- Umwelt und Tourismus auf der Tagesordnung der spanischen Politik
- Tourismuskritik von unten: Mallorca und die Folgen des Massentourismus
- Die Politisierung der Tourismuskritik an der Costa Brava
- Fazit: Spanien als »Strand Europas«
Der Massentourismus stellt neben Migration und Berufspendelverkehr eine der wirkmächtigsten Formen moderner Mobilität in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dar.[1] Die mit dem Massentourismus einhergehende Vergrößerung des Mobilitätsradius und die Erweiterung des Erfahrungshorizontes für breite Bevölkerungsschichten in Westeuropa nach dem Zweiten Weltkrieg sind historisch einmalig. Kaum eine Region der Welt veränderte der internationale Massentourismus so stark wie die Mittelmeerküsten. In Spanien zeigten sich die Folgen des zunehmenden Tourismus erstmals in den 1950er-, verstärkt dann in den 1960er- und 1970er-Jahren. So entwickelte sich der Tourismus in den spanischen Küstenregionen, auf den Balearen und den Kanarischen Inseln zum Kernelement regionaler und lokaler Wirtschaftsstrukturen. Dank des ökonomischen Aufschwungs, der mit dem Tourismus verbunden war, hatten die Küsten auch für Binnenmigranten eine enorme Anziehungskraft. Zudem wurden traditionelle Kulturelemente, etwa der Stierkampf oder der Flamenco, kommodifiziert und den Touristen gegenüber als exotische Reize der Urlaubsorte vermarktet. Es entstanden ferner bereits unter dem Franco-Regime neue Freiheiten und Moralvorstellungen in der Bevölkerung.[2]
Neben den sozialstrukturellen, wirtschaftlichen und kulturellen Auswirkungen des Tourismus müssen noch weitere Aspekte genannt werden: die landschaftlichen und ökologischen Folgen sowie die damit einhergehenden gesellschaftlichen Herausforderungen. Durch den Massentourismus wandelte sich das Aussehen der Küstenlandschaften grundlegend. Die Veränderungen zeigten sich an der Oberflächenstruktur genauso wie an den ökologischen Bedingungen. So verschlechterte sich die Wasserqualität in den Küstengewässern der Touristengegenden, und die Artenvielfalt an Land und im Meer nahm ab. Im Folgenden wird untersucht, wie die spanische Gesellschaft diese Prozesse der Umweltzerstörung und -verschmutzung wahrnahm und wie sie darauf reagierte. Anfang der 1970er-Jahre begannen Politiker auf der nationalen, aber auch der regionalen und lokalen Ebene sowie Umweltgruppen und Bürgerinitiativen den Zusammenhang von Umwelt und Tourismus zu diskutieren. Dabei veränderten sich politische Entscheidungen sowie lokale Einstellungen gegenüber Tourismus, Landschaft und Umwelt massiv.
Warum kam es in den frühen 1970er-Jahren zu einer wachsenden Kritik am spanischen Modell des Massentourismus, und welche sozialen Gruppen waren an den Aushandlungsprozessen beteiligt? Auf welche Argumentationsstrategien stützten sich die Kritiker, und welche Folgen hatte diese Infragestellung des Paradigmas »Wohlstand durch Tourismus«[3] in Spanien? Damit wird untersucht, wie sich in den 1970er-Jahren eine kritische Haltung zum Tourismus herausbildete, die sich grundlegend von der herrschenden Meinung der 1960er-Jahre unterschied, als in den Urlaubsgegenden der Costa Brava, auf Mallorca und der Costa del Sol – den Regionen mit den höchsten Besucherzahlen innerhalb Spaniens – Tourismus überwiegend positiv konnotiert gewesen war, abgesehen von der Kritik einiger Kirchenvertreter wegen der sich wandelnden Moralvorstellungen. An den Tourismus hatten sich damals Fortschrittshoffnungen geknüpft, die zumindest soweit erfüllt worden waren, dass größere Teile der spanischen Bevölkerung die Präsenz ausländischer Touristen als Ursache für den eigenen wirtschaftlichen Aufstieg sahen.
Die Geschichte des Tourismus ist bisher überwiegend aus der Perspektive der Touristen selbst geschrieben worden, gestützt auf deren Vorstellungen, Praktiken und Erinnerungen.[4] Dieser Beitrag nähert sich dem Untersuchungsfeld aus der entgegengesetzten Perspektive. Im Zentrum stehen die »Bereisten«; es wird gefragt, wie bestimmte soziale Gruppen in den Urlaubsregionen das Phänomen Tourismus wahrnahmen und wie sie sich dazu positionierten. Die Tourismusgeschichte hat solche Zugänge bisher erst selten verfolgt und insbesondere umweltgeschichtliche Aspekte noch kaum einbezogen. Studien zum Alpenraum haben die Einrichtung und Wahrnehmung von Aufstiegshilfen als touristische Infrastrukturen analysiert.[5] Andere Autoren erforschten, wie das »1950er Syndrom«, also der schnelle Anstieg des Verbrauchs fossiler Energieträger, die Zunahme der Massenmotorisierung und die Herausbildung der Konsumgesellschaft, in touristisch erschlossenen Alpentälern wahrgenommen wurde.[6] Jüngere Arbeiten legten den Fokus auf die Frage, wie Touristen, Einheimische und Experten gemeinsam neue touristische Landschaften hervorbrachten – und mit welchen Konflikten dies einherging.[7] Der vorliegende Beitrag knüpft an derartige Studien an; er verbindet somit Tourismus- und Umweltgeschichte.
Die Tatsache, dass sich gerade in den frühen 1970er-Jahren die Kritik am Konzept des Massentourismus und seinen Umweltauswirkungen in Spanien ausbreitete, macht das Thema anschlussfähig an generelle Fragen der europäischen Zeitgeschichte. Neuerdings ist vielfach diskutiert worden, inwiefern der Beginn der 1970er-Jahre und insbesondere der Ölpreisschock von 1973 eine Zäsur markieren. So war die Rede von einer Zeit »nach dem Boom« bzw. einem »Strukturbruch«,[8] dem Ende des »Goldenen Zeitalters«[9] oder dem Ende der »Hochmoderne«.[10] Mittlerweile haben Historikerinnen und Historiker die Bedeutung dieser Zeit als Umbruchphase relativiert und die Gültigkeit solcher Thesen auf bestimmte gesellschaftliche Bereiche eingeschränkt.[11] Frank Bösch argumentierte jüngst, dass in den Bereichen Konsum und kultureller Wandel »Trends der 1960er Jahre […] allenfalls kurzfristig 1973 unterbrochen« worden seien.[12] Speziell für den Tourismus hat Sina Fabian gezeigt, dass aus der Perspektive der Reisenden, also bei der Inanspruchnahme touristischer Angebote, von einer robusten Kontinuität über die 1970er-Jahre hinweg zu sprechen ist.[13] Bezeichnenderweise erlebte gerade die Flugpauschalreise ihre Boom-Phase in einer Zeit, als zugleich über Ölknappheit und zur Neige gehende Ressourcen diskutiert wurde. Ausgehend von der Nachfrageseite, also den Touristen, bietet es sich an, bei der Erklärung dieser Kontinuität auch die Perspektive der »Bereisten« heranzuziehen. Mithin ist aus Sicht der Urlaubsregionen ebenfalls zu fragen, ob die 1970er-Jahre eine Zäsur darstellten oder vielmehr von Kontinuität geprägt waren. Die spanischen Küstenregionen eignen sich somit dafür, europäische »Meistererzählungen« auf ihre Tragfähigkeit zu überprüfen. Der Beitrag argumentiert, dass solche übergreifenden Thesen nicht nur innerhalb Europas national differenziert[14] und von den »Ränder[n] der Moderne«[15] her überprüft werden sollten. Erst wenn die lokale und die regionale Ebene analysiert werden, lässt sich bestimmen, wie heterogen die gesellschaftlichen Entwicklungen innerhalb eines Landes abliefen. Dabei stellt der Beitrag besonders heraus, dass die untersuchten Akteure auf der lokalen und regionalen Ebene mit den Auswirkungen des Massentourismus konfrontiert waren und in der Auseinandersetzung mit ihnen eine Form fanden, die von gesamteuropäischen Diskursen nicht unbeeinflusst war.
Der Aufsatz gliedert sich in drei Teile, um die Fragen nach Kontinuität und Wandel genauso zu beantworten wie diejenigen nach den wahrgenommenen landschaftlichen und ökologischen Veränderungen sowie den daraus abgeleiteten Reaktionen. Im ersten Teil wird analysiert, wie staatliche Akteure die Auswirkungen des massenhaften Reisens für Landschaft und Umwelt auf die politische Agenda setzten. Im zweiten und dritten Teil wird anhand von Fallbeispielen (Mallorca und Costa Brava) diskutiert, inwiefern regional und lokal agierende Bürgerinitiativen, Umwelt- bzw. Naturschutzgruppen zum Tourismus Stellung nahmen. Abschließend wird gefragt, wie erfolgreich diese Kritik am Massentourismus war.
Die Quellenbasis stammt aus spanischen Lokal- und Regionalarchiven in Katalonien und auf Mallorca sowie dem spanischen Verwaltungsarchiv (Archivo General de la Administración, Alcalá de Henares). Ebenso herangezogen wird die Überlieferung spanischer Umweltbewegungen und tourismuskritischer Bürgerinitiativen. Ergänzend bilden Zeitungsartikel einen wichtigen Quellenbestand, mit dem sich insbesondere die öffentliche Resonanz und Verbreitung der zunehmenden ökologischen Kritik am Massentourismus nachvollziehen lassen.
1. Umwelt und Tourismus
auf der Tagesordnung der spanischen Politik
In den frühen 1970er-Jahren, als Spanien in internationale Organisationen eingebunden wurde, begannen sich Teile des franquistischen Regimes öffentlich mit Umweltfragen zu beschäftigen. Spanische Politiker kamen etwa durch ihre Mitarbeit in der OECD mit Aspekten der internationalen Umweltpolitik in Kontakt.[16] In erster Linie griff das 1951 gegründete Ministerium für Information und Tourismus die Ansätze einer internationalen Umweltpolitik auf; allerdings wurde dort keine spezielle Abteilung für Umweltfragen eingerichtet. Vertreter des Ministeriums sahen in der fortschreitenden Umweltzerstörung im Allgemeinen und besonders in der zunehmenden Verschmutzung des Mittelmeeres eine Gefahr für den Tourismus in Spanien. Ausgehend von dieser Sorge organisierte das Ministerium 1972 in Madrid einen Kongress zum Thema Ökologie und Tourismus im Mittelmeerraum.[17]
Die Veranstaltung war insofern ein Novum, als sich zum ersten Mal die Vertreter der wichtigsten Urlaubsländer rund um das Mittelmeer trafen, um über die umweltschädlichen Auswirkungen des Tourismus zu beraten. Sie zogen einige Schlussfolgerungen, mit welchen Maßnahmen sich der Tourismus umweltverträglicher gestalten lasse, um so die Zukunft der spanischen Tourismusregionen zu sichern. Die Verantwortlichen innerhalb des Ministeriums vertraten dabei eine instrumentelle Sicht auf das, was sie nun neu mit dem Begriff Umwelt (medio ambiente) bezeichneten. Die Umwelt sollte ihrer Ansicht nach insoweit geschützt werden, dass – im Sinne der Dialektik des Tourismus – einerseits stets ausreichend intakte Landschaften Bestand haben sollten, um den Zustrom von Touristen zu garantieren; andererseits dürften aber eine weitere gesellschaftliche Entwicklung und ein wirtschaftlicher Aufschwung nicht beschränkt werden. In der Eröffnungsrede zum Kongress betonte der spanische Minister für Information und Tourismus Alfredo Sánchez Bella folglich: »Es ist notwendig, dass wir eine klare Bilanz der in den letzten Jahren begangenen Fehler ziehen, und wir müssen uns dafür entscheiden, diesen Fehlern Einhalt zu gebieten und sie so weit wie möglich wieder zu beheben. Aber es ist ebenso notwendig, dass wir nicht dieser apokalyptischen Versuchung erliegen, dass wir uns nicht dieser Explosion kollektiver Hysterie anschließen, dieser Unverantwortlichkeit, mit der man in unglücklicher Häufigkeit dieses Thema behandelt. Wir können nicht daran denken, den Fortschritt zu exkommunizieren. Unter anderem deshalb nicht, weil wir glauben, dass ohne Wirtschaftswachstum die Umwelt niemals geschützt werden wird, da das demographische Wachstum in jedem Fall fortschreiten wird.«[18]
Die Rede des Ministers verweist auf zwei Kernaussagen. Erstens war aus der Sicht spanischer Politiker der Tourismus – und das hieß in erster Linie der ausländische Massentourismus – an Konzepte von Fortschritt und Entwicklung gekoppelt. Der Tourismus galt für die Vertreter des Ministeriums, aber auch für zahlreiche Bürgermeister und hohe Verwaltungsbeamte in den touristischen Regionen an der Mittelmeerküste als eben jenes Instrument, das Wachstum generierte und aufrechterhielt. Zweitens stufte das Ministerium die Umwelt als eine Art Ressource für den Tourismus ein.[19] Umwelt war damit die Basis und der Tourismus das Mittel, um zukünftigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritt zu erreichen. Deshalb dürfe der Tourismus nicht zu stark behindert werden. Dieser Zusammenhang war für das Franco-Regime so bedeutsam, weil es seine Legitimität seit den späten 1950er-Jahren aus dem Wirtschaftswachstum und dem steigenden Wohlstand der spanischen Bevölkerung schöpfte. Beides stand in direkter Beziehung zum Tourismus, der Devisen ins Land brachte. Hätten verschärfte Umweltgesetze das Wachstum der Tourismuswirtschaft behindert, dann wären diese Devisen ausgeblieben, was wiederum den Herrschaftsanspruch des Franco-Regimes unterminiert hätte. Das Dilemma für die Franquisten bestand also darin, Umweltschutzmaßnahmen durchsetzen zu müssen, die die Attraktivität Spaniens als Reiseziel erhielten, ohne den Tourismus allzu sehr einzuschränken. Schließlich hatte der 1972 durchgeführte Kongress gezeigt, dass der Tourismus enorm zur Verschmutzung des Mittelmeeres und zur Zerstörung der Küsten beitrug. Der Tourismus war also nicht nur Opfer der Umweltverschmutzung, sondern zugleich ihr Verursacher.
Nach Ansicht des Ministers für Tourismus ließ sich diese Herausforderung lösen, indem Umweltschutzmaßnahmen nur in sehr eingeschränktem Maße überhaupt beschlossen würden. Demgegenüber genieße es Priorität, den weiteren wirtschaftlichen Aufschwung sicherzustellen. Das spanische Regime wählte daher ab 1972 eine energische Infrastrukturpolitik, die sich darauf konzentrierte, die Verschmutzung des Mittelmeeres durch Abwasser aus Tourismusanlagen zu begrenzen.[20] Zudem wurden strengere Auflagen hinsichtlich der Neueröffnung von Hotels formuliert.[21] Diese Maßnahmen sollten die weitere Expansion des Tourismus aber keinesfalls behindern. Die spanische Regierung beabsichtigte mit den gesetzlichen Vorgaben lediglich, die Allokation neuer Tourismusanlagen zu steuern und so die Folgen für Landschaft und Umwelt zu reduzieren.[22] Inwieweit die neuen Vorgaben tatsächlich umgesetzt wurden, ist schwierig zu beantworten. Zwar gab es im Zuge der Baugenehmigungsprüfungen durchaus Kontrollen, welche die Einhaltung der Anforderungen bestätigen sollten. In der Realität wurden die Genehmigungen jedoch so gut wie immer erteilt.[23] Damit gingen die Probleme, wie andere Quellen zeigen, nicht zurück.[24] Demnach scheinen die zuständigen Behörden mit den Kontrollen erstens überfordert gewesen zu sein. Zweitens bleibt zu vermuten, dass die Verwaltung die Umweltfrage auch nicht allzu ernst nahm. Drittens sind Fälle von Korruption nicht auszuschließen, selbst wenn der Nachweis kaum möglich ist.[25]
2. Tourismuskritik von unten:
Mallorca und die Folgen des Massentourismus
Nicht nur auf der Ebene nationaler Politik setzte in den frühen 1970er-Jahren eine Diskussion der Zusammenhänge zwischen Umwelt und Tourismus ein. Auch in den Tourismusgebieten entwickelten zivilgesellschaftliche Akteure vornehmlich auf lokaler und regionaler Ebene beobachtete, aber im Bewusstsein globaler Zusammenhänge gedachte Problemhorizonte. Diesen Gruppen kam zugute, dass Umweltverschmutzung zu Beginn der 1970er-Jahre als verhandeltes Thema Konjunktur hatte. Allerdings unterschieden sich die Antworten der zivilgesellschaftlichen Akteure auf die Frage, wie der Umweltverschmutzung Einhalt geboten werden könne, von jenen der spanischen Tourismuspolitiker. So bildete sich auf Mallorca seit den frühen 1970er-Jahren eine Gruppe heraus, die der Umwelt einen Eigenwert zuschrieb und deshalb für deren Schutz sowie für die Begrenzung des menschlichen Ressourcenverbrauchs eintrat. Ihre Bemühungen konzentrierten sich auf einzelne Landschaften und Biotope, die durch den Tourismus bedroht erschienen. Später verbreiterten sich ihre spezifischen Einwände zu einer fundamentaleren Tourismuskritik. Den Hintergrund bildete die seit Ende der 1950er-Jahre stetig ansteigende Zahl von Touristen auf der Insel, die 1973 mit ca. 2,8 Millionen Urlaubern einen vorläufigen Höhepunkt erreichte.[26] Der Anstieg der Touristenzahlen ging mit einer intensiven Bebauung der Küsten mit Hotels und später mit Apartmentanlagen einher, welche die Landschaft tiefgreifend veränderte.
Auf Mallorca gab es die früheste Kritik an der touristischen Entwicklung, die sich aus ökologischen und naturschutzbezogenen Motiven speiste.[27] Dort publizierte eine Gruppe von Studenten seit 1971 regelmäßig in der auflagenstarken Tageszeitung »Diario de Mallorca« auf einer Sonderseite mit dem Titel »Defensa de la Naturaleza« (»Verteidigung der Natur«). Schon bald organisierte sich die Gruppe in einem Verein, der 1973 als »Grup d’Ornitología Balear« (GOB, »Ornithologische Gruppe der Balearen«) offiziell gegründet wurde.[28] Wie der Name des Vereins verrät, sammelten sich in ihm zunächst vor allem Vogelfreunde und Biologiestudenten, die sich für die wissenschaftliche Erforschung von Vögeln interessierten. Die Mitglieder des Vereins stammten aus der bürgerlichen Mittelschicht und lebten überwiegend in Palma de Mallorca, der Hauptstadt der Balearen. Studenten stellten in dem Verein die größte Gruppe, gefolgt von Angestellten und Lehrern. In der Tourismusbranche arbeitete anfangs keines der Vereinsmitglieder. Die Mitgliederzahl stieg von 16 im Gründungsjahr auf 131 im Jahr 1975 und bis zum Ende des Jahrzehnts auf 576.[29]
Die Gruppe rezipierte die in dieser Zeit weltweit zirkulierenden Schriften zu Umweltschäden und drohender Überbevölkerung der Erde. Außerdem stand sie in Kontakt mit Tier- und Naturschutzorganisationen wie dem WWF. In der ersten Ausgabe des Vereinsorgans »Aegypius. Boletín Informativo del Grupo de Ornitología Balear« publizierte die Gruppe die Übersetzung einer Rede des Sekretärs des WWF International, Paul Geroudet, die sich dezidiert mit dem Verhältnis zwischen Tourismus und Umwelt auseinandersetzte: »Im Laufe der letzten Jahrzehnte haben die Karawanen gen Mittelmeer eine tiefe Veränderung der Küstengebiete verursacht. Örtlich beunruhigen wegen ihrer Expansion die industriellen Entwicklungen und die städtischen Konzentrationen. Fast überall werden durch die steigende Nachfrage nach Stränden, Campingplätzen, Ferienhäusern und touristischen Anlagen die natürlichen Räume in Beschlag genommen und zerstört.« Diese Entwicklung, so Geroudet weiter, führe zu einer massiven Verschmutzung des Meeres, zum Aussterben von Arten und zu tiefen Eingriffen in die Landschaft: »[…] die natürliche Umwelt verwandelt sich in etwas Künstliches und verliert mit Sicherheit ihre Schönheit.«[30] Der Tourismus wurde folglich zum Hauptverursacher der Umweltzerstörung und damit zum Hauptfeind der Umwelt bzw. der Natur im Mittelmeerraum erklärt. Beeinflusst worden war der GOB auch durch Publikationen wie Rachel Carsons »Silent Spring« (1962) oder den Meadows-Report (1972).[31] Doch anders als die spanischen Tourismuspolitiker, die in erster Linie über die internationalen Organisationen mit Umweltfragen in Kontakt gekommen waren, hatten lokal und regional wahrgenommene Probleme, die zum Großteil durch den Tourismus ausgelöst worden waren, die Organisation und das gesellschaftliche Engagement der Natur- und Umweltschutzgruppen auf Mallorca entstehen lassen. Perzeptionen im Nahbereich und global zirkulierende Deutungsmuster verknüpften sich somit. Der GOB »lokalisierte« gewissermaßen den globalen Umweltdiskurs und stellte zugleich die örtlichen Entwicklungen in einen größeren Kontext.
Die Rede des WWF-Sekretärs liest sich aus dieser Perspektive wie eine Blaupause, die die in Spanien aufkeimende Umwelt- und Naturschutzbewegung in den Folgejahren umzusetzen versuchte. Das geschah stets mit Bezug auf den lokalen bzw. regionalen Zusammenhang.[32] Bereits in der zitierten Rede wies der WWF-Sekretär auf die Bedrohung wichtiger Biotope hin, wie die besonders für Vögel wichtigen Feuchtgebiete im Mittelmeerraum. Anfang der 1970er-Jahre gingen die auf Mallorca voranschreitende Urbanisierung und der damit verbundene Flächenverbrauch zu Lasten von Feuchtgebieten, die als Nistplätze für einheimische Vögel und als Rastplätze für Zugvögel eine zentrale Rolle spielten. Gerade diese Räume rückten infolgedessen als erste in den Fokus von Schutzbemühungen, Pressekampagnen und Protestaktionen.
Zum symbolträchtigsten und für die Gruppe wohl wichtigsten Konflikt entwickelte sich die 1971 initiierte und jahrelang anhaltende Kampagne gegen die Bebauung der Albufera von Alcúdia im Nordosten Mallorcas. Aus der Perspektive der damaligen Akteure war die Albufera deshalb so zentral, weil sie dem ursprünglichen Vogelschutz-Interesse der Gruppe am nächsten kam. Schon die frühesten Publikationen des GOB erläuterten die ökologische Bedeutung der Albufera und thematisierten dabei auch deren Bedrohung. So stellte Miquel Rayó Ferrer, Student und einer der Gründer des GOB, 1972 in einem Zeitungsartikel die rhetorische Frage: »Wie können wir Mallorquiner, die Besitzer eines solchen Ortes, zustimmen, dass dieser uns unwiederbringlich zerstört wird? […] Wo noch bis vor kurzem eine großartige Lagune oder eine weite Zone voller Schilf bestand, das vor Leben nur so strotzte, existiert heute ein ›adäquates‹ Grundstück für seine Prostitution, indem man darauf ein Hotel, einen Apartmentblock etc. baut […].«[33] Ein Jahr später hieß es in einem Artikel unter der Überschrift »Die Erschließungsprojekte [urbanizaciones] als Plage«: »Es sind die berüchtigten Erschließungsprojekte, Hotels und alles, was damit zusammenhängt, die den Rückgang der Vogelpopulationen auf Mallorca verursachen.«[34] Derartige Projekte wurden somit als generelle Gefahr für die Umwelt der Insel ausgemacht.
Der Ansatz, die Bevölkerung zunächst über Pressekampagnen und später in Protestaktionen für den Natur- und Umweltschutz zu sensibilisieren,[35] war in dieser Hinsicht auch ein Versuch, eine spezifische Projektion auf die Landschaft, eine zu Fortschritt, Entwicklung und Tourismus alternative imaginary landscape[36] zu entwerfen und diese Position mehrheitsfähig zu machen. Der Tourismus wurde damit als Initiator von Veränderungen wahrgenommen, die den vom GOB ausgemachten typischen Charakter der Insel verschwinden ließen. Der Tourismus bedrohe also nicht nur die Umwelt bzw. die Natur – vielmehr zerstöre er die Landschaft und verändere Mallorca so insgesamt. Diese Argumentationslinie verfolgten die Vertreter der Umweltbewegung in ihren öffentlichen Stellungnahmen, wie im »Diario de Mallorca« vom Oktober 1976: »Des Öfteren hat man darüber nachgedacht, was gewesen wäre, wenn es die urbanizadores nicht gegeben hätte. Wir – der Mensch und die Welt der Tiere – hätten ein viel ruhigeres Leben geführt. Urbanisator ist in den meisten Fällen ein Synonym für einen Spekulanten, so wie Agonie ein Synonym für Kampf ist. Und über das Fleisch der Balearen ist diese Plage besonders hergefallen. So sehr, dass unser Gesicht, unser Bild sich verwandelt haben.«[37]
Der Tourismus in Gestalt der urbanizadores,[38] die in der Regel mit ausländischem Kapital agierten, störte aus der Perspektive der Umweltbewegung die Harmonie zwischen Mensch und Natur, die vor der Ankunft des Massentourismus auf der Insel bestanden habe. Die Kritiker betonten damit, dass der Tourismus die lokalen Räume – die Chiffren von Heimat und regionaler Identität – bedrohe, da diese Räume zunehmend auf die Bedürfnisse ausländischer Touristen und Investoren zugeschnitten würden. Ganze Landstriche würden ihren bisherigen Charakter verlieren und sich in austauschbare Orte des Massentourismus verwandeln. Demgegenüber hatten aus der Perspektive der Umweltbewegung naturbelassene, unbebaute Landschaften eine wichtige Funktion als heimatliche Räume. Diese Landschaften waren für die Kritiker Räume, in denen das ursprüngliche Mallorca wiedererkannt werden könne. Die Argumentation, die die aus der Sicht der Umweltbewegung negativen Effekte nicht nur auf naturräumliche Begebenheiten, sondern zugleich auf Identitätsmuster der Landschaften betonte, war eine Framing-Strategie,[39] mit der die Naturschutzgruppe auch Unterstützer jenseits ihrer Mitglieder zu erreichen hoffte. Erfolge konnte der Verein erst deutlich zeitversetzt zum Beginn seiner Proteste verzeichnen: In den 1980er-Jahren stellte die Regierung der Balearen viele der von der Gruppe geforderten Gebiete unter Schutz und erkannte damit deren Forderungen an.[40]
3. Die Politisierung der Tourismuskritik an der Costa Brava
Der Protest gegen den weiteren Ausbau des Tourismus setzte an der Costa Brava, im Nordosten der spanischen Mittelmeerküste, etwas später ein als auf Mallorca. Erst nach dem Tode Francos 1975 traten hier Naturschutzgruppen hervor, um neue Tourismusprojekte zu verhindern. Mit der politischen Wende wurden zugleich neue Protestformen möglich. Eine Gruppe von Naturschützern erprobte diese, als in Castelló d’Empuries mit dem Bau des touristischen Mega-Projekts »Port Llevant« begonnen wurde. Aus dem 1974 eingereichten Bauantrag geht hervor, dass es sich bei der geplanten Apartment- und Ferienhausanlage um ein Projekt handelte, das in erster Linie ein gehobenes Touristen-Klientel anziehen sollte. Die Anlage sollte eine Fläche von 525 Hektar umfassen und bis zu 60.000 Urlaubern in Hotels, Ferienwohnungen und Zweitwohnsitzen Platz bieten. Ein Netz von Kanälen sollte zwischen die Wohnanlagen gezogen werden, damit an jedem Ferienhaus direkt mit einer Yacht oder einem Sportboot angelegt werden könne. Dabei betonten die Bauherren in den Plänen, sich mit der architektonisch-ästhetischen Qualität der Anlage von den bisherigen »Betonburgen« absetzen und stärker lokale Traditionen in die Gesamtgestaltung einfließen lassen zu wollen.[41]
Zwischen 1975 und Anfang 1977 fanden die Vorbereitungen für die Bauarbeiten statt. Bereits kurz nach dem ersten Spatenstich kam es zu Protesten, bei denen eine Gruppe um den Biologiestudenten Jordi Sargatal prominent in Erscheinung trat. Ihre Mitglieder befürchteten, dass die mit dem Projekt einhergehende Landschaftsveränderung ein ökologisch wichtiges Biotop zerstören werde. Rechtlich gesehen gab es zunächst keine Aussicht auf einen Einspruch gegen den Baubeginn. Daher entschloss sich die Gruppe um Sargatal im Mai 1977, die Baustelle zu besetzen, um so die Arbeiten zu stoppen.[42] Die nur aus wenigen Personen bestehende Gruppe, die sich überwiegend aus Studenten und jungen Akademikern zusammensetzte, betonte, wie ökologisch wertvoll das nun Aiguamolls genannte Gebiet sei. Das Feuchtgebiet diente, ähnlich wie die Albufera von Alcúdia auf Mallorca, unzähligen Zugvögeln und heimischen Vögeln als Brutgebiet. Für den Biologiestudenten Sargatal und seine Unterstützer waren die Aiguamolls zugleich ein wichtiger Raum, den sie für vogelkundliche Exkursionen nutzten und der für sie zu einem gemeinsamen Erfahrungsraum wurde, über den sie ihren Zusammenhalt definierten.[43] Durch Kundgebungen[44] und Veranstaltungen wie ein Fest, mehrere Ausstellungen[45] und eine Tagung[46] verfolgten die Gruppe und ihr weiteres Umfeld zwei Ziele. Erstens sollten die Bewohner der umliegenden Gemeinden auf ihre Seite gezogen werden. Zweitens wollten sie die politischen Repräsentanten vor Ort und auf Provinzebene dazu bringen, sich gegen den Bau einzusetzen.
Die Protestgruppe rechnete dabei mit enormen Widerständen, schließlich hatte die Gemeindeverwaltung den Bebauungsplan ohne Einwände genehmigt. Im Vordergrund der Argumentation der Gruppe, die eher eine Bürgerinitiative als ein straff organisierter Verein war, stand das Argument des ökologischen Werts der Aiguamolls, den es zu schützen gelte. Die Gruppe diskutierte aber auch die Frage, inwiefern Landschaftsveränderungen durch Bauprojekte hingenommen werden sollten, die dem Tourismus dienten. Denn so entstünden artifizielle Räume speziell für den ausländischen Massentourismus.[47]
Wie beim Protest gegen den weiteren Ausbau des Mallorca-Tourismus spielte die Funktion der umkämpften Landschaften für die regionale Identität als Framing-Strategie auch an der Costa Brava eine zentrale Rolle. Im Unterschied zum GOB auf Mallorca argumentierte die Initiative gegen die Bebauung der Aiguamolls jedoch nicht nur mit dem Widerspruch zwischen Tourismus und Heimat, sondern kritisierte auch das Verhältnis zwischen der Zentralregierung in Madrid und den Regionen an der spanischen Peripherie. In der Zeit des Übergangs von der Diktatur zur Demokratie in den Jahren 1975 bis 1983 wurde nicht zuletzt die politische Ordnung Spaniens als Zentralstaat, wie sie Franco durchgesetzt hatte, in Frage gestellt. Am Ende stand eine neue Ordnung der Comunidades Autónomas, die den spanischen Regionen weitreichende Befugnisse einräumte. Diese Auseinandersetzung machte sich die Protestgruppe an der Costa Brava zunutze und stellte sich dabei eindeutig an die Seite derjenigen, die für eine weitgehende Autonomie der Region Katalonien eintraten. Damit war der Konflikt um den weiteren Ausbau des Tourismus zugleich ein Streit über den Einfluss Madrids in Katalonien und über die Frage, welcher politischen Institution die Kompetenz zukommen sollte, umfangreiche Bauprojekte für den Tourismus zu genehmigen oder abzulehnen.
So machte die Protestgruppe immer wieder auf die aus ihrer Sicht schädliche Einflussnahme Madrids aufmerksam. Sie versuchte dem Zentralismus eine katalanische, zugleich demokratisch legitimierte Entscheidungsinstanz auf regionaler Ebene entgegenzusetzen. Für Fragen der Tourismusplanung sollte die Generalitat zuständig sein, also die 1977 wieder gegründete katalanische Autonomieregierung. Sie müsse garantieren, dass die von Katalanen für wichtig erachteten Landschaften und ökologisch zentralen Gebiete geschützt würden.[48] Dabei war es für die Akteure vor Ort selbstverständlich, sich offen zum katalanischen Nationalismus zu bekennen: Sie sangen auf Protestveranstaltungen regelmäßig die katalanische Nationalhymne »Els segadors«[49] und bezeichneten die Aiguamolls als eine typisch katalanische Landschaft,[50] mit der die Katalanen angeblich seit Jahrhunderten harmonisch in Einklang gelebt hätten.[51] Die Protestgruppe sagte deshalb über den Konflikt: »Wir kämpfen dafür, eine Erinnerung und eine Hoffnung zu retten.«[52] Das daraus abgeleitete Narrativ besagte, dass erst der Tourismus als transnationale Strömung durch Förderung der Zentralregierung in Madrid unter dem Franco-Regime dafür gesorgt habe, diese Harmonie zu zerbrechen. Dadurch sei die Landschaft weniger katalanisch geworden, als sie es zuvor gewesen sei.[53]
Die Lebens- und Produktionsweise, die das touristische Raumregime vorgegeben und der katalanischen Bevölkerung in den Touristengebieten gewissermaßen aufgezwungen habe, resultiere aus dem Paradigma »Wohlstand durch Massentourismus«. Die lokalen und regionalen Protestgruppen, allen voran die Gruppe, die die Aiguamolls besetzt hatte, erklärten die in Madrid entwickelten wirtschaftlichen Ziele als fremd und unpassend für Katalonien. Das auf den Tourismus gestützte Fortschrittsmodell führte aus ihrer Sicht zu einer immer stärkeren Entfremdung von einem angeblichen »Katalanentum«. So hieß es in einem Gutachten, das die Protestgruppe gegen die Bebauung der Aiguamolls 1977 verfasste, dass der Massentourismus und die Arbeit im Tourismussektor »vollkommen fremdartig für die Persönlichkeit unseres Volkes« seien.[54] Wären alle Investitionen, die zuvor für den Massentourismus getätigt wurden, in die Landwirtschaft, die Fischerei, die Industrie und einen behutsameren Tourismus geflossen, hätte man nun eine Situation, die »blühender und mehr im Einklang mit unserer Form zu leben« wäre.[55]
Es ging hier also nicht nur darum, ein relativ genau eingegrenztes Gebiet mit einem bestimmten ökologischen Wert vor dem Tourismus zu schützen. Vielmehr war der Protest gegen den Ausbau des Tourismus an dieser Stelle auch eine Absage an weitere Expansionsbemühungen für den Tourismus an der Costa Brava generell. In den Augen der Protestgruppe bildeten das Franco-Regime, die Unternehmer und die ausländischen Geldgeber eine Interessengemeinschaft, die für eine einseitige Ausrichtung auf den Massentourismus verantwortlich sei. Dabei sei zum einen die Natur den Fortschritts- und Modernisierungsvorstellungen dieser Gruppen zum Opfer gefallen. Zum anderen litten aus der Perspektive der Kritiker auch zahlreiche in der Branche tätige Arbeitnehmer, da der Tourismus erheblichen saisonalen Schwankungen unterliegt und sich zudem seit 1974 zeitweise mit zurückgehenden Urlauberzahlen konfrontiert sah.
Dies machte die Proteste auch anschlussfähig für Positionen etwa der sozialistischen Partei, die Fortschritt und somit weitreichende Eingriffe in die Natur zwar nicht grundsätzlich ablehnte. Aber die Sozialisten stuften den Tourismus ebenfalls als einen Wirtschaftszweig ein, der besonders die Eliten auf Kosten der einfachen Bevölkerung profitieren lasse und andere ökonomische Entwicklungspfade wie die Landwirtschaft und Industrie unberücksichtigt gelassen habe.[56]
Dass der Bau von Port Llevant verhindert und die Region Aiguamolls letztlich zum Naturschutzgebiet erklärt wurde, lässt sich anhand der Strategien der Protestgruppen erklären. Um den Baubeginn zu blockieren, besetzten sie, wie oben bereits erwähnt, im Sommer 1977 die Baustelle.[57] Die Gruppe um Jordi Sargatal sah in der Besetzung die einzige Möglichkeit, den Bau zumindest zeitweise zu unterbrechen, bis die parallel angestrengten Versuche, bei staatlichen Stellen Eingaben für einen Baustopp zu machen, eine Wirkung zeitigen konnten.[58] Nachdem diese Appelle an die zuständigen Institutionen zu keinem durchschlagenden Erfolg geführt hatten, zeichnete sich bald darauf eine neue Strategie der Protestgruppe ab. Anstatt sich weiterhin mit Eingaben an die Zentralregierung zu wenden, hatte die Gruppe sich darauf verlegt, bei der seit 1977 wieder tätigen Generalitat ein Gutachten zu erwirken, das Bauvorhaben in den Aiguamolls grundsätzlich ausschloss. Zudem trat die Gruppe dafür ein, dass die Generalitat das Gebiet der Aiguamolls aufkaufen und zu einem Naturschutzgebiet bzw. einem Naturpark erklären solle.[59] Dieser Prozess zog sich bis 1981 hin, als die Generalitat endgültig den Bebauungsplan der Gemeinde von Castelló de Empuries für ungültig erklärte und die Aiguamolls erwarb.
4. Fazit: Spanien als »Strand Europas«
Abschließend bleibt zu klären, warum in Spanien während der frühen 1970er-Jahre Protest am Massentourismus aufkam und inwieweit die Kritiker mit ihren Forderungen auf politischer Ebene Erfolg hatten. Staatliche Behörden beschäftigten sich mit den Bereichen Tourismus und Umwelt, nachdem sie durch ihre Mitarbeit in internationalen Organisationen mit diesen Themen in Kontakt gekommen waren. Die zunehmende lokale Kritik am Massentourismus steht zum einen in Zusammenhang mit einem vorübergehenden Rückgang der Touristenzahlen ab 1974. Zum anderen veränderten sich 1975 die politischen Rahmenbedingungen.
Ein erstmaliger Rückgang der Zahl der ausländischen Touristen seit dem Beginn der statistischen Aufzeichnungen ereignete sich 1974 unter dem Einfluss des Öl-Embargos. Nun kamen nur noch knapp 29,5 Millionen ausländische Reisende ins Land, während es 1973 rund 31,5 Millionen gewesen waren.[60] Unternehmen der Tourismus-Branche, aber auch regionale Politiker stuften diese Entwicklung als besorgniserregend ein. Sie prognostizierten eine weitreichende Krise. Auf Mallorca war die einseitige Abhängigkeit der dortigen Wirtschaft vom Tourismus ein zentrales Thema. So konstatierte ein Redner auf einer Regionalversammlung: »[…] vielleicht sind die Füße des touristischen Riesens teilweise aus Ton gewesen.«[61] Die Industrie- und Handelskammer ging sogar noch weiter und diagnostizierte einen »Bruch unseres ökonomischen Modells«. Ein »anhaltendes Wachstum des Tourismus« sei »langfristig und ohne Brüche nicht möglich«.[62]
Diese Krise unterminierte zumindest zeitweise das Entwicklungsmodell »Wohlstand durch Massentourismus«. Als der Tourismus ab den frühen 1970er-Jahren nicht mehr die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllte, wurde er als ökonomisches Wachstumsmodell angreifbar. Dadurch war es ab Mitte der 1970er-Jahre legitim, öffentliche Kritik am Tourismus zu äußern. Besonders in gebildeten, bürgerlichen und sozialdemokratischen sowie regionalistisch eingestellten Milieus auf Mallorca und an der Costa Brava verlor das Modell des billigen Massentourismus erheblich an Rückhalt. Diese heterogenen sozialen Gruppen positionierten sich in der Folge gegen die Auswirkungen des Massentourismus.
Inwiefern war es möglich, die ablehnende Haltung auf lokaler Ebene in politische Resultate zu übersetzen? In einer langfristigen Perspektive, die den gesamten Zeitraum zwischen den frühen 1970er-Jahren und dem Ende der 1980er-Jahre betrachtet, lässt sich durchaus von Erfolgen der Umwelt- und Naturschutzbewegungen sowie Bürgerinitiativen sprechen.[63] Diese bezogen sich allerdings auf den Schutz einzelner Landschaften und ökologisch wichtiger Biotope, weniger auf eine generelle Veränderung tourismuspolitischer Grundannahmen und Konzepte. So war es wesentlich auf den Druck der Umweltgruppen zurückzuführen, dass genau diejenigen Gebiete, für deren Erhalt die Gruppen seit ihrer Gründung kämpften, letztlich unter Schutz gestellt wurden und von einer massentouristischen Nutzung verschont blieben. Die Existenz der Naturparks der Albufera de Alcúdia auf Mallorca und der Aiguamolls an der Costa Brava sind Beispiele dieser Erfolge, die zu Beginn der 1970er-Jahre noch höchst unwahrscheinlich erschienen. Fast alle der heute auf Mallorca existierenden Naturschutzgebiete standen ursprünglich auf der Agenda des GOB und waren direkt oder indirekt von einer massentouristischen Erschließung bedroht. Dass Mallorca-Urlauber heute in Es Trenc ein Stück unbebauten Strand genießen können oder Hobby-Ornithologen in die Albufera de Alcúdia kommen, ist nicht zuletzt auf die Aktivitäten der Naturschutzgruppe seit Beginn der 1970er-Jahre zurückzuführen.
Doch einen völligen Wandel in der Einstellung gegenüber dem Tourismus bei der Bevölkerung sowie den politischen und wirtschaftlichen Eliten konnten auch die Umweltbewegungen nicht bewirken. Die Ausweisung der Naturschutzgebiete folgte eher einer späten Einsicht auf der Ebene der Regionen. Sie erkannten einerseits, dass eine Diversifizierung des touristischen Angebots unter Einbezug des Naturtourismus einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des Tourismus insgesamt leisten konnte. Andererseits wurden die weiter zunehmende Bebauung der Küsten und die landschaftlichen Veränderungen auch als Gefahr für das Bild des idyllischen Urlaubsparadieses Mallorca gesehen, das die spanische und mallorquinische Tourismuswerbung gern bemühte.[64] Damit wurden die Gesetze der 1980er-Jahre zur Reduzierung der schädlichen Auswirkungen des Tourismus auf die Umwelt und die Einrichtung der Naturparks zu Feigenblättern einer weiteren Expansion der Tourismuswirtschaft. Statt den Ausbau des Tourismus generell zu bremsen, wurden eben nur jene als besonders schützenswert geltenden Zonen markiert. Das wiederum verhinderte eine stärkere Ökologisierung des Tourismus an allen Orten. So erklärt sich dann auch die anhaltende Kritik der Umweltgruppen während der 1980er- und 1990er-Jahre.[65] Denn trotz der Teilerfolge empfanden die Protagonisten der Naturschutzbewegung auf Mallorca die geschützten Gebiete als Ergebnisse einer Symbolpolitik, nicht einer ausgereiften Natur- und Umweltschutzstrategie.[66] Der Massentourismus blieb die Haupteinnahmequelle der Costa Brava und Mallorcas und perpetuierte damit Spaniens Rolle als »Strand Europas«.[67] Die Krisenstimmung der 1970er-Jahre ebbte mit den wachsenden Touristenzahlen in den 1980er-Jahren wieder ab. Machten die Küstenregionen während der 1970er-Jahre erstmals die Erfahrung, dass Touristenzahlen rückläufig sein konnten, erlebten sie im darauffolgenden Jahrzehnt neue Besucherrekorde. Diese schienen das Festhalten am Massentourismus als Wirtschaftsmotor zu bestätigen.
Damit muss abschließend eher von einem partiellen und sozial differenzierten Wandel gesprochen werden. Es vollzog sich eine graduelle Abkehr von einer instrumentellen Sicht auf Umwelt und Tourismus, die auf einer Modernisierungsideologie fußte und durch die Haltung des spanischen Regimes eine enorme Kontinuität erlangt hatte. Die Kategorien Natur und Umwelt wurden im Verlauf der späten 1970er-Jahre zu Bedingungsfaktoren der weiteren touristischen Entwicklung. Zivilgesellschaftliche Akteure haben somit zumindest in Teilen die Geschichte des Tourismus durch ökologische Argumente und daraus resultierende Handlungsstrategien beeinflusst.
Die Akteure auf der regionalen und lokalen Ebene, aber auch politische Entscheidungsträger auf der nationalen Ebene versuchten ab Beginn der 1970er-Jahre, das Massenmobilitätsphänomen Tourismus und seine Auswirkungen auf Landschaft und Umwelt miteinander zu harmonisieren. Dabei variierten die Argumentationsmuster der unterschiedlichen Akteure von genereller Ablehnung des Massentourismus über eine kompromissbereite Haltung bis hin zu einer Apologie des Tourismus als Wirtschaftsförderinstrument. Gemeinsam war ihnen jedoch, dass sie sich zunehmend auf ökologische bzw. naturschutzbezogene Argumente stützten. Die verwendeten Quellen belegen deutlich, dass Kritik am Massentourismus das Denken und Handeln zunächst bei Minderheiten, dann teilweise auch auf institutioneller politischer Ebene veränderte. Nicht zuletzt hat der Beitrag gezeigt, dass die wahrgenommene Bedrohung durch transnationale Mobilität den Rekurs auf lokale und regionale Identitäten, die auch über Landschaften hergestellt werden, verstärkte.
Inwieweit sind diese Befunde anschlussfähig an die Debatte über den Charakter der 1970er-Jahre als Zäsur oder Kontinuitätsphase der europäischen Zeitgeschichte? Vor allem aus regionaler Perspektive lässt sich nicht durchgängig von einem Strukturbruch und einem umfassenden Wandel in allen gesellschaftlichen Bereichen sprechen.[68] Zwar entwickelte sich in den untersuchten Regionen durchaus ein Krisenbewusstsein, wie sowohl die Kritik der Umwelt- und Naturschützer als auch die Diagnosen regionaler Politiker deutlich machen. Antworten auf die neuen Herausforderungen wurden aber vor allem mit Lösungen gesucht, die sich an bereits bestehenden Modellen orientierten. Trotz der zeitweiligen Krise des Tourismussektors erfolgte in diesem Bereich kein Strukturbruch. So hielten in den 1970er-Jahren (und darüber hinaus) nicht nur die Reisenden, sondern auch die »Bereisten« am Modell des billigen Massentourismus fest.[69] Deshalb hat die Debatte um die Folgen des Massentourismus vor allem auf Mallorca bis heute nichts von ihrer Relevanz verloren. Im Gegenteil: Seit einigen Jahren verdichten sich die Auseinandersetzungen über die dortigen Umweltfolgen des Tourismus. Erst kürzlich verabschiedete die Regionalregierung der Balearen ein Gesetz zur Begrenzung des Tourismus.[70] Zugleich forderten zivilgesellschaftliche Organisationen wie der GOB mit Demonstrationen während der Hochsaison 2017 erneut eine noch weitergehende Eindämmung des Massentourismus.[71]
Anmerkungen:
[1] Zum Forschungsfeld der Mobility Studies und der Geschichte von Mobilität vgl. Martina Heßler, Kulturgeschichte der Technik, Frankfurt a.M. 2012, S. 90-115; John Urry, Mobilities, Cambridge 2007.
[2] Diese Themen untersuchte die Dissertation des Verfassers, die unter dem Titel »Wandel durch Tourismus. Spanien als ›Strand Europas‹, 1950–1983« Anfang 2018 im UVK-Verlag erscheinen wird.
[3] Der Tourismus spielte ab Ende der 1950er-Jahre eine Schlüsselrolle bei den Modernisierungsanstrengungen des spanischen Regimes. Durch den Auslandstourismus sollten wichtige Devisen ins Land fließen, die einen gezielten Ausbau der Industrie finanzieren sollten. Vgl. Sasha D. Pack, Tourism and Dictatorship. Europe’s Peaceful Invasion of Franco’s Spain, New York 2006, S. 84. Auf regionaler Ebene sollte den Entwicklungskonzepten des Regimes zufolge der Tourismus auch als direkter Impulsgeber für Wirtschaftswachstum und größeren Wohlstand wirken. Vgl. Juan de Arespacochaga y Felipe, El turismo y el desarrollo regional, in: Fundamentos y criterios para el desarrollo regional de España. 1. Asamblea Sindical Nacional de Desarrollo Regional, Madrid, 18.–21.4.1967, Madrid 1968, S. 321-361, bes. S. 350. Diese Hoffnung deckte sich auch mit den Erwartungen regionaler und lokaler Unternehmerkreise. Vgl. Rafael Alcover, El turismo como fuente de riqueza. Ponencia presentada en el 1. Congreso Sindical Provincial de Turismo y Hostelería, Palma 1958.
[4] Vgl. Hasso Spode, Zur Geschichte der Tourismusgeschichte, in: Voyage. Jahrbuch für Reise- und Tourismusforschung 8 (2009), S. 9-22; Rüdiger Hachtmann, Tourismus und Tourismusgeschichte, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 22.10.2010; Till Manning, Die Italiengeneration. Stilbildung durch Massentourismus in den 1950er und 1960er Jahren, Göttingen 2011; Cord Pagenstecher, Der bundesdeutsche Tourismus. Ansätze zu einer Visual History: Urlaubsprospekte, Reiseführer, Fotoalben 1950–1990, Hamburg 2003.
[5] Vgl. Wolfgang König, Bahnen und Berge. Verkehrstechnik, Tourismus und Naturschutz in den Schweizer Alpen 1870–1939, Frankfurt a.M. 2000.
[6] Robert Groß, Wie das 1950er Syndrom in die Täler kam. Umwelthistorische Überlegungen zur Konstruktion von Wintersportlandschaften am Beispiel Damüls in Vorarlberg, Regensburg 2012; Christian Pfister (Hg.), Das 1950er Syndrom. Der Weg in die Konsumgesellschaft, Bern 1995.
[7] Für einen Überblick zu solchen Arbeiten, die in erster Linie aus dem angelsächsischen Raum stammen, vgl. Scott Moranda, The Emergence of an Environmental History of Tourism, in: Journal of Tourism History 7 (2015), S. 268-289. Im Speziellen sei auf das Buch des Verfassers dieses Forschungsüberblicks verwiesen: Scott Moranda, The People’s Own Landscape. Nature, Tourism, and Dictatorship in East Germany, Ann Arbor 2014.
[8] Anselm Doering-Manteuffel/Lutz Raphael, Nach dem Boom. Perspektiven auf die Zeitgeschichte seit 1970, 3., ergänzte Aufl. Göttingen 2012, S. 7-23.
[9] Eric Hobsbawm, Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, 9. Aufl. München 2009, S. 503.
[10] Ulrich Herbert, Europe in High Modernity, in: Journal of Modern European History 5 (2007), S. 5-21, hier S. 18.
[11] Anselm Doering-Manteuffel, Die Vielfalt der Strukturbrüche und die Dynamik des Wandels in der Epoche nach dem Boom, in: Morten Reitmayer/Thomas Schlemmer (Hg.), Die Anfänge der Gegenwart. Umbrüche in Westeuropa nach dem Boom, München 2014, S. 135-145, hier S. 135. Zum Strukturbruch besonders im Hinblick auf die Deindustrialisierung vgl. Konrad H. Jarausch, Out of Ashes. A New History of Europe in the Twentieth Century, Princeton 2015, S. 620f.
[12] Frank Bösch, Boom zwischen Krise und Globalisierung. Konsum und kultureller Wandel in der Bundesrepublik der 1970er und 1980er Jahre, in: Geschichte und Gesellschaft 42 (2016), S. 354-376, hier S. 375.
[13] Sina Fabian, Individualität und Massentourismus. Pauschalurlaube westdeutscher Reisender in Spanien in den 1970er- und 1980er-Jahren, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 13 (2016), S. 61-85, hier S. 85. Siehe auch dies., Boom in der Krise. Konsum, Tourismus, Autofahren in Westdeutschland und Großbritannien 1970–1990, Göttingen 2016.
[14] Lutz Raphael, Ordnungsmuster der »Hochmoderne«? Die Theorie der Moderne und die Geschichte der europäischen Gesellschaften im 20. Jahrhundert, in: Ute Schneider/Lutz Raphael (Hg.), Dimensionen der Moderne. Festschrift für Christof Dipper, Frankfurt a.M. 2008, S. 73-91, hier S. 85.
[15] Christof Dejung/Martin Lengwiler, Einleitung: Ränder der Moderne. Neue Perspektiven auf die Europäische Geschichte, in: dies. (Hg.), Ränder der Moderne. Neue Perspektiven auf die Europäische Geschichte (1800–1930), Köln 2016, S. 7-35, hier S. 33.
[16] Vgl. OECD, Environment Committee, 4th Section, Paris, 9.2.1972, Archivo General de la Administración, Alcalá de Henares (AGA), (3) 49.22 52196; Dirección General de Promoción del Turismo, Nota sobre comisiones del medio ambiente, 5.10.1972, AGA, (3) 49.22 52195 Top. 73/38.204-38.303; OECD, Proposition de la délégation de l’Espagne relative à la création d’un groupe ad hoc charge d’élaborer au moyen d’une étude pilote sur la region méditerraneénne, des recommandations sur la lutte contre la dégradation et la pollution du milieu ambiant dues à la mise en valeur du littoral, AGA, (3) 49.22 52196 Top. 73/38; OECD, Comité de l’environnement. Rapport d’une réunion exploratoire chargée d’examiner la proposition espagnole modifiée relative à la création d’un groupe sectoriel sur la protection du milieu rural et la conservation de la nature, 4.2.1972, AGA, (3) 49.22 52196 Top. 73/38.
[17] Vgl. Ministerio de Información y Turismo, Dirección General de Promoción del Turismo, Congreso internacional de Ecología y Turismo en Madrid. Nota para la Exmo. Sr. Ministro del Departamento, Januar 1972, AGA, (3) 49.22 52196 Top. 73/38.
[18] Vgl. Ministro de Información y Turismo Alfredo Sánchez Bella, Texto del discurso pronunciado en la sesión de apertura del Congreso de Ecología y Turismo del Mediterráneo Occidental, 30.10.1972, AGA, (3) 49.22 52197 Top. 73/38. (Alle Übersetzungen aus dem Spanischen stammen von mir, M.G.)
[19] Vgl. Manuel Aulló Urech, Secretario General del Instituto para la Conservación de la Naturaleza, Congreso de Ecología y Turismo del Mediterráneo Occidental, Tema II: Documento base. La naturaleza y el medio ambiente como infraestructura del turismo, 1972, AGA, (3) 49.22 52197 Top. 78/38.
[20] Vgl. Ministerio de Obras Públicas, Congreso de Ecología y Turismo, Planes de infraestructura sanitaria en zonas turísticas del Mediterráneo, 30.10.1972, AGA, (3) 49.22 52198 Top. 73/38.
[21] Vgl. Ministerio de Información y Turismo, Dirección General de Empresas y Actividades Turísticas, Texto del Decreto Aprobado en el Consejo de Ministros del Día 19 de Noviembre de 1970 sobre Requisitos Mínimos de Infraestructura en los Alojamientos Turísticos, 19.11.1970, AGA, (3) 49.22 59882 Top. 72/18.601-18.602.
[22] Vgl. Ministerio de Información y Turismo, Orden ministerial por la que se declaran temporalmente »Zonas de Infraestructura Insuficiente«, a efectos dispuesto en el artículo 14.4 del decreto 3787/1.970, de 19 de diciembre, las áreas de la provincia Baleares que se determinan, 25.8.1972, ARM, GC 1958.
[23] Vgl. Gobierno Civil de Baleares, Nota sobre el decreto 3787/70 de 19 de diciembre, sobre requisitos mínimos de infraestructura en los alojamientos turísticos, en cuanto se relaciona con la actuación municipal, 1971, Arxiu del Regne de Mallorca (ARM), GC 1959.
[24] Vgl. F. Josa y Castells, Criteria for marine waste disposal, in: Erman A. Pearson (Hg.), Marine Pollution and Marine Waste Disposal. Proceedings of the 2nd International Congress, San Remo, 17–21 December, 1973, Oxford 1975, S. 33-51.
[25] Zur zeitgenössischen Kritik an Korruption bei der Vergabe von Baugenehmigungen vgl. Mario Gaviria, La corrupción en materia de urbanismo, in: ders., Campo, urbe y espacio del ocio, Madrid 1971, S. 169-175.
[26] Elisabeth und Thomas Schmitt, Tourismus auf Mallorca. »Massentourismus« versus »Qualitätstourismus«, in: Arnulf Siebeneicker/Mathias Wagener (Hg.), Reif für die Insel. Tourismus auf Sylt, Hiddensee und Mallorca. Ausstellungskatalog des LWL-Industriemuseums, Essen 2016, S. 416-429, hier S. 428. Zum Vergleich: 2016 waren es fast 11 Millionen Touristen.
[27] Zur Geschichte Mallorcas unter Einbeziehung des Tourismus vgl. Ekkehard Schönherr, Infrastrukturen des Glücks. Eine Bild-, Raum- und Infrastrukturgeschichte Mallorcas im 19. und 20. Jahrhundert unter Berücksichtigung des Tourismus, phil. Diss. Universität Erfurt 2014. Anm. der Red., 13.1.2020: Inzwischen ist die Studie in einer Verlagsausgabe erschienen: Ekkehard Schönherr, Modernes Mallorca. Von der »Insel mit Industrie« zum »Touristenparadies«, Berlin 2019.
[28] Die Wirkungsgeschichte des GOB ist bisher erst in Ansätzen erforscht. Schönherr charakterisierte die Gruppe auf der Basis von Publikationen, die aus der Feder der Mitbegründer des Vereins stammen, als bedeutendste Naturschutzorganisation der Balearen. Vgl. ebd., S. 669.
[29] Margarita Barez Moreno/Rosa Maria Montalbán Gracia/Ana Maria Torres Estarellas, Un compromís amb la natura de les illes, GOB 1973–1981, 1997, Arxiu del GOB. Bei dieser Schrift handelt es sich um eine unveröffentlichte Chronik des Vereins von der Gründung bis zum Jahr 1981.
[30] Paul Geroudet, Secretario del WWF international, La conservación de los habitates naturales en los países mediterráneos, in: Aegypius. Boletín Informativo del Grupo de Ornitología Balear 1 (1974), o.S.
[31] Vgl. Joan Mayol Serra, Moviments Ecologistes i Afins a les Baleares, Arxiu del GOB o.J., S. 3. Siehe generell Christof Mauch, Blick durchs Ökoskop. Rachel Carsons Klassiker und die Anfänge des modernen Umweltbewusstseins, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 9 (2012), S. 156-160; Nils Freytag, »Eine Bombe im Taschenbuchformat«? Die »Grenzen des Wachstums« und die öffentliche Resonanz, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 3 (2006), S. 465-469.
[32] Vgl. Joan Mayol Serra, Presentación, in: Aegypius. Boletín Informativo del Grupo de Ornitología Balear 1 (1974), o.S.
[33] Miquel Rayó Ferrer, La Albufera se nos va. Grito de alarma, in: Diario de Mallorca, 5.11.1972.
[34] Lucas Mas, Las urbanizaciones como plaga, in: Diario de Mallorca, 10.11.1973.
[35] Vgl. GOB, Circular n° 22, 1976, Arxiu del GOB, 021/01; GOB, Circular n° 28, 1976, Arxiu del GOB, 021/01; GOB, Circular n° 21, 23.1.1976, Arxiu del GOB, 021/01; D.V.C., Una publicación importante: »Per que volem salvar s’Albufera«, del »Grup Balear d‘Ornitología i Defensa de la Naturalesa«, in: Baleares (1976), Arxiu de Premsa del GOB; GOB an Comisión para la Defensa de la Naturaleza de la Exma. Diputación provincial de Baleares: Proposta de projecte de protecció de s’Albufera d’Alcúdia-Muro, Januar 1976, Arxiu del GOB, S’Albufera 1957–1988; J.J., Grup Balear d’Ornitología. Objetivo: salvar la Albufera (y convertirlo en parque natural), in: Baleares (7.12.1976), S. 3.
[36] Zum Begriff vgl. Thomas Etzemüller, Romantischer Rhein – Eiserner Rhein. Ein Fluß als imaginary landscape der Moderne, in: Historische Zeitschrift 295 (2012), S. 390-424, hier S. 391f. Zur Zuweisung gesellschaftlicher Werte auf Landschaften vgl. Thomas Lekan/Thomas Zeller, Region, Scenery, and Power. Cultural Landscapes in Environmental History, in: Andrew C. Isenburg (Hg.), The Oxford Handbook of Environmental History, Oxford 2014, S. 332-365, hier S. 335.
[37] Luis Ripoll, Salvadores y ladrones, in: Diario de Mallorca, 30.10.1976.
[38] Mit diesem Begriff werden im Spanischen, vor allem in Bezug auf den Tourismus, Erschließungsträger und Bauunternehmer bezeichnet.
[39] Zum Konzept des Framing vgl. Robert D. Benford/David A. Snow, Framing Processes and Social Movements. An Overview and Assessment, in: Annual Review of Sociology 26 (2000), S. 611-639.
[40] Vgl. Esteban Bardolet, Der Tourismus auf den Balearen. Bilanz eines Pionierziels des populären europäischen Tourismus im Mittelmeerraum, in: Tourismus auf Mallorca. Bilanz, Gefahren, Rettungsversuche, Perspektiven. Zu den Grenzen touristischen Wachstums, Bergisch Gladbach 1992, S. 33-62, hier S. 51. Das Feuchtgebiet Aiguamolls (Costa Brava) wurde bereits 1983 unter Schutz gestellt. Vgl. Jordi Sargatal/Lluís Roura, Els Aiguamolls de l’Empordà, Figueres 2003, S. 54. Die kleine Insel Sa Dragonera bei Mallorca wurde 1988 endgültig unter Schutz gestellt, die Albufera von Alcúdia ein Jahr später, Cabrera wurde 1991 zum Nationalpark erklärt. Vgl. Joan Mayol Serra/Antonio Machado Carrillo, Medi ambient, ecologia i turisme a les Illes Balears, Mallorca 1992.
[41] Vgl. Enrique Viñas Manuel, Port Llevant S.A., Plan Parcial de Ordenación de la Urbanización Port Llevant, Castelló de Ampurias, Mai 1974, Arxiu Municipal Castelló d’Empúries (AMCd’E), 8.3.1. Planejament, 1503/74 Port Llevant, Capsa 5.
[42] Die Besetzung begann am 22.5.1977 und wurde zuvor in der regionalen Presse angekündigt. Vgl. 22 de maig, día D. Ocupem els Aiguamolls, in: Presencia 13 (1977), H. 474, S. 15.
[43] Vgl. Jordi Sargatal, Els Aiguamolls de l’Empordà Amenaçats, in: Presencia 12 (1976), H. 431, S. 8-9.
[44] Vgl. Gobernador Civil de Gerona an Director General Política Interior, Manifestaciones Aiguamolls, 16.8.1977, Arxiu Històric de Girona (AHG), (3) Govern Civil 3268.
[45] Vgl. Bouvard i Pécuchet, Aiguamolls. Tabla rodona amb el grup de defensa, in: Presencia 13 (1977), H. 467, S. 18.
[46] Vgl. Comissió 11 de Setembre an Ayuntamiento de Castelló d’Empúries, Volem un Empordá apte per a tothom, 27.9.1977, AMCd’E, 24 Fons Esteve Ripoll, 02; Comissió 11 de Setembre, Projecte per unes jornades d’estudi i debat sobre la problemática de l’ordenació i el creixement harmonic i racional de Castelló i l’Empordá, 29.8.1977, AMCd’E, 24 Fons Esteve Ripoll, 02.
[47] Vgl. Grup de Defensa dels Aiguamolls Empordanesos, Els Aiguamolls de l’Empordà, 1977, AHG, (3) Govern Civil 3268.
[48] Vgl. Rafael Nadal, Partido Socialista de Catalunya, Aiguamolls, 7.9.1977, AHG, (3) Govern Civil 3268; Secretario General de DEPANA an Comisión Interministerial del Medio Ambiente, Protección de la Costa Brava, 8.6.1977, Arxiu Jordi Sargatal.
[49] Vgl. Dirección General de la Guardia Civil, 413a Comandancia de Gerona an Gobernador Civil de Gerona, Concentración en defensa de ›Aiguamolls‹, 23.8.1978, AHG, (3) Govern Civil 3268.
[50] Vgl. Grup de Defensa dels Aiguamolls Empordanesos/Assemblea de Catalunya/Congrés de Cultura Catalana u.a., Festa Popular als Aiguamolls de l’Empordà, 22.5.1977, Arxiu Jordi Sargatal.
[51] Vgl. Grup de Defensa dels Aiguamolls Empordanesos, Els Aiguamolls de l’Empordà, 1977, AHG, (3) Govern Civil 3268, S. 1; Sargatal, Els Aiguamolls (Anm. 43).
[52] Bouvard i Pécuchet, Aiguamolls (Anm. 45).
[53] Vgl. Grup de Defensa dels Aiguamolls Empordanesos, Els Aiguamolls de l’Empordà, 1977, AHG, (3) Govern Civil 3268.
[54] Ebd., S. 14.
[55] Ebd., S. 15.
[56] Wie Anm. 48.
[57] Woher die Idee zur Besetzung kam und inwiefern diese Protestform auf eine Rezeption der Besetzung des Inselchens Sa Dragonera bei Mallorca im Juli 1977 oder auf eine transnationale Beeinflussung der Protestformen etwa durch andere westeuropäische Umweltbewegungen zurückgeht, kann aus dem vorliegenden Quellenmaterial leider nicht erschlossen werden. Zur Besetzung als Protestform der westdeutschen Umweltbewegung, die 1975 zum ersten Mal in Wyhl erfolgreich angewendet wurde, vgl. Frank Uekötter, Deutschland in Grün. Eine zwiespältige Erfolgsgeschichte, Göttingen 2015, S. 129.
[58] Vgl. Sargatal/Roura, Els Aiguamolls (Anm. 40), S. 37.
[59] Vgl. Gobierno Civil de Gerona, Besprechungsprotokoll Aiguamolls, 10.8.1978, AHG, (3) Govern Civil 3268, S. 4.
[60] Vgl. Instituto Nacional de Estadística, Anuario Estadístico 1974, S. 363, URL: <http://www.ine.es/inebaseweb/pdfDispacher.do?td=184823&ext=.pdf>; Instituto Nacional de Estadística, Anuario Estadístico 1975, S. 356, URL: <http://www.ine.es/inebaseweb/pdfDispacher.do?td=32656&ext=.pdf>.
[61] II Asamblea Nacional de Turismo, Asamblea Provincial de Baleares 1974, Ponencia: Criterios de Promoción, November 1974, AGA, (3) 49.022 59273, Top. 72/16, S. 2.
[62] Cámara Oficial de Comercio, Industria y Navegación de Palma de Mallorca, Editorial. La ruptura de nuestro modelo económico, in: Boletín de la Cámara Oficial de Comercio, Industria y Navegación de Palma de Mallorca 74 (1974), H. 684/685, S. 123-124.
[63] Für Mallorca vgl. Schönherr, Infrastrukturen (Anm. 27), S. 671.
[64] Ebd.
[65] Vgl. GOB, Auswirkungen des Massentourismus, in: Tourismus auf Mallorca (Anm. 40), S. 75-80, hier S. 79.
[66] Vgl. Joan Mayol Serra, Autonomia i medi ambient a les Balears (1983–2003), Palma de Mallorca 2005, S. 39.
[67] Vía libre al crecimiento industrial. Desarrollo sin trabas. El peligro de contaminación del medio ambiente no debe obstaculizar el crecimiento del sector, in: La voz social, 10.11.1972, S. 7.
[68] Auch Goschler und Graf machten bereits auf »regionale Differenzen« aufmerksam: Constantin Goschler/Rüdiger Graf, Europäische Zeitgeschichte seit 1945, Berlin 2010, S. 216.
[69] Für die Nachfrageseite (die Urlauber) vgl. Fabian, Individualität und Massentourismus (Anm. 13), S. 85.
[70] Vgl. Ralph Schulze, Mallorca begrenzt Zahl der Touristen, in: Tagesspiegel, 20.7.2017, S. 32.
[71] Alberto Magro, El GOB declara la »alarma ecológica« por el turismo y las »políticas débiles« del Govern, in: Diario de Mallorca, 18.5.2017.
Zum Weiterlesen:
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