Über Räume und Register der Geschichtsschreibung

Ein Gespräch mit Karl Schlögel

Anmerkungen

Prof. Dr. Karl Schlögel

Karl Schlögel, April 2004
(Foto: J.-H. Kirsch)

„Die Geschichte kehrt an ihre Schauplätze zurück, wird anschaulich und lebendig - und rückt wieder in die Nachbarschaft großer Literatur“, heißt es im Klappentext von Karl Schlögels Buch „Im Raume lesen wir die Zeit. Über Zivilisationsgeschichte und Geopolitik“. Dies ist konventionelle Verlagswerbung, charakterisiert die Arbeiten des 1948 geborenen Historikers aber sehr treffend. Schlögel, der seit 1994 den Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) innehat, bemüht sich seit langem darum, die Städte und Regionen des östlichen Europas wieder ins westliche Bewusstsein zu bringen, und er tut dies auf eine Weise, die nicht nur für das Fachpublikum interessant ist.1 Für seine Bücher hat Schlögel diverse Auszeichnungen erhalten; in diesem Herbst werden ihm der Georg-Dehio-Preis des Deutschen Kulturforums östliches Europa sowie der Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung verliehen.

Während bei vielen anderen deutschsprachigen Historikern die These beliebt ist, Europa habe „keine Existenz außerhalb der Konstitution durch Diskurse“,2 hat Schlögel stets betont, dass der Raum eine Grundkategorie historischer Erfahrung, Erinnerung und Erforschung sei bzw. sein müsse. Wegen der geschichtlichen Belastungen des Raumbegriffs ist dies nicht unwidersprochen geblieben, doch hat Schlögels vor einem Jahr erschienenes Buch „Im Raume lesen wir die Zeit“ eine insgesamt positive Resonanz gefunden, weil der Nutzen einer „räumlich interessierten Historik“ darin höchst anregend gezeigt wird.3 Das folgende Gespräch, das Iris Schröder und Jan-Holger Kirsch am 8. April 2004 mit Karl Schlögel in dessen Berliner Wohnung führten, geht von dem neuen Buch aus. Es kreist um Schlögels generelle Erkenntnisinteressen, seine intellektuellen Anreger und seine durchaus unkonventionelle Arbeitsweise.

„Im Raume lesen wir die Zeit“ ist keine in sich geschlossene Monographie, sondern eher eine Sammlung einzelner Essays. Am Anfang steht ein programmatischer Satz, der dann im Weiteren näher entfaltet wird: „Geschichte spielt nicht nur in der Zeit, sondern auch im Raum.“4 Vielleicht können Sie für diejenigen Leser, die das Buch bisher noch nicht kennen, ein wenig schildern, was die Schwerpunkte sind und worauf es Ihnen besonders ankam.

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Äußerlich gesehen besteht es in der Tat aus einer losen Kette von Essays. Ich nenne die Texte immer Übungen, Etüden, Anläufe, Versuche. Aber es ist nicht einfach eine Ansammlung von 50 Stücken. Die Themen und Blickpunkte standen im Arbeitsprozess relativ frühzeitig fest - die Stationen, die ich durchlaufen würde. Wenn Sie so wollen, hat es eine Logik des Vorgehens gegeben, die aber immer wieder zur Disposition stand. Das Problem der Architektur oder der Gliederung dieses Buches war: Wie findet man eine Form, die diesem Inhalt angemessen ist, also dem Raumproblem selber? Das Ziel war der Verzicht auf eine fraglose Linearität und der Versuch, Stationen abzuschreiten. Das erste Kapitel nach der Einleitung ist das Besteigen des Schiffs. Vorgeschwebt hat mir immer das, was man auf den Portulan-Karten so gut grafisch gestaltet findet - dass man sich gleichsam abstößt, sich auf das Ungefähre und auf die Fährnisse einlässt, das heißt von Kap zu Kap, von Insel zu Insel, nach Möglichkeit in Sichtweite sich vortastet. Die Architektur des Buches hat also etwas mit dem Thema zu tun, das ist mir außerordentlich wichtig. Als Konzession an den Ordnungssinn habe ich vier Abteilungen gemacht („Die Wiederkehr des Raumes“, „Kartenlesen“, „Augenarbeit“, „Europa diaphan“). Dies sind jedoch keine klassischen Kapitel, sondern jeweils weitere Runden des Herumgehens, der Exploration, aber nicht im Sinne einer Hierarchie.

Wie würden Sie das Thema genauer definieren? Sind Sie eher vom Gegenstand, von bestimmten Räumen ausgegangen, oder stand die Bewegung selber im Vordergrund?

Die wiederkehrende Grundfrage ist eigentlich: Was passiert, wenn Historiker anfangen, die Räume immer mitzudenken? Es geht nicht primär um „den Raum“ als neues Thema oder um einen konkreten Raum. Vielmehr ist das ganze Buch eine reflexive Übung - über das, was passiert, wenn Historiker oder Sozialwissenschaftler ihren Sinn für das Räumliche ins Spiel bringen. Es geht um einen Kollateraleffekt: die historische Recherche sensibel zu machen für diese Dimension, die aus verschiedenen Gründen verkümmert ist. Das ist eigentlich alles; gegenüber großen Programmen bin ich eher skeptisch. Natürlich könnte man sagen, es geht um einen „spatial turn“,5 aber solche Proklamationen sind wohlfeil. Es geht eher darum, sich aufmerksam zu machen für das Räumliche und damit die Register der Geschichtsschreibung zu entfalten. Ich habe angefangen, eine bestimmte Geschichte zu schreiben, ohne große theoretische Vorüberlegung, obwohl ich mir einbilde, dass ich durch das Philosophiestudium auch theoretischen Sinn habe.

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1. „Register der Geschichtsschreibung“

Sie sprechen jetzt von „Registern der Geschichtsschreibung“. Im ersten Heft dieser Zeitschrift haben wir eine Diskussionsrubrik zum vierten Band von Hans-Ulrich Wehlers „Deutscher Gesellschaftsgeschichte“ veröffentlicht.6 Wehler hat in bestimmten Punkten ähnliche Ziele wie Sie: Auch er will die Brüche des 20. Jahrhunderts aus einer langfristigen Perspektive heraus erklären. Aber sein Werk unterscheidet sich im Aufbau und in der Erzählweise grundlegend von Ihren eigenen Arbeiten.

Das ist eine sehr spannende Sache. Ich würde zu Wehler gern mal eine systematische Überlegung aufschreiben wollen. Vorerst würde ich sagen, es gibt ganz verschiedene Herangehensweisen, um einen geschichtlichen Komplex zu behandeln. Wehler macht es auf seine Weise - mit der Dignität, Solidität, Virtuosität und Brillanz, die man erwirbt, wenn man fast ein ganzes Leben in einen Ansatz investiert. Er macht daraus, was man aus diesem Ansatz machen kann; das ist beeindruckend und großartig. Aber es gibt Register, die nicht vorkommen, die er aufgrund bestimmter Vorannahmen nicht besonders schätzt, die nicht seine Register sind, um es ganz einfach zu sagen, und die er zum Teil dann auch theoretisch aufgerüstet negiert und herabsetzt. Zum Beispiel ist es offensichtlich so, dass in der Sozialgeschichte die Biographik eine geringe Rolle spielt - also die Darstellung einer Epoche, verkörpert in einer Person, einer Gestalt, einem Lebenswerk, einem Scheitern. Man könnte noch andere Bereiche, Wahrnehmungsweisen, auch Quellenformen nennen, die bei Wehlers Zugang offensichtlich herausfallen, die aber wesentlich sind, um eine Epoche zu vergegenwärtigen.

Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn die verschiedenen Register aufmarschieren und zeigen, was sie können. Mich bekümmert aber, dass es in der deutschen Szenerie so etwas wie Claims gibt - Definitionsmonopole, was die wahre und die weniger wahre Geschichte sei, was die einzig angemessene und die weniger wertvolle Geschichtsschreibung. Als ich 1986 „Die Mitte liegt ostwärts“ veröffentlicht habe, musste ich mir anhören, dass es vielleicht reaktionär sei, wieder von der Mitte zu sprechen. Ich musste mir anhören, dass „Mitteleuropa“ ein äußerst kontaminierter Begriff sei, den man lieber nicht verwenden solle. Aber dieses Buch war auf der Höhe der Zeit; es hat vor 1989 einfach auf den Begriff gebracht, was im Gange war. Ich möchte, dass eine andere Kultur innerhalb der Zunft und im Wissenschaftsbetrieb entsteht, damit man gleichsam unbeschwert, unbefangen über Dinge sprechen kann, die einfach wichtig und interessant sind, und wo Schluss ist mit der Kultur des Verdachts und der Verdächtigung.

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2. Gewährsleute des Raumdenkens

Mit dem Buch „Im Raume lesen wir die Zeit“ haben Sie versucht, den Raumdiskurs aus seinen nationalsozialistischen „Kontaminationen“ wieder herauszuholen, und haben dabei auch bestimmte Gewährsleute im Auge, auf die Sie sich beziehen - vor allem Herodot, Alexander von Humboldt, Friedrich Ratzel, Carl Ritter und Walter Benjamin. Wie ist es zu dieser etwas ungewöhnlichen Auswahl gekommen, und warum spielt beispielsweise die Tradition der „Annales“ eine eher randständige Rolle?

Cover des Buchs

 

Meine Absicht war nicht, ein vollständiges Werk zu schreiben. Es gibt noch andere Bezüge, die darin fehlen und die bei diesem Thema eigentlich kanonisch vorkommen müssten. Einige Rezensenten haben etwa auf die prekäre Abwesenheit von Carl Schmitt hingewiesen. Aber das Ziel war nicht, eine Historiographie des Raumdenkens vorzulegen; die Ökonomie des Vorgehens war eine ganz andere. Man nimmt das, was man braucht, um den nächsten Schritt zu tun. Ich war in gewisser Weise selber verblüfft, dass sich die genannten fünf Figuren als besonders zentral herausgestellt haben.

Benjamins „Passagenwerk“ ist für mich immer der Trainingsgrund für Wahrnehmungen und die Breite der Register gewesen. Ich bin in diesem torsoförmigen und gerade deshalb reizvollen Buch stundenlang spazieren gegangen - wieder hinein und wieder heraus. Mich hat an Benjamin weniger die philosophische Seite fasziniert, also die Schriften über Gewalt, über den Engel mit den ausgebreiteten Flügeln, sondern vor allem die Genauigkeit einer Prosa, die die Gegenstände fasst, sie wie unter Glas sofort fixiert und dadurch bewahrt.

Ich glaube, dass diese Prosa eine epistemologische Bedeutung hat, also nicht einfach eine literarische Qualität ist. Erst durch Buck-Morss’ Buch „The Dialectics of Seeing“7 habe ich allerdings kapiert, dass auch andere Leute daran arbeiten, dieses Epistemologische herauszubekommen und Benjamin als Denker der räumlichen Imagination zu entdecken.

Ratzel wiederum hat mich schon lange Zeit beschäftigt, weil er Dinge thematisiert hat, die so etwas wie einen theoretischen Hintergrund für meine eigene, mehr spontane Beschäftigung mit Räumen und Grenzen abgeben. Ich merkte, da hat irgendetwas gearbeitet, da passierte etwas ganz Neues. Dann Alexander von Humboldt - auf den kam ich gleichsam von der Seite her. Wir hatten eine Vorlesungsreihe an der Viadrina, wo die beiden Humboldt-Brüder ein Semester studiert haben. Dadurch habe ich mich mit Humboldt näher beschäftigt. Er war für mich eine echte Entdeckung, mit seiner Weltzugewandtheit, seiner fast animalischen Neugier; ein Titan, angefangen von seinem Kopf, seinem Sprachvermögen, seinem Gestus, seiner Arbeitskraft, also im Urwald zu sitzen und Tagebuch zu führen. Carl Ritter habe ich dann auch gelesen, zumindest einen kleinen Teil seines Werkes. Wie er über Geographie und Geschichte spricht, finde ich einfach großartig. Man kann natürlich sagen, man braucht diesen Ritter gar nicht, weil es auch heute anregende Geographen gibt (Derek Gregory, David Harvey, Edward W. Soja und wie sie alle heißen).8 Aber es ist sehr schade, wenn wissenschaftliche Errungenschaften oder Traditionen wieder vergessen werden, abbrechen, verschwinden. Es ist ein unglaublich beglückender Moment, über die Generationen hinweg zu bemerken, dass andere schon an ähnlichen Problemen laboriert haben. So, und Herodot, das ist eine Figur, mit der ich mich seit der Schulzeit überhaupt nicht mehr beschäftigt hatte. Ich stieß auf eine enorme Multidimensionalität von Quellen, Zugängen, Aneignungsweisen, eine unglaubliche Reichhaltigkeit der Wahrnehmung. Zugleich ist Herodot jemand, der sich über seine Schritte immer Rechenschaft ablegt und ganz moderne Fragen stellt, was mich wirklich frappiert hat. Man denkt immer, dass wir mit der Aufkärung, der Moderne und der Postmoderne einen riesigen Schritt gemacht hätten. Aber die Grundfragen - wie sollen wir uns zu Quellen verhalten, wie bringt man das Disparate zusammen, wie schreibt man? - sind eigentlich immer da gewesen. Ich will nicht sagen, dass es nichts Neues unter der Sonne gibt, doch man müsste eigentlich immer darauf achten, in welcher Linie etwas Neues auftaucht.

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Die Wiederentdeckung solcher Klassiker und ihrer Argumentationen ist sicher ein Verdienst Ihres Buches. Nun gibt es auch in der Gegenwart einige Autoren, die sich mit Raumfragen auseinandersetzen. Bei der Lektüre haben wir zum Beispiel an Dan Diners Buch „Das Jahrhundert verstehen“ gedacht,9 das bei Ihnen nicht auftaucht. Inwieweit vertritt Diner vielleicht eine ähnliche Perspektive? Er versucht ja ebenfalls, Europa von der Peripherie her zu beschreiben.

Ich gerate jetzt in die Gefahr, ein pauschales Urteil zu fällen, aber für mich kommen bei der Betrachtung des 20. Jahrhunderts noch andere Kräfte ins Spiel als für Diner. Es ist die soziale Aufstiegsdynamik und Mobilisation, die die bürgerliche Gesellschaft angestoßen, entfaltet hat, und für die sie keine zivile Form gefunden hat, sondern den Weltkrieg.

Das ist eine interessante Parallele zu Herrn Wehler, um darauf noch einmal zurückzukommen.

Ja, in dieser Hinsicht bin ich Wehler wahrscheinlich näher als Diner. Ich meine die Schubkräfte aus dem 19. Jahrhundert heraus, die ungeheure Entfesselung von Produktivkräften, die aber nicht wirklich eine gesellschaftliche Form gefunden haben, sondern im Völkerkrieg ausgebrochen sind, der dann in einer langen Sequenz praktisch erst 1945 zu einem Ende kam, wo wir das skelettierte, abgerüstete, erschöpfte und provinzialisierte Europa vor uns haben. Man kann von der Peripherie her einiges sehen, aber dieses nicht. Die Hauptbruchstellen sind für mich Russland und Deutschland gewesen, also die klassischen Länder der nicht verarbeiteten, nicht kultivierten, nicht zivilisierten Moderne. Das ist das erste Argument. Zweitens gibt es mit Diner eine Differenz, die das Raumdenken betrifft. Diner hat die These vertreten, dass Ratzel, Simmel und Haushofer nicht nur theoretische Ansichten entwickelt, sondern schon politische Plädoyers mit nationalistischen und rassistischen Komponenten gehalten hätten. Das kann ich nicht mitmachen. Dass Haushofer ein Nazi war - und zwar ein übler Nazi -, ist überhaupt keine Frage. Aber aus seiner Karriere ist nicht abzuleiten, dass der Raumdiskurs selbst schon nazistisch kontaminiert gewesen sei. Man kann nicht in den Zustand der Unschuld zurückversetzt werden, aber ich möchte, dass man etwas anspruchsvoller zwischen dem Raumdiskurs und dem nazistischen Diskurs trennt. Diese Kritik gilt übrigens auch für das Geopolitik-Kapitel bei Wehler.10

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Hängen die unterschiedlichen Sichtweisen nicht auch mit dem Begriff der „Geopolitik“ zusammen? Vielleicht wäre es treffender, von „Geohistorie“ zu sprechen. Den Begriff gibt es auch bei Braudel,11 und er ist eventuell weniger missverständlich als der Begriff der Geopolitik, der unvermeidlich eine politische Stoßrichtung besitzt.

Das stimmt. Aber wenn Sie die neueren Arbeiten über Geopolitik lesen, zum Beispiel von dem Isländer Gearóid ÓTuathail,12 dann fragt man sich immer, ob die Autoren den ganzen deutschen oder europäischen Geopolitikdiskurs tatsächlich nicht kennen oder nicht kennen wollen. Dort wird über Geopolitik in einem fast naiven Sinn gesprochen: Politik müsse die Raumzusammenhänge kennen, wenn sie gestalten wolle - eine Binsenweisheit. Das wird ausgehend von den Erfahrungen der Globalisierung vorgeführt. Für mich sind Geopolitik und Geogeschichte dagegen zwei verschiedene Dinge. Die Geopolitik umfasst die räumlichen Bedingungen des politischen Gestaltens, während die Geogeschichte eine Geschichte ist, die die räumlichen Verhältnisse mitdenkt. Mein Einwand ist nur, warum man wieder eine Bindestrich-Geschichte braucht. Ich würde es für einen Irrweg halten, wenn wir jetzt eine neue Abteilung „Raum-Geschichte“ aufmachten.

Interessant ist eher die Integration in die allgemeine Geschichte.

Ja! Das, worum es mir geht, steht eigentlich zwischen den Zeilen. Aber es wird eine Welle der Géo-Histoire geben, weil das natürlich immer einfacher ist. Das sind wieder andere Reduktionen von Komplexität, die in gewisser Weise unvermeidlich sind, wenn man es in der Spezialisierung zu etwas bringen will, in der Ausformulierung des Instrumentariums und so weiter. Aber was mir vorschwebt, ist eigentlich ein Zuwachs an Aufmerksamkeit für diese Dimension, die auch einen anderen Typus von Geschichtsschreibung mit sich bringt.

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3. Die Erfahrung des 11. September 2001

Die Frage ist dann, wie man räumliche Faktoren und andere Aspekte von Geschichte und Geschichtskonstruktion miteinander verbindet, wie man sie gewichtet. Sie erwähnen im Buch zum Beispiel den 11. September 2001, der gerade aus raumgeschichtlicher Perspektive ein zentrales Ereignis ist.13 Auch die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau sprechen Sie an.14 Wie verhalten sich die räumliche Komponente und die mediale Vermittlung solcher Orte zueinander? Das, was wir über den 11. September erfahren haben, oder auch die Wahrnehmungen von Auschwitz, die heute in der Öffentlichkeit zirkulieren, sind ja sehr stark abgelöst vom realen Raum und haben vor allem damit zu tun, wie etwas in den Medien über Bilder vermittelt wird.

Ja, das stimmt. Ich habe darüber so noch nicht nachgedacht, aber meine Reaktion auf den 11. September war: Du musst hinfahren und Dir das angucken. Ich habe auch das letzte Flugzeug genommen, und es war ganz unglaublich, das war fast leer - man konnte liegen und schlafen, und bei der Rückfahrt ebenfalls wieder. Ja, ich habe gesagt, ich muss mir das angucken, ich glaube es nicht. Ich meinte natürlich nicht, dass die Medien lügen, sondern wollte mich überzeugen, dass es stimmt - in dem Sinne, dass es ein Ereignis war, das Spuren hinterlassen hat, nicht nur in unseren Köpfen. Es ist nicht bloß ein Symbol getroffen worden. Die symbolische Dimension spielt zweifellos eine ungeheure Rolle; es ist eine ungeheure Wucht, die man gezielt einsetzen kann, so dass sie selbst wieder ein Moment von Politik wird, von Politik in den Köpfen, das Arbeiten mit diesen Bildern. Aber das zentrale Ereignis bleibt für mich die Zerstörung selbst. Ich bin ein paar Tage dort gewesen und habe es mir sehr genau angeschaut: Man konnte erfahren, dass das Zentrum unserer Zivilisation wirklich getroffen werden kann - nicht symbolisch, sondern wirklich. Wie die Stadt reagiert hat, war für mich ein ungeheures Erlebnis. Als ich die Kerzenfelder in Washington Square gesehen habe, schien es mir wie 1980/81 in Krakau oder Danzig; es war ein so erhebender, so bewegender Moment. New York ist für mich in gewisser Weise die höchste Leistung unserer Zivilisation, eine ungeheuer wuchtige und starke Kultur. Wie diese Stadt es fertig brachte, im Moment ihres Getroffenseins nicht die Nerven zu verlieren, nicht übereinander herzufallen, nicht in Panik zu verfallen, die Brücken zu stürmen, die Tunnel zu verstopfen, die Stadt zu verlassen, das war eigentlich der Moment der Zuversicht. Das beschäftigt mich, und das hätte ich über die Medien nicht verstanden. Das stille Pathos, mit dem Rudolph Giuliani gesprochen hat, der eigentliche Held des Tages, war für mich in diesem Augenblick das zivile Amerika.

Auch in der nächsten Zeit wird der entscheidende Punkt sein, ob wir die Zivilität in unseren Städten verteidigen, gegen diese neue Form des Krieges oder Angriffs, oder ob wir ausrasten. Werden wir in den Kampf aller gegen alle zurückstürzen? Werden wir eine Form der Wachsamkeit entwickeln, die nicht xenophob, die nicht hysterisch, die nicht denunziatorisch wird, die nicht in eine Stimmung ausartet wie 1937 in Moskau, wo man Volksfeinde gejagt hat und jeder ein Volksfeind werden konnte? Das Durchbrechen des Medialen, das Sich-Umsehen auf dem Feld, das Erkennen, dass die große Stadt New York wirklich tödlich getroffen werden kann, und die Reaktion der Stadt darauf, wie sie mit diesem ungeheuren neuen Vorgang umgeht - das war für mich absolut notwendig. 1989 hatten wir alle gedacht, es gibt eine Übergangszeit vom Sozialismus zum Kapitalismus, oder von der geschlossenen zur offenen Gesellschaft, von der Diktatur zur Demokratie, vom geteilten zum geeinigten Europa. Es ist ganz anders gekommen - mit dem 11. September ist eine neue Tür aufgemacht worden. Es hat sich dadurch unwahrscheinlich viel geändert, auch in der medialen Präsenz und Wahrnehmung von Vertreibung und Krieg. Trotzdem geht nicht alles medial auf. Ich brauche Rückversicherung, ich brauche Haftung. Es gibt für mich Verifikationen, die etwas mit Unmittelbarkeit zu tun haben; es gibt einen Rest, der nicht in Vermittlung aufgeht.

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4. Der Historiker als Flaneur und Archäologe

In diesem Zusammenhang würden wir gern noch etwas mehr über Ihre Arbeitsweise erfahren. In Anknüpfung an Benjamin schreiben Sie mit erkennbarer Sympathie über die Figur des Flaneurs,15 und man kann es gewissermaßen auch als Selbstbeschreibung lesen, wie der Historiker Karl Schlögel das östliche Europa erkundet. Wie hat man es sich praktisch vorzustellen, wenn Sie in eine Stadt kommen, die Sie noch nicht genau kennen? Wie erkunden Sie diese Stadt, und wie geht später beides in einen historiographischen Text ein - die unmittelbare Wahrnehmung und die eher vermittelte, distanzierte und reflektierte Herangehensweise als Historiker?

Beide Dinge kommen zusammen. Erstens ist es so, dass man bestimmte Städte und Gegenden aufsucht, weil man von ihnen bereits eine Vorstellung hat. Nach Czernowitz zum Beispiel fuhr ich mit einem Bild von der Stadt. Es war nicht nur ein Name, sondern ich wusste, da gab es das und das. Oder ein anderes Beispiel: Als ich zum Studium nach Moskau ging, hatte ich mich bereits rund zehn Jahre intensiv mit Russland, russischer Revolution etc. beschäftigt, so dass in meinem Kopf ein sehr massives Bild von Russland vorhanden war. In Moskau selbst passierte Folgendes: Dieses Moskau im Kopf, mit einer sehr reichen Ausstattung an Memoiren-Literatur, an wissenschaftlicher Literatur, an Bildern usw., kam zusammen mit dem Schauplatz. Ich musste nur losgelassen werden, ich brauchte nur einen Plan von dieser Stadt, und ich ging beinahe ferngesteuert. Mit den Bildern in meinem Kopf trat ich in eine Suchbewegung ein, die unglaublich aufregend war. Und herausgekommen ist das Buch „Moskau lesen“, das eigentlich der Beginn von allem gewesen ist.16 Städte sind natürlich nicht so lesbar wie Texte, sondern etwas ganz anderes - man schlägt nicht einfach auf, sondern muss eben herumgehen; das ist eine andere Bewegungsweise. Man muss ein sehr geschärftes, ein geübtes Auge und etwas im Kopf haben, damit man überhaupt gerüstet ist. Aber das ist nur der erste Schritt und die erste Hälfte. Das Zweite ist, dass das Herumgehen noch mal alles in Frage stellt, alles wegwischt und die Gegenwartsschicht hinzufügt. Angenommen, Sie wissen alles über die Geschichte von Wilna. Aber Sie gehen heute durch Wilna, oder vielleicht vor 1989. Da bekommen Sie die Gegenwartsschicht mit, und das, was Sie im Kopf haben, müssen Sie als Archäologe freilegen. In dieser Art des Herumgehens wird die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit hergestellt, d.h. von der heutigen Zeitebene und den Zeitschichten, die vergegenwärtigt werden sollen.

Dieses „Ausgraben und Erinnern“ ist auch eine Denkfigur Benjamins.

Ja. Die Gegenwart ist nicht nur eine nutzlose Oberfläche, hinter der man etwas ausgräbt, sondern sagt schon etwas über den Umgang mit Vergangenheit. Vielleicht fällt Ihnen die orthodoxe Kirche in Wilna auf, die gar nichts Besonderes ist, aber gleichzeitig die Kirche des großen Gefängniskomplexes war, der mitten in der Stadt um 1900 gebaut wurde, Panoptikum wie Moabit. Die Tatsache, dass mitten in Wilna immer noch dieses moderne Gefängnis steht, dass es diese Kirche gibt, die aber noch nicht als Kirche wiederhergestellt ist, dass rundherum ehemalige Beamtenwohnungen sind, die heute die besten Wohnungen in Wilna sind - das alles sagt Ihnen etwas über den Umgang der Stadt Vilnius mit diesem Stück Geschichte. Aber um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Es geht eigentlich los mit der Produktion des Ortes im Kopf; man rüstet sich für alle Fälle. Dazu gehören elementare Dinge: Sie gehen in die Kartenabteilung der Staatsbibliothek und holen sich die fünf Pläne von Wilna. Dann haben Sie fünf verschiedene Städte - das russische, polnische, jüdische, deutsche, litauische Wilna. Sie müssen sehr viel lesen, oder Sie können sehr viel lesen, um halbwegs gerüstet zu sein.

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Das ist wahrscheinlich ein Unterschied zwischen der Wahrnehmungsweise eines Historikers und eines Journalisten. Es gibt ja auch sehr gute Reisereportagen, Reiseessays, die historisch aber weniger fundiert sind und nicht unbedingt solche Vorinformationen enthalten.

Ja, ich würde sagen, das Interesse ist ein verschiedenes. Wenn ich so ein Städteporträt mache, geht es darum, anhand der heutigen Stadt die ganze Geschichte dieser Stadt zu vergegenwärtigen, während der Journalist wahrscheinlich ein anderes Interesse hat. Möglicherweise haben wir dieselben Bücher gelesen, aber sein Interesse wäre ein anderes - nämlich die Frage, wie die Stadt heute tickt. Die Differenz ist nicht Tiefgang oder Flachheit, sondern eine andere Fokussierung, eine andere Aufgabe. Für den Job des Historikers kommen noch weitere Dinge hinzu, etwa die Tätigkeit eines Detektivs. Der Historiker als Detektiv kann sich zum Beispiel nicht darum kümmern, ob etwas noch in sein Ressort fällt oder schon in ein anderes Ressort - das der Wissenschaftsgeschichte, der Musikgeschichte oder der Wirtschaftsgeschichte. Wenn er einen Fall hat, muss er so lange hinter der Sache her sein, bis er den Fall geklärt hat. Das sprengt natürlich die Disziplingrenzen und macht die Geschichte sehr aufregend; Sie kommen einfach immer wieder an die Grenzen dessen, was Sie schaffen können. Sie tasten sich überall auf Felder vor, auf denen Sie nicht Spezialist sind, sondern Sie haben nur ein sehr dezidiertes, sehr scharf ausgeprägtes Interesse an einer bestimmten Sache. Das heißt zum Beispiel auch, dass ich unglaublich viele Dinge lesen muss, ohne sie wirklich verwerten zu können. Für alle meine Bücher arbeite ich Berge von Literatur durch, von denen ich aber nur ein Korn herausnehmen kann.

Nehmen Sie zum Beispiel das Buch über das russische Berlin:17 Da gibt es ein Kapitel über die Botschaft. Man könnte jetzt vermuten, das sei ein Kapitel über Diplomatiegeschichte. Ist es aber nicht. Sondern es ist ein Kapitel über die russische Botschaft, das voraussetzt, was Diplomatie ist. Das heißt, ich musste wahnsinnig viel lesen über Diplomatiegeschichte, über die Entstehung von Diplomatie, die Kultur der Diplomatie, um überhaupt den Ton zu treffen und mich in diesem Feld zurechtzufinden. Das ganze Studium solcher Literatur diente nur dazu, das Feld für mich zu öffnen, um die Musik, die dort gespielt wird, überhaupt zu hören. Ich musste mich mit Baugeschichte, mit allem Möglichen befassen, und letztlich habe ich praktisch nur die Empfänge eines Jahrzehnts rekonstruiert. Es wäre viel einfacher gewesen, wenn ich ein Kapitel über Diplomatiegeschichte geschrieben hätte, aber das war nicht die Aufgabe. Viele Leute meinen, dass der Essay hauptsächlich eine Haltung des leichten Schreibens sei. Das ist ein völliger Irrtum. Der Essay beruht vielmehr auf der Ahnung, dass man in einen weiten Raum geblickt hat, und man ahnt, dass man überhaupt nichts weiß. Es ist eigentlich immer eine sehr deprimierende Geschichte, einen Essay anzufangen, weil es ein riesiges Feld ist, von dem man auch weiß, dass man es wieder verlassen wird.

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Um noch einmal zurückzukommen auf das Flanieren und die Ortserkundungen in Osteuropa und anderswo: Es ist ja eine Art Entdeckung von Langsamkeit, dass man sich auf einen Raum, auf eine Stadt etc. einlassen muss. Dagegen ist der Wissenschaftsbetrieb meist von enormer Hektik gekennzeichnet: Man muss Forschungsanträge schreiben, Lehrveranstaltungen halten, Gremienarbeit machen. Wie schaffen Sie es, sich dennoch Freiräume zu erobern?

Ich habe diese Art des Gehens, Reisens und Schreibens eigentlich in einer Zeit entwickelt, in der ich freiberuflich tätig war. Ich war zehn Jahre als Privatgelehrter tätig, unterwegs. Es war anstrengend, aber es war eine unglaublich schöne Zeit. Leider hat man in Deutschland Schwierigkeiten, als freie Person zu forschen. Wenn ich zum Beispiel in ein russisches Archiv wollte, musste ich immer irgendjemanden bitten, mir ein Empfehlungsschreiben auszustellen. Trotzdem war es eine sehr intensive und produktive Phase, wo man die Zeit in gewisser Weise außer Kraft setzen konnte, weil man so lange an einer Sache bleiben konnte, bis sie fertig war - und es kann wahnsinnig lange dauern, bis Sie den Punkt erreicht haben, wo eine Geschichte stimmt. Sie können nicht einfach sagen, Einleitung, drei Kapitel und Schluss. Sondern Sie müssen so lange daran sitzen, bis die Geschichte stimmt, das ist meine Erfahrung vom Arbeiten und Schreiben. Ja, das ist mit der Universität sehr schwer zusammenzubringen, weil man dort an einen ganz anderen Produktionsrhythmus gefesselt ist. Ich reise inzwischen sehr viel weniger, versuche aber den Kontakt aufrechtzuerhalten. Im Falle von Russland habe ich meine Inspektionstour, wo ich die verschiedenen Tempi der Entwicklung messe. Ich fahre fast immer im Dreieck: Also Moskau als Planet, der sich vollständig von Russland emanzipiert hat und eine ganz andere Welt ist. Dann gibt es Petersburg, diese ungeheure Stadt, die irgendwie doch wieder auf die Beine kommen wird, aber wo ungeheure Schubkräfte nötig sind, bis es soweit ist. Und dann schließlich irgendwo draußen. Das heißt, ich versuche mich zu konfrontieren mit dieser Gleichzeitigkeit der Ungleichzeitigkeit. Natürlich erfolgt die Wahrnehmung auch über Lesen und Bilder, aber ich brauche diese unmittelbare Anschauung, die letztlich die Kontrolle ist. Die Leute fragen immer, woher ich das weiß, was ich über die Städte schreibe - ob ich dort Freunde habe, ob ich die interviewe und so weiter. Selbstverständlich treffe ich mich mit Leuten, aber das Wichtigste sind meistens die eigenen Beobachtungen oder deren Prüfung. Das ist natürlich auch eine sehr starke Restriktion, denn man kann dann nur über das reden, wovon man eine Anschauung hat.

Sie haben bereits kurz erwähnt, dass Sie früher unter anderem in Moskau studiert haben. Das war in der Situation vor 1989 alles andere als selbstverständlich.

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Es gab einen Wissenschaftsaustausch zwischen der Bundesrepublik und der Sowjetunion, der sehr marginal war - ich glaube, es betraf pro Jahr 25 Leute. Also absolut irre, dieses Kalte-Kriegs-Kontingent. Aus der DDR mögen es pro Jahr 5.000 gewesen sein, eine ganz andere Population. Für Westdeutsche war es sehr bürokratisch: Man musste Anträge, Gutachten, Projekte einreichen, die erst genehmigt werden mussten, und man musste vor Ort einen wissenschaftlichen Leiter haben. Heute kann man sich die Situation schon gar nicht mehr so richtig vorstellen - ich habe Studenten, die treiben sich im Land herum, sind mit der Aktion Sühnezeichen ein Jahr in Petersburg, versorgen alte Leute, lernen die Sprache und kommen mit einer Landes- und Sprachkenntnis zurück, die einfach umwerfend ist. Damals war es hingegen eine sehr kleine Gruppe, handverlesen, mit irgendeinem Stipendium ausgerüstet.

Gab es auch Begegnungen zwischen den jungen Studenten oder Wissenschaftlern, die aus der DDR kamen, und denen, die aus Westdeutschland kamen?

Wahrscheinlich gab es Einzelfälle, aber in der Regel waren sie hermetisch getrennt. Und es gab auch Kontrollinstanzen. An der MGU, meiner Moskauer Universität, waren Hunderte von DDR-Studenten, die auch ihre eigenen Studentenorganisationen hatten, und ich habe von Ermahnungen gehört, keine Kontakte aufzunehmen. Manchmal hat man sich dann doch getroffen, aber es war problematisch, es war nicht erwünscht.

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Meine russischen Verbindungen sind eigentlich noch älter. Ich war auf einem Gymnasium in Bayern, wo man aus bestimmten zufälligen Gründen Russisch lernen konnte, und ich war sehr früh im östlichen Europa. Prag war für mich ein zentrales Erlebnis - ich merkte, dass es ein Europa, eine Welt jenseits der Bundesrepublik gab. 1964 war ich zum ersten Mal dort, war also noch gar nicht volljährig. Dann kam der Prager Frühling, wo man merkte, dass man Augenzeuge einer Geschichte „in the making“ wird, wo plötzlich die Zeit zu laufen anfing, die Luft vibrierte und jeden Tag in der Zeitung etwas Neues stand. Prag 1968 war für mich so wichtig wie 1968 in der Bundesrepublik, das mich dann auch sehr stark begeistert und in Anspruch genommen hat.

Momentan arbeiten Sie an einem Buch über das Moskau des Jahres 1937. Was werden die Schwerpunkte sein, wie wird der erzählerische Gestus aussehen?

Es ist noch nicht so weit fortgeschritten, aber in meinem Kopf arbeite ich eigentlich schon seit zehn Jahren daran. Es zeichnet sich die Form einer Trilogie ab: Ich habe eine Petersburg-Studie gemacht, dann das russische Berlin der Zwischenkriegszeit untersucht, und der Ernstfall einer Geschichtsschreibung zu Russland im 20. Jahrhundert ist nun das, was in den 1930er-Jahren passiert ist. In der Forschung ist seit den 1980er-Jahren ungeheuer viel geschehen - der Wechsel von der Totalitarismusbetrachtung hin zu einer Sozialgeschichte, einer Kulturgeschichte. Und jetzt eine Erzählweise zu finden, die das aufnimmt, diesen Zuwachs an Erkenntnis, an Komplexität - das ist es, was mich daran fasziniert. Und ich möchte es auch noch strenger und systematischer angehen: Wie bringt man die sowjetische Geschichte im höchsten Moment ihrer Rätselhaftigkeit mit einem konkreten Ort zusammen?

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Der Ausgangspunkt war, dass ich Zeitungen des Jahres 1937 durchgesehen habe. Schon dabei merken Sie, dass das Leben einer Stadt etwas ganz anderes ist als das Leben, das sich die Disziplinen arbeitsteilig vornehmen, und etwas anderes als das, was sich in der Reduktion widerspiegelt. Da gibt es Kriminalgeschichten und Mordfälle, die in jeder Stadt spielen - nicht nur politische Morde, sondern Morde in einer Stadt, die durch die bäuerliche Immigration aus allen Nähten platzt. Es ist eine ganz andere Stadt, die gar nichts mit dem gebauten, steinernen Moskau der Stalin-Stadt zu tun hat. Da ist die Barackenstadt: Millionen von Menschen, die in Baracken und Erdhütten leben. Eine Stadt, in der Violinwettbewerbe und Erschießungsaktionen Haus an Haus stattfinden, Stanislawski-Inszenierungen in höchster Reife plus die Invention und Inszenierung der Massenhysterie. Das heißt, mir schwebt eigentlich eine Vergegenwärtigung der Gleichzeitigkeit der Ungleichzeitigkeit und dieser enormen Komplexität vor. Es wird wahrscheinlich rund 15 Kapitel geben, die um bestimmte Themen gruppiert sind: Puschkin-Jubiläum, der Schau-Prozess, der Generalplan, die Eröffnung der neuen Bauten, Sport.

In Ihrem Buch „Im Raume lesen wir die Zeit“ gibt es eine sehr faszinierende, programmatische Coda über das Ende der großen Erzählungen und die Frage, wie ein neues Erzählen möglich wäre (S. 503f.). Dort sprechen Sie von einem „Narrativ der Simultaneität“ und geben zu bedenken, dass man vielleicht Anleihen machen könnte bei den Mitteln des Films und der Kunst, weil die nichtwissenschaftlichen Medien in ihren Formen des Erzählens weiter seien. Gibt es dazu aus der Historiographie schon Beispiele? Man könnte etwa an Hans Ulrich Gumbrechts Buch über das Jahr 1926 denken.18

Das ist eine gute Frage. Wie es mit der Simultaneität wird, weiß ich nicht. Vor meinem inneren Auge habe ich wieder Benjamins „Passagenwerk“, das ist für mich eigentlich das Unüberbotene. Es ist eine Montage, die aber doch nicht beliebig ist, nicht einfach ein Haufen von Fundstücken, sondern mit einer gerichteten Ordnung, einer Koordination durch das Subjekt, das das Material ausgeleuchtet, exploriert und in bestimmten Mappen geordnet hat. Mit dem Buch von Gumbrecht, das ich mir natürlich auch unter diesem Gesichtspunkt angesehen habe, bin ich nicht einverstanden. Das Problem leuchtet zunächst ein: Wie erfasse ich eine Epoche oder ein Jahr? Aber Gumbrechts Lösung ist meiner Meinung nach unter Wert. Die Interdependenz, die Verwobenheit in Zeit und Raum werden enzyklopädisch abgehakt, während es die eigentliche Aufgabe wäre, von bestimmten Punkten aus die Fäden aufzunehmen und Verknüpfungen herzustellen. Ich hatte den Eindruck, dass Gumbrechts Fragestellung weiter ist als die Form, die er dafür gefunden hat. Ein Jahr zu nehmen, ist schon mal eine gute Sache, ein sehr starker Fokus, aber ich hätte mir noch eine andere Ebene gewünscht - die Ebene der Globalisierung, die Ebene vor dem großen Crash, die Ebene der Völkerbundwelt, ich weiß es nicht genau.

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5. Europäische und transnationale Geschichte

Wir führen dieses Interview im Zusammenhang eines Heftes zur „Europäisierung der Zeitgeschichte“. In der derzeitigen Europadebatte wird immer wieder versucht, den Raum festzuschreiben - was man aus politisch-administrativen Gründen vielleicht tun muss, für historiographische Zwecke aber nicht unbedingt tun sollte. Welche Möglichkeiten sehen Sie, Europa gleichsam zu verflüssigen? Gibt es auch Dinge, vor denen man warnen müsste, wenn man sich für den Raum und die Raumgeschichte interessiert?

Vielleicht sollten wir zuerst nicht über die Befürchtungen sprechen, sondern über die Ausblicke, die darin stecken. Ich glaube, dass es großartige und sehr inspirierende Perspektiven gibt, und der Terminus der Verflüssigung scheint mir treffend zu sein - weil es wirklich darum geht, unrestringiert von den kanonischen oder historiographischen Festschreibungen Phänomene wieder wahrzunehmen, die zivilisationsgeschichtlich immer grenzüberschreitend und transnational gewesen sind. Der Faschismus als Bewegung, der Kommunismus, die literarischen und künstlerischen Stile usw. haben sich alle transnational abgespielt. Dem nachzugehen ist eine aufregende Geschichte, eine sehr schwierige Sache, zu der uns meistens die Kompetenzen fehlen. Man müsste national durchgespielte Erfahrungen wieder transnational formulieren.

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Ich kann es an einigen Beispielen erläutern. Sergej Djagilew ist für mich der russische Europäer schlechthin, und wenn man seine Kompagnons, seine Aktivitäten, seine Unternehmungen, seine Bezüge rekonstruieren würde, dann würde vor unserem Auge ein Europa der maximalen Verdichtung und Diffusion entstehen. Ohne jetzt einen großen methodologischen oder theoretischen Rahmen aufzubauen, würde ich einfach vorschlagen: Folgen wir den Spuren Djagilews, folgen wir seinen Bewegungen und lassen wir uns überraschen!19 Eine andere Figur, die sich gleich anschließen würde, ist Harry Graf Kessler. Und es gibt überall in Europa noch ein paar solche Figuren. Wenn wir es schaffen würden, diese Gesellschaft transnational zu vergegenwärtigen, die Bloomsbury-Leute, die Leute in Barcelona, Kessler und die Weimar-Szenerie, die Djagilew-Szenerie - wir würden eine zwanglose, unangestrengte Europäisierung unseres Horizonts erreichen. Dieses Europa würde zu leuchten beginnen und würde auch historiographisch wiederum alle Register brauchen: das biographische Register, die Sozialgeschichte, die Musikwissenschaften, die Verkehrsgeschichte.

Ein anderes Beispiel, das noch nie in großem Stil angefasst wurde, ist die Geschichte der Komintern. Für mich ist die Komintern eine avantgardistische Form der transnationalen Elitenzirkulation. Bisher hat man sie immer organisationstechnisch, organisationshistorisch, organisationssoziologisch betrachtet. Aber die Komintern ist natürlich auch ein kulturelles Phänomen allererster Ordnung, in gewisser Weise eine Schicksalsgemeinschaft, die durch die Weltkriegsepoche definiert war, mit einer großen Ortsvertrautheit und Ortskenntnis. Was sind die Gründe, warum man dieses bedeutende Phänomen nicht wirklich aufgearbeitet hat? Die Unzugänglichkeit der Archive ist nur ein Moment. Vor allem hat es etwas mit dem Kalten Krieg, mit der Abwesenheit der europäischen Ebene zu tun, mit mangelnder Kompetenz, also mit unserer Provinzialisierung. Wir leben einfach nicht mehr 1925, wo Leute in mehreren Ländern und mehreren Sprachen zu Hause waren. Wo gibt es heute schon eine Zeitschrift, die in sechs oder sieben Sprachen erscheint?

Ein drittes Beispiel, das mich beschäftigt, ist der Komplex der Zwangsmigrationen und Vertreibungen. Den nur nationalgeschichtlich abhandeln zu wollen funktioniert überhaupt nicht, weil dieses Ineinander, diese Völkerverschiebungsprozesse von vornherein immer über die Grenzen gerichtet waren. Auch dies kann man nur in einer gemeinsamen historiographischen Anstrengung bewältigen - und zwar nicht aus Gründen der politischen Korrektheit, weil wir Euro-Speech machen oder korrekte Europäer sein wollen, sondern weil es sich aus der Sache selbst ergibt.

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Nun kann man den Eindruck gewinnen, dass diese Perspektive im Mainstream der Geschichtswissenschaft angekommen ist. Im September steht der Historikertag unter dem Leitthema „Kommunikation und Raum“. Ist dies aus Ihrer Sicht eine intellektuelle Mode oder die geschärfte Wahrnehmung in der Geschichtswissenschaft, die Sie sich wünschen?

Ich bin natürlich froh, dass die Thematik auch formell angekommen ist. Virulent ist sie schon länger: Bereits der Trierer Historikertag von 1986 stand unter dem Motto „Räume der Geschichte - Geschichte des Raumes“. Wahrscheinlich war die Spätzeit des geteilten Europas und der alten Bundesrepublik aber keine gute Zeit, um dieses Thema zu behandeln. Nach 1989 hat es eine ganz andere Bedeutung erhalten. Heute ist die Frage, was daraus wird - ob wir jetzt eine Raumgeschichtsproduktion anwerfen oder ob es einfach um die Entwicklung des Registers geht. Einige Dinge scheinen mir ganz klar zu sein. Dass Verkehr als eines der Hauptmomente, die unser Leben im 20. Jahrhundert geprägt haben, historiographisch so marginal behandelt worden ist, muss sehr zu denken geben. Wie kommt es eigentlich, dass wir so zeit- oder seinsvergessen sind, dass wir es gar nicht thematisiert haben? Und es ist wirklich erstaunlich, wie wenig Geschichten der Beschleunigung und Verlangsamung es gibt; auch das ist ein Phänomen, dem man nachgehen müsste.

Aus meiner Sicht gibt es noch etwas Spezielles. Ich frage mich immer, wie es kommt, dass man eine russische oder sowjetische Geschichte im 20. Jahrhundert ohne eine Reflexion darüber, in welchem Raum sie spielt, überhaupt schreiben kann. Damit meine ich nicht die konventionelle Auffassung, dass in jeder Einleitung zu einer russischen Geschichte auch ein Kapitel über die naturräumlichen Bedingungen und das Klima enthalten sein sollte. Sondern es geht um die viel anspruchsvollere und wichtigere Frage, wie Herrschaft und die Produktion von sozialem, politischem, mentalem Raum zusammenhängen. Die ganze Diskussion über totale oder totalitäre Macht, die nicht zur Kenntnis nimmt, in welchem Raum die Ereignisse spielen, kann man gar nicht recht ernstnehmen. Ich sage das ungern, weil ich die theoretische Arbeit, die geleistet worden ist, sehr schätze. Aber sie bleibt irgendwie in einem Raum der Ahnungslosigkeit, solange sie sich darüber nicht Rechenschaft ablegt, was es bedeutet, von einem totalen Staat zu sprechen, der so wenig durchherrscht, der so groß ist, dass die politische Macht ihm äußerlich bleibt oder sehr stark Enklavencharakter hat.

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Zum Abschluss haben wir noch eine Frage, die mit den Schwerpunkten unserer Zeitschrift zusammenhängt - die Frage nach dem Medienwandel, nach der Neuprägung von Räumen durch das Internet. Wie verändern sich die Wahrnehmungen realer Räume, seit es diese virtuellen Räume gibt? Welchen Einfluss hat das Internet auf die raumgeschichtliche Perspektive, oder welchen Stellenwert hat es in diesem Zusammenhang?

Ich glaube, dass sich die Wahrnehmungen sehr stark verändern. Wir produzieren neue Kontinente und neue Zentren, und jeder von uns, der in diesem Medium arbeitet, weiß, dass die Architektur oder Topographie der Links anders ist. Aber sie hebt die alte nicht auf - da bin ich ziemlich altmodisch. Wenn ich über den Atlantik fliege, habe ich noch dieses Kolumbus-Erlebnis, aber auch die Sorge, dass man abstürzen kann und alles zu Ende ist. Es ist wiederum eine Frage der Multiperspektivik. Wenn ich in einem Raum lebe und nur mit den Links zu tun habe, entsteht eine andere, sehr reiche, aber doch wieder restringierte Weltwahrnehmung. Dann gibt es die Welt gar nicht mehr, die abgekoppelt ist, die keinen Anschluss hat, obwohl die meisten Menschen in dieser noch nicht vernetzten Welt leben. Ich würde sagen, es entsteht eine neue Dimension. Zu den Räumen, die wir bisher schon hatten und in denen wir uns zu bewegen gelernt haben, kommen noch andere dazu. Vielleicht ist es auch eine Generationenfrage. Unsere Tochter und andere Kinder, die jetzt in die Schule gehen, wachsen schon ganz selbstverständlich in diese Dimension hinein, während sie für mich immer noch ein Hilfsmittel, ein Instrument ist. Aber man kann bestimmte Dinge ohne das Internet gar nicht mehr machen. Sie können keinen Aufsatz mehr schreiben, Sie können sich buchstäblich nicht mehr bewegen, wenn Sie sich nicht bewegen können in diesem virtuellen Raum.

Herr Schlögel, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.


 

Anmerkungen:

1 Vgl. etwa Karl Schlögel, Moskau lesen, Berlin 1984; ders., Die Mitte liegt ostwärts. Die Deutschen, der verlorene Osten und Mitteleuropa, Berlin 1986; ders., Jenseits des Großen Oktober. Das Laboratorium der Moderne. Petersburg 1909-1921, Berlin 1988; ders., Go east oder die zweite Entdeckung des Ostens, Berlin 1995; ders., Berlin, Ostbahnhof Europas. Russen und Deutsche in ihrem Jahrhundert, Berlin 1998; ders., Promenade in Jalta und andere Städtebilder, München 2001.

2 So z.B. Wolfgang Schmale, Die Komponenten der historischen Europäistik, in: Gerald Stourzh (Hg.), Annäherungen an eine europäische Geschichtsschreibung, Wien 2002, S. 119-139, hier S. 136.

3 Karl Schlögel, Im Raume lesen wir die Zeit. Über Zivilisationsgeschichte und Geopolitik, München 2003, Zitat S. 477. Einige wichtige Rezensionen: Ulrich Raulff, Zwischen Raum und Wirklichkeit, in: Süddeutsche Zeitung, 6.10.2003, Literaturbeilage, S. 38; Christoph Albrecht, Materialistischer Schuß vor den Bug der Geschichte, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.10.2003, Literaturbeilage, S. L27; Jürgen Osterhammel, Hinab vom Hochsitz der Lektüre!, in: ZEIT, 9.10.2003, Literaturbeilage, S. 85f.; Heinz Brill, Die Wiederkehr des Raumes, in: Das Parlament, 1.3.2004, S. 18; Eduard Mühle, in: Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 52 (2003), S. 584; Klaus Meyer, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 52 (2004), S. 554f.; Albrecht Weisker, online unter URL: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2004-1-151

4 Schlögel, Im Raume lesen wir die Zeit (Anm. 3), S. 9.

5 Zu diesem Begriff siehe Karl Schlögel, Kartenlesen, Augenarbeit. Über die Fälligkeit des spatial turn in den Geschichts- und Kulturwissenschaften, in: Heinz Dieter Kittsteiner (Hg.), Was sind Kulturwissenschaften? 13 Antworten, München 2004, S. 261-283.

6 Michael Geyer, Aggressiver Individualismus und Gemeinschaftsideologie, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 1 (2004), S. 87-91; Lucian Hölscher, Die „Deutsche Gesellschaftsgeschichte“ auf dem Prüfstand der Kulturgeschichte, in: ebd., S. 92-96; Merith Niehuss, Keine Modernisierung in der Weimarer Republik?, in: ebd., S. 97-100; Michael Wildt, Charisma und Volksgemeinschaft, in: ebd., S. 101-105; Benjamin Ziemann, „Im Hexenkessel“ oder Das Differenzierungsproblem der Gesellschaftsgeschichte, in: ebd., S. 106-110.

7 Susan Buck-Morss, The Dialectics of Seeing. Walter Benjamin and the Arcades Project, Cambridge, MA 1989 (dt.: Dialektik des Sehens. Walter Benjamin und das Passagen-Werk, Frankfurt a.M. 2000).

8 Vgl. das Literaturverzeichnis bei Schlögel, Im Raume lesen wir die Zeit (Anm. 3).

9 Dan Diner, Das Jahrhundert verstehen. Eine universalhistorische Deutung, München 1999.

10 Hans-Ulrich Wehler, Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Bd. 4: Vom Beginn des Ersten Weltkriegs bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten 1914-1949, München 2003, S. 493ff.

11 Vgl. Fernand Braudel, Géohistoire und geographischer Determinismus [1949], in: Matthias Middell/Steffen Sammler (Hg.), Alles Gewordene hat Geschichte. Die Schule der ANNALES in ihren Texten 1929-1992. Mit einem Essay von Peter Schöttler, Leipzig 1994, S. 233-246.

12 Gearóid ÓTuathail, Critical Geopolitics. The Politics of Writing Global Space, Minneapolis 1996; ders. (Hg.), The Geopolitics Reader, London 1998; ders. (Hg.), Rethinking Geopolitics, London 1998.

13 Schlögel, Im Raume lesen wir die Zeit (Anm. 3), S. 30-35.

14 Ebd., S. 447-452.

15 Schlögel, Im Raume lesen wir die Zeit (Anm. 3), S. 135, S. 260-265.

16 Siehe Anm. 1.

17 Schlögel, Berlin, Ostbahnhof Europas (Anm. 1).

18 Hans Ulrich Gumbrecht, 1926. Ein Jahr am Rand der Zeit, Frankfurt a.M. 2001.

19 Vgl. Schlögel, Im Raume lesen wir die Zeit (Anm. 3), S. 411-430 („Djagilews Spur in Europa“).

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