Im Sommer und Frühherbst 1970 strahlte das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) 13 Folgen einer Serie aus, die die Arbeit fiktionaler westdeutscher Entwicklungshelferinnen und -helfer in Brasilien darstellte. In entwicklungspolitischen Kreisen stieß die Serie aufgrund ihrer stereotypen Behandlung des Themas auf erhebliche Kritik. Aber auch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) suchte sich von der Sendung zu distanzieren, die seine Presse- und Öffentlichkeitsabteilung selbst mit angeregt und finanziell gefördert hatte, um für die Entwicklungshilfe zu werben. Der Aufsatz stellt die Inhalte der Serie dar und untersucht davon ausgehend die Motive hinter der ungewöhnlichen Kooperation. Dabei liegt der Fokus auf den Akteuren im BMZ, die die für sie neuartige Zusammenarbeit mit Fernsehleuten als Kontrollverlust erlebten. Die Analyse der TV-Produktion verdeutlicht zugleich den raschen Wandel in der bundesrepublikanischen Bewertung des Developmentalism. Dieser Wandel lässt sich auf die Entwicklungspraxis selbst zurückführen, aber auch auf globalhistorische Zäsuren der 1970er-Jahre.


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›No Time for Adventures‹ (Keine Zeit für Abenteuer, ZDF 1970).
A Television Series and the Transformation of the German Development Debate

In the summer and early autumn of 1970, the West German public television channel ZDF (Zweites Deutsches Fernsehen) broadcast thirteen episodes of a television series depicting the work of fictional development aid workers in Brazil. The series met with considerable criticism by development experts due to its stereotypical treatment of the topic. Similarly, the Federal Ministry for Economic Cooperation (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, BMZ) tried to distance itself from the programme, even though its public relations department had initiated and financially supported it in order to promote development aid. This article presents the contents of the series and examines the motives behind this unusual cooperative venture. I focus on stakeholders within the BMZ who experienced their interaction with television professionals as a loss of control. At the same time, the TV production points to rapid changes in Western Germans’ assessment of developmentalism, which can be traced back to development practices itself, as well as to global caesurae of the 1970s.





Herausgeber:innen

Frank Bösch
Gabriele Metzler
Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF)