In den Jahren vor dem Sechstagekrieg entwickelte sich in der Bundesrepublik Deutschland eine palästinensische Diaspora, die nach 1967 einen wichtigen Einfluss auf die Palästina-Solidaritätsbewegung im Land erhielt. Arabischsprachige Quellen wie zeitgenössische Presseartikel oder spätere autobiographische Reflexionen werfen dabei nicht nur ein Licht auf das Entstehen dieser Diaspora. Sie zeigen auch, wie die Verbindungen zwischen palästinensischen Gruppen und der radikalen Linken in der Bundesrepublik zu vielfältigen Transferprozessen führten. Seit den späten 1960er-Jahren zirkulierten Argumente, Parolen und Symbole zwischen Orten wie Beirut und Heidelberg, die sich bald in antizionistischen, zum Teil auch antisemitischen Publikationen und Protesten wiederfanden. Vor diesem Hintergrund plädiert der Aufsatz dafür, Archive im Nahen Osten stärker als bisher einzubeziehen, um die transnationalen und globalen Bezüge der deutschen Zeitgeschichte besser zu verstehen.
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Heidelberg, Beirut and the ›Third World‹.
Palestinian Groups in the Federal Republic of Germany, 1956–1972
In the years leading up to the Six Day War, a Palestinian diaspora developed in West Germany that would have a pivotal influence on the Palestine solidarity movement in the country after 1967. Arabic sources, such as periodicals and autobiographical writings, not only shed light on the emergence of this diaspora but also illustrate how the ties between Palestinian groups and the West German radical left came to underpin a variety of transfer processes. Beginning in the late 1960s, arguments, slogans, and symbols that circulated between locations like Beirut and Heidelberg became part of anti-Zionist and sometimes also anti-Semitic publications and protests. Against this backdrop, the present article argues that a study of archives in the Middle East can provide a better understanding of the transnational and global dimensions of contemporary German history.