»Keine Zeit für Abenteuer« (ZDF 1970)

Eine Fernsehserie und der Wandel der bundesdeutschen Entwicklungsdebatte

[Für ihre kritische Lektüre verschiedener Versionen des Aufsatzes danke ich herzlich Steffen Dörre, Onur Erdur, Thomas Etzemüller, Florian Hannig, Timo Luks sowie der Redaktion dieser Zeitschrift und den beiden anonymen Gutachtern bzw. Gutachterinnen.]

Am 2. Juli 1970 trat ein, was Hans Wallow befürchtet haben musste. Auf dem Tisch des Pressereferenten im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) sammelten sich die Verrisse aus den Zeitungen und die Zuschriften erzürnter Fernsehzuschauer, die allesamt betonten: So, wie es der erste Teil der TV-Serie »Keine Zeit für Abenteuer« einige Tage zuvor getan hatte, dürfe man das Thema »Entwicklungshilfe« nicht angehen. Für die Koblenzer »Rhein-Zeitung« war der Versuch der Sendung, die Entwicklungsproblematik nicht zu beschönigen, immerhin ehrenwert. Die Handlung sei aber allzu leicht als »Werbegeschichte« für das Ministerium zu durchschauen gewesen.1 Für einen der Zuschauer, die ans BMZ schrieben, handelte es sich indes um ein »Machwerk«. Es sei skandalös, wie darin Deutsche aufträten, die keine Hemmungen hätten, »abfällige Äußerungen über das Gast-(!!)-Land zu tun, die einheimischen ›Counterparts‹ anzurempeln, zusammenzustauchen, anzuschnauzen, gar handgreiflich zu werden«. Es sei unerklärlich, warum das BMZ »Wasser auf die Mühlen derer [gieße], die Entwicklungshilfe als Neokolonialismus ablehnen«.2 Was war geschehen? Warum bekam es ein BMZ-Referent mit Fernsehkritik zu tun?

Der Stein des Anstoßes war die wenige Tage zuvor ausgestrahlte erste Folge einer vom Ministerium geförderten neuen »Dokumentarspielserie«. Zwölf weitere Episoden schlossen sich an. Ab dem 29. Juni 1970 brachte das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) immer montags um 19:10 Uhr, direkt vor dem Nachrichtenmagazin »heute«, eine 25-minütige Sendung, die die Arbeit fiktionaler westdeutscher Entwicklungshelferinnen und -helfer in Brasilien darstellte.3 Auf Basis eines Drehbuchs von Rolf Schulz und unter Regie von Karl Heinz Deickert vor Ort in Farbe gefilmt, stellte »Keine Zeit für Abenteuer« die Arbeit des Landwirtschaftsexperten »Berneck« und einer von ihm geleiteten Freiwilligengruppe des 1963 gegründeten Deutschen Entwicklungsdienstes (DED) vor, die in einer ländlichen Produktionskooperative nahe dem Rio São Francisco im Nordosten des Landes tätig waren. Schönfärberei war dabei explizit nicht beabsichtigt. Schon der Werbetext, der in den TV-Programmzeitschriften abgedruckt wurde, stellte klar: Die Sendung werde die »Widersprüche zwischen Theorie und Praxis im Alltag idealistischer Entwicklungshilfe« zeigen.4

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Ankündigung der Serie »Keine Zeit für Abenteuer« in der Fernsehprogrammzeitschrift »Funk Uhr«, Heft 26/1970

Was den Kritikern aufgrund der Eindimensionalität als wenig hilfreich, wenn nicht gar als rassistischer Affront erschien, präsentierte sich selbst gerade als differenzierte Behandlung des Themas Entwicklungshilfe, das in der bundesdeutschen Öffentlichkeit der späten 1960er-Jahre noch wenig präsent war. Diese Diskrepanz eröffnet – erstens – einen faszinierenden Einblick in die sich rasant wandelnde Wahrnehmung des Politikfelds Entwicklung um 1970. Die Analyse der TV-Produktion verdeutlicht Ungleichzeitigkeiten in der Bewertung des Developmentalism bzw. seiner Zielkonflikte durch Entwicklungsexperten, Medienakteure und seitens der westdeutschen Öffentlichkeit. Allerdings sind Einschaltquoten bzw. systematisch erhobene Zuschauerreaktionen zur Sendung leider nicht überliefert. Zugleich zeigen sich an der Fernsehproduktion – zweitens – die Grenzen der PR-Arbeit der Akteure um Wallow im BMZ. Sie erlebten die für sie neuartige Zusammenarbeit mit Medienschaffenden als schmerzhaften Lernprozess. Um beides darzustellen, fasse ich im Folgenden zunächst die Inhalte und wichtigsten Themen von »Keine Zeit für Abenteuer« zusammen (1.) und frage, wie die Idee zu einer solchen Serie als Werbemaßnahme des Ministeriums überhaupt entstand (2.). Dass es, wie angedeutet, bereits während der Produktion der Serie zu hektischen Bemühungen von Ministeriumsmitarbeitern um Schadensbegrenzung kam (3.), beziehe ich auf Erfahrungen der Entwicklungspraxis um 1970 (4.). Was der PR-Abteilung des BMZ als Eigendynamik der Massenmedien erscheinen musste, setze ich schließlich aber auch mit größeren, nicht zuletzt globalhistorischen Zäsuren in Zusammenhang, die die Reflexivität des Entwicklungsdenkens verstärkten (5.) – mit Folgen bis heute.

1. Themen der Serie

Es ist wenig wahrscheinlich, dass »Keine Zeit für Abenteuer« in unseren serienbegeisterten Zeiten eine Renaissance erleben wird. Das liegt an Plot-Schwächen und einem aus heutiger Sicht geradezu einschläfernden Erzähltempo. Vor allem aber ist man auch mit mehr als 50 Jahren Abstand versucht, sich dem Urteil der zeitgenössischen Kritiker anzuschließen: Es ist unangenehm, den brasilianischen Schauspielern und Schauspielerinnen dabei zuzusehen, wie sie mit zerrissener Kleidung Armut darstellen, zumal im Casting fast ausnahmslos hellhäutige Brasilianer für die »verantwortungsvollen« Rollen ausgewählt worden waren. Der mit sentimentaler Bongotrommel- und Akustikgitarrenmusik unterlegte Vorspann nimmt die tendenziell rassistische Grundkonstellation der Serie insofern vorweg, als er die Bevölkerung des karg wirkenden Landes mit den individualisierten deutschen Helfern und Helferinnen kontrastiert. Denn auch im Lauf der Handlung werden die Dorfbewohner und -bewohnerinnen meist stereotyp als naiv-liebenswert gezeichnet, aber auch als stur und bisweilen hinterlistig, vor allem aber: als den Deutschen unterlegen. Zudem ist markant, dass der erzählerische Fokus fast ausnahmslos auf den Erfahrungen des deutschen Teams liegt, wie die Titel der Folgen erkennen lassen: »Bestimmungsland Brasilien« oder »Die Bewährung«.5

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Der wiederkehrende Vorspann aller Folgen der ZDF-Serie »Keine Zeit für Abenteuer« (1970) exponiert die Atmosphäre und die Hierarchien zwischen den Akteuren.

Schon die so heftig kritisierte erste Folge setzte auch insofern den Ton, als sie um Schwierigkeiten bei Entwicklungsprojekten kreist, hier beim Bau einer neuen Bewässerungsanlage für die »Cooperativa Brasiliana«. Bevor sich im Serienplot erste Erfolge einstellen, bevor also die Entwicklungshilfe nicht nur als moralisch richtiges, sondern auch als lohnendes Unterfangen erschien – was aus Sicht des BMZ ihr Hauptzweck war –, sollte man als Zuschauer bzw. Zuschauerin offenkundig verstehen, dass man dem Bohren dicker Bretter beiwohnte. Das Geld fehle an allen Ecken, so erklärt es gleich zu Anfang Chefingenieur »Berneck« (gespielt von Harald Dietl). Deshalb müsse improvisiert werden auf der Maracuja-Plantage, die die Deutschen aufbauen helfen, um die brasilianischen Siedlerinnen und Siedler auszubilden und ihnen ein besseres Einkommen zu verschaffen. Die Locals sitzen in der ersten Episode jedoch überwiegend untätig im Schatten, spielen Gitarre oder Fußball. Dem deutschen Hilfsklempner »Uli« platzt darüber der Kragen. Als seine brasilianischen Lehrlinge eine Pumpe falsch anschließen, schimpft er sie »Bekloppte«,6 woraufhin ihn Berneck zur Rede stellt: Die »Jungs« müssten eben noch »den Anschluss an unsere moderne Technik finden«. Uli indes schlägt Bernecks »Samariterseele auf den Magen«; an der »Überbevölkerung« könne dessen »kleinkarierte Mustersiedlung« ohnehin nichts ändern. »Bisschen Revolution, das wär’ das einzige, was euch hilft.«7

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Ausschnitt aus Folge 1: »Auf Wiedersehen, Pele«
(im ZDF gesendet am 29.6.1970)

Entwicklungshilfe wurde also schon in der ersten Folge – erstes Thema – als ein Tätigkeitsbereich inszeniert, der eine charakterliche Eignung voraussetze: Die Fähigkeit, sich über kleine Erfolge zu freuen, und Frustrationstoleranz im Umgang mit den »zu Entwickelnden« seien neben Improvisationstalent entscheidend. Die im eingangs zitierten Protestbrief beanstandete Szene führt mit »Uli« also gerade einen Entwicklungshelfer vor, der seiner Aufgabe nicht gewachsen, der zynisch geworden ist. Das verdeutlicht die zweite Folge, in der sich im großstädtischen Recife die Wege des desillusioniert abreisenden Uli und der soeben zu Samba-Klängen dem Flieger entstiegenen fünf neuen Helfer und Helferinnen – der eigentlichen Hauptfiguren der Serie – kreuzen. Ihnen gegenüber verspottet Uli den DED als »Friedenschor für Menschlichkeit«.8

Tatsächlich durchlaufen auch die neuen Freiwilligen allerlei Bewährungsproben. Für den Installateur »Wolfgang« (Peter Kappner) und den KFZ-Mechaniker »Bernd« (Peer Brensing), die als Ausbilder wirken sollen, besteht die erste Herausforderung darin, überhaupt Lernwillige zu finden. Bernd steht nicht einmal ein Auto zur Verfügung, um seine Kenntnisse zu demonstrieren. Denn zuerst gilt es, die Pflanzung zu modernisieren, da die Siedler und Siedlerinnen ihre Kinder sonst auf die Felder schicken statt in die Schule, so Berneck. Bernd will aber nicht die wohlsituierten Söhne der Betreiber der Kooperative ausbilden, die »Ribeiro« (Paulo Port), deren örtlicher Leiter, ihm vorstellt. So repariert er eigenmächtig das Autowrack des Dorfbewohners »Miguel«, was einige Zuschauer anlockt, die aber von dannen ziehen, nachdem die Reparatur erfolgt ist. Für Miguel eröffnet das wiederhergestellte Auto immerhin eine Berufschance als Chauffeur; er fährt Bernd zur nächsten Autoleiche – und bittet dann um Geld für die Taxifahrt. Fazit Bernecks: »So sind sie, aber Herz haben sie.«9 Hat einer der männlichen Neuzugänge somit sein Improvisationstalent bewiesen und – wie die Zuschauenden – eine Kostprobe »örtlicher Kultur« erhalten, exerziert die Serie dasselbe mit den weiblichen Neuankömmlingen durch: Krankenschwester »Gaby« (Wiebke Gröndahl) gelingt es zwar, die Dorfkinder zu impfen, Kindergärtnerin »Jutta« (Elga Sorbas) wird jedoch gemieden. Zufällig beobachtet man auf der Krankenstation einen kleinen Jungen, der ein sauberes Hemd stiehlt: »Stolz, das ist es!«10 So organisiert Sozialarbeiterin »Inge« (Kathrin Fehlhaber) eine Nähaktion für Kindergartenuniformen, die auch die Dorffrauen anlockt. Inge konstatiert Jutta gegenüber: »Du wirst eine ganze Menge Geduld mit ihnen brauchen.«11

Die später von Presse und Publikum beanstandete harte Hand gegenüber den Dorfbewohnerinnen und -bewohnern ist also Konzept. Brasilianer und Brasilianerinnen werden grundsätzlich geduzt, müssen zu allem aufgefordert und permanent belehrt werden; im Zweifel werden sie enteignet (angeblich zu ihrem eigenen Besten), oder ihre Kinder werden körperlich am Fortlaufen gehindert. Diese Praktiken resultieren in der erzählten Welt daraus, dass die Deutschen ausnahmslos fleißig und wohlorganisiert sind, im Unterschied zur brasilianischen Landbevölkerung, was die Helfenden aber erst begreifen müssen. Die DED-Gruppe braucht Zeit, die kulturellen Unterschiede zu erkennen, um dann doch verständnisvoll mit den »Schutzbefohlenen« umzugehen. Letzten Endes verlangte die Sendung somit auch von den Zuschauern und Zuschauerinnen einen Durchhaltewillen, der demjenigen der fiktiven Akteure glich. Denn dass die Menschen vor Ort sich verändern konnten, zeigte die Serie sehr wohl. Dies wird spätestens in einer Episode deutlich, in der die Dorfkinder im Brackwasser neben einem verwesenden Hund spielen, darunter die Tochter des Siedlers »Lemos«. Der verjagt die Krankenschwester Gaby mit dem Gewehr, als sie dem Mädchen Medikamente verabreichen will, lässt sich dann aber sogar selbst impfen, als das Kind schwer erkrankt.12 Die Locals werden als unwissend gezeichnet, jedoch auch als prinzipiell lernfähig, wenn es nur gelingt, sie aus ihrer Lethargie zu reißen.

Vor allem die Figur des »Pele« (sic!), gespielt vom in Brasilien Ende der 1960er-Jahre populären Schauspieler Grande Otelo, ist in dieser Hinsicht interessant. Der mürrisch-selbstverständliche Ton, mit dem Berneck seinen Gehilfen in der ersten Folge herumkommandiert, wirkte wohl schon 1970 ähnlich unangemessen wie heute. Die Figur des kleingewachsenen, freundlich-unterwürfigen und gelegentlich schmollenden Pele verkörpert stereotyp den harmlosen schwarzen Clown, zumal der deutsche Synchronsprecher, der Otelo seine Stimme lieh, diesem einen »lustigen« Akzent verpasste, der wenig mit dem Portugiesischen gemein hat – das man überhaupt selten hört: Alle Hauptfiguren sprechen Deutsch miteinander. In der ersten Folge als serviles »Faktotum« eingeführt,13 erweist sich Pele im Laufe der Serie freilich als geschickter interkultureller Mittler. Tatsächlich konnte der integre und sozial intelligente Brasilianer für Zuschauerinnen und Zuschauer, die der Serie die Treue hielten, geradezu das Ideal des vermittelnden »Counterparts« verkörpern, wie es in zeitgenössischen Theorien der Entwicklungszusammenarbeit entworfen wurde.

Anders als es der Vorwurf des »Neokolonialismus« nahelegte, unternahm die Serie durchaus den Versuch, nicht nur kulturelle, sondern auch strukturelle Hürden – zweiter Themenkomplex – zu verdeutlichen, die einer erfolgreichen wirtschaftlichen Aufbauhilfe im Weg stünden. So wird neben dem Problem des Bevölkerungswachstums die schlechte Verhandlungsposition der rohstoffproduzierenden »Dritten Welt« gegenüber ihren Abnehmern thematisiert. Der niederländische Vertriebsexperte »Piet van der Meulen« etwa führt in einer Episode den Deutschen seine »Public-Relations«-Künste vor – mit einem Vogelkäfig, der auf Knopfdruck Maracujasaft spendet. Derlei Werbezauber sei nötig, damit die Entwicklungsländer sich ihre Rohstoffe nicht zu billig von europäischen und amerikanischen Unternehmen abkaufen ließen, die dann das große Geld machten.14 Was in diesem Zusammenhang freilich ausbleibt, ist eine gewissermaßen dependenztheoretische Deutung des Primärgütermarktes, wie sie sich zum Sendezeitpunkt auf internationaler Bühne durchzusetzen begann, und damit verbunden eine politische Interpretation der entsprechenden globalen Konflikte15 – dazu später mehr.

Ähnlich beiläufig wird auch das in der ersten Folge angeschnittene, zeitgenössisch omnipräsente Thema der revolutionären Bewegungen des »Südens« behandelt. So wundert sich Bernd zunächst über die »Mentalität dieser Leute«, als er mit dem Traktor den Pferdekarren eines Bauern aus einem Fluss ziehen muss, weil der die Brücke nicht benutzt hat. Dann aber stellt sich heraus, dass der mächtige Patron »Señor Fernando de Freitas« dafür Wegzoll fordert – für Bernd »Zustände wie im Mittelalter«. Kurz darauf erreicht die Helfer die Nachricht, eine hochschwangere Dorfbewohnerin befinde sich in kritischem Zustand. Der Weg ins Krankenhaus führt über ebenjene Brücke, die de Freitas nun mit seinen Männern versperrt. Erst als die örtlichen Heiler mit ihren Trommeln auftauchen, weicht der abergläubische Potentat zurück; er fürchtet den »Fluch der Macumba«. 

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Ausschnitt aus Folge 6: »Die Brücke«
(im ZDF gesendet am 3.8.1970)

Für de Freitas’ einer Befreiungsbewegung nahestehenden Sohn »Rodrigo« dient dieses Mal ironischerweise die »Tradition« dem »Fortschritt«. »Brasilien schläft noch«, stellt er vor dem Krankenhaus fest. Dann schreit symbolträchtig das Neugeborene.16 Als Klassenkampf werden solche Konflikte indes von keiner der Figuren beschrieben. Auch der Umstand, dass Brasilien seit dem Putsch im Jahr 1964 von einem Militärregime beherrscht wurde, bleibt unerwähnt – selbst in einer Episode, in der die Deutschen einen Waffenschmugglerring aufdecken. Vom Kommunismus, vom Kalten Krieg und seinen Entwicklungskonkurrenzen, allen voran derjenigen zwischen Bundesrepublik und DDR, ist schon gar nicht die Rede. Das allerdings zeugt weniger vom Versuch, politische Neutralität zu wahren, als von der Absicht, der Überidentifikation mit Einzelschicksalen vorzubeugen, wie Berneck klarstellt: »Mit den Reichen ihres Landes müssen die Armen selbst fertig werden.«17

Und so kann nicht verwundern, dass in der Serie zwar vom Gewissen der DED-Helfer die Rede ist,18 jedoch – drittes Thema – im Dunkeln bleibt, welche Motive die jungen Freiwilligen (!) eigentlich antreiben. Nun erscheinen diese mit ihren Schlaghosen, langen Haaren und lockeren Sprüchen durchaus als Vertreter einer »linken«, jedenfalls wenig autoritätshörigen Bundesrepublik. Ein zeitgenössisch so verbreiteter Begriff wie »Solidarität« fällt aber nie.19 Da die Sendung ja die Lernprozesse der Helfer und Helferinnen in den Blick rückt, um auf diese Weise das Verständnis für die Entwicklungsarbeit gerade in der jüngeren westdeutschen Bevölkerung zu erhöhen, ist also bemerkenswert, dass der Hilfswille der Protagonisten sich bestenfalls auf ein diffuses, indirekt sogar als typisch »deutsch« ausgewiesenes Pflichtgefühl zurückführen lässt. Es sind jedenfalls keine Abenteuer in einem exotischen Land, die die Deutschen erwarten können, sondern harte Arbeit sowie das Aushalten von Leid und Spannungen – das stellt schon der Serientitel klar.

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Ausschnitt aus Folge 4: »Talentierte Leute«
(im ZDF gesendet am 20.7.1970)

Damit verbunden fällt ein weiterer Sachverhalt ins Auge: Immer wieder werden – viertens und letztens – die organisatorischen Probleme der Entwicklungsarbeit thematisiert und auch die Tatsache, dass diese Schwierigkeiten sich erst vor Ort wirklich erkennen lassen. So haben Bernecks Erfolge bei der Düngung die Maracujaerträge gesteigert. Aber nun erntet man zu viele Früchte für die Kapazität der Fabrik, und die Bauern beginnen den Glauben an die Kooperative zu verlieren, was Schlosser Wolfgang mit den Worten kommentiert: »Das alte Lied […], die eine Hand weiß nicht, was die andere tut.«20 Vor Ort, so auch Berneck gegenüber einem »Señor Wohlfahrt« vom Ministerium aus Deutschland, sehe überhaupt vieles anders aus als an den Bonner Schreibtischen. Derlei Eingeständnisse von Wissens- und Kommunikationsdefiziten mögen überraschen. Man muss sie aber auch mit den vielen Hinweisen der Sendung auf die Unterfinanzierung der Entwicklungshilfe in Verbindung bringen. Vor diesem Hintergrund mutet es fast selbstreferentiell an, wie Wolfgang seinem Kollegen Bernd nach dessen Auto-Aktion applaudiert, es sei ein »Public-Relations-Mann« an ihm verloren gegangen21 – um wenig später das Radio mit den Worten anzuschalten, mit Musik verkaufe sich alles besser, auch die Entwicklungshilfe.

2. Für ein Ministerium werben

Wie angedeutet, kam die Kritik an »Keine Zeit für Abenteuer« für den zuständigen BMZ-Referenten Hans Wallow nicht überraschend. In den Wochen vor Ausstrahlung der ersten Episode war es angesichts der drohenden PR-Katastrophe innerhalb des Ministeriums zu Rechtfertigungsversuchen, ja Schuldzuweisungen gekommen. Es ist Wallows Bemühen zu verdanken, für den Minister Erhard Eppler (SPD) Rechenschaft über die Kooperation mit dem ZDF abzulegen, dass sich im Bundesarchiv Koblenz überhaupt ein Aktenbestand zu dem Projekt findet.22 Wie dieser Bestand zeigt, war die Idee einer TV-Serie über junge Entwicklungshelfer 1966 in der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) aufgekommen. Deren Fernsehreferent, der spätere Berliner SPD-Abgeordnete Alexander Longolius, hatte den Vorschlag dem BMZ unterbreitet, das zu diesem Zeitpunkt noch von Longolius’ Parteigenossen Hans-Jürgen Wischnewski geführt wurde. Medienpolitisch war der Zeitpunkt günstig. Zwar hatte es im Vorfeld der Etablierung eines zweiten deutschen Fernsehsenders intensive Auseinandersetzungen um dessen indirekte Steuerung durch die Bundesregierung gegeben. Die einstweilige Anordnung des Bundesverfassungsgerichts (»Fernsehurteil«), mit der das »Adenauer-Fernsehen« gestoppt wurde, lag aber mittlerweile fünf Jahre zurück,23 und die Kritik hatte zuvorderst einer versuchten konservativen Einflussnahme gegolten. Erst mit der – nun von der CDU mitgetragenen – »Rotfunk«-Kampagne ab Mitte der 1970er-Jahre, die die Haltung der Rundfunkanstalten in SPD-regierten Bundesländern zu Ostpolitik und »Baader-Meinhof-Gruppe« skandalisierte,24 kehrte die Debatte über die »Beziehungsgeschichte« (Ute Daniel) von Politik und Fernsehen mit Wucht zurück.

Das BMZ streckte 1966 also die Fühler zum wenige Jahre zuvor gegründeten ZDF aus, ob es eine Art Familienserie über einen Entwicklungshelfer produzieren wolle. Dort wurde der Stoff für interessant genug befunden, um bei Rolf Schulz von der Allianz Filmproduktion GmbH, einer Hausproduktionsfirma des ZDF, ein erstes Treatment (eine Art Exposé) in Auftrag zu geben. 1967 lag dann Schulz’ Text »Abenteuer Inbegriffen. Geschichten aus dem Alltag deutscher Entwicklungshelfer« im Ministerium auf dem Tisch.25 Als Schauplatz der Handlung wurde Tansania vorgeschlagen; als Protagonisten schwebten Schulz ein Bauingenieur, ein Landwirt, ein Automechaniker, ein Vermessungstechniker und eine Sozialarbeiterin vor, deren Überfahrt, Ansiedlung und Arbeit im Gastland die Zuschauer miterleben sollten. Auch wenn die Hauptfigur »Bernd Schulte (29)« hier noch einen »Bauabschnitt der Slum-Sanierung« verantwortete, waren die Eckpfeiler des späteren Plots schon gesetzt – ebenso wie die Geschlechtsstereotype der Sendung.

Auffällig ist, dass Schulz kaum etwas zur Handlung schrieb, aber umso mehr darüber, wie man die Figuren »menschlich« machen könne. »Klaus Kreitlien (24)« etwa sollte »beim Anlernen der einheimischen Bauern erstaunliche pädagogische Fähigkeiten« zeigen. Der Berliner »Erwin Browosky«, genannt »Tüte«, könne sich als geschickt im »Beschaffen« erweisen, auch wenn es vorkomme, dass sein Chef ihn »ermahnen muß, es käme weniger auf Tütes eigene Arbeitsleistung an als auf die Ausbildung möglichst vieler einheimischer Fachkräfte«.26 »Einfühlsamer« stellte sich Schulz den stillen »Jürgen Sonntag« vor, der die Helfer und Helferinnen aus mancher kniffligen Situation durch »seine Kenntnis der afrikanischen Mentalität« rettet und auch die Verbindung zu einem jungen Clan-Chef herstellt, der »das kultivierte, moderne, international orientierte und dennoch seiner Tradition bewußte Afrika« verkörpert, jene »gute Führungsschicht«, die sich nicht einfach nur bereichert – was das entsprechende »Bild unseres Publikums« »korrigiert«. »Petra Freybe (22)« schließlich hat eine soziale Ader, die ihr dabei hilft, Misstrauen abzubauen, sich aber auch darin äußert, dass sie für die entsprechend unfähigen »Jungs« kocht (das sollte offenbar den Running Gag der Sendung bilden). »Daß sie besonders reizvoll ist, hat schon während der Ausbildung in Deutschland ihr kameradschaftliches Verhältnis zu den männlichen Gefährten nicht beeinflußt.«27 Was heute sexistisch und prüde zugleich wirkt, verrät einiges darüber, wie Schulz sich die Zuschauer und Zuschauerinnen der Sendung vorstellte. Dies gilt noch mehr angesichts von Nebenfiguren, die verdeutlichen, wie selbstverständlich einem deutschen Drehbuchschreiber der 1960er-Jahre die Präsenz deutscher Eliten in einer ehemaligen Kolonie schien, im Treatment verkörpert durch »Dr. Gerhard Kron« samt »Frau Elisabeth« (beide 40). Ersterer koordiniert als »alte[r] Afrikaner« (in Anführungszeichen) die Entwicklungshilfe, letztere schafft in ihrem Haus eine familiäre Atmosphäre. Von den »Einheimischen« erhält bei Schulz dagegen niemand einen Namen.28

Im BMZ war man sichtlich entgeistert. Das Treatment ist mit der Marginalie »Nicht gut« versehen. Dennoch wurde am Projekt selbst festgehalten, für das man aber nun eine enge Fachberatung durch das BMZ verabredete. Und tatsächlich ist die fertige Serie vielschichtiger als Schulz’ Entwurf, was damit zu tun hatte, dass weitere zwei Jahre vergingen, bevor die eigentliche Produktion beginnen konnte. Es gab Kompetenzgerangel im ZDF (offenbar fühlte sich die Dokumentarspielabteilung des Senders übergangen), und auch das Hin und Her der Vertragsentwürfe zwischen den Justitiaren des Senders, des BMZ und des Filmressorts im Bundespresseamt, das die Kalkulationen prüfte, zog sich in die Länge. 1968 stand immerhin fest, dass das Ministerium mit 410.000 DM den bei weitem größten Teil der Produktionskosten stemmen sollte.29 Neben der Tatsache, dass es trotzdem die Fernsehleute waren, die die wichtigsten inhaltlichen Entscheidungen trafen, war die Verzögerung allerdings auch für die Rezeption der Sendung bedeutsam. Denn in den Produktionszeitraum fiel nicht nur der Wechsel in der Leitung des Ministeriums zu Eppler, der dem Anschein nach nur zögerlich zustimmte, das Projekt fortzusetzen.30 Es vollzog sich bei informierten Kreisen auch eine fundamentale Neubewertung von Entwicklungshilfe.

Was aber sprach aus Ministeriumssicht anfangs für das Projekt? Eine erschöpfende Geschichte des BMZ als Institution liegt noch nicht vor.31 Kaum besser ist es um die Geschichte der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit dieses Ministeriums bestellt, das lange mit dem Auswärtigen Amt sowie mit dem Wirtschafts- und dem Finanzministerium um Zuständigkeiten rang.32 Noch bevor das BMZ seine Kapitalhilfen im Ausland selbst verantworten durfte, trat ihm 1970 das Bundespresseamt immerhin Befugnisse zur Medienarbeit ab, woraufhin Eppler die entsprechende Abteilung personell stark ausbaute. Aber auch schon zur Amtszeit seines Vorgängers hatte man auf PR gesetzt. Wischnewski schien das umso dringlicher, als eine Umfrage, die der Ministeriumsmitarbeiter und spätere »Dritte-Welt«-Aktivist Kai Friedrich Schade 1969 erstellen ließ, wenig Zweifel am Imageproblem des Ministeriums ließ. Die »Normalbürger« der Bundesrepublik hätten kaum Ahnung von den Entwicklungsländern und der dort geleisteten Hilfe, und das wiederum artikuliere sich in Verschwendungsvorwürfen. Man konnte ein Wahrnehmungsdefizit somit direkt in das unzureichende BMZ-Budget umrechnen, was umso schwerer wog, als die Vereinten Nationen 1970 das Ziel beschlossen, dass die Mittel der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit (Official Development Assistance, ODA) mindestens 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens der Industrieländer erreichen sollten.33 Zumindest an Schulz’ Überlegung, »Keine Zeit für Abenteuer« könne zur »Meinungsbildung« beitragen, dürften die BMZ-Verantwortlichen also keinen Anstoß genommen haben. Womöglich schmeichelte es den Ministeriumsmitarbeitern auch, dass der Autor durchblicken ließ, der Entwicklungshelfer sei der »Held« der Gegenwart und biete entsprechend viele emotionale »Identifikationsangebote«.34 Zweifellos hoffte man im BMZ, die Sendung könne »Familien im Wohnzimmer« überzeugen, dass »unser Geld« in der Entwicklungshilfe gut verwendet sei.35

Tatsächlich war die Sendung nicht die erste und nicht die einzige Bemühung des Ministeriums, sich mittels eines medialen Massenkonsumformats gegenüber einem weniger politikaffinen Publikum zu legitimieren, wie ich an zwei Beispielen zeigen möchte. Im Herbst 1967, noch vor der Übereinkunft zwischen BMZ und ZDF, hatte der als »Ruhr-Barde« bekannte Komiker Jürgen von Manger im Auftrag Wischnewskis einen für dessen Ministerium werbenden »Schallplattentext« aufgenommen, und zwar in seiner Rolle als kleinbürgerlich-jovialer »Adolf Tegtmeier«.36 Offensichtlich sollte hier vor allem bei Arbeitern die Akzeptanz der Entwicklungshilfe vergrößert werden, denn Tegtmeier hält auf der Platte in breitem Ruhrgebietsdialekt eine Rede vor den Beschäftigten eines fiktiven Betriebs. Als Betriebsrat habe er vernommen, die Kollegen seien »noch nich richtig aufgeklärt […] mitte Entwicklungshilfe, vor allem seit dat amtlich is, daß wir nächsten Donnerstag acht schwatte Praktikanten kriegen, von Negeria [sic!]«. Tegtmeier erzählt deshalb die Geschichte von seinem alten Kumpel »Jupp Koschinski«. Der habe Afrikaner gerne mit »Bananenbieger«, »Entwicklungsgorilla« und »so häßliche Schimpfwörter« bedacht – bis seine Firma ihn nach Afrika »zum Montieren« geschickt habe, wo ihm ein in München ausgebildeter schwarzer Facharzt in letzter Sekunde seinen entzündeten Blinddarm entfernt habe. Es sei überhaupt »Blödsinn, wennʼt immer heißt, dat wir die ganzen Entwicklungsmillionen nur verschenken täten! Nix! Die Herrschaften kriegen de Möpse doch nur geborgt […] und müssense hier in Deutschland gleich irgendwelche Traktoren oder auch schon mal Kunstdünger für kaufen, damit […] wir alle eine schöne Auftragslage« haben.37

Abgesehen vom aus heutiger Sicht mehr als fragwürdigen Humor dieser Episode sei festgehalten, wie unmissverständlich sich das BMZ 1967 dazu bekannte, westdeutsche Außenhandelsinteressen zu vertreten. Anders verhält es sich beim zweiten Beispiel. Ende 1969, also kurz vor Drehbeginn von »Keine Zeit für Abenteuer«, bemühte sich Wallow darum, den Unterhaltungsmusiker Udo Jürgens für das BMZ einzuspannen (der zu diesem Zeitpunkt auch Wahlkampf für Kiesinger und die CDU machte). Wie man nach einem Treffen mit dem Management des Sängers konstatierte, sei Jürgens über die Probleme der Entwicklungsländer gut informiert und bereit, »in Form eines politischen Chansons das Thema zu individualisieren und zu verbreiten«, zumal er meine, »daß er eine Niveauschwelle wegen seines zunehmenden Alters überschreiten muß«.38 Eine Win-Win-Situation also, auch weil das Ministerium sich zur Mindestabnahme von 10.000 Exemplaren einer Schallplattenproduktion bereit zeigte, deren Erlös dem DED zukommen sollte. Das Projekt versandete aber 1971.

Zum einen befürchtete man einen Kontrollverlust; der Versuch, Kritik am Status quo in Warenform – eben als Tonträger – zu lancieren, könne imagemäßig nach hinten losgehen, hieß es intern. Zum anderen war man nicht begeistert von dem Songtext, den Jürgens’ Texter Eckart Hachfeld verfasst hatte. Tatsächlich hatte dieser unter dem Arbeitstitel »Eine Handvoll Reis« einen Entwurf voll der »üblichen Klischees über Entwicklungshilfe/Entwicklungspolitik/Dritte Welt« abgeliefert.39 Peter Röhrig, Epplers persönlicher Referent, schrieb an Wallow: »Der Hinweis auf Machtstrukturen und Ungerechtigkeiten und die Notwendigkeit, sie zu durchbrechen[,] scheint mir wichtiger als der Appell an Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe.«40 Hachfeld selbst bat er, dem Songtext Gedanken zu Grunde zu legen wie: »Wir leben auf einer Erde. Wir leben verschieden. Die einen mit Hunger, Krankheit, Unwissenheit, Ohnmacht. Die anderen in Freiheit, Wohlstand, Reichtum und Macht. […] Wir verkaufen das, was wir erzeugen (Industrieerzeugnisse) zu einem Preis, den wir selbst bestimmen! Gegenwert in Rohstoffen)! [fehlende Klammer im Original] So schwingen wir kontinuierlich unsichtbar die Sklavenpeitsche über dem Heer der Rechtlosen in Afrika, Asien und Lateinamerika. […] [W]ir quälen den fernen Nächsten, ohne es zu wissen.«41

Von Qualen, die man durch den eigenen Wohlstand Anderen zufüge, war 1967 bei Jürgen von Manger noch nichts zu vernehmen gewesen. Aber ganz unabhängig vom Begründungswandel der Entwicklungshilfe hin zur Moralisierung globaler ökonomischer Abhängigkeitsverhältnisse, der hier erkennbar wird: Den BMZ-Verantwortlichen stand 1971 offenbar die Gefahr schwer einzuhegender Dynamiken vor Augen, die das Sich-Einlassen auf die Populärkultur barg. Demgegenüber vermitteln die Quellen zu »Keine Zeit für Abenteuer« den Eindruck einer fast naiven Auffassung vom Fernsehen als Mittel zur Meinungslenkung.

3. Zwischen »Publikumsgeschmack« und Militärdiktatur –
der Produktionsprozess

Es hatte durchaus Warnsignale gegeben. Die Kooperation des BMZ mit dem ZDF hing bereits kurz nach Vertragsunterzeichnung vorübergehend in der Schwebe, weil man im Ministerium zu dem Eindruck gelangt war, der Sender weigere sich, die Fachberatung im vereinbarten Umfang anzunehmen. Dann kam es zu einer Einigung dahingehend, dass Drehbuchautor Schulz finanziert vom BMZ auf Recherchetour nach Brasilien geschickt werden sollte, bevor er das Skript verfasste. In dem Land, das zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht als Ort der Handlung avisiert war, wurde der Autor zu einer Produktionsgenossenschaft weitervermittelt, die mit BMZ-Hilfe in der Kleinstadt Pindorama im Bundesstaat Alagoas betrieben wurde.42 Sofern man auf einen Realitätsschock bei Schulz hoffte, scheint der Plan allerdings nicht aufgegangen zu sein. Zwar fiel die Wahl infolge seiner Reise auf Pindorama als Drehort. Als das ZDF jedoch nach Wallows Insistieren im August 1969 das Drehbuch vorlegte, sah dieser sich erneut gezwungen, Überarbeitungen einzufordern. Wenig später – die Dreharbeiten hatten begonnen – erreichte den Referenten dann die Nachricht, der Regisseur Karl Heinz Deickert halte sich ohnehin kaum an die Vorlage.43 Wallow blieb nichts übrig, als Eppler zu eröffnen, in Brasilien entstehe offenbar eine »entwicklungspolitische Schnulzensendung«. Deickert versuche, den »Publikumsgeschmack« zu treffen, und wähne sich dabei im Recht, weil seine Produktionsfirma vom ZDF nicht über die vereinbarte inhaltliche Abstimmung mit dem BMZ in Kenntnis gesetzt worden war.44 Zwischenzeitlich plante Wallow, die Dreharbeiten in Brasilien persönlich zu überwachen.45 Ob er das tat, geht aus den Akten nicht hervor. Dokumentiert ist dort aber, dass sich nun auch der DED beim BMZ darüber besorgt zeigte, dass die eigene Arbeit als zu abenteuerlich dargestellt werde, was falsche Erwartungen wecken könne. Offenbar ist die Umbenennung der Serie, die noch immer Schulz’ Projekttitel »Abenteuer Inbegriffen« trug, auf diese Intervention zurückzuführen.46

Als die Dreharbeiten abgeschlossen waren und im Frühjahr 1970 die Nachsynchronisation begann, erwog man im BMZ kurz, die Ausstrahlung der Produktion zu stoppen, musste aber feststellen, dass das ZDF sich vehement gegen eine Streichung der bereits ins Programm eingeplanten Serie aussprach47 und dass die eigenen Erfolgsaussichten im Fall eines Rechtsstreits gering waren.48 Wallow bemühte sich daraufhin um Schadensbegrenzung. So versuchte er, das ZDF zumindest von den Sendeterminen in den Schulsommerferien abzubringen, um so die Zuschauerzahl zu minimieren. Damit der Schock in entwicklungspolitischen Kreisen milder ausfiel, wurde zudem in der Woche vor Ausstrahlung vom Bundestagsausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit eine Preview der ersten fünf Folgen in Bonn organisiert.49 Noch im Juli versuchte man außerdem (erfolglos), beim ZDF eine ergänzende Fernsehdiskussion über die Sendung zu erwirken.50 Aber nun beschwerte sich der Sender umgekehrt darüber, dass aus dem BMZ kritische Kommentare an die Presse durchgestochen würden.51 Nach Ausstrahlung der Serie, in deren Vor- und Abspann das Ministerium unerwähnt blieb, glätteten sich die Wogen in der Korrespondenz zwischen Werner Stelzer, dem Leiter des Pressereferats des Ministeriums, und dem zuständigen Abteilungsleiter im Sender, Gert Wolf, dann schnell wieder.52 Auch Wallow musste eingestehen: »Die schlechte Qualität des Films ist ausschließlich auf dramaturgische Umsetzung […] zurückzuführen.« Inhaltlich sei alles enthalten, was man abgesprochen habe.53

Wallow hatte einfach Pech. So war es eine rein pragmatische Entscheidung gewesen, die Sendung in Brasilien spielen zu lassen und zu filmen; womöglich war auch die Erwägung dazugekommen, dass das Land für die »Dritte Welt« herhalten konnte, aber keine deutschen kolonialen »Vorbelastungen« aufwies. Brasilien gehörte überdies nicht zu den politisch heiß diskutierten Staaten, trotz seiner Militärdiktatur, und obwohl Amnesty International seit 1969/70 auf Folterungen und auf Gewalttaten gegenüber der indigenen Bevölkerung des Landes hinwies.54 Der eingangs erwähnte Neokolonialismusvorwurf bekam dann unvorhersehbare Brisanz, nachdem am 11. Juni 1970 der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Rio de Janeiro, Ehrenfried von Holleben, von der Untergrundorganisation Vanguarda Popular Revolucionária entführt und nur wenige Tage vor der Ausstrahlung der ersten Serienfolge freigelassen worden war. Die Entführungsaktion, die auf die Freipressung politischer Gefangener zielte, wurde von den marxistischen Guerilleros mit den Aktivitäten westdeutscher Unternehmen in Verbindung gebracht. Und so hieß es sogar in der »Hildesheimer Allgemeinen Zeitung« über »Keine Zeit für Abenteuer«: »Vor wenigen Wochen wäre es nur ärgerlich gewesen, […] deutsche Überlegenheit mit deutschem Herrenton [...] zu demonstrieren. Heute ist das ausgesprochen peinlich.«55

Es half nicht, dass auch ein Schauspieler dazwischenfunkte. So zitierte die Münchener »Abendzeitung« einige Wochen zuvor den Hauptdarsteller der Serie, Harald Dietl, mit den Worten »[n]ur ein Castro kann Brasilien wirklich helfen« – eine Aussage, die den Absichten des BMZ kaum ferner hätte liegen können. Der »TV-Entwicklungshelfer«, so hieß es in dem Artikel weiter, hätte sich von den Dreharbeiten am liebsten eine Brasilianerin »mitgebracht« und sich zudem über Fledermäuse, Amöben, Armut und die Tatsache beschwert, dass man ihm einmal einen Affen zum Verzehr statt zum Spiel angeboten habe.56 Es war nicht das erste Mal, dass einer der Darsteller negativ auffiel. Unter der reißerischen Überschrift »Deutsche Küsse enden blutig« hatte die »Stuttgarter Zeitung« schon während der Dreharbeiten berichtet, dass Peer Brensing (»Bernd«) sich in Recife mit Polizisten geprügelt habe.57 Für das Ministerium war besonders unangenehm, dass es im Artikel explizit als Förderer einer Produktion genannt war, die vor Ort als eine Art »Wildwestfilm« betrachtet werde, der »nichts mit Brasilien zu tun habe«.58

Deutlich wird, dass man im Ministerium kaum kontrollierbare Dynamiken in Gang gebracht hatte. Zwar hatte Wallow durchaus Medienberatung in Anspruch genommen. Allerdings beschränkte sich sein diesbezüglicher Austausch offenbar auf Gespräche mit dem Schauspieler und Filmemacher Christian Doermer, die sich im Einvernehmen erschöpften, dass das problematische Drehbuch zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt komme. In Afrika etwa, so Doermer, werde verstärkt über die »Implikationen der Freiwilligendienste« und die »Problemverschleierung bzw. Umstrukturierung der rural emancipation bis hin zu Scientific Colonialism« diskutiert.59 Im BMZ wusste man gut, wie schwer die Diagnose »Neokolonialismus« wog – gerade für die Bundesrepublik, die sich seitens der DDR stets dem »Neoimperialismus«-Vorwurf ausgesetzt sah. Und so bat Wallows Kollege Stelzer seinen Konterpart im ZDF, von einer etwaigen Wiederholung der Serie »sang- und klanglos« abzusehen. Seine persönliche Meinung, die Produktion könne trotz allem zur »Bewußtseinsbildung in Fragen der Entwicklungspolitik« beitragen, werde im Ministerium nicht geteilt.60

4. Geläuterte Heimkehrer: 
Entwicklungspolitische Revisionen um 1970

Das zitierte Stichwort »Bewusstseinsbildung« ist für eine Erklärung der Reaktionen im BMZ entscheidend, mehr noch als der Vorwurf des Neokolonialismus. Dabei ist wichtig, dass beide Begriffe aus dem »Süden« kamen. Von »Neokolonialismus« hatte der ehemalige ghanaische Präsident Kwame Nkrumah 1965 als einer der ersten zu sprechen begonnen. Der Terminus »Bewusstseinsbildung« entstammte den befreiungstheologisch inspirierten Alphabetisierungskampagnen, die Paulo Freire in den 1960er-Jahren in Brasilien durchgeführt hatte, wobei es dem Pädagogen darum gegangen war, dass die Lernenden kritikfähig wurden gegenüber der tiefverwurzelten Annahme, ihr eigenes indigenes Wissen sei beim Lernen irrelevant. Dies nun interpretierten westdeutsche Leser und Leserinnen von Freires Buch »Pädagogik der Unterdrückten« (deutsche Erstausgabe 1971, Taschenbuch 1973 bei rororo) selbstkritisch als Auftrag, sich vom eigenen Überlegenheitsgefühl zu trennen. Das ist deshalb erwähnenswert, weil die oben angeführten PR-Unternehmungen – von Mangers Schallplatte und der Jürgens-Text – nicht nur die verstärkte Image-Arbeit des BMZ verdeutlichen, sondern auch den Übergang von der Außenhandelsorientierung zu eher dependenztheoretischen Positionen zeigen, die ihrerseits im Laufe der 1970er-Jahre in die Annahme übergingen, man müsse von den »anderen« Gesellschaften des »Südens« lernen. Aber was genau bewirkte den Sinneswandel der Insider?

Es ist ein kleines, aber bezeichnendes Detail, dass Zuschauer und Zuschauerinnen von »Keine Zeit für Abenteuer« nichts über die Rückkehr der Entwicklungshelfer und -helferinnen nach Deutschland erfahren. Den letzten Folgen der Sendung geht spürbar der Stoff aus. Nach einem Jahr Arbeit haben sich die DED-Akteure selbst »überflüssig« gemacht.61 Die Kooperative brummt, und die Brasilianer, so die Botschaft, können von den abreisenden Deutschen nichts mehr lernen. Ob die Auslands­erfahrung aber etwas an deren Blick auf ihre Heimatgesellschaft, die Bundesrepublik, geändert hatte, war offenbar keine interessante Frage. Das ist deshalb bezeichnend, weil just die Rückkehr aus dem »Süden« zu diesem Zeitpunkt die zentrale Trope einer revisionistischen Entwicklungsdebatte wurde – einer Debatte, die vermehrt in einer Sprache der Selbstbefragung, gar der Läuterung angesichts beim Auslands­einsatz erlebter Frustrationen geführt wurde. Ebendies ging in Praktiken einer »Bewusstseinsbildung« zuhause ein, die in immer schrofferem Kontrast zu jenem Überlegenheits- und Machbarkeitsdenken stand, das die ZDF-Serie durchzog, allen Interventionen des BMZ zum Trotz.

Um 1969 begann international ein »entwicklungspolitische[r] Paradigmen­wechsel«.62 So zog der von einer Kommission unter Leitung Lester B. Pearsons vorgelegte Rückblick auf die erste »Entwicklungsdekade«, die die Vereinten Nationen 1961 ausgerufen hatten, eine gemischte Bilanz und gab veränderte praktische Empfehlungen (bessere Koordination der Hilfen, Frühwarnsysteme bei Überschuldung, stärkerer Fokus auf Familienpolitik). Der Paradigmenwechsel bestand darin, dass der Report weit deutlicher als zuvor moralische Forderungen stellte, wenn er zu einer gerechteren Außenhandelspolitik aufrief. Implizit machte er sich damit die erwähnte dependenztheoretische Lesart der Ursachen von Unterentwicklung zu eigen, die in Institutionen wie der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD) bereits seit Mitte der 1960er-Jahre Anhänger gewonnen hatte und die am 1. Mai 1974 von der UN-Vollversammlung verabschiedete »Erklärung über die Errichtung einer neuen internationalen Wirtschaftsordnung« (NIEO) prägte: Nicht kulturelle Modernisierungshemmnisse vor Ort galt es abzubauen, sondern exogene ökonomische Strukturen, d.h. Abhängigkeiten der (ehemals) kolonialen »Peripherien« von den »Zentren«.63 Wie der Titel des Pearson-Berichts, »Partners in Development«,64 anzeigte, empfahl dieser zugleich eine stärker partnerschaftliche Entwicklungszusammenarbeit, die Wissen und Würde der Counterparts vor Ort berücksichtigen sollte.65

In der Bundesrepublik war es gerade Erhard Eppler, der ab 1968 öffentlich das »apologetische Stadium« der Entwicklungshilfe zu beenden trachtete.66 Das traf zumal nach seinem Rücktritt im Juli 1974 aus Protest gegen Haushaltskürzungen des BMZ unter dem neuen Bundeskanzler Helmut Schmidt zu. Geprägt vom jüngsten »Ölpreisschock« und beeinflusst von der ökologischen Debatte über die planetarischen »Grenzen des Wachstums«, setzte Eppler in seinem Buch »Ende oder Wende. Von der Machbarkeit des Notwendigen« »[d]ie Verabschiedung vom materialistischen Wachstumsziel, dessen Entkopplung vom Fortschrittsdenken« auf die Agenda. Anders als seine Vorgänger nahm Eppler dabei explizit die Konsumentinnen und Konsumenten der Industrieländer in die Pflicht. Moralisch sei es »wenig überzeugend, wenn wir lautstark Verhandlungen zwischen den Erzeugern und Verbrauchern von Erdöl« forderten, aber dort, »wo wir, die Verbraucher, die Preise diktieren können«, wenig persönliche Veränderungsbereitschaft zeigten.67

In »Komplettes Stückwerk. Erfahrungen aus fünfzig Jahren Politik« (1996) stilisierte Eppler den »Wandel des eigenen Bewußtseins« um 1970 dann gar zum Wendepunkt seines Lebens.68 Mit dem Eintritt ins BMZ habe für ihn persönlich ein Jahrzehnt »technokratischen Größenwahns« geendet, wofür Reisen in alle Welt den Ausschlag gegeben hätten, besonders die Erkenntnis des ökologischen Teufelskreises, den die von Entwicklungshelfern mitverantworteten Monokulturen in Nordafrika mit Blick auf die Bodenerosion in Gang gebracht hätten. Man mag Epplers retrospektive Lernbehauptung als Imagearbeit eines Politikers abtun, den seine Nemesis Schmidt als »Gesinnungsethiker« verspottete. Tatsächlich ging Epplers Machtverlust einher mit seiner Selbststilisierung als moralische Instanz, etwa in der von ihm ab 1973 geleiteten Grundwertekommission der SPD oder durch sein Engagement in der evangelischen Kirche, was gut dazu passte, dass viele Gemeinden sich in dieser Zeit Entwicklungsfragen zuwandten – oft mit einem ostentativ demütigen Gestus gegenüber den »Südkirchen«.69 Und doch ist anzunehmen, dass in Epplers Self-fashioning auch Reflexe dessen aufblitzten, was seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um 1970 Tag für Tag im Auslandseinsatz erlebten.

In »Keine Zeit für Abenteuer« wurden die jungen Entwicklungshelferinnen und -helfer erst nach Ankunft im Gastland gezeigt. Wichtig ist aber der damalige Wandel der Ausbildung. Dass der Einsatz in den Tropen herausfordernd war, stellte keine neue Erkenntnis dar.70 Bereits Mitte der 1960er-Jahre wurde darauf mit Schulungen unter anderem durch die Deutsche Stiftung für Entwicklungsländer (DSE) reagiert – gemeint sind hier die Vorbereitungskurse, also nicht die Spezialausbildungen in tropischer Landwirtschaft oder Veterinärmedizin.71 Diese Kurse waren von der Sorge motiviert, die (männlichen) Entwicklungshelfer könnten ihre Tugenden, vor allem ihr Arbeitsethos verlieren, wenn vor Ort womöglich eine Neigung zu Gewalt hervortrat. Dem sollten nicht zuletzt die mitreisenden Ehefrauen durch »häuslichkeitsbildende« Tätigkeiten entgegenwirken. Umgekehrt schien aber auch ein Übermaß an Empathie gefährlich, und zwar gerade für die jüngeren, freiwilligen Entwicklungshelfer des 1963 etablierten DED, was ja auch in »Keine Zeit für Abenteuer« deutlich wird. Überhaupt entsprach die Serie den Zielen der Menschenführungstechniken aus den Vorbereitungskursen. Es galt, persönlich zu reifen an der Entwicklungsaufgabe, weshalb man allzu abenteuerlustige oder gar »gescheiterte Existenzen« auszusondern bemüht war. Das angestrebte Helferprofil spiegelte somit das Bild wider, das man von den »zu Entwickelnden« hatte: Deren »Eigensinn und Widerstand« fanden lange keinen konzeptionellen Ort in der Vorbereitung auf den Einsatz. Wie in »Keine Zeit für Abenteuer« wurde vermittelt, abweichendem Denken und Handeln der »zu Entwickelnden« mit Verständnis zu begegnen, wo es sich um überkommene »vorindustrielle Verhaltensweisen« handele.72

Um 1970 trat dann aber so etwas wie interkulturelle Kommunikation hinzu. Die Vorbereitungen auf den Auslandsaufenthalt wurden länger, parallel zum veränderten Aufgabenverständnis der Beteiligten, die sich (vorübergehend) weniger der Herausbildung des Homo oeconomicus als der »Hilfe zur Selbsthilfe« verschrieben. Mit den verbesserten Vorbereitungskursen reagierte man auch auf die scharfe Kritik an der Arroganz der bei Entwicklungsprojekten in Indien tätigen »Rourkela-Deutschen«, wie sie der ehemalige Entwicklungshelfer Bodo Sperling in einem gleichnamigen Buch von 1966 genannt hatte, das auf breite mediale Resonanz gestoßen war.73 Die Kurse reflektierten nicht zuletzt die emanzipatorischen Ideale der »68er«-Bewegung, obgleich »Experimente mit freien und selbstbestimmten Ausbildungsformen« beim DED kurzlebig blieben.74 Es waren eben nicht nur gesellschaftliche Entwicklungen in Europa, sondern auch konkrete Erfahrungen der Rückkehrenden, die entsprechende Revisionen anregten. Marianne Dünki, die 1987 Gespräche mit (schweizerischen) Entwicklungshelferinnen und -helfern führte, betonte zwar die Vielfalt von Erfahrungen; sie bildete eine Typologie, die zwischen Pragmatikern, Machern, »Bilderbuch-Entwicklungshelfern«, Missionaren und »Geweckten«, Enttäuschten und Theoretikern unterschied. Dass aber unter all diesen Typen ein Gefühl der Frustration verbreitet war, ließ sich kaum überlesen.75

Wie das Beispiel deutscher Helfer in Tansania zeigt, waren die sozialen Interaktionen vor Ort oft ernüchternd. Man hatte sich zwar aus verschiedensten Gründen ins Ausland begeben – dazu zählten die Lust am Ausbruch aus dem deutschen Alltag und auf Exotik, Karriereerwägungen, die Praxissehnsucht so manchen Akademikers und natürlich auch ein genuiner Hilfewunsch –, immer war aber das »Wirksamkeitsmotiv« ausgeprägt.76 Die meist männlichen Entwicklungshelfer gerade der 1960er-Jahre waren vor der Abreise zutiefst vom Sinn ihres Tuns überzeugt, auch insofern, als sie sich aufgrund ihres vermeintlich überlegenen Wissens legitimiert fühlten, als »Treuhänder« für »die Menschheit« zu agieren.77 Die Handlungsspielräume in den Niederungen der Praxis waren jedoch viel kleiner als erwartet. Zudem war es für viele Helfer und Helferinnen irritierend, dass sie von den Menschen vor Ort oftmals als Exponenten einer Konsumgesellschaft gesehen wurden, der sie selbst kritisch gegenüberstanden. Auch war nicht der Wissenstransfer, sondern der Transfer von Ressourcen, etwa von Importwaren, oft auschlaggebend für soziale Beziehungen, und damit verbunden die Beharrungskraft lokaler Patronageverhältnisse. Schließlich erwies sich der theoretische Wissensvorsprung der Beratenden als nichtig gegenüber dem praktischen Wissen um die Verhältnisse vor Ort.

Für viele Beteiligte resultierte das in einer resignierenden Mäßigung der eigenen Ziele. Dies fiel aber just jenen Akteuren schwer, die »Entwicklung« nach »68« als politisches, nicht als rein technisches Projekt auffassten und vor allem im DED präsent waren. Mittelfristig verkomplizierte der Realitätsschock gerade bei ihnen manche Hoffnung, die sich an die (Dritte-Wegs-)Sozialismen des »Südens«, besonders im Tansania Julius Nyereres, geknüpft hatte. Bisweilen hatte der Auslandseinsatz an Polittourismus gegrenzt;78 einige vom DED geschickte Helfer und Helferinnen suchten den Anschluss an revolutionäre Befreiungsbewegungen, etwa im (künftigen) Mosambik oder in Sambia, was auch Eppler scharf kritisierte.79 Von größerer Bedeutung scheint aber die Tatsache, dass immer mehr Rückkehrer sich als mitschuldig empfanden an Entwicklungsprojekten, die mehr Probleme verursachten als sie lösten, die wenig demokratische Herrschaftsstrukturen vor Ort stabilisierten oder die schlicht versandeten. Das ließ die Helfer und Helferinnen bald nicht nur Kritik an den konkreten Widersprüchen der Entwicklungshilfe äußern, sondern eben auch an Zielkonflikten der bundesrepublikanischen Gesellschaft. Zwar waren viele Rückkehrer aus Tansania alles andere als unkritisch, etwa angesichts der dortigen Zwangsumsiedlungen, doch erblickten sie im tansanischen »Fokus auf Tradition, Gemeinschaft und landwirtschaftliche Produktion« einen »Ausweg aus der Sackgasse, in die die industrielle Moderne geraten war«.80 Die These, dass infolge solcher Lernprozesse die »Selbstreflexion und -relativierung«, ja der »Zweifel« »zum konstituierenden Bestandteil der Selbstkonstruktion« der Entwicklungshelfer und -helferinnen geworden sei,81 mag überzogen sein. Unverkennbar ist aber, dass »Keine Zeit für Abenteuer« in eine Phase fiel, in der die Erfahrungen der Praxis zu einem Revisionsimpetus führten, der auch vor der eigenen Gesellschaft nicht Halt machte.

5. Bewusstseinsbildung und (globale) Medienkritik 
in den 1970er-Jahren

Vor dem Hintergrund der selbstkritischen Wende im Entwicklungsdiskurs überrascht nicht, dass Hans Wallow sich von der Reise des Drehbuchautors Rolf Schulz nach Brasilien eine heilsame Wirkung erhoffte.82 Der Versuch des BMZ-Referenten, einer entstellenden oder mindestens beschönigenden Präsentation der Entwicklungshilfe entgegenzuwirken, deckte sich aber auch mit der im Bonner Ministerium an Bedeutung gewinnenden kritischen Öffentlichkeitsarbeit. Diese betrieben viele Mitarbeiter nunmehr weniger im Sinne der Werbung für die Hilfseinsätze des BMZ als mit dem Ziel, bundesrepublikanische Gewissheiten zu hinterfragen. Eppler sah sich 1969 nicht primär den kurzfristigen außen- und wirtschaftspolitischen Interessen der Bundesrepublik, sondern mehr einer globalen »langfristigen Friedenspolitik« verpflichtet. Und er hielt seine schützende Hand über den »Montagskreis« jüngerer, teils weit linksstehender Kollegen, die sich als »entwicklungspolitische Avantgarde« sahen und die Bundesregierung sehr kritisch bewerteten. Der oben erwähnte Kai Friedrich Schade etwa, der sich 1970 von seinem Referentenposten freistellen ließ,83 etablierte mit der Zeitschrift »epd-Entwicklungspolitik« eines der wichtigsten Foren des »Dritte-Welt«-Engagements in der Bundesrepublik. Wenngleich die Ansicht, Entwicklung sei »ein im Kern neokolonialistisches Machtinstrument«,84 unzweifelhaft eine Minderheitenposition innerhalb des Ministeriums war (und dieses sich intern sehr kritisch mit der APO auseinandersetzte), bildeten die Bonner Räumlichkeiten des BMZ doch eine Art Soziotop, aus dem die Netzwerke der entwicklungspolitischen Solidaritäts- und Basisgruppen der 1970er- und 1980er-Jahre erwuchsen.85

Letztlich muss daher von einem Kontinuum revisionistischer Deutungen der Entwicklungshilfe Anfang der 1970er-Jahre die Rede sein, unter denen der Neokolonialismusvorwurf nur die radikalste Kritik war. So trat das Ministerium selbst verstärkt als Produzent von Lehrmitteln in Erscheinung, vernetzte sich mit progressiven Lehrern und Lehrerinnen und finanzierte Schulbuchanalysen. Diese warfen ebenso kritische Blicke auf die oft rassistischen Inhalte, die Geschichts- und Geographiebücher zu den Entwicklungsländern verbreiteten, wie auf die (autoritäre) pädagogische Haltung, die in den Lehrmaterialien zu Tage trat. Bald war das Ministerium sogar durch finanzielle Förderung an Publikationen beteiligt, die der Printkultur des »Alternativen Milieus« näherstanden als der Pädagogik im engeren Sinne. Darunter waren regelrechte Rückrufaktionen zum westlichen Fortschrittsglauben – Bücher, mit denen Deutsche sich selbst als »Eingeborene« zu betrachten lernten, deren Kultur kaum weniger »magisch« sei als diejenige der Indigenen Südamerikas oder Polynesiens.86

Bild
Cover des Buches »Wir Eingeborenen« (1981 beim Verlag Leske und Budrich, 1983 bei rororo).
Das linke Cover zeigt eine norwegische Reisegruppe 1962 in Kairo (Foto: Thomas Hoepker),
das rechte Cover einen Cartoon des »stern«-Karikaturisten Markus (Jörg Mark-Ingraban von Morgen).
Statt europäischem Tourismus im »Orient« ist nun eine fiktive Strandszene in Westerland auf Sylt zu sehen.
Neben der veränderten Typographie und dem erweiterten Untertitel fällt auch auf, dass der Haupttitel in der späteren Ausgabe Anführungszeichen erhielt.

In dieser Phase hatte das BMZ auch enge Kontakte zu kritischen Medienschaffenden geknüpft. Stellte der vom Ministerium getragene Gesprächskreis »Massenmedien« anfangs Überlegungen zur technischen Unterstützung afrikanischer Rundfunksender an,87 zielte die Etablierung des »Journalistenpreises Entwicklungspolitik« 1975 stärker darauf, Anreize zu schaffen, das Bild der entsprechenden Länder in den westdeutschen Medien zu differenzieren. »Keine Zeit für Abenteuer« stand also am Beginn von Debatten, wie sie besonders auf den ab 1972 zunächst in Trier, dann in der Evangelischen Akademie im hessischen Arnoldshain veranstalteten sogenannten Fernsehworkshops geführt wurden – nicht immer mit konstruktiven Ergebnissen. So beobachtete ein Journalist beim zweiten dieser Workshops (Thema: »Für eine gerechte Welt«) eine gewisse Verweigerung gegenüber der Frage, die sieben Jahre zuvor auch schon Rolf Schulz in seinem Treatment für »Keine Zeit für Abenteuer« aufgeworfen hatte: wie man die Probleme der »Dritten Welt« am besten dramatisiere. »Wieviel ›Emotionalisierung‹ ist da nötig (Statistiken schläfern ja meist nur ein), welche Dosis hat die entgegengesetzte Wirkung.«88

Die Schwierigkeiten bei der Fiktionalisierung der »Dritten Welt« hatten dabei selbst eine globalgeschichtliche Dimension. In den 1970er-Jahren begannen Politiker aus dem »Süden« vermehrt, den vermachteten Charakter der Informationsflüsse in der Welt zu kritisieren.89 Mitte des Jahrzehnts evaluierten die Kommunikationswissenschaftler Kaarle Nordenstreng und Tapio Varis in einer vielzitierten Studie globale Ungleichgewichte hinsichtlich des Zugangs zu Kommunikationssatelliten oder der Standorte von Nachrichtenagenturen. Ihre Befunde schlugen sich im November 1978 in der UNESCO-Deklaration über »Grundprinzipien für den Beitrag der Massenmedien zur Stärkung des Friedens und der internationalen Verständigung, zur Förderung der Menschenrechte und zur Bekämpfung von Rassismus, Apartheid und Kriegshetze« nieder.90 Der kommunikationstechnische Status quo, auf den es mithilfe einer »Neuen Weltinformations- und Kommunikationsordnung« (NWIO) zu antworten gelte,91 erschien immer deutlicher nicht nur als strukturelle Analogie, sondern auch als mitentscheidender Faktor der ökonomischen Dependenz in der Welt, auf die, wie angedeutet, 1974 mit den Vorschlägen zu einer Neuen Weltwirtschaftsordnung reagiert worden war.

Tatsächlich konnte man 1979 in der Bundesrepublik schon in Rundfunk-Handbüchern lesen, dass das »Wissen« der Deutschen »über den Realitätsbereich Dritte Welt im Allgemeinen höchst verzerrt« sei. Zu den Ursachen zählten Exotismus, die »eurozentrische Selbstherrlichkeit« mancher Auslandskorrespondenten und ein Aktualitätszwang, der keinen Raum für die Darstellung »struktureller Gewalt« lasse. So könne nicht verwundern, dass auch die politischen »Modernisierungsstrategien« (in Anführungszeichen) gegenüber dem »Süden« darauf hinausliefen, das dort vermeintlich dominierende traditionelle Denken in eine »rationale Wirtschaftsgesinnung« umzuwandeln, obwohl doch kaum Zweifel an der »neokoloniale[n] Ausbeutung der Dritten Welt« bestehen könnten. Die »allseits geforderte ›handlungsorientierte Betroffenheit‹« der Bundesbürger werde sich so jedenfalls nicht ergeben.92

6. Fazit

Die ZDF-Serie »Keine Zeit für Abenteuer« konnte nur in einem bestimmten historischen Zeitfenster entstehen, das sich nicht erst mit den erwähnten »Rotfunk«-Vorwürfen von konservativer Seite schloss. Noch bis Mitte der 1960er-Jahre hätte niemand im BMZ einen Anlass gesehen, ein derart teures und aufwendiges Projekt anzugehen. Dafür schien das öffentliche Bild von der deutschen Entwicklungshilfe nicht wichtig genug. Allein die Tatsache, dass das Ministerium sich 1966 auf das Wagnis einer Fernsehproduktion einließ, zeigt den Legitimationsdruck des expandierenden BMZ. Nur wenige Jahre später wiederum hätte die Serie kein grünes Licht mehr bekommen – und das, obwohl das fertige Produkt der Kooperation mit dem ZDF sich nach Interventionen des Ministeriums durchaus vom ersten Treatment unterscheidet, dessen direkte Umsetzung gewiss noch weit heftigere Proteste aus den Reihen ehemaliger Entwicklungshelfer und -helferinnen provoziert hätte, die freilich auch so Anstoß an Paternalismus und Realitätsferne der dargestellten »Entwicklungswelt« nahmen.

»Keine Zeit für Abenteuer« zeugt damit – erstens – von der Experimentierfreude, aber auch vom schmerzhaften Lernprozess der Mitarbeiter des Ministeriums. Wie ich an zwei weiteren PR-Projekten verdeutlicht habe, die das BMZ zwischen 1966 und 1971 initiierte, war man die Kooperation mit den TV-Profis etwas blauäugig angegangen. Das betraf Eigenlogiken und Zuständigkeiten bei Fernsehproduktionen, die zur Folge hatten, dass im Produktionsprozess nur noch bedingt Einfluss genommen werden konnte auf das Bild, das Drehbuchautor und Regisseur, Produktionsfirma, Schnitt sowie Schauspieler und Schauspielerinnen von der westdeutschen Entwicklungshilfe zeichneten. Überdies hatte sich Hans Wallow, der federführende Pressereferent des Ministeriums, offenbar die grundsätzliche Frage nicht gestellt, die auch für die Belange der »Dritten Welt« sensibilisierte Filmschaffende der späten 1970er-Jahre nicht recht zu beantworten wussten: Konnte das Thema »Entwicklung« überhaupt in die Sprache der »Kulturindustrie« übersetzt werden, ohne dass dies die eigenen Absichten korrumpierte? Ließ sich Entwicklungszusammenarbeit fiktionalisieren, ohne auf klischeehafte Storylines zu setzen? Konnte man Stereotype von deutscher Effizienz und hilfsbedürftigen »Gastländern« vermeiden, wenn man in der bundesrepublikanischen Gesellschaft für die Arbeit des BMZ werben wollte?

»Keine Zeit für Abenteuer« stand – zweitens – am Anfang eines Prozesses, an dessen Ende die Frage, was »Werben« für Entwicklung implizierte, völlig anders beantwortet wurde als wenige Jahre zuvor. Sogar der Entwicklungsbegriff selbst durchlief im Wortgebrauch einschlägiger Kreise der Bundesrepublik einen radikalen Wandel.93 Was noch Ende der 1960er-Jahre ein weitgehend unproblematischer Terminus war, der beschrieb, wie »Andere« – Hilfe von außen vorausgesetzt – denselben Grad an Wohlstand und Modernität erreichen könnten wie man selbst, war ein Jahrzehnt später zu einem Begriff geworden, mit dem bestimmte Akteure genau diese Ziele hinterfragten. Der Filmkritiker Peter Heller etwa lobte den Fernsehworkshop 1978 (auf dem über die mediale Darstellung der »Dritten Welt« diskutiert worden war) als »Entwicklungshilfe in eigener Sache«, weil er zur Aufklärung über die Widersprüche der Entwicklungshilfe beigetragen habe.94 Nicht die Anderen zu entwickeln, sondern das eigene kritische »Bewusstsein« der Ursachen von Missständen in der Welt – das war nun die Aufgabe, die sich Akteure im Umfeld von Entwicklungseinrichtungen stellten.

Die Auslöser dieser Veränderungen waren – drittens – vielfältig. Keineswegs lassen sie sich auf einen rein geistesgeschichtlichen Vorgang reduzieren, an dessen Ende die Einsicht in die Aporien des »westlichen« Fortschrittsdenkens stand. Konkrete Erfahrungen im entwicklungspolitischen Feld, die sich, wie dargestellt, in veränderten Ausbildungswegen niederschlugen, spielten eine ebenso wichtige Rolle. Aber auch Ideenimporte aus dem »Süden« wie Dependenztheorie und die verbreiteten Neokolonialismus-Diagnosen wirkten insofern hinein, als nun weit vor die Dekolonisierung zurückreichende ökonomische Asymmetrien verantwortlich gemacht wurden für das unübersehbare Ausbleiben von Entwicklungserfolgen im Globalen Süden. Dies setzte an den Universitätsinstituten Westeuropas eine enorme entwicklungsökonomische Wissens- und Textproduktion in Gang, deren Erforschung noch weitgehend aussteht.95

Die Einsicht, dass es exogene, weltsystemische Missverhältnisse seien, die korrigiert werden müssten, veränderte auch die entwicklungspolitische Kommunikation. Es waren die Köpfe der Menschen im Norden, auf die sich ab 1970 die Aktivitäten der PR-Leute im Ministerium richteten, wobei man mit zivilgesellschaftlichen Basisgruppen kooperierte, deren Aktivisten und Aktivistinnen sich teils aus dem Ministerium und seinem Umfeld rekrutierten. Das wiederum ist Ausdruck einer neuen kosmopolitischen oder vielleicht besser »globalitären« Moral, die ihrerseits in Wechselwirkung stand mit der Abkehr politisierter Akteure sowohl von der Idee der revolutionären Umgestaltung der Welt als auch von einem modernen Machbarkeitsdenken, dessen Hoffnungen auf langfristige Planungen durch staatliche Institutionen gerichtet gewesen waren.96 Beides wurde durch die Arbeit an einem Bewusstseinswandel abgelöst, der, so zumindest die zeitgenössische Theorie, zum individuellen Verhaltenswandel animieren werde, und zwar allen voran bei den Konsumentinnen und Konsumenten jener Waren, deren Handel die globalen wirtschaftlichen Asymmetrien perpetuiere.97 Das Schicksal von »Keine Zeit für Abenteuer« – genauer: die Kritik entwicklungspolitisch interessierter Akteure an der Sendung – war also auch ein früher Effekt jenes Revisionismus, der sich in den 1980er- und 1990er-Jahren bisweilen zu kulturrelativistischen Extremen auswuchs, wenn auch nur in bestimmten Kreisen. Die staatsoffizielle Entwicklungspolitik orientierte sich in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts durchaus wieder stärker an Außenhandelsinteressen.

Den Befund der wachsenden entwicklungsbezogenen Selbstkritik sollte man aber nicht mit einer Antwort auf die Frage verwechseln, was »Keine Zeit für Abenteuer« der Mehrzahl seiner Zuschauer und Zuschauerinnen bedeutete. Die eher kleinen Wellen, die die Sendung schlug, lassen nicht vermuten, dass sie bleibende Wirkung zeitigte. Indizien für Publikumsreaktionen gibt es aber durchaus, und sie bilden eine bemerkenswerte Pointe. Zu den letzten Dokumenten im Bestand des Bundesarchivs zu »Keine Zeit für Abenteuer«, gleich vor den Schlussabrechnungen des Fernsehsenders, gehört der erwähnte Brief von Werner Stelzer an Gert Wolf vom ZDF, in dem der BMZ-Referent den Fernsehmann auch um genauere Auskünfte über Publikumsresonanz auf die Sendung bat. Das Schreiben ist leider unbeantwortet geblieben, ein entsprechender Quellenbestand nicht überliefert. So kennen wir nur den Anlass des Briefes: Der Deutsche Entwicklungsdienst, so Stelzer, habe zuletzt eine Verdoppelung der Bewerbungen feststellen können.98


Anmerkungen:

1 [Anon.,] Dünne Story sprach kaum an, in: Rhein-Zeitung, 1.7.1970.

2 Bundesarchiv Koblenz (BArch), Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, B 213/2511, Zusammenarbeit mit dem ZDF bei der Produktion der Dokumentarspielserie »Keine Zeit für Abenteuer«. 1966–1971. D.W. ans BMZ, 2.7.1970.

3 Für die Möglichkeit zur Sichtung von »Keine Zeit für Abenteuer« danke ich dem Geschäftsbereich Archiv – Bereitstellung – Dokumentation des ZDF, für den Kontakt Claus Wunn. Die Forschung hat die Serie bislang nicht beachtet. Lediglich Synopsen und Angaben zur Sendezeit finden sich in Thomas Hruska/Jovan Evermann, Der neue Serien-Guide. Das Lexikon aller Serien im deutschen Fernsehen von den Anfängen bis heute, Bd. 2: F–L, Berlin 2004, S. 613, und Michael Reufsteck/Stefan Niggemeier, Das Fernsehlexikon. Alles über 7000 Sendungen von Ally McBeal bis zur ZDF-Hitparade, München 2005, S. 642. Die Lücke kann stellvertretend stehen für das Desiderat einer fernsehhistorischen Beschäftigung mit Entwicklungshilfe und Kolonialismuskritik. Der Forschungsstand zum Kinofilm ist besser; siehe etwa Jürgen Dinkel, Dekolonisation und Film – Ein Literaturbericht, in: WerkstattGeschichte 69 (2015), S. 7-22.

4 Funk Uhr, Heft 26/1970.

5 Alle Folgen der Reihe nach: 1: »Auf Wiedersehen, Pele«, 2: »Bestimmungsland Brasilien«, 3: »Suche Gebrauchtwagen«, 4: »Talentierte Leute«, 5: »Der Präfekt«, 6: »Die Brücke«, 7: »Die Krise«, 8: »Noch ein Experte«, 9: »Eine Chance für Barata«, 10: »Schwein gehabt«, 11: »Der neue Boss«, 12: »Spuren am Strand«, 13: »Die Bewährung«.

6 Keine Zeit für Abenteuer, Folge 1: »Auf Wiedersehen, Pele«, 5:30.

7 Ebd., 6:45, 6:23, 7:00, 16:07.

8 Keine Zeit für Abenteuer, Folge 2: »Bestimmungsland Brasilien«, 13:35.

9 Keine Zeit für Abenteuer, Folge 3: »Suche Gebrauchtwagen«, 23:50.

10 Keine Zeit für Abenteuer, Folge 4: »Talentierte Leute«, 23:20.

11 Keine Zeit für Abenteuer, Folge 5: »Der Präfekt«, 9:18.

12 Keine Zeit für Abenteuer, Folge 7: »Die Krise«.

13 Funk Uhr, Heft 26/1970.

14 Keine Zeit für Abenteuer, Folge 8: »Noch ein Experte«, 11:32.

15 Überhaupt wird nur in einer einzigen Szene mit der Food and Agricultural Organization der Vereinten Nationen (FAO) eine internationale Entwicklungsagentur erwähnt, und zwar als bürokratische Einrichtung, die fern der Realität der Helfenden agiere.

16 Keine Zeit für Abenteuer, Folge 6: »Die Brücke«, 23:30.

17 Keine Zeit für Abenteuer, Folge 9: »Eine Chance für Barata«, 8:56.

18 Es findet allerdings nur ex negativo Erwähnung, wenn Berneck zum Abschied einen Gruß »an Ulis Gewissen« sendet: Keine Zeit für Abenteuer, Folge 2: »Bestimmungsland Brasilien«.

19 Vgl. dazu Frank Bösch/Caroline Moine/Stefanie Senger (Hg.), Internationale Solidarität. Globales Engagement in der Bundesrepublik und der DDR, Göttingen 2018.

20 Keine Zeit für Abenteuer, Folge 4: »Talentierte Leute«, 18:30.

21 Keine Zeit für Abenteuer, Folge 3: »Suche Gebrauchtwagen«, 2:52.

22 BArch, B 213/2511, Zusammenarbeit mit dem ZDF bei der Produktion der Dokumentarspielserie »Keine Zeit für Abenteuer«. 1966–1971.

23 Siehe nur Matthias Weiß, Öffentlichkeit als Therapie. Die Medien- und Informationspolitik der Regierung Adenauer zwischen Propaganda und kritischer Aufklärung, in: Frank Bösch/Norbert Frei (Hg.), Medialisierung und Demokratie im 20. Jahrhundert, Göttingen 2006, S. 73-120.

24 Frank Bösch, Campaigning against »Red Public Television«: Conservative Mobilization and the Invention of Private Television in West Germany, in: Anna von der Goltz/Britta Waldschmidt-Nelson (Hg.), Inventing the Silent Majority in Western Europe and the United States. Conservatism in the 1960s and 1970s, Cambridge 2017, S. 275-294.

25 BArch, B 213/2511, Rolf Schulz, Abenteuer Inbegriffen. Geschichten aus dem Alltag deutscher Entwicklungshelfer, o.D. [1967].

26 Die Beschreibung lautet weiter: »Tüte sieht das ein, von ›Hilfe zur Selbsthilfe‹ hat er [...] genug gehört, […] mit Geduld erklärt er einem Schwarzen zum zwölften Mal, wie er den Vergaser in den Traktor eingebaut hat.«

27 Schulz, Abenteuer Inbegriffen (Anm. 25), Zitate auf S. 15f., S. 17f., S. 23, S. 20.

28 Ebd., S. 23.

29 BArch, B 213/2511, Vertrag zwischen ZDF und BMZ, 8.5.1969.

30 BArch, B 213/2511, Aktenvermerk Wallows, 30.7.1970.

31 Siehe aber das laufende Forschungsprojekt von Dominik Geppert und Jonas Klein: <https://www.uni-potsdam.de/de/hi-neuere-geschichte/projekte/laufende/deutsche-entwicklungspolitik-seit-1961>, in dessen Kontext Kai Rehbaum ein Promotionsprojekt zur »Geschichte der entwicklungspolitischen Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit in der Bundesrepublik 1961 bis 1989« bearbeitet. Deskriptiv, dafür teils aus der Innensicht: Michael Bohnet, Geschichte der deutschen Entwicklungspolitik. Strategien, Innenansichten, Zeitzeugen, Herausforderungen, Stuttgart 2015; mit einem Fokus auf den Biographien der Entscheidungsträger: Karsten Linne, Die Bruderschaft der »Entwickler«. Zur Etablierung der Entwicklungspolitik in der Bundesrepublik Deutschland 1956 bis 1974, Göttingen 2021.

34 Schulz, Abenteuer Inbegriffen (Anm. 25), S. 6.

35 BArch, B 213/2511, Schreiben eines BMZ-Referenten an den ZDF-Intendanten Karl Holzamer, 21.6.1967.

36 [Anon.,] Tegtmeier als Entwicklungshelfer, in: Spiegel, 23.10.1967, S. 105. Im selben »Spiegel«-Heft erschien auch ein Text von Leo Brawand, Wer niemals eine Schraube sah… Zwischenbilanz der Entwicklungshilfe (S. 100-113; dritter und letzter Teil einer Serie). Manger beteiligte sich wenig später zudem an einer Imagekampagne für den CDU-Politiker Rainer Barzel. Siehe Thomas Mergel, Grenzen der Imagepolitik: Eine gescheiterte Kampagne für Rainer Barzel 1972, in: Daniela Münkel/Lu Seegers (Hg.), Medien und Imagepolitik im 20. Jahrhundert. Deutschland, Europa, USA, Frankfurt a.M. 2008, S. 47-69, hier S. 58.

37 Tegtmeier als Entwicklungshelfer (Anm. 36); als Tondokument (mit leicht abweichendem Text): <https://www.youtube.com/watch?v=PzKm31YpU6w>.

38 BArch, B 213/2510, Verhandlungen mit Udo Jürgens und seinem Team über die Thematisierung der »Entwicklungshilfe« bzw. »Dritten Welt« auf einer Seite seiner Single »Lieb Vaterland«, 1969–1971, Aktennotiz vom 17.7.1969.

39 BArch, B 213/2510, Notiz »Gespräch mit Herrn Hachfeld am 30.7.1971«, 5.8.1971.

40 BArch, B 213/2510, Röhrig an Wallow, 20.9.1971.

41 BArch, B 213/2510, Röhrig an Hachfeld, 13.9.1971.

42 BArch, B 213/2511, Aktenvermerk Wallows, 30.7.1970.

43 Ebd.

44 BArch, B 213/2511, Vermerk Wallows zu einem Gespräch mit dem (offenbar ungehaltenen) Minister, 26.8.1969.

45 BArch, B 213/2511, Aktenvermerk, 10.9.1969.

46 BArch, B 213/2511, DED ans BMZ, 20.2.1970.

47 BArch, B 213/2511, Gert Wolf an Eppler, 21.5.1970.

48 BArch, B 213/2511, Handreichung an Eppler, 3.9.1970. Der Sender vertrat gegenüber dem Ministerium die Position, dieses allein habe die Inhalte zu verantworten, und zwar in Person Wallows, der das Sendungskonzept entwickelt habe: BArch, B 213/2511, ZDF an Wallow, 25.6.1970.

49 BArch, B 213/2511, Einladungsschreiben zum Screening a, 30.6.1970.

50 Ähnlich war der WDR einige Jahre zuvor bei Ralph Giordanos hochumstrittener kolonialismuskritischer Sendung »Heia Safari« verfahren: Eckard Michels, Geschichtspolitik im Fernsehen. Die WDR-Dokumentation »Heia Safari« von 1966/67 über Deutschlands Kolonialvergangenheit, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 56 (2008), S. 467-492.

51 BArch, B 213/2511, Gert Wolf ans BMZ, 27.7.1970.

52 BArch, B 213/2511, Stelzer an Wolf, 24.9.1970. Stelzer erwähnte hier auch, Eppler habe sich beim »Arbeitskreis ehemaliger Entwicklungshelfer Hamburg« persönlich entschuldigt, nicht zuletzt wegen der »Happy-End-Atmosphäre« der Serie.

53 BArch, B 213/2511, Aktenvermerk Wallows, 30.7.1970.

54 Zu den Aktionen und zum wenig skrupulösen Agieren der Bundesregierung sowie von Unternehmen wie Volkswagen in Brasilien: Frank Bösch, Deals mit Diktaturen. Eine andere Geschichte der Bundesrepublik, München 2024, S. 314-319.

55 [Anon.,] Überlegenheit dank deutschem Herrenton, in: Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 27.7.1970.

56 [Anon.,] Nur ein Castro kann Brasilien wirklich helfen… meint Harald Dietl, TV-Entwicklungshelfer, in: Abendzeitung, 29.6.1970.

57 Offenbar hatte ein Polizist Brensing nach Beschwerden über wilde Knutschereien für einen Freier gehalten und dessen brasilianische Freundin im Verhör unsittlich berührt; so die abgetippte Meldung der »Frankfurter Rundschau« vom 8.1.1970, BArch, B 213/2511 (mit Marginalie »Was ist da los?«).

58 [Anon.,] Deutsche Küsse enden blutig, in: Stuttgarter Zeitung, 27.12.1969.

59 BArch, B 213/2511, Doermer an Wallow, 16.9.1969.

60 BArch, B 213/2511, Stelzer an Wolf, 24.9.1970.

61 Folge 13: »Die Bewährung«, 20:30.

62 Patrik von zur Mühlen, Entwicklungspolitische Paradigmenwechsel am Beispiel der Friedrich-Ebert-Stiftung vom Ende der 1950er- bis zu den 1990er-Jahren, in: Archiv für Sozialgeschichte 48 (2008), S. 411-432. Siehe auch Jonas Kreienbaum, Das Öl und der Kampf um eine Neue Weltwirtschaftsordnung. Die Bedeutung der Ölkrisen der 1970er Jahre für die Nord-Süd-Beziehungen, Berlin 2022.

63 Der Facettenreichtum des entwicklungsökonomischen Strukturalismus der 1960er- und 1970er-Jahre kann hier nicht dargestellt werden; zu dessen lateinamerikanischen Wurzeln siehe Stella Krepp, Weder Norden noch Süden: Lateinamerika, Entwicklungsdebatten und die »Dekolonisierungskluft«, 1948–1973, in: Jürgen Dinkel/Steffen Fiebrig/Frank Reichherzer (Hg.), Nord/Süd. Perspektiven auf eine globale Konstellation, Berlin 2020, S. 109-134.

64 Lester B. Pearson/Commission on International Development, Partners in Development. Report of the Commission on International Development, London 1969.

65 Zu den Aporien dieses neuen, in bewusster Abgrenzung von der Entwicklungshilfe bezeichneten Ansatzes siehe Hubertus Büschel/Daniel Speich, Einleitung – Konjunkturen, Probleme und Perspektiven der Globalgeschichte von Entwicklungszusammenarbeit, in: dies. (Hg.), Entwicklungswelten. Globalgeschichte der Entwicklungszusammenarbeit, Frankfurt a.M. 2009, S. 7-29.

66 Zit. nach Hein, Die Westdeutschen (Anm. 32), S. 93.

67 Erhard Eppler, Ende oder Wende. Von der Machbarkeit des Notwendigen, Stuttgart 1975, Zitate S. 37f.

68 So der Titel des Kapitels 3 von Erhard Eppler, Komplettes Stückwerk, Frankfurt a.M. 1996.

69 Stellvertretend für die Forschung: Sebastian Tripp, Fromm und politisch. Christliche Anti-Apartheid-Gruppen und die Transformation des westdeutschen Protestantismus 1970–1990, Göttingen 2015.

70 Auch wenn unter den in den 1950er- und 1960er-Jahren entsandten Personen viele Deutsche mit Kolonialbiographien waren, wollte man in der Bundesrepublik bewusst nicht an koloniale Praktiken anknüpfen. Bei der Gründung des DED bildete das Lernen junger Deutscher ein wichtiges Ziel: Ingo Haase, Zwischen Lenkung und Selbstbestimmung. Geschichte und Gegenwart des Deutschen Entwicklungsdienstes, Berlin 1996, bes. S. 15-22.

71 Zum Folgenden Sandra Maß, »Eine Art sublimierter Tarzan«. Die Ausbildung deutscher Entwicklungshelfer und -helferinnen als Menschentechnik in den 1960er Jahren, in: WerkstattGeschichte 42 (2006), S. 77-89. Speziell zu den Vorbereitungskursen des DED Haase, Lenkung (Anm. 70), S. 124-134.

72 Maß, Ausbildung (Anm. 71), S. 85.

73 Zum Kontext Corinna R. Unger, Entwicklungspfade in Indien. Eine internationale Geschichte 1947–1980, Göttingen 2015.

75 Gleiches galt für die von Dünki herangezogenen (späteren) Einstellungsstudien unter bundesrepublikanischen Entwicklungshelfern. Vgl. Marianne Dünki, Ins Feld, in die Freiheit gezogen? Gespräche mit Entwicklungshelfern, Zürich 1987.

76 Burton, Sozialismus (Anm. 74), S. 284, sowie zum Folgenden Kap. 5.1. »Motive: Anreize und Hürden«.

77 So Michael Cowen und Robert Shenton; zit. nach Burton, Sozialismus (Anm. 74), S. 285.

79 Vgl. Burton, Sozialismus (Anm. 74), S. 353. Auch ein Projekt des DED in Brasilien kam 1971 wegen Verbindungen zu brasilianischen Oppositionellen unter Beschuss; vgl. Haase, Lenkung (Anm. 70), S. 156f., und Hein, Die Westdeutschen (Anm. 32), S. 225-227. Die entsprechenden Andeutungen in »Keine Zeit für Abenteuer« dürften also eher nicht beanstandet worden sein.

80 Burton, Sozialismus (Anm. 74), S. 368. Auch in den Vorbereitungskursen kam es nun zur Einbeziehung von Konzepten aus dem »Süden« wie »Self Reliance« oder »Ujamaa«; siehe ebd., S. 304f.

81 Maß, Ausbildung (Anm. 71), S. 89.

82 Der BMZ-Referent war selbst weitgereist zur Inspektion von Entwicklungsprojekten: Siehe <http://hans-wallow.com/projekte/>, wo Wallow sich auch als »Co-Autor« von »Abenteuer in Brasilien, 11-teilige ZDF-Serie, 1971« [sic] darstellt.

83 Bernhard Gißibl, Kai Friedrich Schade und die epd-Entwicklungspolitik – zur Einführung, in: Dokumentation der Tagung »Christliche Publizistik und entwicklungspolitisches Bewusstsein« des IEG Mainz im Erbacher Hof, November 2015. Zu den selbstkritischen Tendenzen im DED siehe Hein, Die Westdeutschen (Anm. 32), S. 211-215.

84 Ebd., S. 143.

85 Vgl. Gißibl, Kai Friedrich Schade (Anm. 83).

86 Vgl. Karla Fohrbeck/Andreas Johannes Wiesand, Wir Eingeborenen. Magie und Aufklärung im Kulturvergleich, Leverkusen 1981, mit Hinweis auf das BMZ im »Vordenkwort«. Der Zusammenhang wird eingehender beleuchtet in David Kuchenbuch, Welt-Bildner. Arno Peters, Richard Buckminster Fuller und die Medien des Globalismus, 1940–2000, Köln 2021, bes. Kap. 7.5.

87 Dabei setzte man fort, was die ARD-Kommission für Entwicklungsländer seit 1961 durch eine Reihe von Kooperationsprojekten in Afrika vorangetrieben hatte: BArch, B 213/124, Protokolle des Gesprächskreises »Massenmedien«.

88 Frank J. Heinemann, Die weiße Überheblichkeit, in: ZEIT, 22.11.1974. Die »engagierte Linke«, so der Artikel, habe solche Fragen in Arnoldshain als »ästhetische Scheiße« verworfen.

89 Vgl. Jens Ruchatz, Kanalisierung des freien Informationsflusses. Semantiken transnationaler Kommunikation, in: Irmela Schneider/Christina Bartz/Isabell Otto (Hg.), Medienkultur der 70er Jahre. Diskursgeschichte der Medien nach 1945 Bd. 3, Wiesbaden 2004, S. 99-124, sowie Michael Homberg, Von Sendern und Empfängern. Der Nord-Süd-Dialog und die Debatte um eine Neue Weltinformations- und Kommunikationsordnung, in: Dinkel/Fiebrig/Reichherzer, Nord/Süd (Anm. 63), S. 263-298.

92 Renate Wilke, Umfang und Informationswert der Auslandsberichterstattung, in: Jörn Aufermann/Wilfried Scharf/Otto Schlie (Hg.), Fernsehen und Hörfunk für die Demokratie. Ein Handbuch über den Rundfunk in der Bundesrepublik Deutschland, Opladen 1979, S. 316-333, hier S. 319, S. 321.

93 Martin Wengeler, Von der Hilfe für unterentwickelte Gebiete über den Neokolonialismus bis zur Entwicklungszusammenarbeit. Der sprachliche Umgang mit dem Nord-Süd-Konflikt, in: Georg Stötzel/Martin Wengeler (Hg.), Kontroverse Begriffe. Geschichte des öffentlichen Sprachgebrauchs in der Bundesrepublik Deutschland, Berlin 1995, S. 679-710.

94 Peter Heller, Medienarbeit Dritte Welt. Entwicklungshilfe in eigener Sache, in: medium 8 (1978) H. 6, S. 10-13.

95 Siehe aber Efthimios Karayiannides, Stuart Hall, Development Theory, and Thatcher’s Britain, in: Modern Intellectual History 20 (2023), S. 1273-1296.

96 David Kuchenbuch, »Eine Welt«. Globales Interdependenzbewusstsein und die Moralisierung des Alltags in den 1970er und 1980er Jahren, in: Geschichte und Gesellschaft 38 (2012), S. 158-184, sowie ausführlich Detlef Siegfried, Alternative Dänemark. Kosmopolitismus im westdeutschen Alternativmilieu 1965–1985, Göttingen 2023.

98 BArch, B 213/2511, Stelzer an Wolf, 24.9.1970.

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