Der Aufsatz skizziert die Geschichte und die Veränderungen eines der bedeutendsten Porträts der Zeitgeschichte: des Mao-Porträts auf dem Platz des Himmlischen Friedens (Tiananmen-Platz) in Peking. Er spannt den Bogen von 1949 bis in die Gegenwart und untersucht dabei die unterschiedlichen Funktionen und Gebrauchsweisen des Bildes als Herrschaftssymbol, als Ikone der studentischen Protestbewegungen des Westens und der Pop Art um 1968, als kollektivem Protestobjekt im Frühjahr 1989, als Motiv der chinesischen Gegenwartskunst sowie als Bestandteil des Alltagskults. Ein besonderer Akzent wird dabei auf die immanenten Wirkungspotenziale des Bildes und den Ort seiner Präsentation gelegt. In allgemeinerer Perspektive versteht sich der Aufsatz als Plädoyer für eine Visual History von Herrscherbildern der Zeitgeschichte.
∗ ∗ ∗
The article presents an outline of the history and changes of one of the most significant portraits of contemporary history: the Mao portrait in Tiananmen Square in Beijing. It spans the divide from the beginnings in 1949 to the present day and analyses the varying functions and usages of the portrait as a symbol of political rule, as an icon both of Western student protest movements and of pop art, as an object of collective protest in spring 1989, as a leitmotif of contemporary Chinese art, and as an element of everyday cult. Special emphasis is placed on the immanent impact of the picture and its geo-graphic location. In a broader perspective, the article pleads for a visual history of portraits of political rulers in contemporary history.
Der Aufsatz behandelt die Gewaltfaszination innerhalb von zwei politisch konträren Intellektuellenmilieus in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Durch eine Gegenüberstellung der Konservativen Revolution der 1920er- und der Neuen Linken der 1960er-Jahre werden Ähnlichkeiten und Unterschiede in den intellektuellen Verhaltensstilen, Denkfiguren und argumentativen Grundmustern herausgearbeitet und jenseits von Skandalisierung und Apologie kontextualisiert. So können einerseits ideengeschichtliche Analogien zwischen beiden Bewegungen aufgezeigt werden, etwa in einem Überlegenheits- und Sendungsbewusstsein sowie in der Behauptung einer bevorstehenden Epochenwende. Andererseits resultierte aus den verschiedenen inhaltlichen Positionen eine unterschiedlich ausgeprägte Handlungsbereitschaft. Während sich die Weimarer Rechtsintellektuellen mehrheitlich als interessierte, wiewohl passive Beobachter von naturwüchsigen Krisenzuständen sahen, verstanden sich nicht wenige Protagonisten der westdeutschen Neuen Linken als handelnde Subjekte eines welthistorischen Entscheidungskampfes - wenngleich auch hier letztlich nur eine Minderheit den Weg aktiver Gewaltausübung einschlug.
∗ ∗ ∗
The article examines the fascination with violence harboured in two politically contrary intellectual movements of twentieth century German history. By contrasting the Conservative Revolution of the 1920s with the New Left of the 1960s, the author explores similarities and differences in intellectual conduct, patterns of thought, and argumentation. On the one hand, the comparison of the two intellectual movements reveals analogies, such as their sense of mission and superiority and their claim that they would soon be witnesses of a historical watershed. On the other hand, the ideological differences resulted in opposing attitudes towards personal involvement and violent action. While the majority of Weimar right-wing intellectuals acted as interested, yet passive observers of an almost natural crisis by the early 1930s, many protagonists of the West German New Left saw themselves as subjects of a decisive battle with historic consequences in the late 1960s.
Hubert Jedin (Hg.), Handbuch der Kirchengeschichte, 7 Bde., Freiburg/Basel/Wien: Herder 1962–1979.