Windeln wechseln für den Sozialismus?

Elternratgeber in der Tschechoslowakei (1948–1989)

  1. Kindererziehung als moderne Aufbauarbeit:
    die 1950er-Jahre
  2. Wandel in den 1960er-Jahren:
    Zweifel und neue Vielfalt
  3. Erziehung, »Normalisierung« und
    gesellschaftlicher Konsens nach 1968
  4. Fazit und Ausblick

Anmerkungen

Elternratgeber – diese zuweilen als hilfreich, zuweilen auch als übergriffig wahrgenommenen Publikationen, mit denen ExpertInnen auf unser Familienleben einwirken, erweisen sich seit einer Weile auch für HistorikerInnen als interessant. Für das 20. Jahrhundert gelten diese Texte, deren Ursprünge bereits in der Zeit der Aufklärung zu finden sind,1 als Mittel gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse und Zuordnungen. In der Forschung ist jedoch eine starke Konzentration auf Nordamerika und Westeuropa festzustellen, während Elternratgeber der staatssozialistischen Gesellschaften nur selten untersucht werden.2 Generell spielt die Geschichte der Kindererziehung in aktuellen Debatten der Sozialismusforschung bislang kaum eine Rolle; ihre Bedeutung für Formen der Disziplinierung und Konsensbildung ist noch wenig erörtert worden. Die folgenden Überlegungen knüpfen hier an: Sie rücken Erziehungsratgeber aus der Tschechoslowakei als Instrumente von Gesellschafts- und Sinnkonstruktionen in den Blick. Die Analyse macht deutlich, dass diese Konstruktionen nicht immer spezifisch sozialistisch waren. Vielmehr können die in den Ratgebern vermittelten Normen, die geschilderten Probleme und die vorgeschlagenen Lösungen auch in einen gesamteuropäischen oder globalen Zusammenhang moderner Industriegesellschaften eingeordnet werden.

Mit »Elternratgebern« sind hier Publikationen gemeint, die sich explizit mit Hinweisen für die Säuglingspflege und Erziehungspraxis an ein Laienpublikum wenden. Die Grenzen des Genres waren fließend, die Ausdrucksformen der Debatten vielfältig: Es gab Bücher, Lehrfilme, in Krankenhäusern verteilte Broschüren, Radiosendungen, spezialisierte Zeitschriften und Betriebsveranstaltungen.3 Hinzu kamen Lehrbücher für Schule und Hochschule sowie Artikel in Tagespresse und Kulturzeitschriften. Ein Großteil der Ratgeber wurde von den staatlichen Gesundheitsverlagen oder den pädagogischen Verlagen veröffentlicht, oft in spezialisierten Editionen. Hinsichtlich der behandelten Altersgruppe ist ein Schwerpunkt auf dem Säuglings- und Kleinkindalter zu erkennen; eine zweite Entwicklungsphase, die offenbar besonderen Beratungsbedarf generierte, war diejenige der Pubertät und Jugendjahre. Seit den 1960er-Jahren wurden zudem zahlreiche themen- und problemorientierte Ratgeber veröffentlicht. Diese befassten sich entweder generell mit der »modernen Kindheit« oder richteten sich beispielsweise an Eltern von Kindern mit Behinderungen sowie Adoptions- oder Scheidungsfamilien. Die Texte sprachen Eltern an – in erster Linie Mütter –, teilweise aber auch Großeltern und Eltern in spe, also Jugendliche und junge Erwachsene.

Das betrachtete Korpus von Elternratgebern in Buch- oder Broschüre-Form ist durch intensive Suche in Bibliotheken und Antiquariaten zusammengekommen und kann als nahezu vollständig betrachtet werden. Es umfasst die Zeit zwischen 1948 und 1989 und enthält deutlich über 100 Titel – die häufigen Neuauflagen und Überarbeitungen ebenso wie die vielen Zeitschriftenartikel zum Thema nicht gezählt. Die Auflagenzahlen der Ratgeber bewegten sich zwischen 2.500 und 150.000; wir haben es also mit einem quantitativ bedeutsamen und in sich differenzierten Quellenbestand zu tun. Dabei handelt es sich sowohl um tschechische als auch um slowakische Texte, von denen einige in die jeweils andere Sprache übersetzt wurden. Weitere Übersetzungen kamen vor allem aus dem Russischen, während Werke aus anderen sozialistischen Ländern, hier vor allem der DDR und Polen, eher sporadisch erschienen. Übersetzungen ganzer Werke aus dem westlichen Ausland gab es nur vereinzelt. Wie im Folgenden noch deutlich wird, waren die Einflüsse westlicher Pädagogik dennoch relevant.

»Die richtige Position beim Stillen im Sitzen. (Die Mutter ist bequem angelehnt,
sie beugt sich nicht zum Kind herab.
Mit der Hand hält sie das Kind in der richtigen Position und stützt es mit dem Bein,
das auf einem Hocker ruht.)«
(aus: Miroslava Klímová-Fügnerová, Naše dítě. Před narozením. V prvním roce. V letech předškolních [Unser Kind: Vor der Geburt.
Im ersten Jahr. In den Vorschuljahren],
Praha 1950, Neuauflage 1959, Abb. 21)

Dass es sich bei Ratgebern um eine in höchstem Maße normative Quelle handelt, liegt im Wesen der Sache. Eine Kontrastierung der Normen mit tatsächlichen Erziehungspraktiken kann aufgrund der lückenhaften Forschungslage und der schwierigen Archivsituation zum Thema Kindheit in diesem Aufsatz nur punktuell erfolgen.4 Davon abgesehen gilt allgemein die Prämisse, dass Ratgeber die Realität nicht abbilden und auch nicht unmittelbar beeinflussen.5 Ihr Quellenwert liegt anderswo: Die AutorInnen formulieren Regeln, weisen Kompetenzen zu und schaffen Aufmerksamkeit für bestimmte Themen. All dies geschieht in einer Weise, die ExpertInnenwissen mit Familienarbeit und – zumindest für sozialistische Gesellschaft ist dies evident – mit politischen Vorgaben verbindet. Genau diese Vermengung gesellschaftlicher Bereiche macht die Ratgeber zu aufschlussreichen Dokumenten im Kontext staatssozialistischer Herrschaftsstrategien.6 Sozialistische Staaten suchten ihre Legitimation zu einem beträchtlichen Teil darin, dass sie sich angeblich viel besser als »der Westen« um »ihre« Kinder kümmerten.7 Mit diesem Anspruch standen sie freilich keineswegs allein: »Gute« Erziehung ist seit Beginn der Neuzeit ein beliebtes Mittel der Selbstbestimmung und Abgrenzung für sozial, religiös oder politisch definierte Gruppen.8

Für die sozialistische Tschechoslowakei ergab sich aus dieser Tradition jedoch ein argumentatives Dilemma – denn die Ratgeber, die in Prag und Bratislava erschienen, erfanden die Kindererziehung ja keineswegs neu. Anders als in der frühen Sowjetunion mit ihren oft radikalen Neukonzeptionen9 sind in den tschechoslowakischen Debatten zu Familienrecht, Kindererziehung und Bildung nach 1948 kaum revolutionäre oder experimentelle Ansätze zu finden.10 Vielmehr folgte die Tschechoslowakei vor allem dem konservativ-utopischen Familienbild der stalinistischen Sowjetunion, in dem kindliche Disziplin und generationale Hierarchien entscheidend waren.11 Wichtig waren auch etablierte pädagogische Auffassungen aus der Zwischenkriegszeit: das Axiom einer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung für Kinder,12 die Grundidee der Entwicklungskindheit13 sowie die Vorstellung von der Notwendigkeit eines wissenschaftlichen, durch Experten gestützten Ansatzes bei der Kindererziehung.14 Einige dieser Aspekte korrespondierten unproblematisch mit Plänen für eine sozialistische Gesellschaft; andere hingegen standen in eher bürgerlich konnotierter Tradition – so die Bedeutung mütterlicher Fürsorge und die hohe Bewertung der Kernfamilie. Hier ergab sich ein Spannungsverhältnis zur Rhetorik des Wandels, der Abgrenzung zur kapitalistischen Welt und des »Neuen Menschen«. Die vorliegende Studie verfolgt diesen Dualismus von den 1950ern bis in die 1980er-Jahre: Welche Rolle spielte in den Ratgebern einerseits der sozialistische Partikularismus, andererseits die Betonung von Werten, die als systemübergreifend modern oder gar universell verstanden wurden? Dabei richtet sich die Aufmerksamkeit vor allem auf Fragen der Autorität und des Expertentums sowie auf Ordnungsvorstellungen und die Konstruktion sozialistischer Subjekte.

1. Kindererziehung als moderne Aufbauarbeit:
die 1950er-Jahre

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Machtübernahme durch die Kommunistische Partei im Februar 1948 gab es in der Tschechoslowakei einen kleinen Boom von Elternratgebern.15 Neben Büchern erschienen zahlreiche Broschüren sowie Kurzfilme, die den staatlichen Bildungs- und Neuerungsanspruch vor allem in der Säuglingspflege deutlich machten.16 Die in vielen gesellschaftlichen Bereichen proklamierte Abkehr von der Vergangenheit wurde auch hier offenbar. Margaret Meads häufig zitierte Bemerkung, Elternratgeber seien insbesondere dort von großer Bedeutung, wo traditionelle Wissensformen nicht mehr zur Verfügung stünden und frühere Experten ihre Autorität verlören,17 spiegelte sich hier in radikaler Programmatik. Entscheidungen »nach Gefühl« waren inakzeptabel, ob es nun um die Temperatur des Badewassers oder die Häufigkeit des Stillens ging.18 Insbesondere wurde traditionellen Ratgeberinnen wie Großmüttern und Nachbarinnen jeglicher Expertenstatus abgesprochen. Junge Mütter wurden eindringlich davor gewarnt, solche Hilfe zu suchen: Frauen der älteren Generation hingen nur alten abergläubischen Vorstellungen nach, relevant sei einzig die Stimme der Wissenschaft.19 Väter hatten dabei übrigens auch keine Autorität. In den Texten kamen sie auffällig selten vor; auf illustrierenden Fotografieren erschienen sie als Spielgefährten und Vorbilder, während die Mütter für die »Pflege« im engeren Sinne zuständig waren.20

»Gönnen Sie dem Kind viel Luft und Sonne.«
(aus: Miroslava Klímová-Fügnerová, Naše dítě.
Před narozením. V prvním roce. V letech předškolních
[Unser Kind: Vor der Geburt. Im ersten Jahr. In den Vorschuljahren],
Praha 1950, Neuauflage 1959, Abb. 77)
»Wir nutzen den kindlichen Nachahmungstrieb,
damit das Kind sich hygienische Verhaltensweisen angewöhnt.«
(aus: Miroslava Klímová-Fügnerová, Naše dítě.
Před narozením. V prvním roce. V letech předškolních
[Unser Kind: Vor der Geburt. Im ersten Jahr. In den Vorschuljahren],
Praha 1950, Neuauflage 1959, Abb. 94)

Die in den Ratgebern konstruierte sozialistische Idealgesellschaft wirkte oft erstaunlich bürgerlich. Zwar gingen die AutorInnen im Einklang mit der neuen Arbeitsmarktpolitik davon aus, dass ihre Leserin selbstverständlich berufstätig war; dem Bild der Arbeiterin oder Revolutionärin21 aber entsprach die imaginierte Mutter kaum. Texte und Fotografien entwarfen ein anderes Bild: Die hier dargestellten Frauen hatten einen relativ hohen Bildungsstand und gehörten einer eher wohlhabenden urbanen Schicht an – mit großen, hellen Wohnungen und sorgfältig gepflegten Frisuren.22 Sie waren selbstredend verheiratet, aber allein zuständig für Haushalt und Kindererziehung. Die häufig in anspruchsvoller Sprache geschriebenen Texte gaben Einrichtungstipps und unterstellten, dass genügend Platz für ein Kinderzimmer und sogar Geld für eine Kinderfrau vorhanden war.23 Dies gilt insbesondere für tschechische Texte – die slowakischen Pendants waren offensichtlich mehr an die Landbevölkerung gerichtet.24 Sie räumten beispielsweise ein, dass das Netz an Geburtskliniken noch ausbaufähig sei, und gaben deshalb Hinweise für eine sichere Hausgeburt.25

Miroslava Klímová-Fügnerová, Na prahu života. Kapitoly o výchově dětí
[Auf der Schwelle des Lebens. Kapitel zur Kindererziehung], Praha 1959
Miroslava Klímová-Fügnerová, Naše dítě.
Před narozením. V prvním roce. V letech předškolních
[Unser Kind: Vor der Geburt. Im ersten Jahr. In den Vorschuljahren],
Praha 1949 und 1964

Am bekanntesten und verbreitetsten unter den Ratgebern war das Buch »Naše dítě« (»Unser Kind«) von Miroslava Klímová-Fügnerová. Der Leserin des mit etwa 400 Seiten recht umfangreichen Werkes wurden detaillierte Anweisungen präsentiert, wie sie ihr Kind pflegen und zugleich erziehen sollte. Mit zahlreichen Übersetzungen und Neuauflagen wurde »Naše dítě« zu einem Standardwerk der sozialistischen Kindererziehung26 – obwohl das Buch sich in seinen späteren Auflagen inhaltlich und stilistisch nicht gravierend von der Erstausgabe des Jahres 1944 unterschied.27 Es blieb bei einer stark medikalisierten Perspektive, die großen Wert auf Hygiene und Vorsorge legte und ein Verwöhnen des Kindes verhindern sollte. Zwar erhielt die Ausgabe von 1959 ein vollständig neues, den Sozialismus feierndes Vorwort – doch auch hier waren die meisten Erziehungsregeln unverändert. Im internationalen Vergleich fallen zunächst ebenfalls mehr Gemeinsamkeiten als Differenzen auf. So betonte die Autorin immer wieder, dass mechanische Verrichtungen wie das Waschen oder Windelnwechseln stets und unmittelbar eine erzieherische Wirkung hätten, und folgte damit älteren pädiatrischen Traditionen.28 Entscheidend waren für Klímová-Fügnerová Routine und Konsequenz im Umgang mit dem Kind sowie konsequente Hygiene. Die Tschechoslowakei war stolz darauf, die Kindersterblichkeit schnell und effektiv gesenkt zu haben.29 Zu den entscheidenden Strategien gehörten nicht nur engmaschige Gesundheitskontrollen und die systematische Bekämpfung von Tuberkulose und Polio durch Impfpflicht, sondern auch entsprechende Vorsichtsmaßnahmen in den Familien. Während der 1950er-Jahre wurde regelmäßig davon abgeraten, Säuglinge mit Besuchern in Kontakt zu bringen, und stillende Mütter sollten unbedingt eine Stoffmaske tragen.30 Emotionale Zuwendung erschien aus hygienischen ebenso wie aus erzieherischen Gründen problematisch, und gerade der Impuls, das weinende Kind in den Arm zu nehmen, sollte überwunden werden.31 Andernfalls drohe das Kind sich mit Krankheiten anzustecken oder – schlimmer noch – »schlechte Gewohnheiten« anzunehmen und zum kleinen »Tyrannen« zu werden.32

Links: »Wir wiegen das Kind nicht, aber beim Tragen von einem Ort zum anderen achten wir auf seine Sicherheit und die richtige Position.
Beachten Sie das Abstützen des Köpfchens und des Pos.«
Rechts: »Eine verantwortungsvolle Mutter lässt ihr Kind rechtzeitig impfen!«
(aus: Miroslava Klímová-Fügnerová, Naše dítě.
Před narozením. V prvním roce. V letech předškolních
[Unser Kind: Vor der Geburt. Im ersten Jahr. In den Vorschuljahren],
Praha 1950, Neuauflage 1959, Abb. 47 und 35)

Entsprechend rigide war der Ton des Ratgebers: Klímová-Fügnerová gab weniger Ratschläge als vielmehr Befehle. Mit Ausrufezeichen ging sie großzügig um, und viele Hinweise wurden als Fakten konstatiert, die keinen Widerspruch duldeten: »Wir waschen uns jeden Tag am ganzen Körper«, »Regelmäßigkeit überall und in allen Fragen!«33 Die zahlreichen Illustrationen des Buches unterstützten diesen Tenor: Der Leserin wurden vor allem Gewichtstabellen und schematische Wickelanleitungen präsentiert. Auch bei den abgedruckten Kinderfotografien wurde der Informationscharakter betont (»im Schlafsack kann das Kind sich nicht freistrampeln«),34 keinesfalls die emotionale Dimension beispielsweise eines friedlich schlafenden Kindes.

»Der ältere Säugling hat bereits ein eigenes Bettchen.
Im Schlafsack kann das Kind sich nicht freistrampeln.«
(aus: Miroslava Klímová-Fügnerová, Naše dítě.
Před narozením. V prvním roce. V letech předškolních
[Unser Kind: Vor der Geburt. Im ersten Jahr. In den Vorschuljahren],
Praha 1950, Neuauflage 1959, Abb. 59)

Wer die Anforderungen erfülle, werde belohnt: mit ruhigen Nächten und einem gut funktionierenden Kind. Im 8. Monat war das Kind abzustillen, und »wenn die Mutter die Ratschläge der vorgehenden Kapitel befolgt hat [...], wird sie [damit] überhaupt keine Probleme haben«.35 Zugleich baute die Autorin Hinweise für die möglicherweise nicht folgsame Leserin ein – und sparte nicht mit scharf formulierter Schelte. So sei der Schnuller »nur ein Zugeständnis an die Unzulänglichkeit der Eltern, die ihr Kind nicht fest, konsequent und vernünftig erziehen können«.36 Obwohl der Begriff »Disziplin« (kázeň) in diesem wie in anderen Ratgebern eher selten vorkam und Körperstrafen ausdrücklich abgelehnt wurden,37 ist der disziplinierende Charakter doch unübersehbar, und zwar sowohl mit Blick auf das Kind als auch auf die Eltern. Erziehung, wie sie hier propagiert wurde, richtete sich vor allem darauf, »gute« Gewohnheiten zu etablieren und »schlechte« zu sanktionieren – was der etwas pauschalen Forschungsthese widerspricht, sozialistische Ratgeber hätten sich von der Tradition des Gehorsamsfetischismus gelöst.38 Vielmehr sind systemübergreifende Kontinuitäten zu erkennen, so zur vom Behaviorismus beeinflussten Pädagogik des US-amerikanischen Psychologen John B. Watson. Im Prozess der Konstruktion einer sozialistischen Pädagogik erwähnten die Elternratgeber solche Verbindungen allerdings nicht, sondern konzentrierten sich auf einen – etwas vulgarisierten – Pavlovismus.39 Reize, so wurde erklärt, ließen bei häufiger Wiederholung »bedingte Reflexe« entstehen, was in Verbindung mit einer »diktatorischen Rolle des Cortex«40 die Hoffnung auf klare Kausalitätsgesetze in der Kindererziehung zu rechtfertigen schien. So ließ sich der als genuin sozialistisch begriffene pädagogische Optimismus hervorragend mit dem Wunsch nach zuverlässigen Disziplinierungsinstrumenten verbinden. Das neugeborene Kind galt als Tabula rasa, die bei konsequenter Erziehung auf eine große Zukunft hoffen ließ. Dies gilt sowohl für populäre Ratgeber als auch für wissenschaftliche Arbeiten, wobei insbesondere letztere mit expliziten Bezügen auf Verdienste des Staates und utopische gesellschaftliche Ziele eine – schlussendlich abstrakt bleibende – Verbindung zwischen der individuellen Kindererziehung und der politischen Dimension herstellten. Zudem bildete der Bezug auf Pavlov, aber auch auf andere russische und sowjetische AutorInnen wie Makarenko, Krasnogorskij, Rubinštejn oder Krupskaja41 eine wichtige Strategie bei der Konstruktion einer als sozialistisch gekennzeichneten Pädagogik. Westliche AutorInnen hingegen wurden in der Ratgeberliteratur (anders als in wissenschaftlichen Auseinandersetzungen) gezielt ignoriert – auch dort, wo ihre Ideen übernommen wurden, kamen ihre Namen nicht vor. Auf diese Weise wurde Erziehung zu einem Element in Kampagnen zur Popularisierung sowohl sowjetischer Vorbilder als auch einer wissenschaftlichen Weltanschauung.42

Eine akademisch gestützte Kindererziehung war nur denkbar, wenn ExpertInnen die Kontrolle übernahmen und durch eine feste Infrastruktur absicherten. Mit diesem Konzept stand die Tschechoslowakei keineswegs allein, sondern passte in international zu beobachtende Strukturen der »organisierten Moderne« mit ihrem Höhepunkt während der 1950er- und 1960er-Jahre.43 Moderne Kindheitspolitik kann in vielen Ländern geradezu als Paradebeispiel gelten für Strategien des Social Engineering und der »Verwissenschaftlichung des Sozialen«.44 Die Tschechoslowakei selbst konnte zudem auf eine starke Tradition technokratischen Denkens in der Zwischenkriegszeit zurückblicken.45 Solche Kontinuitäten wurden jedoch ignoriert oder geleugnet: Allein der Sozialismus, so wurde stets wiederholt, ermögliche ein dichtes Versorgungsnetz, eine gelingende Kindererziehung und eine glückliche Zukunft.

Elternratgeber waren Spiegel wie Instrument dieser Haltung. Das Genre schöpfte seine Autorität aus dem ExpertInnenstatus der Autoren und (wenigen) Autorinnen, den es zugleich konstruierte. Im Vergleich zu Westeuropa46 fällt auf, dass wissenschaftliche Diskurse in der Tschechoslowakei enger mit dem Ratgebergenre verbunden waren. Viele AutorInnen verfassten Texte in beiden Bereichen,47 was als Beispiel für die in sozialistischen Gesellschaften typische Verflechtung verschiedener Identitäten gelten kann.48 Dabei beruhte der ExpertInnenstatus ausschließlich auf der wissenschaftlichen Reputation, die nüchtern durch akademische Titel und Verweise auf Berufserfahrung insbesondere im medizinischen Bereich hervorgehoben wurde. Eine visuelle und individuelle Inszenierung der ExpertInnen, beispielsweise durch AutorInnenfotos, war unüblich. Ebensowenig wurden eigene Kinder und die entsprechende Erfahrung erwähnt; dem Alltagswissen fehlte jede Relevanz.49 Häufig in die Texte eingeflochtene, jedoch nicht direkt nachprüfbare Formeln wie »die Wissenschaft hat nachgewiesen« legitimierten dann die praktischen Ratschläge. Die Leserin wurde ermuntert, sich unbedingt der Kompetenz von ExpertInnen anzuvertrauen. Allein der Arzt – stets in männlicher Form gedacht – könne der Mutter das Aufstehen aus dem Wochenbett »erlauben«50 und Entscheidungen zur Ernährung und Pflege des Kindes treffen. Eltern wurden in jeder Hinsicht als lernbedürftig dargestellt; schon das Studium des Ratgebers selbst sollte genauen Anleitungen folgen,51 und selbstverständlich mussten die Mütter ihren Alltag auf einen vom Arzt (und nicht etwa vom Kind) vorgegebenen Zeitplan umstellen.52

Die aktuell florierende historiographische Debatte zu ExpertInnen in sozialistischen Gesellschaften fragt vor allem nach dem Verhältnis von Politik und Wissenschaft53 – eine Beziehung, die in den Ratgebern nur mittelbar deutlich wird. Zudem haben wir es hier nicht mit einem Dualismus zu tun, sondern mit einer Dreiecksbeziehung: Staat, ExpertInnen und Eltern. Dass dieses Verhältnis als konfliktfrei dargestellt wurde, überrascht nicht. Die sozialistische Gesellschaft, so der Tenor, biete mit wissenschaftlicher Forschung und institutioneller Umsetzung den perfekten Rahmen – nun müssten die Mütter noch ihren Teil leisten: »Mama, es liegt an dir (ob Du alles nutzt, was unser Fünfjahresplan Dir und Deinem Kind anbietet)«.54 Erziehungsratgeber propagierten Geburtskliniken, Beratungsstellen und regelmäßige Arztbesuche; so verknüpften sie die seit dem späten 19. Jahrhundert in Europa bekannte Tradition einer generellen Pathologisierung der Kindheit55 mit der Konstruktion einer sozialistischen Mutter. Die verantwortungsvolle junge Frau in der sozialistischen Gesellschaft suchte für die Entbindung eine Klinik auf, ließ dort ihr Kind von Fachleuten pflegen und sich selbst belehren.56 Diese Rundumbetreuung und -kontrolle wurde nach der Entlassung aus der Klinik fortgesetzt durch Besuche von Kinderschwestern und Ärzten bei der Familie sowie regelmäßiges Vorstellen in der Arzt­praxis;57 in den breit beworbenen Kinderkrippen sollte sich dann die medizinische Vorsorge mit der Erziehung im Kollektiv verbinden.58

Die engmaschige Infrastruktur für medizinische und pädagogische Betreuung bedeutete also keinesfalls, dass die Familie aus ihrer Verantwortung genommen wurde.59 Vielmehr wuchs die Bedeutung elterlichen Verhaltens noch an, ging es doch nicht allein um ein individuelles Kind, sondern um einen Garanten der sozialistischen Zukunft, um den neuen sozialistischen Menschen.60 Wie Denisa Nečasová für den tschechoslowakischen Fall in Übereinstimmung mit inzwischen klassischen Forschungen zur Sowjetunion argumentiert, gab es keinen von oben durchgesetzten »Masterplan« für die gesellschaftliche Erneuerung.61 Vielmehr griffen verschiedene Diskurse ineinander, die wiederum unterschiedlichste Akteure einbezogen. Elternratgeber beteiligten sich an diesem Prozess, indem sie das Bild des perfekten Kindes, zunächst aber der perfekten Mutter zeichneten. Diese »muss ein fröhliches Wesen haben und ein Gefühl für die Schönheiten der Natur, um das Kind die Freuden des Lebens lehren zu können. [Sie] muss die richtige Einstellung zur Arbeit und zur Gesellschaft der Arbeitenden haben, damit [sie] nicht einen egoistischen Menschen erzieht, sondern einen geselligen, kollektiven und gerade deshalb glücklichen.«62 Das sozialistische Ideal griff auf die Vorstellung von Mutterschaft als »ehrenvollste Aufgabe der Frau« zurück,63 verzichtete dabei jedoch weitgehend auf den romantischen Topos der natürlichen Mutterliebe und konzentrierte sich auf den rational begründeten Lernwillen. Zwar war die Idee, dass kompetente Elternschaft Rat und Ausbildung brauche, keine sozialistische Erfindung. Mit den neuen Ratgebern aber wurde diese auf Rationalität, Effizienz und Disziplin ausgerichtete Haltung zu einem Element im Aufbau der sozialistischen Gesellschaft.

Das Genre der Ratgeber, das individuelles Verhalten und intime Aspekte des Lebens mit allgemeinen Normen verbindet, bildete ein wichtiges Instrument für die Einbindung alltäglicher Praxen in politische Strukturen und damit für die Schaffung eines sozialistischen Subjekts. Auch wenn die Wirkung auf das Publikum nicht gemessen werden kann, sind die Texte selbst diesbezüglich sehr aussagekräftig. In ihnen konnten die sonst oft abstrakt-jubilierend gehaltenen Loblieder für vorbildliche Arbeiter und Arbeiterinnen auf pragmatische Tätigkeiten wie das Windelnwechseln heruntergebrochen werden; so wurde jedem Handgriff des täglichen Lebens eine neue, politische Bedeutung zugeschrieben. Als einprägsames Beispiel für eine solche Konstruktion der neuen sozialistischen Mutter kann ein Ratgeber gelten, der als Dialog zwischen einem Arzt und einer jungen Mutter gestaltet war.64 Die (namenlose) »Mutter« stellt interessierte Fragen und meldet Erfolge des Erziehungsprozesses: Das Kind schläft durch, es nimmt an Gewicht zu, es ist »brav« und weint nicht. Der Arzt wiederum erklärt und lobt. Gemeinsam präsentieren sie das Modell der perfekten, disziplinierten und wissenschaftlichen Erkenntnissen folgenden Mutter, wie es sie nur in einer sozialistischen Gesellschaft geben könne, und schaffen zugleich ein abschreckendes Feindbild: »Also deshalb ist unsere Nachbarin so erschöpft und nervös. Sie stillt ihren Sohn immer, wenn er weint, Tag und Nacht.«65 Ein solches Muster ist in vielen Ratgebern zu erkennen: »Falsches«, »rückständiges« Verhalten wird anekdotisch vorgeführt, zuweilen dramatisch, manchmal auch lächerlich, und stets so eindeutig, dass die Leserin sich fast unausweichlich mit der »richtigen« Seite identifizieren, sich als Teil des korrekt agierenden Kollektivs verstehen muss. Die konkreten Hinweise zu Töpfchen, Fläschchen und ersten Zähnen verdichten sich so zur Konstruktion einer sozialistischen Mutterpersönlichkeit – möglich gemacht erst mithilfe der Anleitung durch ExpertInnen.

2. Wandel in den 1960er-Jahren: Zweifel und neue Vielfalt

Während die Texte der 1950er-Jahre in ihren Zielen der Disziplinierung, Förderung von Hygiene und Propagierung des wissenschaftlichen Fortschritts weitgehend einheitlich waren, begann sich die Ratgeberlandschaft in den 1960er-Jahren zu pluralisieren. Diese Tendenz passt zur vorsichtigen kulturellen und politischen Liberalisierung der Zeit; vor allem aber spiegelt sie Veränderungen in Bezug auf Erziehungsideale, Kindheitsbilder, Expertenkultur und Wissenschaft. Inhaltlich setzten sich zunehmend Varianten der Bindungstheorie durch; der Ton wurde durch wachsende Ängste um die nachfolgenden Generationen und deren Zukunft in einer sich wandelnden Gesellschaft bestimmt. Hier zeigt sich der tschechoslowakische Diskurs nicht nur in der Sache zunehmend geprägt von internationalen Tendenzen – auch die Rhetorik der Texte ließ die bekannten Sprachfiguren des sozialistischen Kampfes und Aufbaus hinter sich.

Verglichen mit den Buchmärkten kapitalistischer Gesellschaften standen AutorInnen und Verlage in der Tschechoslowakei unter deutlich geringerem Druck, sich von der Konkurrenz abheben und ihre Position als neuartig verkaufen zu müssen. Eine Entwicklung verschiedener »Schulen« oder Theorien im Wettstreit ist nicht zu beobachten, doch gab es eine neue Vielfalt des Inhalts und der Präsentation sowie den Ehrgeiz, Leserinnen auf originelle Weise anzusprechen. Neben den nach wie vor verfügbaren, betont seriös gestalteten und enzyklopädisch angelegten Elternratgebern66 gelangten nun auch unkonventionell illustrierte, magazinartige Publikationen auf den Markt.67 Viele AutorInnen bemühten sich um einen weniger autoritären Ton und versuchten ausdrücklich, ihren Leserinnen die Angst vor der großen Aufgabe der Kindererziehung zu nehmen. Obwohl diese Texte oftmals auch eindeutige Verhaltensregeln enthielten, kamen sie eher in der Form von Essays oder Denkanstößen daher und wurden explizit als Gegensatz zum klassischen rezeptartigen Ratgeber präsentiert.68 Ein Zusammenhang dieser Neugestaltung attraktiver, moderner Ratgeber mit dem als gesamtgesellschaftlich wahrgenommenen Problem des Geburtenrückganges sowie den intensiven pronatalistischen Kampagnen der 1960er- und 1970er-Jahre kann aus den Quellen nicht direkt nachgewiesen werden, erscheint aber naheliegend.

Iva Vaňková/D. Vaculíková, Deti okolo nás
[Kinder um uns], Bratislava 1963
Ferdinand Smrčka, ABC rodinné výchovy. Dítě předškolního věku
[Das ABC der Familienerziehung. Das Vorschulkind], Praha 1969

Markant ist zudem eine Auffächerung in verschiedene fachliche Felder, welche die in den 1950er-Jahren als Leitdisziplin auftretende Medizin nicht ablösten, aber ergänzten: Dazu gehörte die Psychologie ebenso wie die in der Mitte der 1960er-Jahre erneuerte Sozialwissenschaft.69 Die Kompetenz und Zuständigkeit dieser Disziplinen war zunächst erklärungsbedürftig;70 sie passten aber zu verbreiteten neuen Vorstellungen von Kindheit, Erziehung und Familie. Denn seit den 1960er-Jahren entspann sich eine kritische Debatte zum Thema Kindererziehung, an der sich zunehmend auch JournalistInnen, SozialwissenschaftlerInnen sowie RomanautorInnen und FilmregisseurInnen beteiligten.

Von besonderer Bedeutung war eine zunächst unter SpezialistInnen geführte und bald weite Kreise ziehende Diskussion. 1963 erschien ein Buch der Kinderpsychologen Zdeněk Matějček und Josef Langmeier71 mit einem eindringlichen Appell: Emotionale Vernachlässigung von Säuglingen und Kleinkindern führe zu dramatischen und permanenten Störungen des Sozialverhaltens. Hygiene und gesunde Nahrung reichten nicht aus; ein Kind brauche individuelle Zuwendung, ja Liebe. Das Buch und insbesondere der begleitende Dokumentarfilm72 lösten Diskussionen aus, die sich auf verschiedene Formen außerfamiliärer Kinderbetreuung einschließlich der in den 1950er-Jahren so intensiv propagierten Krippen bezogen,73 aber auch die Vorstellungen von Erziehung innerhalb der Familie beeinflussten.74 Die Autoren Matějček und Langmeier gehörten für die nächsten Jahrzehnte zu den am häufigsten zitierten Wissenschaftlern in Elternratgebern und anderen Schriften zur Kindererziehung. Ihre These von der Relevanz emotionaler Zuwendung, verbunden mit Elementen von John Bowlbys Bindungstheorie, stellte viele der zuvor angepriesenen Erziehungsmethoden grundsätzlich in Frage.75 Zur gleichen Zeit nahm der Psychologe Jaroslav Koch mit seiner These vom im Säugling selbst angelegten Entwicklungspotential, das durch Kontakt, Spiel und Bewegung geweckt werde,76 das später in den USA sehr populäre Konzept des »competent infant« vorweg.77

Lili Monátová, Jak dítě poznává svět
[Wie das Kind die Welt kennenlernt],
Praha 1963

Die Betrachtung des Kindes als Wesen mit relevanten emotionalen und sozialen Bedürfnissen passte in einen internationalen, seit den späten 1950er-Jahren auch in der Tschechoslowakei zu beobachtenden Prozess der Psychologisierung und Individualisierung des Kindheitsdiskurses.78 Medien unterschiedlichster Art konzentrierten sich nun weniger auf moralische oder politische Belehrung der Eltern; sie lenkten den Blick mehr auf die Wahrnehmungen und Emotionen des Kindes.79 In der Tschechoslowakei wurde dies besonders an einer Welle von Romanen für junge Mädchen deutlich,80 aber auch an neuen Themen der Kinderfotografie81 und des Films.82 Die Psychologisierung der Kinderwelten ging unmittelbar einher mit einer Skepsis gegenüber gesellschaftlichen Veränderungen. Im Kontrast zu den fortschrittsfreudigen 1950er-Jahren wurden jetzt Konfliktlinien und Ambivalenzen betont. Hatte sich zuvor der Einzelne (bzw. primär die einzelne Mutter) an die neuen Strukturen anpassen müssen, kehrte die Perspektive sich jetzt häufig um. So kritisierte die Psychologin und Autorin Helena Klímová eine Welt, die sich vorrangig an den Bedürfnissen Erwachsener orientiere.83 Es fehle an Raum und Zeit für Kinder; wachsende Scheidungsraten seien ebenso ein Alarmzeichen wie die zunehmende Zahl von Abtreibungen.84 Während die materielle Situation und die medizinische Versorgung von Kindern so gut seien wie wohl nie zuvor, kämen die Gefühle zu kurz. Diese Argumentationsfigur ist einzuordnen in die zeitgenössischen Debatten um eine neue Sozialpolitik und die Besorgnis um sinkende Geburtenzahlen,85 geht aber deutlich über Fragen der Organisation und Verteilung hinaus. Klímová und andere erkannten das Versorgungssystem, auf welches der sozialistische Staat so stolz war, ausdrücklich an, zogen jedoch dessen absoluten Wert in Zweifel. Parallelen zu Debatten in kapitalistischen Ländern, in denen man neue Kinderkulturen und generationale Ordnungsmuster diskutierte,86 sind erkennbar, wurden aber nicht explizit gemacht.

Kindheit und moderne Gesellschaft wurden in einem neuen Verhältnis gedacht, und der Wunsch nach einer humaneren Gesellschaft fand einen seiner ersten Ansatzpunkte in Debatten über Kindheit und Erziehung, über mangelnde Spielplätze87 und allzu lange Krippenzeiten.88 Ungefähr zur selben Zeit begannen auch Debatten über Ökologie, neue Formen der Stadtplanung und eine menschengerechte Medizin, die ähnlichen Logiken gehorchten.89 Der kritische Blick auf die moderne Kindheit fand im weiten Diskurs des Kulturjournalismus, der Tagespresse, des Films und der Literatur jedoch eine besondere Verbreitung. Das funktionierende, durchgeplante Kind, dessen Betreuung 1959 noch nach dem Vorbild der industriellen Arbeitsorganisation geregelt werden sollte,90 wurde nun als erster Kollateralschaden eines außer Kontrolle geratenen Technikglaubens gedeutet.91 Hier boten Kindheitskonzepte aus der romantischen Tradition,92 insbesondere die Betonung vom selbstvergessenen »Sein« im Gegensatz zum zielgerichteten »Werden«93 nicht nur Potential für eine grundlegende Kritik der kontrollierten Entwicklungskindheit, sondern darüber hinaus auch Ansatzpunkte für die aufkommende Skepsis gegenüber der organisierten oder »ersten« Moderne.

Diese Skepsis hatte auch Konsequenzen für die Selbstdarstellung von ErziehungsexpertInnen. Zwar sind für die 1960er-Jahre in sozialistischen Gesellschaften größere Freiräume für WissenschaftlerInnen zu beobachten, was Annette Schuhmann als »Integrationsangebot an die […] Elite« charakterisiert hat, »das Loyalität erzeugte, indem es die relativen Einflusschancen des Sachverstandes gegenüber dem Primat der Politik stärkte«.94 Aus dem poststalinistischen Krisenbewusstsein heraus forderten Partei und Regierung kreative Lösungen von ÖkonomInnen und Sozialwissen­schaftlerInnen,95 und auch in der wissenschaftlichen Pädagogik wurde empirischer, ergebnisoffener Forschung mehr Bedeutung zugebilligt.96 Zugleich jedoch zeigt sich im breiteren Diskurs zur Kindererziehung eine generelle Transformation des ExpertInnenstatus: Die Vorstellung von der Pädagogik als Wissenschaft mit objektiven Regeln wurde in Frage gestellt,97 und das Verhältnis zwischen befehlendem Experten und ausführender Leserin, die gemeinsam für den wohlwollenden Staat arbeiteten, wandelte sich in eine komplexere Anordnung. Die klare Trennung von positivem Fortschritt und zu überwindender Tradition gab es nicht mehr.

In einer solchen Situation der neuen Unübersichtlichkeit sind Elemente des international bedeutsamen Diskurses eines »child at risk« zu erkennen.98 Kinder galten bereits seit der Jahrhundertwende als höchst verletzlich. Seit dem Zweiten Weltkrieg dann und im Kontext verschiedener Entwicklungen wie verlängerter Adoleszenz, kleinerer und weniger stabiler Familien sowie perfektionierter medizinischer Diagnostik rückten soziale und gesundheitliche Risiken für Kinder immer stärker in den Blick.99 Zahlreiche Publikationen hoben auch in der Tschechoslowakei die gesellschaftlichen Gefahren für Kinder hervor, betonten zugleich aber die Probleme, die von Kindern selbst ausgingen. Das Kind konnte sich als unkonzentriert, übergewichtig oder schlicht verwöhnt und ohne Manieren herausstellen, und die Wissenschaft zeigte sich mit klaren Anleitungen nun eher zurückhaltend. Hatte es 1957 noch ein Buch mit dem sehr allgemeinen Titel »Vom kindlichen Ungehorsam« gegeben,100 kamen jetzt vermehrt Publikationen zu spezifischen Problemen auf den Markt: zur Situation von Scheidungskindern, zur kindlichen Nervosität, zu Schwierigkeiten mit stotternden Kindern oder Linkshändern.101 Zwar gebe es, so schrieb beispielsweise der Pädagoge und Journalist Ferdinand Smrčka 1969, gewisse Grundsätze, aber letztlich sei doch jedes Kind anders – in der Praxis sei die Erziehung damit ein ständiges Hin und Her.102

Die in den 1960er-Jahren entstehende Diagnose einer problematischen, möglicherweise gar einer im Verschwinden begriffenen103 Kindheit in der Moderne bestimmte die Ratgeberliteratur der beiden folgenden Jahrzehnte. Während im Erziehungsdiskurs mit der Matějček-Debatte eine relativ klare Zäsur für die Wende von den 1950er- zu den 1960er-Jahren zu erkennen ist, erscheint der Übergang zwischen den »liberalen« 1960ern und den als »Normalisierungszeit« bekannten letzten beiden Dekaden der sozialistischen Tschechoslowakei problematischer.104 So bildeten die bereits in den 1960er-Jahren entwickelten Perspektiven auf das, was später als »zweite Moderne« bezeichnet wurde, und die möglichen Folgen für den Erziehungsalltag wichtige Dominanten der nächsten Jahrzehnte. Zudem veränderte sich die gesellschaftliche Konstellation seit den frühen 1970er-Jahren in vielfacher Weise. Gerade der als privat verstandene Raum bekam nun eine größere Bedeutung, und damit stellt sich die Frage, wie Elternratgeber auf diese Entwicklungen reagierten.

3. Erziehung, »Normalisierung« und
gesellschaftlicher Konsens nach 1968

Die Normalisierungszeit nach der Niederschlagung des Prager Frühlings wird oft mit einem Gesellschaftsvertrag in Verbindung gebracht, der einen relativ hohen Lebensstandard und private Nischen im Tausch gegen politischen Gehorsam bot.105 Die Forschung hat bereits mehrfach auf die Komplexität dieses »Vertrages« hingewiesen: Auch das als »privat« Deklarierte war hier keineswegs apolitisch konzipiert. Gerade Rückzugsräume wie Wochenendhäuser und scheinbar unpolitische Narrative in Fernsehsendungen oder Unterhaltungsliteratur bildeten wichtige systemstabilisierende Elemente.106 So kann für den Spätsozialismus eine veränderte Balance beobachtet werden, in welcher der Staat und die öffentliche Sphäre an Bedeutung verloren zugunsten eines neuen Interesses am Informellen und Privaten.107 Vor diesem Hintergrund verhandelten Elternratgeber Konzepte der Familie, der Individualität, der gesellschaftlichen Verantwortung und des Expertentums.

Ähnlich wie in vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen und Medien gibt es auch bei Elternratgebern nach 1968 Zeichen nicht nur für eine Restauration früherer Verhältnisse, sondern zugleich für einen Neuanfang. So fällt auf, dass um 1970 eine besonders große Anzahl von Ratgebern auf den Markt kam. Die Tatsache, dass Klímová-Fügnerovás Klassiker 1971 seine letzte Auflage erlebte und kurz darauf durch einen neuen Bestseller (»den Švejcar«) abgelöst wurde,108 spricht ebenfalls für ein Bedürfnis nach neuen Formen und Inhalten. Zudem wirken die Texte der 1970er- und 1980er-Jahre deutlich unpolitischer als ihre Vorgänger. Explizite Debatten zur sozialistischen Moral und Pädagogik blieben nun auf interne Fachdiskussionen sowie den politischen Bereich begrenzt.109 Dort kam die ritualisierte Sprache des späten Sozialismus110 voll zur Geltung, und Pädagogik erschien »socialist in form, indeterminate in content«.111 Die Ratgeberliteratur hingegen ging mit der spätsozialistischen Situation des »alternden Pioniers«112 und dem Dilemma der postutopischen,113 aber dennoch einer explizit progressiven Ideologie verpflichteten Gesellschaft ganz anders um. Sie musste auf die in den 1960er-Jahren formulierten Fragen zur Problematik einer modernen Erziehung antworten, den neuen Anforderungen des Spätsozialismus genügen und nicht zuletzt die eigene Autorität verteidigen.

Jaroslav Koch, Výchova kojence v rodině
[Die Erziehung des Säuglings in der Familie], Praha 1977
Josef Švejcar, Péče o dítě
[Kinderpflege], Praha 1975

Tatsächlich scheint eine zentrale Strategie darin bestanden zu haben, den Sozialismus rhetorisch nicht mehr in den Vordergrund zu stellen. Erziehungsziele wurden nun allgemeiner formuliert: Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und Fleiß standen im Vordergrund, aber auch Harmonie und Glück.114 Auf der Suche nach Vorbildern schaute man bereits seit den 1960er-Jahren nicht mehr nur in die Sowjetunion, sondern auch nach West- und Nordeuropa.115 Das Verhältnis von universalistischen und politisch bzw. kulturell bestimmten Kindheitsvorstellungen veränderte sich zusehends.116 Anders als die Ratgeber der 1950er-Jahre, denen zufolge nur eine sozialistische Gesellschaft eine sinnvolle Erziehung garantieren konnte, fragten spätere Texte offener nach den Bedingungen und Zielen einer modernen Kindheit.117 Die eine solche Kindheit angeblich bestimmenden Probleme (Überreizung durch Medien, Materialismus, mangelnde emotionale Zuwendung, begrenzte körperliche Bewegung) ebenso wie die Chancen (Bildung, Gesundheitswesen, materielle Absicherung) wurden nicht nur mit Blick auf die eigene Gesellschaft oder auf die sozialistische Hemisphäre, sondern als globale Phänomene betrachtet. Das Kind sollte nicht mehr ausdrücklich und in erster Linie zu einem sozialistischen Ideal, sondern zu einem »wertvollen Mitglied der menschlichen Gesellschaft« erzogen werden.118

Die bereits in den 1960er-Jahren formulierte Diagnose eines problematischen Aufwachsens in modernen Gesellschaften blieb erhalten; nun aber bot die Literatur vorsichtig optimistische Lösungen an. Bei all dem wurde jegliche sozialistische Aufbaurhetorik vermieden, und Kindheit wurde zur Basis für postutopische, stabilisierende Normen. Politischer Idealismus hatte 1968 in die »Krise« geführt; jetzt waren BürgerInnen gefragt, welche die Gesellschaft am Laufen hielten, ohne großen Fortschrittsideen nachzueifern.119 In den Ratgebern wurde der grundsätzlich pragmatische Charakter der Normalisierungspolitik auf Anforderungen an jeden Einzelnen heruntergebrochen. »Gute« Mütter machten aus der Not eine Tugend – und sei es, indem sie der häufig unterbreiteten Idee folgten, das Neugeborene einfach in einem Wäschekorb aus Kunststoff schlafen zu lassen: Damit sei man flexibel, brauche kein gesondertes Kinderzimmer und spare Geld.120 Wohnungsnot und Versorgungsengpässe wurden, ganz anders als in den 1950er-Jahren, durchaus thematisiert, und von einer Kinderfrau war nun nicht mehr die Rede.

Ein solcher Pragmatismus bedeutete keinesfalls, dass der ExpertInnenrat weniger wichtig wurde. Doch wurde seine Legitimität problematischer, und die Ratgeber lavierten hier zwischen verschiedenen Positionen – sie mussten ihre eigene Autorität weiterhin reklamieren, waren jedoch zugleich gezwungen, mit Zweifeln an der Unfehlbarkeit einer »entzauberten Wissenschaft«121 umzugehen. Diese neue Besonderheit – und Schwierigkeit – der Ratgeberliteratur zeigte sich auch in der Populärkultur. Romane und Filme machten sich über theoretisierende Fachleute lustig; sie kontrastierten diese mit einer handfesten, intuitiven Hausmacherpädagogik.122 Vor allem Mütter und Großmütter wurden so zu einem neuen Expertinnentypus (oder besser: Anti-Expertinnentypus) stilisiert. Sie seien die echten Fachleute für Kindererziehung, die ihre Autorität gerade nicht aus wissenschaftlicher Vorbildung schöpften, sondern aus Erfahrung und Gefühl – und sich beispielsweise mit der gelegentlichen Ohrfeige auch selbstbewusst nach ihren eigenen Maßstäben richteten.

Diese literarische Rebellion gegen das Wissensmonopol akademischer ExpertInnen stand dem Absolutheitsanspruch der 1950er-Jahre diametral entgegen. Im Kontext der tschechoslowakischen Normalisierungszeit allerdings erschien dieser Kontrast weniger scharf. Die Vorstellung von Müttern (und – seltener – Vätern) als emotionalen ErziehungsexpertInnen passte nämlich sehr gut zur neuen Wertschätzung nationaler und familiärer Traditionen. Die Ratgeber gerieten so in ein Dilemma. Häufig betonten sie die Relevanz der Familie als emotionale und soziale Einheit, als Sicherheitsgarantie gegen die Unwägbarkeiten der Moderne und als wichtige Trägerin von Bräuchen und Ritualen.123 Als Wissensgemeinschaft allerdings wollten und konnten die Ratgeber die Familie nicht anerkennen. So blieben die AutorInnen bei der Überzeugung, dass Großmütter oft veraltete Vorstellungen hätten124 – und wenn nun einzelne Kapitel oder auch ganze Bücher extra für Großmütter geschrieben wurden, so stets mit dem Appell an die ältere Generation, sich unbedingt nach wissenschaftlichen Erkenntnissen zu richten.125 Traditionelle Praktiken und Wissensformen wie der enge Kontakt des Neugeborenen zur Mutter126 könnten nützlich sein, »aber natürlich in neuem Gewand« und von wissenschaftlichen ExpertInnen geprüft.127

Zudem wurde der bisweilen freundschaftliche Ton der 1960er-Jahre nun wieder durch eine eher autoritäre Rhetorik ersetzt. Gerade im internationalen Vergleich fällt auf, dass Formulierungen wie Benjamin Spocks berühmtes »Trust yourself, you know more than you think you do« in tschechoslowakischen Ratgebern kaum zu finden sind. Während der amerikanische Kinderarzt Spock mit seinem 1946 erstmals erschienenen Buch128 in den USA, in Westeuropa und später auch in der Sowjetunion umfangreiche Debatten darüber ausgelöst hatte, wie sehr Eltern sich selbst und ihren Instinkten, aber auch ihren Kindern vertrauen könnten, sind solche Strömungen für die Tschechoslowakei kaum zu beobachten.129 Gerade in der Normalisierungszeit passten allzu selbstbewusste Eltern nicht ins Bild.

Vielmehr gaben die Ratgeber dem Status formal gebildeter ExpertInnen und deren disziplinierender Funktion eine neue Form. Hatte die Expertise mit ihrer Eindeutigkeit in den 1950er-Jahren auch entlastende Funktion gehabt, so ging die Möglichkeit, durch das Befolgen einer kochrezeptartigen Anleitung zur Kinderpflege alles richtig zu machen, nun verloren. Die mannigfaltigen Risiken und Reize, denen Kinder ausgesetzt schienen, erforderten von den Eltern in ganz neuer Weise, sich aktiv weiterzubilden. So ist bei Josef Švejcar von den »Bedingungen des modernen technischen Lebens« zu lesen, die »vom frühesten Alter an die Seele und die Wahrnehmungen des Kindes angreifen«, sowie von »Gefahren, die in übervölkerten Räumen und Verkehrsmitteln lauern«.130 Auch der pädagogische Optimismus der 1950er-Jahre hatte seine Wirkung verloren. Fehlerquellen lagen nun nicht mehr in einzelnen Entscheidungen des Alltags, sondern in der gesamten Persönlichkeit von Müttern und Vätern; entsprechend waren sie deutlich schwerer zu vermeiden. In den 1950er-Jahren war es problematisch gewesen, das Kind zu häufig zu stillen oder ihm einen Schnuller zu geben – nun waren die Schwierigkeiten fundamentaler. Eltern konnten zu alt sein (und damit übervorsichtig) oder zu jung (und damit verantwortungslos), sozial benachteiligt und ungebildet oder allzu elitär, beruflich in einer prekären Situation oder übermäßig an ihrer Karriere interessiert; sie konnten ihr Kind vernachlässigen oder aber sich mit zu großem Ehrgeiz für seine Förderung einsetzen, es verwöhnen oder allzu streng behandeln.131

Besonders der seit den 1960er-Jahren entwickelte Topos von karrieresüchtigen und materialistischen Eltern, welche ihr Kind vernachlässigten, setzte sich in Ratgebern ebenso wie in der Populärkultur immer stärker durch.132 Aus der Diagnose einer problematischen, kinderfeindlichen Moderne wurden somit zutiefst individualisierte Normen und Hinweise abgeleitet. Die sozialistische Ordnung konnte keine gute Erziehung mehr garantieren. Es war die Familie, die nun als »unersetzlich« galt,133 aber damit auch als zentrale Stellschraube der Gesellschaft. Sie war es, die sich aktiv verbessern musste, und dabei wirkten Überlegungen zur Optimierung des Arbeitsprozesses durch das Zauberkonzept der Wissenschaftlich-Technischen Revolution134 mit den Anfängen einer Therapeutisierung der Gesellschaft zusammen.135 Bereits die Disziplin und Moral evozierenden Titel einiger Publikationen machen diese Verschiebung von Verantwortung deutlich: »Die Bedeutung eines geordneten Zuhauses« oder auch (frei übersetzt): »Schreibt es Euch hinter die Ohren: Macht aus Euren Kindern keine Neurotiker«.136 ExpertInnen lieferten keine leicht zu befolgenden Rezepte mehr, sondern navigierten überforderte Eltern durch eine komplexe Gesellschaft.137

Eltern mussten praktische Dinge lernen, vor allem aber den Erziehungsprozess in seiner Gesamtheit optimieren, denn »in der Zeit der Wissenschaftlich-Technischen Revolution« sei es »nicht mehr möglich, sich auf ›mütterliche Instinkte‹ zu ver­lassen«.138 Dabei seien Übungen für die Feinmotorik des Kindes ebenso wichtig wie ein gezieltes Töpfchentraining139 oder auch das Beschleunigen beispielsweise des morgendlichen Anziehens – immerhin müsse das Kind sich an »den Rhythmus und die Ordnung in der Schule« gewöhnen. »Man darf sich nicht damit abfinden, dass das Kind langsam ist.«140 Erziehung war ein Prozess mit »festgelegten Zielen«,141 bei dem »Sie die besten Resultate erzielen, wenn Sie sich nach der Meinung anerkannter Experten richten«.142 Die Übernahme des Konzeptes unverrückbarer Zeitfenster aus der Entwicklungspsychologie verstärkte diese Perspektive und gab ihr mit »der Erkenntnis, dass das Säuglingsalter die kritischste Phase in der Entwicklung des Menschen ist«,143 eine neue Dramatik: Kleine Fehler hatten mit Sicherheit langfristige Folgen.

Um all diesen Anforderungen gerecht zu werden, kam Kindererziehung nicht ohne eine systematische Elternerziehung aus, die deutlich über die Ratgeberliteratur hinausging. Dies war keine ganz neue Entwicklung,144 doch erst nach 1970 wurde »Erziehung zur Elternschaft« eng eingebunden in die umfassende Agenda der Bildungs- und vor allem Familienpolitik. Diese wiederum war bestimmt durch das proklamierte Ziel einer Stärkung der Familie als systemsichernde Einheit, eine entschiedene Pronatalitätspolitik und die generelle Betonung von Moral und Stabilität.145 So entstand ein Bildungsprogramm, das Jugendliche systematisch auf die Gründung einer Familie vorbereiten sollte: mit Wissen über Sexualität, Schwangerschaft und Geburt, Informationen zur Pflege und Erziehung von Kindern, vor allem aber mit dem Vermitteln fester, eher konservativ ausformulierter Lebensnormen. Hinzu kamen speziell an Jugendliche gerichtete Publikationen146 und Fernsehsendungen147 sowie ein sich verdichtendes Netz von Beratungsstellen und Therapiemöglichkeiten.148

Miroslav Plzák, Dospělým vstup zakázán
[Erwachsenen ist der Eintritt verboten], Praha 1986
Josef Prchal, Vychováváme děti
[Wir erziehen Kinder], Praha 1988

Mit dieser Mischung aus Optimierungsangebot, -programm und -forderung erinnert der Ratgeberdiskurs nicht nur an die Entwicklung von Psychodisziplinen als Instrument moderner Staatlichkeit in Westeuropa.149 Im Kontext der tschechoslowakischen Normalisierung kann die Optimierungsrhetorik mit dem Blick auf Kinder als ein zentraler Bestandteil der spätsozialistischen Herrschaft verstanden werden.150 Kindererziehung war dabei keinesfalls nur Angelegenheit der Eltern, sondern auch der Nachbarn, Kollegen und Freunde.151

Optimierung bedeutete in diesem Zusammenhang vor allem, sich ins Kollektiv einzufügen und einer Norm des Mittelmaßes zu entsprechen: Erwünscht waren zwei bis drei Kinder, Bildung ohne allzu individualistischen Ehrgeiz, materielle Absicherung ohne Luxus. Regelmäßig wurde vor übertriebenen Ambitionen gewarnt. Dies erinnert an das etwas paradoxe Mittelmaßideal tschechischer nationaler Motive des 19. Jahrhunderts, in denen gern die »goldene Mitte« der »kleinen Nation« propagiert wurde,152 aber auch an gesamteuropäische Erziehungstraditionen. Die bürgerliche Kindheitsnorm setzte sich in ihrer Entstehungszeit sehr bewusst sowohl von der angeblich mangelnden Kultiviertheit der Arbeiterschaft ab als auch vom »übertriebenen« Luxus des Adels.153 Was nicht in dieses Bild einer heteronormativen, sozial abgesicherten, selbstverständlich weißen, stabilen und moralisch einwandfreien Familie passte, wurde als Problem betrachtet oder – was häufiger der Fall war – vollständig ignoriert. Auf diese Weise wurden Elternratgeber zu Instrumenten der Normen- und Konsensbildung, Disziplinierung und Subjektformung im späten Sozialismus.

4. Fazit und Ausblick

Der revolutionäre Ehrgeiz der tschechoslowakischen Politik nach 1948 ist in Elternratgebern nur sehr bedingt wiederzufinden. Obwohl Schulgesetze, Kinderbücher, Lehrpläne, wissenschaftliche Texte und zahllose Propagandaschriften eine neue, sozialistische Kindheit heraufbeschworen, sind in den untersuchten Ratgebern schon während der 1950er-Jahre Elemente der (eigentlich als »rückständig« abgelehnten) bürgerlichen Familien- und Kindheitskultur erkennbar. Zwar können die Texte als Instrumente sozialistischer Subjektbildung gelesen werden, doch fällt im Vergleich mit anderen Texten der Zeit eine sprachliche Zurückhaltung auf. Mehr als die Konstruktion einer »glücklichen sozialistischen Kindheit« stand das Ziel einer zuverlässig funktionierenden Familie im Vordergrund. In den darauffolgenden Jahrzehnten verstärkte sich diese Tendenz zum Pragmatismus weiter. Zunehmend gab es nun explizite oder implizite Bezüge zu westlichen Strömungen in der Erziehungswissenschaft und in gesellschaftlichen Debatten.

Diese Beobachtung verweist auf systemübergreifende Zusammenhänge von Kindheits-, Familien- und Erziehungsdiskursen. Hier sind zunächst konkrete Einflüsse zu nennen, die durchaus in beide Richtungen gingen: Die vom Psychologen Zdeněk Matějček 1963 ausgelöste tschechoslowakische Debatte um außerfamiliäre Kinderbetreuung und emotionale Deprivation wurde auch in Österreich und der Bundesrepublik Deutschland rezipiert. Der in diesem Aufsatz mehrfach zitierte Jaroslav Koch gilt bis heute als verdienstvoller Begründer des hochpopulären PEKiP-Babykrabbelns. (Dass diese Abkürzung für »Prager Eltern-Kind-Programm« steht, dürfte vielen aber gar nicht bewusst sein.) Umgekehrt gab es zahlreiche westliche Ideen und Praxen, welche auch die tschechoslowakische Pädagogik prägten – stellvertretend seien hier nur John Bowlbys Bindungstheorie und das Konzept der SOS-Kinderdörfer genannt.

Abgesehen von solchen gut zu identifizierenden einzelnen Transfers lassen sich langfristig wirkende Traditionen und systemübergreifende Konvergenzen feststellen. So können die traditionell-bürgerlich anmutenden Elemente in Erziehungsratgebern – zusammen mit gewohnten visuellen Mustern und ausgesprochen hartnäckig erscheinenden Formen des Erzählens für Kinder – als Hinweis verstanden werden, dass Kindheits- und Familienbilder über eine große Beharrungskraft verfügen. Vorstellungen kindlicher Unschuld, Ideale der Mutterliebe und Konzepte gesellschaftlicher Verantwortung, die vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert entstanden waren, ließen sich in Texten für eine breite Öffentlichkeit offenbar nicht durch revolutionäres Pathos verdrängen. Kinder, ihre Eigenschaften und Bedürfnisse wurden seit der Aufklärung (und werden bis heute) nicht nur intensiv essentialisiert, sondern auch biologisiert und universalisiert. »Das Kind« als festgefügter Topos und die entsprechend normierte »Kindheit« haben ihre historischen Wurzeln im europäischen Bürgertum des 19. Jahrhunderts, erweisen sich als aber zeit- und raumübergreifend wirksam. Diese Verbindung einer konkreten historischen und sozialen Situation mit Allgemeingültigkeit beanspruchenden Beschreibungen und Werten (»Wie sieht eine echte Kindheit aus?«) hatte langfristige Folgen – aus denen auch aktuelle konzeptionelle Debatten der Childhood Studies erwachsen. Sollen und können wir von »Kindheit« oder vielmehr von »Kindheiten« sprechen? Wie gehen wir mit der großen normativen Kraft des bürgerlichen Kindheitsideals um, das neben den vielfältigen Realitäten »anderer« Kindheiten steht, die wir erst seit kurzem mit Begriffen wie »imperial childhoods« oder »global childhoods« zu fassen versuchen?154 Die hier untersuchten Quellen zu »sozialistischen Kindheiten« weisen darauf hin, dass partikularistische Vorstellungen von Kindheit sich nur schwer durchsetzen ließen, selbst in einer Gesellschaft, die Kinder so explizit zur Legitimation ihres revolutionären Neuanfangs nutzte.

Zusätzlich zur Beharrungskraft traditioneller Elemente des Kindheitsdiskurses sind Konvergenzphänomene des 20. Jahrhunderts zu betrachten. Die hier deutlich gewordenen Ähnlichkeiten zwischen westlichen und tschechoslowakischen Debatten sind nicht nur auf unmittelbare Einflüsse zurückzuführen. Vielmehr stützen die Erkenntnisse aus den Ratgebern die These vom Wesen sozialistischer Gesellschaften als Varianten der Moderne.155 Dafür sprechen die in den tschechoslowakischen Elternratgebern seit etwa 1960 auffälligen Hervorhebungen bestimmter Erziehungsprobleme – Medienkonsum, Auflösung der Kernfamilie und ihrer traditionellen Arbeitsteilung, Großstädte und ihre Räume, generell das Konzept eines »child at risk« –, aber auch die Rhetorik der Texte. Der Bezug auf den Sozialismus als Realität und Ziel wurde zwar niemals vollständig aufgegeben, er rückte jedoch zugunsten einer Selbstverortung in der »Moderne« in den Hintergrund.

Jaroslav Kapr, Nastávajúci otec
[Der werdende Vater], Bratislava 1985; slowakische Übersetzung von:
ders., Kniha pro nastávajícího otce
[Ein Buch für den werdenden Vater],
Praha 1977

Schließlich: Obwohl Erziehungsratgeber höchst normative Quellen sind und wir es zunächst mit einer top-down-Perspektive zu tun haben, die unverstellte Propaganda-Rhetorik vermuten lässt, wird doch schnell eine größere Komplexität deutlich. Selbst wenn die am geschilderten Diskurs beteiligten Akteure in den Quellen unterschiedlich stark vertreten sind, können die Texte als Resultate von Aushandlungsprozessen betrachtet werden. Politik, wissenschaftliche Disziplinen, öffentliche Debatten wirkten darauf ein. Hinzu kam das Lesepublikum, auf dessen Bedürfnisse – ob im Einzelfall real oder imaginiert – die Ratgeber eingingen. Sie zielten zunächst ausschließlich auf Mütter und nahmen erst allmählich weitere Gruppen in den Blick: Väter, Großmütter (jedoch keine Großväter!) und, für das Untergenre der »Erziehung zur Elternschaft«, auch Heranwachsende. So bilden die Ratgeber eine Schnittmenge von Ideen und Normen zu Kindheit, Erziehung, Familie und Moral, zu Autoritäten und Hierarchien, aber auch zu grundsätzlichen Problemen und Perspektiven der Gesellschaft. Sie zeigen nicht zuletzt, wie eng diese sich als sozialistisch definierende Gesellschaft in Trends der als »westlich« und »anders« bezeichneten Welt eingebunden war.


Anmerkungen:

1 Vgl. Markus Höffer-Mehlmer, Elternratgeber. Zur Geschichte eines Genres, Baltmannsweiler 2003; Beatrice Marré, Bücher für Mütter als pädagogische Literaturgattung und ihre Aussagen über Erziehung (1762–1851). Ein Beitrag zur Geschichte der Familienerziehung, Weinheim 1986.

2 Zur Sowjetunion vgl. Natalia Chernyaeva, Childcare Manuals and Construction of Motherhood in Russia, 1890–1990, PhD thesis, University of Iowa 2009; dies., From Disciplined to Spontaneous Child: The Evolving Models of Childrearing in Soviet Parenting Manuals during Post-Stalinism, in: Lucy Hopkins/Mark Macleod/Wendy Turgeon (Hg.), Negotiating Childhoods, Leiden 2010, S. 79-86.

3 Letztere werden im Folgenden nicht betrachtet. Siehe dazu Jiří Knapík, Socialistické školství a tzv. mimoškolní výchova dětí [Das sozialistische Schulwesen und die sogenannte außerschulische Erziehung der Kinder], in: ders./Martin Franc (Hg.), Děti, mládež a socialismus v Československu v 50. a 60. letech [Kinder, Jugend und Sozialismus in der Tschechoslowakei in den 1950er- und 1960er-Jahren], Opava 2014, S. 45-80, hier S. 55.

4 Zur Problematik einer Erforschung der Erziehungspraxis siehe auch Jiří Knapík/Martin Franc, Mezi pionýrským šátkem a mopedem. Děti, mládež a socialismus v českých zemích 1948–1970 [Zwischen Pionierhalstuch und Moped. Kinder, Jugend und Sozialismus in den böhmischen Ländern 1948–1970], Praha 2018, S. 114-128.

5 Sylka Scholz/Karl Lenz, Ratgeber erforschen. Eine wissenssoziologische Diskursanalyse von Ehe-, Beziehungs- und Erziehungsratgebern, in: Sylka Scholz/Karl Lenz/Sabine Dressler (Hg.), In Liebe verbunden. Zweierbeziehungen und Elternschaft in populären Ratgebern von den 1950ern bis heute, Bielefeld 2013, S. 49-78.

6 Eine Analyse der Rezeption der Ratschläge wäre selbstverständlich wünschenswert, und Forschungsliteratur zu anderen Ländern bietet hier Beispiele; kritisch zu solchen Ansätzen allerdings schon Jay Mechling, Advice to Historians on Advice to Mothers, in: Journal of Social History 9 (1975), S. 44-63. Leider waren in tschechischen oder slowakischen Archiven entsprechende Quellen nicht zu finden; auch Redaktionsarchive der einschlägigen Verlage sind nicht erhalten. Hinweise können nur aus der Menge und Höhe der Auflagen gezogen werden sowie aus eher anekdotischen Informationen: Fast alle meine tschechischen GesprächspartnerInnen kannten beispielsweise »den Švejcar«, der in den 1970er- und 1980er-Jahren selbstverständlich in jeden Haushalt mit Kindern zu gehören schien. Siehe dazu unten, Anm. 108.

7 Catriona Kelly, Children’s World. Growing up in Russia, 1890–1991, New Haven 2007, S. 1.

8 Tara Zahra, The Lost Children. Reconstructing Europe’s Families after World War II, Cambridge 2011; dies., Kidnapped Souls. National Indifference and the Battle for Children in the Bohemian Lands, 1900–1948, Ithaca 2008. Zur Kindererziehung als sozialem Distinktionsmerkmal siehe Gunilla Budde, Auf dem Weg ins Bürgerleben. Kindheit und Erziehung in deutschen und englischen Bürgerfamilien 1840–1914, Göttingen 1994.

9 Lisa A. Kirschenbaum, Small Comrades. Revolutionizing Childhood in Soviet Russia, 1917–1932, New York 2001.

10 Die grundsätzliche Kontinuität der Familienpolitik in der Tschechoslowakei über politische Zäsuren hinweg wird deutlich bei Jakub Rákosník/Radka Šustrová, Rodina v zájmu státu. Populační růst a instituce manželství v českých zemích 1918–1989 [Die Familie im Interesse des Staates. Bevölkerungsentwicklung und die Institution der Ehe in den böhmischen Ländern 1918–1989], Praha 2016. Zum Spannungsverhältnis zwischen Ideologie und Praxis in der frühen DDR: Donna Harsch, Revenge of the Domestic. Women, the Family, and Communism in the German Democratic Republic, Princeton 2007, S. 2f.

11 Lauren Kaminsky, Utopian Visions of Family Life in the Stalin-Era Soviet Union, in: Central European History 44 (2011), S. 63-91.

12 Viviana A. Zelizer, Pricing the Priceless Child. The Changing Social Value of Children, Princeton 1994.

13 Gemeint ist hier nicht die Entwicklungspsychologie im engeren Sinne, sondern das allgemeinere, seit Beginn des 20. Jahrhunderts vorherrschende Paradigma, das Kindheit unlösbar mit Wachstum und Fortschreiten verknüpft. Vgl. Helga Kelle/Anja Tervooren (Hg.), Ganz normale Kinder. Heterogenität und Standardisierung kindlicher Entwicklung, Weinheim 2008.

14 Florian Eßer, Die verwissenschaftlichte Kindheit, in: Meike Sophia Baader/Florian Eßer/Wolfgang Schröer (Hg.), Kindheiten in der Moderne. Eine Geschichte der Sorge, Frankfurt a.M. 2014, S. 124-153.

15 In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren deutlich weniger Ratgeber erschienen. Beispiele sind: Quido Mann, První rok dětského života [Das erste Jahr des Kinderlebens], Praha 1919; Antonín Chvojka, Čítanka pro matky [Eine Fibel für Mütter], Praha 1920.

16 Hier ist der Anteil slowakischsprachiger Publikationen auffällig groß, z.B. Gejza Činovský, Matka a detský lekár: odborný detský lekár radí matkám [Die Mutter und der Kinderarzt: Der Kinderfacharzt berät Mütter], Bratislava 1948; Zdravá matka, zdravé dieťa! [Gesunde Mutter, gesundes Kind!], Nitra 1958. Für die Filme exemplarisch: Dítě – batole [Das Kleinkind], 1951, Regie: Věra Tatterová.

17 Margaret Mead, Introduction, in: dies./Martha Wolfenstein (Hg.), Childhood in Contemporary Cultures, Chicago 1955, S. 145-149, hier S. 145. Vgl. auch Christa Berg, »Rat geben«. Ein Dilemma pädagogischer Praxis und Wirkungsgeschichte, in: Zeitschrift für Pädagogik 37 (1991), S. 709-734, hier S. 710.

18 Ernest Rýľ, Mladá matka hovorí s lekárom [Die junge Mutter spricht mit dem Arzt], Bratislava 1951, S. 41.

19 Miroslava Klímová-Fügnerová, Do prvých dní nového života [Die ersten Tage des neuen Lebens], Bratislava 1952 (ohne Paginierung).

20 Das Thema Vaterschaft in sozialistischen Gesellschaften ist bislang kaum erforscht. Einen interessanten Ansatz zur gezielten Förderung von Vaterschaft in der DDR hat kürzlich Peter Hallama vorgestellt: Peter Hallama, Struggling for a Socialist Fatherhood: »Re-Educating« Men in East Germany, 1960–1989, in: East European Politics and Societies and Cultures 34 (2020), S. 817-836.

22 Vgl. z.B. die Fotografien bei Miroslava Klímová-Fügnerová, Naše dítě. Před narozením. V prvním roce. V letech předškolních [Unser Kind: Vor der Geburt. Im ersten Jahr. In den Vorschuljahren], Praha 1950. Weitere Ausgaben in tschechischer Sprache: 1944, 1946, 1949, 1953, 1955, 1956, 1959, 1963, 1964, 1966, 1971.

23 Miroslava Klímová-Fügnerová, Na prahu života. Kapitoly o výchově dětí [Auf der Schwelle des Lebens. Kapitel zur Kindererziehung], Praha 1959, S. 16.

24 Zum Rückständigkeitsdiskurs in Bezug auf die Slowakei: Marína Zavacká, Die Geschlechter- und Familienthematik auf den Kreiskonferenzen der Kommunistischen Partei der Slowakei 1949–1958, in: Claudia Kraft (Hg.), Geschlechterbeziehungen in Ostmitteleuropa nach dem Zweiten Weltkrieg. Soziale Praxis und Konstruktionen von Geschlechterbildern, München 2008, S. 125-136.

25 Rýľ, Mladá matka hovorí s lekárom (Anm. 18), S. 23f.; Miroslava Klímová-Fügnerová, Ozdravení venkova [Die Gesundung des Dorfes], Praha 1952.

26 Übersetzt wurde es ins Slowakische, Russische, Deutsche, Polnische. Miriam Gebhardt zufolge waren die deutschen Ausgaben (ab 1963) »vermutlich eine der wichtigsten Informationsquellen für Eltern in der DDR der 60er Jahre«. Miriam Gebhardt, Die Angst vor dem kindlichen Tyrannen. Eine Geschichte der Erziehung im 20. Jahrhundert, München 2009, S. 139-145.

27 Allerdings waren die »sozialistischen« Ausgaben im Vergleich zum Werk von 1944 deutlich kürzer – möglicherweise, um ein breiteres Publikum zu erreichen.

28 Vgl. David Armstrong, Political Anatomy of the Body. Medical Knowledge in Britain in the 20th Century, Cambridge 1983, S. 13 und passim.

29 Siehe dazu das Themenheft zur Säuglings- und Kindersterblichkeit in der Tschechoslowakei der Československá pediatrie [Tschechoslowakische Kinderheilkunde] 11 (1956) H. 2-3, oder die in verschiedenen Sprachen verbreitete Publikation von Zdena Nedvědová, Die Tschechoslowakische Sozialistische Republik sorgt für ihre Kinder, Praha 1963.

30 In Klímová-Fügnerovás Standardwerk Naše dítě (Anm. 22) sind solche Maßnahmen durchgehend von 1944 bis 1971 zu finden, ebenso in Klímová-Fügnerová, Do prvých dní nového života (Anm. 19). Dass dies übrigens keine tschechoslowakische Spezialität war, wird deutlich bei Katherine Arnup, Education for Motherhood. Advice for Mothers in Twentieth-Century Canada, Toronto 1994. Die dort abgedruckten Fotos aus Elternratgebern sehen den tschechoslowakischen ausgesprochen ähnlich.

31 Klímová-Fügnerová, Naše dítě (1950) (Anm. 22), S. 102.

32 Ebd. Ähnlich bei Karel Ohnesorg, Naše dítě se učí mluvit [Unser Kind lernt sprechen], Praha 1959, S. 11. Dieser Gedanke spielte auch in der wissenschaftlichen Literatur eine wichtige Rolle: Otakar Teyschl, Duševní výchova novorozence [Die seelische Erziehung des Neugeborenen], in: Československá pediatrie 10 (1955), S. 186-189, hier S. 187. Der Topos des »kleinen Tyrannen« wurde bisher vor allem für die deutsche Erziehungsgeschichte als typisch beschrieben: Gebhardt, Die Angst (Anm. 26).

33 Klímová-Fügnerová, Naše dítě (1950) (Anm. 22), S. 128.

34 Klímová-Fügnerová, Naše dítě (1955) (Anm. 22), S. 208.

35 Klímová-Fügnerová, Naše dítě (1950) (Anm. 22), S. 242. Ganz ähnlich auch Rýľ, Mladá matka hovorí s lekárom (Anm. 18), S. 38.

36 Klímová-Fügnerová, Naše dítě (1950) (Anm. 22), S. 104.

37 Dies ist bei allen mir bekannten Ratgebern der Fall: Körperstrafen wurden immer wieder diskutiert und abgelehnt. Zugleich ist dies einer der Aspekte, bei denen die Kluft zwischen Ratgebern und Erziehungsrealität offensichtlich ist: In den Familien wurde regelmäßig geschlagen. Historische Quellen verschiedenster Art, aber auch zahlreiche literarische Texte machen dies deutlich; siehe z.B. Jiřina Hanušová, Milá Sally aneb Dobrá rada nad zlato [Liebe Sally oder Guter Rat ist Gold wert], Praha 1988. Vgl. Knapík/Franc, Mezi pionýrským šátkem (Anm. 4), S. 116f.

38 Dies mag für den sozialistischen Diskurs der 1920er-Jahre gelten, aus dem Christa Berg auch den Nachweis für ihre These entnimmt. In der hier betrachteten Nachkriegszeit hingegen war Gehorsam eine zentrale Kategorie des Erziehungsdiskurses. Siehe Berg, »Rat geben« (Anm. 17), S. 722.

39 Klímová-Fügnerová, Naše dítě (1959) (Anm. 22), S. 93, S. 99, S. 103-107, S. 118; Keliš, Pan Dudlík – tvor záludný [Herr Schnuller – ein hinterhältiges Geschöpf], in: Vlasta 9 (1955) H. 25, S. 12; D. Kováč, Denný režim vo výchove dieťaťa [Der Tagesrhythmus in der Kindererziehung], in: Martin Jurčo (Hg.), Ako ich vychováme? [Wie erziehen wir sie?], Bratislava 1959, S. 39-70, hier S. 41f.; Teyschl, Duševní výchova novorozence (Anm. 32), S. 187; Luděk Kubička, Psychologie školního dítěte a jeho výchova v rodině [Die Psychologie des Schulkindes und seine Erziehung in der Familie], Praha 1959; Jan Fischer, Tělesný a duševní vývoj současné generace našich dětí: rozbor výsledků longitudinálního výzkumu z r. 1956–1962 [Die körperliche und seelische Entwicklung der gegenwärtigen Generation unserer Kinder: Ergebnisse einer Längsschnittstudie 1956–1962], Praha 1959.

40 So treffend die Wissenschaftshistorikerin Nora Grigorȃn; zit. nach Torsten Rüting, Pavlov und der Neue Mensch. Diskurse über Disziplinierung in Sowjetrussland, München 2002, S. 26.

41 František Štampach, Radíme se o výchově dětí: O tvrdošijných dětech [Wir sprechen über Kindererziehung: Von starrköpfigen Kindern], in: Vlasta 9 (1955) H. 14, S. 12.

42 Zu solchen Kampagnen siehe Pavlína Kourová, Propagandistické kampaně v Československu v letech 1948–1953 [Propagandakampagnen in der Tschechoslowakei 1948–1953], unveröffentlichte Dissertation, Karlova Univerzita, Praha 2013.

43 Peter Wagner, A Sociology of Modernity. Liberty and Discipline, London 1994, S. 132.

44 Lutz Raphael, Die Verwissenschaftlichung des Sozialen als methodische und konzeptionelle Herausforderung für eine Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts, in: Geschichte und Gesellschaft 22 (1996), S. 165-193; Nikolas S. Rose, Governing the Soul. The Shaping of the Private Self, London 1990, 2. Aufl. 1999; Marianne Bloch/Kerstin Holmlund/Ingeborg Moqvist (Hg.), Governing Children, Families, and Education. Restructuring the Welfare State, New York 2003.

45 Jan Janko/Emilie Těšínská (Hg.), Technokracie v českých zemích (1900–1950) [Technokratie in den böhmischen Ländern (1900–1950)], Praha 1999.

46 Dazu: Berg, »Rat geben« (Anm. 17), S. 712f.; Michaela Fuchs, »Wie sollen wir unsere Kinder erziehen?« Bürgerliche Kindererziehung im Spiegel der populärpädagogischen Erziehungsratgeber des 19. Jahrhunderts, Wien 1997, S. 15.

47 Z.B. Miloš Sova, Josef Švejcar, Jaroslav Koch.

48 Für die Psychologie hat dies ganz ähnlich beschrieben: Adéla Gjuričová, Proměna socialistického člověka v liberální individuum? Psychoterapie v Československu po roce 1968 [Die Verwandlung des sozialistischen Menschen in ein liberales Individuum? Psychotherapie in der Tschechoslowakei nach 1968], in: Michal Kopeček (Hg.), Architekti dlouhé změny. Expertní kořeny postsocialismu (1980–1995) [Architekten des langen Wandels. Wurzeln des Postsozialismus im Expertentum (1980–1995)], Praha 2019, S. 185-216, hier S. 197f.

49 Hier zeigt sich ein Kontrast zur deutschen Ratgeberliteratur; siehe Gebhardt, Die Angst (Anm. 26), S. 15.

50 Klímová-Fügnerová, Do prvých dní nového života (Anm. 19).

51 Klímová-Fügnerová, Naše dítě (1959) (Anm. 22), S. 5.

52 Kováč, Denný režim vo výchove dieťaťa (Anm. 39).

53 Matěj Spurný u.a., Technokratischer Sozialismus in der Tschechoslowakei, in: Bohemia 57 (2017), S. 12-24. Problematisiert wird dies von Hana Havelková, (De)centralizovaná genderová politika: Role Státní populační komise [(De)zentralisierte Genderpolitik: Die Rolle der staatlichen Bevölkerungskommission], in: dies. (Hg.), Vyvlastněný hlas. Proměny genderové kultury české společnosti 1948–1989 [Die enteignete Stimme. Wandel der Genderkultur der tschechischen Gesellschaft 1948–1989], Praha 2015, S. 125-168.

54 So der Titel einer Beratungsbroschüre in tschechischer wie slowakischer Sprache: Miroslava Bártová, Maminko, na tobě záleží (Využiješ-li správně všeho, co tobě i tvému děťátku poskytuje naše první pětiletka), Praha 1951; dies., Mamička, na vás záleží, či využijete správne všetko, čo Vám i Vašmu dieťatku už poskytuje naša prvá pätročnica, Bratislava 1952.

55 Vgl. Andreas Schulz, Der »Gang der Natur« und die »Perfektibilität« des Menschen. Wissensgrundlagen und Vorstellungen von Kindheit seit der Aufklärung, in: Lothar Gall/Andreas Schulz (Hg.), Wissenskommunikation im 19. Jahrhundert, Stuttgart 2003, S. 15-40.

56 Klímová-Fügnerová, Naše dítě (1950) (Anm. 22), S. 75-82.

57 Durchgehend in Klímová-Fügnerová, Naše dítě (Anm. 22); Josef Švejcar/Vojtěch Trnka/Jaroslav Koch, Problémy výchovy dítěte [Probleme der Kindererziehung], in: Československá pediatrie 10 (1955), S. 180-185. Mit der Zielgruppe künftiger Kinderpflegerinnen: Josef Švejcar, Péče o dítě. Učebnice pro ošetřovatelské školy a ústavy pro vzdělání ošetřovatelek v pom. oborech; Sv. 3 [Kinderpflege. Lehrbuch für Pflegeschulen und Institute zur Ausbildung von Pflegerinnen; Bd. 3], Praha 1949, S. 3f.

58 Olga Štolová, Úkoly československé pediatrie v r. 1955 [Die Aufgaben der tschechoslowakischen Pädiatrie im Jahre 1955], in: Československá pediatrie 10 (1955), S. 1-2; Klímová-Fügnerová, Na prahu života (Anm. 23), S. 16.

59 Klímová-Fügnerová, Na prahu života (Anm. 23), S. 17; Zdeněk Zapletal, Radíme se o výchově dětí: Slovo mají rodiče [Rat zur Kindererziehung: Das Wort haben die Eltern], in: Vlasta 9 (1955) H. 10, S. 12; Radíme se o výchově dětí: O falešné rodičovské lásce [Rat zur Kindererziehung: Von falscher Elternliebe], in: Vlasta 9 (1955) H. 12, S. 12.

60 Klímová-Fügnerová, Naše dítě (1959) (Anm. 22), S. 6.

61 Denisa Nečasová, Nový socialistický člověk. Československo 1948–1956 [Der Neue sozialistische Mensch. Tschechoslowakei 1948–1956], Brno 2018. Vgl. dazu z.B. Stephen Kotkin, Magnetic Mountain. Stalinism as a Civilization, Berkeley 1995.

62 Rýľ, Mladá matka hovorí s lekárom (Anm. 18), S. 125.

63 94/1963 Zákon o rodině ze dne 4. prosince 1963 [Gesetz zur Familie, 4.12.1963], in: Sbírka zákonů Československé socialistické republiky [Gesetzessammlung der ČSSR] 1963, Nr. 53, S. 339-350.

64 Rýľ, Mladá matka hovorí s lekárom (Anm. 18).

65 Ebd., S. 45.

66 Zu diesen Klassikern gehörten zwischen 1960 und 1968 die Neuauflagen und slowakischen Übersetzungen des Ratgebers von Miroslava Klímová-Fügnerová sowie verschiedene Bücher des Kinderarztes Miloslav Mečíř, Aby zdravě rostly: O dětech od narození do 6 let [Damit sie gesund aufwachsen: Über Kinder von der Geburt bis zum 6. Jahr], Praha 1962; ders., Aby bylo zdravé: péče o dítě v prvních měsících života [Damit es gesund bleibt: Kinderpflege in den ersten Lebensmonaten], Praha 1965. Weitere Auflagen: 1978, 1980 und 1983.

67 Dítě a rodina, rady a pokyny rodičům [Kinder und Familie, Ratschläge und Hinweise für Eltern], Praha 1970; Děti a my [Kinder und wir], Praha 1971/72 (erschien in acht Teilen); Naše dítě: rady a pokyny rodičům. Atlas dítěte [Unser Kind: Rat und Hinweise für Eltern. Atlas des Kindes], Praha 1970; Karel Ptáčník, Ta maličká, ta je má [Die Kleine gehört zu mir], Praha 1962; Libuše Tomšů, Čekáme děťátko [Wir erwarten ein Kind], Praha 1970.

68 Iva Vaňková/D. Vaculíková, Deti okolo nás [Kinder um uns], Bratislava 1963; Ferdinand Smrčka, ABC rodinné výchovy. Dítě školního věku [Das ABC der Familienerziehung. Das Schulkind], Praha 1970, S. 7.

69 Z.B. Eva Vančurová-Fragnerová, Vztahy mezi sourozenci [Geschwisterbeziehungen], Praha 1966.

70 Dies., Psychologie předškolního dítěte a jeho výchova v rodině [Die Psychologie des Vorschulkindes und seine Erziehung in der Familie], Praha 1964.

71 Zdeněk Matějček/Josef Langmeier, Psychická deprivace v dětství [Psychische Deprivation in der Kindheit], Praha 1963.

72 Děti bez lásky [Kinder ohne Liebe], 1963, Regie: Kurt Goldenberg.

73 Frühe Kritik bereits bei Miloslav Mečíř, Chování dětí v jeslích [Das Verhalten von Kindern in der Krippe], in: Československá pediatrie 10 (1955), S. 690-694.

74 Vgl. Frank Henschel, A Project of Social Engineering: Childhood Experts and the ›Child-Question‹ in Socialist Czechoslovakia, in: Acta historica Universitatis Silesianae Opaviensis 9 (2016), S. 143-158.

75 Vančurová-Fragnerová, Psychologie předškolního dítěte (Anm. 70), S. 16-18; Marie Damborská, Význam rodinné výchovy pro dítě útlého věku [Die Bedeutung der familiären Erziehung für das kleine Kind], in: Pedagogika 11 (1961), S. 187-192.

76 Marie Damborská/Jaroslav Koch, Psychologie a pedagogika dítěte. Učební text pro střední zdravotnické školy, obor dětských sester [Kinderpsychologie und -pädagogik. Lehrtext für Gesundheitsfachschulen, Bereich Kinderschwester], Praha 1969; Jaroslav Koch, Výchovné zaměstnávání batolat [Erzieherische Beschäftigung von Kleinkindern], Praha 1959.

77 Lawrence Joseph Stone, The Competent Infant, New York 1974.

78 Michal Shapira, The War Inside. Psychoanalysis, Total War, and the Making of the Democratic Self in Postwar Britain, Cambridge 2013; Zahra, The Lost Children (Anm. 8); Olga Voronina, Introduction. »The Only Universal National Text«: On the Centennial of Soviet Children’s Literature and Film, in: dies. (Hg.), A Companion to Soviet Children’s Literature and Film, Leiden 2020, S. 1-48.

79 Lili Monátová, Jak dítě poznává svět [Wie das Kind die Welt kennenlernt], Praha 1963.

80 Von spezieller Bedeutung ist hier dieser Roman, der zum Klassiker wurde: Helena Šmahelová, Velké trápení [Große Sorgen], Praha 1957.

81 Martina Winkler, Imagining Socialist Childhoods: Photographs of Children in 1950s Czechoslovakia, in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 67 (2019), S. 96-123.

82 Siehe vor allem Filme wie Holubice [Die Taube], 1960, Regie: František Vláčil, oder die Werke Karel Kachyňas.

83 Helena Klímová, ... jako míšeňské jablíčko, jako z růže květ ... [... Wie ein Meißener Äpfelchen, wie eine Rosenblüte ...], in: Literární noviny [Literarische Zeitung] 12 (1963) H. 7, S. 1; dies., Nechte maličkých přijíti aneb civilizace versus děti? [Lasset die Kleinen zu mir kommen oder Zivilisation versus Kinder?], Praha 1966.

84 Dazu auch Hana Hašková, Doma, v jeslích, nebo ve školce? Rodinná a institucionální péče o předškolní děti v české společnosti mezi lety 1945–2006 [Zuhause, in der Krippe, oder im Kindergarten? Die familiäre und institutionelle Pflege von Vorschulkindern in der tschechischen Gesellschaft 1945–2006], in: gender/rovné příležitosti/výzkum [Gender/Gleichstellung/Forschung] 8 (2007) H. 2, S. 15-26.

85 Vgl. Christoph Boyer, »Sorge um den Menschen«. Tschechoslowakische Sozial- und Konsumpolitik im Übergang von der Reform zur »Normalisierung«, in: Peter Hübner/Christa Hübner, Sozialismus als soziale Frage. Sozialpolitik in der DDR und Polen 1968–1976. Mit einem Beitrag von Christoph Boyer zur Tschechoslowakei, Köln 2008, S. 471-514.

86 Meike Sophia Baader/Christin Sager, Die pädagogische Konstitution des Kindes als Akteur im Zuge der 68er-Bewegung, in: Diskurs Kindheits- und Jugendforschung 5 (2010), S. 255-267.

87 Tatsächlich wurden Spielplätze bereits in den späten 1950ern zum Thema öffentlicher Debatten. Anketa O našich detských ihriskách [Umfrage über unsere Kinderspielplätze], in: Rodina a škola: mesačník pre rodičov a učitel’ov [Familie und Schule: Monatszeitschrift für Eltern und Lehrer] 4 (1957) H. 1, S. 32; Vojtech Mucha, Zelené plochy v sídliskách [Grünflächen in Hochhaussiedlungen], in: Rodina a škola 6 (1959) H. 3, S. 90-92.

88 Besonders eindringlich im Dokumentarfilm Proč? [Warum?], 1964, Regie: Evald Schorm.

89 Matěj Spurný, Mezi vědou a politikou. Ekologie za socialismu a kapitalismu (1975–1995) [Zwischen Wissenschaft und Politik. Ökologie in Sozialismus und Kapitalismus (1975–1995)], in: Kopeček, Architekti dlouhé změny (Anm. 48), S. 267-314; Petr Roubal, Krize urbanistické moderny v socialismu: případ plánování Prahy od šedesátých do osmdesátých let 20. století [Krise der urbanistischen Moderne im Sozialismus: Der Fall der Stadtplanung Prags von den 1960ern bis in die 1980er-Jahre], in: Soudobé dějiny [Zeitgeschichte] 24 (2017), S. 335-360; Sarah Marks, Ecology, Humanism and Mental Health in Communist Czechoslovakia, in: Mat Savelli/Sarah Marks (Hg.), Psychiatry in Communist Europe, Basingstoke 2015, S. 137-152.

90 Kováč, Denný režim vo výchove dieťaťa (Anm. 39), S. 41.

91 Kybernetická babička [Die kybernetische Oma], 1962, Regie: Jiří Trnka; Václav Čtvrtek, Když se píše pohádka [Wenn ein Märchen geschrieben wird], in: Zlatý máj [Goldener Mai] 12 (1967), S. 613.

92 Meike Sophia Baader, Die romantische Idee des Kindes und der Kindheit. Auf der Suche nach der verlorenen Unschuld, Neuwied 1996.

93 Vgl. Emma Uprichard, Children as ›Being and Becomings‹: Children, Childhood and Temporality, in: Children & Society 22 (2008), S. 303-313.

94 Annette Schuhmann, Kulturarbeit im sozialistischen Betrieb. Gewerkschaftliche Erziehungspraxis in der SBZ/DDR 1946 bis 1970, Köln 2006, S. 98f. Ähnlich Matěj Spurný, Making the Most of Tomorrow. A Laboratory of Socialist Modernity in Czechoslovakia, Praha 2019, S. 107, und Havelková, (De)centralizovaná genderová politika (Anm. 53).

95 Jiří Musil, Poznámky o české sociologii za komunistického režimu [Bemerkungen zur tschechischen Soziologie im Kommunismus], in: Sociologický časopis [Soziologische Zeitschrift] 40 (2004), S. 573-595, hier S. 579-581.

96 Růžena Váňová, Vědy o výchově na stránkách Pedagogiky [Erziehungswissenschaften auf den Seiten der Zeitschrift Pedagogika], in: Pedagogika 50 (2000), S. 313-339; Jan Průcha, 50 let časopisu Pedagogika. Vývoj média české pedagogické vědy [50 Jahre Zeitschrift Pedagogika. Die Entwicklung eines Mediums der tschechischen pädagogischen Wissenschaft], in: Pedagogika 50 (2000), S. 340-364, hier S. 350.

97 Erstmals: Kubička, Psychologie školního dítěte a jeho výchova v rodině (Anm. 39), S. 7; Ferdinand Smrčka, ABC rodinné výchovy. Dítě předškolního věku [Das ABC der Familienerziehung. Das Vorschulkind], Praha 1969, S. 8.

98 Christine Mayer/Ingrid Lohmann/Ian Grosvenor (Hg.), Children and Youth at Risk. Historical and International Perspectives, Frankfurt a.M. 2009. Siehe auch Peter N. Stearns, Anxious Parents. A History of Modern Childrearing in America, New York 2003.

99 Paula S. Fass, The Child-Centered Family? New Rules in Postwar America, in: dies./Michael Grossberg (Hg.), Reinventing Childhood after World War II, Philadelphia 2012, S. 1-18.

100 Miroslav Cipro, O dětské neposlušnosti [Vom kindlichen Ungehorsam], Praha 1957.

101 Ivan Stúr, Rozvedení rodičia a ich deti [Geschiedene Eltern und ihre Kinder], in: Socialistická škola [Die sozialistische Schule] 10 (1963) H. 8, S. 190-191; Libor Míček, Nervózní děti a mládež ve škole [Nervöse Kinder und Jugendliche in der Schule], Praha 1959; Miloš Sovák, Výchova leváků v rodině [Die Erziehung von Linkshändern in der Familie], Praha 1971.

102 Smrčka, ABC rodinné výchovy. Dítě předškolního věku (Anm. 97), S. 8.

103 Antonín M. Dostál, Slovo k rodičům, vychovatelům a učitelům [Ein Wort zu Eltern, Erziehern und Lehrern], Praha 1977, S. 33-36. Neil Postmans Buch »Das Verschwinden der Kindheit« (1982) wurde in der Tschechoslowakei nicht publiziert; viele Argumente ähneln den seinen dennoch auf frappierende Weise.

104 Für den wissenschaftlichen Diskurs siehe Průcha, 50 let časopisu Pedagogika (Anm. 96), S. 349.

105 Milan Otáhal, Opozice, moc, společnost: 1969–1989. Příspevek k dějinám »normalizace« [Opposition, Macht, Gesellschaft: 1969–1989. Ein Beitrag zur Geschichte der »Normalisierung«], Praha 1994, S. 32. Kritisch: Michal Pullmann, Eroze diktatury v době přestavby, Krize vládnoucích elit a rozpad ideologického konsenzu v Československu (1986–1989) [Die Erosion der Diktatur in der Zeit der Perestrojka. Die Krise der herrschenden Eliten und der Zerfall des ideologischen Konsenses in der Tschechoslowakei (1986–1989)], in: Soudobé dějiny 19 (2012), S. 256-275.

106 Paulina Bren, Weekend Getaways: The Chata, the Tramp, and the Politics of Private Life in Post-1968 Czechoslovakia, in: David Crowley/Susan E. Reid (Hg.), Socialist Spaces. Sites of Everyday Life in the Eastern Bloc, Oxford 2002, S. 123-140, hier S. 125; Irena Carpentier Reifová/Petr Bednarík/Šimon Dominik, Between Politics and Soap: The Articulation of Ideology and Melodrama in Czechoslovak Communist Television Serials, 1975–1989, in: Peter Goddard (Hg.), Popular Television in Authoritarian Europe, Manchester 2013, S. 91-106.

107 Michal Kopeček, Úvod. Expertní kořeny postsocialismu: výzkumné perspektivy a metodologické nástroje [Einleitung. Wurzeln des Postsozialismus im Expertentum: Forschungsperspektiven und Methoden], in: ders., Architekti dlouhé změny (Anm. 48), S. 9-40, hier S. 17; Lenka Kalinová, Konec nadějím a nová očekávání. K dějinám české společnosti 1969–1993 [Das Ende der Hoffnungen und neue Erwartungen. Zur Geschichte der tschechischen Gesellschaft 1969–1993], Praha 2012, S. 213; Kateřina Lišková, Sex under Socialism: From Emancipation of Women to Normalized Families in Czechoslovakia, in: Sexualities 19 (2016), S. 211-235, hier S. 223. Vgl. auch Ulf Brunnbauer, Familialismus und Sozialismus. Familien im sozialistischen Bulgarien zwischen Eigensinn und staatlicher Intervention, in: Klaus Roth (Hg.), Soziale Netzwerke und soziales Vertrauen in den Transformationsländern. Ethnologische und soziologische Untersuchungen, Wien 2007, S. 51-71.

108 Josef Švejcar, Péče o dítě [Kinderpflege], Praha 1975, mit Neuauflagen (von jeweils 50.000 Exemplaren) 1976, 1982, 1985, 1988 und 1991.

109 Ondřej Pavlík, Mravná výchova v socialistickej spoločnosti [Die moralische Erziehung in der sozialistischen Gesellschaft], Bratislava 1983.

110 Vgl. Alexei Yurchak, Everything Was Forever, Until It Was No More. The Last Soviet Generation, Princeton 2006.

111 Diese Formulierung stammt von Kevin M.F. Platt/Benjamin Nathans, Socialist in Form, Indeterminate in Content. The Ins and Outs of Late Soviet Culture, in: Ab Imperio 2/2011, S. 301-324.

112 Vgl. Juliane Fürst/Stephen V. Bittner, The Aging Pioneer: Late Soviet Socialist Society, Its Challenges and Challengers, in: Juliane Fürst/Silvio Pons/Mark Selden (Hg.), The Cambridge History of Communism, Vol. 3: Endgames? Late Communism in Global Perspective, 1968 to the Present, Cambridge 2017, S. 281-306.

113 Pavel Kolář, Der Poststalinismus. Ideologie und Utopie einer Epoche, Köln 2016.

114 Olga Slouková, Prvé tri roky života [Die ersten drei Lebensjahre], Martin 1986; Jaroslav Koch, Výchova kojence v rodině [Die Erziehung des Säuglings in der Familie], Praha 1977, S. 5. Helena Srubar hat für die Populärkultur und insbesondere das Kinderfernsehen Ähnliches festgestellt: In der Normalisierungszeit, so argumentiert sie, vermittelten diese Produktionen systemübergreifend akzeptable Werte. Helena Srubar, Ambivalenzen des Populären. Pan Tau und Co. zwischen Ost und West, Konstanz 2008.

115 Ludvík Veselý, Švédové ve škole [Die Schweden in der Schule], in: Literární noviny 14 (1965) H. 16, S. 8; Josef Volný, Nový druh dětských domovů [Eine neue Art Kinderheime], in: Vychovávateľ [Der Erzieher] 8 (1963/64) H. 2, S. 43-44; Vojtěch Trnka, Děti a rozvody – Studie o adaptovanosti dětí z rozvrácených rodin [Kinder und Scheidungen – Studien zur Anpassung von Kindern aus zerbrochenen Familien], Praha 1974.

116 Popkewitz spricht in Bezug auf die Pädagogik von »Cosmopolitanism« einerseits und kultureller Bindung andererseits: Thomas S. Popkewitz, The Double Gestures of Cosmopolitanism, Globalization, and Comparative Studies of Education, in: Robert Cowen/Andreas M. Kazamias (Hg.), International Handbook of Comparative Education, Dordrecht 2009, S. 385-401.

117 Josef Langmeier, Funkce rodiny a její vývojové změny [Die Funktion der Familie und ihre Entwicklung], in: Kamil Horák (Hg.), Hovoříme s rodiči o výchově dětí k manželství a rodičovství [Wir sprechen mit Eltern über die Erziehung zur Elternschaft], Praha 1979, S. 18-23.

118 Miroslav Matoušek, První rok dítěte [Das erste Jahr des Kindes], Praha 1987, S. 24 (meine Hervorhebung); Koch, Výchova kojence v rodině (Anm. 114), S. 7. Explizite Bezugnahmen auf den Sozialismus waren nun selten: Helena Rozinajová, Pedagogika pre rodičov [Pädagogik für Eltern], Martin 1988, S. 133; Josef Prchal, Vychováváme děti [Wir erziehen Kinder], Praha 1988, S. 16.

119 Alena Fialová, Poučeni z krizového vývoje [Belehrt aus der krisenhaften Entwicklung], Praha 2014, S. 156f.

120 Tomšů, Čekáme děťátko (Anm. 67); Stanislav Trča, Budeme mít děťátko [Wir werden ein Kind haben], Praha 1971, S. 168. Weitere Ausgaben: 1975, 1979, 1984, 1999. Hinzu kommen Übersetzungen ins Russische und Polnische.

121 Raphael, Die Verwissenschaftlichung des Sozialen (Anm. 44), S. 177.

122 Beispiele dafür u.a. in Lucie, postrach ulice [Luzie, der Schrecken der Straße], 1983, Regie: Jindřich Polák, oder Bohumil Nohejl, Báječný trest [Eine wundervolle Strafe], Praha 1980. Vgl. Martina Winkler, Kdo má děti vychovávat a jak? Pedagogika jako klíčový diskurz socialistické společnosti [Wer soll die Kinder erziehen und wie? Pädagogik als Schlüsseldiskurs der sozialistischen Gesellschaft], in: Historie – Otázky – Problémy [Geschichte – Fragen – Probleme] 10 (2018) H. 2, S. 60-71.

123 Prchal, Vychováváme děti (Anm. 118), S. 55; Jiří Dunovský, Dítě a rodina – pohled pediatra [Das Kind und die Familie – die Perspektive des Kinderarztes], in: Československá pediatrie 35 (1980), S. 500-504; Vladimír Barták, Pohlavní problémy mladých lidí [Sexuelle Probleme junger Menschen], Praha 1977, S. 7; Švejcar, Péče o dítě (1975) (Anm. 108), S. 17.

124 Matoušek, První rok dítěte (Anm. 118), S. 5; Prchal, Vychováváme děti (Anm. 118), S. 165f.

125 Trča, Budeme mít děťátko (Anm. 120), S. 157-159; Božena Kádnerová, Vychováváme vnoučata [Wir erziehen unsere Enkelkinder], Praha 1977; Zdeněk Matějček, Nestrašte je, babičko! [Machen Sie ihnen keine Angst, liebe Großmutter!], in: Rodina a škola 27 (1980) H. 7, S. 4.

126 Das seit den 1970er-Jahren von WHO und UNICEF unterstützte Rooming-in wurde mit geringer zeitlicher Verzögerung auch in der Tschechoslowakei zum Thema, interessanterweise unter demselben englischen Begriff. Švejcar, Péče o dítě (1975) (Anm. 108), S. 56; Slouková, Prvé tri roky života (Anm. 114), S. 43.

127 Mečíř, Aby bylo zdravé (1983) (Anm. 66), S. 9. Ähnlich: Trča, Budeme mít děťátko (Anm. 120), S. 13-17.

128 Benjamin Spock, The Common Sense Book of Baby and Child Care, New York 1946.

129 Dort erschien das Buch erst 1992: Benjamin Spock, Vy a vaše dítě [Sie und Ihr Kind], Praha 1992. Andere sozialistische Länder waren hier schneller: Benjamin Spock, Rebenok i uchod za nim [Das Kind und seine Versorgung], Moskva 1971; ders., Razgovor s mater’ju [Ein Gespräch mit der Mutter], Moskva 1987. Siehe dazu Natalia Chernyaeva, »Upbringing à la Dr. Spock:« Child-Care Manuals and Constructing Normative Motherhood in the Soviet Union, 1954–1970, in: Ab Imperio 2/2013, S. 223-251. Siehe auch Benjamin Spock, Przewodnik po życiu i miłości nastolatków [Ein Leitfaden für das Leben und die Liebe von Teenagern], Warszawa 1978; ders., Csecsemőgondozás, gyermeknevelés [Kinderpflege und -erziehung], Budapest 1970.

130 Švejcar, Péče o dítě (1975) (Anm. 108), S. 10.

131 Prchal, Vychováváme děti (Anm. 118), S. 20; Miroslava Klímová-Fügnerová, Co by byl život bez dětí? [Was wäre das Leben ohne Kinder?], in: Naše dítě: rady a pokyny rodičům (Anm. 67); Eva Mádrová, Děti, city a my [Kinder, Gefühle und wir], Praha 1987; Zdeněk Matějček, Místo dítěte v moderní rodině [Der Platz des Kindes in der modernen Familie], in: Horák, Hovoříme s rodiči (Anm. 117), S. 10-17, hier S. 11.

132 Vaňková/Vaculíková, Deti okolo nás (Anm. 68), S. 9-11. In der Populärkultur hier paradigmatisch: Kamila Sojková, Lenka, Praha 1967, und Mrkáček Čiko [Der Zwinkerer Chico], 1981, Regie: Věra Plívová-Šimková. Siehe auch den Skandal um den Dokumentarfilm Inzerát [Inserat], 1968, Regie: Jindřich Fairaizl.

133 Prchal, Vychováváme děti (Anm. 118), S. 55; Jana Berdychová, Rodičům pro zdraví a radost dítěte [An die Eltern, für die Gesundheit und die Freude des Kindes], Praha 1982, S. 7.

134 Vítězslav Sommer, Scientists of the World, Unite! Radovan Richta’s Theory of Scientific and Technological Revolution, in: Elena Aronova/Simone Turchetti (Hg.), Science Studies during the Cold War and Beyond. Paradigms Defected, London 2016, S. 177-203.

135 Gjuričová, Proměna socialistického člověka (Anm. 48). Für den europäischen Kontext siehe u.a. Maik Tändler, Das therapeutische Jahrzehnt. Der Psychoboom in den siebziger Jahren, Göttingen 2016; Jens Elberfeld, Anleitung zur Selbstregulation. Eine Wissensgeschichte der Therapeutisierung im 20. Jahrhundert, Frankfurt a.M. 2020.

136 Věra Fištejnová, Význam spořádaného domova [Die Bedeutung eines geordneten Zuhauses], in: Vlasta 30 (1976) H. 39, S. 18; B. Raška, Rodičům do notesu: Nedělejte z dětí neurotiky [Für Eltern zum Aufschreiben: Macht aus Euren Kindern keine Neurotiker], in: Vlasta 30 (1976) H. 44, S. 18.

137 Pavel Říčan, Životní styl rodiny a jeho odraz ve výchově dítěte [Der Lebensstil der Familie und seine Auswirkungen auf die Kindererziehung], in: Horák, Hovoříme s rodiči (Anm. 117), S. 29-34, hier S. 30.

138 Koch, Výchova kojence v rodině (Anm. 114), S. 6. Siehe auch Jan Fišer, Od okouzlení k odpovědnému rodičovství [Von der Verzauberung zu verantwortlicher Elternschaft], Praha 1979.

139 Slouková, Prvé tri roky života (Anm. 114), S. 60.

140 Jarmila Kubáčová, Co by měli vědět rodiče budoucího školáka [Was die Eltern eines künftigen Schulkindes wissen sollten], in: Pedagogická osvěta pro rodiče dětí základní školy: cyklus přednášek pro třídní schůzky s rodiči [Pädagogische Aufklärung für die Eltern von Grundschülern: Vortragszyklus für Elternversammlungen], Olomouc 1984, S. 15-24, hier S. 15.

141 Prchal, Vychováváme děti (Anm. 118), S. 32.

142 Kádnerová, Vychováváme vnoučata (Anm. 125), S. 19.

143 Koch, Výchova kojence v rodině (Anm. 114), S. 6.

144 »Erziehung zur Elternschaft« war bereits seit 1956/57 in Schulen angeboten worden, allerdings durch extern eingeworbene Ärzte; in den 1960er-Jahren gab es intensive öffentliche Diskussionen, siehe Ludvík Veselý, Muž a žena [Mann und Frau], in: Literární noviny 11 (1962) H. 35, S. 6; Jiří Fišer, O výchově dětí a mládeže k rodičovství [Von der Erziehung der Kinder und Jugend zur Elternschaft], Uherský Brod 1964; Kamil Horák, Budou z nich dobří rodiče? Z rozhlasových pořadů o výchově dětí a mládeže k manželství a rodičovství [Werden sie gute Eltern sein? Aus Radiosendungen zur Erziehung von Kindern und Jugendlichen zur Elternschaft], Praha 1965. Die Grundlagen hatte das Schulministerium bereits 1960 festgelegt: Věstník Ministerstva školství a kultury 1960, Nr. 15.

145 Josef Meisner, Význam výchovy k rodičovství a sexuální výchovy pro zdravé tělesné, mentální a sociální zrání mládeže [Die Bedeutung der Erziehung zur Elternschaft und der Sexualerziehung für eine gesunde körperliche, mentale und soziale Reifung der Jugend], in: Pedagogika 24 (1974), S. 317-333. Vgl. dazu Rákosník/Šustrová, Rodina v zájmu státu (Anm. 10), S. 59-74; Miroslav Vaněk/Pavel Mücke, Velvet Revolutions. An Oral History of Czech Society, New York 2016, S. 52.

146 Jiřina Strmeňová, Na prahu dospelosti [Auf der Schwelle zum Erwachsensein], Bratislava 1976; Andrzej Jaczewski, Knížka pro chlapce: o dorůstání a dospívání [Ein Buch für Jungen: vom Heranwachsen und Erwachsenwerden], Praha 1980; Miroslav Plzák, Dospělým vstup zakázán [Erwachsenen ist der Eintritt verboten], Praha 1986.

147 Z.B. Žáci – škola – rodiče [Schüler – Schule – Eltern], 1987, Československá televize.

148 Gjuričová, Proměna socialistického člověka (Anm. 48).

149 Vgl. Nikolas S. Rose, Inventing Our Selves. Psychology, Power, and Personhood, Cambridge 1996; Jan Macvarish, Neuroparenting. The Expert Invasion of Family Life, London 2016.

150 Vgl. Michal Pullmann, Konec experimentu: přestavba a pád komunismu v Československu [Das Ende des Experiments: Perestrojka und der Fall des Kommunismus in der Tschechoslowakei], Praha 2011.

151 Švejcar, Péče o dítě (1975) (Anm. 108), S. 18; Jiří Dunovský, Rodičům do notesu: Práva a povinnosti k dítěti [Für Eltern zum Aufschreiben: Rechte und Pflichten gegenüber dem Kind], in: Vlasta 30 (1976) H. 41, S. 18; Prchal, Vychováváme děti (Anm. 118), S. 13f.

152 Vgl. Ladislav Holý, The Little Czech and the Great Czech Nation. National Identity and the Post-Communist Transformation of Society, Cambridge 1996; Vladimír Macura, Znamení zrodu a české sny. Studie o literatuře a kultuře devatenáctého století [Das Zeichen der Geburt und tschechische Träume. Studien zur Literatur und Kultur des 19. Jahrhunderts], Praha 2015.

153 Budde, Auf dem Weg ins Bürgerleben (Anm. 8), S. 193.

154 Dazu Chris Jenks, Many Childhoods?, in: Childhood 11 (2004), S. 5-8; Jens Qvortrup, Varieties of Childhood, in: ders. (Hg.), Studies in Modern Childhood. Society, Agency, Culture, Basingstoke 2005, S. 1-20; ders., Childhood as a Structural Form, in: ders./William A. Corsaro/Michael-Sebastian Honig (Hg.), The Palgrave Handbook of Childhood Studies, Basingstoke 2009, S. 21-33; Claudio Baraldi/Lucia Rabello De Castro (Hg.), Global Childhoods in International Perspective. Universality, Diversity and Inequalities, Thousand Oaks 2020.

155 Wagner, A Sociology of Modernity (Anm. 43), S. 101.

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