Aktuell

Liebe Leser:innen,

zwischen der Zeitgeschichte und der Sozial-/Kulturanthropologie hat sich eine empirisch und methodisch produktive Kontaktzone aufgetan. Das Potential einer Verbindung von ethnographischen und historischen Methoden verdient in beiden Fächern mehr Aufmerksamkeit und transdisziplinäre Reflexion. Dazu gehören etwa der Boom lebensgeschichtlicher Erzählungen, die Notwendigkeit und Schwierigkeit von Oral History bei sensiblen Themen, die Hinwendung zur Geschichte der Digitalisierung als Alltagspraxis oder der Umgang mit problematischen Objekten in Museen, Sammlungen und Nachlässen. In unserem aktuellen Themenheft haben sich mehrere Autor:innen-Tandems auf das Experiment des gemeinsamen Forschens mit ethnographischen und historischen Methoden eingelassen. Die Beiträge eröffnen neue Perspektiven auf materielle Kulturen, Sammlungsleidenschaften, Wirtschaftsbeziehungen, digitale Infrastrukturen und künstlerische Praktiken zwischen Afrika, Asien und Europa. Sie zeigen, dass sich im Terrain der Archivarbeit und Feldforschung auch ein grundsätzliches Nachdenken aufdrängt: über die je eigene Fachgeschichte, deren Begriffe und Konzepte, Forschungsethik und Arbeitsformen, Ein- und Ausschlüsse sowie über die Zugänglichkeit von Archiven und Forschungsdaten in unsicheren Zeiten.

Ein »Extra«-Beitrag außerhalb des Themenschwerpunkts setzt sich vor dem Hintergrund der aktuellen Lage in den Vereinigten Staaten mit Richard Hofstadters vielzitiertem, mehrfach neu aufgelegtem Buch »Anti-intellectualism in American Life« von 1963 auseinander (Stefanie Coché, siehe hier).

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Am ZZF Potsdam ist zum 1. Oktober 2025 eine zweijährige Volontariatsstelle für Online-Redaktionen und Wissenstransfer zu besetzen. Bewerbungen sind bis zum 20. Juli 2025 möglich (hier die Ausschreibung). Die Mitarbeit an den »Zeithistorischen Forschungen« ist Teil dieses Volontariats. Wir freuen uns auf aussagekräftige Bewerbungen!

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Beim 55. Deutschen Historikertag in Bonn sind wir mit einem Podium beteiligt (am 17. September 2025): »Konkurrenz und Kooperation. Dynamiken der Macht beim Publizieren in und von Fachzeitschriften«.

H-Soz-Kult/Clio-online und Zeitgeschichte digital werden beim Historikertag einen Gemeinschaftsstand haben. Kommen Sie gern vorbei und mit den Redaktionen ins Gespräch!

Zuvor waren wir im Juli 2025 bei den Siebten Schweizerischen Geschichtstagen in Luzern; der Titel des dortigen Podiums: »Die (Un-)Sichtbarkeiten geschichtswissenschaftlicher Fachzeitschriften: Machtmechanismen, Publikationsmodelle und Visualisierungsstrategien«. Beide Panels stehen in Verbindung mit dem Netzwerk für sozial- und geisteswissenschaftliche Zeitschriften.

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Im Themenheft »Jüdische Sprachkritik nach dem Holocaust« hat sich Nicolas Berg, Mitherausgeber dieses Heftes, mit Victor Klemperers Buch »LTI« auseinandergesetzt (Erstausgabe 1947). Ein ausführliches Gespräch über dieses zentrale Werk, über die Geschichte und Aktualität dieser Sprachkritik sowie generell über die Rubrik »Neu gelesen« haben Nicolas Berg und Jan-Holger Kirsch im Mai 2025 mit Georgios Chatzoudis für das Wissenschaftsportal L.I.S.A. der Gerda-Henkel-Stiftung geführt (hier das Videointerview).

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Seit 2012 veranstaltet das Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam in wechselnder personeller Besetzung das Historische Quartett, u.a. mit Redaktionsmitgliedern der »Zeithistorischen Forschungen«. Ab 2022 findet die Diskussionsrunde im Literaturforum des Brecht-Hauses in Berlin statt. Livestreams zum Nachhören gibt es hier. Die nächste Diskussion der Reihe werden wir am 13. Oktober 2025 anbieten – das Quartett bilden diesmal Jan-Holger Kirsch, Bodo Mrozek, Veronika Settele und Annette Vowinckel.

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Im Februar 2025 hat sich das Netzwerk »Historiker*innen für eine demokratische Gesellschaft« gegründet (hist4dem), dem auch mehrere Redaktionsmitglieder der »Zeithistorischen Forschungen« angehören. Nähere Informationen über Ziele und Beteiligungsmöglichkeiten finden sich auf der Netzwerk-Website.

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Der Verein der Freunde und Förderer des ZZF Potsdam vergibt seit 2017 jährlich den Zeitgeschichte-digital-Preis. Ausgezeichnet werden die besten Beiträge, die im jeweils vorangegangenen Kalenderjahr in den Online-Portalen des ZZF veröffentlicht wurden. Die letztjährige Preisverleihung fand am 14. November 2024 in Potsdam statt (nähere Informationen hier). Den Preis in der Kategorie Wissenschaft erhielt diesmal Carolin Liebisch-Gümüş für ihren Aufsatz in unserem Heft 1/2023: »Im Drehkreuz. Konflikte um Asyl und Zurückweisungen am Frankfurter Flughafen (1980–1995)«. Herzlichen Glückwunsch! Informationen zu den früheren Preisverleihungen finden sich hier.

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Zum ersten Jahrestag der Terrorakte vom 7. Oktober 2023 verweisen wir auf das Dossier »Die Welt aus den Fugen. Geschichte und Gegenwart des 7. Oktobers 2023«, herausgegeben von Rebekka Grossmann und Annette Vowinckel bei zeitgeschichte | online.

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Zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine finden sich zahlreiche Texte und Materialien bei zeitgeschichte | online (mit weiteren aktuellen Beiträgen hier) sowie bei H-Soz-Kult. Auf der Publikationsplattform zdbooks sind viele Beiträge noch einmal gebündelt zugänglich, als E-Book im Open Access (erschienen im Juni 2024) und parallel auch als Print-on-Demand-Angebot.

Möge dieser entsetzliche Krieg so bald wie möglich ein gerechtes Ende finden! Siehe auch das Editorial zum Heft 3/2022.

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Neuigkeiten aus der Redaktion und dem Beirat:

Rüdiger Graf und Ulrike Schaper organisieren gemeinsam mit Matthias Pohlig die Online-Diskussionsreihe »Geschichtliche Grundfragen«. Die bisherigen Beiträge der Reihe sind hier dokumentiert. Die jüngste Folge fand am 18. November 2024 statt, zur Frage: »Was können Historiker*innen, was andere nicht können?«.

Nina Verheyen vertritt im Sommersemester 2025 eine Professur für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität zu Köln.

Hannah Ahlheim, Beiratsmitglied dieser Zeitschrift, hat im Januar 2025 in der utb-Reihe »Seminarbuch Geschichte« den Band »Der Nationalsozialismus 19331939« veröffentlicht.

Mary Fulbrook, ebenfalls Beiratsmitglied, hat im Januar 2025 bei Cambridge UP in der Reihe »Ten Moments That Shaped« das Buch »Berlin« publiziert.

Knut Hickethier, seit Gründung unserer Zeitschrift 2003/04 Beiratsmitglied, hat das Gremium im Juni 2025 verlassen. Wir danken ihm ganz herzlich für das langjährige Engagement, für seine Impulse gerade aus Sicht der Mediengeschichte/Medienwissenschaften und nicht zuletzt für seine eigenen Beiträge in den »Zeithistorischen Forschungen«!

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In der erweiterten Suche können Sie nicht nur jeweils einzeln nach bestimmten Autorinnen und Autoren, nach Stichworten oder Themen recherchieren, sondern können thematische, geographische und chronologische Suchkriterien auch miteinander verknüpfen. Ebenfalls möglich ist natürlich die Suche nach Heften im Archiv und die Suche in einzelnen Registern (Autoren-, Rubriken-, Schlagwortregister). Für die Rubrik »Neu gelesen« gibt es ein eigenes detailliertes Register.

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Zum 50. Jahrestag der Ereignisse von 1968 und der 68er-Bewegung haben wir unsere Bibliographie neuerer Literatur zu diesem Themenkomplex mehrfach aktualisiert (Stand 28. Oktober 2019, Publikationsjahre 20052019). Die inzwischen 50-seitige Materialsammlung umfasst neben einschlägigen Büchern auch Nachweise von Rezensionen aus Zeitungen und Fachzeitschriften.

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Ergänzend zu den Originalbeiträgen der »Zeithistorischen Forschungen« bieten wir rund 300 »digitale Reprints« an (thematisch passende Aufsätze oder Buchkapitel, die anderswo erschienen sind). Auf dem Dokumentenserver des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung sind diese Texte übersichtlich nachgewiesen, sortiert nach Themen und Ausgaben; siehe hier. Seit 2019 wird dieses Angebot nicht mehr weiter ausgebaut bzw. nur noch ein Einzelfällen ergänzt.

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Paul Klimpel und Fabian Rack haben im Sommer 2023 ein Rechtsgutachten veröffentlicht, das viele für die Geschichtswissenschaft wichtige Informationen bündelt: »Audiovisuelle Materialien in Forschung und Lehre – eine Übersicht zu urheberrechtlichen Aspekten«. Dies ist die aktualisierte Fassung eines Gutachtens von 2015, das der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD) sowie die Gesellschaft für Medienwissenschaft (GfM) gemeinsam in Auftrag gegeben hatten. Das Dokument kann bei der Orientierung in vielen Fragen helfen, die sich auch der Redaktion und den Autor:innen dieser Zeitschrift immer wieder stellen. Vor allem aber ist zu hoffen, daß es große Verbreitung findet und eine Grundlage für weitere Diskussionen liefert.

Mit besten Grüßen der Redaktion und der Herausgeber
Jan-Holger Kirsch