Die Säuglingsflasche

Dinghistorische Perspektiven auf Familienbeziehungen in der Bundesrepublik Deutschland und in Schweden (1950–1980)

  1. Lösende Dinge.
    Mütter und Säuglingsernährung in der Bundesrepublik
  2. Verbindende Dinge.
    Väter und Säuglingsflaschen in der Bundesrepublik
  3. Gleiche Dinge in anderen Netzwerken.
    Väter, Milchflaschen und Säuglinge in Schweden
  4. Fazit

Anmerkungen

»Viele Väter sind in der Überzeugung groß geworden, daß Baby- und Kinderpflege die alleinige Aufgabe der Mutter sei. Aber ein Mann kann ein warmherziger Vater und gleichzeitig ein richtiger Mann sein. […] Das soll natürlich nicht heißen, daß ein Vater dem Baby genau so viele Flaschen geben muß oder ihm ebenso oft die Windeln wechseln soll wie die Mama. Aber es kann ihm gar nichts schaden, wenn er diese Dinge hin und wieder erledigt.«[1] (1957)

»›Ich glaube, am liebsten hätte ich noch gestillt‹, sagt er [Wolfgang Denzinger], ›das Füttern ist für mich keine Arbeit, sondern ein reines Vergnügen. Wenn Felix satt und zufrieden ist, dann habe ich das Gefühl, als hätte ich ihm ein Geschenk machen dürfen.‹«[2] (1980)

In der frühen Bundesrepublik war die Einbeziehung des Vaters in die Ernährung von Säuglingen auch aus der Perspektive der betroffenen Männer umstritten. Dem zögerlichen Skeptiker, der seine Männlichkeit gefährdet sah, stand ein mütterlicher Vater gegenüber, der die Frau um ihre körperliche Fähigkeit zum Stillen beneidete. Auf der Ebene pädagogisch gestützter Ideale war der Vater dabei anfangs höchstens in einer helfenden Rolle vorgesehen. Zum Ende der 1970er-Jahre wurde es für Männer jedoch möglich, selbstbewusst an die Seite der Partnerin zu treten und die Ernährung ihrer Kinder (mit) zu übernehmen. Der vorliegende Aufsatz geht diesen Veränderungen im Verhältnis von Vätern, Müttern und Säuglingen nach. Das Hauptaugenmerk liegt auf einem bisher vernachlässigten Untersuchungsgegenstand der Zeitgeschichte – der Flaschennahrung für Säuglinge. Mein Aufsatz zeigt, wie sich dieses Ding zunehmend in die Beziehung zwischen Eltern und Kindern einschaltete. Er leistet so einen dinghistorischen Beitrag zur Familien- und Geschlechtergeschichte des 20. Jahrhunderts.[3]

Während für das 19. Jahrhundert und die Weimarer Republik bereits umfassende Studien vorliegen – zur Frage der Säuglingsernährung und ihren Verwicklungen mit staatlichen Institutionen, Kinderärzten, Sozialfürsorge und Eltern bzw. speziell Mutterschaftsvorstellungen –,[4] wurden die Eltern-Kind-Beziehungen für die Zeit nach 1945 bisher nur von wenigen AutorInnen ausführlicher betrachtet.[5] Auf dieses Defizit wird hier reagiert. Zu untersuchen ist, wie die technisch-materielle Entwicklung der Flaschennahrung mit dem Wandel familiärer Handlungsnormen und Praktiken in Verbindung stand. Es geht darum, die Flaschennahrung explizit dinghistorisch zu fassen und zu zeigen, welche Perspektiven und Erkenntnisse sich ausgehend von der Produktion, der Verbreitung und dem Gebrauch der Dinge gewinnen lassen.

Der Aufsatz schildert den Wandel der Familienbeziehungen durch die Säuglingsflasche sowohl für die Bundesrepublik Deutschland als auch für Schweden, wobei der Fokus auf der (west)deutschen Seite liegt.[6] Das schwedische Beispiel soll zur Überprüfung der Hypothese dienen, dass Dinge in Abhängigkeit vom geschichtlichen Kontext unterschiedlich wirkmächtig sind – was jeweils empirisch ermittelt werden muss. Schweden ist besonders interessant, da es auf sozialpolitischer Ebene häufig als Gegenpol zu Westdeutschland dargestellt wird.[7] Für den Vergleich der beiden Länder im Bereich der Sozial- und Familienpolitik gibt es bereits wichtige Studien von Wiebke Kolbe, die zeigen konnte, wie unterschiedlich Familie und Geschlecht in der Bundesrepublik und in Schweden verhandelt und gesetzlich festgeschrieben wurden.[8] Bei einem Vergleich der Familienbeziehungen anhand der Nutzung von Säuglingsflaschen lassen sich die Unterschiede und Gemeinsamkeiten detaillierter ermitteln, und es kann nach den Gründen für zeitliche Verschiebungen von ähnlichen Phänomenen gefragt werden.

Die Untersuchung konzentriert sich auf die Jahre zwischen 1950 und 1980, da in diesem Zeitraum die Stilltätigkeit in der Bundesrepublik deutlich abnahm. Es liegt daher nahe, dass sich der Gebrauch der Säuglingsflasche währenddessen veränderte und verstärkte. Die Stillquote war bis 1945 angestiegen – vor dem Hintergrund von Säuglingssterblichkeit und Bevölkerungspolitik, beschleunigt von einer »völkisch motivierten und biologisch begründeten Stillpropaganda und Mutterideologie«[9] im Nationalsozialismus. Seit Beginn der 1950er-Jahre sank die Quote, was mit der Erfindung einer neuen Form von Säuglingsnahrung zusammentraf. Mitte der 1970er-Jahre erreichte sie ihren Tiefpunkt – zu diesem Zeitpunkt wurden ungefähr 50 Prozent der Säuglinge mit Flaschenmilch ernährt.[10] Das Jahr 1980 stellt eine weitere Zäsur dar. Nach den Flaschennahrungsskandalen in der »Dritten Welt«[11] wurden neue globale Marketing-Richtlinien für Flaschennahrungsprodukte eingeführt.[12] Seit den 1980er-Jahren nahm die Stillrate erneut zu;[13] ein Trend, der bis heute anhält.

Um der Flaschennahrung und ihren Verbindungen nachzugehen, nutze ich Elemente der Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT), wie Bruno Latour sie in seinem Buch »Eine neue Soziologie für eine neue Gesellschaft« formuliert hat. Die beiden Kernkomponenten – Akteure und Netzwerke – bedürfen einer kurzen Problematisierung, da vor allem der Akteursbegriff umstritten ist.[14] Für Latour sind Faktoren wie Intentionalität, freier Wille und Verantwortlichkeit nicht maßgeblich für die Definition einer Entität als Akteur.[15] Die typische Ausgangsfrage »Wer handelt?« wird gewissermaßen umgedreht in »Wer oder was wird zum Handeln gebracht?«. Latours Testfrage, um einen Akteursstatus zu identifizieren, ist lediglich: »Macht er einen Unterschied im Verlauf der Handlung irgendeines anderen Handlungsträgers oder nicht?«[16] Der Ausgangspunkt einer Handlung ist dabei von geringem Interesse; ausschlaggebend für die Handlungsfähigkeit der Entität ist ihr Effekt.[17] In diesem Sinne können auch Dinge, wie die Flaschennahrung, als Akteure betrachtet werden.

Latour plädiert dafür, das »Soziale« mit Dingen neu zu denken – »to reassemble the social«.[18] Dinge, Menschen und Diskurse sollen nicht länger künstlich voneinander isoliert werden.[19] Das Ziel ist vielmehr der Nachweis, wie und wo sie Verbindungen eingehen, einander zum Handeln bewegen und dadurch neue Strukturen und Bedeutungen erzeugen. Ohne Netzwerk kein Akteur – und vice versa.[20] Diese Akteur-Netzwerke sind dabei immer zeitlich verortet, wodurch sie sich als historisch spezifische Konstellationen rekonstruieren lassen.[21] In diesem Sinne verstehe ich die Familie als Netzwerk aus Menschen, Dingen und Diskursen. Ich möchte herausarbeiten, in welchen Beziehungen und Handlungsketten die Säuglingsflasche einen Unterschied gemacht hat. Wie lässt sich eine Sozialgeschichte der Familie mit Dingen schreiben?

Um den Assoziationen und Ensembles von Dingen, Menschen und Diskursen empirisch auf die Spur zu kommen, werden im Folgenden Fachpublikationen der Pädiatrie, populäre Elternmagazine und Erziehungsratgeber aus der Bundesrepublik und aus Schweden herangezogen. Ratgeber sind als historische Quellen gleichermaßen beliebt wie umstritten. Einigkeit herrscht darüber, dass sie Alltagspraktiken weder abbilden noch unmittelbar beeinflussen.[22] Ihre Aussagekraft ist anders gelagert. So werden in Ratgebern bereits vorhandene Praktiken bestätigt, sanktioniert und verbreitet.[23] Ein weiterer Effekt ist, dass bestimmte Fragen »durch die Thematisierung […] überhaupt erst als verhandelbare und zwingend zu verhandelnde Gegenstände in den Blick kommen«.[24] Ratgeber zeigen demnach auch Möglichkeiten auf, mit Dingen und Handlungsoptionen umzugehen, die vorher nicht verfügbar, denk- oder machbar waren. Darüber hinaus finden sich dort Hinweise auf größere Bedeutungszusammenhänge, die Handlungsnormen konturieren – im hier interessierenden Kontext etwa Vorstellungen von Mutterschaft, Männlichkeit und Gesundheit.[25]

Im ersten Teil skizziere ich die Verbindungen von Säuglingsflaschen und Müttern, die sich nach 1945 teilweise lösten und so neue Bindungen ermöglichten. Im zweiten Teil gehe ich der Frage nach, inwiefern und in welchem Ausmaß die Flaschennahrung die Beziehungen von Vätern und Säuglingen transformierte und intensivierte. Diese beiden Teile beschränken sich auf die Bundesrepublik. Im dritten Teil richte ich den Blick auf Schweden und überprüfe, welche Verbindungen die Flaschennahrung dort bewirkte und wie sich dies von der Konstellation in der Bundesrepublik unterschied. Die Annahme lautet, dass sich der Akteur Flaschennahrung in einem anderen Netzwerk anders verhielt und andere Akteure zum Handeln brachte.[26] Im Fazit diskutiere ich anhand der Ergebnisse den methodischen Mehrwert der ANT für familiengeschichtliche Arbeiten.

1. Lösende Dinge.
Mütter und Säuglingsernährung in der Bundesrepublik

Säuglinge wurden schon lange vor dem 19. Jahrhundert auch mit anderen Substanzen als Muttermilch ernährt. Häufig waren dies Mischungen aus Getreide, Tiermilch und Wasser, die den Säuglingen mit Trinkgefäßen eingeflößt wurden.[27] Einzelne Versuche, die Säuglingsernährung zu systematisieren, wurden seit dem frühen 19. Jahrhundert unternommen, aber erst seit der Mitte des Jahrhunderts nahm diese Bewegung an Fahrt auf. Sowohl die Nahrung als auch die Flasche veränderten sich seitdem sehr stark, bis sie nach 1945 beide zu einer Standardform fanden.

»Zweckmäßige« versus »unzweckmäßige«
Säuglingsflaschen der 1930er-Jahre
(aus: Elisabeth Hörig/Otto Köhler, Unser Kind. Ein Ratgeber für Mütter, Chemnitz 1931, 3. verb. Aufl. Dresden 1935, S. 34)

Während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren weder die Säuglingsflasche noch der Vater erwünschte Akteure in der Säuglingsernährung. Seit den 1950er-Jahren begann sich diese Einstellung zu ändern. Dafür mussten sich zunächst zwei Verbindungen lösen oder umgedeutet werden: Tod und Flaschennahrung einerseits, Ernährung und Mutterbrust andererseits.

Die erste Beziehung, die sich in den 1950er-Jahren zu lösen begann, war jene zwischen Tod und Flaschennahrung. Einer der wichtigsten Faktoren für die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Säuglingsernährung seit Mitte des 19. Jahrhunderts war die hohe Säuglingssterblichkeit. Diese war nach statistischen Untersuchungen im Deutschen Reich besonders hoch.[28] Ein enger Zusammenhang zwischen Flaschennahrung und Mortalität wurde festgestellt, weswegen Muttermilch als einzig sichere Form der Ernährung galt und Mütter dazu angehalten wurden, ihre Kinder zu stillen.[29] Die Flasche als Todesursache wurde visuell immer wieder inszeniert. Diese Verbindung von Flasche und Säuglingssterblichkeit war ein wirkmächtiger Topos, der zum Anstieg der Stillquote beitrug.

Säuglingsflasche oder Mutterbrust?
Die Ratgeber in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ließen keinen Zweifel an der richtigen Antwort.
(aus: Leopold Langstein/Fritz Rott, Atlas der Hygiene des Säuglings und Kleinkindes, Berlin 1918, Tafel 62. Siehe zu diesem Werk Luisa Rittershaus, Visualisierung in der Säuglingsfürsorge Anfang des 20. Jahrhunderts. Der »Atlas der Hygiene des Säuglings und Kleinkindes«, Göttingen 2013.)

Seit Mitte der 1950er-Jahre ließ sich kaum ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen der Mortalität gestillter und nicht-gestillter Säuglinge mehr feststellen. Dies wurde auch der verbesserten Beschaffenheit der Flaschennahrung zugeschrieben.[30] Schon seit den 1860er-Jahren hatten Chemiker, Kinderärzte und Industrielle an einer Flaschennahrung gearbeitet, die der Muttermilch in all ihren biochemischen Bestandteilen gleichen sollte.[31] Dieses Ziel schien 1950 erreicht zu sein, als die Herforder Firma Humana die erste »humanisierte« Säuglingsmilch auf den Markt brachte.[32] Sie wurde in Form eines Pulvers verkauft, das nach Packungsbeilage abgemessen und mit Wasser vermischt werden musste. Alle großen Hersteller entwickelten Milchnahrung nach diesem Vorbild, und die »humanisierte« Milch wurde in den 1960er-Jahren zur Standardform der Säuglingsernährung.[33]

Die Einstellung der Ernährungsexperten gegenüber der Säuglingsflasche änderte sich seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges merklich. Ratgebermedien diskutierten die Tauglichkeit der Flaschennahrung zwar in Abgrenzung zur Muttermilch, doch lag der Fokus seit Ende der 1960er-Jahre stärker auf der Konkurrenz zwischen den Herstellern, während die Sicherheit der Produkte generell Anerkennung fand.[34] Die Überlegenheit der Muttermilch stand dabei nie zur Debatte, sondern Mütter wurden darin bestärkt, ihre Kinder zu stillen.[35] Das Stillen wurde allerdings neu kodiert, nämlich als »Entscheidung«[36] der Mutter und nicht als ihre Pflicht. Dem Kind würden, anders als in den Jahrzehnten zuvor behauptet, keine Nachteile entstehen: »Auch mit dem Fläschchen können Sie Ihrem Kind geben, was es für seine gute Entwicklung braucht.«[37] Nicht nur statistisch machte die Flasche damit keinen Unterschied mehr für die Lebenserwartung des Säuglings, sondern auch ihre Position im Netzwerk hatte sich verändert.

Zwei Argumente, die bereits seit den 1870er-Jahren gegen die Flaschennahrung in Stellung gebracht wurden, waren gleichwohl auch nach 1945 schwer zu widerlegen: Sie war umständlicher und teurer.[38] Die Ernährung an der Brust war kostenlos, ein Argument, das sich fast überall wiederfand. Nicht nur die künstliche Nahrung an sich war teuer, sondern Eltern mussten weiteres Geld in Utensilien investieren, um die Nahrung überhaupt zubereiten und füttern zu können. Die 30 Pakete Alete 1 Säuglingsmilch, die zur Ernährung des Säuglings im ersten Halbjahr benötigt wurden, kosteten 1966 insgesamt 130,50 DM. Es wurde empfohlen, mindestens sechs Flaschen zu besitzen, sodass man die Nahrung für den gesamten Tag (fünf bis sechs Mahlzeiten waren pro Tag vorgesehen, plus eine Ersatzflasche) jeweils in einer frischen Flasche zubereiten konnte. Die Flaschen kosteten je nach Hersteller zwischen 2,45 DM und 6,60 DM. Dazugehörige Verschlüsse (à 6,00 DM), Sauger (à 4,20 DM) und Reinigungsutensilien mussten ebenfalls angeschafft werden.[39]

Anstatt industrielle Produkte zu kaufen, konnte Flaschennahrung auch aus frischer Kuhmilch hergestellt werden. Dazu musste sie aufgekocht, mit einem ebenfalls selbst hergestellten Getreideschleim vermischt sowie Nährzucker zugegeben werden. Eine Waage und weitere Utensilien waren dazu vonnöten. Dies war zwar günstiger als die »humanisierte« Milch, aber deutlich aufwendiger in der Zubereitung. Dafür gab es noch 1980 Anleitungen in Ratgebern, auch wenn die industriellen Produkte seit Anfang der 1960er-Jahre dominierten.[40] Um 1980 nutzen 95 Prozent der Familien, die Flaschenmilch gaben, Industrieprodukte.[41]

Dies mag teilweise darauf zurückgeführt werden, dass sich neben der Nahrung auch die Flasche selbst und die zur Verfügung stehende Produktpalette verändert hatten. War noch zu Beginn des Jahrhunderts eine Vielzahl unterschiedlicher Flaschenmodelle im Handel, hatte sich seit den 1940er-Jahren eine Standardform herausgebildet. Die Flaschen waren aus dickwandigem Glas, hatten einen flachen Boden und eine Gradierung in Milliliter, sodass der Inhalt direkt ersichtlich war. Die Öffnungen am Flaschenhals ließen es zu, dort einen Gummisauger zu befestigen. Flaschen aus undurchsichtigem Material oder mit metallischen Saugrohren verschwanden, da sie schlecht zu reinigen und daher unhygienischer waren.[42] In den 1950er-Jahren brachte Nestlé zudem Weithalsflaschen auf den Markt, die ohne Trichter befüllt werden konnten.[43] Etwa zur gleichen Zeit fanden die ersten automatischen Flaschenwärmer mit Thermostat ihre Abnehmer (à 24,80 DM), mit denen sich die Flasche ohne Zuhilfenahme eines Kochtopfes auf die gewünschte Temperatur bringen ließ.[44] Je einfacher die Zubereitung, desto teurer, könnte man zusammenfassen.

Werbung der 1950er-Jahre:
»Nach dem Vorbild der Natur«
(aus: Humana, 60 Jahre Humana. 60 Jahre Partner für Eltern, Herford 2011, S. 11)
Werbung der 1970er-Jahre:
»Humana gibt Ihnen die Sicherheit[,] richtig zu ernähren«
(aus: Eltern, April 1974)
 

Mit all diesen zur Verfügung stehenden Dingen änderten sich Ernährungspraktiken seit den 1950er-Jahren deutlich. Bereits Zeitgenossen bescheinigten der »humanisierten« Säuglingsmilch große Auswirkungen auf das Stillen.[45] Vor allem dem »Trommelfeuer der Reklame«[46] durch die Nahrungsmittelhersteller schrieben Stillbefürworter einen nicht geringen Anteil am Rückgang des Stillens zu. Die Werbung stellte die Flaschenmilch tatsächlich als gleichwertige Alternative zur Muttermilch dar, jedoch nie als besser oder überlegen. In den 1950er-Jahren legte die Werbung von Humana den Schwerpunkt auf die technische Innovation der »humanisierten« Milch[47] und hob hervor, dass sie »[n]ach dem Vorbild der Natur« hergestellt werde. Nachdem andere Firmen diesem Beispiel gefolgt waren und das Alleinstellungsmerkmal dadurch abhandengekommen war, rückte Humana in den 1970er-Jahren stattdessen die Sicherheit seiner Flaschenmilch in den Mittelpunkt.[48] Die Sicherheit des Produktes wurde auch von anderen Anbietern betont, was darauf hindeutet, dass sie auf mögliche Bedenken der Kunden reagierten. Darüber hinaus setzten die Marken aber eigene Akzente, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Ein Versprechen von Nestlé Beba war zum Beispiel das bessere Durchschlafen des Säuglings – und damit auch seiner Eltern.[49]

Neben den Werbetexten sind die bildlichen Strategien untersuchenswert. Sie zeigten häufig ein gut genährtes, fröhliches oder ruhig schlafendes Baby zusammen mit der Produktpalette. Hiermit konnten die positive Wirkung eines Produktes und das gute Gedeihen des Kindes bei dessen Anwendung unterstrichen werden. Oder die Werbung nutzte Bilder, die das Stillen zeigten bzw. daran erinnerten: eine Mutter, die ihr Kind im Arm hält. Das Füttern mit der Flasche wurde dabei nur selten direkt gezeigt. Dadurch wurde wohl auch betont, wie sehr sich die Praktiken des Stillens mit der Brust und der Flasche ähnelten, anstatt durch die Inszenierung der Flasche Unterschiede hervorzuheben. In der Werbung wurden also klassische Bilder der Einheit von Mutter und Kind gewählt. Werbeanzeigen für Säuglingsnahrung mit einzelnen Vätern konnten bisher nicht gefunden werden, was den Eindruck bestärkt, dass die Mutter ihre zentrale Rolle in der medialen Repräsentation von Säuglingsernährung beibehielt. Die Flasche schien in den Darstellungen der Anzeigen keinen Unterschied im Beziehungsgefüge der Familie zu machen – eine Legitimierungsstrategie der Werbung, die sich dem weiterhin vorherrschenden Mutterschaftsideal der Bundesrepublik anpasste.

»Die optimale Alternative zum Stillen« (aus: Eltern, April 1980)
»Milumil sättigt und ist gut bekömmlich« (aus: Eltern, Juli 1975)
 
»Milumil sättigt kaloriengerecht und ist gut bekömmlich«
(aus: Eltern, Januar 1980)
»Warum brauchen ältere Babys eine andere Milchnahrung als jüngere?«
(aus: Eltern, Januar 1980)
 
»Sie können das Glück festhalten!«
(aus: Eltern, Mai 1970)

Neben der Nutzung in Kombination mit industriellen Produkten konnte die Flasche aber auch anders gebraucht werden, insbesondere mit abgepumpter Muttermilch. Im Ratgeber von Gusti Gebhardt (1968) wurde das Vorgehen pragmatisch knapp gefasst: »Das Kind trinkt eine Brust leer, die zweite Brust wird abgepumpt, die Milch in eine Flasche gefüllt und, nachdem sie abgekühlt ist, in den Kühlschrank gestellt. In der Flasche ist somit die zweite Mahlzeit für das Kind. Mittags geht die Mutter heim und stillt, die nicht leergetrunkene Brust wird wiederum abgepumpt und die Milch für den Nachmittag aufbewahrt. Abends bekommt das Kind die Milch aus beiden Brüsten.«[50]

So ließ sich potentiell eine Lösung finden, bei der weder das Kind auf die Muttermilch verzichten musste noch die Mutter durch ihren Körper an das Kind gebunden war. Dies wurde insbesondere berufstätigen Müttern empfohlen – eine Gruppe, die zum Ende der 1960er-Jahre deutlich größer wurde, da immer mehr Frauen einer Erwerbsarbeit nachgingen.[51] Nachdem dies zuvor eher als Notlösung diskutiert wurde, falls die Familie vom Gehalt des Vaters allein nicht leben konnte, wurde zunehmend auch das Argument wirksam, dass Frauen aus Freude am Beruf arbeiten gingen.[52]

Wie ein Tagesplan im Anhang des Buches von Gusti Gebhardt verrät, war die Großmutter dafür vorgesehen, das Kind während der Arbeitszeit der Mutter zu füttern. Morgens wurde es »auf dem Weg zum Dienst« zu ihr gebracht und nach der Arbeit wieder abgeholt (was räumliche Nähe voraussetzte).[53] Aber auch der Vater konnte laut Gebhardt diese Aufgabe übernehmen, falls dieser von zu Hause aus arbeitete.[54] Dass der Vater seine eigene Arbeit zumindest vorübergehend aufgab, um für den Säugling da zu sein, erschien nicht vorstellbar. Ungeachtet dessen eröffnete die Flasche, ob mit Muttermilch oder »humanisierter« Milch befüllt, Müttern potentiell eine flexiblere Tageseinteilung und größere Handlungsspielräume. Durch die Darstellung solcher Praktiken in Ratgebern wurden neue Verhaltensmöglichkeiten aufgezeigt und bereits bestehende Praktiken legitimiert.

Auffällig ist, dass Ratgeber und Werbung die Verantwortung für die Ernährung des Kindes überwiegend der Mutter übertrugen, egal ob an der eigenen Brust oder in ähnlich schützender Position mit der Flasche. Für die Mutterschaftsvorstellungen in der Bundesrepublik ist dies durchaus typisch. In der Nachkriegszeit dominierte ein Mütterlichkeitsideal, das die Frau im Haus verortete und Erwerbsarbeit als schädlich für das Kind deklarierte.[55] Die Abgrenzung zur Familienpolitik der DDR perpetuierte und verfestigte diese Einhegung zusätzlich.[56] Dabei richtete sich auch in Ostdeutschland die Familienpolitik an die Mütter, während die Rolle der Väter in der Erziehung unterbelichtet blieb.[57]

Mit dem Normalisierungsschub der Flaschennahrung in den 1960er-Jahren stand es prinzipiell auch anderen Akteuren frei, das Füttern zu übernehmen. Väter waren in diesem Kontext allerdings noch kaum zu finden. Sie blieben in der Werbung und in den Ratgebern ökonomische und damit letztlich nur indirekte Ernährer, die durch ihre Erwerbsarbeit die Familie am Leben erhalten sollten. Die nachgezeichneten Entflechtungen erweiterten aber die Möglichkeiten, die Väter in die familiären Alltagsaufgaben einzubeziehen.

2. Verbindende Dinge.
Väter und Säuglingsflaschen in der Bundesrepublik

Nachdem die materiellen Voraussetzungen dafür geschaffen waren, dass neben der Mutter eine andere Person die Ernährung des Kindes übernehmen konnte, mussten sich noch weitere Faktoren ändern, um auch den in diesem Punkt bis dahin eher passiven Vater zu aktivieren. Dabei soll hier nicht argumentiert werden, dass der Vater nur über die Ernährung Kontakt mit seinem Säugling aufnehmen konnte oder dass er nicht auch die Verantwortung für dessen Wohlergehen getragen hätte.[58] Die Quellen zeigen jedoch, dass es gerade in diesem Bereich zu Veränderungen kam, seit die Säuglingsflasche als legitime Alternative zur Mutterbrust an Bedeutung gewann.

Dies lässt sich zum ersten Mal in dem erfolgreichen Erziehungsratgeber des amerikanischen Kinderarztes Benjamin Spock während der 1950er-Jahre beobachten.[59] Er legte gegenüber der Flaschennahrung eine eher permissive Haltung an den Tag und wirkte Befürchtungen entgegen, dem Kind könne ihre Nutzung schaden.[60] Im Gegensatz zu vielen früheren Ratgebern sprach Spock nicht nur die Mutter direkt an, sondern adressierte in der Einleitung beide Elternteile. Der Rolle des Vaters widmete er sogar eigene Kapitel und mahnte ihn, seine Frau nicht nur emotional, sondern auch praktisch zu unterstützen.[61] Spock bemühte sich, den Ängsten derjenigen Väter zuvorzukommen, die durch die Mitarbeit in der Säuglingspflege ihre Männlichkeit gefährdet sahen, wie das Zitat zu Beginn dieses Aufsatzes verdeutlicht.

Das Beispiel zeigt, dass die Milchflasche Interaktionsmöglichkeiten zwischen Vater und Säugling erzeugte – aber nur in begrenztem Ausmaß. Spock versicherte schnell, dass die Ernährung durch den Vater eine Ausnahme darstelle und lediglich der Entlastung der Mutter diene. Die Funktion des Vaters als Unterstützer der Mutter ist charakteristisch für die 1950er- und 1960er-Jahre.[62] Typischerweise wurden anhand der Säuglingsflasche auch Männlichkeitsvorstellungen diskutiert. Während sich zuvor die Attribute »warmherziger Vater« und »richtiger Mann« gegenseitig aufhoben, sah Spock hier keinen Konflikt. Emotionalität konnte in Männlichkeit integriert werden. Die Ernährung ihres Babys mit der Flasche gab Vätern die Chance, diese neue Rolle auszuprobieren.

Die von Spock lancierte Öffnung der Säuglingspflege für den Vater wurde erst in den frühen 1970er-Jahren weiter vorangetrieben. Die »68er-Bewegung« hatte auch in der Erziehung neue Denkmuster angestoßen.[63] Vor allem die Neue Frauenbewegung tat dann das Ihre mit der Forderung, Frauen müssten von der Alleinverantwortlichkeit für die Kinder entlastet werden.[64] Seitdem begann sich auch die Wissenschaft für den Vater zu interessieren, wobei dieser zunächst vor allem als abwesender Vater in Bezug auf ältere Kinder problematisiert wurde.[65] Bald kam er darüber hinaus als wichtige emotionale Bezugsperson für Kleinkinder in den Blick.[66]

In diesem Sinne titelte die Erziehungszeitschrift »Eltern« 1970 auf ihren Sonderseiten zur Entwicklung des Kindes im ersten Lebensjahr: »Der dritte Monat – Ihr Baby entdeckt seinen Vater. Wenn Ihr Kind neun Wochen alt ist, braucht es seinen Vater fast so sehr, wie es seine Mutter braucht.«[67] Zwar wurde die Mutter adressiert, aber der Vater und dessen Beziehung zum Säugling standen im Mittelpunkt: »Vielleicht gehört Ihr Mann zu der leider immer noch sehr kleinen Gruppe modern denkender Väter, die sich sofort in ihre kleine Tochter oder in ihren kleinen Sohn verliebt haben. Die nachts aufstehen, um ihr Kind zu füttern oder gar zu wickeln und die aller Welt freudestrahlend von ihrem braven, intelligenten Baby berichten. Dann sind Sie zu beneiden!«[68]

Dass der Vater die Ernährung des Säuglings übernahm, gerade nachts, wurde hier als »modern« aufgewertet. Es wurde jedoch gemutmaßt: »Wahrscheinlicher ist […], daß Ihr Mann zu jener anderen, größeren Gruppe von Vätern gehört, die meinen, daß ihre Männlichkeit leide, wenn sie eine Babyflasche anwärmen. […] Diese Väter vergessen etwas: Ein Baby muß auch lernen, daß es nicht nur Wesen weiblichen Geschlechts gibt. Es ist wichtig, daß es schon jetzt Kontakt mit seinem Vater bekommt. Mit ein bißchen Diplomatie können Sie den beiden dabei helfen: Bitten Sie Ihren Mann, das Baby zu füttern.«[69]

Zweierlei ist hieran bemerkenswert. Zum einen war die Mutter dafür verantwortlich, die Interaktion zwischen Vater und Säugling anzustoßen, indem sie ihrem Partner das Füttern antrug. Der Vater, der sich von selbst diesen Aufgaben widmete, wurde als Ausnahme verstanden. Zum anderen wurde die Interaktion zwischen Vater und Säugling nicht zur Entlastung der Mutter, sondern zum Wohle des Kindes gefördert – es sollte die binäre Geschlechterordnung kennenlernen.

An diesen Anweisungen lässt sich ablesen, wie sich das Wissen über den Säugling veränderte. Bis teilweise in die 1970er-Jahre war das Baby als reiner Nervenkörper verstanden worden, der durch strenge Reglementierung an die Erwachsenenwelt herangeführt werden müsse.[70] Durch neue Erkenntnisse der Entwicklungspsychologie wurde der Säugling nun zu einem ständig lernenden Individuum umgedeutet, das eine geschlechtliche Identität erwerben müsse.[71] Für den westdeutschen Fall ist wichtig zu notieren, dass die Eltern spezifische, geschlechtlich kodierte Aufgaben in der Erziehung hatten und nicht gegeneinander austauschbar waren. Die Elternrollen galten als komplementär, wohingegen sie in Schweden egalitär konzipiert waren.[72]

In der Bundesrepublik eröffnete diese psychologische Neukonzeption der Säuglingsbedürfnisse mehr Möglichkeiten für den Vater, aktiv zu werden. Doch nicht nur für das Kind stelle die Einbeziehung des Vaters eine Bereicherung dar, sondern auch der Vater könne so eine neue Seite seiner Männlichkeit entdecken. Väter wurden dazu aufgefordert, die Säuglingspflege für sich anzunehmen, um damit eine engere Beziehung zu ihrem Nachwuchs aufzubauen: »Ein Vater, der sich jetzt intensiver um sein Kind kümmert, es regelmäßig einmal am Tag füttert und wickelt, wird dafür später reich belohnt.«[73]

1980 publizierte die Zeitschrift »Eltern« eine ganze Serie rund um das Vater-Sein mit dem Titel »Die neuen Väter«, verfasst von Uli Schulte-Döinghaus. Auf einige philosophisch-psychologische Reflexionen darüber, »Warum ein Mann heute Vater werden will«,[74] folgten Artikel zu Schwangerschaft und Geburt. Im vierten Teil beschäftigte sich der Autor mit einem Vater, der die Säuglingspflege als Hauptverantwortlicher übernahm: »Ein mütterlicher Vater. Welch ein Glück für ein Baby!«[75] In diesem Artikel lag der Fokus stärker darauf, welche Bereicherung die Beschäftigung mit dem Kind für den Vater sei (siehe auch das zweite Einstiegszitat dieses Aufsatzes). Ein »mütterlicher Vater« war nicht länger ein Widerspruch. Ganz im Gegenteil, der Vater beneidete die Mutter sogar um ihre Möglichkeit, dem Kind die Brust zu geben. Ihm stand aber zumindest der Weg über das Fläschchen offen. So konnte er vom metaphorischen zum tatsächlichen Ernährer seines Kindes werden.

Fütternde Väter – eine der neuen Formen von Männlichkeit
in den 1970er-Jahren
(aus: Ulrich Diekmeyer, Das Elternbuch,
Bd. 1: Unser Kind im 1. Lebensjahr,
Reinbek bei Hamburg 1973, S. 59)

Nicht nur auf textlicher, sondern auch auf visueller Ebene lassen sich ab Mitte der 1970er-Jahre Spuren der Assoziation von Vater, Milchflasche und Säugling finden. Wenn Väter in Erziehungsratgebern abgebildet wurden, dann auffallend häufig beim Füttern. Visuell waren Vater, Säugling und Flasche so immer wieder vereint – anders als in der Werbung. Zum Beispiel war im Ratgeber von Ulrich Diekmeyer 1973 zu lesen: »Jeder Vater kann mit ein wenig Übung die Flasche genausogut geben wie der Vater auf dem Bild. Dabei lernt nicht nur der Vater sein Kind gut kennen, auch das Kind entwickelt auf diese Weise eine Beziehung zu seinem Vater und faßt Vertrauen zu ihm.«[76] Mit der Säuglingsflasche konnte der Vater ähnlich wie die Mutter ebenfalls eine nährende, schützende Position einnehmen.

Die Flaschennahrung veränderte somit die Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern seit 1945. Die Familie war dabei keine abgeschlossene Einheit, sondern Akteure aus Wissenschaft, Psychologie, Industrie, Marketing und anderen Feldern arbeiteten an diesem Wandel mit. Wo zuvor die Mutter durch ihre Brust an das Kind gekoppelt war, konnte mit zunehmender Akzeptanz der Flaschennahrung in ärztlichen Fachdiskursen und populären Medien der Vater eine ähnliche Rolle übernehmen. Nicht nur die Beziehung zwischen den Eltern veränderte sich dadurch, sondern auch die Geschlechtlichkeit dieser Praktiken wurde umgedeutet. Daneben änderte sich das Verhältnis von Eltern und Kindern. Dem zuvor als passiv konzipierten, geradezu dinglichen Säugling wurde mehr Handlungsmacht zugesprochen, wie man am Beispiel seiner Ernährung gut nachvollziehen kann. Erstaunlicherweise spielte das Geschlecht des Kindes eine untergeordnete Rolle, es wurde meist geschlechtsneutral betrachtet. Mit der Einbeziehung des Vaters wurde die Identität des Kindes im Verhältnis zu den Geschlechtern jedoch verstärkt zum Thema.

3. Gleiche Dinge in anderen Netzwerken.
Väter, Milchflaschen und Säuglinge in Schweden

Welchen Stellenwert hatte die Flaschennahrung in anderen nationalen Zusammenhängen? Dies möchte ich am Beispiel Schwedens erläutern. Zunächst skizziere ich einige grundlegende Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Länder im Hinblick auf Familienbeziehungen; dann widme ich mich den Beziehungen von Vätern, Milchflaschen und Säuglingen.

Bis in die 1930er-Jahre überwogen die Ähnlichkeiten zwischen den beiden Ländern in Bezug auf die Säuglingspflege: Eine starke Mutterschaftsideologie porträtierte die Mutter als nährende Kinderhüterin. Die Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit erschien als wichtige Aufgabe der nationalen Bevölkerungspolitik.[77] Der Säuglingstod war mit der Ernährungsform und insofern mit der Flaschennahrung verknüpft.[78] Im Detail werden jedoch Unterschiede deutlich, die sich auch auf das Verhältnis von Vätern, Flaschen und Säuglingen auswirkten. Die Säuglingssterblichkeit lag in Schweden deutlich niedriger als in Deutschland, was in beiden Ländern thematisiert wurde.[79] Flaschennahrung wurde nicht im gleichen Ausmaß dämonisiert, sondern es entstanden vielmehr neue Strukturen. 1901 wurde etwa der Verein Mjölkdroppen (Der Milchtropfen) in Stockholm gegründet, der sich auf die Ausgabe von Milchmischungen von Ärzten an Mütter spezialisierte.[80] Die Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau glich derjenigen in Deutschland, mit einem männlichen Familienversorger und einer Mutter, die sich zu Hause um Kinder und Hausarbeit kümmerte.[81] Allerdings wurde die Erwerbsarbeit von Frauen in Schweden bereits seit den 1930er-Jahren politisch gefördert und die Kinderbetreuung ebenfalls früh institutionalisiert, wodurch die Idee der Betreuung durch andere Personen als die Mutter positiver konnotiert war.[82]

Anders als in Deutschland wurde in Schweden bis nach dem Zweiten Weltkrieg Säuglingsnahrung nicht industriell hergestellt. Stattdessen wurden unter anderem deutsche Nahrungsmittel und Produkte von Nestlé importiert.[83] Generell war die industrielle Säuglingsnahrung in Schweden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts weniger wichtig als in Deutschland.[84] Erst 1948 wandelte sich dieser Markt, als die Firma Semper eine »humanisierte« Säuglingsmilch auf den Markt brachte.[85] Daneben konnte später auch Flaschennahrung des Tiefkühlkostherstellers Findus gekauft werden, der in den 1960er-Jahren im Nestlé-Konzern aufging. Die Flaschen und Nahrungsprodukte waren in beiden Ländern sehr ähnlich, teilweise sogar identisch. So waren etwa Flaschen aus Jenaer Glas des deutschen Herstellers Schott/Mainz in beiden Ländern erhältlich. Nach der Einführung der »humanisierten« Milch deckten sich die Trends in Westdeutschland und Schweden: Die Stillquote nahm ab, wobei gleichzeitig die Akzeptanz der Flaschennahrung wuchs.[86] Im Unterschied zur Bundesrepublik stieg die Stillquote in Schweden allerdings bereits zu Beginn der 1970er-Jahre wieder an.[87]

Die Diskussion um die Rolle des Vaters setzte in Schweden deutlich eher ein als in vielen anderen Ländern. Bereits im frühen 20. Jahrhundert gab es staatliche Stellen, die unverheiratete Väter in die Pflicht nahmen, für ihre Kinder finanziell aufzukommen.[88] Während der 1930er-Jahre wurde in Schweden eine öffentlichkeitswirksame Debatte um die Erziehung und Versorgung von Kleinkindern geführt, in der sozialpsychologisches und psychoanalytisches Wissen zum Tragen kam.[89] Benjamin Spocks Ratgeber wurden zu Beginn der 1950er-Jahre ins Schwedische übersetzt und waren anfangs deutlich populärer als in der Bundesrepublik. Bei der Ernährung von Säuglingen war der Vater auch in Schweden zunächst nur als Unterstützer der Mutter vorgesehen. Da sich jedoch die Debatte um Elternschaft ganz anders entwickelte, beschleunigte die Säuglingsflasche die Neupositionierung des Vaters gegenüber seinem Kind.

In den 1960er-Jahren stritten weite Gesellschaftskreise um die Gleichstellung der Geschlechter. Über den Umweg der »Doppelrolle der Frau in Familie und Beruf« kam zunehmend auch der Vater ins Visier.[90] Mit diesem Konzept setzte sich die Literaturkritikerin Eva Moberg 1961 in dem vielbeachteten Essay »Kvinnans villkorliga frigivning« (»Die bedingte Freigabe der Frau«) kritisch auseinander.[91] Sie rückte die Verantwortung der Männer für die Familie ins Zentrum. Mit den Worten der einflussreichen Anthropologin Margaret Mead argumentierte sie gegen die ausschließliche Betreuung des Kindes durch die Mutter: »Dies ist eine neue, subtile Form von Antifeminismus, bei dem Männer – unter dem Deckmantel, die Bedeutung der Mutterschaft zu predigen – Frauen stärker an ihre Kinder binden, als seit der Erfindung von Flaschennahrung und Kinderwagen für nötig erachtet.«[92] Die Säuglingsflasche war für Moberg ein Argument zur Gleichstellung von Männern und Frauen generell.

Ein Jahr später wurde eine staatliche Expertenkommission eingesetzt, die sich mit den Geschlechterrollen beschäftigte. Die Frauenfrage wurde 1964 »offiziell«, vom schwedischen Ministerpräsidenten Tage Erlander, zu einer Männerfrage erklärt.[93] 1974 wurde zur Förderung der väterlichen Beteiligung in der Säuglingspflege ein Gesetz eingeführt, das es beiden Elternteilen ermöglichte, Erziehungsurlaub zu nehmen.[94] Schon früh ging es in schwedischen Erziehungsdebatten um Gleichheit der Geschlechter und egalitäre Elternschaft, nicht um verschiedene Rollen von Mann und Frau wie in der Bundesrepublik.[95]

»Papaschule«
(aus: Lena Lidbeck, Lättare att var pappa än mamma. Mannen har ingen drömbild att leva upp till [Pappaskola 6] [Einfacher Papa als Mama zu sein. Männer haben kein Traumbild, dem sie gerecht werden müssen], in: Vi Föräldrar [Wir Eltern], Juni/Juli 1975, S. 32f.)

Auch in Elternmagazinen und der Werbung wurde seit Beginn der 1970er-Jahre die Verbindung von Vätern und Säuglingen über die Milchflasche perpetuiert. Das schwedische Magazin »Vi Föräldrar« (»Wir Eltern«) startete 1975 eine neue Reihe: die »Papaschule«.[96] Schon dieser Titel deutet an, dass Väter als unwissend und aufklärungsbedürftig eingeschätzt wurden. Sie mussten ihre Aufgaben und Rollen erst mit Hilfe der Zeitschrift erlernen. Hier wurde ihnen einerseits Wissen zur Gesetzeslage und zur Säuglingspflege vermittelt, andererseits wurden emotionale und psychologische Voraussetzungen der Vaterschaft diskutiert. Diese Serie porträtierte ebenso wie die bundesdeutsche Zeitschrift »Eltern«, jedoch fünf Jahre früher, einen Vater, der zeitweise allein für die Versorgung seines Säuglings zuständig war.[97] Das Einstiegsbild zeigte ihn beim Vorbereiten einer Flasche, während er seine Tochter im Arm hielt. Neben Interviewfragen und generellen Beobachtungen wurde das Zubereiten der Nahrung immer wieder in den Text eingebunden. Anstatt industrielle Nahrung zu verwenden, praktizierte die vorgestellte Familie das Milchabpumpen. Während der Vater zu Hause blieb, war die Mutter wieder berufstätig, da sie nach einer komplizierten Schwangerschaft »einfach das Bedürfnis hatte, das Haus zu verlassen und zur Arbeit zu gehen«.[98] Der Vater beschrieb seine Situation allerdings als außergewöhnlich und beklagte, dass viele Männer – gerade gegenüber ihren Freunden – Angst hätten, als unmännlich zu gelten, wenn sie wegen ihres Säuglings beruflich aussetzten.[99] In dieser Hinsicht ähnelten deutsche und schwedische Väter einander.

Neben den Artikeln veröffentlichte »Vi Föräldrar« auch Werbung von Flaschennahrungsherstellern. Anders als in Westdeutschland machten diese die Väter stärker sichtbar. Während in der Bundesrepublik Mütter in schützender Pose die Werbung dominierten, zeigten sich die schwedischen Väter mehrheitlich in ganz anderen Umgebungen. Sie fand man in einem stilisierten Märchenwald oder am Strand – in den Sommerausgaben der Zeitschrift, die während der Urlaubszeit erschienen. Dies stellte die Interaktion von Vätern und Säuglingen als etwas Besonderes heraus: Lediglich im Urlaub schien der Vater hier beteiligt zu sein. Solche Werbebilder standen in einer gewissen Spannung zum egalitären Ideal der schwedischen Familienpolitik.

Der Vater mit seinem Säugling – nur eine Märchenfigur oder auch alltagstauglich?
(aus: Vi Föräldrar, Juli/August 1970)
In der schwedischen Werbung waren Väter visuell präsenter als in der Bundesrepublik. Welche Rollen sie im Familienleben außerhalb des Strandkorbs einnahmen, lässt sich aus solchen Werbebildern aber nicht direkt ablesen.
(aus: Vi Föräldrar, Juli/August 1975)

Auch in Schweden war die Säuglingsflasche ein maßgeblicher Akteur für die Veränderung von Familienbeziehungen. Sie wurde, anders als in der Bundesrepublik, als Argument für die Gleichstellung von Mann und Frau in der Gesellschaft genutzt. Dabei setzte sich zumindest auf politischer Ebene eine egalitäre Konzeption von Elternschaft durch, in der Männern und Frauen die gleichen Fähigkeiten zugesprochen wurden. Dies wurde jedoch konterkariert durch Werbebilder mit Vätern sowie durch die Thematisierung von Vaterschaft in weiteren populären Medien. Hier deutet sich an, dass die nährenden Väter auch in Schweden eher eine Ausnahme als den Regelfall darstellten, sofern man die Anzeigen und Magazine zumindest indirekt als Belege für die soziale Praxis verstehen kann.

4. Fazit

Folgt man der Geschichte der Flaschennahrung in Deutschland durch das 20. Jahrhundert, zeigt sich einerseits, dass sich die Säuglingsnahrung selbst stark veränderte. Sie wurde von einer aufwendig herzustellenden Rezeptur zu einem fertig abgepackten Pulver, das mit Hilfe neuer Flaschen und Apparate schnell zubereitet werden konnte. Andererseits veränderte die Säuglingsflasche Beziehungen zwischen Familienmitgliedern und weiteren Akteuren (wie Kinderärzten, Psychologen, Industrie, Werbung etc.). Die Industrie gewann in größerem Ausmaß einen Teilnehmerstatus am Familienleben. Durch ihre Produkte, die ein gutes Gedeihen des Säuglings auch ohne Muttermilch ermöglichten, konnte der Handlungsspielraum von Müttern außerhalb und von Vätern innerhalb der Familie vergrößert werden. Dabei sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass es der Industrie, neben der Gesundheit der Kinder, um marktwirtschaftliches Wachstum und Gewinn ging. Die Werbeanzeigen bezeugen die Konkurrenz der Hersteller und dokumentieren, wie mit psychologischen und medizinischen Argumenten das eigene Produkt gegen die Mitstreiter abgegrenzt wurde.

Wendet man den Blick nach Schweden und analysiert dort die Flaschennahrung und ihre Verbindungen, dann zeigt sich, dass sie dort schon früher und im Zusammenspiel mit anderen Akteuren den Vater aktiviert hatte. Die Flasche als Ding wies dabei keine wesentlichen Unterschiede zu ihrem deutschen Äquivalent auf. Als Gemeinsamkeit lässt sich festhalten, dass die Entkopplung der Flasche vom drohenden Kindstod und die Umformulierung des Stillens zu einer Entscheidung der Mütter ein Motor war, die Position der Flaschennahrung zu verändern. Die Säuglingsflasche konstituierte in Schweden allerdings ein Netzwerk mit, das die Rolle der Familienmitglieder anders definierte: Müttern und Vätern wurden keine geschlechtlich differenzierten Aufgaben in der Erziehung zugeteilt, und sozialpolitische Maßnahmen wurden begonnen, um den Vater stärker in die frühkindliche Sorge einzubeziehen. Normativ gesprochen sollte sich also Vaterschaft in beiden Ländern deutlich unterscheiden. Wie aber die Werbung und Berichte in Elternzeitschriften erkennen lassen, war der Wandel der Vaterrolle und der Männlichkeitsvorstellungen nicht so weit fortgeschritten wie offiziell erwünscht.

Welchen Wert haben also die Dinge in (zeit)historischen Untersuchungen? Am Beispiel der Säuglingsflasche lässt sich nachvollziehen, wie Dinge vergeschlechtlichte Beziehungen herstellten, verfestigten, aber auch auflösten. Sie eröffnen der Geschichtswissenschaft so neue Perspektiven auf die Verknüpfung von Gender und Materialitäten. Dinge symbolisieren die Geschlechterordnung nicht nur, sondern arbeiten aktiv an ihr mit. Für die Familiengeschichte im Speziellen eröffnet der dinghistorische Zugang neue Wege, da Familienbeziehungen, die über Mutter/Vater/Kind hinausgehen, sichtbar und analysierbar gemacht werden. Die Familie als Akteur-Netzwerk zu betrachten kann daher neue Fragen für eine etablierte Forschungsrichtung generieren. Mit dieser Perspektive wird besonders deutlich, dass sich Familienbeziehungen seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges deutlich veränderten – auch weil die Flaschennahrung neue Möglichkeiten zur Interaktion der Familienmitglieder und ihres Umfeldes bot. Des Weiteren ermöglichen es Dinge, neue Ebenen des Gesellschaftsvergleichs zu erschließen, indem sie den Blick auf das Verhältnis von Normen und Praktiken freilegen. Und nicht zuletzt hilft der Vergleich, die Bedeutung von Dingen in verschiedenen Gesellschaften zu ermitteln. Hier können sowohl Unterschiede in der Verwendung der Dinge, der Einbindung in Diskurse und der Beziehungen der Akteure zueinander festgestellt werden. Der zunächst vielleicht marginal erscheinende Gegenstand – die Säuglingsflasche – stand im Zentrum vielfältiger familiengeschichtlich relevanter Diskurse und Praktiken. Aus methodischer Sicht wird es dadurch möglich, alte Fragen neu zu stellen.

Die Flaschennahrung war nicht der einzige Faktor, aufgrund dessen sich Familienbeziehungen im 20. Jahrhundert veränderten. Nur im Zusammenwirken mit anderen Akteuren, menschlichen und nicht-menschlichen, konnte die Säuglingsflasche in meinem Beispiel einen Unterschied machen. Sie war eine Mitgestalterin. Nach 1945 griffen Eltern für die Säuglingsernährung und Beziehungsarbeit in einem zuvor ungekannten Ausmaß auf industriell hergestellte Dinge zurück – was angesichts der generellen konsumgeschichtlichen Trends vielleicht nicht überrascht, aber noch kaum beachtet worden ist. Eine Zeitgeschichte der Familie[100] sollte sich daher bemühen, dinghistorische Aspekte stärker einzubeziehen und konsequent auch nach den nicht-menschlichen Mitgestaltern von Familien- und Geschlechterbeziehungen zu fragen.

Anmerkungen:

[1] Benjamin Spock, Säuglings- und Kinderpflege, Bd. 1: Pflege und Behandlung des Säuglings, Berlin 1957, S. 24. Spocks zuerst 1946 in den USA erschienenes Buch wurde mehrfach überarbeitet, mit leicht veränderten Titeln neu aufgelegt und in diverse Sprachen übersetzt; es verkaufte sich millionenfach.

[2] Uli Schulte-Döinghaus, Ein mütterlicher Vater. Welch ein Glück für ein Baby!, in: Eltern, Oktober 1980, S. 22-30, hier S. 24.

[3] Für kritisches Lesen und wertvolle Anmerkungen bedanke ich mich bei Florian Schleking sowie dem Redaktionsteam, insbesondere Nina Verheyen.

[4] Edward Ross Dickinson, The Politics of German Child Welfare from the Empire to the Federal Republic, Cambridge 1996; Silke Fehlemann, Armutsrisiko Mutterschaft. Mütter- und Säuglingsfürsorge im rheinisch-westfälischen Industriegebiet 18901924, Essen 2009; Barbara Orland, Wissenschaft, Markt und Erfahrung. »Natürliche« versus »künstliche« Säuglingsernährung im 19. Jahrhundert, in: Marguerite Bos/Bettina Vincenz/Tanja Wirz (Hg.), Erfahrung: Alles nur Diskurs? Zur Verwendung des Erfahrungsbegriffs in der Geschlechtergeschichte, Zürich 2004, S. 291-305; Reinhard Spree, Soziale Ungleichheit vor Krankheit und Tod. Zur Sozialgeschichte des Gesundheitsbereichs im Deutschen Kaiserreich, Göttingen 1981; Sigrid Stöckel, Säuglingsfürsorge zwischen sozialer Hygiene und Eugenik. Das Beispiel Berlins im Kaiserreich und in der Weimarer Republik, Berlin 1996; Jörg Vögele, Sozialgeschichte städtischer Gesundheitsverhältnisse während der Urbanisierung, Berlin 2001; ders., Säuglingsernährung und Stillpropaganda. Ein Beitrag zur Geschichte der öffentlichen Gesundheitsfürsorge, in: Der Bürger im Staat 52 (2002), S. 226-232; ders., Säuglingsfürsorge, Säuglingsernährung und die Entwicklung der Säuglingssterblichkeit in Deutschland während des 20. Jahrhunderts, in: Heiner Fangerau/Igor J. Polianski (Hg.), Medizin im Spiegel ihrer Geschichte, Theorie und Ethik. Schlüsselthemen für ein junges Querschnittsfach, Stuttgart 2012, S. 203-219; Paul Weindling, Health, Race und German Politics between National Unification und Nazism, 1870–1945, Cambridge 1989.

[5] Gunilla-Friederike Budde, Alles bleibt anders. Die Institution der »Familie« zwischen 1945 und 1975 im deutsch-deutschen Vergleich, in: Maria Oppen/Dagmar Simon (Hg.), Verharrender Wandel. Institutionen und Geschlechterverhältnisse, Berlin 2004, S. 69-98; Miriam Gebhardt, Frühkindliche Sozialisation und historischer Wandel, in: Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte 32 (2004), S. 258-273; dies., Die Angst vor dem kindlichen Tyrannen. Eine Geschichte der Erziehung im 20. Jahrhundert, München 2009; dies./Clemens Wischermann (Hg.), Familiensozialisation seit 1933 – Verhandlungen über Kontinuität, Stuttgart 2007; Wiebke Kolbe, Vernachlässigte Väter. Vaterschaft in der Sozial- und Familienpolitik Schwedens und der Bundesrepublik Deutschland seit der Nachkriegszeit, in: Feministische Studien 18 (2000) H. 2, S. 49-63; dies., Kindeswohl und Müttererwerbstätigkeit. Expertenwissen in der schwedischen und bundesdeutschen Kinderbetreuungspolitik der 1960er- und 1970er-Jahre, in: Traverse. Zeitschrift für Geschichte 8 (2001) H. 2, S. 124-135; dies., Elternschaft im Wohlfahrtsstaat. Schweden und die Bundesrepublik im Vergleich 1945–2000, Frankfurt a.M. 2002; dies., »Neue Väter« – oder was? Vaterschaft und Vaterschaftspolitik in Schweden und der Bundesrepublik von den sechziger Jahren bis heute, in: Freiburger FrauenStudien. Zeitschrift für interdisziplinäre Frauenforschung 18 (2006), S. 145-178; Sylka Scholz/Karl Lenz/Sabine Dressler (Hg.), In Liebe verbunden. Zweierbeziehungen und Elternschaft in populären Ratgebern von den 1950ern bis heute, Bielefeld 2013; Till van Rahden, Demokratie und väterliche Autorität. Das Karlsruher »Stichentscheid«-Urteil von 1959 in der politischen Kultur der frühen Bundesrepublik, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 2 (2005), S. 160-179; ders., Wie Vati die Demokratie lernte. Religion, Familie und die Frage der Autorität in der frühen Bundesrepublik, in: Daniel Fulda u.a. (Hg.), Demokratie im Schatten der Gewalt. Geschichten des Privaten im deutschen Nachkrieg, Göttingen 2010, S. 122-151.

[6] Die DDR als Kontrastfolie in die Untersuchung einzubeziehen wäre wünschenswert, kann aber in diesem Rahmen nicht systematisch geleistet werden. Ebenfalls ausgeklammert wird die Frage, was unter »Familie« im Untersuchungszeitraum jeweils verstanden wurde und welche familiären oder familienähnlichen Lebensformen es in der Praxis gab. Werbung und Ratgeber unterstellten in aller Regel die Vater/Mutter/Kind(er)-Konstellation.

[7] Vgl. Gøsta Esping-Andersen, The Three Worlds of Welfare Capitalism, Princeton 1990, S. 27.

[8] Kolbe, Elternschaft (Anm. 5).

[9] Jana Rückert-John/Melanie Kröger, ›Stillende‹ Männer. Väterselbstbilder und Väterfremdbilder im Übergang zur Elternschaft, in: Rhea Seehaus/Lotte Rose/Marga Günther (Hg.), Mutter, Vater, Kind. Geschlechterpraxen in der Elternschaft, Opladen 2015, S. 81-99, hier S. 84.

[10] Vgl. Timo Heimerdinger, Brust oder Flasche? Säuglingsernährung und die Rolle von Beratungsmedien, in: Michael Simon (Hg.), Bilder. Bücher. Bytes. Zur Medialität des Alltags, Münster 2009, S. 100-110, hier S. 102.

[11] Vgl. Colin Boyd, The Nestlé Infant Formula Controversy and a Strange Web of Subsequent Business Scandals, in: Journal of Business Ethics 106 (2012), S. 283-293.

[12] Vgl. WHO (Hg.), International Code of Marketing of Breast-Milk Substitutes, Genf 1981.

[13] Vgl. Heimerdinger, Brust (Anm. 10), S. 101f.

[14] Vgl. Edwin Sayes, Actor-Network Theory and Methodology. Just What Does it Mean to Say That Nonhumans Have Agency?, in: Social Studies of Science 44 (2014), S. 134-149.

[15] Vgl. ebd., S. 139, S. 141.

[16] Bruno Latour, Eine neue Soziologie für eine neue Gesellschaft. Einführung in die Akteur-Netzwerk-Theorie, Frankfurt a.M. 2007, S. 123.

[17] Annemarie Mol, Actor-Network Theory. Sensitive Terms and Enduring Tension, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 50 (2010), S. 253-269, hier S. 255.

[18] So der Titel der englischen Version: Bruno Latour, Reassembling the Social. An Introduction to Actor-Network-Theory, Oxford 2005. Siehe auch: Patrick Joyce, What is the Social in Social History?, in: Past & Present 206 (2010), S. 213-248, hier S. 226f.

[19] Vgl. Patrick Joyce/Tony Bennett, Material Powers. Introduction, in: dies. (Hg.), Material Powers. Cultural Studies, History and the Material Turn, London 2010, S. 1-21, hier S. 4.

[20] Vgl. Mol, Actor-Network Theory (Anm. 17), S. 257f., S. 260; Sayes, Actor-Network Theory (Anm. 14), S. 144.

[21] Vgl. Johan Hagberg/Daniel Normark, From Basket to Shopping Bag. Retailers’ Role in the Transformation of Consumer Mobility in Sweden, 1941–1970, in: Journal of Historical Research in Marketing 7 (2015), S. 452-475, hier S. 454.

[22] Vgl. klassisch: Jay Mechling, Advice to Historians on Advice to Mothers, in: Journal of Social History 9 (1975), S. 44-63. Neuere Auseinandersetzungen in: Peter-Paul Bänziger u.a. (Hg.), Fragen Sie Dr. Sex! Ratgeberkommunikation und die mediale Konstruktion des Sexuellen, Berlin 2010; Stephanie Kleiner/Robert Suter (Hg.), Guter Rat. Glück und Erfolg in der Ratgeberliteratur 1900–1940, Berlin 2015; Non Fiktion. Arsenal der anderen Gattungen 7 (2012) H. 1-2: Ratgeber, hg. von David Oels und Michael Schikowski; Sylka Scholz/Karl Lenz, Ratgeber erforschen. Eine wissenssoziologische Diskursanalyse von Ehe-, Beziehungs- und Erziehungsratgebern, in: dies./Dressler, In Liebe verbunden (Anm. 5), S. 49-75.

[23] Vgl. Gebhardt, Angst (Anm. 5), Endnote 38, S. 249; Heimerdinger, Brust (Anm. 10), S. 104.

[24] Heimerdinger, Brust (Anm. 10), S. 104.

[25] Vgl. ebd.

[26] Vgl. Mol, Actor-Network Theory (Anm. 17), S. 260.

[27] Vgl. Hermann Brüning, Geschichte der Methodik der künstlichen Säuglingsernährung. Nach medizin-, kultur- und kunstgeschichtlichen Studien, Stuttgart 1908; Valerie A. Fildes, Breasts, Bottles, and Babies. A History of Infant Feeding, Edinburgh 1986.

[28] Vgl. Beatrice Hungerland, »Und so gedeiht das Baby!« Altersgerechte Entwicklung und Gesundheit als gesellschaftliche Norm und Leistung, in: Heinz Hengst/Helga Kelle (Hg.), Kinder Körper Identitäten. Theoretische und empirische Annäherungen an kulturelle Praxis und sozialen Wandel, Weinheim 2003, S. 139-160, hier S. 142; Orland, Wissenschaft (Anm. 4), S. 298; Stöckel, Säuglingsfürsorge (Anm. 4), S. 3; Vögele, Sozialgeschichte (Anm. 4), S. 308.

[29] Die Gründe für die Sterberaten sind sehr komplex. Neben der Nahrungsform ausschlaggebend waren die soziale Stellung der Familie, die Region, die Anzahl der Kinder pro Familie, aber auch, ob das Kind ehelich oder unehelich zur Welt kam. Die schlechte Qualität der Zutaten (insbesondere der Kuhmilch) und unhygienische Zubereitungsmethoden waren allerdings wichtige Faktoren für die höhere Mortalität nicht-gestillter Säuglinge. Vgl. Spree, Soziale Ungleichheit (Anm. 4), S. 66-73; Vögele, Säuglingsernährung (Anm. 4), S. 226.

[30] Vgl. F.[riedrich] Manz/I.[rmgard] Manz/Th.[omas] Lennert, Zur Geschichte der ärztlichen Stillempfehlungen in Deutschland, in: Monatsschrift Kinderheilkunde 145 (1997), S. 572-587, hier S. 579; Wolfgang Nützenadel, Des Kindes Ernährung. Ein Rückblick, in: Georg Friedrich Hoffmann/Wolfgang U. Eckart/Philipp Osten (Hg.), Entwicklungen und Perspektiven der Kinder- und Jugendmedizin, Mainz 2010, S. 191-209, hier S. 191.

[31] Siehe hierzu ausführlich: Orland, Wissenschaft (Anm. 4); Jörg Vögele/Michael Martin/Luisa Rittershaus, Artificial Infant Nutrition in the Context of Science and Economy in the Late-Nineteenth and Early-Twentieth Centuries, in: Food & History 12 (2014) H. 2, S. 119-135.

[32] »Humanisiert« bedeutet, dass »der Eiweissgehalt der Kuhmilch reduziert, die Fetttröpfchen der Kuhmilch zerschlagen und auf Muttermilchgrösse verkleinert, ferner die Kohlenhydrate vermehrt und in ihrer Zusammensetzung der Muttermilch weitgehend angeglichen wurden«. Gholam Hossein Gholamiasllari, Zur Geschichte der Entwicklung der künstlichen Säuglingsernährung in Mitteleuropa dargestellt am Werdegang verschiedener Milch- und Nährmittelfirmen, Diss. (Medizin), Universität Erlangen-Nürnberg 1975, S. 41. Für die chemische Zusammensetzung siehe Karl-Heinz Reichert, Beitrag zur historischen Entwicklung der Säuglingsernährung, Diss. (Medizin), Friedrich-Schiller-Universität Jena 1969, S. 124f.

[33] Gholamiasllari, Geschichte (Anm. 32), S. 41-45. Laut telefonischer Auskunft von Humana hat die Firma kein Archiv angelegt.

[34] Vgl. Ulrich Diekmeyer, Das Elternbuch, Bd. 1: Unser Kind im 1. Lebensjahr, Reinbek bei Hamburg 1973, S. 50; Gusti Gebhardt, Wir werden Eltern. Schwangerschaft, Geburt, Säuglingspflege, Kindererziehung, Frankfurt a.M. 1968, S. 115.

[35] Lajos Schöne, Sieben Babys. Welche Kost ist die beste für Sie?, in: Eltern, Januar 1980, S. 131f., S. 138f., hier S. 132; Diekmeyer, Elternbuch (Anm. 34), S. 47. Es gab nur eine kurze Phase in der Bundesrepublik, in der einige Pädiater annahmen, die Flaschennahrung sei der Muttermilch überlegen. Dies war keine flächendeckende Lehrmeinung; vgl. Stöckel, Säuglingsfürsorge (Anm. 4), S. 122, S. 130.

[36] Eltern Sonderseiten – Geburt. Stillen oder nicht? Das müssen Sie gleich nach der Geburt des Babys entscheiden, in: Eltern, August 1975, S. 103.

[37] Diekmeyer, Elternbuch (Anm. 34), S. 50.

[38] Umsatzzahlen der Babynahrungsindustrie konnten bisher nicht ermittelt werden. Der Anstieg der Nutzung von Industrieprodukten zeigt jedoch, dass hier die Umsätze gewachsen sein müssen. Vgl. Elke Scheller, Vergleichende statistische Untersuchungen über die Trockenmilch- und Frischmilchverwendung in der Säuglingsernährung 1951 und 1961, Diss. (Medizin), Freie Universität Berlin 1965, S. 56.

[39] Vgl. Der zärtliche Einkauf, in: Eltern, November 1966, S. 88-97, hier S. 95; Spock, Säuglings- und Kinderpflege (Anm. 1), S. 81. Die Flaschen wurden anscheinend überwiegend von der Firma Schott hergestellt. Die Hersteller von Nahrungsmitteln fügten aber teilweise Markenlogos und Verzierungen hinzu.

[40] Vgl. Scheller, Untersuchungen (Anm. 38), S. 48f.

[41] Vgl. Schöne, Sieben Babys (Anm. 35), S. 139.

[42] Für eine Übersicht zur Entwicklung der Säuglingsflasche siehe Fildes, Breasts (Anm. 27); Dieter Klebe/Hans Schadewaldt, Gefäße zur Kinderernährung im Wandel der Zeit, Frankfurt a.M. 1955.

[43] Vgl. Klebe/Schadewaldt, Gefäße (Anm. 42), S. 40.

[44] Vgl. Einkauf (Anm. 39), S. 94.

[45] Vgl. Elisabeth Badinter, Der Konflikt. Die Frau und die Mutter, München 2010, S. 81; Heimerdinger, Brust (Anm. 10), S. 101; Eleonore Hering, Zur sozialhygienischen Problematik der künstlichen Säuglingsernährung, Diss. (Medizin), Universität Hamburg 1964, S. 4; Scheller, Untersuchungen (Anm. 38), S. 6.

[46] Hering, Problematik (Anm. 45), S. 63; siehe auch Scheller, Untersuchungen (Anm. 38), S. 6.

[47] Humana, Bei Muttermilch-Mangel – Humana Milch, in: Mitteilungen für Kinderärzte, Mai 1955, S. 113; Humana, Der große Wurf, in: Mitteilungen für Kinderärzte, Februar 1957, Cover.

[48] Humana. Babys sichere naturnahe Ernährung, in: Eltern, September 1974.

[49] Nestlé Beba macht viel länger satt, in: Eltern, April 1974; Nestlé Beba Anschlußmilch macht viel länger satt, in: Eltern, August 1974.

[50] Gebhardt, Eltern (Anm. 34), S. 122.

[51] Budde, Institution (Anm. 5), S. 89f.; Kolbe, Kindeswohl (Anm. 5), S. 125.

[52] Diekmeyer, Elternbuch (Anm. 34), S. 80; Gebhardt, Eltern (Anm. 34), S. 228.

[53] Gebhardt, Eltern (Anm. 34), S. 362.

[54] Ebd., S. 207.

[55] Ute Gerhard, Die neue Geschlechter(un)ordnung. Eine feministische Perspektive auf die Familie, in: Feministische Studien 28 (2010) H. 2, S. 194-213, hier S. 202.

[56] Vgl. ebd., S. 202f.; Budde, Institution (Anm. 5); Kolbe, Kindeswohl (Anm. 5), S. 125.

[57] Vgl. Budde, Institution (Anm. 5), S. 92.

[58] Vgl. Rebekka Habermas, Frauen und Männer des Bürgertums. Eine Familiengeschichte 1750–1850, Göttingen 2000; Nina Verheyen, Bürger als zärtliche Väter? Tagebücher, Briefe und Autobiographien des 19. Jahrhunderts im Vergleich, in: Berliner Debatte Initial 24 (2013) H. 3, S. 41-50; dies., Loving in Oblivion. Die Marginalisierung bürgerlicher Vaterliebe im Zeitalter der Professionalisierung, in: Detlef Gaus/Elmar Drieschner (Hg.), Liebe im Zeitalter pädagogischer Professionalität, Wiesbaden 2010, S. 157-175.

[59] Spocks Buch hatte zwar in der Bundesrepublik nicht die gleiche Bedeutung wie das von Johanna Haarer (Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind, München 1934 und öfter; Die Mutter und ihr erstes Kind, Nürnberg 1949 und öfter), wurde aber ebenfalls immer wieder neu aufgelegt. Vgl. Markus Höffer-Mehlmer, Elternratgeber. Zur Geschichte eines Genres, Baltmannsweiler 2003, S. 235.

[60] Spock, Säuglings- und Kinderpflege (Anm. 1), S. 55f.

[61] Ebd., S. 23.

[62] Van Rahden, Demokratie (Anm. 5), S. 173f.; ders., Vati (Anm. 5), S. 148.

[63] Vgl. Budde, Institution (Anm. 5), S. 90; Yvonne Schütze, Die gute Mutter. Zur Geschichte des normativen Musters »Mutterliebe«, Bielefeld 1986, S. 118.

[64] Schütze, Die gute Mutter (Anm. 63), S. 120; Kolbe, Vernachlässigte Väter (Anm. 5), S. 56; dies., Kindeswohl (Anm. 5), S. 125.

[65] Kolbe, »Neue Väter« (Anm. 5), S. 147; Dorothe-Luise Scharrmann/Theodor Scharrmann, Die Vaterrolle im Sozialisations- und Entwicklungsprozeß des Kindes, in: Friedhelm Neidhardt (Hg.), Frühkindliche Sozialisation. Theorien und Analysen, Stuttgart 1975, S. 270-316; Emil Schmalohr, »Mutter«-Entbehrung in der Frühsozialisation, in: ebd., S. 188-229.

[66] Kolbe, »Neue Väter« (Anm. 5), S. 148.

[67] Der dritte Monat – Ihr Baby entdeckt seinen Vater, in: Eltern, Mai 1970, S. 130.

[68] Ebd.

[69] Ebd.

[70] Miriam Gebhardt/Clemens Wischermann, Familiensozialisation seit 1933 als Geschichte generationeller Weitergabeprozesse – Einleitung, in: dies., Familiensozialisation (Anm. 5), S. 9-23, hier S. 18.

[71] Vgl. Gebhardt, Frühkindliche Sozialisation (Anm. 5); als zeitgenössische Beispiele: Diekmeyer, Elternbuch (Anm. 34); Gebhardt, Eltern (Anm. 34).

[72] Kolbe, »Neue Väter« (Anm. 5), S. 152.

[73] Das erste Jahr mit dem Kind, 2. Teil: Das Kind entdeckt seine Familie, in: Eltern, September 1975, S. 24-29, hier S. 29.

[74] Uli Schulte-Döinghaus, Warum ein Mann heute Vater werden will, in: Eltern, Juli 1980, S. 18-27.

[75] Ders., Ein mütterlicher Vater (Anm. 2).

[76] Diekmeyer, Elternbuch (Anm. 34), S. 59. Siehe auch Penelope Leach, Die ersten Jahre deines Kindes, Bern 1979, S. 94.

[77] Vgl. Bengt Sandin, Barndomens omvandling. Från särat till likart [Verwandlung der Kindheit. Vom Unterschied zur Gleichheit], in: ders./Gunilla Halldén (Hg.), Barnets bästa. En antalogi om barndomens innebörder och välfärdens organisering [Das Beste für das Kind. Ein Sammelband über die Bedeutungen der Kindheit und die Organisation der Wohlfahrt], Stockholm 2003, S. 221-239.

[78] Vgl. Kajsa Pehrsson, Barn i goda händer. Om kvinnor och barn, experter och fäder [Kinder in guten Händen. Über Frauen und Kinder, Experten und Väter], in: Brita Åkerman u.a. (Hg.), Den okända vardagen. Om arbetet i hemmen [Der unbekannte Alltag. Über die Arbeit zuhause], Göteborg 1983, S. 70-114.

[79] Vgl. Isaak Jundell, Gegenwärtige Einrichtungen der Säuglingsfürsorge, in: Arthur Keller/Christian J. Klumker (Hg.), Säuglingsfürsorge und Kinderschutz in den europäischen Staaten, Berlin 1912, S. 739-789, hier S. 758; Arvid Wallgren, Social Welfare of Swedish Children, Past and Present, in: Acta Paediatrica 32 (1944/45), S. 201-217.

[80] Ann-Marie Stenhammar u.a., Mjölkdroppen. Filantropi, förmynderi eller samhällsansvar? [Der Milchtropfen. Philantropie, Bevormundung oder gesellschaftliche Verantwortung?], Stockholm 2001.

[81] Vgl. Helena Bergman/Peter Johansson, Inledning. Familjeangelägenheter [Einleitung. Familienangelegenheiten], in: dies. (Hg.), Familjeangelägenheter. Modern historisk forskning om välfärdsstat, genus och politik [Familienangelegenheiten. Moderne historische Forschung zu Wohlfahrtsstaat, Geschlecht und Politik], Eslöv 2002, S. 7-18, hier S. 15f.

[82] Vgl. Kolbe, Kindeswohl (Anm. 5), S. 129; Otto Speck, Kinder erwerbstätiger Mütter. Ein soziologisch-pädagogisches Gegenwartsproblem, Stuttgart 1956, S. 12.

[83] Vgl. Seved Ribbing, Våra barns fostran och vård. En handledning för föräldrar och barnavårdare [Erziehung und Pflege unserer Kinder. Ein Leitfaden für Eltern und Kinderpfleger], 4. überarb. Aufl. Stockholm 1916, S. 69f.; Stenhammar u.a., Mjölkdroppen (Anm. 80), S. 27.

[84] Vgl. Ulla-Britt Lithell, Små barn under knappa villkor. En studie av bakgrunden till minskningen av dödligheten bland spädbarn under förra hälften av 1800- och 1900-talet i Sverige [Kleine Kinder unter knappen Ressourcen. Eine Studie zum Hintergrund der Abnahme der Säuglingssterblichkeit während der zweiten Hälfte des 19. und 20. Jahrhunderts in Schweden], Karlstad 1999, S. 113; siehe auch Ribbing, Våra barns (Anm. 83), S. 69.

[85] Vgl. Semper Foods (Hg.), Semper Foods 60 års jubileum. Mer än ett halvt sekels utveckling i bilder och personligt återgivna minnen [Semper 60-jähriges Jubiläum. Mehr als ein halbes Jahrhundert Entwicklung in Bildern und persönlich erzählten Erinnerungen], Stockholm 1999, S. 9.

[86] Socialstyrelsens byrå för hälsoupplysning, Amning. En bok om amning och bröstmjölk [Stillen. Ein Buch über Stillen und Muttermilch], Stockholm 1982, S. 17; Karin von Schenck, Mammning är viktigare än amning [Bemutterung ist wichtiger als Stillen], in: Vi Föräldrar [Wir Eltern], März 1968, S. 20f., S. 73, hier S. 73.

[87] Socialstyrelsen, Amning (Anm. 86), S. 17.

[88] Vgl. Helena Bergman/Barbara Hobson, Compulsory Fatherhood. The Coding of Fatherhood in the Swedish Welfare State, in: Barbara Hobson (Hg.), Making Men into Fathers. Men, Masculinities and the Social Politics of Fatherhood, Cambridge 2002, S. 92-124.

[89] Vgl. Allan Carlson, The Swedish Experiment in Family Politics. The Myrdals and the Interwar Population Crisis, New Brunswick 1990; Thomas Etzemüller, Die Romantik der Rationalität. Alva und Gunnar Myrdal – Social Engineering in Schweden, Bielefeld 2010, insbesondere Kapitel VII: Das Projekt Kind; Pehrsson, Barn (Anm. 78).

[90] Alva Myrdal/Viola Klein, Womenʼs Two Roles. Home and Work, London 1956, 2., überarb. Aufl. 1968, S. 192.

[91] Eva Moberg, Kvinnans villkorliga frigivning [Die bedingte Freigabe der Frau], in: Johanna Esseveld/Lisbeth Larsson (Hg.), Kvinnopolitiska nyckeltexter [Frauenpolitische Schlüsseltexte], Lund 1996, S. 164-173, hier S. 166f.; zuerst in: Hans Hederberg (Hg.), Unga liberala. Nio inlägg i idédebatten [Junge Liberale. Neun Beiträge zur aktuellen Debatte], Stockholm 1961, S. 68-86. Vgl. hierzu Roger Klinth, Göra pappa med barn. Den svenska pappapolitiken 1960–95 [Papa »schwanger« machen. Die schwedische Väterpolitik 1960–95], Umeå 2002, S. 66f.; Kolbe, Vernachlässigte Väter (Anm. 5), S. 55.

[92] Margaret Mead; zit. nach Moberg, Kvinnans (Anm. 91), S. 166f. (»Detta är en ny, subtil form av antifeminism, vari männen – under masken av att predika moderskapets betydelse – binder kvinnorna hårdare vid barnen än man ansett nödvändigt alltsedan flaskmatningen och barnvagnarna uppfanns.«)

[93] Klinth, Pappa (Anm. 91), S. 13f.

[94] Vgl. alle Arbeiten von Wiebke Kolbe.

[95] Dies., »Neue Väter« (Anm. 5), S. 152.

[96] Nu börjar pappaskolan [Jetzt beginnt die Papaschule], in: Vi Föräldrar, Januar 1975, S. 36f., S. 69f.

[97] Lena Lidbeck, Lättare att var pappa än mamma. Mannen har ingen drömbild att leva upp till (Pappaskola 6) [Einfacher Papa als Mama zu sein. Männer haben kein Traumbild, dem sie gerecht werden müssen], in: Vi Föräldrar, Juni/Juli 1975, S. 32f.

[98] Ebd., S. 33.

[99] Ebd.

[100] Übergreifende Forschungen und Veröffentlichungen dazu gibt es bislang eher wenig. Christopher Neumaier (Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam) arbeitet an einem Habilitationsprojekt mit dem Titel »Kampf um die Familie. Ideal und Praxis im 20. Jahrhundert«. Siehe besonders auch die 2009 eingerichtete DFG-Nachwuchsgruppe »Familienwerte im gesellschaftlichen Wandel: Die US-amerikanische Familie im 20. Jahrhundert«, geleitet von Isabel Heinemann: <http://www.uni-muenster.de/Geschichte/histsem/NwG-ZG/>.

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