Abstract

Silja Behre

In den 1960er- und 1970er-Jahren führten die Satiren von Ephraim Kishon (1924–2005) die westdeutschen Bestseller-Listen an. Wie erklärt sich diese Resonanz des israelischen Autors gerade in der Bundesrepublik? Während Kishons Beliebtheit von deutschen Leser*innen (und von ihm selbst) vor allem als ironische Wendung der Geschichte bezeichnet wurde, versucht der Beitrag den publizistischen Erfolg im Kontext der frühen deutsch-israelischen Beziehungen genauer zu bestimmen, indem Akteure und Strukturen des literarischen Feldes betrachtet werden. Zum einen wird Kishons Rezeption in der Bundesrepublik vor dem Hintergrund von Versöhnungsrhetoriken und Auseinandersetzungen um den jüdischen Humor interpretiert. Zum anderen beleuchtet der Beitrag die Bedeutung der beteiligten Zeitungs- und Buchverlage. Die Verlagshäuser Langen Müller (Herbert Fleissner) und Ullstein (Axel Cäsar Springer) spielten eine besondere, politisch hochgradig ambivalente Rolle. Während dieses Netzwerk Kishon vor allem als Unterhaltungsautor darstellte, äußerte er sich nach dem Sechstagekrieg 1967 immer wieder auch politisch in deutschen Medien. Kishon trug damit zu einer Politisierung bei, die bis in die Gegenwart die Rezeption israelischer Literatur in der Bundesrepublik prägt.

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Ephraim Kishon for Germans.
The Israeli Author and Satirist in West Germany’s Literary Scene

In the 1960s and 1970s, Ephraim Kishon’s (1924–2005) famous satire collections were a fixture on almost every West German bestseller list. What was the reason for the Israeli author’s extraordinary success? His popularity among the German-speaking readership has mostly been explained by a kind of irony of history, not least by the author himself. However, by locating Kishon’s success within the framework of the West German book market, its structures and agents, the article aims to define Kishon’s reception more precisely, especially against the background of the politics of reconciliation and of the debate over Jewish humour. The article also highlights the politically ambivalent role of leading publishing houses such as Langen Müller and Ullstein, as well as Kishon’s relationship to his publishers Herbert Fleissner and Axel Cäsar Springer. While they were interested in maintaining Kishon’s image as a popular writer of lowbrow literature, the author himself did not hesitate to intervene publicly on questions of Middle Eastern politics in German media. Kishon thus contributed to a politicisation that continues to shape the reception of Israeli literature in Germany to this day.

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