Abstract

Benjamin Möckel

Seit den frühen 1970er-Jahren entstanden in vielen westeuropäischen Ländern »Dritte-Welt-Läden«. Sie waren bis in die späten 1980er-Jahre die wichtigste Verkaufsform des »Alternativen Handels«. Der Aufsatz interpretiert diese Läden als konsumkritische Konsumorte, in denen zeitgenössische Utopien eines gerechten, postkolonialen Welthandels symbolisch realisiert werden sollten. Der Aufsatz ordnet den »Alternativen Handel« zunächst in die ideengeschichtlichen Kontexte der 1960er- und 1970er-Jahre ein; anschließend wird die konkrete Verkaufspraxis, Inszenierung und Gestaltung der Läden analysiert. Mit Hilfe von Beispielen aus der Bundesrepublik Deutschland und aus Großbritannien werden zudem die Unterschiede in der Verwirklichung des Handelsmodells herausgearbeitet. Der »Alternative Handel« steht für ein neues Verhältnis von Konsum, Moral und politischem Protest in der Zeit »nach dem Boom«. Allerdings führt von den »Dritte-Welt-Läden« der 1970er- und 1980er-Jahre keine gerade Linie zu den heutigen Milliardenumsätzen mit »Fairtrade«-Produkten. Diese Marktexpansion ist eher eine Geschichte der Diskontinuität.

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Postcolonial Goods.
›Third World Shops‹ – Utopia and Heterotopia of Fair Trade

In the early 1970s, so-called ›Third World Shops‹ emerged in many Western European countries. Until the late 1980s, they were the most important sales outlet of the fair trade movement. The article interprets these stores as sites of consumption that were critical of consumer culture and sought to establish a new form of trade with the Global South. The paper first places the fair trade movement in the historical contexts of the 1960s and 1970s; it then analyses the concrete sales practices and the design of shops and products. Comparing West Germany and Britain, the article emphasises the different approaches to fair trade in these two countries. The sales model represents a new relationship between consumption, morality, and political protest in the post-1968 period. However, no straight line leads from the ›Third World Shops‹ of the 1970s and 1980s to today’s bulk sales of fair trade products in supermarkets and department stores. This market expansion is rather a story of discontinuity.

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