Ephraim Kishon für Deutsche

Der israelische Autor und Satiriker im Literaturbetrieb der Bundesrepublik

  1. Literatur aus Israel in der frühen Bundesrepublik:
    Versöhnen, vermitteln, unterhalten?
  2. Die Auseinandersetzungen um den Literaturcharakter von Kishons Satiren
  3. Kishons publizistisches Umfeld in der Bundesrepublik
  4. Von rechts schreiben –
    Literatur und Politik bei Kishon
  5. Kishon in der Bundesrepublik –
    eine deutsch-israelische Beziehungsgeschichte

Anmerkungen

Es gibt Ephraim Kishon für Autofahrer und für Manager, für Familien, für Kinder und zum Einschlafen. Es gibt Kishon für Eilige, für Steuerzahler, für Feinschmecker, für Verliebte und für Österreicher. Seit dem 1961 erstmals in deutscher Sprache erschienenen Buch »Drehn Sie sich um, Frau Lot!« führte der 1924 in Ungarn als Ferenc Hoffmann geborene Autor aus Tel Aviv mit seinen Satiren bis in die 1980er-Jahre regelmäßig die westdeutschen Bestsellerlisten an. Seine Bücher gehörten seinerzeit zu den erfolgreichsten in der Bundesrepublik, sie wurden immer wieder in neuen Zusammenstellungen aufgelegt und bis heute rund 34 Millionen Mal verkauft.1 Seinen kommerziellen Erfolg im Land der Täter hat der Holocaust-Überlebende Kishon selbst als »die wahre Ironie der Geschichte« bezeichnet – und damit eine Werk­deutung vorgelegt, die auch in der Öffentlichkeit und in der Forschung aufgegriffen wurde.2 Bisher wurden die hohen Verkaufszahlen von Kishons Büchern vor allem auf das Befinden der deutschen »Kollektivseele« zurückgeführt, die sich im Lachen erleichtere, wie etwa Josef Joffe, Herausgeber der »ZEIT«, in seinem Nachruf auf Kishon 2005 suggerierte: »Diese israelischen Juden mit ihren komischen Namen wie Nebenzahl, Feinholz oder Manfred Toscanini waren wie du und ich und zugleich Panzerfahrer und Piloten, die anders als die Deutschen ihre Kriege andauernd gewannen. So durfte man gleich doppelt Trost verspüren: sich mit den Siegern identifizieren und gleichzeitig ein wenig Schuld ablassen.«3

Der Historiker Gabriel N. Finder hat argumentiert, dass der von Kishon satirisch dargestellte Alltag des »kleinen Mannes« eine seit den 1960er-Jahren wachsende deutsche Sympathie für den israelischen Staat und die Identifizierung mit den Israelis erleichtert habe. Eine andere Perspektive verortet den Erfolg der Kishon-Satiren in der Geschichte des jüdischen Humors in der Bundesrepublik.4 Die Frage, was ein spezifisch jüdischer Humor sei und wer ihn verkörpere, bildete zwar den Hintergrund für die Kishon-Rezeption in den frühen 1960er-Jahren. Zugleich lässt sich diese aber nicht auf die Kontroverse um die 1960 von Salcia Landmann herausgegebene Anthologie »Der jüdische Witz« reduzieren, der vorgeworfen wurde, antisemitische Klischees zu bedienen.5 Ebensowenig geht der Erfolg Kishons beim deutschen Lesepublikum ausschließlich auf die Übersetzungsleistung des Schriftstellers Friedrich Torberg zurück, der fast 20 Jahre lang die Texte Kishons vom Englischen ins Deutsche übertrug und dabei eine besondere Beziehung zum Autor entwickelte.6 Während Kishon in Israel als etablierter Autor, Theater- und Filmregisseur gilt, dem im Jahr 2002 der renommierte Israel-Preis für sein Lebenswerk verliehen wurde, konnte er sich im Literaturbetrieb der Bundesrepublik von dem Image eines Schriftstellers der kleinbürgerlichen Mittelschicht ohne besondere literarische Qualität nicht lösen. In Zeiten, in denen sich der soziale Status auch am Bücherregal ablas, war Kishon kein Distinktionsmerkmal. Das Werk »dieses israelischen Humoristen« sei – so der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki 1980 vor Zuhörern im Goethe-Institut in Jerusalem – »nicht unter literarischen Aspekten zu beurteilen«.7 Kishon – nicht der Rede wert?

Im Folgenden wird anhand von Materialien aus dem Unternehmensarchiv des Axel Springer Verlages sowie auf Basis von Presseartikeln gezeigt, wie sich am Beispiel von Kishons literarischem Erfolg in der Bundesrepublik eine neue Perspektive auf die deutsch-israelischen Beziehungen eröffnen lässt, die über das satirische Werk hinausweist. In der bisherigen Forschung zu deutsch-jüdischen bzw. deutsch-israelischen Austauschprozessen im literarischen Feld fehlt Kishon weitgehend.8 Sein Erfolg gibt jedoch Einblick in ein noch kaum untersuchtes Feld der deutsch-israelischen Beziehungen: die Belletristik, die populäre Literatur. Wie lässt sich Kishons Werk in der bundesdeutschen Rezeption hebräischsprachiger und israelischer Literatur seit den 1950er-Jahren verorten?

Folgt man der Literaturwissenschaftlerin Anat Feinberg, dann haben Kishons Bücher eine wichtige Rolle für die Wahrnehmung Israels im Nachkriegsdeutschland gespielt und das Leser- und Verlegerinteresse für Israel geweckt.9 Daran anschließend rücken weitere Akteure des literarischen Feldes in den Fokus: Verleger, Redakteure, Journalisten und Übersetzer, die in ihrer Rolle als Gatekeeper in den transnationalen Auswahl- und Übersetzungsprozessen dazu beitrugen, das Bild Kishons als Unterhaltungsautor in der Bundesrepublik zu konstruieren. Auf welches Netzwerk konnte sich Kishon in der Bundesrepublik stützen? Wie verhielt sich sein Erfolg zu staatsdiplomatischen Prozessen der Annäherung, zur Debatte um die »Wiedergutmachung« und zum Nahostkonflikt? Die These, dass sich durch die Kishon-Lektüre der Deutschen die deutsch-israelischen Beziehungen »normalisierten«, wie der Publizist Jörg Magenau argumentiert,10 schreibt Kishon eine politische Rolle in einem gesellschaftlichen Entwicklungsprozess zu. Im Folgenden wird aber vor allem jener politische Kishon analysiert, der auf den ersten Blick nicht in das konstruierte Bild des »Humorfabrikanten« passen mag11 und dessen Stellungnahmen zu tagespolitischen Fragen und zum Nahostkonflikt ihm in deutschen Medien den Ruf eines »Hardliner[s]« einbrachten.12

1. Literatur aus Israel in der frühen Bundesrepublik:
Versöhnen, vermitteln, unterhalten?

Ephraim Kishon war einer der meistgelesenen israelischen Schriftsteller in der Bundesrepublik. Aber er war weder der erste Schriftsteller aus Israel, der beim deutschsprachigen Publikum Erfolg hatte, noch war seine 1961 erschienene Satirensammlung »Drehn Sie sich um, Frau Lot!« sein erstes in deutscher Sprache veröffentlichtes Werk. Kishons Rezeption und sein Erfolg in der Bundesrepublik der 1960er- und 1970er-Jahre haben eine Vorgeschichte.

Als der 25-jährige Kishon 1949 mit seiner Frau Eva Klamer als Neueinwanderer in Israel ankam, sprach er kein Hebräisch. Drei Jahre später hatte er eine tägliche Kolumne in der Zeitung »Maariv«. Vier Jahre später wurde sein erstes Theaterstück »Shmo Holech Lefanav« am Habima-Theater in Tel Aviv aufgeführt.13 Der Immigrant Kishon, der bereits in Ungarn erste schriftstellerische Erfolge gefeiert hatte, empfand das Erlernen des Hebräischen als überlebensnotwendig. Nur in dieser zunächst fremden Sprache war es ihm möglich, weiterhin zu schreiben, ein Publikum zu finden und schließlich international zu einem Symbol für Literatur aus Israel zu werden. Dass sich der Neuankömmling aus Europa in diesem Maße dem Neuhebräischen, dem Ivrit, verschrieben hatte, war keineswegs selbstverständlich. Nicht alle Schriftsteller in Israel verfassten ihre Werke auch in hebräischer Sprache. Vor allem die aus den deutschsprachigen Gebieten Europas und aus Osteuropa emigrierten Juden hielten an der deutschen Sprache und dem Jiddischen fest; sie standen dem Hebräischen als Sprache des Jischuw ambivalent gegenüber.14 Noch bevor in den 1970er-Jahren immer mehr deutschsprachige Schriftsteller in Israel für den deutschen Buchmarkt produzierten – weniger aus Gründen des »geistigen, sondern nunmehr auch materiellen Überlebens«15 –, hatte bereits in den 1950er-Jahren ein deutschsprachiger Autor Israels in der Bundesrepublik literarische Erfolge. Der 1891 in Wien geborene Eugen Hoeflich schrieb in deutscher Sprache – für ihn ein Dilemma, fühlte er doch den Druck, auf Hebräisch zu publizieren.16 Er hatte nach der Ankunft 1927 im Jischuw seinen Diaspora-Namen als Zeichen seiner »Abkehr von Europa« abgelegt, um fortan Moshe Ya’akov Ben-Gavriêl zu heißen.17

Als expressionistischer Literat in Wien hatte sich Hoeflich der Idee des Panasiatismus verschrieben, nachdem er als Soldat im Ersten Weltkrieg 1916/17 zur Unterstützung der Truppen des Osmanischen Reiches mit anderen deutschen und österreichischen Soldaten nach Palästina geschickt worden war. Diese Zeit, vor allem in Jerusalem, war für Hoeflich zu einem »Schlüsselerlebnis« geworden, so der Germanist Armin A. Wallas. Die nahöstliche Lebenswelt faszinierte ihn, inspirierte sein literarisches Schaffen und seine politische Vorstellung vom Judentum als östliche, als asiatische Gemeinschaft.18 Orientalische Motive und Themen prägten dann auch jene Romane und Erzählungen, mit denen Ben-Gavriêl als Autor, unter anderem des Ullstein-Verlages, in den 1950er-Jahren in der Bundesrepublik populär wurde: »Frieden und Krieg des Bürgers Mahaschavi« (1952), »Das anstößige Leben des großen Osman« (1955) oder »Kumsits. Geschichten aus der Wüste« (1956).

Während die israelische Regierung offiziell die Einfuhr deutschsprachiger Literatur untersagt hatte, verfolgte Ben-Gavriêl das kulturelle Leben in der Bundesrepublik aus israelischer Perspektive. Als er, wie er im November 1956 an den Ullstein-Verlag schrieb, in »einigen deutschen Zeitungen, die mir zur Hand kamen, [...] von dem bedeutenden Theatererfolg der ›Anne Frank‹ [las]«, interpretierte er dies als Zeichen, dass »nun auch für Deutschland die Zeit fuer diese Erinnerungen gekommen ist«.19 Er schlug dem Verlag daher vor, eine Theaterfassung seines Roman-Manuskripts »Das Haus in der Karpfengasse« in Auftrag zu geben. Dazu kam es nicht, doch wurde sein 1958 erschienener Roman über den Untergang des jüdischen Lebens in Prag nach dem Einmarsch der deutschen Truppen erfolgreich verfilmt.20 Mit populärer, auch humoristischer Literatur erzielte Ben-Gavriêl hohe Auflagen in der Bundesrepublik und avancierte zu einer Art Kishon vor Kishon, bevor dieser die Rolle des Humoristen aus Israel übernahm.21

Anders als Ben-Gavriêl und andere Schriftsteller aus dem deutschen Sprachraum, die sich in Israel zeitlebens in einer sprachlichen Zwischenposition befanden, hatte Kishon früh Position für das Neuhebräische bezogen, und seine Rezeption in der Bundesrepublik basierte auf Übersetzungen. Zwar war ihm die deutsche Sprache vertraut, und das nicht nur aus den Zeiten der nationalsozialistischen Verfolgung. Aufgewachsen in Budapest, fühlte sich Kishon lebenslang mit dem österreichisch-ungarischen Kulturraum verbunden. Doch während Ben-Gavriêl die Sprache des deutschen Lesepublikums sprach – im umfassenden Sinne, also Publikumserwartungen und -kenntnisse einschätzen konnte –, unterlagen Kishons Texte einem Auswahl- und Bearbeitungsprozess durch Verleger und Übersetzer.22 Und während Ben-Gavriêl hohe Auflagen mit Literatur aus Israel erzielte, die durch ihr Lokalkolorit den Wunsch des Publikums nach einer gewissen Exotik befriedigte, wurden Kishons Texte inhaltlich für ein deutschsprachiges Publikum bearbeitet – zuerst von Max Brod, dem Freund und Nachlassverwalter Franz Kafkas, der wie Kishon in Tel Aviv lebte. Er hatte Kishons 1953 in Tel Aviv erfolgreich uraufgeführtes Stück »Shmo Holech Lefanav« unter dem Titel »Die große Protektion« nicht nur in die deutsche Sprache, sondern auch in den Erfahrungsraum der Donaumonarchie übertragen, der Kishon, Brod und dem deutschen Publikum gleichermaßen vertraut war. Mit seiner Übersetzungsarbeit baute Brod eine Brücke zwischen israelischer Literatur und deutschsprachigem Publikum, erwies sich erneut als literarischer Entdecker und lieh dem Newcomer Kishon sein symbolisches Kapital – oder wie eine in der »ZEIT« erschienene Theaterkritik über Kishons erstes Stück in Deutschland titelte: »Max Brod stellt vor«.23

Im November 1955 wurde Kishons »Die große Protektion« am Braunschweiger Staatstheater in deutscher Sprache uraufgeführt: Im westdeutschen Zonenrandgebiet feierte Kishon Europapremiere. Anlässlich des Stücks über Patronage als Karriere­hilfe im bürokratischen System meinte die »Braunschweiger Zeitung«, »daß die Haare, die Kishon in der hebräischen Suppe fand, bei uns nicht minder, oft zu Büscheln, auftauchen«, und sie notierte »das herzlich schadenfrohe, befreiende Gelächter, das bald auf andere Städte übergreifen wird«.24 Zwar konnte sich das deutsche Publikum in Kishons Bürokratie-Satire wiederfinden, doch hatte der Übersetzer Brod, so die Zeitung, »die allzu lokal gefärbten Züge« des in Israel spielenden Stückes entfernt.25 Einerseits wurde in der Theaterkritik auf den israelischen Hintergrund des Stückes und seines Autors durchaus hingewiesen. Andererseits blieb ungesagt, warum »Efraim Kishon, 31 Jahre alt, aus Budapest gebürtig«, der mit seinem Stück darauf bedacht sei, »Mißstände im jungen Staat Israel anzuprangern, wo er seit einigen Jahren lebt«, eben dort lebte – und nicht in Europa.26

Als sieben Jahre später, im Dezember 1962, Kishons Stück »Der Trauschein« am Thalia-Theater in Hamburg aufgeführt wurde, problematisierte die »Frankfurter Allgemeine Zeitung« die Adaption des Settings für ein deutsches Publikum: Man könne es Dieter Reible, dem »Regisseur (einem noch sehr jungen Mann, was im Regie-Fall einer Geschichte aus Israel eine Rolle spielt)«, nicht zum Vorwurf machen, den israelischen Entstehungskontext für das deutsche Publikum angepasst zu haben. Dies sei notwendig gewesen, denn wie solle man sonst »eine komische Geschichte aus Israel hierzulande, wo nur jeder soundsovielte Theaterbesucher angeben könnte, was ein Kibbutz ist«, auf die Bühne bringen? Und der Kritiker ergänzte: »Von […] tieferliegenden Schwierigkeiten, etwa dem Lachen ohne Kloß im Halse, ganz zu schweigen.«27

Schweigen: Der Holocaust-Überlebende Kishon erwähnte das Erlebte in seinen Büchern nicht. Darin sieht Gabriel N. Finder einen der Faktoren für seinen Erfolg beim deutschsprachigen Lesepublikum: Kishons Humor sei in der Bundesrepublik gut angekommen, denn »Germans could enjoy it without compunction, even if its author was a Holocaust survivor from Israel«.28 Zwar sprach Kishon in seinen 1993 erschienenen Memoiren ausführlich über seine Deportation 1944 in ein slowakisches Arbeitslager und über die Verfolgung im mit dem nationalsozialistischen Deutschland kollaborierenden Ungarn. Doch erst 1997 erschien Kishons »Mein Kamm. Satirischer Roman«.29 Es war Kishons erstes Buch, das sich explizit mit der NS-Zeit auseinandersetzte – auf der Basis eines Manuskripts, das bereits 52 Jahre alt war. Geschrieben hatte Kishon es in sechs Wochen des Jahres 1945, als er sich, »als Jude zwischen den Fronten – und leider auch vor den Nachbarn – in einem Budapester Keller verstecken mußte«, so Kishon in einem Interview 1997.30 In diesem Roman mogelt sich der Ich-Erzähler Rudolf Flinta mit Mitte dreißig durch das Leben, »ohne in das Rad der Weltgeschichte eingegriffen zu haben«. Nach seiner Entlassung durch den kahlen Politzer wird er zum Anführer einer Partei, die bei ihrer Gründung nur eine einzige Aufgabe hat, »nämlich die Befreiung des Landes vom Glatzenjoch«. Für das Manuskript dieser Geschichte war Kishon Ende der 1940er-Jahre noch in Ungarn ausgezeichnet worden.31

Erst Mitte der 1990er-Jahre, vor allem im Zuge der Goldhagen-Debatte, so Kishon im »Focus«-Interview, hatte er einen passenden Zeitpunkt erkannt, um seinen ersten Roman über die Flinta-Partei der »Kreiszackler« zu veröffentlichen. Bis dahin hatte der israelische Autor die Leser in der Bundesrepublik zum Lachen gebracht, ohne sie direkt an ihre Vergangenheit zu erinnern. Stattdessen hatte er durch die Protagonisten seiner Satiren Identifikationsfiguren geschaffen, die mit den Tücken des Alltags kämpften und in denen sich die Leser wiedererkennen konnten. Doch diese soziale Nähe entstand nicht nur durch Kishons Satiren als solche.32 Sie war auch das Ergebnis eines transkulturellen Bearbeitungsprozesses, wie die genannten Beispiele zeigen. Diese Strategie zur Herstellung sozialer Nähe funktionierte ähnlich wie das Beschwören einer christlich-jüdischen Tradition und deutsch-jüdischen Symbiose in der Versöhnungsrhetorik der 1950er- und 1960er-Jahre. So hat die Germanistin Katja Garloff am Beispiel der Kanonisierung der Schriftstellerin Nelly Sachs gezeigt, dass der Dialogidee verpflichtete deutsche Organisationen wie die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in der deutschen Öffentlichkeit das Bild Sachs’ als Versöhnerin zwischen Deutschen und Juden konstruierten, und dies ungeachtet der persönlichen Empfindungen der Autorin.33 Auch Kishons Rezeption in der Bundesrepublik vollzog sich vor dem Hintergrund einer von deutscher Seite angestrebten deutsch-israelischen und jüdisch-christlichen Annäherung. Doch verstand Kishon den »milde[n] Humor seiner Satiren [als] ein[en] Beitrag zur Aussöhnung«, wie der Publizist Jörg Magenau in seinem Buch über die Bestseller der Bundesrepublik argu­mentiert?34 Und war die Lektüre seiner Bücher, wie Magenau schreibt, für die Deutschen tatsächlich eine »Versöhnungstechnik«?

Als Kishon 1952 seine Kolumne in der Zeitung »Maariv« begann, näherten sich israelische und westdeutsche Diplomaten an. Im September 1952 wurde das Luxemburger Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel geschlossen, das die Frage der Reparationszahlungen regelte. Der redaktionellen Linie von »Maariv« folgend, stand Kishon den Verhandlungen mit der Bundesrepublik ablehnend gegenüber. Während in Israel öffentlich darüber gestritten wurde, ob der junge Staat – der auch aufgrund der Zuwanderung wirtschaftliche Probleme hatte – Geld aus Deutschland annehmen sollte, formierten sich in der Bundesrepublik verschiedene Gruppierungen, die eine Aussöhnung mit Israel anstrebten. Ein Indikator dieser Entwicklung war auch die 1952 erstmals in größerem Umfang veranstaltete Woche der Brüderlichkeit, die als christlich geprägte und religiös motivierte Initiative durch die vom jeweiligen Bundespräsidenten übernommene Schirmherrschaft eine staatspolitische Dimension bekam.

Während der Woche der Brüderlichkeit 1955 sendeten Radiostationen wie der Bayerische Rundfunk »Hebräische Legenden, dazu Musik jüdischer Komponisten; Jesus in moderner jüdischer Sicht; Thora und Galuth, eine Geschichte des jüdischen Volkes [...]; Ephraim Kishon, Max Brod, Martin Buber, [...]«.35 Die »Jewish Telegraphic Agency« berichtete genauer: »It is particularly the smaller German radio stations that have scheduled some remarkable programs. Radio Bremen carried Yiddish folk songs, as well as Max Brod’s German translation of the Hebrew hit play ›His Reputation Precedes Him‹ by Efraim Kishon.«36 Noch bevor Kishons Stück also im Herbst 1955 in Braunschweig Europapremiere feierte, und sechs Jahre bevor sein Satirenband »Drehn Sie sich um, Frau Lot!« 1961 erstmals auf Deutsch erschien, war Kishons Theaterstück »Die große Protektion« als ein Beispiel neuer israelischer Literatur im Rahmen einer von deutscher Seite organisierten Versöhnungsinitiative gesendet worden.37

Kishon selbst gehörte in den 1950er-Jahren nicht zu den Verfechtern einer Annäherung. Er schrieb vor allem für ein israelisches, hebräischsprachiges Publikum, anders als etwa Ben-Gavriêl, der sich im Medium der »unterhaltsamen Information« und in seinem »erzieherische[n] Streben« als ein Mittler verstand.38 Später trat Kishon, mit wachsendem literarischem Erfolg und im Kontext der offiziellen deutsch-israelischen Annäherungspolitik der 1960er-Jahre, auf Veranstaltungen wie der jährlich stattfindenden Israel-Woche auf, in deren Rahmen seine Stücke aufgeführt wurden.39 Sprach er auch anderen eine Akteursrolle im deutsch-israelischen und deutsch-jüdischen Annäherungsprozess zu – etwa dem Verleger Axel Springer40 –, so reagierte er auf seinen Erfolg beim deutschsprachigen Publikum vor allem im Rückblick mit einer gewissen Zufriedenheit: »Ich bin ein Überlebender des Holocaust. Da ist es für mich eine besondere Genugtuung, dass die Enkel meiner Henker meine ursprünglich Hebräisch geschriebenen Werke so lieben.«41

2. Die Auseinandersetzungen um den Literaturcharakter von Kishons Satiren

Auf die oft gestellte Frage, ob es einen israelischen Humor gebe, antwortete Kishon immer wieder: Nein. Aber er lebe davon.42 Zu Beginn der 1950er-Jahre – Kishon war in Israel noch nicht als Autor von Satiren bekannt – hatte der ebenfalls aus Ungarn stammende britische Schriftsteller George Mikes sich in dem gerade gegründeten Staat auf die Spuren des Humors begeben und war nicht fündig geworden.43 Wenig später, im Rahmen einer Artikelserie der »ZEIT« über das Humorverständnis unterschiedlicher Nationen, attestierte er den Israelis einen »Mangel an Lachen und Humor«. Der für den Aufbau des Landes notwendige »Vorrang der Handarbeit« habe »nicht nur die Grundlagen des sozialen Lebens, sondern auch ihres Humors« beeinflusst.44 Ganz ähnlich war die Einschätzung des Psychologen Avner Ziv mehr als dreißig Jahre später in einem Sammelband über »Jewish Humor«. Auch er machte bestimmte Lebensbedingungen für eine gewandelte Rolle des Humors verantwortlich, der sich im jungen Staat Israel als rüder, zuweilen aggressiver und vor allem gegen die Neueinwanderer gerichteter Witz manifestiere.45 Zugleich seien es gerade die nach dem Holocaust aus Europa Gekommenen, die den jüdischen Witz mitgebracht und ihn an die israelischen Verhältnisse angepasst hätten, so Ziv. Besonders prominent geworden seien die »Ungarn« – er nannte den Journalisten Yosef Lapid,46 die Karikaturisten Ze’ev47 und Dosh48 sowie Ephraim Kishon.49 Unabhängig davon, wie plausibel die psychologische Deutung sein mag: Die Frage nach dem Verhältnis zwischen dem jüdischem Witz der Diaspora und dem israelischen Humor prägt die literarische Einordnung Kishons bis heute und hat dazu beigetragen, sein Bild als Unterhaltungsautor von geringer literarischer Qualität zu etablieren.

Während sich also in Israel in den 1950er-Jahren eine lebendige Szene aus Humoristen und Karikaturisten entwickelte, die ihren europäischen Hintergrund mit den israelischen Gegebenheiten verband, konstatierte zur gleichen Zeit in der Schweiz die Publizistin Salcia Landmann, dass zwar ein »Teil des jüdischen Volkes [...] den Naziterror überlebt« habe, »nicht aber sein Witz«.50 Dieser gehöre »weitgehend der jüdischen Vergangenheit an«, und man könne ihn nur noch »sammeln, analysieren«.51 Das hatte Landmann getan. Das Ergebnis: 1960 erschien im Schweizer Walter-Verlag ihre Anthologie »Der jüdische Witz« – und wurde zu einem immer wieder aufgelegten Bestseller in Deutschland. Einige Kapitel widmeten sich auch der Gegenwart und Zukunft des jüdischen Witzes in Israel, die Landmann für fraglich hielt. Ihr zufolge (und hier schloss ihre Argumentation an die Beobachtungen von Mikes an) fehlte in Israel eine der Grundbedingungen für die Entstehung des jüdischen Witzes, die Situation der »Unterdrückung und Rechtlosigkeit«. Im Falle eines Angriffes könne sich der Israeli »mit der Waffe in der Hand wehren«, er brauche »hierfür keinen Witz«.52 Landmann, die aus Galizien stammte und Teile ihrer Familie im Holocaust verloren hatte, wollte bewahren, für was sie in Europa keine Zukunft mehr sah. Ihr Buch, das ein Jahr vor Beginn des Eichmann-Prozesses erschien, bewertete in der »ZEIT« deren Chefredakteur Josef Müller-Marein als »Hilfe [...], die ersten Schritte zur Entkrampfung [zu] tun. Dank, Salcia Landmann!«53 Und im »Spiegel« hieß es, dass das Buch »mehr als manche offizielle Vergangenheitsbewältigung dazu angetan scheint, das Verständnis deutscher Nichtjuden für jüdisches Wesen zu fördern«.54

Als zu Beginn der 1960er-Jahre Kritik am religiösen »Bußtagspathos« von Veranstaltungen wie der Woche der Brüderlichkeit geübt wurde, avancierten die Themen jüdischer Witz und Humor zu Mitteln einer von deutscher Seite angestrebten Versöhnungspolitik.55 So wurden die Reaktionen auf Landmanns Anthologie zum Gradmesser der deutsch-jüdischen Beziehungen. Für Ben-Gavriêl, den »Unterhaltungs­schriftsteller«56 in Israel, der für den deutschen Buchmarkt schrieb, war Landmanns Sammlung »ein systematisch jeden Witz tötendes, infernalisch schlechtes Handwerksstück« und die positive Reaktion des Feuilletons ein Symptom für das Verhältnis der nichtjüdischen Deutschen zum Judentum. Dass das Buch »von sonst durchaus ernst zu nehmenden Kritikern über den grünen Klee gelobt« werde, darin liege »eben ein tieferer, ein politischer Sinn«.57

Was Ben-Gavriêl 1963 in einem Interview mit der »ZEIT« aussprach, das hatte Kishons Übersetzer Friedrich Torberg bereits zwei Jahre zuvor in seiner Replik auf Landmann deutlicher formuliert. Er hatte nicht nur ihre Zusammenstellung inhaltlich und stilistisch kritisiert und an Beispielen dekonstruiert, sondern sah den Publikumserfolg des Buches darin begründet, dass es gleichzeitig antisemitischen Klischees und dem »Bedürfnis, eine ›geistige Wiedergutmachung‹« zu leisten, entgegenkomme.58 Diesem Bedürfnis entspringe die mangelnde deutsche Kritikfähigkeit – die Folge sei, so wiederum Ben-Gavriêl, eine Art »Denkmalsschutz« für jüdische Schriftsteller.59 Indem Landmann den jüdischen Witz der Vergangenheit zuschrieb, hatte sie einen Deutungshorizont für Kishons Satiren aufgespannt. Dies erleichterte die Einordnung Kishons als Autor einer Gegenwart, die weder spezifisch jüdisch noch zwingend israelisch sei.

So erschienen im Sommer 1961 unter dem Titel »Lernt Israel wieder lachen?« zwei Geschichten aus Kishons erstem Buch als Vorabdruck in der »ZEIT«. Zwar fehlten »die blitzenden Pointen des alten jüdischen Witzes« nicht – so die »ZEIT« mit Blick auf Landmanns »glänzende[s] Buch« –, doch durchwirkten sie »einen Stoff, der ganz und gar Gegenwart ist – israelisch eher denn jüdisch«.60 Folgt man Ben-Gavriêl, so war der Humor der Kishon-Satiren »bestenfalls Tel-Avivisch« und wirkte »im gesamt­israelischen Milieu hintergrundlos, künstlich aufgesetzt«.61 Er sprach Kishon den vom Verlag Langen Müller besonders hervorgehobenen Israel-Bezug ab und argumentierte, dass viele der Satiren auch in einem anderen Land spielen könnten, wenn man den Protagonisten der Geschichten nur andere, »weniger bei den Haaren herbei­gezerrte, witzig sein sollende Namen« geben würde.

Auch der Publizist und Religionswissenschaftler Schalom Ben-Chorin, 1913 in München geboren und 1935 nach Palästina emigriert, schätzte Kishon ähnlich ein: In einer Besprechung des Buches »Kein Applaus für Podmanitzki« bestritt er 1973, dass Kishons Humor »von der Wurzel her jüdisch« sei.62 Kishons Übersetzer Torberg wiederum verteidigte in einer Fußnote das Buch »Drehn Sie sich um, Frau Lot!« als Beispiel für die Existenz von Humor aus Israel.63

Gleichwohl: Landmanns These vom Ende des jüdischen Witzes trug dazu bei, dass in den Auseinandersetzungen um Qualität, Charakter und Rolle von Kishons Satiren das Bild eines Unterhaltungsautors etabliert wurde, dessen humoristische Beobachtungen des Alltags theoretisch überall angesiedelt sein könnten. Kishon wurde von der »Region subtilen literarischen Humors« Ben-Gavriêls abgegrenzt.64 In seinem 2005 verfassten Nachruf schrieb Josef Joffe den Erfolg Kishons bei den deutschen Lesern vor allem der Übersetzung zu: Torberg habe Kishon »leichtfüßig und elegant« ins Deutsche übertragen. Torbergs eigenes Buch »Die Tante Jolesch« legte Joffe jenen ans Herz, die »Kishon eine Nummer subtiler (oder dialektischer oder talmudischer) lesen« wollten.65

Kishon selbst trug zu den Kämpfen um den literarischen Wert seiner Satiren bei, indem er – augenzwinkernd – schrieb: »Ich bin kein Schriftsteller. Ich bin nur ein Humorist. [...] Ein Schriftsteller gilt als seriös. Einer, der die Menschen lachen macht, kann doch nicht seriös sein. Stimmt’s?«66 Kishon kultivierte zugleich den Anspruch, »so [zu] schreiben, daß es auch die einfachen Leute verstehen«.67 Und tatsächlich hatten seine Werke zwei Charakteristika, die als Indikatoren trivialer Literatur gelten: hohe Auflagenzahlen und »massenhafte Distribution« sowie eine Rezeption als »Durch­schnittskultur für ein breites Publikum«.68

Wolf Jobst Siedler, Kishons Verleger bei Ullstein, war der Ansicht, dass Kishons Werk über »das literarische, journalistische und politische Interesse hinaus ein gesellschaftliches Moment« entfalte. Zeitschriften wie »Madame« und »Bunte« hätten in viel höherem Maße als die Literaturseiten der großen Zeitungen Kishons Ruf und Erfolg in Deutschland begründet. Deshalb empfahl Siedler, zu einem Verlagsempfang für den Autor »auch ausgesuchte Buchhändler einzuladen«, und er dachte dabei vor allem an jene »Bahnhofs- und Warenbuchhändler, die zu einem guten Teil die Träger des Kishon-Umsatzes« seien.69

Fritz J. Raddatz dagegen, seit 1976 Feuilleton-Chef der »ZEIT«, äußerte 1980 Bedenken, dass mit Kishons Texten »die Leute lediglich schmunzelnd eingeschunkelt werden«, Literatur als – Gottfried Benn zitierend – »Radiergummi fürs Gehirn«. Er vermisste eine Gesellschaftskritik und beschrieb Kishon als einen von Marketing- und Buchmarktregeln geleiteten Autor.70 Und als Marcel Reich-Ranicki 2001 seinen Kanon der deutschsprachigen Literatur herausgab, spöttelte er über die Lektüre-Empfehlungen deutscher Lehrpläne: »Da werden auch ›Texte der Unterhaltungsliteratur von Konsalik bis Simmel‹ empfohlen. Auf irgendeinem dieser Verzeichnisse habe ich Ephraim Kishon gefunden.«71 Die Konstruktion Kishons als jenseits der Elitenkultur angesiedelter humoristischer Unterhaltungsautor hatte zugleich eine politische Dimension, die sich aus dem literarischen Feld der Bundesrepublik der 1960er- und 1970er-Jahre ergibt.

3. Kishons publizistisches Umfeld in der Bundesrepublik

Wie kamen Kishons Werke millionenfach in die westdeutschen Bücherregale? Er selbst erklärte seinen Erfolg mit einer Reihe von glücklichen Zufällen: Der Fischer-Theaterverlag hatte eine Übersetzung der 1959 in den USA zum Bestseller avancierten Satirensammlung »Look back Mrs. Lot!« abgelehnt. Zwei Wiener – neben Friedrich Torberg auch der Komponist und Autor Gerhard Bronner – stießen aber auf das englischsprachige Buch und waren gleichermaßen von der Idee angetan, es ins Deutsche zu übersetzen. Da sie sich nicht einigen konnten, wer die Aufgabe übernehmen dürfe, warfen sie eine Münze: Torberg gewann.72 Er wurde 18 Jahre lang Kishons deutsche Stimme, ein »Glücksfall« für beide, so Torbergs Biograph David Axmann.73 Die Beziehungen zwischen Autor und Übersetzer sind Thema eines anderen Forschungsprojekts.74 So viel sei hier gesagt: Die anfängliche Skepsis gegenüber dem »Professor« (Kishon über Torberg) wandelte sich in eine Freundschaft, zuweilen Konkurrenz, und es entstand eine Korrespondenz von eigener literarischer Qualität.75 Dadurch, dass Torberg bei seinem damaligen Verlag Schulden hatte, die er durch die Übersetzungen abtragen wollte, kamen Kishons Bücher zu Langen Müller.76 Obwohl der Münchner Verlag wegen der Publikation von Autoren mit prominenter NS-Vergangenheit seit den 1970er-Jahren umstritten war, wurde der Israeli und Holocaust-Überlebende Kishon dort zum Erfolgsautor. Ein Paradox? Kishons Erfolg beim deutschsprachigen Publikum geht über die Beziehung zu Torberg und dessen Sinn für Sprache und Stil hinaus. Er lässt sich auch mit einer Verlags- und Publikationsstrategie erklären, die im Kontext des damaligen bundesdeutschen Buchmarktes zu sehen ist.

Als die ersten drei von Torberg übersetzten Satirenbände zwischen 1961 und 1965 bei Langen Müller erschienen, war dieser Verlag ein etabliertes Haus, geriet jedoch in finanzielle Schwierigkeiten. 1967 übernahm der 1928 im Sudetenland geborene Jurist Herbert Fleissner die Verlagsleitung. Er war, wie die »ZEIT« im Mai 1967 bei ihrer »Inventur der Veränderungen und Schwierigkeiten im deutschen Verlagswesen« schrieb, ein »Außenseiter«, der sich durch die 1966 und 1967 erfolgten Einkäufe der Verlage Herbig und Langen Müller zu einem »Poly-Klein-Verleger« aufgeschwungen hatte. Man traute ihm die Absicht zu, »der großdeutschen Rechten einen potenten Verlagskonzern zur Verfügung zu stellen«.77 Fleissner wurde auch Teil der »Bücher der Neunzehn«, eines 1954 von 19 Verlagen in Reaktion auf die wachsende Popularität der Buchgemeinschaften und Leseringe gegründeten Projekts. Das Neumitglied und seine verlegerischen Tätigkeiten im Milieu der Landsmannschaften und Vertriebenenverbände stießen bei den anderen Mitgliedern des Verbundes auf Skepsis. Mehr noch: Durch eine Neuregelung, die bei veränderten Besitzverhältnissen eine Wiederaufnahme erforderte, schlossen sie Fleissner de facto aus – ein Wiederaufnahmeantrag wurde mangels Aussicht auf Zulassung nicht gestellt bzw. abgelehnt; darüber gibt es divergierende Aussagen.78 Offen kommuniziert wurden die tatsächlichen Beweggründe nicht gegenüber Fleissner, wohl aber in der Presse: »Man hielt ihn für einen Rechtsradikalen.«79

Ephraim Kishon bei einer Lesung in Hamburg,
27. Januar 1974, mit einem seiner Bücher
aus dem Verlag Langen Müller
(picture-alliance/dpa/Heidtmann)

Kishon blieb auch über den Eigentümerwechsel hinweg Autor bei Langen Müller, eine Entscheidung, die immer wieder Kritik hervorrief. Der Journalist Hans Sarkowicz attestierte Kishon in einem 1994 veröffentlichten Porträt Fleissners unter dem Titel »Rechte Geschäfte« eine »Vertrauensseligkeit« gegenüber seinem deutschen Verleger, den Kishon – in Anlehnung an die aus der deutschen Übersetzung seiner Geschichten bekannten »besten Ehefrau von allen« – dann auch den »besten Verleger von allen« genannt habe.80 Und auf die kritische Nachfrage, ob es ihm Fleissner »mit seinem Verlagsprogramm nicht schwer« mache, »die Freundschaft aufrechtzuerhalten«, antwortete Kishon – ebenfalls noch in den 1990er-Jahren –, dass Fleissner »kein einziges Prozent Nazi« sei. Sein Verlag sei vielmehr »der einzige Verlag in Deutschland«, der ihm, »einem Juden, Überlebenden und Israeli, einen solchen wichtigen literarischen Status« gegeben habe.81

Durch eine geschickte Einkaufspolitik gelangte Fleissner in den Kreis der großen und etablierten Buchverlage und -verleger. Sein Autor aus Israel avancierte zu einem Symbol für den ökonomischen Strukturwandel des westdeutschen Buchmarktes und für eine den Buchhandel der 1970er-Jahre prägende »Bestselleritis«, so der »Spiegel« 1973: Die deutschen Verleger hätten von amerikanischen Vorbildern gelernt, »daß für Bücher wie für Markenartikel geworben werden kann, mit kostspieligen Inseratenkampagnen und an Litfaßsäulen«; das Beispiel: »Fleissner-Werbung: ›Kishon-Bücher: Markenzeichen des Humors‹«.82 Zudem kam es im Kontext der »68er«-Bewegung zu einer Politisierung des Buchmarktes. Die von der intellektuellen Neuen Linken rezipierten Ideen der »Mitbestimmung« und der »Demokratisierung« wurden auf die Produktionsbedingungen des Buchmarktes übertragen.83 Aber auch etablierte Verleger erkannten die Reformbedürftigkeit ihrer Branche und die strukturellen Probleme des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels als Interessenvertretung. Der Börsenverein setzte, so Ulrike Seyer, noch in den 1960er-Jahren auf »Tradition, Erfahrung und Ehrenamt«, und seine Mitglieder waren mehrheitlich über 65 Jahre alt.84 Offen ausgetragen wurden die innerhalb des Vereins schwelenden Konflikte um Reformen zur Frankfurter Buchmesse im Herbst 1967.85 Indes, die durch die Protestbewegung und durch interne Konflikte provozierte Debatte um Machtverhältnisse im Buchhandel ging einher mit einer politischen Positionierung der Verleger selbst, wie der De-facto-Ausschluss Fleissners aus den »Büchern der Neunzehn« zeigte. Fleissner reagierte auf die Politisierung der Buchmesse in den Jahren 1967 bis 1969 sowie auf den Entschluss des Börsenvereins, keine Polizeipräsenz, aber Demonstrationen auf der Messe zuzulassen, mit dem Fernbleiben seiner Verlage. Diese Reaktion wurde in der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« als »Attacke von Verlegerseite gegen diese liberalen Tendenzen« beschrieben.86

Auch der Kanzler liest Kishon:
Besuch des Schriftstellers bei Willy Brandt, 12. März 1974.
Der Bundeskanzler blättert im »Großen Kishon-Buch«.
(picture-alliance/AP Images/Klaus Schlagmann)

Und Kishon? Mit Fleissner verband ihn eine Auffassung des Buchgeschäfts, die dessen ökonomischen Charakter offensiv betonte. Für den Verleger zählten »zuallererst kommerzielle Interessen«, da er »sein Geld nicht mit den Vorurteilen anderer [verdiene], sondern mit Büchern«.87 Im ausführlichen »Spiegel«-Bericht von 1973 über die von vielen Verlegern kritisch gesehene Kommerzialisierung des Buchgeschäfts sagte Fleissner: »Vielen meiner Verlegerkollegen steht heute ihre literarische Gescheitheit im Wege.«88 Umgekehrt galten in den Auseinandersetzungen um die Frage, was legitime Literatur sei, hohe Auflagenzahlen als Indikator mangelnder literarischer Qualität.89 Mit diesem Vorwurf wurde Kishon oft konfrontiert, doch verneinte auch er das Ökonomische nicht. Im Gespräch mit Raddatz erklärte er 1980: »Ich will Erfolg haben. Ich will eine hohe Auflage, ich will anerkannt sein, gute Kritiken bekommen.«90 Auf der politischen Ebene teilten Fleissner und Kishon zudem einen Nationalismus, der in den Kämpfen des literarischen Feldes der Bundesrepublik und Israels die gleiche Funktion erfüllte: Abgrenzung von der politischen und intellektuellen Linken.91

Ein enges Verhältnis: Ephraim Kishon (rechts) und
Axel Cäsar Springer bei einem Empfang
im 13. Stock des Hamburger Verlagshauses,
im Anschluss an die Theaterpremiere von Kishons Stück
»Zieh den Stecker raus, das Wasser kocht«
am 27. Mai 1969 in den Hamburger Kammerspielen
(Unternehmensarchiv der Axel Springer SE/Krüger)

Diese Position charakterisiert auch Kishons Verhältnis zum Axel Springer Verlag, der neben dem Verlagshaus Langen Müller Kishons zweites publizistisches Standbein in der Bundesrepublik war. Wie Fleissner, der durch sein Engagement im Milieu der Vertriebenenverbände einen Gegenpol zu dem sich als zunehmend linksliberal verstehenden Börsenverein bildete, verfolgte Springer laut Marcus M. Payk spätestens ab 1958 eine »scharf antikommunistische Ausrichtung«.92 Zudem hatte Springer für sein Verlagshaus ein »pauschale[s] Schuldbekenntnis« zur redaktionellen Leitlinie erklärt und verfolgte eine Israel unterstützende Berichterstattung.93

Beide Prämissen – der Antikommunismus und die pro-israelische Position – entsprachen Kishons Haltung, die sich auch in seinen Verlagsbeziehungen zeigte. 1978, nachdem Ullstein die Taschenbuchrechte an Kishons Satiren erworben hatte, schrieb der damalige Ullstein-Verleger Wolf Jobst Siedler an den Springer-Verlag, dass Kishon »auch und vor allem der politischen Haltung unseres Hauses gegenüber Israel wegen von dtv zu Ullstein übergewechselt« sei.94 Der Ullstein-Verlag gehörte nämlich seit 1959 mehrheitlich zum Axel Springer Verlag.

1985 wurden die Verlagsgruppen Ullstein/Propyläen und Langen Müller schließlich zur Ullstein/Langen Müller GmbH & Co. KG, einer Dachgesellschaft, deren Anteile zur Hälfte an Springer und zur anderen Hälfte an Fleissner gingen.95 Kishon als Autor konnte sich infolgedessen auf den damals drittgrößten Publikumsverlag der Bundesrepublik stützen, der sich ebenfalls für Israel engagierte. »Pro Buch eine Mark nach Israel«: Aus dem Verkauf von Kishons 1985 erschienenem Buch »Beinahe die Wahrheit. Die Geschichte meiner Geschichten« habe die neu formierte Verlagsgruppe der Universität Tel Aviv 33.114 DM gespendet, meldete die »Bild«-Zeitung im Januar 1986.96

Die Beziehung des Axel Springer Verlages zu Israel wurde bisher vor allem als eine persönliche Faszination Springers für das Land gedeutet, die sich in der Berichterstattung der Springer-Zeitungen widerspiegelte und in der Freundschaft mit Kishon niederschlug.97 Kishon seinerseits pflegte enge Kontakte zu Mitarbeitern des Springer-Verlages, deren Korrespondenz im Unternehmensarchiv Einblick in ein deutsch-israelisches Netzwerk von Journalisten und Publizisten gibt. Zu diesem Personenkreis gehörten neben zahlreichen Journalisten mit NS-Vergangenheit auch jüdische Remigranten.98 Einer von ihnen war Ernst Cramer (1913–2010), der 1939 in die USA emigrieren konnte, seine Familie jedoch im Holocaust verloren hatte. Als US-Soldat war er 1945 zurück nach Deutschland gekommen und avancierte seit dem Ende der 1950er-Jahre zu einem der engsten Mitarbeiter Axel Springers, zu seinem »Berater in jüdischen und israelischen Fragen«.99 Er wurde, wie die Korrespondenz aus dem Unternehmensarchiv belegt, im Verlag zu einem wichtigen Ansprechpartner für Kishon.

Im September 1977 schickte Cramer dem Chefredakteur der »Welt«, Wilfried Hertz-Eichenrode, die Übersetzung eines in Israel erschienenen Kishon-Artikels, der »dem Verleger von bedeutender Seite empfohlen« worden war und von dem Cramer glaubte, »dass er sich in der WELT ganz gut machen würde«.100 Worum ging es? Im Mai 1977 hatte Menachem Begins Likud-Partei die Wahlen gewonnen – für die seit der Staatsgründung von der politischen Linken geprägte israelische Politik, der Kishon immer kritisch gegenübergestanden hatte, war dies eine Zeitenwende. Nach Begins erster USA-Reise als Premierminister im Juli 1977 hatte Kishon dessen Auftreten in der Zeitung »Maariv« als »sieg der emotion über die materie« beschrieben. Er begrüßte, dass »jetzt jemand mit laut vernehmlicher stimme den bewohnern des westens ent­huellt, dass hier im lande die ueberreste ihrer opfer leben, dass es auch juedische fluechtlinge aus den arabischen staaten gibt, [...] dass das palaestinensische wesen eine erfindung unserer gemaessigten nachbarstaaten zur vernichtung des juedischen staates ist, dass es bis 1967 keine ›besetzten gebiete‹ gab und dass uns die araber dennoch zu vernichten suchten, [...] warum haben wir geschwiegen, warum haben das begins vorgaenger nicht getan, das [sic] diese worte sowohl bei den juden des auslands wie auch unter den nichtjuden auf solches verstaendnis stossen? sie unterliessen das alles, weil sie befuerchteten, man wuerde sie fuer rechtsgerichtete halten...«101

Kishon kritisierte die mediale Darstellung Begins als »gefaehrlicher rechter«, stellte die politischen Kategorien rechts und links in Frage, etablierte sie aber zugleich selbst, etwa wenn er die Zuschreibung »rechts« als »ideologische [...] wunderwaffe der linken propagandisten« bezeichnete, »mit dem [sic] sie ihre gegner anschwaerzen«.102 Die Übersetzung des »Maariv«-Artikels wurde nicht in der »Welt« veröffentlicht. Doch zeigt der Austausch, dass Kishons in Israel veröffentlichte Positionen interessiert verfolgt und als für ein deutsches Publikum interessante Stellungnahmen bewertet wurden. Zugleich belegt Kishons zitierter Artikel: Die politische und intellektuelle Linke als »zentraler innerer Feind Israels« war ein wiederkehrendes Motiv des Schriftstellers.103

Die Übersetzung des »Maariv«-Artikels ins Deutsche hatte Ephraim Lahav besorgt, der 1923 als Erich Feier in Wien geboren worden war, in Jerusalem lebte und als Korrespondent für den Springer-Verlag tätig war.104 Lahav vermittelte auch zwischen Kishon und dem deutschen Verlagshaus, zum Beispiel als der Kritiker Curt Riess in einer Rezension 1975 Kishons Regiestil kritisiert hatte.105 Lahav übersandte in einer Dienstmeldung an Cord Christian Troebst, den Leiter des Springer-Auslandsdienstes SAD, Ausschnitte eines Gesprächsprotokolls mit Kishon, der seine persönliche Kränkung mit einer politischen Deutung verband: »nachdem die linken zeitungen in deutschland wegen meiner haltung zur springer presse ueber mich herfallen, begraebt man mich jetzt auch in den springer zeitungen«.106

4. Von rechts schreiben – Literatur und Politik bei Kishon

1984 berichtete das »ZEITmagazin« Folgendes: Als Herbert Fleissner eine Satire über den chilenischen Diktator Augusto Pinochet aus einem Kishon-Band herausnehmen wollte, legte der Autor ein Veto ein, doch Fleissner setzte sich durch, so der »ZEIT«-Autor: »Solche Töne wären der großen deutschen Kishon-Gemeinde ein garstig Lied. Seine Literatur darf nicht weh tun und nicht polarisieren.«107 Zudem wurden diejenigen satirischen Geschichten Kishons, die aufgrund des Bezugs zur israelischen Tagespolitik für die Leser in der Bundesrepublik als kaum nachvollziehbar galten, nicht übersetzt. Kishon ging mit dieser Anpassung seiner Texte für das deutsche Lesepublikum offen um: Er sei, so erklärte er 1980 im »ZEIT«-Gespräch mit Raddatz, das »Opfer einer bestimmten Optik«, gelte er doch in Israel als »einer der schärfsten Regimekritiker; aber das übersetzt man nicht«. Raddatz hakte nach: »Heißt das, daß es einen Teil Ihres Œuvres gibt, der der deutschen Öffentlichkeit überhaupt nicht bekannt ist? Warum nicht?« Kishon antwortete: »Weil mein Verleger [...] überzeugt davon war, daß, wenn ich ein völlig anderes Buch veröffentliche, einen Un-Kishon, ich dann mein Publikum verliere.«108

Die für deutschsprachige Leser vorgenommene Konstruktion des ausschließlich auf Unterhaltung spezialisierten Autors Kishon war eine der Grundbedingungen für seinen Erfolg. Der politische Kishon, der »Un-Kishon«, wurde dem Publikum in der Bundesrepublik meist vorenthalten. Doch nach dem Sechstagekrieg von 1967 meldete sich Kishon auch in der deutschen Öffentlichkeit zu Wort. Dabei legte er die politischen Kategorien rechts und links auf das literarische Feld an – und trug so zu dessen Dichotomisierung bei. Wie kam es dazu?

Wenn befürchtet wurde, dass Kishon mit seinem Werk nicht den Erwartungen des deutschen Publikums an einen Unterhaltungsautor entsprechen würde, schritt der Verleger oder der Übersetzer ein. Anders als in den ersten Satirenbänden und Theater­adaptionen war jedoch für die tagespolitisch inspirierten Satirenbände »Pardon, wir haben gewonnen« (1968) und »Wie unfair, David!« (1967) der Israelbezug konstitutiv. Die darin zum Ausdruck kommende politische Haltung des Autors wurde mit Verweis auf die Lage in Israel erklärt und entschuldigt; es wurde ein Unterschied zwischen dem Humoristen Kishon und dem politisch denkenden Bürger konstruiert. So warb Kishons deutschsprachige Stimme Torberg in einem Geleitwort zu »Pardon, wir haben gewonnen« beim Leser um Verständnis dafür, dass Kishon die Haltung der Weltöffentlichkeit kritisierte, insbesondere diejenige der Vereinten Nationen gegenüber Israel während des Sechstagekrieges: »Manche der im Verlauf des letzten Jahres entstandenen und hier erstmals wiedergegebenen Glossen sind von einer nur allzu verständlichen Bitterkeit getragen, haben nichts mit jener heiteren Gelassenheit und schmunzelnden Selbstironie zu tun, die für Kishon so typisch ist und die ihn auch bei uns beliebt und berühmt gemacht hat. Aber gerade wer den ›typischen‹ Kishon kennt, gerade wer ihm für Stunden unvergleichlichen Vergnügens und unbeschwerter Heiterkeit zu danken weiß, wird ihm das Recht zugestehen, auch einmal gallige Pointen zu setzen.«109

In anderen Darstellungen Kishons wurden die Kategorien »politisch« und »humorvoll« ebenfalls als Gegensatzpaar etabliert. »Kishon – nicht zum Schmunzeln« betitelte die Literaturbeilage der »Welt« eine Besprechung von »Pardon, wir haben gewonnen«. Die Autorin Mechthild Lange vertrat die Ansicht, dass der Satiriker Kishon in dem Buch »hinter politischem Engagement« zurücktrete, doch seien »nationaler Stolz, nationales Pathos« unter den Umständen des Krieges und der außenpolitischen Isolation Israels »verständlich, sogar verzeihlich«.110 Weniger verständnisvoll reagierte Rezensent Otto F. Beer im »Tagesspiegel«: Krieg verderbe die Prosa, und selbst dort, »wo ein bedrängtes Volk Krieg führen muß, um überleben zu können«, zeige sich: »Daß aus edlen Gefühlen schlechte Literatur entsteht, gilt leider auch im Falle Israel und leider auch im Falle Ephraim Kishon.«111 Versöhnlicher zeigte sich Beer 1973, als im Jahr des Jom-Kippur-Krieges der nahezu ausschließlich im Theatermilieu spielende Kishon-Band »Kein Applaus für Podmanitzki« erschien, in dem Kishon »sein altes Niveau wieder erreicht« habe, nachdem bei »seinen vorigen Büchern [...] einen zuweilen das Gefühl [beschlich], seine Satire verliere an Salz und nehme an Patriotismus zu«.112

Kishons politische Stellungnahmen nach dem Sechstagekrieg irritierten, weil sie nicht den Erwartungen der deutschen Leserschaft entsprachen. In den folgenden Jahren avancierte jedoch die Haltung gegenüber der israelischen Politik zu einer Trennlinie zwischen der politischen Linken und der politischen Rechten in der Bundesrepublik. Die veränderte Situation im Nahen Osten trug zunächst zu einer Gleichsetzung der Kategorien rechts und links mit pro-israelisch und pro-palästinensisch bei. In Israel selbst wurde die Besiedlung der im Sechstagekrieg eroberten Gebiete zwar von der linken Regierung unterstützt, doch langfristig – und spätestens mit der Wahl Begins 1977 – setzte sich auch dort eine solche Dichotomisierung des politischen Feldes durch. Was bedeutete dies für Kishon?

Als Kolumnist und Autor hatte er sich vor dem Hintergrund seiner Erfahrungen mit dem kommunistischen Regime in Ungarn mit der politischen Linken in Israel auseinandergesetzt, die alle Regierungen von der Staatsgründung 1948 bis zur Zäsur von 1977 stellte. In seinem Selbstverständnis sah er sich als Kritiker des »Establishments«, zu dem er die politische Linke, die Gewerkschaften, die Bürokratie sowie auch nach dem Machtwechsel von 1977 die kulturelle Linke zählte.113 Im Gespräch mit Raddatz erklärte er im Sommer 1980: »Ich bin von dem ganzen linken Establishment boykottiert, von dem ganzen literarischen Establishment, weil das in der ganzen Welt links ist.«114 In Israel schrieb sich Kishon durch seine Zeitungskolumne zwar »sehr großen Einfluß auf die […] öffentliche Meinung« zu, doch sei er »auch dort vom größten Teil des Establishments verfolgt, verachtet, bekämpft«. Er setzte dominierende Positionen im literarischen Feld mit »links« gleich und entwarf sich als Underdog, dem literarische Ehren auch aufgrund seiner politischen Haltung verwehrt blieben. Er sei, so wurde er 1984 im »ZEITmagazin« zitiert, »leider kein linksgerichteter Autor«.115

1992, also nach der Ersten Intifada ab 1987/88 und dem Golfkrieg 1991, gab Kishon der »Berliner Zeitung« ein Interview, das unter dem Titel »Ein Humorist bekommt nie den Nobelpreis« gedruckt wurde.116 Der Text erschien wenige Wochen, bevor Amos Oz als erstem israelischem Schriftsteller der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen wurde. Nach Oz befragt, nannte Kishon ihn einen »sehr begabte[n] Schriftsteller«. Doch »natürlich« werde Oz vor allem deshalb mit dem Preis ausgezeichnet, weil er für eine Zwei-Staaten-Lösung sei, also »nach Meinung der Weltöffentlichkeit für den Frieden«.117 Während der jüngere, politisch in der Peace-Now-Bewegung aktive Oz mit dem prestigeträchtigen Friedenspreis ausgezeichnet wurde, war Kishon 1978 der Orden wider den tierischen Ernst vom Karnevalsverein der Stadt Aachen verliehen worden – ein Preis mit öffentlicher Aufmerksamkeit, aber ohne literarische Bedeutung. Dass Kishon den Preis jedoch durchaus als politisch verstand, zeigte sich, als er ihn 24 Jahre nach der Verleihung zurückgab: Der Aachener Karnevalsverein hatte sich trotz Kishons Bitte nicht von Norbert Blüms Kritik an Israels Politik gegenüber den Palästinensern distanziert.118

Seit den 1970er-Jahren intervenierte Kishon immer wieder in deutschen Medien, deren Berichterstattung über Israel er aufmerksam verfolgte. Nachdem der ehemalige Präsident des Jüdischen Weltkongresses, der 85-jährige Nahum Goldmann, im Sommer 1980 Israel besucht und anschließend in der »ZEIT« ein »neutralisiertes Israel als Zentrum neuer Geistigkeit« gefordert hatte, bezeichnete Kishon Goldmann als »darling of all our foes«, als »Liebling aller unserer Feinde«, der es nicht versäumt habe, für seinen »Nachruf« auf den israelischen Staat die »ZEIT« als »bastion of the German intellectual Left« zu wählen.119

Kishon hatte seine Replik auch den Zeitungen des Springer-Verlages zur Veröffentlichung angeboten. Doch hatte Ernst Cramer abgelehnt, da für die Leser der »Welt am Sonntag«, »die den Goldmann-Artikel nicht kennen, [...] die Antwort Kishons nur eine rüde Sottise« wäre. Cramer war von Kishons »Philippika gegen Nahum Goldmann« nicht überzeugt und befürchtete, dass diese »Art innerjüdischen Streits« vor der falschen Öffentlichkeit »nur neue Missverständnisse« schaffen würde.120 Möglicherweise wollte Cramer im Sinne von Springers pro-israelischer Publikationsstrategie dafür sorgen, dass die Auseinandersetzung mit Goldmann nicht zu viel öffentliche Aufmerksamkeit fand. Ebenso denkbar ist aber, dass eine Kontroverse vor dem Hintergrund des Erscheinens von Goldmanns Autobiographie bei Langen Müller – auch Kishons verlegerischer Heimat – vermieden werden sollte.121 Es war nicht das erste Mal, dass Kishon gegen Goldmann argumentiert hatte, der in den 1970er-Jahren aufgrund seiner israelkritischen Position zu einem gefragten Interviewpartner deutscher Medien avancierte.122

1980 erschien im »Spiegel« eine düstere Prognose des Israelkorrespondenten Henri Zoller für die Zukunft des jüdischen Staates.123 Unter dem Titel »Israel – ein Nachtasyl?« warnte der 1925 in Berlin geborene Zoller angesichts tausender das Land verlassender Israelis vor einer »Erosion der zionistischen Vision«. Der Staat Israel habe sich als »jüdisch und demokratisch« verstanden, doch habe die nach 1967 »gewaltsam erreichte territoriale Ausdehnung [...] längst beide Charakterzüge in Frage gestellt«. Zoller plädierte für einen »konstruktiven sozialistischen Zionismus« und die »Versöhnung mit der arabischen Umwelt«. Dabei berief er sich auf zwei politische Lager – das der Linken und das der »Araber« – und damit genau auf diejenigen, die Kishon als innere und äußere Feinde begriff.124 Wenige Wochen später antwortete der vom »Spiegel« als »israelischer Nationalist« vorgestellte Kishon.125 Für ihn war Zollers Diagnose der Krise nur das Symptom einer medialen Israelkritik nach bewährter Rezeptur: »Man nehme zwei Teelöffel Siedlungen und einen Eßlöffel Begin (von oben photographiert, mit der Kappe) und vermische es mit zwei Kilogramm Flüchtlingslagern und Vereintes-Jerusalem-Püree, das ganze wird dann mit einer 130-Prozent-Inflations-Sauce übergossen, und schon haben wir den schmackhaften Brei des auseinanderfallenden Israel.«126 Der Staat Israel, das machte Kishon in seinen Interventionen immer wieder deutlich, war für ihn nicht verhandelbar.

5. Kishon in der Bundesrepublik –
eine deutsch-israelische Beziehungsgeschichte

Kishons Argumentation fügte sich nicht nur in seine Selbstwahrnehmung als Kritiker der politischen Linken in Israel. Er inszenierte sich zudem als »der einzige pro-israelische Schriftsteller Israels« und übertrug in seinen Stellungnahmen die Kategorien rechts und links auch auf das literarische und politische Feld der Bundesrepublik.127 Dort grenzte sich eine pro-israelische Rechte nach dem Sechstagekrieg gegenüber einer Linken ab, in deren Umfeld eine israelkritische Haltung dominierte. Kishon trug damit zu einer Politisierung bei, die bis heute die Rezeption israelischer Literatur in Deutschland prägt. Das Verhältnis zwischen Stellungnahmen zum Nahostkonflikt, zur israelischen Politik und zur israelischen Literatur in der Bundesrepublik wäre ein Thema weiterer Forschungen zu den Beziehungen beider Gesellschaften. Nur ein Beispiel: Das aus Gesprächen mit Palästinensern und Israelis hervorgegangene Buch »Sweet Occupation« von Lizzie Doron erschien zuerst in Deutschland, bevor es mit Unterstützung des Goethe-Instituts in hebräischer Sprache in Israel veröffentlicht werden konnte.128 Während der israelische Buchmarkt der mit anderen Werken längst etablierten Autorin für dieses Buch zunächst keine Publikationsmöglichkeit bot, konnte sich Lizzie Doron in Deutschland erfolgreich als israelische Stimme etablieren. Ähnlich wäre zu fragen: Wie verhalten sich politische und literarische Rezeption etwa bei David Grossman oder Zeruya Shalev?

Für Kishon wird klar: Sein Erfolg beim deutschen Lesepublikum ging über das vom Autor selbst vorgetragene Diktum einer »Ironie der Geschichte« hinaus. Er resultierte zum einen auch aus Kishons verlegerischem und publizistischem Netzwerk sowie dem Strukturwandel des westdeutschen Buchmarktes seit den 1960er-Jahren. Hier bieten sich wiederum Perspektiven für weitere Forschungen: Wie verhält sich die außerordentliche Beliebtheit beim deutschsprachigen Publikum zu Kishons Erfolg in anderen Ländern, etwa der Türkei? Zum anderen trugen Verleger und Übersetzer durch Bearbeitungsprozesse und die Darstellung eines apolitischen Kishon dazu bei, einen israelischen Autor zu erfinden, dessen Buchtitel in diesem Falle lauten könnte: »Ephraim Kishon für Deutsche«.


Anmerkungen:

1 Die Zahlen variieren je nach Quelle zwischen 30 und 34 Millionen Büchern. Diese Angabe stammt aus: Gabriel N. Finder, An Irony of History: Ephraim Kishon’s German Triumph, in: Eli Lederhendler/Gabriel N. Finder (Hg.), A Club of their Own. Jewish Humorists and the Contemporary World, Oxford 2016, S. 141-153, hier S. 141.

2 Ephraim Kishon, Nichts zu lachen. Die Erinnerungen, München 2006, S. 34. Das Buch erschien erstmals 1993. Zur genannten Deutung siehe exemplarisch: Finder, An Irony of History (Anm. 1).

3 Josef Joffe, Trostspender. Zum Tod von Ephraim Kishon, in: ZEIT, 3.2.2005.

4 Siehe hierzu das Forschungsprojekt von Birgit M. Körner, Die Neugestaltung des »jüdischen Humors« in der BRD der Nachkriegszeit. Ephraim Kishon und sein Übersetzer Friedrich Torberg, URL: <https://jewishstudies.unibas.ch/de/personen/birgit-koerner/>. Vgl. auch Claudia Simone Dorchain, Jüdischer Humor in Deutschland, in: Deutschland Archiv, 20.4.2012; Hanni Mittelmann, Reconceptualization of Jewish Identity as reflected in Contemporary German-Jewish Humorist Literature, in: Olaf Glöckner/Haim Fireberg (Hg.), Being Jewish in 21st Century Germany, Berlin 2015, S. 131-141.

5 Salcia Landmann (Hg.), Der jüdische Witz. Soziologie und Sammlung, Olten 1960, 18. Aufl. Ostfildern 2016; Friedrich Torberg, »Wai geschrien!« oder Salcia Landmann ermordet den jüdischen Witz. Anmerkungen zu einem beunruhigenden Bestseller, in: Der Monat 14 (1961) H. 157, S. 48-65.

6 Siehe Ephraim Kishon/Friedrich Torberg, Dear Pappi – My beloved Sargnagel. Briefe einer Freundschaft, hg. von Lisa Kishon und David Axmann, München 2008.

7 Zit. nach Schalom Ben-Chorin, Kontroverse um Ephraim Kishon, in: Israel Nachrichten, 21.3.1980.

8 Exemplarisch: Trumah. Zeitschrift der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg 21 (2013): Über Berlin nach Jerusalem. Deutschland und die hebräische Literatur/Germany and Hebrew Literature.

9 Anat Feinberg, Art. »Kishon, Ephraim«, in: Fred Skolnik/Michael Berenbaum (Hg.), Encyclopaedia Judaica, Second Edition, Bd. 12, Detroit 2007, S. 200.

10 Jörg Magenau, Bestseller. Bücher, die wir liebten – und was sie über uns verraten, Hamburg 2018, S. 149.

11 Ein Interviewer der »Welt« konfrontierte Kishon mit der aus einer anderen, nicht genannten Zeitung stammenden Beschreibung des Autors als »Humorfabrikant«. Zit. nach: »Nur schlechte Humoristen schreiben schnell...«, in: Welt, 7.2.1986.

12 Z.B. bei Kristina Maidt-Zinke, Das angeschrägte Schlitzohr, in: Süddeutsche Zeitung, 31.1.2005.

13 Der deutsche Titel lautet »Die große Protektion« bzw. »Der Schützling«.

14 Zur Rolle der deutschen Sprache in Israel siehe Jan Kühne, Deutschsprachige jüdische Literatur in Mandats-Palästina/Israel (1933–2014), in: Hans Otto Horch (Hg.), Handbuch der deutsch-jüdischen Literatur, Berlin 2016, S. 201-220.

15 Ebd., S. 208.

17 Siehe Armin A. Wallas, Der Pförtner des Ostens. Eugen Hoeflich – Panasiat und Expressionist, in: Mark H. Gelber/Hans Otto Horch/Sigurd Paul Scheichl (Hg.), Von Franzos zu Canetti. Jüdische Autoren aus Österreich – neue Studien, Tübingen 1996, S. 305-344, hier S. 305.

18 Ebd., S. 312.

19 Moshe Ya’akov Ben-Gavriêl an den Ullstein-Verlag, 21.11.1956, Nachlass Moshe Ya’akov Ben-Gavriêl, National Library of Israel, Jerusalem.

20 Der Film »Das Haus in der Karpfengasse« von Regisseur Kurt Hoffmann wurde im März 1965 in der ARD gesendet und anschließend in beiden deutschen Staaten auch im Kino gezeigt.

21 Siehe Schirrmeister, Two Roads to the Land (Anm. 16), S. 118.

22 Zur Rolle von Verlegern und Übersetzern in der transnationalen Verbreitung symbolischer Güter siehe Pierre Bourdieu, Les conditions sociales de la circulation internationale des idées, in: Actes de la Recherche en Sciences Sociales 145 (2002), S. 3-8.

23 Johannes Jacobi, Max Brod stellt vor, in: ZEIT, 24.11.1955.

24 Heinrich Mersmann, Eine Zeitsatire von Format, in: Braunschweiger Zeitung, 14.11.1955.

25 Ebd.

26 Ebd.

27 Klaus Wagner, Immer Ärger mit den Lieben, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9.1.1963.

28 Finder, An Irony of History (Anm. 1), S. 150.

29 Ephraim Kishon, Mein Kamm. Satirischer Roman, München 1997.

30 »Ein kleines Stück von mir«, in: Focus, 15.12.1997.

31 Kishon, Mein Kamm (Anm. 29), S. 9, S. 134.

32 Finder, An Irony of History (Anm. 1), S. 147.

33 Siehe Katja Garloff, Words from Abroad. Trauma and Displacement in Postwar German Jewish Writers, Detroit 2005, S. 98.

34 Magenau, Bestseller (Anm. 10), S. 149; dort auch das folgende Zitat.

35 Ernst Elitz, Brüderlichkeit darf keine Saisontugend sein. Die Woche der Brüderlichkeit im Spiegel der Medien, in: Christoph Münz/Rudolf W. Sirsch (Hg.), »...damit es anders anfängt zwischen uns allen.« 60 Jahre Woche der Brüderlichkeit, Berlin 2012, S. 165-172, hier S. 166f. Es verwundert nicht, dass Martin Buber gesendet wurde, der dialogische Denker, der seit den 1950er-Jahren zum Symbol einer christlich-jüdischen und deutsch-israelischen Verständigung avancierte. Zu Bubers Rezeption in der frühen Bundesrepublik siehe Dominique Bourel, Martin Buber. Sentinelle de l’humanité, Paris 2015, S. 571-578.

36 Jewish Telegraphic Agency – Daily News Bulletin, 16.3.1955.

37 Magenau, Bestseller (Anm. 10), S. 149.

38 Josef Schmidt, Der Unterhaltungsschriftsteller Mosche Ya-akov Ben-gavriêl. Bio-Bibliographie und literaturkritische Bestimmung, Bonn 1979, S. 82f.

39 So reiste Kishon 1969 für die Israel-Woche erstmals nach Stuttgart, um einer Aufführung seines Stücks »Der Trauschein« beizuwohnen; siehe: Der Schriftsteller, der seine Muttersprache verlor, in: Stuttgarter Zeitung, 24.3.1969. Im Jahr 1973 fand eine Woche des israelischen Theaters in Baden-Baden statt, in deren Rahmen ebenfalls »Der Trauschein« inszeniert wurde; siehe Wolfgang A. Peters, Eine Woche Theater aus Israel, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.2.1973.

40 Ephraim Kishon, Symbol der Versöhnung, in: Friede Springer (Hg.), Axel Springer. Die Freunde dem Freund, Frankfurt a.M. 1986, S. 120f.

41 »Wer Israel verurteilt, ist ein Antisemit«, in: Welt am Sonntag, 11.8.2002 (Interview mit Kishon).

42 Etwa in seiner Rede anlässlich der Verleihung des Ordens wider den tierischen Ernst 1978 in Aachen: »Immer wenn ich in der Welt herum bummele, fragt man mich: Gibt es einen israelischen Humor? Und wenn ja, warum nicht? Und ich antworte darauf: Es gibt keinen israelischen Humor, aber ich lebe davon.« Typoskript, 4 Seiten, Unternehmensarchiv der Axel Springer SE.

43 George Mikes, Milk and Honey. Israel explored, London 1950; dt.: Milch und Honig. Die Entdeckung Israels, Zürich 1958.

44 Ders./André Pierre, Der Erdball stöhnt nicht nur – er lacht auch, in: ZEIT, 24.4.1952.

45 Avner Ziv, Psycho-social aspects of Jewish humor in Israel and in the Diaspora, in: ders. (Hg.), Jewish Humor, Tel Aviv 1986, S. 47-71, hier S. 64, S. 68.

46 Yosef »Tommy« Lapid (1931–2008).

47 Ze’ev (eigentlich: Yaakov Farkash; 1923–2002).

48 Dosh (eigentlich: Kardiel Gardosh; 1921–2000) illustrierte nicht nur Kishons 1968 erschienenes Buch »Pardon, wir haben gewonnen!«, sondern auch seine in »Maariv« publizierte Glosse »Had Gadya«.

49 Ziv, Jewish humor (Anm. 45), S. 68.

50 Salcia Landmann (Hg.), Der jüdische Witz. Soziologie und Sammlung, 6. Aufl. Olten 1968, S. 51.

51 Ebd.

52 Ebd., S. 50.

53 Josef Müller-Marein, Die Waffe der Wehrlosen, in: ZEIT, 5.5.1961.

54 Bin ich eine Forelle?, in: Spiegel, 14.12.1960, S. 94f., hier S. 94.

55 Zur Kritik an der Woche der Brüderlichkeit im »Spiegel« siehe Elitz, Brüderlichkeit darf keine Saisontugend sein (Anm. 35), S. 165.

56 Schmidt, Der Unterhaltungsschriftsteller (Anm. 38), S. 69.

57 Interview in Deutschland, in: ZEIT, 13.9.1963.

58 Torberg, Salcia Landmann ermordet den jüdischen Witz (Anm. 5).

59 Interview in Deutschland (Anm. 57).

60 Lernt Israel wieder lachen?, in: ZEIT, 11.8.1961.

61 Moshe Ya’akov Ben-Gavriêl, Israelischer Humor?, in: Stuttgarter Zeitung, 10.11.1961; zit. nach Schmidt, Der Unterhaltungsschriftsteller (Anm. 38), S. 65.

62 Schalom Ben-Chorin, Ein Löwe im Gewerkschaftshaus, in: Welt, 11.10.1973.

63 Torberg, Salcia Landmann ermordet den jüdischen Witz (Anm. 5), S. 60, S. 62.

64 Vgl. z.B. Egbert Hoehl, Kibbuzprobleme und Großmutter Golda, in: ZEIT, 16.3.1973.

65 Joffe, Trostspender (Anm. 3). Vgl. Friedrich Torberg, Die Tante Jolesch oder Der Untergang des Abendlandes in Anekdoten, München 1975 (und öfter).

66 Ephraim Kishon, Ich über mich, in: Buchreport, 9.8.1974.

67 Venedig liegt ab heute in Tel Aviv, in: Abendzeitung, 10.7.1969 (Interview mit Kishon).

68 Ludgera Vogt, Kunst oder Kitsch – ein »feiner Unterschied«? Soziologische Aspekte ästhetischer Wertung, in: Soziale Welt 45 (1994), S. 363-384, hier S. 364, S. 366.

69 Wolf Jobst Siedler an Ernst Cramer, 31.3.1978, Unternehmensarchiv der Axel Springer SE.

72 Siehe Kishon, Nichts zu lachen (Anm. 2), S. 140-142.

73 David Axmann, Friedrich Torberg. Die Biographie, München 2008, S. 219.

74 Siehe Anm. 4.

75 Kishon/Torberg, Dear Pappi – My beloved Sargnagel (Anm. 6).

76 Kishon, Nichts zu lachen (Anm. 2), S. 142.

77 Dieter E. Zimmer, Wer kauft demnächst wen?, in: ZEIT, 26.5.1967.

78 Vgl. Bücher der Achtzehn, in: ZEIT, 7.7.1967 (Rubrik »Zeitmosaik«). In seinem Buch über den verlegerischen Aufstieg Fleissners berichtete Hans Sarkowicz, dass der Wiederaufnahmeantrag abgelehnt worden sei: Hans Sarkowicz, Rechte Geschäfte. Der unaufhaltsame Aufstieg des deutschen Verlegers Herbert Fleissner, Frankfurt a.M. 1994, S. 33.

79 Richard Hopp (Geschäftsführer des Verlagsverbundes »Bücher der 19«); zit. nach Sarkowicz, Rechte Geschäfte (Anm. 78), S. 33.

80 Ebd., S. 31.

81 »Kein einziges Prozent Nazi«, in: Woche, 23.2.1995 (Interview mit Kishon).

82 »Wir haben uns alle total heiß gemacht«, in: Spiegel, 8.10.1973, S. 182-197, hier S. 185.

83 Siehe Claus Kröger, Das Ende, das ein Anfang war. Geschichte einer Gegeninstitution, in: Ingrid Gilcher-Holtey (Hg.), »1968« – Eine Wahrnehmungsrevolution? Horizont-Verschiebungen des Politischen in den 1960er und 1970er Jahren, München 2013, S. 83-94; Uwe Sonnenberg, Von Marx zum Maulwurf. Linker Buchhandel in Westdeutschland in den 1970er Jahren, Göttingen 2016, Kap. 2.

84 Ulrike Seyer, Die Frankfurter Buchmesse in den Jahren 1967–1969, in: Stephan Füssel (Hg.), Die Politisierung des Buchmarkts. 1968 als Branchenereignis, Wiesbaden 2007, S. 159-241, hier S. 167.

85 Dieter E. Zimmer, Krach im Börsenverein, in: ZEIT, 3.11.1967.

86 Zit. nach Sarkowicz, Rechte Geschäfte (Anm. 78), S. 34.

87 Herbert Fleissner; zit. nach ebd., S. 7.

88 »Wir haben uns alle total heiß gemacht« (Anm. 82), S. 185.

89 Siehe Vogt, Kunst oder Kitsch (Anm. 68).

90 Humor und Satire en gros (Anm. 70).

91 Zum Nationalismus bei Kishon siehe Gideon Nevo, Kishon, the Arabs and the Political Left [Hebrew], in: Iyunim Bitkumat Israel 28 (2018), S. 316-336.

92 Marcus M. Payk, »...Die Herren fügen sich nicht; sie sind schwierig.« Gemeinschaftsdenken, Generationenkonflikte und die Dynamisierung des Politischen in der konservativen Presse der 1950er und 1960er Jahre, in: Franz-Werner Kersting/Jürgen Reulecke/Hans-Ulrich Thamer (Hg.), Die zweite Gründung der Bundesrepublik. Generationswechsel und intellektuelle Wortergreifungen 1955–1975, Stuttgart 2010, S. 43-67, hier S. 52.

93 Gudrun Kruip, Das »Welt«-»Bild« des Axel Springer Verlags. Journalismus zwischen westlichen Werten und deutschen Denktraditionen, München 1999, S. 189; Monika Halbinger, Auf Seiten Israels – zu einer grundsätzlichen Position der Springer-Zeitungen, in: Fritz Backhaus/Dmitrij Belkin/Raphael Gross (Hg.), Bild dir dein Volk! Axel Springer und die Juden, Göttingen 2012, S. 96-100.

94 Wolf Jobst Siedler an Ernst Cramer, 7.3.1978, Unternehmensarchiv der Axel Springer SE.

95 Siehe hierzu das Kapitel »Der Ullstein-Deal«, in: Sarkowicz, Rechte Geschäfte (Anm. 78), S. 48-53.

96 Pro Buch eine Mark nach Israel, in: Bild, 21.1.1986.

97 Siehe Halbinger, Auf Seiten Israels (Anm. 93); Kruip, Das »Welt«-»Bild« des Axel Springer Verlags (Anm. 93), S. 182-192.

98 Kruip, Das »Welt«-»Bild« des Axel Springer Verlags (Anm. 93), S. 187.

99 Ebd., S. 187, Anm. 147.

100 Ernst Cramer an Wilfried Hertz-Eichenrode, 12.9.1977, Unternehmensarchiv der Axel Springer SE.

101 Für das hebräischsprachige Original des Artikels siehe Ephraim Kishon, Yekitza me’shtifat moach, in: Maariv, 29.7.1977. Das Zitat stammt aus der Übersetzung von Ephraim Lahav: Ephraim Kishon, erwachen aus der gehirnwaesche, Typoskript, Unternehmensarchiv der Axel Springer SE.

102 Kishon, erwachen aus der gehirnwaesche (Anm. 101).

103 Vgl. dazu auch Nevo, Kishon, the Arabs, and the Political Left (Anm. 91), S. 319.

104 Siehe zu ihm den knappen Eintrag in: Österreichische Nationalbibliothek (Hg.), Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert, Bd. 1, München 2002, S. 769.

105 Curt Riess, Shakespeare entsteigt dem Grabe, in: Welt, 2.1.1975.

106 Ephraim Kishon; zit. von Ephraim Lahav an Cord Christian Troebst, undatiert, vermutlich 9.3.1975, Unternehmensarchiv der Axel Springer SE.

107 Henning Klüver, Warten auf Nobel, in: ZEITmagazin, 31.8.1984, S. 14-16, hier S. 14f.

108 Alle Zitate stammen aus: Humor und Satire en gros (Anm. 70).

109 Friedrich Torberg, Zum Geleit, in: Ephraim Kishon, Pardon, wir haben gewonnen. Vom Sechstagekrieg bis zur Siegesparade. 1 Jahr danach, 6. Aufl. München 1973, S. 9.

110 Mechthild Lange, Kishon – nicht zum Schmunzeln, in: Welt der Literatur, 24.4.1969.

111 Otto F. Beer, Patriotismus verdirbt die Prosa, in: Tagesspiegel, 9.2.1969.

112 Ders., Das herrlichste Irrenhaus der Welt, in: Rheinischer Merkur, 12.10.1973.

113 Im israelischen Kontext verweist der Begriff »Establishment« zumeist auf die bis 1977 das politische Leben dominierende Arbeiterpartei, die Gewerkschaft Histadrut und die staatliche Bürokratie.

114 Humor und Satire en gros (Anm. 70).

115 Klüver, Warten auf Nobel (Anm. 107), S. 16.

116 Ein Humorist bekommt nie den Nobelpreis, in: Berliner Zeitung, 22./23.8.1992.

117 Ebd.

118 Kishon gibt Orden zurück, in: Aachener Nachrichten, 2.9.2002.

119 Nahum Goldmann, Aus Sorge um Israel. Plädoyer für einen neutralisierten Staat der Juden, in: ZEIT, 11.7.1980. Die Kishon-Zitate stammen aus: Ephraim Kishon, The Mud Doctor, Typoskript, undatiert, Unternehmensarchiv der Axel Springer SE. Zur Behandlung jüdischer und israelischer Themen in ausgesuchten Medien grundlegend: Monika Halbinger, Das Jüdische in den Wochenzeitungen Zeit, Spiegel und Stern (1946–1989). Berichterstattung zwischen Popularisierungsbemühung, Vereinnahmung und Abwehr, München 2010.

120 Ernst Cramer an Claus Jacobi, 7.8.1980, Unternehmensarchiv der Axel Springer SE.

121 Für diesen Hinweis danke ich Lars-Broder Keil vom Unternehmensarchiv der Axel Springer SE. Vgl. Nahum Goldmann, Mein Leben als deutscher Jude, München 1980; Teil 2: ders., Mein Leben. USA, Europa, Israel, München 1981.

122 Siehe Jenny Hestermann, Inszenierte Versöhnung. Reisediplomatie und die deutsch-israelischen Beziehungen von 1957 bis 1984, Frankfurt a.M. 2016, S. 236.

123 Henri Zoller, Israel – ein Nachtasyl?, in: Spiegel, 8.9.1980, S. 148f.

124 Zur Konstruktion der Feindbilder bei Kishon siehe Nevo, Kishon, the Arabs, and the Political Left (Anm. 91).

125 Ephraim Kishon, Eine Orgie der Heuchelei, in: Spiegel, 20.10.1980, S. 166f.

126 Ebd.

128 Lizzie Doron, Sweet Occupation. Aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler, München 2017.

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