Von Bundeskanzler Adenauer in den 1950er-Jahren initiiert, vom Verband der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermisstenangehörigen (VdH) in den 1960er-Jahren realisiert, stellt die „Friedland-Gedächtnisstätte“ eines der monumentalsten westdeutschen Denkmäler der Nachkriegszeit dar. Der Beitrag rekonstruiert ihre Geschichte, wobei zum einen nach Form und Inhalt des Denkmals gefragt, zum anderen ein besonderes Augenmerk auf den Kontext der Entstehung, auf beteiligte Akteure und auf Konflikte gerichtet wird, die sich zwischen den ersten Plänen im Jahr 1957 und der Einweihung im Jahr 1967 ergaben. Die Planung und Errichtung der „Friedland-Gedächtnisstätte“ fällt in eine Phase, in der sich der Umgang mit der NS-Zeit zu wandeln begann. Neben der bis dahin dominanten, auf Kriegsgefangenschaft, Flucht und Vertreibung, Bombenkrieg und Wiederaufbau fokussierten Erinnerung entstand eine kontroverser und (selbst)kritischer werdende öffentliche Bezugnahme auf die NS-Zeit.
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Initiated by Chancellor Konrad Adenauer in the 1950s and constructed by the Association of Former POWs in the 1960s, the ‘Friedland-Gedächtnisstätte’ is one of the largest monuments dedicated to the Second World War and the immediate postwar years in the Federal Republic of Germany. The article reconstructs the history of this little known monument, drawing attention to its form and content as well as to the process by which it was set up, including actors involved and conflicts settled. The process – from the plans of 1957 to the final opening of the monument in 1967 – unfolded just as important changes were taking place with respect to public memories of the Second World War and National Socialism. While memories in the Federal Republic in the 1950s focused on German victims, the 1960s witnessed a gradual turn towards the victims of Germans as well as the emergence of debates on perpetrators and crimes.
2/2008: Offenes Heft
Aufsätze | Articles
Waren die Publikationen des Historikers und Auschwitz-Überlebenden Joseph Wulf umstritten, so war es auch seine Initiative für die Errichtung eines „Internationalen Dokumentationszentrums zur Erforschung des Nationalsozialismus und seiner Folgeerscheinungen“ in West-Berlin. Insbesondere der vorgesehene Standort im Haus der Wannsee-Konferenz von 1942 wurde 1966/67 über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus kontrovers diskutiert. Ein symptomatischer Teil dieses Streits war der erbitterte Briefwechsel zwischen Wulf und dem Berliner Propst Heinrich Grüber. Beide waren Verfolgte und Gegner des Nationalsozialismus gewesen, vertraten 1966/67 aber konträre Positionen; Grüber setzte sich dafür ein, die Wannsee-Villa weiterhin als Schullandheim zu nutzen. Der Aufsatz beschreibt den persönlichen Konflikt und interpretiert ihn vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen und politischen Umgangs mit dem Nationalsozialismus Mitte der 1960er-Jahre. Die Haltung zu historischen Orten wie dem Haus der Wannsee-Konferenz war damals eine grundsätzlich andere als heute.
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The publications of the historian and Auschwitz survivor Joseph Wulf were controversial, as was his initiative to establish an ‘International Documentation Center for the Investigation of National Socialism and its After-effects’ in West Berlin. In particular, the designated location, the house in which the Wannsee Conference had taken place in 1942, led to heated debate which spilled beyond the borders of the Federal Republic in 1966-67. Symptomatic of this dispute was the bitter correspondence between Wulf and the provost of Berlin, Heinrich Grüber. Both men, who had opposed National Socialism and had been persecuted, took different sides on the debate; Grüber advocated keeping the Wannsee villa as an educational youth hostel. The article describes this personal clash and interprets it in relation to political and social discourse about National Socialism in the mid-1960s, a time when attitudes towards historical sites like the House of the Wannsee Conference were fundamentally different than they are today.
Der Aufsatz untersucht die Rolle und die Grenzen der Stimmungsberichte des Ministeriums für Staatssicherheit an die SED-Führung als „Öffentlichkeitsersatz“ in der staatssozialistischen Diktatur. Im Zentrum stehen dabei die 1960er- und 1970er-Jahre als relativ stabile Jahrzehnte des DDR-Systems. Trotz aller ideologisch bedingten Verzerrungen zeigen die Berichte eine subkutane Orientierung am westdeutschen System und relativ leicht mobilisierbare Hoffnungen auf eine Abkehr von Grenzregime und Reiseverboten. Gleichwohl erschöpften sich die Werthaltungen nicht in einer Selbstwahrnehmung als „verhinderte“ Bundesbürger. Der Diskurs über Versorgungsprobleme und die materielle Lage enthielt neben dem Westvergleich auch Bezugnahmen auf den offiziellen Egalitarismus und ein sehr genaues Bewusstsein für dessen Grenzen in der DDR-Gesellschaft; Kaderprivilegien und ungleich verteiltes Westgeld sorgten vielfach für Unmut. Die Staats- und Parteiführung nahm die MfS-Berichte letztlich nur selektiv wahr – langfristig zu ihrem eigenen Schaden.
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The article deals with the role and the limits of ‘mood reports’, which the Ministry for State Security employed as a substitute for the lack of ‘public opinion’ in state socialist dictatorships. The study focuses on the 1960s and 1970s, a period of a relative stability in East Germany. In spite of their ideological bias, the reports are infused with subtle references to the West German system and to expectations among East Germans that the bans on travel and the border regime may become more flexible. Nonetheless values among the East German population were not confined to a self-image as ‘would-be’ West Germans. The limited supplies of material goods were (apart from being compared with those in the West) referred to in terms of official egalitarianism and the awareness of its limits in East German society. However, privileges and unfairly distributed foreign currency were a source of disgruntlement. Thus, by paying merely selective attention to the Ministry for State Security’s report system, the state and party leadership contributed to its own downfall.
Debatte | Debate
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Irmgard Zündorf
„Teilung und Befreiung Europas“. Ideen für ein Museum des Kalten Krieges
Einleitung
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Konrad H. Jarausch
Die Teilung Europas und ihre Überwindung
Überlegungen zu einem Ausstellungskonzept für Berlin
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Hope Harrison
A Cold War Museum for Berlin
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Jost Dülffer
Ein Museum des Kalten Krieges – oder eine Dokumentation von Teilung und Verflechtung?
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Karl Schlögel
Jenseits von Marienborn oder: Kalter Krieg privat
Quellen | Sources
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Gisela Diewald-Kerkmann
Die Rote Armee Fraktion im Original-Ton
Die Tonbandmitschnitte vom Stuttgarter Stammheim-Prozess
Besprechungen | Reviews
Ausstellungen
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Muriel Blaive
Utopian visions
The ‘Cold War’ and its political aesthetics
CD-ROMs und DVDs
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Sandra Schürmann
Gesammelte Geschichtsbilder
Historische Motive in der Alltagskultur
Neu gelesen
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Riccardo Bavaj
Ideologierausch und Realitätsblindheit
Raymond Arons Kritik am Intellektuellen „französischen Typs“
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Axel Doßmann
Sehnsucht nach einem stillen Land
Wie zwei Reporter der „ZEIT“ im Jahr 1979 die DDR darstellten