Marx, Engels und die Globalisierung

Anmerkungen

 

Karl-Marx-Straße, Berlin-Neukölln (2005).
(Flickr, Foto: L'Hibou, Lizenz: CC BY-SA-NC 2.0)

„Das Bedürfnis nach einem stets ausgedehnteren Absatz für ihre Produkte jagt die Bourgeoisie über die ganze Erdkugel. Überall muß sie sich einnisten, überall anbauen, überall Verbindungen herstellen. Die Bourgeoisie hat durch ihre Exploitation des Weltmarkts die Produktion und Konsumtion aller Länder kosmopolitisch gestaltet. An die Stelle der alten lokalen und nationalen Sebstgenügsamkeit und Abgeschlossenheit tritt ein allseitiger Verkehr, eine allseitige Abhängigkeit der Nationen voneinander.“1

Diese kurze Beschreibung der Handlungslogik der kapitalistischen Bourgeoisie ist relativ alt. Sie stammt aus dem „Kommunistischen Manifest“ und wurde Ende 1847, Anfang 1848 verfasst. Zu dieser Zeit war die internationale Verflechtung der Wirtschaft indes noch ein dünnes Rinnsal, gemessen an den Entwicklungen des späteren 19. Jahrhunderts. Von „Globalisierung“ in unserem heutigen Sinn würde man noch nicht sprechen – damals wurde gerade über Friedrich Lists Werbung für eine nationale Ökonomie diskutiert.2 Dennoch kann man Marx und Engels einen scharfen Blick auf die Prozesse attestieren, die da ins Haus standen. Sie haben frühzeitig die universelle Ausbreitungslogik der kapitalistischen Wirtschaftsformen erkannt. Mehr noch: Sie haben die Folgen dieser Wirtschaftsformen für die soziale und kulturelle Kohäsion von Gesellschaften beschrieben. Der industrielle Kapitalismus mit seinem zentralen Klassengegensatz zwischen Bourgeoisie und Proletariat bewirkt, so Marx und Engels, eine Auflösung aller hergebrachten gesellschaftlichen Beziehungen. Die Bourgeoisie sei nicht traditionell, sondern revolutionär; sie löse auch diejenigen Bindungen, die sie selber geschaffen habe. Die Nation werde untergehen in den Nivellierungstendenzen der weltmarktorientierten Wirtschaft. Religiöse Bindungen, die Familie und kulturelle Traditionen hätten keinen Bestand mehr.

 

„Spiegel“-Cover, 22.8.2005

In dem Maße, wie der Weltkapitalismus in die Krise gerät, gerät er auch in die Kritik. Marx und Engels sind plötzlich wieder aktuell geworden. Weit über die Hälfte der Deutschen findet, dass die Marx’sche Lehre heute noch ihren Sinn habe. Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx warnt davor, seinen Namensvetter zu unterschätzen,3 und „Das Kapital“ ist ausverkauft4 – was bis vor kurzem wohl niemand vermutet hätte. Besonders wenn es um die Globalisierung geht, greift man gern zu Marx und Engels, denn in manchen Kreisen gelten sie nicht nur als Analytiker, sondern auch als Chefkritiker der Globalisierung. Vor allem bei der Partei „Die Linke“ ist diese Position beliebt. Sahra Wagenknecht betonte in einer Rede vor dem Europäischen Parlament im November 2007, dass die Globalisierung „gemacht“ sei: „[…] die Globalisierung ist kein naturläufiger Prozess, auch wenn das gern so dargestellt wird, sie ist selbst Ergebnis von Politik. Sie wurde politisch gemacht mit jeder Maßnahme zur weiteren Deregulierung und Liberalisierung des internationalen Kapitalverkehrs, mit der Erpressung von Entwicklungsländern, ihre Kapitalmärkte zu öffnen und ausländische Übernahmen zuzulassen, – sie wird gemacht von den großen Industriestaaten und nicht zuletzt von der Europäischen Union.“5 Auch andere Linke nehmen Marx in dieser Weise wahr. Die Organisation „Linksruck“ lud Pfingsten 2002 zu „Rosa-Luxemburg-Tagen“ ein, die sich mit der Globalisierung beschäftigen sollten. In der Einladung hieß es: „Schon vor 150 Jahren gab es ‚Globalisierungskritiker‘. Karl Marx war der erste, der systematisch erklären konnte, warum der Kapitalismus nicht im Interesse der Menschen funktioniert und immer wieder zu Krisen und Kriegen führt. Gleichzeitig entwickelte er aber auch eine revolutionäre Strategie heraus aus Ungerechtigkeit und Unterdrückung.“6

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Solchen Perzeptionen soll im Folgenden eine kurze Analyse entlang des Werks von Marx und Engels gegenübergestellt werden. Welche Vorstellungen von „Globalisierung“ hatten die beiden Theoretiker des Kapitalismus? Welche Funktion hatte diese im Modell der kapitalistischen Produktionsweise, das vor allem Marx entwarf? Kann man ihn als Kritiker des Globalisierungsprozesses in Beschlag nehmen? Zunächst sollen wesentliche Schritte der Kapitalismusanalyse nachgezeichnet werden (1.). Sodann soll die prognostische Qualität der Aussagen in den Blick genommen werden. Darauf aufbauend ist zu diskutieren, inwieweit die Marx’sche Analyse im Kontext der heutigen Globalisierung (und ihrer Kritik) von Wert ist (2.).7

1. Die Kapitalismusanalyse bei Marx und Engels

Sowohl Marx als auch Engels bezogen die Verve ihrer Analyse und ihrer Kritik zunächst aus der Prägung unmittelbaren Erlebens. In den Jahren 1842–1844 hielt sich Friedrich Engels, Wuppertaler Fabrikantensohn und insoweit Nachwuchsbourgeois, in Manchester auf, um in einer Filiale der väterlichen Firma Berufspraxis zu erlangen. Hier lernte er den englischen Industriekapitalismus kennen, der sich damals in einer Phase stürmischer Rationalisierung und technischer Modernisierung befand. In Manchester begann der englische Industriekapitalismus, und Engels bekam dies hautnah mit.8 England blieb für die folgenden Untersuchungen des Industriekapitalismus die Blaupause, das Vorbild. Der „Workshop of the World“ stand indes nicht für Globalisierung im heutigen Sinne, also die Dezentrierung der wirtschaftlichen Institutionen, sondern für eine unter nationalem Monopol betriebene Ausweitung der Verkehrsformen, die durch die Machtentfaltung des britischen Empire unterfüttert war. Man muss im Blick behalten, dass wir es im Grunde mit zwei unterschiedlichen Typen von Globalisierung zu tun haben.

Karl Marx befand sich seit 1849 in London. Hier, im Zentrum der englischen Weltmacht, begegnete er der Globalität des Empire. Er war weniger als Engels mit dem Elend der englischen Arbeiterklasse konfrontiert, aber desto mehr mit der Handelsmacht der Londoner Bourgeoisie – und mit den Initiativen, diese zu bekämpfen. Die deutschen politischen Emigrantenkreise waren seine Welt.9

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Diese unterschiedlichen Erfahrungen finden sich in den Modi wieder, mit denen Marx und Engels den Kapitalismus beschrieben. Engels’ Bericht über die Lage der Arbeiterklassen in England, den er gleich nach seiner Rückkehr aus England 1844 niederschrieb, atmete den Schock dieser Anschauung des boomenden Kapitalismus und seiner Schattenseiten; noch lange war Engels’ Blick auf den Kapitalismus von einer primär moralischen Sicht geprägt. Deutlich findet sich diese bereits in seinen „Umrissen zu einer Kritik der Nationalökonomie“, die er während seines Aufenthalts in England 1843/44 schrieb: Handel war demnach immer „legaler Betrug“ und Ausbeutung eine Angelegenheit, die nach moralischen Maßstäben zu messen war. „Haben wir nicht die Barbarei der Monopole gestürzt, rufen die Heuchler aus, haben wir nicht die Zivilisation in entfernte Weltteile getragen, haben wir nicht die Völker verbrüdert und Kriege vermindert? – Ja, das alles habt ihr getan, aber wie habt ihr es getan! […] Ihr habt die Enden der Erde zivilisiert, um neues Terrain für die Entfaltung eurer niedrigen Habsucht zu gewinnen; ihr habt die Völker verbrüdert, aber zu einer Brüderschaft von Dieben, und die Kriege vermindert, um im Frieden desto mehr zu verdienen, um die Feindschaft der einzelnen, den ehrlosen Krieg der Konkurrenz, auf die höchste Spitze zu treiben! Wo habt ihr etwas aus reiner Humanität, aus dem Bewußtsein der Nichtigkeit des Gegensatzes zwischen dem allgemeinen und individuellen Interesse getan?“10

Von Engels stammt aber auch die Voraussetzung der radikalen Systemkritik, nämlich deren nationalökonomische Orientierung. Als Unternehmer wusste Engels sehr gut, worum es ging, wenn er über die Bewegungsgesetze des Kapitals schrieb. Der Freihandel war demnach der Inbegriff des internationalen Kapitalismus, und Freihandel war in Engels’ Perspektive ein Raubsystem. Hier zeigte sich der stilprägende Einfluss des englischen industriellen Kapitalismus, der unter dem Schutz des Empire ökonomisch die Welt kolonisieren konnte.

Marx hingegen war zunächst kein Nationalökonom, sondern ein an Hegel geschulter Philosoph, und als solcher argumentierte er nicht moralisch, sondern mit den Logiken des Systems. Als Oppositioneller des Vormärz sah er den Kapitalismus als politisches Konfliktfeld zwischen Bourgeoisie und Proletariat. Auch für Marx war der Freihandel ein typisches Tauschsystem des Kapitalismus; er deutete ihn aber anders als Engels. In seiner „Rede über die Frage des Freihandels“, die er am 19. Januar 1848 in Brüssel hielt, verarbeitete er die aktuelle Diskussion um die Abschaffung der Getreidezölle in England.11 Die Freihandelsbefürworter argumentierten, dass eine Abschaffung der Zölle billigeres Brot für die Arbeiter ermöglichen würde. Marx sah es umgekehrt: Nicht zum Wohl der Arbeiter solle der Freihandel eingeführt werden. Es sei das Kapital, das von nationalen Schranken in Gestalt von Zöllen befreit sein wolle. Dennoch sprach sich Marx für den Freihandel aus, weil er erwartete, dass eine Internationalisierung des Wirtschaftsverkehrs auch den internationalen Gegensatz zwischen Proletariat und Bourgeoisie auf die Spitze treiben werde.

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Die Denkfigur, die damit angedeutet wurde, hatten Marx und Engels in der „Deutschen Ideologie“ vertieft (1845/46). Dort argumentierten sie zum ersten Mal, dass der Kapitalismus seinen eigenen Gegensatz hervortreibe: „Die große Industrie universalisierte trotz dieser Schutzmittel die Konkurrenz (sie ist praktische Handelsfreiheit, der Schutzzoll ist in ihr nur ein Palliativ, eine Gegenwehr in der Handelsfreiheit), stellte die Kommunikationsmittel und den modernen Weltmarkt her, unterwarf sich den Handel, verwandelte alles Kapital in industrielles Kapital und erzeugte damit die rasche Zirkulation und Zentralisation der Kapitalien. […] Sie erzeugte im Allgemeinen überall dieselben Verhältnisse zwischen den Klassen der Gesellschaft und vernichtete dadurch die Besonderheit der einzelnen Nationalitäten. Und endlich, während die Bourgeoisie jeder Nation noch aparte nationale Interessen behält, schuf die große Industrie eine Klasse, die bei allen Nationen dasselbe Interesse hat und bei der die Nationalität schon vernichtet ist, eine Klasse, die wirklich die ganze alte Welt los ist und zugleich ihr gegenübersteht.“12

Gemeint war das Proletariat, das – als Agent der Weltgeschichte – die Historie auf eine neue Stufe hebe. Diese dialektische Bewegung findet sich bei Marx in vielerlei Variationen, und sie ist zu einem Standardargument der Linken geworden: Die Entwicklung des industriellen Kapitalismus wird als Entwicklung zur Internationalisierung empfunden. Die industrielle Bourgeoisie, die die Nation geschaffen hat und von ihr abhängt, muss – so die These – die Internationalisierung vorantreiben, die schließlich die Domäne des Antikapitalismus wird. Die internationale Arbeiterbewegung kennt kein nationales Zuhause mehr, weil sie ohne Rücksicht auf menschliche oder lokale Bindungen dahin gehen muss, wo man den Proletariern Arbeit anbietet.

Wenn man ein wenig genauer nachliest, wirkt diese Betonung des Internationalen wie Rhetorik oder wie eine logische Schlussfolgerung, die zwar theoretische Plausibilität hat, aber keine erfahrungsmäßige Rückbindung. Die Internationalität des industriellen Kapitals ist nämlich im Grunde diejenige eines nationalen Kapitals. Im „Kommunistischen Manifest“ erweist sich dies an der Wortwahl. Die Bourgeoisie habe es geschafft, aus unabhängigen Provinzen eine Nation, eine Regierung zu machen;13 umgekehrt würden auf Arbeiterseite die „vielen Lokalkämpfe von überall gleichem Charakter zu einem nationalen, zu einem Klassenkampf“ zentralisiert.14 Klassenkampf wird im „Kommunistischen Manifest“ noch lange nicht als international dargestellt, denn: „Das Proletariat eines jeden Landes muß natürlich zuerst mit seiner eigenen Bourgeoisie fertig werden.“15 Die Internationalisierung zeigt sich zwar unausweichlich am Horizont; sie ist aber im „Kommunistischen Manifest“ noch nicht expliziert.

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Im Umfeld der Revolution sah Marx diese Prozesse zudem aus einem bestimmten politischen Blickwinkel. Die Erwartung, dass binnen kurzem die kommunistische Bewegung ans Ruder kommen werde, schloss um diese Zeit eine genauere ökonomische Beschreibung von Globalisierungsprozessen eigentlich aus. Die Hoffnung auf eine kommunistische Revolution erfüllte sich aber nicht, so dass Marx sich nach 1849, nun in London, daran machte, eine ökonomische Begründung für das Verhältnis zwischen Kapital und Arbeit und für seine Geschichtsphilosophie zu liefern. Nach jahrzehntelangen Vorarbeiten erschien 1867 der erste Band des „Kapitals“, in dem er den Prozess der Wertschaffung durch das Kapital, die Logiken der Ausbeutung und auch die mentalen Folgen des Kapitalismus untersuchte.16 Die Internationalisierung dieser Prozesse fand sich nun ebenfalls näher dargestellt. Marx beschrieb im „Kapital“ ein ökonomisches System, das von ungeheurer Dynamik geprägt ist und ständig über sich hinauswachsen muss – vor allem deshalb, weil es Waren produziert. „Ware“ ist bei Marx ein Begriff von zentraler Bedeutung. Eine Ware ist etwas, was der Fabrikant nicht herstellt, weil er es benötigt, sondern weil er es verkaufen will: Ihn interessiert nicht der Gebrauchs-, sondern der Tauschwert. Das ist nur deshalb möglich, weil die Produzenten – also die Arbeiter – nicht die Produktionsmittel in der Hand haben (die Fabriken, das Kapital, das Wissen). Historisch neu ist: Sie sind frei, nicht mehr leibeigen. Also können sie dem Kapitalisten ihre Arbeitskraft zur Ausbeutung verkaufen, und diese verwandelt sich in Waren. Nur Arbeit schafft Wert, und der Wert einer Ware ermisst sich aus der Menge an Arbeitskraft, die in sie investiert wurde. Warum Gold und Diamanten teuer sind, liegt für Marx auf der Hand: weil diese Güter selten und schwer zu fördern sind – es steckt also viel Arbeit darin.17

Im Kapitalismus wird alles zu einer Ware. Alles wird produziert, um es zu verkaufen. Das gilt nicht zuletzt für die wichtigste Ware: die Arbeitskraft. Auch sie wird verkauft, und auch ihr Wert errechnet sich aus den Investitionen, die nötig sind, um sie zu schaffen bzw. zu reproduzieren. Ein Arbeiter muss essen und schlafen, er braucht eine Wohnung und Kleider. Er muss auch Kinder bekommen, denn irgendwer muss den Arbeiter ersetzen, wenn er stirbt.18 Das bekommt der Arbeiter bezahlt – aber auch nicht mehr. Marx’ These ist: Da gibt es einen Überschuss. Um sich in dieser Weise selber zu reproduzieren, bräuchte ein Arbeiter vielleicht sechs Stunden. Aber er hat ja seine ganze Arbeitskraft verkauft, das heißt, der Kapitalist kann diese Arbeitskraft bis zur Erschöpfung ausnutzen.19 Der Arbeiter muss also weiterarbeiten, und die in dieser Zeit geschaffenen Werte eignet der Kapitalist sich an. Das ist die Theorie vom Mehrwert, die das zentrale Scharnier in Marx’ Theorie darstellt.20 Er argumentierte – durchaus gegen Engels’ moralische Sicht –, dass es sich beim Kapitalismus nicht um ein ungerechtes System handle, denn der Arbeiter bekomme ja den Wert seiner Ware „Arbeitskraft“ auf Heller und Pfennig ersetzt. Kapitalismus bedeutete mit Marx: Freie Arbeiter verkaufen ihre Arbeitskraft – zu dem Wert, den sie hat. Aber die Arbeitskraft hat die spezielle Eigenschaft, mehr Wert schaffen zu können, und der Käufer, der Kapitalist, eignet sich diesen Überschuss (den Mehrwert) an.

Doch sofort taucht am Horizont das Problem der kapitalistischen Konkurrenz auf. Andere wollen die gleichen Waren verkaufen: kein Kapitalismus ohne Konkurrenz. Man könnte nun die Preise senken, also: einen Teil des Unternehmerprofits den Kunden weitergeben, mithin den Mehrwert verringern. Das geht eine Zeitlang, aber naturgemäß nicht ewig. Man könnte die Produktivität erhöhen, also in modernere Maschinen investieren und damit den Anteil der Arbeitskosten senken. Marx zufolge sind aber Maschinen nur geronnene Arbeitskraft; sie schaffen aus sich heraus keine Werte. Das kann nur die menschliche Arbeitskraft, und je weniger davon in einer Ware steckt, desto weniger Wert steckt in ihr. In der Tat ist maschinenproduzierte Massenware meist viel billiger als handgemachte. Für den Kapitalisten bringt damit die Menge den Profit: Er kann viel mehr verkaufen, aber er verdient am einzelnen Produkt viel weniger.21 Dies ist das „Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate“:22 Weil der Anteil an Arbeitskraft, die Wert schafft, immer weiter sinkt, sinkt auch der Mehrwert, den der Kapitalist abschöpfen kann. Zunächst fließt das Kapital dorthin, wo der Mehrwert am höchsten ist, doch auf die Dauer kommt es nach Marx zu einer Angleichung der Profitrate in den unterschiedlichen Industrien und Ländern. Gleichzeitig bedeutet diese Konkurrenz aber den ständigen Zwang zum Größerwerden und zur Konzentration des Kapitals. „Die größeren Kapitale schlagen [...] die kleineren.“23 Das Kapital muss nicht nur groß sein, sondern auch flexibel, so dass man die ständigen Schwankungen der Nachfrage auffangen kann. Man muss viel auf den Markt werfen, wenn dieser die Waren nachfragt. Dafür braucht der Kapitalismus eine „industrielle Reservearmee“: Ein Teil der Arbeiter, so Marx, ist als Reserve vonnöten – auch um die Löhne niedrig zu halten.24

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Man könnte auch, ein dritter Ausweg, neue Märkte erschließen, und das tun Kapitalisten gewerbsmäßig. Eine weitergehende Erschließung des Weltmarktes hat zwei Effekte: Man kann neue Kundenkreise finden und damit mehr Waren verkaufen. Und man kann billigere Arbeiter finden, also Arbeiter, die weniger zum Leben brauchen. Weil man also den Profit bei einem begrenzten Markt nur begrenzt senken und so mit der Konkurrenz mithalten kann, drängt das Kapital auf die ganze Welt. Die ständige Ausweitung seiner Produktions- und Distributionsorte, die ständige Erfassung immer neuer Gruppen von Konsumenten und Arbeitern ist dem Kapital inhärent. Wiederum konstatiert Marx, dass nicht das Kapital böse ist und immer mehr Menschen ausbeuten will, sondern dass die Bedingungen der kapitalistischen Konkurrenz die Ausweitung von Märkten diktieren. „Wird Kapital ins Ausland geschickt, so geschieht es nicht, weil es absolut nicht im Inland beschäftigt werden könnte. Es geschieht, weil es zu höherer Profitrate im Ausland beschäftigt werden kann.“25 Ermöglicht wird dies dem Kapital – wie auch den Arbeitern – durch die Beschleunigung und Ausdehnung der Kommunikation im Eisenbahn- und Schiffsverkehr sowie der Telegraphie. Dadurch wird die Umschlaggeschwindigkeit erhöht, und die Transaktionskosten sinken.

Aber irgendwann ist die ganze Welt vom Kapitalismus erfasst, und dann gibt es diesen Ausweg nicht mehr. Krisen entstehen, weil die Waren nicht mehr verkauft werden können (Überproduktion bzw. Unterkonsumtion) oder das Kapital nicht mehr gewinnbringend eingesetzt werden kann (Überkapitalisierung). Hier beginnt nun der Krisenzyklus des Kapitalismus, der irgendwann an seiner eigenen Dynamik zugrundegeht. Parallel zu dessen Expansion nimmt aber auch das Proletariat ein immer internationaleres Gesicht an. Wenn es, wie das Kapital, um die ganze Welt jagt, auf der Suche nach Arbeit und Lohn, dann wird es sich irgendwann auch international organisieren, und irgendwann steht dem Kapital ein internationaler Gegner gegenüber, der nicht mehr auf lokalen Märkten unter Druck gesetzt werden kann. Der Zusammenbruch erfolgt mithin sowohl durch die Krisenhaftigkeit der kapitalistischen Warenproduktion wie auch durch die politische Organisierung des Proletariats. Insofern ist die Globalisierung in der Marx’schen Logik eine Existenzbedingung und zugleich das Totenglöcklein des industriellen Kapitalismus.

Davon sprach aber Marx nicht mehr. Er starb 1883 – als gerade die erste große Welle der Globalisierung ihren Lauf zu nehmen begann. Wer es aussprach, war Friedrich Engels, der 1892, im Vorwort zur deutschen Ausgabe seiner großen Sozialenquête von 1845 „Zur Lage der arbeitenden Klasse in England“, über die Richtung der Entwicklung spekulierte: „Aber was wird das Ende von alledem sein? Die kapitalistische Produktion kann nicht stabil werden, sie muß wachsen und sich ausdehnen, oder sie muß sterben. Schon jetzt, die bloße Einschränkung von Englands Löwenanteil an der Versorgung des Weltmarkts, heißt Stockung, Elend, Übermaß an Kapital hier, Übermaß an unbeschäftigten Arbeitern dort. Was wird es erst sein, wenn der Zuwachs der jährlichen Produktion vollends zum Stillstand gebracht ist? Hier ist die verwundbare Achillesferse der kapitalistischen Produktion. Ihre Lebensbedingung ist die Notwendigkeit fortwährender Ausdehnung, und diese fortwährende Ausdehnung wird jetzt unmöglich. Die kapitalistische Produktion läuft aus in eine Sackgasse. Jedes Jahr bringt England dichter vor die Frage: Entweder die Nation geht in Stücke oder die kapitalistische Produktion. Welches von beiden muß dran glauben?“26

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2. Welche Globalisierung?

Engels schaute hier weit in die Zukunft, und doch sprach er immer noch von der Nation, die ja eigentlich das erste Opfer der Bourgeoisie sein sollte. Engels schien in einem Denkmuster befangen zu sein, das in der Nation die territoriale, soziale und politische Basis der kapitalistischen Produktionsweise sah. Damit war er ein Kind seiner Zeit. Unter „Globalisierung“ verstehen wir heute nicht nur den derzeit ablaufenden Prozess einer Internationalisierung der Waren- und Kapitalströme, sondern auch einen Langzeitprozess, der seit dem 16. Jahrhundert die entfernten Weltgegenden zunehmend erschloss.27 Diesen Prozess der Entdeckung und Kolonialisierung der Welt, der vornehmlich politisch gesteuert war, hatten Marx und Engels vorrangig im Kopf. Denn die ökonomisch induzierte Globalisierung, die uns heute vor Augen steht, hat zumindest Marx nicht mehr wirklich erlebt. Erst für die Zeit seit den 1870er-Jahren und recht eigentlich erst nach Marx’ Tod kann man einen ersten Schub an Globalisierung konstatieren – mit einer schnellen Integration des Weltmarktes, mit hoher Mobilität von Kapital und Arbeit, mit den dazugehörigen Prozessen an Normierung (etwa der internationalen Zeitmessung),28 parallel aber auch mit einer weiter anwachsenden Bedeutung der Nation.

Die Gründe für diesen ersten Globalisierungsschub lagen einerseits im Welthandel. Die Exportquoten nahmen innerhalb kurzer Zeit enorm zu, vor allem deshalb, weil sich die Transportkosten radikal reduzierten.29 Zwischen 1870 und 1913 sanken die Kosten für den Weizentransport zwischen Chicago und Liverpool auf ein Drittel. Damit fiel die Preisdifferenz, die vor 1850 noch zwischen 50 und 200 Prozent ausgemacht hatte, auf durchschnittlich 16 Prozent. Ob ein französischer Händler seinen Weizen in Liverpool oder in Chicago kaufte, konnte also unter Umständen nachrangig sein.

Ein zweiter Grund war die Integration der internationalen Finanzmärkte, die womöglich höher war als heute. Bis zum Ersten Weltkrieg machten internationale Finanztransaktionen drei bis fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus – nach dem Zweiten Weltkrieg sanken sie auf bis zu 1,5 Prozent ab, und ob sie heute das Niveau vor dem Ersten Weltkrieg wieder erreicht haben, ist umstritten. Ein weiterer Beleg für die Integration der Finanzmärkte ist das Sinken der Zinsunterschiede zwischen einzelnen Ländern. Sie fielen bis zum Ersten Weltkrieg auf 3,4 Prozent – seit 1960 liegen sie zwischen 3,7 und 1,6 Prozent. Damals wie heute war es also ähnlich gleichgültig, wo man sich Geld lieh. Je geringer die Zinsunterschiede zwischen den verschiedenen (nationalen oder internationalen) Geldmärkten sind, desto freier bewegt sich das Kapital. Mit dem Goldstandard, der sich in den 1870er-Jahren durchsetzte, gab es ein Währungssystem, das genaue Umrechnungen zuließ und Schwankungen eindämmte.

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Ein dritter Grund war die Massenmigration, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Ausmaße erreichte, die wir uns heute nicht mehr leicht vorstellen können.30 Sie war von nationaler Abschottung weitgehend unbehelligt. Rund 60 Millionen Menschen wanderten bis zum Ersten Weltkrieg aus Europa aus, knapp zwei Drittel davon in die USA. Diese Migration unterlag einem grundlegenden Strukturwandel. Waren es anfangs Familien gewesen, die sich in der Neuen Welt ansiedeln wollten, so waren es vor dem Ersten Weltkrieg hauptsächlich junge Männer, die oft nur temporär in ein anderes Land gingen. Die Arbeitsmigration entwickelte sich zu einem massenhaften Phänomen, das junge Proletarier in der Tat um die Welt schickte. Man kann die atlantische Zone – Europa einerseits, Amerika andererseits – als einen integrierten Arbeitsmarkt beschreiben, dessen Teilnehmer im Allgemeinen sehr genau wussten, was im anderen Erdteil bezahlt wurde.31 Davon profitierte in erster Linie die US-amerikanische Wirtschaft, die zunächst höhere Löhne bezahlte als die europäische. Die massiven Globalisierungsprozesse führten aber keineswegs ohne weiteres zu einer zunehmenden Ausbeutung des Proletariats. Denn auch die Arbeitskraft wurde zu einem scheuen Reh, das den hohen Löhnen hinterherzog und sich nicht mehr so leicht zu Hause ausbeuten ließ. Das führte in den meisten Ländern Europas um 1900 zu einer Verknappung der Arbeitskraft. Gerade in den Ländern, die weltwirtschaftlich integriert waren, entstand in dieser Zeit auch der moderne Sozialstaat – nicht nur ein politischer Erfolg der Arbeiterbewegung, sondern zugleich ein Standortfaktor, um Arbeitskräfte zu halten. Die Boomphase der 40 Jahre vor dem Ersten Weltkrieg war deshalb eine Zeit steigender Löhne und damit eines wachsenden Lebensstandards sowie eines neuartigen Ausbaus der Wohlfahrtsstaatlichkeit – jedenfalls in denjenigen Ländern, die in den Weltmarkt integriert waren.

Marx’ Leistung liegt darin, ein gerade erst entstehendes System in seiner Dynamik zu beschreiben, und dabei hat er vieles richtig vorausgesehen. Nicht gesehen hat er indes die Machtmittel, die durch die Verbesserung von Transport und Kommunikation dem Proletariat in die Hand gegeben wurden und die zu steigenden Löhnen und besserer sozialer Absicherung führten. Zudem konnte von einer internationalen Arbeiterbewegung vor dem Ersten Weltkrieg kaum die Rede sein. Das internationale Proletariat war eine ökonomische Tatsache, aber die Proletarier verhielten sich wie Marktteilnehmer, die ihren individuellen Vorteil suchten – nicht wie politische Akteure, die auf kollektive Macht drängten. Man kann also nicht übersehen, dass viele von Marx’ Befunden eher aus der systematischen Logik der Philosophie Hegels als aus empirischer Beobachtung geschöpft waren.

Der Prozess der Globalisierung setzte sich auch keineswegs kontinuierlich fort. Im Gegenteil: Mit dem Ersten Weltkrieg brachen die Austauschbeziehungen zusammen, die Märkte schotteten sich ab. Export, Kapitaltransfer und Migration gingen deutlich zurück. Die Revolutionen am Ende des Ersten Weltkriegs führten zu einer Nationalisierung der Volkswirtschaften. Die Abschaffung des Goldstandards durch die meisten Länder während der Weltwirtschaftskrise hob die bisherigen Regeln des Währungssystems auf. Die Zwischenkriegszeit war eine Zeit der ökonomischen Krisen, die durch den Rückgang von Austauschbeziehungen hervorgerufen wurden. Das Abkommen von Bretton Woods (1944), mit dem die meisten Industrieländer wieder zu einer Art von Weltwährung zurückkehrten, nämlich dem goldbasierten Dollar, war umgekehrt der Startschuss für eine neue Boomphase, die ihrerseits wieder von intensivierten Austauschbeziehungen lebte.32

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Zu fragen ist mithin, ob es sich bei der Globalisierung um einen zusammenhängenden Prozess handelt, oder ob wir zwei Phasen unterscheiden können, von denen die erste im Wesentlichen durch politische Intervention an ein Ende gebracht wurde, während die zweite – heute – durch politische Intervention noch beschleunigt wird. Die systematischen Unterschiede fallen in der Tat ins Auge: Zum einen hat der internationale Austausch von Dienstleistungen heute erheblich zugenommen. Die gegenwärtige Globalisierung ist in hohem Maß (auch) eine Globalisierung des tertiären Sektors – oder zumindest von Teilen dieses Sektors, während andere Teile weiterhin stark standortgebunden sind. Zum Zweiten ist der Kapitalverkehr heute viel intensiver, als die oben erwähnten Zahlen es vermuten lassen. Denn in den Bilanzen tauchen die kurzfristigen, spekulativen Kapitalbewegungen gar nicht auf, die heute die internationalen Finanztransaktionen bestimmen. Ganz neu sind die multinationalen Unternehmen als Akteure im globalen Kapitalismus. Sie erbringen derzeit ein Drittel der Weltproduktion und zeichnen für zwei Drittel des Welthandels verantwortlich. Sie stehen territorial gebundenen Regierungen gegenüber und befinden sich damit in einer strategisch günstigen Situation. Ebenfalls neu, aber noch lange nicht so handlungsfähig wie die multinationalen Unternehmen sind die internationalen politischen Agenturen wie die UNO, die EU, der IWF oder das Internationale Arbeitsamt. Multilaterale Abkommen werden immer mehr als Weg gesehen, das Kapital zu kontrollieren, aber sie funktionieren nur, wenn alle Beteiligten mitspielen.

Insofern haben wir heute einen Prozess vor uns, der in vieler Hinsicht eine ganz neue Qualität hat. Vieles davon hat Karl Marx nicht gesehen. Die politische Internationalisierung ebenso wie die Möglichkeiten politischer Steuerung galten für ihn nichts gegenüber der Expansionsdynamik des Kapitals. Man könnte argumentieren, dass sich nicht das Proletariat als der große welthistorische Gegenspieler des Kapitals erwiesen hat, sondern dass die staatlichen bzw. zunehmend die überstaatlichen Organisationen diese Rolle möglicherweise übernehmen. Nach 1918 wurde die Globalisierung politisch gehemmt. Nach 1945 wurde sie wiederum politisch angestoßen, und diejenigen Länder, die sich nicht in den Weltmarkt integrierten – vor allem die Länder des Ostblocks, aber lange auch China –, blieben weit zurück. Das Proletariat unserer Tage, das häufig zu einem politisch schwer organisierbaren Prekariat geworden ist, ist ebenso weit entfernt von internationaler Integration wie das Proletariat des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Neue Unterschichten der südlichen Länder sind entstanden, die in die Industrieländer drängen und bei deren Arbeiterschaft auf ähnliche Abwehr stoßen wie bei den Mittelschichten.

Die heutige Globalisierungskritik beklagt den Verfall von Löhnen im Gefolge der globalen Konkurrenz. Marx würde dazu sagen: Natürlich wird man in einer Konkurrenzsituation den Verfall des höheren Lohnniveaus erleben. Aber der Verfall kann immer nur temporär sein, denn nach einiger Zeit werden sich die Löhne angleichen. Dass die Bourgeoisie ein Interesse an einer möglichst hohen Profitrate hat, erschien Marx kaum kritikabel. Auch die Klage über den Zerfall der sozialstaatlichen Sicherungen würde bei Marx wohl nur auf ein Achselzucken stoßen, denn er würde argumentieren, dass ein Kapitalist naturgemäß Interesse daran haben muss, diese Zusatzkosten zu senken. Die Globalisierung war für Marx kein Prozess, der zu kritisieren, sondern der im Lichte seiner Dialektik zu verstehen war: Der Fortschritt treibt seinen eigenen Untergang hervor, indem er Ideen und Akteure produziert, die fortschrittlicher sind als er. Die Globalisierung wird von der Bourgeoisie in Gang gesetzt, aber die Bourgeoisie wird an ihr zugrunde gehen – und zwar nicht wegen Hybris, sondern weil die ökonomischen Notwendigkeiten sie dahin treiben. Zumindest wenn man Marx folgt, kann die politische Steuerung höchstens beschleunigend oder hemmend wirken, doch ist die Globalisierung letztlich gerade jener „naturläufige Prozess“, den Sahra Wagenknecht bestreitet.

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Man kann insofern gegen die Globalisierung sein – das zu beurteilen ist nicht die Aufgabe eines wissenschaftlichen Artikels –, aber man sollte sich dabei nicht auf Marx berufen. Wer sich auf Marx stützt, muss vielmehr die Globalisierung ausnutzen wollen, weil sie nicht nur das Kapital integriert, sondern auch die Weltgesellschaft. Durch die Globalisierung werden demnach die Widersprüche des industriellen Kapitalismus so weit getrieben, dass er sich selber überlebt. Vielleicht würde man aber, anders als Marx und im Lichte der Erfahrung, dass die Globalisierung von allen genutzt werden kann, nicht die Selbstorganisation des Proletariats als politischer Kraft dagegensetzen, sondern dessen Beweglichkeit als Marktteilnehmer. Auch neue kreative Protestformen weltweit agierender globalisierungskritischer NGOs wie Attac gehören in diesen Zusammenhang – sowie nicht zuletzt die politische und rechtliche Steuerung durch ein sich immer stärker herausbildendes internationales System.

Anmerkungen: 

1 Karl Marx/Friedrich Engels, Manifest der Kommunistischen Partei [1847/48], in: dies., Werke, hg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (im Folgenden: MEW), Bd. 4, Berlin (Ost) 1959, S. 459-493, hier S. 465f.

2 1841 war Lists Hauptwerk Das nationale System der politischen Ökonomie erschienen.

3 „Wilde Spekulation ist Sünde“. Reinhard Marx, 55, Erzbischof von München und Freising, über das Ende des Turbokapitalismus und die Bedeutung von Karl Marx für die Katholische Soziallehre, in: Spiegel, 27.10.2008, S. 170ff. (Interview).

4 Barbara Supp, „Kapital is’ alle“. Ortstermin: Wie der Berliner Dietz Verlag den plötzlichen Ruhm seines Autors Karl Marx verkraftet, in: Spiegel, 23.3.2009, S. 118; jte, Kaffee, Keks und Kapital, in: Tagesspiegel, 12.4.2009, S. 24.

5 https://www.sahra-wagenknecht.de/de/article/208.die-globalisierung-ist-kein-naturlaeufiger-prozess-sie-ist-ergebnis-von-politik.html.

6 http://www.neue-einheit.com/deutsch/bewegung/docs/Rosa%20Luxemburg%20Tage-2002.pdf.

7 Der Artikel basiert auf meinem Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung „Warum Marx? Neue Blicke auf einen einflussreichen Denker“ im Sommersemester 2008 an der Technischen Universität Berlin. Diese Vorlesung ist ihrerseits einer von vielen Belegen für das erneuerte Marx-Interesse.

8 Vgl. Clemens Zimmermann, Die Zeit der Metropolen. Urbanisierung und Großstadtentwicklung, Frankfurt a.M. 1996, S. 39-71.

9 Wolfgang Schieder, Karl Marx als Politiker, München 1991, S. 55-67.

10 Friedrich Engels, Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie [1843/44], in: MEW, Bd. 1, Berlin (Ost) 1972, S. 499-524, hier S. 504.

11 Karl Marx, Rede über die Frage des Freihandels [1848], in: MEW, Bd. 4 (Anm. 1), S. 444-458. Vgl. dazu Frank Trentmann, Free Trade Nation. Commerce, Consumption, and Civil Society in Modern Britain, Oxford 2008.

12 Karl Marx/Friedrich Engels, Die deutsche Ideologie [1845/46], in: MEW, Bd. 3, Berlin (Ost) 1959, S. 9-530, hier S. 60.

13 Dies., Manifest der Kommunistischen Partei (Anm. 1), S. 467.

14 Ebd., S. 471.

15 Ebd., S. 473.

16 Leider ist der größte Teil der historisch-kritischen Ausgabe des „Kapitals“ noch zu DDR-Zeiten am Institut für Marxismus-Leninismus erschienen und deshalb für heutige Fragen nicht wirklich hilfreich. Karl Marx/Friedrich Engels, Gesamtausgabe (MEGA), Zweite Abteilung: „Das Kapital“ und Vorarbeiten, Berlin 1976ff.

17 Karl Marx, Das Kapital, Bd. 1: Der Produktionsprozeß des Kapitals [1867] (= MEW, Bd. 23), Berlin (Ost) 1962, S. 54f.

18 Ebd., S. 184-190.

19 Ebd., S. 207-210.

20 Ebd., S. 223.

21 Ebd., S. 650-653.

22 Ders., Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie, Bd. 3: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion [1894, hg. von Friedrich Engels] (= MEW, Bd. 25), Berlin (Ost) 1964, S. 221-277.

23 Ders., Das Kapital, Bd. 1 (Anm. 17), S. 654.

24 Ebd., S. 661.

25 Ders., Das Kapital, Bd. 3 (Anm. 22), S. 266.

26 Friedrich Engels, Zur Lage der arbeitenden Klasse in England. Vorwort zur deutschen Ausgabe [1892], in: MEW, Bd. 2, Berlin (Ost) 1959, S. 637-650, hier S. 647 (dortige Hervorhebung).

27 Hierzu einführend: Peter E. Fäßler, Globalisierung. Ein historisches Kompendium, Köln 2007.

28 Vgl. Martin H. Geyer, One Language for the World. The Metric System, International Coinage and the Rise of Internationalism 1850–1900, in: ders./Johannes Paulmann (Hg.), The Mechanics of Internationalism in the Nineteenth Century, Oxford 2001, S. 55-92.

29 Die folgenden Zahlen nach Cornelius Torp, Die Herausforderung der Globalisierung. Wirtschaft und Politik in Deutschland 1860–1914, Göttingen 2005, S. 30ff.

30 Vgl. Klaus J. Bade, Europa in Bewegung. Migration vom späten 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart, München 2000.

31 Vgl. Dirk Hoerder (Hg.), Labor Migration in the Atlantic Economies. The European and North American Working Classes during the Period of Industrialization, Westport 1985.

32 Hierzu, für (West-)Europa: Gerold Ambrosius, Wirtschaftsraum Europa. Vom Ende der Nationalökonomien, Frankfurt a.M. 1996.

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