribution des geheimen AP-Fotomaterials spiegelt wider, wer zum innersten Kern der NS-Führung gezählt wurde: Hitler, Göring, Himmler, Goebbels, Ribbentrop und einige namentlich nicht benannte Spitzen der Wehrmacht.

Bereits 1935 war für Hitler eine tägliche Bildvorlage eingerichtet worden, die aus allgemeinen Pressefotos und Abbildungen seiner Person bestand. Neben »militärischen Neuheiten«, »Aufnahmen aus dem Gebiet der Architektur« und »aktuellen Aufnahmen von besonderer Bedeutung« interessierten Hitler vor allem Bilder »aus dem Ausland«.[84] Es ist anzunehmen, dass die AP-Fotos nicht nur ein fester, sondern auch ein besonders attraktiver Bestandteil der täglichen Bildvorlage für Hitler waren. Denn durch sie konnte er einen direkten Einblick in die neuesten Aktivitäten Roosevelts und Churchills sowie in das politische, gesellschaftliche, kulturelle und auch militärische Leben der USA und Großbritanniens während des Krieges gewinnen.

Doch die AP-Fotos stillten nicht nur die Neugier der NS-Führung. Vermutlich zu Tausenden wurden sie bis 1945 für die antiamerikanische und antisemitische Propaganda in der NS-Presse genutzt. In seinem Bericht ist Brandt anzumerken, wie er möglichen Protesten Lochners diesbezüglich vorzubeugen suchte. So gab er an, dass schließlich alle AP-Fotos die alliierte Zensur passiert hätten. In der Tat durchliefen die Bilder, wie sämtliche AP-Fotos von und nach Europa, die amerikanische und britische Militärzensur.[85] Diese hielt in seltenen Fällen auch NS-Fotos für AP New York zurück und gab sie erst nach Kriegsende frei.[86]

Zur Veröffentlichung ausgewählte AP-Fotos wurden meist in der Edel-Zeitschrift des Auswärtigen Amtes »Berlin – Rom – Tokio«[87] oder der »Berliner Illustrierten« abgedruckt. Auch für das in Stockholm angesiedelte überambitionierte Zeitschriftenprojekt »TELE«[88] aus der Ideenwerkstatt Schmidts sollten Fotos von AP via Büro Laux kommen, obwohl sie laut Agreement mit AP nur im Deutschen Reich erscheinen durften.[89] Im Herbst 1944 erhielten Hitler und Ribbentrop anscheinend eine Probeausgabe von »TELE«. Das Projekt war jedoch von vornherein zum Scheitern verurteilt, da die Alliierten davon erfuhren. Auch Brandt behauptete, bei seinem zweiten Besuch in Stockholm 1944 habe er es Shanke verraten.[90]

Die AP-Fotos blieben die gesamte Zeit des Krieges über so wichtig, dass es ernste Probleme für Schmidt von den mächtigen Empfängern der Verteilerliste gab, als die Bilder immer später aus Lissabon eintrafen und teilweise schon in alliierten Zeitschriften zu sehen gewesen waren. Um die Verteilung zu beschleunigen, wurde ab 1944 zusätzlich zu Lissabon der Fotoaustausch über Stockholm vorbereitet. Laux wollte zudem endlich einen förmlichen Vertrag mit AP erreichen, Brandt sollte daher den Stockholmer AP-Vertreter Shanke persönlich treffen.[91] Als Tarnung des schwedischen Deals sollten die Fotos über die Stockholmer Agentur »Pressens Bild« getauscht werden.[92]

Shanke war in Stockholm ohnehin auf die Verwertung klandestiner Informationen angesetzt. Selbst ein offenkundig von der deutschen Propaganda finanziertes »Scandinavia Telegraph Bureau« durfte er kostenpflichtig abonnieren, als, wie es in der New Yorker AP-Zentrale hieß, »a matter of insurance and one more peephole into Germany with a caution to Shanke to always identify any material used as of enemy origin«.[93] Shanke schöpfte auch Nachrichten bei Kriegsgefangenaustauschen zwischen den Deutschen und den Alliierten ab, »loads of stories which still can’t be told«, wie er es 1943 in einem Brief an seine Eltern ausdrückte.[94] »The newspaper colony here gradually is dwindling as Stockholm’s value as news center deteriorates. We still get an occasional good story out of here but nothing like it used to be«, schrieb er Ende 1944 in die Heimat. Der aufgefrischte Deal mit dem Büro Laux gab ihm die Gelegenheit, seine Stellung in Stockholm, wo er inzwischen geheiratet hatte, weiterhin als Schlüsselposition für AP in Europa zu nutzen.[95]

Die wirtschaftliche Bedeutung des Fotoaustausches mit dem Büro Laux sollte für AP keineswegs gering veranschlagt werden. AP-General Manager Cooper rühmte sich in seinen Memoiren, von den Tochterunternehmen in Großbritannien und Deutschland aus bereits 1931 die Beschränkungen des Kartellvertrages mit Reuters, Havas und WTB abgeschüttelt und Fotos höchst lukrativ in die ganze Welt verkauft zu haben. »The Associated Press world picture service was so successful by 1938 that its excess of receipts over expenses helped finance The Associated Press entry into world dissemination of news in words.«[96]

Als AP-Kriegskorrespondenten setzte Cooper im Zweiten Weltkrieg 100 Mitarbeiter ein, und zwar mit einem neuen Nachrichtenkonzept im Blick: »[…] the idea in spreading the news coverage to the trenches was to bring the war in words and pictures to the homes of America through personal interviews and news stories with photos if possible.«[97] Dass die heiß begehrten Bilder der feindlichen NS-Führungselite frei Haus geliefert wurden, dürfte AP erhebliche Gewinne ermöglicht haben. Wie wichtig gerade Fotos der faschistischen Führer für AP waren, zeigt der Versuch Coopers noch im September 1941, Hitler und Mussolini davon zu überzeugen, sich nicht nur von ihren Leibfotografen, sondern auch von AP-Leuten ablichten zu lassen.[98] Tatsächlich erfüllte sich dieser Traum Coopers wenige Monate später, denn nicht nur Heinrich Hoffmann, sondern auch das Büro Laux als geheimer Partner der AP durfte »den Führer« fotografieren und ihn so dem amerikanischen und internationalen Publikum auch während des Krieges im rechten Licht zeigen. Zahlreiche Hitler-Bilder von Laux und Baatz wurden etwa in »Berlin – Rom – Tokio« und über den AP-Austausch in hunderten amerikanischen Blättern abgedruckt.

Wie AP-Fotos in der NS-Presse verwertet wurden, zeigt ein markantes Beispiel. Laux hatte bereits 1942 einen Vertrag mit dem Deutschen Verlag abgeschlossen, durch den die »Berliner Illustrierte« die Rechte am ersten Abdruck von AP-Bildmaterial besaß.[99] Als es mit NS-Deutschland bergab ging, konnten aber angeblich kaum noch Fotos »without faking« veröffentlicht werden.[100] Brandt erwähnt einen exemplarischen Fall in seinem Bericht: Schmidt ließ das Foto einer Flaggenparade in Algier nach der Landung der Alliierten in Nordafrika fälschen; der Union Jack wurde wegretuschiert. Das veränderte AP-Foto konnte in der »Berliner Illustrierten« vom 24. Dezember 1942 identifiziert werden. Zusammen mit der gehässigen Bildunterschrift wurde suggeriert, Engländer und Franzosen müssten sich und ihre Kolonialgebiete der Errichtung des US-Imperiums unterwerfen.[101] Auffällig ist, dass die »Berliner Illustrierte« in den Kriegsjahren voll mit Bildmaterial war, das vor allem aus dem Fotoaustausch mit AP stammen dürfte, da es durchgängig ohne Quellenangabe gedruckt wurde – obwohl seit 1935 scharfe Richtlinien galten, nach denen weder die Namen der Fotografen (sofern bekannt) noch der Name der Bildagentur weggelassen werden durften, ja nicht einmal Abkürzungen, sondern nur volle Namen gebraucht werden sollten (Associated Press statt AP usw.).[102]

Das im Brandt-Bericht von 1946 erwähnte retuschierte AP-Foto für die deutsche Presse.
Das im Brandt-Bericht von 1946 erwähnte retuschierte AP-Foto für die deutsche Presse. Es zeigt eine Flaggenparade der Alliierten nach der Landung in Algier/Nordafrika im November 1942. Auf Befehl von Dr. Paul Karl Schmidt war die Flagge Großbritanniens entfernt worden, sodass der Eindruck entstand, die alliierten Truppen kämpften nur für die Errichtung des US-Imperiums und England werde »in den Schatten der USA gedrückt« (Bildlegende).
(aus: Berliner Illustrierte, 24.12.1942)
Das Originalfoto vom 25. November 1942
Das Originalfoto vom 25. November 1942
(Screenshot; apimages ID: 4211250271)

Der Kern der Aktivitäten des Büro Laux wurde den amerikanischen Sicherheitsoffizieren bereits 1945/46 durch die Aussagen Brandts in Berlin bekannt, in Süddeutschland durch die Verhöre von Laux. In einem der Protokolle von Brandts Entnazifizierungsversuch heißt es dazu prägnant: »During the final years of the war Laux had an exchange arrangement with the photo bureau of the Associated Press for the regular exchange of pictures. This exchange took place at Lisbon or Stockholm from where the picture production of Associated Press was forwarded to Berlin by plane. Interesting photos were shown each day to the chief of the press division [Schmidt] who selected some of them to be shown to Hitler and Ribbentrop. Moreover, the Laux agency offered this material to the German illustrated papers, in the first instance to the Deutscher Verlag for reprinting. The agency also furnished first editions of pictures for the review Berlin – Rome – Tokio, the biggest Axis magazine.«[103]

Aus heutiger Sicht erscheint die selbst auf dem Höhepunkt des Zweiten Weltkrieges geschmeidig funktionierende und geheim bleibende Abwicklung des täglichen Fotoaustausches zwischen AP und dem Büro Laux bemerkenswert. Denn andere Versuche der Nationalsozialisten, die internationale Presseöffentlichkeit zu beeinflussen, wurden rasch vereitelt und bereits in den zeitgenössischen Medien skandalisiert, etwa die fehlgeschlagene Gründung des »Radio Mundial« durch Goebbels’ Propagandaministerium – ein Projekt, für das in allen wichtigen neutralen Nachrichtenumschlag-Ländern (Portugal, Schweden, Schweiz und Türkei) kostspielige Aktivitäten entfaltet worden waren.[104] Der tägliche Fotoaustausch von AP und Büro Laux hingegen wurde nicht einmal von den amerikanischen Konkurrenten der Associated Press öffentlich thematisiert, obwohl sie dadurch einen Wettbewerbsnachteil erlitten. Es ist wahrscheinlich, dass eine Pool-Lösung etabliert wurde, die dem Interessenausgleich diente.[105]

Ein Pool an offiziellen Fotos von den Kriegsschauplätzen war bereits kurz nach dem Kriegseintritt der USA Ende 1941 vom War Department eingerichtet worden, »with AP, ACME, the International Photo Service and Life magazine as its first participants«. Ende 1942 arbeiten gut 30 Kriegsfotografen für diesen Pool aller teilnehmenden Bild-Firmen.[106] Allerdings waren Pool-Fotos gerade keine Exklusivfotos, und auf diese kam es der AP-Führung besonders an. Für das Jahr 1942 berichtete Cooper stolz dem AP-Vorstand: »In addition to the heavy volume of newsphoto copy from pool and official sources on Allied operations, AP newsphoto service also provided – exclusively for the most part – many pictures from Axis-occupied areas, obtained through neutral sources. Notable beats were scored on first pictures of the German occupation of Vichy France and first pictures from the German side of the Stalingrad front.«[107] Und für das Jahr 1943 vermeldete Cooper dem AP-Vorstand »noteworthy firsts on distribution of pictures obtained from enemy territory via neutral capitals – including such copy as the first pictures of Berlin bomb damage«.[108] Dies belegt den hohen Wert des geheimen Fotoaustausches mit dem Büro Laux für AP.

Für die Unternehmensgeschichte von AP besitzt der Deal mit dem NS-Regime eine tragische Note. Am 24. Januar 1945 wurde der AP-Korrespondent Joseph (Joe) Morton auf Befehl von Ernst Kaltenbrunner im KZ Mauthausen erschossen. Morton war vermutlich der einzige von den Nazis hingerichtete ausländische Journalist. Er war mit einem amerikanischen Kommandounternehmen in der Slowakei gefangengenommen worden, auf das der Kommandobefehl Hitlers vom 18. Oktober 1942 angewendet wurde.[109] Der Fotoaustausch zwischen AP und dem Büro Laux ging auch nach der Hinrichtung Mortons noch Monate weiter.[110]

3. Ausländische Journalisten im »Dritten Reich«:
Ein unbekanntes Forschungsfeld

Die Frage, warum der tägliche Fotoaustausch zwischen Associated Press und NS-Regime 1942–1945 rund 75 Jahre lang geheim geblieben ist, hängt eng mit den von der Geschichtswissenschaft bis heute weitgehend unbeachteten Auslandskorrespondenten zusammen, die aus dem »Dritten Reich« berichteten und damals gleichsam die »Weltöffentlichkeit« repräsentierten.[111]Auch in neuesten Studien findet sich die Annahme, dass die meisten ausländischen Journalisten Deutschland nach 1933 verlassen hätten und »AP als einzige ausländische Nachrichtenagentur in Berlin« bis zum Kriegseintritt der USA im Dezember 1941 aktiv gewesen sei.[112] Tatsächlich war es genau umgekehrt: Die meisten Medienhäuser, vor allem die amerikanischen, verstärkten ihre Büros in Deutschland nach 1933 und erhöhten deren Mitarbeiterzahlen deutlich. NS-Deutschland mit seiner Hauptstadt Berlin war in jenen Jahren der interessanteste Nachrichtenplatz der Welt.[113] Die Konkurrenz der amerikanischen Pressevertreter war bis zum letzten Tag so groß, dass die meisten sich nicht rechtzeitig in Sicherheit brachten, sondern am 10. Dezember 1941 interniert wurden, darunter die AP-Leute Lochner und Shanke. »Each one wanted to be the last departee who would turn out the light.«[114]

Die Rolle der Auslandskorrespondenten als wichtige Deutungsinstanzen, Informationslieferanten und politische Akteure stellt ein Forschungsdesiderat dar, besonders im Vergleich zur mittlerweile gut bekannten NS-Propaganda.[115] So ist es zu erklären, dass der entscheidende Quellenfund zu dem sorgsam gehüteten Geheimnis des Fotoaustausches zwischen AP und NS-Regime im Nachlass eines ausländischen Journalisten schlummerte. Obwohl Louis P. Lochner einer der bedeutendsten Auslandskorrespondenten in Weimarer Republik und NS-Staat war, existiert über ihn nach wie vor keine Biographie. Damit ist er unter den ausländischen Journalisten in Deutschland keine Ausnahme. Von den wenigen Forschern, die den Weg zu seinem reichen Nachlass in der State Historical Society of Wisconsin in Madison gefunden haben, dürften die meisten den Ordner »Willy Brandt« bestellt, eingesehen und enttäuscht zurückgegeben haben, nachdem sie schon auf den ersten Seiten feststellen konnten, dass es sich bei diesem Korrespondenzpartner Lochners nicht um den späteren Bundeskanzler, sondern irgendeinen anderen, schwer identifizierbaren Willy Brandt handelte.

Im Vergleich zu ihren deutschen Kollegen waren die in Berlin akkreditierten Auslandskorrespondenten keine zu Befehlsempfängern der zentral gesteuerten Propaganda degradierten »Schriftleiter«, sondern weiterhin unabhängige Journalisten und politische Akteure, die sogar einen quasi-diplomatischen Status besaßen. Goebbels’ Propagandaministerium und Ribbentrops Außenministerium hatten zwar besonders nach Kriegsbeginn im September 1939 ein raffiniertes, wenn auch NS-typisch polykratisch-gegenläufiges Zuckerbrot-und-Peitsche-System etabliert. Dennoch hatten die Auslandskorrespondenten im schlimmsten Fall nur die Ausweisung aus dem Deutschen Reich zu befürchten – und unter Umständen einen Karriereknick in der Heimat.[116] Inwieweit die Strategie, möglichst lange im NS-Deutschland zu bleiben, die Berichterstattung Lochners und der übrigen AP-Korrespondenten prägte, muss noch untersucht werden.[117] Für seine Berichte aus NS-Deutschland erhielt Lochner, der auch viele Jahre als Vorsitzender des Vereins der Ausländischen Presse in Deutschland (VAP) fungierte, immerhin einen der Pulitzer-Preise des Jahres 1939.

Festgestellt werden kann bereits, dass AP eine im Vergleich zu anderen Medienunternehmen sehr defensive Politik gegenüber dem NS-Regime verfolgte, über die sich Lochner als »man on the spot« und Cooper, der AP-Manager, bereits kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten einigten. »I abhor censorships, and feel terrible that we cannot publish everything we know«, schrieb Lochner im März 1933 an Cooper, aber er wolle nicht »risk having our whole organization destroyed«, sondern »trying just as long as possible to remain within that country«. Man werde keine Lügen verbreiten, so Lochner, aber auch keine Nachrichten bringen, die den Bestand von AP in Deutschland gefährden würden.[118]

4. Fazit: »Trading with the Enemy«

Der im vorliegenden Aufsatz präsentierte Quellenfund aus dem Nachlass von Louis P. Lochner belegt eine klandestine, tägliche Kooperation zwischen Associated Press und dem Büro Laux, einer inoffiziellen Agentur von SS und Auswärtigem Amt, während der Kriegsjahre 1942–1945. Welche politische Wirkungsmacht das Arrangement zwischen AP und NS-Regime entfaltete, dokumentiert das berühmte Foto von Hitler und Mussolini kurz nach dem fehlgeschlagenen Attentat vom 20. Juli 1944. Bereits am 23. Juli konnten sich die amerikanischen Zeitungsleser ein Bild davon machen, dass der »Führer« wohlauf war. Jeder potentiellen alliierten Unterstützung für den Staatsstreich der Attentäter um Stauffenberg wurde auch dank der rasant schnellen Bildberichterstattung, die durch die eingespielte AP-/Büro-Laux-Verbindung möglich war, die Spitze abgebrochen.[119]

»Im Schutze der Vorsehung. Nach dem missglückten verbrecherischen Anschlag begrüßt der Führer den Duce. Hauptquartier, 20.7.1944. Aufnahme: Gerd Baatz (Laux).«
(aus: Berlin – Rom – Tokio, Juli 1944, S. 1)
Das Laux-Foto, veröffentlicht im »New York Herald Tribune« vom 23. Juli 1944, S. 3, mit der Quellenangabe »Associated Press radiophoto«. Bildlegende hier: »Der Fuehrer, right, extends his left hand as the former Duce arrives for a conference after the reported assassination attempt, according to the German caption accompanying this photo. The picture was radioed from Stockholm to London and then to New York.«

Dass die US-Regierung dem täglichen Fotoaustausch mit dem Kriegsfeind – im Geheimen – zustimmte, während die eigenen Soldaten auf den Schlachtfeldern starben und der Holocaust stattfand, macht die Entdeckung nicht nur für Historiker fragwürdig. Zweifelhaft erschien der Deal zwischen AP und dem NS-Regime bereits denjenigen Zeitgenossen, die ihn 1945/46 von Amts wegen recherchierten. Mit welchem Hochdruck das CIC die eingangs schon erwähnte »Operation Pouch« betrieb, zeigt der Bericht vom 14. Januar 1946 nach Washington – nur eine Woche, nachdem Helmut Laux am 7. Januar 1946 in Memmingen verhaftet worden war. Der Report der »special agents« Paul Hoylen und Robert E. Gregg lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Gegen Louis P. Lochner, dessen »loyalty« gegenüber den USA man generell bezweifelte, da man ihn als Urheber des ganzen Deals ausgemacht hatte, wurde die Einleitung eines Strafverfahrens empfohlen: »Lochner was apparently fully aware that Laux possessed the Waffen SS rank of Sonderfuehrer when he negotiated for Laux’s Bureau to receive and transmit news-photos from the United States to Germany during the war. Under the protective cloak of the Waffen SS, the Associated Press continued to function through a camouflaged process, this whole plan having been planned and acquiesced to by Lochner.« Dass Lochner private Post mit dem Kriegsgegner austauschte, indem er 1942–1945 Briefe und Fotos an seine Schwiegermutter in Berlin über den AP-/Büro-Laux-Kanal schickte und empfing, wurde ihm zusätzlich angelastet.[120]

Hart und präzise waren auch die Vorwürfe der amerikanischen Abwehr gegenüber AP als Medienkonzern: »From this preliminary investigation it is the opinion of these agents that the definite proof is likely to be found upon which to substantiate a charge that the Associated Press, over a period ranging from 1943 to 1945, engaged in operations coming within the purview of the Trading with the Enemy Act. Through negotiations originally begun by Louis P. Lochner with Laux in May 1942 and concluded with a written contract executed by Associated Press Agent L.C. Lupi and Laux later in the same year, it was arranged that quantities of Associated Press news-photos were to be transmitted from Lisbon to Berlin through Diplomatic Courier Pouches of the German Foreign Office to the Press Section of this branch of the German government. It is further believed that evidence will be developed to prove that the German Propaganda Ministry had access to these news-photos from the United States, all reaching the enemy government through the Associated Press, and that texts accompanying these news-photos were altered in a manner favorable to the Germans, before their eventual release to the German press; that Associated Press news-photos were illegally placed at the disposal of the German authorities, during the war, for at least information value; that direct use of Associated Press news-photos as German propaganda possibly occurred during the war, through this highly questionable agreement.«[121]

Den Agenten des CIC im besetzten Deutschland war die geheime Zustimmung des Weißen Hauses zu dem »highly questionable agreement« vom Juli 1942 jedoch unbekannt. In Washington wurden die umfangreichen Ermittlungsakten der »Operation Pouch« 1946 rasch geschlossen; sie wurden erst 2017 deklassifiziert und der Forschung zugänglich gemacht. Der US-Chefzensor und vorherige »AP Executive Editor« Byron Price, kurz nach Pearl Harbor in sein Staatsamt berufen, hatte die Zustimmung zum Deal mit dem NS-Regime erteilt.[122] Hatte Präsident Roosevelt selbst die politische Entscheidung getroffen, nutzten er und sein Stab den Fotoaustausch ähnlich wie die NS-Führung? Erhielt auch die Regierung Churchill in London die Abzüge der deutschen Fotos – schließlich war die britische Militärzensur in den Deal eingebunden? Gab es, ähnlich wie auf deutscher Seite, geheime Abteilungen in Washington und London, die das Fotomaterial des Kriegsgegners Deutschland auswerteten und die eigenen Bilder für ihn aufbereiteten? Wurde die Zusammenarbeit mit NS-Deutschland nach 1945 aktiv unter den Teppich gekehrt, wurden die Büro-Laux-/Waffen-SS-Leute deshalb wieder von AP beschäftigt? Wurden in den Austausch nur Fotos oder auch andere Dokumente einbezogen? Wurden auf diesem Weg gar Verhandlungen zwischen den Kriegsgegnern USA/Großbritannien und Deutsches Reich geführt, die nach dem vollständigen Sieg über die Nazis und nicht zuletzt einer zunehmenden Bekanntheit des Holocaust in den westlichen Öffentlichkeiten kompromittierend gewesen wären? Die hier rekonstruierte Kooperation zwischen AP und NS-Deutschland während des Zweiten Weltkrieges kann nur der Auftakt für eine tiefergehende Erforschung dieser medialen »Liaisons Dangereuses« sein.

Der amerikanische Umgang mit dem Nationalsozialismus blieb auch in den Kriegsjahren vielschichtig.[123] Die Antworten auf die gestellten Fragen werden die Bewertung der US-Positionen gegenüber dem »Dritten Reich« vermutlich weiter verkomplizieren. Präziser diskutieren lassen sich diese virulenten Fragen jedoch nur, wenn Associated Press und die zuständigen staatlichen Stellen in den USA ihre Archiv-Bestände vollständig der historischen Forschung öffnen. Erst dann werden wir über diesen Kommunikationskanal zwischen den USA und Deutschland im Zweiten Weltkrieg noch mehr erfahren können.

Anmerkungen:

[1] Die AP GmbH mit Sitz in Berlin war die Fotoagentur der AP im Deutschen Reich. Sie war dem NS-Schriftleitergesetz unterworfen und beschäftigte ab Mitte der 1930er-Jahre nur noch Deutsche mit »Ariernachweis«. Lediglich ihr nomineller Direktor Louis P. Lochner war amerikanischer Staatsbürger und zugleich Chef der Nachrichtenagentur der AP in Berlin mit deutschen und amerikanischen Mitarbeitern. Die AP-Nachrichtenagentur unterstand nicht dem NS-Schriftleitergesetz.

[2] Louis Paul Lochner Papers, The State Historical Society of Wisconsin, Box 2, Folder 14 (Willy Brandt). Daraus der 40-seitige englischsprachige Bericht an Lochner mit der in Bleistift versehenen Angabe »1946«; im Folgenden: Brandt-Bericht. Zitat hier: S. 1. Wer damals den Bericht aus dem Deutschen ins Englische übersetzte, ist unklar. Der AP-Report zitiert aus einer 2001 vom Frankfurter AP-Chef Steve Miller ins Englische übersetzten Fassung. Das deutsche Original scheint verloren zu sein. Eine Kopie ist jetzt verfügbar unter <https://www.ap.org/about/history/ap-in-germany-1933-1945/ap-in-germany-documents.pdf>; im Folgenden: AP-Dokumente.

[3] Seit kurzem ist auch der Nachlass von Eddie Shanke an der Marquette University, Raynor Memorial Libraries, nutzbar: Edwin A. Shanke Papers, 1932–1993. Signatur: B-5.4 Series 2-EAS.

[4] Helmut Laux, der aber nicht praktisch am täglichen Austausch beteiligt war, schätzte die Zahl auf 10.000 Fotos. Memorandum for the Officer in Charge, Subject: Operation POUCH, Jan. 14, 1946. National Archives and Records Administration (NARA). RG 319, Records of the Army Staff. IRR, LAUX, Helmut, File X8502334, Box 456. Zit. in AP-Report (Anm. 9), S. 98. Durch die Zahlenangaben im Brandt-Bericht ist eher von 40.000 Fotos von jeder Seite auszugehen.

[5] Siehe die Verteilerliste der AP-Fotos innerhalb der NS-Führung, weiter unten im Haupttext vor Anm. 83.

[6] Martina Schumacher, Ausländische Nachrichtenagenturen in Deutschland vor und nach 1945, Köln 1998, S. 80ff.

[7] Willi Winkler, Bildertausch per Kurier, in: Süddeutsche Zeitung, 24.2.2017, S. 31; Klaus Hillenbrand, Deal mit dem Feind, in: tageszeitung, 4./5.3.2017, S. 33.

[8] Michael S. Rosenwald, The secret deal the Associated Press made with the Nazis during WWII, 10.5.2017, <https://www.washingtonpost.com/news/retropolis/wp/2017/05/10/the-secret-deal-the-associated-press-made-with-the-nazis-during-wwii/?utm_term=.3884681b22bc>; in der Printausgabe am 11.5.2017 unter dem Titel »A WWII secret: AP had photo deal with the Nazis«, in: Washington Post, S. A2.

[9] <https://www.ap.org/about/history/ap-in-germany-1933-1945/ap-in-germany-report.pdf>; im Folgenden: AP-Report. In diesem Bericht, zuletzt eingesehen am 10. Juni 2017, finden sich noch zahlreiche Fehler. Insbesondere im »second part« zum Austausch mit dem Büro Laux sind überdies viele Endnoten noch gar nicht (markiert mit »x«) oder noch nicht korrekt gesetzt. Der Dokumententeil enthält leider nur Auszüge aus den Akten, nie den Gesamtbestand.

[10] Harriet Scharnberg, Das A und P der Propaganda. Associated Press und die nationalsozialistische Bildpublizistik, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 13 (2016), S. 11-37.

[11] Aufschlussreich ist der erhaltene OI Preliminary Interrogation Report der amerikanischen Sicherheitsoffiziere mit dem Kriegsgefangenen Helmut Otto Laux vom 20. November 1945. Darin gab Laux an, am 19. Juni 1916 in Donaueschingen geboren worden zu sein. Laux verschwieg seine SS-Mitgliedschaft und behauptete, bis zu seiner Gefangennahme als »freelance photographer« für Ullstein gearbeitet zu haben. Für das Auswärtige Amt und Ribbentrop sei er nur tätig geworden, da er auf diese Weise viele Auslandsreisen habe unternehmen können. WWII Nuernberg Interrogation Records, OCCPAC Interrogation Transcripts And Related Records, Laux, Helmut Otto, 1945–1947, <https://www.fold3.com/image/232038002>. Im Folgenden: Laux Interrogation 1945.

[12] Laut Auskunft des Politischen Archivs des Auswärtigen Amtes an den Autor vom 20. und 27. Februar 2017 gibt es weder eine AA-Personalakte zu Helmut Laux noch Hinweise, etwa in den Telefonverzeichnissen des Jahres 1943, auf ein Büro Laux. Für Laux liegt auch kein Eintrag im Register in Ludwigsburg vor. Für den Hinweis danke ich PD Dr. Martin Cüppers (Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart). Im Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde (BAL) sind jedoch die beiden folgenden Akten zu Laux erhalten: die SS-Führerpersonalakte (R 9361 III/539709) sowie ein Bestand der Reichskulturkammer (R 9361 V/26756). Aus diesen gehen seine Beförderung vom SS-Untersturmführer zum SS-Obersturmführer 1943 sowie seine zahlreichen Auslandsreisen im Auftrag des Auswärtigen Amtes hervor. Es könnte auch noch einen Nachlass des Fotostudios geben, das Laux nach 1945 in Frankfurt a.M. betrieb. Siehe: Braunes Zeltlager, in: Spiegel, 12.4.1947, S. 6; Schenk mir ein Pferdchen, in: Spiegel, 29.9.1949, S. 7-10, hier S. 9. Zahlreiche Fotos von Terminen mit Hitler und Ribbentrop mit Laux im Hintergrund finden sich in der Bilddatenbank <http://www.bpk-images.de>.

[13] Wigbert Benz, Paul Carell. Ribbentrops Pressechef Paul Karl Schmidt vor und nach 1945, Berlin 2005, S. 15ff.

[14] Etwa bei Louis P. Lochner, What about Germany, New York 1942, S. 309-312, S. 317, S. 337; William Shirer, Berlin Diary. The Journal of a Foreign Correspondent 1934–1941, New York 1942, S. 251, S. 311, S. 536.

[15] Peter Longerich, Propagandisten im Krieg. Die Presseabteilung des Auswärtigen Amtes unter Ribbentrop, München 1987. Zur Kritik an den Befragungen Schmidts/Carells durch Longerich bereits Benz, Paul Carell (Anm. 13), S. 27, und Christian Plöger, Von Ribbentrop zu Springer. Zu Leben und Wirken von Paul Karl Schmidt alias Paul Carell, Marburg 2009, S. 27.

[16] Diethart Kerbs/Walter Uka/Brigitte Walz-Richter (Hg.), Die Gleichschaltung der Bilder. Pressefotografie 1930–1936, Berlin 1983, S. 30.

[17] Ebd., S. 31. Diesen Hinweis ließ Harriet Scharnberg unbeachtet.

[18] Auf <http://www.apimages.com> finden sich etwa unter dem Schlagwort »Ribbentrop« zahlreiche Fotos aus den Jahren 1942–1945, die nur über den Austausch mit dem Büro Laux via Lissabon und Stockholm oder infolge der Rückgabe des Fotoarchivs der AP GmbH (erweitert um Fotos des Büro Laux) nach 1945 durch Brandt in den Besitz von AP gelangt sein können.

[19] An anderer Stelle vermerkt Brandt auch, Laux sei Mitglied der Reichsleitung der HJ gewesen und habe Mitstreiter von dort in seinem Büro untergebracht. Brandt-Bericht (Anm. 2), S. 7, S. 21f. Zu Laux’ Vita auch kurze Angaben von ihm selbst in: Laux Interrogation 1945 (Anm. 11).

[20] Den Charakter des Büro Laux als »joint venture« von SS und Auswärtigem Amt unterstreicht zudem, dass Schmidt zuletzt den Rang eines SS-Obersturmbannführers innehatte und SS-Gruppenführer Jüttner von Brandt als Freund Außenminister Ribbentrops genannt wird, der wiederum den Rang eines SS-Obergruppenführers besaß. Jüttner befindet sich auch auf der Verteilerliste der AP-Fotos. Brandt-Bericht (Anm. 2), S. 7. Siehe auch unten, Kap. 2, im Haupttext vor Anm. 83.

[21] Helmut Laux (»der Fotograf des Auswärtigen Amtes«) und Hela Strehl (»Direktorin der Deutschen Modeschule in Berlin«) steuerten auch Material zu der über Schweden herausgebrachten camouflierten NS-Zeitschrift »TELE« bei. Wiltrud Ziegler, Die Phantom-Zeitschrift TELE. Ein Beitrag zur Publizistik der letzten Jahre des Dritten Reiches, Diss. Mainz 1989, S. 267. Zu Hel(g)a Strehl als Goebbels-Geliebte siehe Peter Gathmann/Martina Paul, Narziss Goebbels. Eine psychohistorische Biografie, Wien 2009, S. 160, S. 184.

[22] Brandt-Bericht (Anm. 2), S. 7, S. 18. Nach 1945 versuchten die tschechoslowakischen Behörden, drei Gemälde aus dem 17. Jahrhundert zurückzuerhalten, die im Besitz von Laux vermutet wurden. Diese wurden als »looted art« von politisch und/oder rassisch Verfolgten klassifiziert. Laux habe sie vom Auswärtigen Amt erhalten. Im Dokument angegeben ist die Adresse des Büro Laux in der Innsbrucker Straße 44 in Berlin-Schöneberg. OMGUS. Monuments, Fine Arts, and Archives. Cultural Property Claim Applications. C44 C6/25-27 III/C-1022/30 1945–1951, <https://www.fold3.com/image/292437862>.

[23] Brandt-Bericht (Anm. 2), S. 7f.

[24] Ebd., S. 41.

[25] Brietzke gab 1983 an, »ein großer Teil« des Fotoarchivs der AP GmbH sei in den 1950er-/1960er-Jahren vernichtet worden, weil man dafür keine Verwendung mehr gehabt habe. Kerbs/Uka/Walz-Richter, Pressefotografie (Anm. 16), S. 31. Zum ungeklärten Verschwinden des Fotoarchivs der AP GmbH nach 1945 siehe auch den AP-Report (Anm. 9), S. 135.

[26] Lochner an Cooper, 12.6.1945, in: Louis Paul Lochner Papers, The State Historical Society of Wisconsin, Box 1, Folder 23.

[27] Memorandum Report, Subject: Archives of Associated Press: Mr. Helmut Laux, Sept. 24, 1945, NARA, RG 319, IRR, LAUX, Helmut, File X8502334, Box 456. Zit. in AP-Report (Anm. 9), S. 97.

[28] Louis Paul Lochner Papers, The State Historical Society of Wisconsin, Box 2, Folder 14.

[29] Zu AP und dem Schriftleitergesetz von 1935 siehe Scharnberg, Das A und P der Propaganda (Anm. 10), Kap. 4.

[30] Lochner an Cooper, 24.4. sowie 22.10.1933, in: Louis Paul Lochner Papers, The State Historical Society of Wisconsin, Box 1, Folder 23.

[31] Brandt-Bericht (Anm. 2), S. 2f.

[32] Zu Roth vgl. Scharnberg, Das A und P der Propaganda (Anm. 10), S. 28ff.

[33] Das Arbeitsangebot der Atlantic GmbH habe ihre Einberufung nicht verhindern können, weshalb Meixner und Meyer wie Roth in die SS eingetreten seien. »Franz Roth was sitting pretty with the SS, for which he was making lively propaganda among the former co-workers in order to open an SS picture service.« »Meixner and Arthur Meyer [...] finally joined the SS.« Brandt-Bericht (Anm. 2), S. 3f., S. 6f.

[34] Brandt-Bericht (Anm. 2), S. 9, S. 12f. Auch Franz Roth (gefallen 1943), Gerhard Meixner und Arthur Meyer scheinen für das Büro Laux gearbeitet zu haben.

[35] Ebd., S. 3f.

[37] Minutes of the AP Board of Directors, Oct. 6, 1939, Associated Press Annual Report for the Fiscal Year of 1939, 41. AP01.01 Records of the AP Board of Directors, APCA. Zit. in AP-Report (Anm. 9), S. 69.

[38] AP-Report (Anm. 9), S. 46f.

[39] 18.1.1946, US Headquarters Berlin District, Office of Military Government (Berlin), Information Services Control Section, APO 755, US Army Vetting (Sicherheitsüberprüfung) of Willy Erwin Hermann Brandt, for Commanding Officer ISCS, in: Louis Paul Lochner Papers, The State Historical Society of Wisconsin, Box 2, Folder 14 (Willy Brandt). Im Folgenden: Vetting 1.

[40] »Baatz and Brietzke were enlisted by the armed SS and were immediately transferred to the Press and Information units [of the Foreign Office].« Genannt wird als Mitarbeiter des Büro Laux auch »Borchert sen.«, womit der Vater des deutschen AP-Fotografen Eric Borchert gemeint sein dürfte, der bereits Ende 1941 fiel. Die ehemaligen deutschen AP-Mitarbeiter arbeiteten für das Büro Laux »just as though times hadn’t changed«. Brietzke wurde bei einer Wehrübung auch auf SS-typische Weise seine Blutgruppe eintätowiert. Diese Entdeckung, schrieb Brandt 1945/46, könne ihn heute in große Bedrängnis bringen. Brietzke fürchte, jederzeit als SS-Mann verhaftet zu werden. Brandt-Bericht (Anm. 2), S. 6, S. 9f. Brietzkes erhaltene SS-Stammkarte weist ihn als »Fotograf« aus und listet ihn als »SS-Funker«. In seiner SS-Verwendungskarte heißt es mit Unterschrift vom 6. Januar 1942: »Uk [Unabkömmlich]-Stellung aufgehoben[,] da von Fa. The Associated Press GmbH für Freiwilligenmeld. für SS freigegeben.« Arthur von Brietzke, Personenbezogene Unterlagen der SS und SA, BAL, R 9361 III/260976. In Brandts SS-Stammkarte findet sich nur sein Geburtsdatum 26.10.1910. Der Eintritt in die Waffen-SS muss zügig bereits Anfang Januar 1942 vollzogen worden sein. Willi [sic] Brandt, Personenbezogene Unterlagen der SS und SA, BAL, R 9361 III/258953.

[41] Man sei »on the budget of the armed SS« gewesen, und »Laux was financially backed by the Foreign Office and the armed SS«. Brandt-Bericht (Anm. 2), S. 8f.

[42] Ebd., S. 27.

[43] Ebd., S. 8.

[44] Siehe Vetting 1 (Anm. 39) sowie: 24.1.1946, US Headquarters Berlin District, Office of Military Government (Berlin), Information Control Service, Intelligence Section, APO 742, GKS/vrd, IC 383 (InT), Subject: »Circumstances Surrounding the Investigation of Willy Brandt«. To: Director, Information Control Service, Attn: Major Peeples. Unterzeichnet: Intelligence Section, ICS, OMGUS, in: Louis Paul Lochner Papers, The State Historical Society of Wisconsin, Box 2, Folder 14 (Willy Brandt). Im Folgenden: Vetting 2.

[45] Siehe unten, Kap. 2, im Haupttext vor Anm. 83.

[46] Gemeint ist Oliver Gramling, AP. The Story of News, New York 1940.

[47] Brandt-Bericht (Anm. 2), S. 2.

[48] Ebd., S. 5, S. 17.

[49] Laux sei in ein nahegelegenes Haus gezogen, das er von Gefangenen des KZ Sachsenhausen instandsetzen ließ. Ebd., S. 27.

[50] Ebd., S. 27f. Zum Auslandspresseclub siehe Longerich, Propagandisten (Anm. 15), S. 286-290.

[51] Vetting 2 (Anm. 44).

[52] Lochner an Brandt, 27.12.1946, in: Louis Paul Lochner Papers, The State Historical Society of Wisconsin, Box 1, Folder 23.

[53] Lochner an Brandt, 20.2.1949, in: ebd. Gemeint ist vermutlich der (unpromovierte) Ministerialrat Erich Fischer vom Propagandaministerium, nach 1945 »Spiegel«-Mitarbeiter. Der Name Fischers findet sich auch auf der Verteilerliste der AP-Fotos innerhalb der NS-Führung (siehe unten, Kap. 2, im Haupttext vor Anm. 83).

[54] Sein Buch »What about Germany?« von 1942 hatte Lochner noch mit der folgenden Widmung versehen: »To Kent Cooper, General Manager of the Associated Press, for whom I remained in Germany to the end, this book is appreciatively dedicated.«

[55] Schreiben mit Angabe »1946« und »LPL«, in: Louis Paul Lochner Papers, The State Historical Society of Wisconsin, Box 2, Folder 14 (Willy Brandt). Brandt wurde 1950 als »Sales Manager«/Verkaufsleiter wieder eingestellt. AP-Report (Anm. 9), S. 129.

[56] AP-Report (Anm. 9), S. 7.

[57] Brandt-Bericht (Anm. 2), S. 5.

[58] Rudi Josten, Former Head of AP’s German-Language Service, Dies, in: Editor & Publisher, 4.1.2007. Zwischen 1942 und 1945 arbeitete Josten für die dem RMVP unterstellte Nachrichtenagentur Transocean und hörte englische Kurzwellensender ab. Siehe »Antrag auf Abhörgenehmigung ausländischer Rundfunksender für Rudolf E. Josten, Schriftleiter, geboren am 2.02.1907 in Berlin«. Transocean GmbH an RMVP, 11.5.1942. Rudolf Josten, Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, BAL, R 55/23789. Josten hielt aber eine Verbindung zu Brandt und dem Büro Laux aufrecht.

[59] Knudsen (Berlingske Tidende) an Lochner, 19.4.1947, in: Louis Paul Lochner Papers, The State Historical Society of Wisconsin, Box 5, Folder 44 (Helge Knudsen). Zu Knudsens Arbeit im »Dritten Reich«: Palle Roslyng-Jensen, War Observed at a Distance. Media Coverage and Attitudes to War in Denmark 1939–1940, in: Gunner Lind (Hg.), Civilians at War. From the Fifteenth Century to the Present, Kopenhagen 2014, S. 145-184.

[60] Lochner an Brandt, 20.2.1949, in: Louis Paul Lochner Papers, The State Historical Society of Wisconsin, Box 1, Folder 23. Vgl. auch Laux Interrogation 1945 (Anm. 11). In der Befragung wird dem Kriegsgefangenen Laux im November 1945 in Aussicht gestellt, »in the interest of Associated Press« mit AP-Repräsentanten zu sprechen und anschließend »cleared for release« zu werden. Laux wurde jedoch am 7. Januar 1946 verhaftet, da er seine Waffen-SS-Mitgliedschaft verschwiegen hatte. Laut »Spiegel«-Artikel befand er sich noch 1947 in einem Kriegsgefangenlager. Siehe Anm. 12.

[61] Speaking of Pictures. These show how D-Day disrupted Hitler’s HQ four years ago, in: Life, 14.6.1948, S. 12ff. Für den Hinweis auf die »Life«-Ausgabe danke ich Dr. Mona Garloff (Universität Stuttgart). Die »Berliner Illustrierte« war in den Jahren 1942–1945 voll mit antiamerikanisch und antisemitisch gewendeten Fotos, die zum großen Teil aus dem AP-/Büro-Laux-Fotoaustausch stammen dürften.

[62] Joseph Goebbels, Tagebucheintrag vom 20.9.1941, in: Nationalsozialismus, Holocaust, Widerstand und Exil 1933–1945, Online-Datenbank (De Gruyter). Ursprünglich veröffentlicht in: Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte und mit Unterstützung des Staatlichen Archivdienstes Rußlands hg. von Elke Fröhlich, Teil II: Diktate 1941–1945, Bd. 1: Juli – September 1941, bearb. von Elke Fröhlich, München 1996, S. 455-460.

[63] Zu den Nachrichtenumschlagplätzen im Zweiten Weltkrieg ist noch viel Forschung notwendig. Erste Hinweise bei Barry Rubin, Istanbul Intrigues, Istanbul 2002, sowie zu Bern in dem Doku-Roman von Peter Kamber, Geheime Agentin, Berlin 2010. Beachtenswert dazu ist auch die über 1.000 Seiten umfassende Anmerkungsdatei des Autors.

[64] Charles B. Burdick, An American Island in Hitler’s Reich. The Bad Nauheim Internment, Menlo Park 1987.

[65] Brandt-Bericht (Anm. 2), S. 13.

[66] AP-Report (Anm. 9), S. 93.

[67] Zu Lochners Szenarien siehe ebd., S. 40f.

[68] Brief von Lochner an Cooper, 30.7.1941, sowie Memorandum (Anm. 4). Beide Quellen zit. in AP-Report (Anm. 9), S. 95f.

[69] Lochner to Resch, Oct. 2, 1940. AP 02A.03, Subject Files, Box 48, Folder 402. APCA. Zit. in AP-Report (Anm. 9), S. 114f.

[70] Laux Interrogation 1945 (Anm. 11).

[71] Memorandum (Anm. 4). Zit. in AP-Report (Anm. 9), S. 111f. Zur Verbindung von Hollywood mit dem NS-Regime siehe Ben Urwand, Der Pakt. Hollywoods Geschäfte mit Hitler, Darmstadt 2017.

[72] Zu der Konkurrenz allgemein Willi Boelcke, Kriegspropaganda 1939–1941. Die geheimen Ministerkonferenzen im Reichspropagandaministerium, Stuttgart 1966; Longerich, Propagandisten (Anm. 15), etwa S. 178, S. 246, S. 288f., S. 335.

[73] Brandt-Bericht (Anm. 2), S. 13.

[74] Memorandum for the Officer in Charge, Subject: Operation POUCH, File, Feb. 5, 1946. NARA. RG 319, Records of the Army Staff, IRR, LAUX, Helmut, File X8502334, Box 456. Zit. in AP-Report (Anm. 9), S. 98.

[75] Operation Pouch Vol. II, File # D-10063, NARA, RG 319, Records of the Army Staff, Investigative Records Repository (AP FOIA/Declassified 2017). Zit. in AP-Report (Anm. 9), S. 99.

[76] Siehe Dokument 8.86 (Transocean-Europapress: Aktennotiz über TO-Bildbüro Paris, Berlin 27.5.1943, Bundesarchiv Koblenz [BAK], Bestand R/288), in: Rolf Sachsse, Die Erziehung zum Wegsehen. Fotografie im NS-Staat, Dresden 2003, S. 359. Genannt wird in einer Auflistung des zuständigen RMVP-Referenten Heiner Kurzbein auch ein »Sowjetrußlandarchiv« im Umfang von 180.000 Fotos; siehe Sachsse, Erziehung zum Wegsehen, S. 254.

[77] Brandt-Bericht (Anm. 2), S. 14f.

[78] Memorandum (Anm. 74). Zit. in AP-Report (Anm. 9), S. 98.

[79] Korrekt sollte es heißen: »the link between Berlin and New York over the Stockholm and Lisbon routes«. AP-Report (Anm. 9), S. 121.

[80] Brandt-Bericht (Anm. 2), S. 15f.

[81] Laux Interrogation 1945 (Anm. 11).

[82] AP-Report (Anm. 9), S. 97.

[83] Brandt-Bericht (Anm. 2), S. 18f.

[84] Sachsse, Erziehung zum Wegsehen (Anm. 76), S. 37, S. 223, S. 254, S. 313.

[85] Das Passieren der Militärzensur ist noch heute das Hauptargument von AP, um moralische Bedenken gegen den Fotoaustausch mit NS-Deutschland zu zerstreuen: AP-Report (Anm. 9), S. 3, S. 6f. Zur Einbeziehung der britischen Militärzensur siehe ebd., S. 105.

[86] Ebd., S. 118.

[87] Dort finden sich zahlreiche Fotos Hitlers und der NS-Führung mit Angabe »Büro Laux«. Dies belegt, dass Heinrich Hoffmann und seine Bildagentur kein absolutes Monopol an Hitler-Aufnahmen besaßen, wie vielfach kolportiert wird, so auch im AP-Report (Anm. 9), S. 83. Ob die vom Auswärtigen Amt finanzierte und in Schanghai von Klaus Mehnert herausgegebene Edel-Zeitschrift »The XXth Century« ebenfalls mit AP-Fotos bedient wurde, muss noch im Einzelnen untersucht werden, da bei den abgedruckten Fotos keine Urheber angegeben wurden. Zu Mehnert und »The XXth Century« Otto Köhler, Wir Schreibmaschinentäter. Journalisten unter Hitler – und danach, Köln 1989, S. 190-232. Eine Durchsicht der Zeitschrift »Signal« förderte keine AP-Fotos zu Tage, was bei der Konzentration auf die Wehrmacht und ein »neues Europa« unter NS-Führung nicht verwundert. Welche der in »Signal« verwendeten Fotos über den AP-Austausch in die amerikanische Presse gelangten, muss noch geprüft werden.

[88] Ziegler, Die Phantom-Zeitschrift TELE (Anm. 21). Die Dissertation entstand bei Elisabeth Noelle-Neumann in Mainz, die selbst Mitarbeiterin des TELE-Projekts gewesen war.

[89] »Laux went to Lisbon and besides a huge amount of food stuffs etc. for himself and Dr. Schmidt brought back a statement signed by Lupi acknowledging the agreement for an exchange service between Laux and the AP.« Brandt-Bericht (Anm. 2), S. 14.

[90] Ebd., S. 26.

[91] Ebd., S. 22. Edwin (Eddie) A. Shanke (geb. 28.4.1910 in Milwaukee) wurde ebenfalls am 10.12.1941 in Berlin unter Arrest gestellt und nach Internierung in Bad Nauheim mit Lochner im Frühjahr 1942 in die USA ausgetauscht. Er starb am 1.12.2004 in Stockholm. Siehe auch Anm. 3.

[92] Brandt-Bericht (Anm. 2), S. 21f. Zu Pressens Bild heißt es im AP-Report (Anm. 9) auf S. 118: »No contracts, correspondence or other records regarding wartime arrangements with Pressens Bild could be found in AP Corporate Archive other than the many photos from Germany in the AP Photo Library the Swedish agency is credited with relaying to AP in New York.«

[93] AP Photo Library. E911, WWII: Europe, France, Destruction, Paris – Miscellaneous. Zit. in AP-Report (Anm. 9), S. 119.

[94] Eddie Shanke an »Momberdad«, Stockholm, 11.11.1943, in: Eddie Shanke Papers, B-5.4, Series 2-EAS, Box 1, Folder 4 (Briefe aus Stockholm), Marquette University Archives.

[95] Eddie Shanke an »Momberdad«, Stockholm, 10.12.1944, in: ebd.

[96] Kent Cooper, Kent Cooper and The Associated Press. An Autobiography. The Inside Story of a Great News Agency, New York 1959, S. 140.

[97] Ebd., S. 238, S. 244.

[98] Cooper an Stratton/Miller, 2.9.1941. Abgedruckt in AP-Dokumente (Anm. 2), S. 56f.

[99] Brandt-Bericht (Anm. 2), S. 20.

[100] Hier übertreibt Brandt stark. Die »Berliner Illustrierte« war bis Frühjahr 1945 voller Fotos, die vor allem aus dem AP-Fotoaustausch stammen dürften und nicht retuschiert waren.

[101] Brandt-Bericht (Anm. 2), S. 20. Das Original ist in der apimages-Datenbank unter der ID-Nummer 4212002095 zu finden. Weitere Versionen sind die ID-Nummern 4211250271 und 421206162. Das Datum der Flaggenhissung variiert zwischen 25. November und 6. Dezember 1942.

[102] Siehe Dokument 4.49 (Weiß, Leiter des RDP: Urhebervermerk unter Bildern und Zeichnungen, in: Deutsche Presse, Berlin 25/1935, H. 6, S. 69), in: Sachsse, Erziehung zum Wegsehen (Anm. 76), S. 288.

[103] Vetting 1 (Anm. 39).

[104] Willi Boelcke, Die Macht des Radios. Weltpolitik und Auslandsrundfunk 1924–1976, Frankfurt a.M. 1977, S. 485-506.

[105] Auch Fotos der Agentur ACME wurden während des Zweiten Weltkrieges mit der Angabe »from neutral Lisbon« markiert.

[106] Stratton to Walters, May 27, 1940, AP02A.03, Subject Files, Box 54, Folder: Newsphoto/Wirephoto, APCA. Zit. in AP-Report (Anm. 9), S. 86. Dieser wichtige Brief zum Pool-Arrangement ist auch abgedruckt in AP-Dokumente (Anm. 98), S. 53f.

[107] Report of the General Manager, Dec. 31, 1942. Associated Press Annual Report for the fiscal year 1942, 80. AP01.01 Records of the AP Board of Directors. APCA. Zit. in AP-Report (Anm. 9), S. 114.

[108] Report of the General Manager, Dec. 31, 1943. Associated Press Annual Report for the fiscal year 1943, 80. AP01.01 Records of the AP Board of Directors. APCA. Zit. in AP-Report (Anm. 9), S. 116.

[109] Diesem Befehl zufolge wurden alle außerhalb des unmittelbaren Kampfgebietes aufgegriffenen feindlichen Soldaten der Ausübung von Terror- und Sabotageanschlägen verdächtigt und sollten sofort erschossen oder im Ausnahmefall dem SD übergeben werden. Vgl. Manfred Messerschmidt, Was damals Recht war. NS-Militär- und Strafjustiz im Vernichtungskrieg, Essen 1996, S. 177-180.

[110] Die Exekution und ihre Details konnten erst im Juli 1945 durch den AP-Korrespondenten Lynn Heinzerling geklärt werden. Vgl. Associated Press (Hg.), Breaking News. How The Associated Press Has Covered War, Peace, and Everything Else, Princeton 2007, S. 233f.; Cooper, Cooper and AP (Anm. 96), S. 241; Ray Moseley, Reporting War. How Foreign Correspondents Risked Capture, Torture and Death to Cover World War II, New Haven 2017, S. 275.

[111] Erste konzeptionelle Überlegungen in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 62 (2014) H. 5: Auslandskorrespondenten: Journalismus und Politik 1900–1970, hg. von Norman Domeier und Jörn Happel. Zu dem Themenfeld ist für 2018 die Fertigstellung meiner Habilitationsschrift an der Universität Stuttgart geplant: Norman Domeier, Weltöffentlichkeit und Diktatur. Die ausländischen Journalisten und das »Dritte Reich« 1932–1946.

[112] Annette Vowinckel, Agenten der Bilder. Fotografisches Handeln im 20. Jahrhundert, Göttingen 2016, S. 39.

[113] 1940 waren rund zwei Dutzend amerikanische Auslandskorrespondenten in Berlin akkreditiert. BAL, R 901/60448 (Amerikanische Pressevertreter in Deutschland). Vgl. auch die zahlreichen Mitgliederlisten im wiederentdeckten Archiv des Vereins der Ausländischen Presse in Deutschland (VAP). Die Zahl der in NS-Deutschland tätigen ausländischen Journalisten war noch weit größer, da nicht jeder Mitglied im VAP wurde. Der Originalbestand befindet sich wieder beim VAP in Berlin (<http://www.vap-deutschland.org>). Kopien und Findbuch (Stand Januar 1975) sind auch weiterhin im schwedischen Reichsarchiv Stockholm-Marieberg nutzbar: Verein der Ausländischen Presse zu Berlin (VAP), Riksarkivet Marieberg (RAM), SE/RA/770176. Zur Wiederentdeckung des verschollen geglaubten VAP-Archivs siehe Sonja Hillerich, Der Verein der Ausländischen Presse zu Berlin: »Ritter der Feder« oder »nichtamtliche Diplomaten«?, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 62 (2014), S. 398-410.

[114] Burdick, An American Island (Anm. 64), S. 3.

[115] Vgl. Norman Domeier, Staatsgeheimnis und Auslandspresse im »Dritten Reich«. Spielraum für Aushandlungen zwischen Regime und ausländischen Journalisten, in: Daniel Münzner/Robert Radu (Hg.), Kampf um Wissen. Spionage, Geheimhaltung und Öffentlichkeit zwischen Nationalstaat und Globalisierung (1870–1940), Paderborn 2015, S. 159-175.

[116] Kurzzeitige Internierungen und anschließende Austausche von Diplomaten und Journalisten gab es nach den Kriegseintritten der jeweiligen Staaten. Die amerikanischen Journalisten in Berlin wurden am 10. Dezember 1941, bereits einen Tag vor der Kriegserklärung Deutschlands an die USA, unter Hausarrest gestellt, anschließend in einem Hotel in Bad Nauheim interniert und Ende Mai 1942 via Lissabon gegen die deutschen Journalisten und Diplomaten aus Washington ausgetauscht. Die Amerikaner, darunter auch Lochner und Shanke, erreichten am 1. Juni 1942 mit dem schwedischen Schiff »Drottningholm« New York. Vgl. Burdick, An American Island (Anm. 64).

[117] Bisher liegt nur ein kurzer, marxistisch verfärbter Aufsatz vor: Heidi Mühlenberg, Die Berichterstattung der AP und UP aus dem faschistischen Deutschland bis 1941, in: Theorie und Praxis des sozialistischen Journalismus 14 (1986), S. 400-411.

[118] Lochner an Cooper, 26.3.1933, in: Louis Paul Lochner Papers, The State Historical Society of Wisconsin, Box 1, Folder 23.

[119] Es war bisher unbekannt, dass das Hitler-Mussolini-Foto, das auch umgehend in der deutschen Presse zur Beruhigung der Lage eingesetzt wurde, vom Büro Laux stammte.

[120] Diese Briefe und Fotos speiste, Laux zufolge, Brandt in den Austausch ein. Memorandum (Anm. 74). Zit. in AP-Report (Anm. 9), S. 152.

[121] Memorandum (Anm. 4). Zit. in AP-Report (Anm. 9), S. 127f.

[122] Howard office memorandum, July 13, 1942, NARA, RG 216, Office of Censorship, Index to Administrative Subject File »Howard, N.R.«, April 1943/June 1942, Box 1140. Zit. in AP-Report (Anm. 9), S. 100.

[123] Vgl. Michaela Hoenicke Moore, Know Your Enemy. The American Debate on Nazism 1933–1945, Cambridge 2010; Laurel Leff, Buried by the Times. The Holocaust and America’s Most Important Newspaper, Cambridge 2005.

 

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