Editorial - 1/2022: Offenes Heft

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Zu diesem Heft

Anmerkungen

War es in den Jahren 2020/21 vor allem die Corona-Pandemie, die von vielen als gravierende Zäsur wahrgenommen wurde, so ist mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine seit dem 24. Februar 2022 noch ein ganz anderer Ereigniszusammenhang von existentieller Bedeutung hinzugetreten, dessen mittel- und längerfristige Folgen erst teilweise absehbar sind. Während der Buchtitel »Der 11. September 2001 – (k)eine Zeitenwende?« aus dem Frühjahr 2022 schon klingt wie aus einer längst vergangenen Epoche,1 wird die Frage »Beginnt jetzt eine neue Zeit?« nun unter veränderten Vorzeichen gestellt2 oder die »Zeitenwende« und das »Ende der Globalisierung« gleich forsch behauptet.3 Eine im besten Sinne akademische Tagung über »Epochenwenden und Epochenwandel« erhielt im April 2022 eine so nicht erwartete Aktualität; das Organisationsteam schrieb dazu: »Das Thema hat uns in der Gegenwart eingeholt und vielleicht schon überholt.«4 Allerdings gehört zur geisteswissenschaftlichen Arbeit immer auch die Skepsis gegenüber eiligen Zeitdiagnosen und Zäsurbehauptungen, wie etwa der aus Indien stammende Politikwissenschaftler Parag Khanna betont hat: »Wir sollten uns vor großspurigen Proklamationen hüten, die unsere Zeiten auf den Punkt bringen wollen. Solche Prägungen erfassen nur den Moment, der gerade vergangen ist, und sind garantiert bald wieder passé.«5 Nun mag selbst eine derartige »Garantie« des Vorläufigen fragwürdig erscheinen, wenn es doch »überdeutliche Symptome des Umbruchs, der tiefen Zäsur« gibt, wie der Historiker Jörn Leonhard hervorgehoben hat. Mit Rückbezug auf Reinhart Koselleck betont er die grundsätzlich enge Verbindung von »Zäsur und Wiederholung«, von »Einmaligkeit der Geschichte« und ihrer »Rekurrenz«.6

Dies klingt zunächst abstrakt und womöglich auch etwas hilflos. Der erfahrene Osteuropa-Historiker Karl Schlögel hat seine eigene Fassungslosigkeit, sein Entsetzen über den Ukraine-Krieg offen eingeräumt: »Was wir sehen, dafür haben wir, so sagt man, keine Worte. […] Vielleicht ist Verstummen, sich einzugestehen, dass wir dem, was wir sehen, nicht gewachsen sind, die angemessenste Reaktion. Von dem, was man nicht zur Sprache bringen kann, soll man schweigen.«7 Doch belässt er es nicht beim Schweigen, sondern war in den vergangenen Monaten medial sehr präsent. Vor dem Hintergrund seiner jahrzehntelangen Forschungen zu osteuropäischen Städten und Konfliktlandschaften interessiert er sich für die Überlagerung historischer Erfahrungen und die Neuprägung von Begriffen: »Die Topographie des ›Jahrhunderts der Extreme‹ wird neu gezeichnet, über der Schicht des Terrors aus dem 20. Jahrhundert setzt sich eine neue Schicht ab. Die Geschichte der genozidalen Ideologien und Praktiken wird fortgeschrieben, auf der Höhe der Gegenwart, archaisch und postmodern raffiniert zugleich. […] Es gibt kein Zurück zu einer Erinnerungspolitik, die die neueste Erfahrung ignoriert. […] [K]aum ein Begriff wird unberührt bleiben von der neuesten Erfahrung.«8

Dies führt mitten hinein in eine Debatte, die weit über die Osteuropa-Forschung hinausreicht oder hinausreichen sollte: Inwieweit ist es politisch angemessen und wissenschaftlich erkenntnisfördernd, jenseits der verständlichen moralischen Empörung, die aktuellen Massenverbrechen mit Begriffen wie »Vernichtungskrieg« und »Völkermord« zu kennzeichnen? Dienen Neologismen wie »Putler« oder »Rashism/Ruscism«,9 die zuerst in der Ukraine aufkamen, allein dem Kampf um Aufmerksamkeit, oder können sich daraus neue Einsichten ergeben? Manche deutsche NS-Historiker wie Ulrich Herbert sind aus guten Gründen skeptisch gegenüber Versuchen der politisch aufgeladenen Analogiebildung zwischen Vergangenheit und Gegenwart.10 Andere, wie der Osteuropa-Historiker Martin Schulze Wessel, sehen hingegen triftige Anhaltspunkte, mit Blick auf die Ukraine von »Vernichtungskrieg« und »Genozid« zu sprechen und die bisherige Zurückhaltung der Geschichtswissenschaft selbst als Teil einer bestimmten historischen Konstellation zu deuten.11 Zudem lässt sich aus juristischer Perspektive plausibel begründen, warum zumindest bestimmte Ereigniskomplexe des Ukraine-Krieges wie der »Urbizid« in Mariupolʼ »den objektiven und auch den subjektiven Tatbestand des Völkermordes erfüllen«.12 Nicht zuletzt der lange verpönte Begriff des »Totalitarismus« gewinnt wieder an Aktualität und Aussagekraft.13

Genau eine Woche vor dem Kriegsbeginn in der Ukraine hielt Michael Wildt seine Abschiedsvorlesung an der Humboldt-Universität zu Berlin, die wir im vorliegenden Heft dokumentieren. In seinem Vortrag konnte er auf die eben angedeuteten Diskussionen also noch nicht eingehen, aber seine Leitfrage »Was heißt: Singularität des Holocaust?« enthält gleichwohl viele sehr aktuelle Bezüge, etwa zum Verhältnis von nationalsozialistischer und kolonialer Gewalt sowie zum heutigen Umgang damit. Wohl für alle, die an dieser digitalen Vorlesung teilgenommen haben (nahezu 500 Personen!), war es ein besonderes intellektuelles Ereignis – ein differenziertes, sensibles Resümee der NS- und Holocaust-Forschung der vergangenen Jahrzehnte und zugleich ein starkes Plädoyer, geschichtspolitische Debatten mit mehr Offenheit und Besonnenheit zu führen; vorgetragen von einem Kollegen, der dies mit seiner Kompetenz und seiner Persönlichkeit selbst vertritt und verkörpert. Unsere Zeitschrift verdankt Michael Wildt sehr viel: Bereits seit der Gründung 2003/04 gehört er unserem Beirat an, und er zählt zu denjenigen Autor:innen, die über die Jahre hinweg die meisten eigenen Texte beigesteuert haben. Auch wenn es an der Humboldt-Universität seine Abschiedsvorlesung war, bleibt er bei den »Zeithistorischen Forschungen« weiter aktiv, und so hoffen wir auch künftig auf viele bereichernde Diskussionen mit ihm.

Die Komposition der »offenen« Hefte ohne übergreifenden Themenschwerpunkt ist immer eine Verbindung von glücklichen Zufällen mit dem Auswahlprinzip guter Nachbarschaften. So hat es sich im vorliegenden Heft ergeben, dass in der Rubrik »Quellen« gleich drei Beiträge mit Bezügen zur NS-Zeit und zur NS-Forschung erscheinen können: Henning Borggräfe, Lukas Hennies und Christoph Rass demonstrieren anhand von Beispielen aus der Geschichte und Nachgeschichte der NS-Verfolgung den methodischen Nutzen Geographischer Informationssysteme (GIS) für die Geschichtswissenschaft. In Abgrenzung von mitunter allzu steilen Innovationsbehauptungen der Digital Humanities reflektieren sie auch ausdrücklich, wo die Erkenntnisgrenzen dieses Instrumentariums liegen. Michaela Scharf zeigt anhand der faszinierenden Amateurfilme von Ellen Illich, die in der NS-Zeit als Jüdin verfolgt wurde, wie Familienfilme als »visuelle Konstruktionen des Privaten« und als »Form der Selbstbehauptung« dienen konnten. Der geographische Schwerpunkt liegt hier auf Österreich (vor und nach dem »Anschluss« von 1938), und dies gilt auch für den Beitrag von Anton Holzer über Postkarten aus Mauthausen, dem Ort des größten österreichischen Konzentrationslagers. Wie die auf dem Heftcover gezeigte Postkarte von 1956 schon andeutet, dominierte in den touristischen Bildwelten meist die »Sommerfrische« an der Donau, während die NS-Geschichte nur punktuell in den Blick rückte, aber doch manche Spuren hinterließ.

Ein anderer Schwerpunkt, der in diesem Heft mehrfach aufscheint und auch generell für die zeitgeschichtliche Forschungsdiskussion wichtig ist, lässt sich mit dem Stichwort »Differenzkompetenz« auf den Punkt bringen, wie es Benno Gammerl in unserem Themenheft »Männlichkeiten« (ZF 3/2021) formuliert hat. Im vorliegenden Heft geht Frank Biess der Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte von Günter Wallraffs Erfolgsbuch »Ganz unten« aus dem Jahr 1985 nach. In der Rolle des Türken »Ali« deckte Wallraff Strukturen von Ausländerfeindlichkeit, Arbeitsausbeutung und Alltagsgewalt auf. Aus der bislang kaum beachteten deutsch-türkischen Kritik an dem Bestseller leitet Biess die These ab, dass es in der Bundesrepublik der 1980er-Jahre nicht nur an Aufmerksamkeit für migrantische Stimmen mangelte, sondern dass es schon zeitgenössisch auch interessante Positionen gab, an die sich für heutige Debatten um Rassismus und Anti-Rassismus, um »kulturelle Aneignung«14 und deren Grenzen produktiv anknüpfen ließe. Damit verbunden ist die generelle, neuerdings mit großer Schärfe diskutierte Frage, wer politisch und wissenschaftlich über und für wen »sprechen« darf – ob Marginalisierungserfahrungen nur von direkt »Betroffenen« artikuliert und auch historisch erforscht werden können/sollen oder ob sie intersubjektiv vermittelbar und kritisierbar sind. Rüdiger Graf plädiert in seinem Essay über Autismus und »Neurodiversität«, der bereits auf unser künftiges Themenheft zur Disability History vorausweist (ZF 2/2022), für die verstärkte Anerkennung der Differenz und Pluralität unterschiedlicher Weisen der Weltwahrnehmung. Zugleich betont er aber, dass die wissenschaftliche Arbeit »der kritischen Reflexion eigener und fremder Positionierungen in kommunikativen Prozessen« bedarf, jenseits einer »Standpunktepistemologie«, welche die je eigene Perspektive absolut setzt.15

Nun haben es diskursethische Postulate schwer in einer Zeit, in der Krieg und Massenverbrechen die Grundlagen der internationalen Ordnung, des gesellschaftlichen Zusammenlebens und des wissenschaftlichen Austausches so elementar in Frage stellen. Redaktion, Beirat und Herausgeber dieser Zeitschrift diskutieren daher auch, inwiefern sich bisherige Relevanz-Annahmen über bestimmte Themen verschieben, welche neuen Perspektiven entwickelt werden müssen und welche scheinbar gut belegten Erkenntnisse über die Vergangenheit im Licht (oder jetzt eher: im Schatten) der Gegenwart neu zu prüfen sind. Alle Leser:innen sind herzlich eingeladen, uns dazu Anregungen und Einschätzungen zu schicken. Die Beschäftigung mit Militärgeschichte, Rüstung und kriegerischer Gewalt einerseits, mit der Geschichte von Pazifismus, Rüstungskontrolle und Wegen der friedlichen Konflikt­regulierung andererseits wird sicher ebenso (wieder) an Bedeutung gewinnen wie zeithistorische Forschungen zu Energie, Ressourcen und Klima, zu Inflation und sozialer Ungleichheit, zu Logistik und Warenströmen – um nur einige Themenkomplexe zu nennen, die sich momentan besonders aufdrängen. So richtig es ist, die nach dem Ende des Kalten Krieges reduzierte Osteuropa-Forschung hierzulande wieder zu stärken und dabei ihre lange vorherrschende Russland-Fixierung zu über­winden,16 so wichtig bleibt es auch, in der Geschichtswissenschaft ein methodisch, thematisch und geographisch möglichst breites Spektrum langfristig zu verankern, auch jenseits der akuten Krisenbewältigungsversuche. Historische Forschung bezieht ihre Legitimität nicht allein aus den Anforderungen der Gegenwart; sie kann und muss auch zu einer Erweiterung des Blicks, einer Offenheit für neue Fragen und Antworten, einer Störung hegemonialer Prämissen beitragen. Dies wird keine Kriege beenden, aber das Bewusstsein für Handlungsoptionen in ganz verschiedenen historischen Konstellationen stärken – und so zumindest indirekt vielleicht auch die politische Phantasie.

Ein Aufsatz von Marco Swiniartzki in diesem Heft setzt mit einer Untersuchung der »New Wave of British Heavy Metal« bisherige Forschungen zur Gesellschaftsgeschichte der Popkultur und auch zur Geschlechtergeschichte fort, während ein Aufsatz von Hans Kühner über die Entwicklung ländlicher Armut in China seit den 1950er-Jahren informiert. Letzterer Beitrag knüpft einerseits an unser Themenheft »Welt – Hunger – Hilfe« an (ZF 2/2021), andererseits an das Themenheft »Soziale Ungleichheit im Staatssozialismus« (ZF 2/2013). Eine Geschichtswissenschaft, die auf der Höhe der Zeit sein möchte, kann es sich auch in Deutschland längst nicht mehr erlauben, China zu ignorieren oder zu exotisieren.

Dass die »Zeithistorischen Forschungen« seit ihrer Gründung 2003/04 ein so breites Profil und Verständnis des Faches Zeitgeschichte entwickeln konnten, verbunden mit der immer neuen Suche nach ansprechenden, erkenntnisfördernden Formen des gedruckten und digitalen Publizierens, verdanken sie in besonderem Maße Konrad H. Jarausch, der diese Zeitschrift mit ins Leben gerufen und sie als Herausgeber immer klug, verlässlich und umsichtig gefördert hat. Die Dankbarkeit für diesen gemeinsamen Weg, die fachliche und persönliche Verbundenheit wird bleiben, auch wenn Konrad H. Jarausch mit dem Beginn des neuen Jahrgangs als Mitherausgeber nun ausscheidet.

Jan-Holger Kirsch für die Redaktion


Anmerkungen:

1 Andreas H. Apelt/Eckhard Jesse/Evelyna Schmidt (Hg.), Der 11. September 2001 – (k)eine Zeitenwende?, Halle (Saale) 2022.

2 Jörg Häntzschel, Die Welt zerfällt, in: Süddeutsche Zeitung, 4.4.2022, S. 9.

3 Siehe etwa Jens Jessen, Das Ende der Globalisierung, in: ZEIT, 19.5.2022, S. 47.

4 Jahrestagung des Leibniz-Zentrums für Literatur- und Kulturforschung in Berlin; siehe <https://www.hsozkult.de/event/id/event-116537>.

5 Parag Khanna, Ist eine Weltordnung möglich?, in: ZEIT, 11.8.2022, S. 47.

6 Jörn Leonhard, Die Grenzen der Analogien. Der Krieg in der Ukraine als historische Zäsur, in: Osteuropa 72 (2022) H. 4-5, S. 3-12, hier S. 6, S. 12.

7 Karl Schlögel, Die Ukraine als Kairos. Ordnung im Kopf, Unordnung in der Welt, in: Osteuropa 72 (2022) H. 1-3, S. 7-18, hier S. 8.

8 Ebd., S. 13.

9 Arkadiusz Łuba, Putler, Putinna und der Tod. Russlands Ukraine-Krieg in der Karikatur, in: Osteuropa 72 (2022) H. 1-3, S. 277-298, zu Putin-Hitler-Vergleichen v.a. S. 286-289, S. 293; Online-Seminar »Rashism/Ruscism – Is Russia Fascist?« der Deutsch-Ukrainischen Historikerkommission, 23.6.2022, siehe das Programm unter <https://www.hsozkult.de/event/id/event-118609> und die Video-Aufzeichnung unter <https://www.youtube.com/watch?v=fXUZB6RfUpo>.

10 »Mit Hitler hat das nichts zu tun«, in: taz, 1.7.2022, S. 4-5 (Interview von Stefan Reinecke mit Ulrich Herbert).

11 Martin Schulze Wessel, Faschismus? Genozid? Vernichtungskrieg?, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.7.2022, S. 6.

12 So Otto Luchterhandt, Völkermord in Mariupolʼ. Russlands Kriegsführung in der Ukraine, in: Osteuropa 72 (2022) H. 1-3, S. 65-85, hier S. 65.

13 Annette Vowinckel, Totalitarismus 2.0. Mit Hannah Arendt auf Putins Russland blicken, in: zeitgeschichte|online, 2.6.2022.

14 Siehe dazu jetzt auch Jens Balzer, Ethik der Appropriation, Berlin 2022.

15 Siehe z.B. auch »Jenseits der Disziplin und nicht disziplinär«, in: taz, 6.8.2022, S. 34-35 (Interview von Doris Akrap mit der Literaturwissenschaftlerin Sigrid Weigel). Darin heißt es: »Ganz problematisch wird es, wenn wir dahin kämen, dass nur noch Frauen über Frauen, Schwarze über Schwarze, Juden über Juden arbeiten dürfen, wenn die Herkunft also über die Legitimität der Rede oder die Wahrheit von Aussagen entscheidet.«

16 Siehe vor einigen Jahren schon Manfred Sapper, Mehr Expertise wagen. Russland- und Osteuropakompetenz in Deutschland, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 67 (2017) H. 21-22, S. 33-38; neuerdings etwa Fabian Baumann, Von Krieg zu Krieg. Historische Ukraineforschung seit 2014, in: Osteuropa 72 (2022) H. 1-3, S. 309-318. Schulze Wessel, Faschismus? (Anm. 11), fordert eine »Dekolonisierung unserer Sichtweisen auf das östliche Europa« als Gegengewicht zu der von Putin intendierten »Rekolonisierung«. Für eine »Diversifizierung der Osteuropastudien« plädieren ähnlich auch Botakoz Kassymbekova/Annette Werberger, Herrschervolk in den Köpfen, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.8.2022, S. 11.

 

In this Issue

Notes

In 2020/21 it was first and foremost the Covid pandemic that many experienced as a major turning point; now the Russian war of aggression against Ukraine since 24 February 2022 has added a whole new set of events of existential significance, whose medium- and long-term consequences we can only partly foresee. The title of a book published in the spring of 2022, Der 11. September 2001 – (k)eine Zeitenwende? (11 September 2001 – A Historical Turning Point?), has come to sound like something from a bygone age.1 The question ›Is this the beginning of a new era?‹ is now posed under altered circumstances,2 and a ›historical turning point‹ and the ›end of globalisation‹ are proclaimed in equally adamant fashion.3 An academic – in the best sense of the word – conference on ›New Eras and Epochal Change‹ in April 2022 acquired an unanticipated immediacy. The organising team wrote: ›We have been outrun and perhaps even rendered irrelevant by events.‹4 But humanities scholarship also entails a certain scepticism towards hasty diagnoses of the times and proclamations of turning points, as scholars including the Indian-born political scientist Parag Khanna have underscored: ›We should avoid grandiloquent proclamations that seek to encapsulate our times. Such characterisations can only capture the moment that has just passed and are guaranteed to quickly be outdated.‹5 Of course even such a ›guarantee‹ that any statements can only be provisional may seem questionable when there are ›unmistakable symptoms of upheaval, of profound rupture‹, as the historian Jörn Leonhard has emphasised. With reference to Reinhart Koselleck, he underscores the fundamentally close link between ›rupture and repetition‹, between the ›singularity of history‹ and its ›recurrence‹.6

This sounds at first very abstract and perhaps a little helpless. The experienced historian of Eastern Europe Karl Schlögel openly acknowledged his own disbelief and horror at the war in Ukraine: ›For what we’re seeing we have, as they say, no words. […] Perhaps falling silent, conceding that we cannot face what we are seeing, is the most appropriate response. What we cannot speak about we must pass over in silence.‹7 And yet he has not remained silent and has been very present in the media in recent months. In the context of his decades of research on Eastern European cities and conflict landscapes, he is interested in the intersection of historical experiences and the coining of new terms: ›The topography of the »century of extremes« is being redrawn; over the layer of terror from the 20th century a new layer settles. The history of genocidal ideologies and practices is carried forward, at the level of the present, both archaic and artfully postmodern. […] There is no returning to a politics of remembrance that ignores recent experience. […] [S]carcely any concept will remain untouched by recent experience.‹8

This leads us right to the heart of a debate that goes, or should go, far beyond Eastern European research: To what extent is it politically appropriate and epistemologically useful, beyond the understandable moral outrage, to characterise the current mass crimes with terms like ›war of extermination‹ and ›genocide‹? Do neologisms like ›Putler‹ and ›Rashism/Ruscism‹,9 which first emerged in Ukraine, help only in the battle for attention, or can they lead to new insights? Some German historians of the Nazi era, such as Ulrich Herbert, are, for good reason, sceptical of attempts to create politically charged analogies between the past and the present.10 Others, however, including Eastern Europe historian Martin Schulze Wessel, believe there are good grounds to speak in the context of Ukraine of a ›war of extermination‹ and ›genocide‹ and to interpret the reluctance historians have shown thus far as itself part of a specific historical constellation.11 Additionally, there are plausible legal arguments that at least certain sets of events in the war in Ukraine, such as the ›urbicide‹ in Mariupol, ›fulfil the material or objective as well as the mental or subjective elements of genocide‹.12 And finally, the long-scorned term ›totalitarianism‹ is acquiring new actuality and significance.13

Exactly one week before the start of the war in Ukraine, Michael Wildt held his farewell lecture at the Humboldt University of Berlin, which we document in the present issue. He was therefore unable to comment on the discussion adumbrated above, but his central question ›What do we mean by the singularity of the Holocaust?‹ nevertheless has many highly relevant implications, particularly concerning the relationship of National Socialist and colonial violence, and regarding attitudes to this today. I believe everyone who took part in this digital lecture (almost 500 people!) found it to be a very special intellectual event – a nuanced, sensitive summary of National Socialist and Holocaust scholarship of recent decades, and a forceful plea for debates around the politics of the past to be conducted with greater openness and consideration; presented by a colleague who himself represents and embodies this in his expertise and personality. Our journal is highly indebted to Michael Wildt, who has been a member of our advisory board since its inception in 2003/04, and who is one of those who have contributed the greatest number of original texts. Although it was his farewell lecture at the Humboldt University, he will continue to be involved with Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, and we look forward to many more rewarding discussions with him.

The composition of the ›open‹ issues, without any overarching theme, is always a combination of serendipity and the selection of articles that work well together. It thus so happens that the present issue includes three contributions relating to the National Socialist era and scholarship on the period: Henning Borggräfe, Lukas Hennies and Christoph Rass draw on examples from the history and aftermath of the Nazi persecutions to demonstrate the methodological utility of geographic information systems (GIS) in historical scholarship. Dissociating themselves from the somewhat overblown claims to innovation sometimes made in the digital humanities, they consider also the epistemological limits of this set of tools. Michaela Scharf demonstrates how family films functioned as ›visual constructions of the private sphere‹ and a ›form of self-assertion‹ through the prism of the fascinating amateur films of Ellen Illich, who suffered anti-Jewish persecution at the hands of the Nazis. The geographical focus here is on Austria (before and after the ›annexation‹ of 1938), as it is also in the article by Anton Holzer on postcards from Mauthausen, the site of the largest Austrian concentration camp. As the 1956 postcard on the cover indicates, the tourist images were dominated by the ›summer escape‹ on the Danube. The Nazi history was only glimpsed at, but did leave some traces.

Another focus that comes up repeatedly in this issue and which is important for the discussion of contemporary history in general may be summed up as ›difference competence‹ (Differenzkompetenz), as Benno Gammerl described it in our special issue on ›Masculinities‹ (ZF 3/2021). In this issue, Frank Biess looks at the genesis and reception of Günter Wallraff’s 1985 bestseller Ganz unten. Adopting the role of the Turkish man ›Ali‹, Wallraff exposed structures of xenophobia, labour exploitation and routine violence. Biess infers from the hitherto little discussed German-Turkish criticism of the book that not only was scant attention paid to migrant voices in the West Germany of the 1980s, but that there already existed at the time interesting positions that could be profitably applied to current debates around racism and anti-racism, about ›cultural appropriation‹14 and its limits. Related to this is the general, latterly hotly contested question of who may ›speak‹ politically and academically about and for whom – whether experiences of marginalisation can/should be articulated and their history studied only by those directly ›affected‹, or whether they may be communicated and criticised intersubjectively. Rüdiger Graf calls for greater recognition of the difference and plurality of divergent ways of perceiving the world in an essay on autism and neurodiversity which anticipates our forthcoming special issue on Disability History (ZF 2/2022). But he also insists that scholarship requires ›critical reflection of one’s own position and the positions of others in communicative processes‹ beyond a ›standpoint epistemology‹ that treats one’s own perspective as absolute.15

It is not easy to apply the postulates of discourse ethics at a time when war and mass crimes are so fundamentally compromising the foundations of international order, of social coexistence and of academic discourse. And so the editorial team, editors and advisory board of this journal are also discussing how previously held assumptions regarding the relevance of certain subjects are shifting, what new perspectives need to be developed, and what seemingly well-founded lessons about the past need to be reevaluated in the light (or now, perhaps, in the shadow) of the present. We warmly invite readers to let us know what they think and send us suggestions. The preoccupation both with military history, armament and the violence of war, and with the history of pacifism, arms control and means of peaceful conflict settlement, is sure to take on greater significance (once again), as will contemporary history research on energy, resources and climate, on inflation and social inequality, on logistics and commodity flows – to name just a few of the issues of particular urgency right now. As appropriate as it is to revitalise Eastern European research here in Germany after its decline following the end of the Cold War and to overcome its long-standing fixation on Russia,16 it is equally important to lastingly establish in historical scholarship a spectrum that is as broad as possible in terms of methodology, subject matter and geography, also beyond the immediate crisis management efforts. Historical Research derives its legitimacy not only from the demands of the present; it can and must also further a broadening of perspectives, an openness to new questions and answers, a disruption of hegemonial premises. This will not end any wars, but it will sharpen awareness of possible courses of action in very different historical constellations – and thus perhaps also, at least indirectly, empower the political imagination.

An article in this issue by Marco Swiniartzki continues previous research on the social history of pop culture and on gender history with a study on the New Wave of British Heavy Metal, while an article by Hans Kühner reports on the development of rural poverty in China from the 1950s onwards. The latter contribution ties in not only with our special issue ›World – Hunger – Aid‹ (ZF 2/2021) but also with the special issue ›Social Inequality in State Socialism‹ (ZF 2/2013). No historian aspiring to currency and relevance in Germany or elsewhere can any longer afford to ignore or exoticise China.

The fact that Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History has, since its inception in 2003/04, been able to develop such a broad profile and understanding of the subject of contemporary history, along with its constant search for appealing and informative forms of printed and digital publication, is due to none more so than Konrad H. Jarausch, who co-founded this journal and has as editor faithfully nurtured and promoted it with wisdom and prudence. Our gratitude for this shared path, the professional and personal connection, will remain even though Konrad H. Jarausch has now taken his leave as co-editor.

Jan-Holger Kirsch for the editorial team
(Translated from the German by Joy Titheridge)


Notes:

1 Andreas H. Apelt/Eckhard Jesse/Evelyna Schmidt (eds), Der 11. September 2001 – (k)eine Zeitenwende?, Halle (Saale) 2022.

2 Jörg Häntzschel, Die Welt zerfällt, in: Süddeutsche Zeitung, 4 April 2022, p. 9.

3 See for example Jens Jessen, Das Ende der Globalisierung, in: ZEIT, 19 May 2022, p. 47.

4 Annual conference of the Leibniz Center for Literary and Cultural Research in Berlin; see <https://www.hsozkult.de/event/id/event-116537>.

5 Parag Khanna, Ist eine Weltordnung möglich?, in: ZEIT, 11 August 2022, p. 47.

6 Jörn Leonhard, Die Grenzen der Analogien. Der Krieg in der Ukraine als historische Zäsur, in: Osteuropa 72 (2022) issue 4-5, pp. 3-12, here pp. 6, 12.

7 Karl Schlögel, Die Ukraine als Kairos. Ordnung im Kopf, Unordnung in der Welt, in: Osteuropa 72 (2022) issue 1-3, pp. 7-18, here p. 8.

8 Ibid., p. 13.

9 Arkadiusz Łuba, Putler, Putinna und der Tod. Russlands Ukraine-Krieg in der Karikatur, in: Osteuropa 72 (2022) issue 1-3, pp. 277-298, on Putin/Hitler comparisons e.g. pp. 286-289, 293; online seminar ›Rashism/Ruscism – Is Russia Fascist?‹ presented by the Deutsch-Ukrainische Historikerkommission, 23 June 2022, programme available at <https://www.hsozkult.de/event/id/event-118609> and the video recording at <https://www.youtube.com/watch?v=fXUZB6RfUpo>.

10 »Mit Hitler hat das nichts zu tun«, in: taz, 1 July 2022, pp. 4-5 (interview by Stefan Reinecke with Ulrich Herbert).

11 Martin Schulze Wessel, Faschismus? Genozid? Vernichtungskrieg?, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25 July 2022, p. 6.

12 According to Otto Luchterhandt, Völkermord in Mariupolʼ. Russlands Kriegsführung in der Ukraine, in: Osteuropa 72 (2022) issue 1-3, pp. 65-85, here p. 65.

13 Annette Vowinckel, Totalitarismus 2.0. Mit Hannah Arendt auf Putins Russland blicken, in: zeitgeschichte|online, 2 June 2022.

14 See also, more recently, Jens Balzer, Ethik der Appropriation, Berlin 2022.

15 See also, for example, »Jenseits der Disziplin und nicht disziplinär«, in: taz, 6 August 2022, pp. 34-35 (interview by Doris Akrap with literary scholar Sigrid Weigel). Here Weigel says: ›It becomes very problematic if we come to a point where only women are permitted to do work on women, Blacks on Blacks, Jews on Jews; in other words, when a person’s origin is what determines the legitimacy of speech or the truth of assertions.‹

16 See the article published several years ago by Manfred Sapper, Mehr Expertise wagen. Russland- und Osteuropakompetenz in Deutschland, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 67 (2017) issue 21-22, pp. 33-38; recently, for example, Fabian Baumann, Von Krieg zu Krieg. Historische Ukraineforschung seit 2014, in: Osteuropa 72 (2022) issue 1-3, pp. 309-318. Schulze Wessel, Faschismus? (fn 11), calls for a ›decolonisation of our perceptions of Eastern Europe‹ as a counterbalance to Putin’s intended ›recolonisation‹. Similarly, Botakoz Kassymbekova and Annette Werberger argue for a ›diversification of Eastern European Studies‹: Herrschervolk in den Köpfen, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23 August 2022, p. 11.