Arbeitssoziologische Fallstudien

Wissensproduktion am Soziologischen Forschungsinstitut Göttingen (SOFI), historisch betrachtet

  1. Das SOFI als Ort der Wissensproduktion
  2. Die SOFI-Fallstudien als Methode bzw. Forschungsstrategie
  3. Die Spezifik der SOFI-Quellen: Fazit und Ausblick

Anmerkungen

»Unsere Absicht, zu den Trends betrieblicher Rationalisierung nützliche Informationen zu geben, damit auch in die aktuelle politische Diskussion um die Risiken und Chancen ›neuer Technologien‹ sowie ihre soziale Beherrschbarkeit einzugreifen, hat sich schneller, als wir hoffen konnten, erfüllt. Um das ›Ende der Arbeitsteilung?‹ gibt es Streit im wissenschaftlichen wie im politischen Lager.«[1]

Horst Kern und Michael Schumann konnten zufrieden sein. Zum Jahresbeginn 1986 schrieben die Soziologen diese Vorbemerkung zur dritten Auflage ihrer Studie, die bereits ein gutes Jahr nach der ersten Präsentation des Buches beim Verlag C.H. Beck erschien. In ihrem Selbstverständnis als politisch denkende Wissenschaftler hatten sie die beiden als typisch für ihre Arbeit geltenden Ziele erreicht: erstens die detaillierte inhaltliche Analyse von Arbeitsprozessen, zweitens deren Verbindung mit Gesellschaftsanalyse und -kritik. Wer sich als Historiker oder Historikerin für die Zeitgeschichte der Arbeit in Westdeutschland (und nach 1989/90 auch in Ostdeutschland), den Wandel der Arbeitswelt und seine Folgen interessiert,[2] für den oder die bieten die Studien von Kern und Schumann sowie die weiteren am Soziologischen Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) entstandenen Arbeiten einen zentralen Quellenbestand. Aufgrund der spezifischen Forschungsstrategie des Instituts, dem sogenannten SOFI-Fallstudien-Ansatz, umfasst das (im Aufbau befindliche digitale) SOFI-Archiv neben den bekannten publizierten Forschungsergebnissen sowie den Zwischen-, Roh- und Abschlussberichten, die der grauen Literatur zugeordnet werden können, eine Vielfalt weiterer Quellen: Expertengespräche, Arbeitsplatzbeobachtungen, schriftliche Befragungen und Arbeiterinterviews – teilweise standardisiert, teilweise qualitativ, teilweise als Gruppendiskussionen. Die Stimmen der Arbeiter und Angestellten zum Wandel der Arbeitswelt, die des Öfteren von Historikern und Historikerinnen vermisst werden, lassen sich hier also finden. Sie müssen allerdings quellenkritisch in ihren Entstehungsprozess eingeordnet werden.

Vor dem Hintergrund der jüngsten Diskussionen zum Verhältnis von Zeitgeschichte und Sozialwissenschaften[3] wird als Konsens im Folgenden zum einen vorausgesetzt, dass die Ergebnisse der Sozialwissenschaften nicht einfach übernommen werden können, sondern dass sie kontextualisiert, dekonstruiert und mit historisch-kritischen bzw. hermeneutischen Methoden analysiert werden müssen. Zum anderen wird davon ausgegangen, dass sozialwissenschaftliche Begriffe und Theorien auch unser Problembewusstsein und unsere historischen Fragen prägen.[4] Deshalb wird in diesem Beitrag das Soziologische Forschungsinstitut Göttingen als Ort der Wissensproduktion näher betrachtet.[5] Das am SOFI produzierte Wissen zum Thema Arbeit beschränkt sich auf Erwerbsarbeit. Industriesoziologen und -soziologinnen werden eventuell die Nase rümpfen, wenn im Titel dieses Beitrags von »Arbeitssoziologie« gesprochen wird. Die fachinternen Auseinandersetzungen und verschiedenen Ausformungen der Disziplin Soziologie werden im Folgenden nicht berücksichtigt. Sicher hat der Wandel der Arbeitswelt auch die Soziologie nach dem Zweiten Weltkrieg geprägt, die Geschichtswissenschaft hat sich mit der Entwicklung der Arbeits- und Industriesoziologie bisher aber nicht im Detail beschäftigt.[6] Wichtig für die Quellenkritik, die im Folgenden von den unter Historikern und Historikerinnen vermutlich bekanntesten SOFI-Arbeiten Kerns und Schumanns ausgeht, ist zuerst eine nähere Betrachtung des Instituts in seiner personellen, politischen und alltäglichen Organisation (1.). Darauf folgt die Vorstellung des SOFI-Fallstudien-Ansatzes als für die Institution typische Methode der Wissensproduktion (2.). Abschließen sollen den Beitrag kurze Überlegungen zur Spezifik der SOFI-Quellen bzw. darüber, was diese Quellen nicht bieten (3.).

1. Das SOFI als Ort der Wissensproduktion

Das Soziologische Forschungsinstitut Göttingen und das Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung München (ISF) sind vermutlich die zwei wichtigsten Forschungsinstitute in Deutschland, die industriesoziologische Fallstudien über Jahrzehnte durchgeführt haben und die abseits des universitären Betriebes für inhaltliche, methodische und personelle Kontinuität stehen. Ebenfalls mit dem Fallstudienansatz gearbeitet wurde im Institut für Sozialforschung in Frankfurt am Main und an der Sozialforschungsstelle in Dortmund.[7] Wichtig war sowohl für das Göttinger als auch für das Münchener Institut der Anspruch, mit ihrer Arbeit gesellschaftlich relevante Ergebnisse zu generieren. Zu den Markenzeichen der Göttinger Arbeitssoziologie gehörte es – so im Rückblick Klaus Dörre, Soziologe und von 1991 bis 1996 Mitarbeiter des SOFI –, »feinkörnige Analyse von Arbeits- und Rationalisierungsprozessen in geeigneter Form mit Gesellschaftsanalyse und soziologischer Zeitdiagnose zu verbinden. Arbeitswelten zu erforschen, das bedeutete aus der Göttinger Perspektive, mit der Gestaltbarkeit der Arbeitsprozesse zugleich die Frage nach der Emanzipation der Arbeitenden aufzuwerfen.«[8]

Das SOFI wurde 1968 als nichtkommerzielles, universitätsnahes Institut geschaffen, das sich auf die empirische Sozialforschung in den Bereichen Arbeits-, Industrie- und Bildungssoziologie spezialisierte. Von Anfang an bestand eine enge Verbindung zur Göttinger Universität, d.h. es wurde von Angehörigen des Soziologischen Seminars gegründet und erhielt 1983 offiziell den Status eines »Instituts an der Universität« zuerkannt.[9] Folgt man den SOFI-Selbstdarstellungen, so gaben die Entwicklungen der 1960er-Jahre und die Debatten um »1968« sowie der von verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Akteuren geäußerte Bedarf an sozialwissenschaftlichem Wissen zentrale Impulse für die Gründung und Organisation des Instituts.[10] Die Geschichte des SOFI und seiner Protagonisten mit ihrem spezifischen Selbstverständnis als politisch denkende Wissenschaftler und der daraus resultierenden Wissensproduktion bedarf eines gesonderten Forschungsprojekts.[11] Dieser Beitrag bietet eine erste Annäherung aus geschichtswissenschaftlicher Perspektive.

Wichtig für das Verständnis der Arbeitszusammenhänge innerhalb des Instituts sind die verschiedenen thematischen Gruppen, die im engen, produktiven und konkurrierenden Austausch miteinander standen. Die von Horst Kern und Michael Schumann geprägte industrie- und arbeitsplatznahe Forschung sah sich in der ständigen Kritik durch die Forschergruppe, die sich besonders mit Bildungs- und Berufssoziologie, Dienstleistungs- und Angestelltenarbeit befasste und vor allem mit den Namen Martin Baethge und Herbert Oberbeck verbunden war.[12] Insbesondere ihre These von den neuen Produktionskonzepten mussten Kern/Schumann und ihr Team auch intern vor SOFI-Industriesoziologen wie Otfried Mickler, Harald Wolf und Peter Kalkowski verteidigen, die vor allem den Maschinenbau untersucht hatten und deshalb den Taylorismus nicht für das alles formende Rationalisierungsparadigma in der westdeutschen Industrie hielten.[13] Herausgefordert wurden Kern/Schumann auch durch Arbeiten zu neuen Branchen wie der IT- und der Elektronik-Industrie, die von Volker Wittke und seinen Mitarbeiter/innen, aber auch in den 1980er-Jahren von Schumann selbst durchgeführt wurden. Diese Arbeiten brachten Veränderungen der Produktionsprozesse mit Veränderungen der Unternehmensorganisation und transnationalen Wertschöpfungsketten in einen Zusammenhang. Der Fokus von Kern/Schumann auf die Stammbelegschaft von Industrieunternehmen war zudem konfrontiert mit SOFI-Analysen von sogenannten Rationalisierungsverlierern, wie sie Martin Kronauer, Frank Gerlach und Berthold Vogel durchführten.[14] Von nicht zu unterschätzender Bedeutung für die Arbeit am SOFI waren schließlich die »›grauen Eminenzen‹ und Supervisoren«[15] des Instituts wie Klaus Peter Wittemann und Nestor d’Alessio, die als Berater für zahlreiche Projekte fungierten. Auch der vielsprachige Bibliothekar Klaus Barck und der Betriebsrat Jürgen Neubert gehörten – nach Dörres Erinnerungen – zu den häufig frequentierten Vertrauenspersonen.

Die Vielfalt der Forschungsthemen zeigt, dass die prägende SOFI-Gründergeneration der um 1940 geborenen Männer zunehmend durch jüngere Forscher und auch Forscherinnen erweitert worden war.[16] Mit dem Renten- bzw. Emeritierungsalter der ersten SOFI-Generation begannen sich die Strukturen am Institut zu ändern. Allerdings bilden Martin Baethge als Präsident und Michael Schumann als Senior-Präsident auch im Jahr 2017 das SOFI-Präsidium. In die Riege der entscheidenden Direktoren konnten sich nach 2000 mit der Bildungssoziologin Heike Solga (2006 bis 2010 Direktorin des SOFI) und der Arbeitssoziologin Nicole Mayer-Ahuja (2011/12 und wieder ab 2015) nun auch Wissenschaftlerinnen an der Spitze des SOFI etablieren. Aktuelle Schwerpunktthemen sind »Arbeit im Wandel«, »Wandel von Produktions- und Innovationsmodellen« sowie »Sozialmodell: Arbeit – Bildung – Lebensweise im Umbruch«.[17]

Abseits der unterschiedlichen inhaltlichen Ausrichtungen war die Binnenstruktur des Instituts durch einen Selbstverwaltungs- und Gleichheitsanspruch charakterisiert, aber ebenso durch klare Hierarchien und dominante Forscherpersönlichkeiten, die in den Politgruppen vor allem der 1960er-Jahre sozialisiert worden waren. Ein Beispiel ist Michael Schumann, der 1960/61 als Bundesvorsitzender des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes tätig und durch Gewerkschaftsarbeit geprägt war.[18] Hier ist ein Impulsgeber für die Idee zu vermuten, dass sich das Institut am Prinzip der Selbstverwaltung orientierte, alle Mitarbeiter/innen durch eine Mitgliederversammlung aufgenommen werden mussten und (nach wenigen Jahren) einen unbefristeten Arbeitsvertrag erhielten. Gleichzeitig hatten auch die eigenen Erfahrungen im universitären Wissenschaftsbetrieb und der Forschungsgegenstand Einfluss auf die interne Organisation des SOFI: Die »autoritären und verkrusteten Strukturen der Ordinarienuniversität« wurden als hinderlich für langfristige, praxisbezogene und trotzdem wissenschaftsnahe, nichtkommerzielle Forschung angesehen.[19] Voraussetzungen für die am SOFI durchgeführten Studien waren deshalb eingearbeitetes, forschungserfahrenes (nicht befristetes) Personal und die Nähe zur Universität. Elementar war zudem die Finanzierung: Von den Direktoren (u.a. 1975–2006 Martin Baethge, 1969–1996 als geschäftsführender Direktor Michael Schumann) hing die Akquisitionsfähigkeit und damit das Überleben des Instituts maßgeblich ab. Das führte nach Klaus Dörres Erinnerungen mitunter zu einem Verhalten als »Eigentümer-Unternehmer«.[20] Baethge und Schumann sehen in dieser Hinsicht heute selbst eine Spannung zwischen dem »Gleichheitsanspruch der Institutsverfassung und der unvermeidlichen realen Ungleichheit, sprich Direktorialverfassung im Institutsalltag«; zugleich beschreiben sie ihre Arbeit in einem weiteren Spannungsverhältnis von übergreifendem wissenschaftlichen Erkenntnisinteresse einerseits und der Abhängigkeit von Auftragsforschung und für die empirische Forschung wichtigen Betriebszugängen andererseits.[21] Zwar erhielt das SOFI seit 1978 eine Grundfinanzierung durch das Land Niedersachsen, musste sich darüber hinaus aber durch Drittmittel aus öffentlichen Einrichtungen, Stiftungen, Verbänden und Unternehmen finanzieren.[22] Es gab keine Kündigungen,[23] doch war allen bewusst, dass schlechte Arbeit das Image des Instituts schädigen würde. Daraus entstand eine Gemeinschaft mit hohen Qualitätsansprüchen, in der es Zentrum und Peripherie gab und die teilweise – nach Angaben Dörres – etwas »Männerbündisches« hatte.[24]

Die Qualität des SOFI und seiner Arbeiten wurde nicht über die Befristung des Personals gesichert, sondern über einen hohen Grad an interner wissenschaftlicher Auseinandersetzung. Dafür leistete Horst Kern einen zentralen Beitrag, als er das Format des »Basispapers« einführte, das vor den Kolloquien verteilt und gelesen wurde. Der jeweilige Verfasser stellte das Paper zu Beginn der Diskussion kurz vor, wurde dann ausführlich durch einen anderen SOFI-Forscher kritisiert und durfte zeitlich unbegrenzt auf diese Kritik reagieren – dann folgte die Diskussion im Plenum. Die Idee dazu hatte Kern vermutlich von den gemeinsamen Arbeiten mit Charles Sabel aus den USA mitgebracht. In den SOFI-Sitzungen, die ab 1987 als Forschungskolloquium eine Lehrveranstaltung der Göttinger Universität darstellten, mussten die zwei zentralen SOFI-Fragen erfolgreich für das jeweilige Projekt beantwortet werden. Die eine Frage zielte auf die zugrundeliegende These des Forschungsprojekts: »Wissenschaftliche Texte ohne ›Message‹, ohne klare These, sind im SOFI-Verständnis keine guten Texte.«[25] Die zweite Frage war die des »skeptischen Empirikers« (so formuliert es Dörre im Rückblick), d.h. auf Nachfragen zu behaupteten Zusammenhängen und Kausalitäten musste eine empirisch fundierte Antwort erfolgen. Dafür war eine spezielle Methode kennzeichnend, die qualitativ geprägt war.

2. Die SOFI-Fallstudien als Methode bzw. Forschungsstrategie

»Den« SOFI-Fallstudien-Ansatz gab es nicht – das lag vermutlich auch in der Pluralität der Forschungslinien und -themen innerhalb des Instituts begründet. Ebenso gab es lange keine schriftlich fixierten und publizierten Erläuterungen des Vorgehens. Trotzdem bildete sich ein Forschungsprogramm heraus, das typisch für die Arbeitsweise des SOFI war. In der fehlenden programmatischen Niederlegung des Fallstudienansatzes schien das Göttinger Institut kein Einzelfall in der deutschen industriesoziologischen Forschungslandschaft zu sein. Von 2007 bis 2009 kooperierte deshalb unter anderem das SOFI mit den Soziologen Hans J. Pongratz (München) und Rainer Trinczek sowie Jessica Pflüger (beide Erlangen) für eine Bestandsaufnahme fallstudienbasierter Forschung in Deutschland und für ihre Verortung innerhalb der internationalen Case Study Methodology.[26] Im Zuge dieses Projekts versuchten sich die Akteure der verschiedenen Forschungsinstitutionen an einer Rekonstruktion ihrer Arbeitsmethoden seit der Nachkriegszeit. Das Ergebnis war zum einen eine umfangreiche Datenbank, die einen systematischen Überblick zur in der deutschen Arbeits- und Industriesoziologie seit den 1950er-Jahren durchgeführten Fallstudienforschung verschiedenster Provenienz gibt und auch für Historiker und Historikerinnen ein zentraler Ausgangspunkt bei der Suche nach geeigneten Studien sein kann.[27] Zum anderen entstanden in diesem Zusammenhang Texte von den Protagonisten der Fallstudien verschiedener Institute,[28] darunter ein Beitrag von Klaus Peter Wittemann, Martin Kuhlmann und Michael Schumann zum SOFI-Fallstudien-Ansatz am Beispiel der Entwicklung der Industriearbeit.[29]

Alle industriesoziologischen Fallstudien, die seit der Nachkriegszeit vielbeachtete Analysen zur Entwicklung der bundesdeutschen Erwerbsarbeit geliefert haben und das zentrale empirische Verfahren in der Arbeits- und Industriesoziologie bilden, beziehen sich auf einen Einzelbetrieb oder mehrere Einzelbetriebe als Untersuchungsgegenstand.[30] Als Klassiker der Gründungsphase in den 1950er-Jahren gelten vor allem die Arbeiten von Heinrich Popitz, Hans Paul Bahrdt und anderen.[31] Als Fallstudie kann eine Forschungsstrategie verstanden werden, »welche durch die Kombination verschiedener sozialwissenschaftlicher Erhebungs- und Auswertungsverfahren bei der Analyse eines sozialen Prozesses (des Falls als Untersuchungsgegenstand) dessen Kontext systematisch zu berücksichtigen in der Lage ist«.[32] Anders formuliert: Eine Fallstudie ermöglicht die Analyse komplexer Strukturzusammenhänge und Prozessverläufe innerhalb von und zwischen Unternehmen (etwa im Hinblick auf die Wechselwirkungen von technischer Innovation und Arbeitsorganisation); ihr liegt die Annahme zugrunde, dass die Strukturen kapitalistischer Gesellschaften eng mit den Bedingungen und Formen der Erwerbsarbeit zusammenhängen. Demnach sind die Befunde der empirischen Fallstudien von Bedeutung für die Analyse gesellschaftlichen Wandels.[33]

Zentral ist dabei die Überlegung, was ein »Fall« ist. Am Anfang steht die Leitfrage.[34] Sie bestimmt die Konstruktion und die Auswahl des Falles. Im Beispiel von Horst Kerns und Michael Schumanns erster Studie »Industriearbeit und Arbeiterbewußtsein«, die 1970 veröffentlicht wurde und zumeist als »Kern/Schumann I« bezeichnet wird, orientierte sich die Leitfrage am technisch-organisatorischen Wandel. Konkret wurde nach den Veränderungen der Industriearbeit und der Wahrnehmung dieser Veränderungen durch die Arbeiter gefragt. Im Zentrum stand die empirische Untersuchung technisch bedingter Umstellungsfälle. Die Fallauswahl zielte deshalb auf eine möglichst breite Erfassung von Industriearbeit – für sie sollte in der Studie ein verallgemeinerbarer Anspruch formuliert werden. Zentrale Untersuchungsinstrumente waren Sekundäranalysen, Expertengespräche, Arbeitsplatzbeobachtungen und Arbeiterinterviews (qualitativ, aber teilstandardisiert). Als gesellschaftlich-wissenschaftlicher Kontext für die Notwendigkeit einer solchen Untersuchung wurde das Fehlen von Basisinformationen über den Wandel der Industriearbeit und das »Arbeiterbewußtsein« angesehen. Leitfrage, Fallkonstruktion, Fallauswahl, Verallgemeinerungsanspruch, Untersuchungsinstrumente und der gesellschaftlich-wissenschaftliche Kontext bildeten somit die zentralen Bestandteile des Fallstudien-Ansatzes. Diese Elemente sind im Nachhinein rekonstruiert worden, d.h. sie lagen für »Kern/Schumann I« nicht als Modell bzw. als abrufbare Forschungsstrategie vor. Vielmehr kann diese Arbeit als Startstudie gelten, mit welcher der Ansatz im Feld der Industriearbeit erst entwickelt wurde. Sie war zudem in einen spezifischen Forschungszusammenhang eingebunden.

Ende der 1950er-Jahre hatte das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung Untersuchungen zu den Folgen des Fordismus durchgeführt, die 1962 unter dem Titel »Soziale Auswirkungen des technischen Fortschritts« veröffentlicht wurden.[35] Die Ifo-Studie hatte das Ziel, »zahlenmäßig fundiertes Material über die Auswirkungen der fortschreitenden Technisierung, insbesondere der Automatisierung, auf den schaffenden Menschen zu erarbeiten«, wofür in 25 Fallstudien Betriebsuntersuchungen mit Expertengesprächen und der Auswertung betriebsinterner Unterlagen kombiniert werden sollten.[36] Die Ergebnisse ließen erhebliche Auswirkungen des »technischen Fortschritts« erkennen, zeigten aber zugleich, dass diese auf eine wesentlich breitere empirische Basis gestellt werden mussten. So wurde Mitte der 1960er-Jahre ein weiteres, diesmal vom Rationalisierungs-Kuratorium der Deutschen Wirtschaft (RKW) initiiertes Forschungsprojekt »Wirtschaftliche und soziale Aspekte des technischen Wandels in der Bundesrepublik Deutschland« eingeleitet.[37] An diesem Projekt nahmen – koordiniert vom Ifo – fünf Institute teil: zwei wirtschaftswissenschaftliche, zwei arbeitswissenschaftliche und das Soziologische Seminar der Universität Göttingen, vertreten durch Kern und Schumann (das SOFI wurde – wie gesagt – erst 1968 gegründet). Auf Basis der ersten Ifo-Studie sollten diesmal die statistischen Daten noch stärker durch Fallstudien fundiert werden (125 Umstellungsfälle, die sich auf 41 Betriebe aus 16 Branchen verteilten).[38] Die Entscheidung für Fallstudien und für eine qualitative Erhebung war somit schon innerhalb des Forschungskontextes getroffen; die Göttinger Soziologen sollten in diesem Rahmen den Formwandel von Industriearbeit und neue Elemente von »Arbeiterbewußtsein« ermitteln. Trotz der frühen Fokussierung auf Fallstudien fanden die Göttinger Soziologen nach Pilotstudien den Ansatz nicht ausreichend: »Wie die Berichte über die Probeerhebungen zum Allgemeinen Erhebungsleitfaden deutlich erkennen lassen, kann auf Basis von Sozialstatistiken und von Expertengesprächen keine genaue Darstellung und Analyse der sozialen Implikationen von technischen Neuerungen durchgeführt werden.«[39]

Für ihr Forschungsdesign hielten Kern/Schumann zwei zusätzliche Erhebungsinstrumente für unabdingbar: Arbeitsplatzanalysen und Arbeiterbefragungen (wie sie bereits von Popitz et al. in den 1950er-Jahren eingesetzt worden waren). Dahinter stand die Annahme, dass die sozialen Aspekte des technischen Wandels nur dann hinreichend erfasst werden könnten, »wenn auch die Wahrnehmung der Rezeption der Arbeit durch die betroffenen Arbeitskräfte erhoben wurde«.[40] Innerhalb des RKW-Forschungsverbundes wurde diese soziologische Herangehensweise akzeptiert, was zugleich hieß, dass wegen der aufwendigen Analysen die Zahl der Umstellungsfälle reduziert werden musste. Die Auswahl richtete sich nach der Branche (Industriezweige mit besonders starken technischen Veränderungen in der Dekade vor Untersuchungsbeginn) und dem Prozesstyp (breite Auswahl von Grundtypen der industriellen, d.h. hier stoffverformenden, stoffumwandelnden, montierenden und verpackenden, Produktionsprozesse).[41] Es wurden schließlich 40 Neuerungen bzw. Umstellungen und 18 Betriebe aus der Automobilindustrie, chemischen Industrie, eisenschaffenden Industrie, Glasindustrie, holzverarbeitenden Industrie, Nahrungs- und Genussmittelindustrie, Papierindustrie und Textilindustrie ausgewählt, wobei in diesen acht Branchen 20 Intensivfallstudien in neun Betrieben durchgeführt wurden.[42]

Die Untersuchung verband mikro- und makrosoziologische Ansätze. Die beiden neu hinzugefügten Erhebungsinstrumente, d.h. die Arbeitsplatzbeobachtung bzw. -analyse und das Arbeiterinterview, wurden für notwendig erachtet, da keine für die Fragestellung aussagekräftigen Daten vorlagen. Für die konkrete Arbeitsplatzbeobachtung wurde ebenso wie für das Arbeiterinterview ein Leitfaden entworfen.[43]

Quelle 1 (Arbeitsplatzbeobachtung) und Quelle 2 (Arbeiterinterview).
Hier und im Folgenden handelt sich um Ausschnitte, die vom SOFI anonymisiert wurden. Die Arbeitsplatzbeobachtung umfasst im Original insgesamt 29 Seiten, das Arbeiterinterview 24 Seiten.

 

Sowohl die Arbeitsplatzbeobachtungen, die an ethnographische Beobachtungen im Feld anknüpften, als auch die Arbeiterinterviews, die je nach Interviewer unterschiedlich lang ausfielen, können heute als Quellen für verschiedene geschichtswissenschaftliche Fragen dienen (zum Beispiel im Hinblick auf Arbeitsschutz, Arbeitsbelastung, Identifikation mit der Arbeit, Automatisierung). Der Wert dieser Quellen wird besonders im Fall der Untersuchungen von Kern und Schumann noch dadurch gesteigert, dass die beiden Autoren von 1981 bis 1984 eine Follow-up-Studie durchführten, die sich auf drei Fälle in drei Branchen bzw. industriellen Kernsektoren bezog (nämlich in der Automobilindustrie, im Werkzeugmaschinenbau und in der Chemieindustrie) und mit einem ähnlichen Erhebungsinstrumentarium arbeitete.[44] Diese eingangs zitierte Studie (im SOFI-Jargon »Kern/Schumann II«) wurde 1984 unter dem Titel »Das Ende der Arbeitsteilung? Rationalisierung in der industriellen Produktion« veröffentlicht. Sie folgte allerdings einem modifizierten Untersuchungsdesign. Am wichtigsten war vermutlich der neu formulierte Anspruch, einen Blick nach vorn zu werfen: »Statt allein historische Verlaufsformen tatsächlicher Rationalisierung zu betrachten, schwenkten wir nun auf eine Studie ein, in der es auch um die Frage entstandener Rationalisierungspotentiale und ihrer wahrscheinlichen Nutzung in der Zukunft gehen sollte.«[45] Vor diesem Hintergrund waren Arbeiterinterviews zwar immer noch relevant, doch erhielten insbesondere die Expertengespräche einen größeren Stellenwert. Sie wurden durch Betriebsbesichtigungen ergänzt (eine Erhebungsvariante der Arbeitsplatzbeobachtungen mit reduziertem Aufwand und Ertrag; siehe Quelle 5 im Vergleich zu Quelle 1).[46]

Quelle 3 (Interview), Quelle 4 (Expertengespräch) und Quelle 5 (Betriebsbesichtigung). Das Interview umfasst im Original insgesamt 13 Seiten, das Expertengespräch 4 Seiten und die Betriebsbesichtigung mit ergänzenden Notizen 24 Seiten.

 

Die Quellenbeispiele aus »Kern/Schumann I« und »Kern/Schumann II« zeigen auch Unterschiede in der Notation der Interviews. Für die geschichtswissenschaftliche Analyse helfen Methoden der Quellenkritik aus der Ethnographie und der Oral History, die die Forschenden als Teil der Quellenproduktion reflektieren.[47] Außerdem gibt es zu verschiedenen Studien Filme und Dokumentationen, die ergänzend zur Quellenkritik hinzugezogen oder selbst zum Gegenstand der Analyse gemacht werden können.[48] Zwar nicht für »Kern/Schumann«, aber für andere SOFI-Studien existieren auch Ton-Mitschnitte, sodass hier die notierten mit den mündlichen Interviews verglichen werden können. Geschichtswissenschaftliche Forschungen könnten die Arbeiten von Kern/Schumann einer Re-Analyse unterziehen, d.h. die verschiedenen Materialien unter den Leitfragen der Ausgangsstudie erneut betrachten. Zudem sind die Ergebnisse interessant, die Kern/Schumann selbst aus ihren Untersuchungen ableiteten,[49] und deren (kontroverse) Rezeption. Vor allem aber können auf der Basis verschiedener arbeitssoziologischer Studien völlig andere Fragen für eine Sekundäranalyse gestellt werden, etwa nach dem Auftauchen des Begriffes »Stress« in der Sprache der Arbeiter.[50] Für die Sekundäranalyse der SOFI-Studien ist die Initiative des Instituts wegweisend, die unter Einbeziehung von Historikern und deren spezifischen Anforderungen an die Quellen der Sozialwissenschaften die SOFI-Materialien digitalisiert und mithilfe von Informatikern einen Prototyp für die Recherche im Gesamtbestand entwickelt hat.[51] Das Folgeprojekt, die Digitalisierungs- und Archivierungsinitiative »eLabour«, an der sich auch andere große sozialwissenschaftliche Forschungsinstitute in Deutschland beteiligen, verspricht einen noch umfangreicheren, vielfältig mit eHumanities-Werkzeugen durchsuchbaren Quellenbestand.

3. Die Spezifik der SOFI-Quellen: Fazit und Ausblick

»Kern/Schumann I und II« sind wichtige Quellen für den Wandel der Arbeitswelt, allerdings können die Studien aufgrund ihres spezifischen Untersuchungsdesigns nur auf bestimmte geschichtswissenschaftliche Fragen Antworten geben: Sie konzentrierten sich auf Erwerbsarbeit und besonders auf die industrielle Stammbelegschaft. Begrenzt erkennbar sind deshalb Erfahrungen von Migranten und Frauen sowie unterschiedliche Beschäftigungsarten und -bereiche. Hierzu versprechen andere SOFI-Studien mehr Auskunft.[52] Die Vorstellung von »Kern/Schumann I und II« in diesem Beitrag ist verbunden mit einem Plädoyer, die große Vielfalt der SOFI-Studien für Zwecke der Geschichtswissenschaft zu nutzen.

Wer sich für transnationale Entwicklungen interessiert, wird beim SOFI – zumindest in den älteren Studien – nicht fündig werden. Der Untersuchungsraum war national, d.h. bis 1989 auf Westdeutschland und danach auch auf Ostdeutschland bezogen.[53] Das änderte sich vor allem ab den 2000er-Jahren, in denen europäische Projekte sowie Arbeiten zu China und Indien die Perspektive ergänzten.[54] Für transnational angelegte geschichtswissenschaftliche Arbeiten können Interessierte zum Beispiel auf die umfassenden Bestände des britischen UK Data Service zurückgreifen.[55] Möglich wäre auch eine nähere Betrachtung der Arbeiten von Horst Kern, der wesentlich weniger als Michael Schumann (oder Martin Baethge) ein Manager und Macher am SOFI war, sondern stärker den Weg in die USA suchte und somit in gewisser Weise doch für eine Weitung des SOFI-Blicks über die Bundesrepublik hinaus sorgte.

Sehr hilfreich für eine Kontextualisierung der Studien verschiedener deutscher Institute wäre eine Geschichte der Industrie- und Arbeitssoziologie und konkret eine Geschichte des SOFI als Ort der Wissensproduktion. Bisher erscheint die Wahrnehmung der Arbeitssoziologie aus der Perspektive der Geschichtswissenschaft ebenso eingeschränkt wie umgekehrt. Der Ort der Wissensproduktion ist für die Quellenkritik jedoch genauso relevant wie die spezifische Methode, mit der das Wissen produziert wird. Analog zur Fokussierung von Historikern auf »Kern/Schumann« ist auch in den Ausführungen von Soziologen zur Geschichte der Arbeit eine Fixierung auf einzelne Vertreter der Geschichtswissenschaft zu erkennen.[56] Historikern und Historikerinnen das Soziologische Forschungsinstitut Göttingen, seinen Denkstil und seinen reichen Quellenbestand näherzubringen ist ein Anliegen dieses Beitrags.

Anmerkungen:

[1] Horst Kern/Michael Schumann, Das Ende der Arbeitsteilung? Rationalisierung in der industriellen Produktion: Bestandsaufnahme, Trendbestimmung, München 1984, 3. Aufl. 1986, S. 8. – Ich danke Klaus Peter Wittemann für die kritische Lektüre und zahlreiche Anregungen – sowie allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen aus dem Projekt »›Gute Arbeit‹ nach dem Boom. Eine Längsschnittanalyse von SOFI-Studien mit eHumanities-Werkzeugen«, in dessen Rahmen dieser Beitrag entstand, für die Gespräche und die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt wurde von dem Trierer Historiker Lutz Raphael und der Göttinger Soziologin Nicole Mayer-Ahuja initiiert und mit Beteiligung von Informatikern der Leibniz-Universität Hannover durchgeführt. Siehe zum Projektverbund etwa Peter Birke u.a., ›Gute Arbeit‹ nach dem Boom. Pilotprojekt zur Längsschnittanalyse arbeitssoziologischer Betriebsfallstudien mit neuen e-Humanities-Werkzeugen, in: Mitteilungen aus dem SOFI 7 (2013) H. 17, S. 10-13. Außerdem gilt mein Dank den Redaktionsmitgliedern der »Zeithistorischen Forschungen« für wertvolle Hinweise und genaue Lektüre.

[2] Dieses Interesse wächst augenscheinlich; vgl. z.B. Annette Schuhmann (Hg.), Zielgerichtet – zweckgebunden. Arbeit im zeithistorischen Kontext, in: Zeitgeschichte-online, Januar 2010, URL: <http://www.zeitgeschichte-online.de/thema/zielgerichtet-zweckgebunden>; Knud Andresen/Ursula Bitzegeio/Jürgen Mittag (Hg.), »Nach dem Strukturbruch«? Kontinuität und Wandel von Arbeitsbeziehungen und Arbeitswelt(en) seit den 1970er-Jahren, Bonn 2011; Lutz Raphael, Transformations of Industrial Labour in Western Europe: Intergenerational Change of Life Cycles, Occupation and Mobility 1970–2000, in: German History 30 (2012), S. 100-119; Kim Christian Priemel, Heaps of Work. The Ways of Labour History, in: H-Soz-Kult, 23.1.2014. Siehe in dieser Zeitschrift auch die bisherigen Beiträge unter <http://www.zeithistorische-forschungen.de/thematische-klassifikation/arbeit>. Wichtig im Spektrum der einschlägigen Forschungsinstitutionen ist u.a. das Internationale Geisteswissenschaftliche Kolleg »Arbeit und Lebenslauf in globalgeschichtlicher Perspektive« an der Humboldt-Universität zu Berlin.

[3] Siehe vor allem Benjamin Ziemann, Sozialgeschichte und Empirische Sozialforschung. Überlegungen zum Kontext und zum Ende einer Romanze, in: Pascal Maeder/Barbara Lüthi/Thomas Mergel (Hg.), Wozu noch Sozialgeschichte?, Göttingen 2012, S. 131-149; Rüdiger Graf/Kim Christian Priemel, Zeitgeschichte in der Welt der Sozialwissenschaften. Legitimität und Originalität einer Disziplin, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 59 (2011), S. 479-508; Bernhard Dietz/Christopher Neumaier, Vom Nutzen der Sozialwissenschaften für die Zeitgeschichte. Werte und Wertewandel als Gegenstand historischer Forschung, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 60 (2012), S. 293-304; Jenny Pleinen/Lutz Raphael, Zeithistoriker in den Archiven der Sozialwissenschaften. Erkenntnispotentiale und Relevanzgewinne für die Disziplin, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 62 (2014), S. 173-195; und zuletzt etwa den Bericht von David Kuchenbuch zur Tagung »Entgrenzung, Pluralisierung und Identitätsbestimmung. Herausforderungen der Zeitgeschichte in der Welt der Sozialwissenschaften« des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam im Februar 2016, in: H-Soz-Kult, 10.5.2016.

[4] Anselm Doering-Manteuffel/Lutz Raphael, Nach dem Boom. Perspektiven auf die Zeitgeschichte seit 1970, Göttingen 2008, S. 58.

[5] Hier steht zunächst ein enger Wissensbegriff im Vordergrund, der sich auf sozialwissenschaftlich produziertes Wissen bezieht. Um die verschiedenen Faktoren und Akteure einschätzen zu können, die auf die Produktion des Wissens wirken, muss aber ein weiteres Verständnis ebenfalls berücksichtigt werden: Durch die Einbeziehung der Arbeitnehmer, also der Untersuchungsobjekte, über z.T. qualitative Interviews werden auch nichtwissenschaftliche Formen von Wissen aufgenommen, wie sie als »Wert- und Praxisorientierung in der Lebenswelt wirksam sind«, und die Zirkulation der verschiedenen Wissensbestände wird mitverfolgt. Die Definition lehnt sich somit an das Zürcher Zentrum »Geschichte des Wissens« an. Vgl. Daniel Speich Chassé/David Gugerli, Wissensgeschichte. Eine Standortbestimmung, in: Traverse. Zeitschrift für Geschichte 18 (2012) H. 1, S. 85-100, Zitat aus dem Zürcher Projektantrag auf S. 86. Außerdem: Philipp Sarasin, Was ist Wissensgeschichte?, in: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur 36 (2011), S. 159-172; für eine weitere Umsetzung zur Geschichte der Sozialwissenschaften siehe Kerstin Brückweh, Menschen zählen. Wissensproduktion durch britische Volkszählungen und Umfragen vom 19. Jahrhundert bis ins digitale Zeitalter, Berlin 2015.

[6] Von Soziologen verfasste Einführungstexte beinhalten z.T. auch Entwicklungen der Industriesoziologie: Siehe z.B. Christoph Deutschmann, Postindustrielle Industriesoziologie. Theoretische Grundlagen, Arbeitsverhältnisse und soziale Identitäten, Weinheim 2002; Hartmut Hirsch-Kreinsen, Wirtschafts- und Industriesoziologie. Grundlagen, Fragestellungen, Themenbereiche, Weinheim 2005; Fritz Böhle/Günter G. Voß/Günther Wachtler (Hg.), Handbuch Arbeitssoziologie, Wiesbaden 2010. Für die Entwicklung bis in die 1970er-Jahre siehe Burkart Lutz/Gert Schmidt, Industriesoziologie, in: Hansjürgen Daheim u.a. (Hg.), Beruf – Industrie – Sozialer Wandel in unterentwickelten Ländern. Handbuch der empirischen Sozialforschung, Bd. 8, hg. von René König, 2., völlig neubearb. Aufl. Stuttgart 1977, S. 101-262.

[7] Grundlegend zum methodischen Ansatz der industriesoziologischen Fallstudien in Deutschland siehe Hans J. Pongratz/Rainer Trinczek (Hg.), Industriesoziologische Fallstudien. Entwicklungspotenziale einer Forschungsstrategie, Berlin 2010.

[8] Klaus Dörre, Arbeitssoziologie und Industriegesellschaft. Der Göttinger Ansatz im Rück- und Ausblick, in: Michael Schumann (Hg.), Das Jahrhundert der Industriearbeit. Soziologische Erkenntnisse und Ausblicke, Weinheim 2013, S. 163-194, hier S. 164.

[9] Zur Geschichte des SOFI aus der Perspektive von Beteiligten siehe Martin Baethge/Michael Schumann, Geschichte des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen, in: Stephan Moebius/Andrea Ploder (Hg.), Handbuch Geschichte der deutschsprachigen Soziologie, Wiesbaden 2016, S. 1-20. Demnach gründete Hans Paul Bahrdt das SOFI gemeinsam mit seinen sechs Assistenten (M. Baethge, H. Friedrich, U. Herlyn, H. Kern, M. Osterland, M. Schumann); ebd., S. 5.

[10] Ebd., S. 2ff.

[11] In Ermangelung einer solchen systematischen Geschichte des SOFI wird im Folgenden auf vorhandene Texte aus dem Institut bzw. von (ehemaligen) Mitarbeitern zurückgegriffen. Vor allem der Aufsatz von Klaus Dörre (Anm. 8) bietet interessante Einblicke in die Arbeit des SOFI und dient als Basis für die folgenden Ausführungen. Siehe außerdem die Selbstdarstellung des Instituts, z.B. in: SOFI Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen, Forschungsarbeiten 1969–1984, Göttingen 1984, S. 5-9. Weiterhin das Buch zum 25-jährigen Jubiläum: Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (Hg.), Im Zeichen des Umbruchs. Beiträge zu einer anderen Standortdebatte, Opladen 1995.

[12] Siehe u.a. Martin Baethge/Herbert Oberbeck, Die Zukunft der Angestellten. Neue Technologien und berufliche Perspektiven in Büro und Verwaltung, Frankfurt a.M. 1986. Zu diesem Teil der SOFI-Forschung und seinem Potential für die geschichtswissenschaftliche Forschung und Lehre siehe Kerstin Brückweh, Digitale Geschichtswissenschaft in der Lehre. Ergebnisse aus dem interdisziplinären Pilotprojekt »›Gute Arbeit‹ nach dem Boom. Eine Längsschnittanalyse von SOFI-Studien mit eHumanities-Werkzeugen«, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht (erscheint 2017).

[13] Vgl. Harald Wolf/Otfried Mickler/Fred Manske, Eingriffe in Kopfarbeit. Die Computerisierung technischer Büros im Maschinenbau, Berlin 1992.

[14] Dörre nennt außerdem SOFI-Forschungen zu den zerstörerischen ökologischen Folgen industrieller Produktion (Hartwig Heine, Rüdiger Mautz), jugend- und geschlechtersensible Arbeitsforschung (Karin Gottschall, Wolfgang Pelull) sowie die Analyse der industriellen Beziehungen und Governance-Konzepte (Jürgen Kädtler, Michael Faust). Dörre, Arbeitssoziologie und Industriegesellschaft (Anm. 8), S. 169f.

[15] So die Bezeichnung von Dörre: ebd., S. 170.

[16] Michael Schumann ist Jahrgang 1937 und war damit der älteste, ihm folgten Martin Baethge (1939), Horst Kern und Otfried Mickler (beide 1940). Herbert Oberbeck ist etwas jünger (Jahrgang 1950), ebenso Martin Kronauer (1949). Jürgen Kädtler wurde 1950 geboren, Peter Kalkowski 1952, Volker Wittke 1957 und Harald Wolf 1959. In diese Alterskohorte gehören z.B. auch Karin Gottschall, die von 1980 bis 1988 wissenschaftliche Mitarbeiterin am SOFI war, und die langjährige SOFI-Mitarbeiterin Heidemarie Hanekop. Auch hier wäre weitere Forschung sehr hilfreich, z.B. in Form einer Kollektivbiographie oder Netzwerkanalyse.

[17] <http://www.sofi-goettingen.de/das-institut/>. Siehe auch die Darstellung des SOFI-Forschungsprogramms von den Anfängen bis heute bei Baethge/Schumann, Geschichte des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen (Anm. 9), S. 10-16. Als Einstieg in die SOFI-Arbeiten eignen sich für Historiker/innen zudem die SOFI-Mitteilungen, deren letzte Ausgabe im Jahr 2006 erschien und die nicht mit den inhaltlich anders ausgerichteten jetzigen Mitteilungen aus dem SOFI verwechselt werden sollten.

[18] Zur Person Schumanns vgl. Dörre, Arbeitssoziologie und Industriegesellschaft (Anm. 8), S. 165-168; zur Verbindung von Gewerkschaft, SDS, sozialwissenschaftlichen Forschungsfragen und Schumanns Rolle siehe Klaus Peter Wittemann, Ford-Aktion. Zum Verhältnis von Industriesoziologie und IG Metall in den sechziger Jahren, Marburg 1994.

[19] SOFI, Forschungsarbeiten 1969–1984 (Anm. 11), S. 5-9. Zitat aus Baethge/Schumann, Geschichte des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen (Anm. 9), S. 6.

[20] Dörre, Arbeitssoziologie und Industriegesellschaft (Anm. 8), S. 171.

[21] Baethge/Schumann, Geschichte des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen (Anm. 9), S. 8.

[22] Siehe dazu die Angaben auf der Website des SOFI: <http://www.sofi-goettingen.de/index.php?id=32>, und die Darstellung in: SOFI Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen, Forschungsarbeiten (Ausgabe 1995), Göttingen 1994, S. 5f.

[23] Baethge und Schumann verhehlen nicht, dass auch kurze Phasen von offizieller Arbeitslosigkeit vorkamen, in denen Forschungsarbeiten beendet wurden, aber in dieser Zeit habe niemand seinen Arbeitsplatz am Institut und seine Anwartschaft auf Weiterbeschäftigung verloren. Baethge/Schumann, Geschichte des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen (Anm. 9), S. 9.

[24] Dörre, Arbeitssoziologie und Industriegesellschaft (Anm. 8), S. 170f.

[25] Ebd., S. 168; dort auch das folgende Zitat.

[26] Hans J. Pongratz/Rainer Trinczek, Industriesoziologische Fallstudien. Impulse zur Methodenreflexion, in: dies., Industriesoziologische Fallstudien (Anm. 7), S. 7-20, hier S. 10. Siehe auch die Kurzdarstellung: <http://www.fallstudien.phil.uni-erlangen.de/projektinformationen.shtml>.

[27] Jessica Pflüger/Hans Pongratz/Rainer Trinczek, Datenbank »Arbeits- und industriesoziologische Fallstudien« (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen/ISF München), <http://www.fallstudien.phil.uni-erlangen.de/index.shtml>.

[28] Die zentralen Texte sind veröffentlicht in: Pongratz/Trinczek, Industriesoziologische Fallstudien (Anm. 7).

[29] Klaus Peter Wittemann/Martin Kuhlmann/Michael Schumann, SOFI-Fallstudien-Ansatz im Wandel. Exemplarische Empirie zur Entwicklung von Industriearbeit, in: Pongratz/Trinczek, Industriesoziologische Fallstudien (Anm. 7), S. 73-117.

[30] Pongratz/Trinczek, Impulse (Anm. 26), S. 7.

[31] Heinrich Popitz u.a., Das Gesellschaftsbild des Arbeiters. Soziologische Untersuchungen in der Hüttenindustrie, Tübingen 1957; dies., Technik und Industriearbeit, Tübingen 1957. Siehe zudem Theo Pirker u.a., Arbeiter – Management – Mitbestimmung, Stuttgart 1955; Institut für Sozialforschung, Betriebsklima. Eine industriesoziologische Untersuchung aus dem Ruhrgebiet, Frankfurt a.M. 1955.

[32] Pongratz/Trinczek, Impulse (Anm. 26), S. 14. Sie beziehen sich hier auf ihren Beitrag im selben Sammelband: Jessica Pflüger/Hans J. Pongratz/Rainer Trinczek, Fallstudien in der deutschen Arbeits- und Industriesoziologie. Eine Bestandsaufnahme, in: Pongratz/Trinczek, Industriesoziologische Fallstudien (Anm. 7), S. 23-72. Von dieser Art Betriebsfallstudie unterscheiden die Autoren dezidiert biographische Fallstudien, historische Fallstudien (die auf ein Unternehmen oder eine Branche bezogen sind) und zumeist betriebswirtschaftlich orientierte Lehrfallstudien.

[33] Pongratz/Trinczek, Impulse (Anm. 26), S. 7.

[34] Meine Darstellung folgt der Übersichtstabelle in Wittemann/Kuhlmann/Schumann, SOFI-Fallstudien-Ansatz (Anm. 29), S. 116f.

[35] Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, Soziale Auswirkungen des technischen Fortschritts. Untersuchungen des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, München 1962. Zum Fordismus generell siehe das Themenheft 2/2009 dieser Zeitschrift.

[36] Zit. nach Wittemann/Kuhlmann/Schumann, SOFI-Fallstudien-Ansatz (Anm. 29), S. 78f.

[37] RKW, Wirtschaftliche und soziale Aspekte des technischen Wandels in der Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt a.M. 1970.

[38] Ebd., S. 14. Zit. nach Wittemann/Kuhlemann/Schumann, SOFI-Fallstudien-Ansatz (Anm. 29), S. 79.

[39] Bericht über den soziologischen Beitrag zum RKW-Projekt A 33, o.O. [Göttingen] o.J. [1966/67], S. 11. Zit. nach Wittemann/Kuhlemann/Schumann, SOFI-Fallstudien-Ansatz (Anm. 29), S. 80.

[40] Wittemann/Kuhlemann/Schumann, SOFI-Fallstudien-Ansatz (Anm. 29), S. 81.

[41] Ebd., S. 83.

[42] Vgl. dazu die Übersicht zu »Kern/Schumann I« in der Erlanger Datenbank: <http://www.fallstudien.phil.uni-erlangen.de/details.php?id=94>.

[43] Der Leitfaden zur Arbeitsplatzbeobachtung und der Interviewleitfaden sind abgedruckt in: Horst Kern/Michael Schumann, Industriearbeit und Arbeiterbewußtsein, Teil II, Frankfurt a.M. 1970, S. 209-231.

[44] Vgl. die Übersicht zu »Kern/Schumann II« in der Erlanger Datenbank: <http://www.fallstudien.phil.uni-erlangen.de/details.php?id=127>.

[45] Kern/Schumann, Das Ende der Arbeitsteilung? (Anm. 1), 4., um ein Nachwort erw. Aufl. München 1990, S. 15 (Hervorhebung im Original).

[46] Wittemann/Kuhlemann/Schumann, SOFI-Fallstudien-Ansatz (Anm. 29), S. 99f.

[47] Z.B. Julia Obertreis, Oral History. Geschichte und Konzeption, in: dies. (Hg.), Oral History, Stuttgart 2012, S. 7-28; Roswitha Breckner, Von den Zeitzeugen zu den Biographen. Methoden der Erhebung und Auswertung lebensgeschichtlicher Interviews, in: Berliner Geschichtswerkstatt (Hg.), Alltagskultur, Subjektivität und Geschichte. Zur Theorie und Praxis von Alltagsgeschichte, Münster 1994, S. 199-222, wieder abgedruckt in: Obertreis, Oral History, S. 131-151; Dorothee Wierling, Oral History, in: Michael Maurer (Hg.), Aufriß der Historischen Wissenschaften, Bd. 7: Neue Themen und Methoden der Geschichtswissenschaft, Stuttgart 2003, S. 81-151. Die unterschiedliche Art der Transkription von Interviews lässt sich zudem gut in aktuelle Diskussionen über die Sekundäranalyse von Oral-History-Interviews einordnen. Siehe dazu etwa den Themenschwerpunkt »Zeitzeugenschaft und mündliche Erinnerung. Chancen und Probleme der Sekundäranalyse von Interviews und Ego-Dokumenten zum Zweiten Weltkrieg und zur Nachkriegszeit«, in: Westfälische Forschungen 65 (2015).

[48] Hans Paul Bahrdt, Horst Kern, Martin Osterland, Michael Schumann sowie der Regisseur Sepp Strubel und der Kameramann Günter Helmuthäuser erhielten 1971 eine »ehrende Anerkennung« im Rahmen des Grimme-Preises für die dritte Folge der Sendereihe »Zwischen Drehbank und Computer« (WDR), <http://www.grimmepreisarchiv.de/#id_726>. Weiterhin gibt es u.a. Filme zur sogenannten Werft-Studie: Michael Schumann u.a., Rationalisierung, Krise, Arbeiter. Eine empirische Untersuchung der Industrialisierung auf der Werft, Frankfurt a.M. 1982. Siehe auch den Erlanger Eintrag: <http://www.fallstudien.phil.uni-erlangen.de/details.php?id=96>.

[49] So der Nachweis eines anderen Umgangs der Betriebe mit der Arbeitskraft und der Wechsel im Paradigma betrieblicher Produktionsgestaltung, denen ein hohes Verallgemeinerungspotential zugesprochen wurde; vgl. die Zusammenfassung bei Wittemann/Kuhlemann/Schumann, SOFI-Fallstudien-Ansatz (Anm. 29), S. 100.

[50] Vgl. auch das Themenheft 3/2014 dieser Zeitschrift, darin besonders den Beitrag von Jörg Neuheiser.

[51] Siehe Anm. 1 zum Pilotprojekt »›Gute Arbeit‹ nach dem Boom«.

[52] Einen guten Überblick zu den Arbeiten des SOFI geben folgende, leider schwer zugängliche Veröffentlichungen: SOFI Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen, Forschungsarbeiten 1969–1989, Göttingen 1989, und weitere Aktualisierungen für die Jahre 1991 bis 1995, die als graue Literatur beim SOFI vorliegen. Zur Erfahrung erwerbstätiger Frauen siehe z.B. das im Auftrag der RKW von 1972 bis 1977 durchgeführte Projekt »Arbeitsbedingungen und Arbeitsbewußtsein erwerbstätiger Frauen«; vgl. u.a. Ilona Schöll-Schwinghammer, Frauen im Betrieb. Arbeitsbedingungen und Arbeitsbewußtsein, Frankfurt a.M. 1979.

[53] Bei der Betrachtung Ostdeutschlands wurden vielfach »westliche« Methoden und Theorien auf den neuen Forschungsraum übertragen, was nicht immer funktionierte und von den SOFI-Protagonisten durchaus kritisch reflektiert wurde; vgl. z.B. Horst Kern/Ulrich Voskamp, Bocksprungstrategie – Überholende Modernisierung zur Sicherung ostdeutscher Industriestandorte?, in: SOFI-Mitteilungen Nr. 21, März 1994, S. 98-138.

[54] Vgl. z.B. Ulrich Voskamp/Volker Wittke, Deutsche Standorte in globalen Wertschöpfungsnetzwerken. Ausgangsüberlegungen zu einem neuen Forschungsprojekt, in: Mitteilungen aus dem SOFI 3 (2009) H. 7, S. 8ff.; Nicole Mayer-Ahuja, »Everywhere Is Becoming the Same?« Regulating IT-Work Between India and Germany, New Delhi 2014.

[55] Siehe für verschiedene qualitative und quantitative Datenbestände <https://www.ukdataservice.ac.uk>. Als Einführung vgl. Louise Corti u.a., Managing and Sharing Research Data. A Guide to Good Practice. U.K. Data Archive, London 2014.

[56] Christoph Deutschmann bezieht sich z.B. vor allem auf Jürgen Kocka, nennt aber auch Michael Prinz und Jürgen Reulecke im Literaturverzeichnis. Klaus Dörre verweist in erster Linie auf Klaus Tenfelde und Josef Mooser. Baethge/Schumann zitieren Hans-Ulrich Wehler.

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