Abstract

Hartmut Berghoff

In der Bundesrepublik und in der gesamten westlichen Welt außerhalb der USA wurde Auslandsbestechung bis Ende der 1980er-Jahre als ein legales Mittel der Exportförderung behandelt. Sie war straffrei und sogar steuerlich absetzbar. Das änderte sich erst im Zuge der »Compliance Revolution« der 1990er-Jahre. Der Beitrag analysiert diesen Wandel für die Bundesrepublik und untersucht die Debatten um die Auslandskorruption. Er konzentriert sich dabei auf die Positionen der Unternehmerschaft und der im Bundestag vertretenen Parteien. Ausgangspunkt ist der stabile Korruptionskonsens der Bonner Republik, der zunächst auch noch in der Berliner Republik Bestand hatte, dann aber unter dem Einfluss einer zunehmend kritischen Zivilgesellschaft und der internationalen Staatengemeinschaft zerbrach. Nachdem es unausweichlich geworden war, die Auslandskorruption zu ächten, wurde hartnäckig darum gerungen, mit welchen juristischen Mitteln sie zu bekämpfen sei. Am Ende eines von vielen Blockaden und Umleitungen verzögerten Prozesses stand ab 2002 die Strafbarkeit aller Arten von Auslandskorruption. Welche Ermittlungsinstrumente eingesetzt werden durften und wie effektiv die Strafverfolgung sein sollte, blieb jedoch weiter strittig. Der Aufsatz zeigt nicht zuletzt die Rückwirkungen internationaler Rechtsnormen für die nationalstaatliche Ebene.

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From Export Promotion to Felony.
The Criminalization of Foreign Corruption in the Federal Republic of Germany since 1990

In the Federal Republic of Germany and in the entire Western world with the exception of the USA, bribery abroad was treated as a lawful instrument of export promotion until the end of the 1980s. It was not indictable, and was even tax deductible. This only changed in the course of the ›Compliance Revolution‹ of the 1990s. The article analyzes this process as it pertained to the Federal Republic of Germany and examines the debates on foreign corruption. It focuses on the attitudes of economic elites and the parties represented in the Bundestag. The starting point is the unquestioned acceptance of foreign corruption in the Bonn Republic, which initially lasted well into the Berlin Republic, but then crumbled under the influence of an increasingly critical civil society and the international community. After outlawing foreign corruption had become inevitable, there was a persistent struggle over the exact design of the legislation and the vigor of its implementation. At the end of a long drawn-out process delayed by many obstructions and diversions, all types of foreign corruption became punishable by 2002. Which investigation tools were permissible and how stringent prosecution should be, however, remained contentious. Crucially, the article also reveals the repercussions of international legal norms for nation states.

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