Frantz Fanon, Les damnés de la terre, Paris: Maspero 1961; dt. Übers.: Die Verdammten dieser Erde, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1966; Reinbek bei Hamburg: rororo aktuell 1969. Die Zitate im Text sind der Ausgabe von 1969 entnommen.
Im Gegensatz zu Teilen Asiens, wo die Unabhängigkeitskämpfe etwa in Indochina und Malaya durch langjährige militärische Auseinandersetzungen gekennzeichnet waren, kam es auf dem afrikanischen Kontinent nur in Algerien zu einem vergleichbar blutigen Dekolonisationskrieg. Das heißt freilich nicht, dass das Ende der europäischen Empires im Rest von Afrika ein friedlicher Prozess gewesen wäre. In der britischen Siedlerkolonie Kenia etwa mussten im Zuge des so genannten Mau-Mau-Aufstandes Tausende von Menschen ihr Leben lassen. Mehr als 1.000 Afrikaner wurden auf der Grundlage von hastig verabschiedeten Antiterrorgesetzen gehenkt, weit mehr als in jedem anderen kolonialen Konflikt einschließlich Algeriens.1 Doch es war vor allem der Algerienkrieg, welcher sich im Bewusstsein der Zeitgenossen mit spätkolonialer Gewalt und Gegengewalt verknüpfte.2 Und wie kaum ein zweiter Autor hat der intensiv am algerischen Unabhängigkeitskampf beteiligte Frantz Fanon damalige Debatten über den Prozess der Dekolonisation, über die Berechtigung antikolonialer Gewalt sowie über die Zukunft der „Dritten Welt“ geprägt.
„Die Dritte Welt“, schrieb Fanon in der Schlussfolgerung seines zuerst 1961 publizierten Buches „Die Verdammten dieser Erde“, „steht heute als eine kolossale Masse Europa gegenüber; ihr Ziel muss es sein, die Probleme zu lösen, die dieses Europa nicht hat lösen können [...]. Also, meine Kampfgefährten, zahlen wir Europa nicht Tribut, indem wir Staaten, Institutionen und Gesellschaften gründen, die von ihm inspiriert sind. Die Menschheit erwartet etwas anderes von uns als diese fratzenhafte und obszöne Nachahmung. Wenn wir Afrika und Lateinamerika in ein neues Europa verwandeln wollen, dann vertrauen wir die Geschicke unserer Länder lieber den Europäern an! Sie werden es besser machen als die Begabtesten unter uns. Wenn wir jedoch wollen, dass die Menschheit ein Stück vorwärts kommt, wenn wir sie auf eine andere Stufe heben wollen als die, die Europa innehat, dann müssen wir wirkliche Erfindungen und Entdeckungen machen [...]. Für Europa, für uns selbst und für die Menschheit, Genossen, müssen wir eine neue Haut schaffen, ein neues Denken entwickeln, einen neuen Menschen auf die Beine stellen.“
Fanon schrieb „Die Verdammten dieser Erde“ in dem Bewusstsein, nicht mehr lange zu leben. Am 6. Dezember 1961, drei Tage nach der Drucklegung des Buches, starb er mit 36 Jahren in einem Washingtoner Krankenhaus an Leukämie. Einen seiner letzten Briefe an einen Freund beendete er mit den Worten: „Wir sind nichts auf der Erde, wenn wir nicht zunächst Sklaven einer Sache sind, der Sache der Völker, der Sache der Gerechtigkeit und der Freiheit. Ich möchte, dass Sie wissen, dass selbst dann, als die Ärzte mich aufgegeben hatten, ich noch, im Nebel, an das algerische Volk dachte, an alle Völker der Dritten Welt, und, wenn ich durchgehalten habe, so ist es ihretwegen gewesen.“3 Der nahende Tod mag den gleichsam existenzialistischen, mahnenden und gehetzten Ton des Buches, das als eine Art Vermächtnis an Afrika konzipiert ist, ein Stück weit erklären. Den Titel entlieh Fanon der „Internationalen“. Die „Verdammten“ waren nun freilich nicht mehr die Arbeiter Europas, sondern die unterdrückten Kolonisierten. Sie wollte Fanon mobilisieren und vor möglichen Fehlentwicklungen in ihrer antikolonialen Bewegung warnen.
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Das Pathos und die Rhetorik des Buches, die für heutige Leser eher unangenehm anmuten, haben schon die Zeitgenossen unmittelbar nach der Publikation an- und aufgeregt. Konservative brandmarkten „Die Verdammten dieser Erde“ sogleich als „schwarzen Rassismus“ und Gewaltverherrlichung. Aber auch die Linke in Europa (und den Vereinigten Staaten) tat sich schwer, mit Fanons Europafeindlichkeit zurechtzukommen. „Einen Europäer erschlagen, heißt zwei Fliegen auf einmal treffen [...]. Was übrigbleibt, ist ein toter Mensch und ein freier Mensch.“ Nicht zuletzt solche Aussagen haben eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Fanon verhindert. Die Ironie liegt allerdings darin, dass dieser Satz gar nicht von Fanon selbst stammt, sondern aus dem Vorwort zu „Die Verdammten dieser Erde“. Autor des zornbebenden Vorworts war niemand Geringerer als Jean-Paul Sartre. Viele sind offenbar, wie Lothar Baier einmal spöttisch bemerkte, über die Lektüre von Sartres Vorwort nie hinausgekommen.4 Die dort vorgenommene rigorose Zuspitzung von Fanons Thesen dürfte die ebenso falsche wie platte Lesart von „Die Verdammten dieser Erde“ als Gebrauchsanweisung für den bewaffneten Befreiungskampf begünstigt haben.5
Fanon rechtfertigte jedoch keineswegs bedingungslos die Gewalt der Unterdrückten. Sein Buch war kompromisslos, aber auch nuancenreich und subtil. Fanon war ein Mann „mit vielen Identitäten, vielen Talenten und vielen Betätigungen“.6 Er wurde 1925 auf Martinique in ein durch und durch kolonialistisches und hierarchisches Milieu hineingeboren. 1944 meldete er sich freiwillig zur Armee, um die Truppen de Gaulles im Kampf gegen Nazi-Deutschland zu unterstützen. „Jedes Mal, wenn die Würde und die Freiheit des Menschen auf dem Spiel stehen, betrifft uns das, ob Weiße, Schwarze oder Gelbe, und jedes Mal, wenn sie bedroht sind, wo immer das auch ist, werde ich mich vorbehaltlos für sie einsetzen“, verkündete er damals.7 Rasch musste er jedoch erkennen, dass die Würde der schwarzen Soldaten für die weißen Franzosen ganz unten auf der Prioritätenliste stand. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann er ein Studium der Medizin in Lyon und interessierte sich bald vor allem für Psychologie und Psychiatrie. In seinem viel beachteten, 1952 publizierten Erstling „Peau Noire, Masques Blancs“ analysierte er, wie der Kolonialismus bei den Kolonisierten eine Mentalität der Minderwertigkeit erzeugte, und dekonstruierte die Vorstellung fester „rassischer“ Identitäten: „Es gibt keine schwarze Mission, es gibt keine weiße Bürde [...]. Der Neger ist nicht. Ebensowenig der Weiße. Beide müssen wir die unmenschlichen Wege unserer Vorfahren verlassen, damit eine wirkliche Kommunikation entstehen kann.“8 1953 wurde Fanon Chefarzt des psychiatrischen Krankenhauses in Bida, Algerien. Bald kam er in Kontakt mit der Nationalen Algerischen Befreiungsfront (Front de libération nationale, FLN). Ende 1956 ging er nach Tunis und schloss sich der von der FLN gebildeten algerischen Exilregierung an. Von dort aus intensivierte er seine Kontakte zu den nationalistischen Bewegungen im subsaharischen Afrika und wurde bald zu einer prominenten, aber auch umstrittenen Figur im antikolonialen Kampf. Zunehmend sah Fanon die Unabhängigkeit Afrikas durch Neokolonialismus und neue Diktaturen gefährdet. „Die Verdammten dieser Erde“ stellte nicht zuletzt den Versuch dar, diesen Entwicklungen entgegenzuarbeiten.
In Frankreich war das Buch nach anfänglichen Startschwierigkeiten ein großer Verkaufserfolg.9 Auch in den USA erlebte das Werk binnen kurzem mehrere Auflagen.10 In der Bundesrepublik war die Rezeption von „Die Verdammten dieser Erde“ eng mit dem Aufbruch der 1960er-Jahre und der Frage der Gewalt verknüpft.11 Fanon galt als wichtiger Inspirator der Studentenbewegung,12 aber auch als zentraler Ideengeber für den Terrorismus. So hieß es in einer Studie aus dem Jahr 1977: „Wenn Bakunin vor über hundert Jahren ein Klima der Gewalt schuf, in dem die Bomben der Gewaltanarchisten explodieren konnten, dann haben in diesen Jahrzehnten Jean-Paul Sartre und Frantz Fanon ein ähnliches getan.“13 Einige sozialwissenschaftliche Studien im Bereich der so genannten Entwicklungsländerforschung orientierten sich dezidiert an Fanon. Die Autoren des von Gerhard Grohs und Bassam Tibi herausgegebenen Sammelbandes „Zur Soziologie der Dekolonisation in Afrika“ waren gehalten, ihre Aufsätze an in „Die Verdammten dieser Erde“ vorgeschlagenen Untersuchungsbereichen auszurichten, wie etwa „die Funktion der nationalen Bourgeoisie, die Rolle des nationalen Führers, [...] die sozio-ökonomischen, politischen und kulturellen Abhängigkeitsstrukturen“.14
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In den 1980er-Jahren hingegen versank Fanons Werk mehr oder weniger in der Nichtbeachtung. Sein Name war nicht allein in der Bundesrepublik nur noch wenigen Kultur- und Sozialwissenschaftlern ein Begriff. Im „Lexikon linker Leitfiguren“ schrieb Herfried Münkler denn auch vom „Scheitern der Fanonschen Perspektive“.15 Die einen stempelten ihn als Gewaltverherrlicher oder gar Rassisten ab, die anderen erklärten ihn zum Klassiker, den man wie alle Klassiker nicht zu lesen brauche. Doch seit den 1990er-Jahren erlebt Fanon im Kontext der Postcolonial Studies ein bis heute andauerndes Revival. Ein Vertreter dieser Richtung, Nigel Gibson, hebt etwa die große Bedeutung von Fanons Konzeption einer „Dialektik der Erfahrung“ hervor und argumentiert: „I maintain that it is Fanon’s conception of lived experience, when considered in the historical epoch of anti-colonial struggle, that provides the creative principle. I argue that Fanon translates lived experience of this struggle as a ‚radical mutation in consciousness‘.“16 Die postkoloniale Fanon-Debatte ist derweil zu einem „weitläufigen Zitierkartell ausgeufert“, das für Nicht-Eingeweihte schwer zu durchschauen ist.17
Die Bewertung dieser zuweilen opaken, partiell extrem selbstreferentiellen Debatte überlasse ich gerne anderen. Abschließend soll vielmehr aus meiner Sicht als Afrika-Historiker die Aktualität Fanons für die Interpretation der Dekolonisation angesprochen werden. Insgesamt hat, so fürchte ich, Fanons Werk zu einer differenzierten Analyse des spätkolonialen Afrika heute wenig beizutragen.18 Aus historischer Perspektive kann man Fanon sicherlich als Inbegriff des grenzüberschreitenden Anti-Imperialisten ansehen. Seine Sicht von Gewalt als Gegeninstrument zur psychologischen Kraft des Kolonialismus hat eine Reihe von anderen afrikanischen Intellektuellen inspiriert. Vor allem aber hat sie Intellektuelle im Westen angesprochen, die die Folgen dieser Gewalt nicht zu tragen brauchten. Fanon war kein Nationalist. Für ihn war Nationalismus eine bourgeoise Ideologie, für die jene eintraten, welche die kolonialen Strukturen übernehmen wollten, anstatt diese auf den Kopf zu stellen. Fanon war auch kein Rassist. Er kritisierte heftig die Négritude und fand keinen Trost darin, eine mystische schwarze Identität zu teilen und einem universellen Freiheitsbegriff eine angebliche Authentizität und kulturelle Autonomie gegenüberzustellen. Wahre Autonomie, argumentierte er, werde erst dann erreicht, wenn das koloniale Joch durch eine politische Revolution gebrochen sei. Für Fanon ließ sich die Zukunft direkt aus dem Kampf, aus der Auseinandersetzung ableiten. So schrieb er in „Die Verdammten dieser Erde“, es sei „das geforderte Minimum der Dekolonisation [...], dass die letzten die ersten werden“.
Fanon hatte keinen Blick für Ambivalenzen, für die Versuche und Möglichkeiten der Kolonisierten, sich mit den Einmischungen der Kolonialherren auseinanderzusetzen, sie gar für sich zu nutzen.19 Stattdessen verfing er sich in einer Art soziologischem Determinismus. Das afrikanische Kleinbürgertum war ihm zufolge ausschließlich damit beschäftigt, die Kultur der Europäer zu imitieren, und konnte daher am besten mit den Kategorien der Psychopathologie erfasst werden. Die Arbeiterklasse war eine Arbeiteraristokratie geworden, die nur darauf aus war, die Privilegien der weißen Arbeiter zu erlangen. Fanon argumentierte, dass allein die Bauern und das Lumpenproletariat die wahren Freiheitskämpfer seien; sie waren die letzten, die die ersten sein würden. Die von ihm vorgenommene Reduktion von Ideologie und politischer Strategie auf Eigenschaften sozialer Gruppen führte zu problematischen Kategorisierungen: Der gewerkschaftlich organisierte Arbeiter oder der Kleinbürger waren gleichsam Verräter per definitionem. Fanons Kritik an den nur ihre eigenen Interessen verfolgenden Nationalisten seiner Generation erwies sich zwar als durchaus weitblickend. Ebensowenig ist die große Anziehungskraft zu leugnen, die sein Ruf nach Befreiung jenseits nationaler und rassistischer Chauvinismen besaß und noch besitzt. Gleichwohl lieferten Fanons Vorstellung, nur die wahren Antikolonialisten hätten Platz in der politischen Arena, und seine Reduktion heterogener gesellschaftlicher Gruppen auf die Identität des Klassenfeindes in einigen afrikanischen Ländern - etwa in Guinea unter Sekou Touré - die Legitimation für staatliche Projekte, die keineswegs jenen libertären Zielen dienten, die Fanon im Kopf hatte, sondern Gewerkschaften und Parteien verboten.20
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„Die kolonisierte Welt ist eine zweigeteilte Welt.“ Dies ist einer der am häufigsten zitierten Sätze aus „Die Verdammten dieser Erde“. Doch die Fanonsche Vorstellung von einer manichäischen Welt des Kolonialismus ist letztlich genauso schematisch wie die Behauptung europäischer Kolonialverwalter, dass Afrikaner an der Trennlinie zwischen afrikanischer Primitivität und westlicher Moderne stünden, oder wie die klassische nationalistische Dichotomie zwischen einer authentischen Gemeinschaft und einer aufoktroyierten Verwestlichung. Ein Hafenarbeiter in Douala oder Mombassa stand in den späten 1950er-Jahren eben nicht nur vor der Alternative, europäisches Lohnniveau anzustreben oder den Kolonialismus zu bekämpfen, Arbeiteraristokratie oder Lumpenproletariat zu sein. Die Arbeit in einer europäischen Firma bot ihm vielleicht die Möglichkeit, sich des Einflusses seines Vaters und seiner dörflichen Heimat zu entziehen. Als Gewerkschaftler operierte er in einem institutionellen Kontext, der europäischen Modellen verpflichtet war. Gleichzeitig schufen gewerkschaftliche Aktivitäten neue Netzwerke, die jenseits der Kontrolle der Europäer lagen. Was immer die Neulektüre von „Die Verdammten dieser Erde“ an Erkenntnissen etwa über die Anthropologie der Gewalt, koloniale Traumata oder die Rolle Europas in der Welt bringen mag - zur Erhellung historischer Konstellationen in Bezug auf die Dekolonisation Afrikas kann sie nur wenig beitragen.
1 Vgl. David Anderson, Histories of the Hanged. Britain’s dirty war in Kenya and the end of the Empire, London 2005.
2 Vgl. Benjamin Stora, Histoire de la guerre d’Algérie, Paris 2002.
3 Zit. nach Renate Zahar, Kolonialismus und Entfremdung. Zur politischen Theorie Frantz Fanons, Frankfurt a.M. 1969, S. 14f. Vgl. auch Herfried Münkler, Perspektiven der Befreiung. Die Philosophie der Gewalt in der Revolutionstheorie Frantz Fanons, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 33 (1981), S. 437-468, hier S. 439.
4 Lothar Baier, Erinnerung an einen nachdenkenden Revolutionär. Vorwort zur deutschen Ausgabe, in: Alice Cherki, Frantz Fanon. Ein Porträt, Hamburg 2002, S. 15.
5 Udo Wolter, Das obskure Objekt der Begierde. Frantz Fanon und die Fallstricke des Subjekts der Befreiung, Münster 2001, S. 11.
6 Guy Martin, Revisiting Fanon’s Life, Times, and Thought, in: African Studies Review 47 (2004), S. 165-171, hier S. 165. Neuere biographische Studien zu Fanon bieten David Macey, Frantz Fanon: A Biography, New York 2000; Cherki, Frantz Fanon (Anm. 4).
7 Zit. nach Cherki, Frantz Fanon (Anm. 4), S. 33. Vgl. ferner Dennis McEnnerney, Frantz Fanon, the Resistance, and the Emergence of Identity Politics, in: Sue Peabody/Tyler Stovall (Hg.), The Color of Liberty. Histories of Race in France, Durham 2003, S. 259-281, hier S. 260f.
8 Frantz Fanon, Schwarze Haut, weiße Masken, Frankfurt a.M. 1980 (frz. Erstausg. Paris 1952), S. 146, S. 148.
9 Die in der Literatur genannten Verkaufszahlen variieren. Macey, Frantz Fanon (Anm. 6), S. 17, schreibt, in der ersten Dekade nach Erscheinen seien in Frankreich lediglich 3.000 Exemplare verkauft worden. Wesentlich höhere Zahlen nennt Claude Liauzu, Intellectuels du tiers monde et intellectuels français. Les années algériennes des Éditions Maspero, in: Jean-Pierre Rioux/Jean-François Sirinelli (Hg.), La guerre d’Algérie et les intellectuels français, Paris 1988, S. 105-118, hier S. 117. Er gibt an, das Buch habe sich in Frankreich zwischen 1961 und 1987 insgesamt 160.000-mal verkauft. Liauzus Angaben scheinen verlässlicher zu sein. Für den Hinweis danke ich Christoph Kalter, Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (Dissertationsprojekt zum Thema „Die Entdeckung des Tiers Monde. Die Éditions Maspero und die radikale Linke zwischen Dekolonisierung und Kaltem Krieg in Frankreich [1959-1969]“).
10 Macey, Frantz Fanon (Anm. 6), S. 17.
11 Vgl. etwa Herbert Kaufmanns Besprechung der 1966 erstmals publizierten deutschen Fassung unter der Überschrift: „Hilft nur noch Gewalt?“, in: Spiegel, 1.8.1966, S. 68f.
12 Vgl. etwa Rudolf Augstein, Herrn Rudi Dutschkes Umwälzung der Wissenschaft, in: Spiegel, 11.12.1967, S. 68-73. Dort wird über Rudi Dutschke behauptet, er sei „beeinflusst durch den Franzosen [sic!] Frantz Fanon, der - in ‚Die Verdammten der Erde‘ - die Anwendung revolutionärer Gewalt in der Dritten Welt rechtfertigt“. Dutschke bezeichnete Fanon in der Tat als einen der „bedeutendsten Theoretiker der kolonialen Revolution“. Vgl. Rudi Dutschke, Ausgewählte und kommentierte Bibliographie des revolutionären Sozialismus von Karl Marx bis in die Gegenwart, Heidelberg 1969, S. 39.
13 Vgl. Franz Wördemann, Terrorismus. Motive, Täter, Strategien, München 1977, S. 9. Ähnlich argumentierte Walter Laqueur, Terrorismus, Kronberg/Ts. 1977, S. 158, der „Fanons Konzept des befreienden Einflusses der Gewalt“ als den wohl „einzigen wichtigen Bestandteil“ der terroristischen Ideologie bezeichnete. Vgl. auch Münkler, Perspektiven (Anm. 3), S. 440.
14 Vgl. Gerhard Grohs/Bassam Tibi, Vorwort, in: dies. (Hg.), Zur Soziologie der Dekolonisation in Afrika, Frankfurt a.M 1973, S. 8. Dazu auch Dieter Neubert, Afrikaforschung im Wandel. Von der Soziologie der Dekolonisation zur postkolonialen Transformation, in: ders./Anna-Maria Brandstetter (Hg.), Postkoloniale Transformationen in Afrika. Zur Neubestimmung der Soziologie der Dekolonisation, Münster 2002, S. 9-25.
15 Herfried Münkler, Art. „Frantz Fanon“, in: Edmund Jacoby (Hg.), Lexikon linker Leitfiguren, Frankfurt a.M. 1988, S. 116f., hier S. 117.
16 Nigel C. Gibson, Fanon. The Postcolonial Imagination, Cambridge 2003, S. 10.
17 Wolter, Das obskure Objekt (Anm. 5), S. 15. Zur Kritik an einer postkolonialen Lesart Fanons vgl. u.a. Henry Louis Gates jr., Critical Fanonism, in: Critical Inquiry 17 (1991), S. 457-470; Christopher Miller, Theories of Africans. Francophone Literature and Anthropology in Africa, Chicago 1990, S. 45-62. Vgl. dagegen die positive Würdigung Fanons bei Edward Said, Culture and Imperialism, New York 1993. Die Literatur zu Fanon ist derweil kaum mehr überschaubar. Vgl. als Einstieg Anthony C. Alessandrini (Hg.), Frantz Fanon: Critical Perspectives, London 1999.
18 Für die folgenden Ausführungen vgl. vor allem Frederick Cooper, Conflict and Connection: Rethinking Colonial African History, in: American Historical Review 99 (1994), S. 1516-1545, hier S. 1542ff.; ders., Decolonization and African Society. The Labor Question in French and British Africa, Cambridge 1996, S. 7, S. 461, S. 466f.; ders., The Dialectics of Decolonization. Nationalism and Labor Movements in Postwar French Africa, in: ders./Ann L. Stoler (Hg.), Tensions of Empire. Colonial Cultures in a Bourgeois World, Berkeley 1997, S. 406-435, hier S. 407f.
19 Vgl. zusammenfassend zur neueren Kolonialismusforschung Frederick Cooper, Colonialism in Question. Theory, Knowledge, History, Berkeley 2005.
20 Vgl. bereits Ruth Schachter Morgenthau, Political Parties in French-speaking West Africa, Oxford 1964.