Die Fernsehreihe »Wettlauf mit der Zeit« stellte von 1986 bis 1989 in über 80 Folgen[1] den Zuschauern die Entwicklung und Anwendung sogenannter Schlüsseltechnologien vor und zeigte deren vorgeblich positive Wirkung sowohl auf die Volkswirtschaft der DDR wie auch auf die gesamte sozialistische Gesellschaft. Die Darstellung erfolgte dabei stets aus produktionsbezogener Sicht, nur selten rückte die Konsumentenperspektive in den Fokus.[2] Schlüsseltechnologien wurden definiert als Techniken, »die auf längere Sicht die Produktivkraftentwicklung in der gegenwärtigen Etappe der wissenschaftlich-technischen Revolution wesentlich bestimmen«.[3] Den Zuschauern der Reihe wurden als solche präsentiert: die Mikroelektronik, die Informatik, CAD/CAM-Systeme, verschiedene Automatisierungstechniken, Formen neuer bzw. verbesserter Energieverwendung und -verwertung, der Einsatz von Biotechnik und die so bezeichnete »sozialistische Umweltgestaltung«.[4] Worin aber bestand nun der »Wettlauf mit der Zeit«?
Die erste Folge der Reportagereihe begann programmatisch. »Beinahe jede Familie ist daran beteiligt. Ort der Handlung sind die Sömmerdaer Büromaschinenwerke, Hauptakteure die Werktätigen dieses Betriebes. […] Und jener Wettlauf mit der Zeit hat mit diesen Geräten zu tun. Ihre Produktion begann in Sömmerda vor wenigen Wochen. Auf dem Typenschild steht PC 1715. […] 1986 sollen in Sömmerda 10.000 dieser kleinen Computer zusätzlich gebaut werden. […] Logisch unsere ersten Fragen: Weshalb dieser Anspruch, und warum laufen die Büromaschinenwerker dabei mit der Zeit um die Wette?«[5] Der SED-Parteisekretär Helmut Haupt bemüht sich im anschließenden Interview um eine Antwort: »Tja, ein Wettlauf mit der Zeit deswegen, weil wir keine Zeit haben. Das ist eigentlich uns im Sozialismus eigen.«[6]
Die logische Aussage, dass die Büromaschinenwerker »keine Zeit haben« – ihnen also sprichwörtlich die Zeit »davonläuft« – erscheint zunächst einmal geradezu banal und gleichzeitig als Antwort unbefriedigend zirkulär. Bemerkenswert war jedoch die Feststellung, dass dieses »keine Zeit haben« dem Sozialismus eigen sei. In der retrospektiven Betrachtung scheint das eine durchaus treffende Beschreibung zu sein, verwundert jedoch als eine offiziell im Staatsfernsehen geäußerte Selbsteinschätzung. Der Parteisekretär Haupt dürfte allerdings kaum gemeint haben, dass die DDR-Wirtschaft in den meisten Branchen dem technologischen »Weltstand« hoffnungslos hinterherlief, sondern vielmehr, dass es eine grundlegende Aufgabe des Sozialismus sei, sich in diesem »Wettlauf mit der Zeit« zu behaupten – wie es Erich Honecker wenig später auf dem XI. Parteitag der SED verkündete: »Die internationale Entwicklung der Produktivkräfte vollzieht sich zunehmend rascher, und so können wir uns das Tempo nicht aussuchen. Es heißt, den Wettlauf mit der Zeit zu bestehen, an wichtigen Punkten Vorsprung zu erzielen und dadurch hohe ökonomische und soziale Ergebnisse zu realisieren.«[7]
Konzeption, Planung, Inhalt und Auswahl der vorzustellenden Betriebe wurden maßgeblich durch die Abteilung Sozialistische Wirtschaftsführung im ZK der SED unter ihrem Leiter Carl-Heinz Janson vorgegeben. Die ausgearbeiteten Konzeptionen mussten vor Drehbeginn zur abschließenden Beurteilung Günter Mittag als zuständigem ZK-Sekretär für Wirtschaft vorgelegt werden, sodass in der Praxis letztendlich Mittag entschied, welche Inhalte in welchen Betrieben filmisch umgesetzt wurden. Auch die Sendefreigabe gestaltete sich aufwändig. Nach einer Vielzahl von Kontrollinstanzen, die weit über das übliche Maß hinausgingen, sichtete Janson die abgedrehten Folgen noch einmal persönlich, bevor sie Mittag zur finalen Freigabe vorgelegt wurden. Im Ergebnis konnte der »Wirtschaftslenker« Günter Mittag mit der Planung und Produktion der Reihe »Wettlauf mit der Zeit« seine Machtfülle auf den Bereich der Fernsehproduktion ausweiten und gleichzeitig den Druck auf die Kombinatsleiter erhöhen. Er hatte sowohl in der Vorproduktion bei der Themenauswahl wie auch bei der Kontrolle im Nachgang die entscheidende Position inne.
Die einzelnen Folgen behandelten die verschiedenen Themen auf durchaus unterschiedliche Weise, ihnen lag aber ein wiederkehrendes Schema zugrunde. Alle Folgen hatten, neben der Deutung von DDR-Produkten als »Erzeugnisse internationaler Spitzenklasse«, vor allem eine überdurchschnittliche Steigerung der Arbeitsproduktivität zu verkünden. Als zwangsläufiges Resultat der Einführung von Schlüsseltechnologien und der daraus resultierenden Steigerung der Arbeitsproduktivität wurden den Zuschauern verbesserte Lebensbedingungen, gehobene Produktqualität und Arbeitserleichterungen präsentiert – immer mit dem Hinweis, dass diese Verquickung ein genuines Merkmal der sozialistischen Planwirtschaft sei. Honeckers Forderung, »die Errungenschaften der wissenschaftlich-technischen Revolution organisch mit den Vorzügen des sozialistischen Wirtschaftssystems zu vereinigen«,[8] fand hier ihre Entsprechung.
Die Arbeitserleichterungen wurden häufig über einen Vergleich hervorgehoben. Das geschah meist dadurch, dass ausgewählte Arbeiter in einem Interview von ihrem beruflichen Alltag vor und nach der Produktionsumstellung berichteten. Noch plastischer konnten den Zuschauern die Veränderungen vorgeführt werden, wenn zum Beispiel im alten Werk des Betriebes noch auf herkömmliche Weise produziert wurde. In einigen Fällen wurden hier auch Vergleiche mit anderen Betrieben unternommen, was ungewollt dazu führte, dass so die teilweise miserablen Arbeitsbedingungen in älteren Produktionsstätten dokumentiert wurden. Die Folge »Fliesen vom Fließband« etwa zeigte einen Vergleich zwischen dem neuen Einbrandverfahren im Fliesenwerk Zwickau und der traditionellen, mit schwerer körperlicher Arbeit verbundenen Herstellungsweise im Tunnelofen des Meißner Fliesenwerkes.[9]
Interviews mit Mitarbeitern des vorgestellten Betriebes gehörten in allen Folgen zum festen Repertoire. Dabei kamen drei Personengruppen zu Wort: zum einen die Arbeiter, welche ihre veränderte Situation schilderten, von den anspruchsvollen Umschulungsmaßnahmen berichteten sowie schließlich ihren Stolz ausdrückten, diese geschafft zu haben und jetzt Teil einer »modernen« – das heißt einer durch Mikroelektronik teilautomatisierten – Produktion zu sein. Des Weiteren sprach jemand aus der Leitung des Kombinats, häufig der Direktor selbst, über die schwierigen Aufgaben, die es zu bewältigen galt und welche die Betriebsleitung gemeinsam mit allen Werktätigen gelöst habe. Als dritter erklärte ein technischer Fachmann, meist ein Ingenieur oder, bei Beiträgen in Forschungseinrichtungen, ein Wissenschaftler, die technischen Hintergründe und die Funktionsweise der neuen Produktionstechnologie. Alle drei Gruppen drückten dabei unisono ihre Bereitschaft zu höherer Leistung und ihr Vertrauen in die Politik der Partei aus. Aus heutiger Sicht erscheinen die Interviews wenig glaubwürdig und wirken arrangiert, besonders wenn die Interviewten ihren Text auswendig »vorbeteten« oder diesen gleich ganz ablasen. Eine Aussage darüber, wie die DDR-Zuschauer solche Darstellungen wahrgenommen haben, lässt sich leider nicht treffen. Die wenigen überlieferten Leserbriefe zeichnen insgesamt ein sehr positives Bild, sind jedoch kaum verlässlich. Dagegen verdeutlichen die erhobenen »Sofortresonanzen« (auch wenn die generelle Aussagekraft der DDR-Einschaltquoten umstritten ist[10]) ein geringes Interesse der Zuschauer: Die durchschnittliche Sehbeteiligung lag bei lediglich drei Prozent.[11]
Als aufschlussreiche Quelle für die Erschließung der politischen Bedeutung der Reihe erwiesen sich die »Wochenberichte« der Programmdirektion des Fernsehens der DDR.[12] Darin wurden die Ergebnisse der DDR-Fernsehforschung wöchentlich zusammengefasst und einem ausgewählten Personenkreis zugänglich gemacht.[13] Die von der Zuschauerforschung redigierten Kurzkritiken der Programmbeobachter wurden um Kommentare aus der Tagespresse ergänzt und bildeten einen wichtigen Bestandteil der Berichte. Diese Kritiken spiegelten nicht nur die persönlichen Urteile der einzelnen Programmbeobachter wider, sondern wurden als Ergebnis eines mehrstufigen Prozesses vor allem als Ausdruck der offiziellen politischen Meinung gelesen; so waren sie wichtige Indikatoren für Chefredakteure und Bereichsleiter. Besonders aussagekräftig erscheint zudem das jeweilige Gesamturteil. In diese abschließende Bewertung flossen verschiedene Faktoren ein: die Sehbeteiligungen und Zuschauerbewertungen,[14] die Kritiken der Presse und der Programmbeobachter, die Auswertungen möglicher Zusatzfragen sowie eine kaum zu bestimmende Portion parteilicher Programmvorgabe, die – so ist zu vermuten – häufig den Ausschlag für das »finale« Urteil gab.[15] Im Ergebnis wurden die Fernsehsendungen in Bewertungskategorien von »sehr gut« bis »unbefriedigend« eingeordnet.[16] Der überwiegende Teil aller Fernsehsendungen erreichte »gut«, wöchentlich gab es etwa zwei bis fünf »sehr gute«.
Eine Auswertung der »Wochenberichte« für den entsprechenden Zeitraum zeigte Erstaunliches: Dreiviertel aller Folgen von »Wettlauf mit der Zeit« wurden als »sehr gut« eingestuft. In den ersten drei Jahren waren es sogar 90 Prozent.[17] Dieses beeindruckend hohe Niveau der Bewertungen erreichte in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre kein anderes regelmäßig ausgestrahltes Fernsehformat. Nur die Berichterstattungen der »Aktuellen Kamera« konnten eine ähnliche Quote vorweisen.[18] Diese Bewertungen verdeutlichen das enorme politische Gewicht der Reihe – zumal die niedrige Sehbeteiligung die ansonsten positive Bilanz deutlich getrübt haben dürfte. In Summa etablierte sich die Reportagereihe »Wettlauf mit der Zeit« als das zentrale Programmvorhaben der DDR-Fernsehpublizistik in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre und avancierte darüber hinaus zum Primus der gesamten DDR-Fernsehproduktion. Die enge Zusammenarbeit mit der »Aktuellen Kamera« und die persönliche Führung des Projekts durch Günter Mittag immunisierte die Reihe nachhaltig gegenüber Kritik. Schließlich entsprach der Inhalt der Reihe – die Einführung von Schlüsseltechnologien in die Betriebe mit dem Schwerpunkt der Mikroelektronik – genau Mittags Träumen von einer hochtechnisierten und vollautomatisierten DDR-Volkswirtschaft.
Kehren wir zum Ausgangspunkt zurück, bleibt die oben zitierte Frage: »Weshalb dieser Anspruch, und warum laufen die Büromaschinenwerker dabei mit der Zeit um die Wette?« Aus der sozialen Akzeptanz und politischen Bindekraft der sozialistischen Leitkategorie »Fortschritt« bezog die DDR einen existentiellen Teil ihrer Legitimationsmacht. Dabei wurde der Glaube an den »Fortschritt« so grundlegend in das marxistisch-leninistische Legitimationsgerüst des Staatssozialismus eingearbeitet, dass eine Negierung oder auch nur eine Relativierung einem Einsturz gleichgekommen wäre.[19] Die sozialistische Fortschrittskonzeption in der DDR erfuhr dennoch, beginnend in den 1960er-Jahren, einen allmählichen Wandel, welcher als technokratische Umformung in drei Phasen beschrieben werden kann: Verwissenschaftlichung, Verkürzung und Verselbstständigung.[20] So hatte sich der nun wissenschaftlich-technisch induzierte »Fortschritt« mit dem Ende der Ära Ulbricht bereits zu einer Art autonomer Konkurrenzgröße erhoben, die es fortan zu »meistern« galt. Mit dem »Fortschritt« wandelte sich implizit auch die Auffassung von den historischen Zeitstrukturen. Die sozialistische Zukunftsgewissheit konnte ihre größte Wirkmächtigkeit in Kombination mit einem linearen, stringent auf ein Ziel zulaufenden Zeitverständnis entfalten. In der Phase des Aufbaus und der Gestaltung der sozialistischen Ordnung war die Zeit ein systemisches Element, welches dem Willen der Staatsplaner scheinbar unterworfen war. Bis zum Ende wurde in der DDR versucht, mit vorgeblichen Planübererfüllungen den Glauben aufrechtzuerhalten, mittels eigener Handlungen die vorgegebene, geschichtliche Zeit zu beherrschen.[21]
In der Reportagereihe wurde dieser chronische »Wettlauf mit der Zeit« nicht nur als logische Konsequenz der gesellschaftlichen Entwicklung präsentiert, sondern auch explizit als Konkurrenzverhältnis herausgearbeitet. Die Zeit kann hierbei sinnbildlich als autonom gewordener, »wissenschaftlich-technischer Fortschritt« verstanden werden. Dieser forderte auf zwei Ebenen einen beständigen »Wettlauf mit der Zeit«: zum einen im innerstaatlichen Konkurrenzverhältnis, zum anderen im Wettstreit der Systeme – beide Bereiche waren dabei eng miteinander verknüpft und bedingten einander.
Zur Verdeutlichung der innerstaatlichen Konkurrenzsituation präsentierte die Reihe häufig Betriebe, die Produkte des täglichen Bedarfs herstellten. So begann für die Mitarbeiter des VEB Kombinat Milchwirtschaft Dresden bereits mit der Beimischung von Aromakonzentraten in der Käseherstellung zur Beschleunigung des natürlichen Reifeprozesses ein täglicher »Wettlauf mit der Zeit«, in dem sie sich zu behaupten hatten.[22] In Bezug auf den internationalen Wettlauf kam verstärkt die angenommene Alternativlosigkeit der Einführung neuer Technologien zum Vorschein. Hier wurden besonders Produkte thematisiert, die sich vorgeblich auf dem Weltmarkt behaupten konnten. Der »Wettlauf mit der Zeit« wurde hierbei nicht als genuines Merkmal des Sozialismus vorgestellt, sondern die DDR-Wirtschaft bettete sich beinahe gleichberechtigt in ein internationales System ein. Bei der Vorstellung eines neuen Verfahrens zur Herstellung von Kleinteilen im VEB Eisen- und Hüttenwerke Thale verengte der Sprecher die gesamte Entwicklung der DDR auf diese eine Technologie: »Welchen Platz unsere Republik in diesem Wettlauf mit der Zeit einnimmt, wird hier entschieden.«[23] Die übersteigerte Bedeutungszuweisung an einzelne Technologien und ihre wirtschaftliche Verwertung sprach aus allen Folgen.
Die Reihe »Wettlauf mit der Zeit« beschäftigte sich auf ambivalente Weise mit dem Faktor Zeit. Zum einen vermittelte sie Zuschauern bereits über den Titel ein Bild der Fremdbestimmung und Alternativlosigkeit: Die Zeit als autonome Konkurrenzgröße diktiere die wissenschaftlich-technische Entwicklung und damit letztendlich auch die Art und Weise der Produktion sowie die Arbeitsbedingungen. Gleichzeitig wurde diese fremdbestimmte Alternativlosigkeit aber in das ideologische Konzept der wissenschaftlich-technischen Revolution integriert und somit versucht, den Zustand des »Ausgeliefertseins« zu relativieren. Aufgrund ihrer Kenntnis der historischen Gesetzmäßigkeiten war nur die sozialistische Gesellschaft in der Lage, so die offizielle Parteilinie, diese Konkurrenzsituation zu meistern. Folgerichtig wurden die Menschen in den Beiträgen von »Wettlauf mit der Zeit« stets als »Meister der Produktion« und »Beherrscher der Technik« dargestellt.
Der Pragmatismus sowie die in Ansätzen erkennbare Reflexivität, mit der die Konzepte »Zeit« und »Fortschritt« behandelt wurden, fallen aus heutiger Sicht besonders auf. Die Reportagereihe stellte den »Fortschritt« nicht mehr als eine revolutionäre Kraft im Dienste des Sozialismus dar, sondern vermittelte die Szenerie eines Kampfes um und mit dem autonom gewordenen Akteur »Fortschritt«. Die Reihe bestätigt damit auch die These von einem »Rückzug des Fortschritts« – doch stellt der Topos vom »Wettlauf mit der Zeit« keinen adäquaten »Nachfolger« dar,[24] sondern kann vielmehr als ein rhetorisch-pragmatisches Ersatzkonstrukt verstanden werden, welches benutzt wurde, um die stetig wachsende Diskrepanz zwischen den verkündeten Fortschrittsverheißungen des Sozialismus und der (Nicht-)Einlösung dieser Versprechen zu kaschieren.
Anmerkungen:
[1] Bei einer durchschnittlichen Länge von 15 Minuten brachte es die Reihe insgesamt auf eine Sendedauer von über 22 Stunden. Der angestrebte regelmäßige Sendeplatz freitags im Anschluss an das 20-Uhr-Programm konnte aus produktionstechnischen Gründen nur selten verwirklicht werden. Tag und Zeit wechselten immer wieder, und teilweise vergingen mehrere Wochen oder sogar Monate zwischen zwei Folgen.
[2] Diese produktionsbezogene Darstellung der Themen führte in ihrer Stetigkeit zu einer gewissen »Versachlichung« der Propaganda, da diese nur noch indirekt auf den privaten Alltag der Menschen Bezug nahm. Ob diese Tendenz beabsichtigt war – beispielsweise weil eine hervorgehobene Alltagstechnisierung unglaubwürdig gewirkt hätte –, oder ob sie nur eine nicht-intendierte Nebenfolge der bevorzugten Darstellungsweise war, muss offen bleiben.
[3] Horst Wolffgramm, Schlüsseltechnologien im Überblick, Leipzig 1989, S. 12. Siehe auch Hubert Laitko, Wissenschaftlich-technische Revolution: Akzente des Konzepts in Wissenschaft und Ideologie der DDR, in: Utopie kreativ 73/74 (1996), S. 33-50.
[4] »Wettlauf mit der Zeit«, »Auskunft über die Zukunft« (19.8.1989). Der Umweltschutz fand jedoch meist nur implizit eine Erwähnung. Einzige Ausnahme blieb die Folge »Umweltschutz mit ökonomischem Nutzen« (3.7.1987), welche das Recycling von Haushaltsplastabfällen thematisierte.
[5] Sprecher und Leiter der Reportagereihe Manfred Hering, in: »Wettlauf mit der Zeit«, »Ein Report aus Sömmerda« (1.1.1986). Die im Internet zugängliche Dokumentation »Besuch in Sömmerda« beginnt in ähnlicher Weise und spricht ebenfalls von einem »Wettlauf mit der Zeit«. Diese Sendung wurde jedoch nicht im Rahmen der Reihe »Wettlauf mit der Zeit«, sondern im Auftrag des Büromaschinenwerks als interner Schulungsfilm 1986 von der DEFA produziert.
[6] Helmut Haupt, in: »Wettlauf mit der Zeit«, »Ein Report aus Sömmerda« (1.1.1986).
[7] Erich Honecker, Bericht des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands an den XI. Parteitag der SED, in: Protokoll der Verhandlungen des XI. Parteitages der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands […], Berlin 1986, S. 31-101, hier S. 67.
[8] Entschließung des VIII. Parteitages der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands zum Bericht des Zentralkomitees, in: Protokoll der Verhandlungen des VIII. Parteitages der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands […], Berlin 1971, S. 288-315, hier S. 302.
[9] »Wettlauf mit der Zeit«, »Fliesen vom Fließband« (11.4.1986).
[10] Neuere Forschungen gehen davon aus, dass zumindest bis Ende 1988 das Abendprogramm des DDR-Fernsehens durchschnittlich mehr ostdeutsche Zuschauer erreicht habe als die westdeutschen Programme. Vgl. besonders Michael Meyen, Denver Clan und Neues Deutschland. Mediennutzung in der DDR, Berlin 2003, S. 73ff.
[11] Sehbeteiligung der einzelnen Jahre: 1986: 3,7%; 1987: 3,1%; 1988: 2,4% und 1989: 2,5%. Die Durchschnittswerte wurden auf Basis der ermittelten Einzelwerte errechnet. Zur Methode der Ermittlung der Sehbeteiligungen in der DDR vgl. Christa Braumann, Fernsehforschung zwischen Parteilichkeit und Objektivität. Zur Zuschauerforschung in der ehemaligen DDR, in: Rundfunk und Fernsehen 42 (1994), S. 524-541, hier S. 528f.
[12] Programmdirektion des Fernsehens der DDR, Wochenberichte 1986, DRA H023-00-01/0120; Wochenberichte 1987, DRA H023-00-01/0121; Wochenberichte 1988, DRA H023-00-01/0122; Wochenberichte 1989, DRA H023-00-01/0123.
[13] Der Zustellkreis umfasste Ende der 1980er-Jahre etwa 30 Personen, darunter die Mitglieder des Staatlichen Komitees für Fernsehen sowie die Bereichsleiter und Chefredakteure.
[14] Die abgefragte Bewertung der Zuschauer wurde aus statistischen Gründen erst ab einer Sehbeteiligung von 5% aufgelistet.
[15] Leider ist diese Bewertungspraxis noch nicht hinreichend untersucht worden.
[16] Zu besonderen Anlässen, zum Beispiel für Sonderreportagen zu Parteitagen und Staatsbesuchen oder großen Sportveranstaltungen, wurde das Prädikat »ausgezeichnet« vergeben.
[17] Anteil der »Wettlauf mit der Zeit«-Folgen mit der Bewertung »sehr gut«: 1986: 83%; 1987: 96%; 1988: 89% und 1989: 27%. Das letzte Jahr fällt deutlich ab. Zeitgleich wurde die Reihe vom Staatlichen Komitee für Fernsehen aus der höchsten Kategorie A, welche Vorhaben von herausragender programmpolitischer Bedeutung markierte, in die Kategorie B heruntergestuft. Warum das geschah, ist nicht nachzuvollziehen, zumal die einzelnen Beiträge zum 40. Jahrestag der DDR und in Vorbereitung auf den XII. Parteitag der SED sogar mit längerer Sendezeit geplant waren.
[18] Allerdings wurden hier immer nur einzelne längere Beiträge der Nachrichtensendung bewertet, von denen innerhalb einer Woche mehrere ausgestrahlt wurden.
[19] Einführend zum »Fortschritt« im Sozialismus: Dieter Langewiesche, Fortschritt als sozialistische Hoffnung, in: Klaus Schönhoven/Dietrich Staritz (Hg.), Sozialismus und Kommunismus im Wandel, Köln 1993, S. 39-55.
[20] Vgl. Martin Sabrow, Zukunftspathos als Legitimationsressource. Zu Charakter und Wandel des Fortschrittsparadigmas, in: Heinz-Gerhard Haupt/Jörg Requate (Hg.), Aufbruch in die Zukunft. Die 1960er Jahre zwischen Planungseuphorie und kulturellem Wandel. DDR, ČSSR und Bundesrepublik Deutschland im Vergleich, Weilerswist 2004, S. 165-184, hier S. 178ff.
[21] Stefan Plaggenborg spricht in diesem Zusammenhang von einer Auflösung normativer Zeitvorstellungen – die Zeit sei zu einer »Verfügungsmasse der Akteure« geworden. Vgl. Stefan Plaggenborg, Verstetigte Gegenwart: Über das Zeitverständnis im real existierenden Sozialismus, in: Martin Schulze Wessel/Christiane Brenner (Hg.), Zukunftsvorstellungen und staatliche Planung im Sozialismus. Die Tschechoslowakei im ostmitteleuropäischen Kontext 1945–1989, München 2010, S. 19-32, hier S. 20-26, Zitat ebd., S. 24.
[22] »Wettlauf mit der Zeit«, »Die Kleinen mit der großen Zukunft« (10.5.1987).
[23] Sprecher, in: »Wettlauf mit der Zeit«, »Pulvermetallurgie« (20.3.1987).
[24] Martin Sabrow charakterisierte den »Wettlauf mit der Zeit« als »heimlichen Nachfolger« des »Fortschritts«. Vgl. Sabrow, Zukunftspathos (Anm. 20), S. 182f.