Bei seiner Erstveröffentlichung stieß Michele Wallaces Buch »Black Macho and the Myth of the Superwoman« auf ein geteiltes Echo. Während Vertreterinnen der Frauenbewegung den Text als Markstein der (afroamerikanischen) feministischen Literatur feierten, als der er auch heute noch betrachtet wird, schallte der Autorin aus anderen Teilen der Öffentlichkeit vor allem Kritik entgegen. In »Black Macho« setzte sich Wallace provokant mit dem geschlechterpolitischen Erbe der Bürgerrechtsbewegung auseinander. Vor allem die Black-Power-Bewegung habe ein Ideal schwarzer Hypermaskulinität hervorgebracht, das afroamerikanische Männer in ihren Entwicklungspotentialen beschränke und schwarze Frauen dauerhaft in traditionellen Rollen an den Rändern einer patriarchalischen Gesellschaftsordnung gefangen halte. Wallace interessierte sich besonders für die intersektionalen Verflechtungen von Race, Class und Gender, die afroamerikanische Frauen und Männer auf unterschiedliche Art und Weise marginalisierten. Ihr Buch war zugleich eine Abrechnung mit der US-amerikanischen Gesellschaft, in deren Selbstverständnis, so Wallace, Rassismus und Sexismus seit der Kolonialzeit fest verankert waren und die People of Color seit Jahrhunderten strukturell benachteiligte.
Die essayistische Studie untergliedert sich in die zwei Kapitel, die dem Buch zusammengeführt seinen Titel geben. Wallace setzt sich zunächst mit den Konstruktionen afroamerikanischer Männlichkeit auseinander, gefasst als »Black Macho«, und reflektiert dann in »The Myth of the Superwoman«, welche Folgen die Ausprägungen des afroamerikanischen Machismo für die Identität und das Leben afroamerikanischer Frauen haben. Auszüge des Buches waren vorab in »Ms. Magazine« erschienen, einer Zeitschrift, die als Organ liberaler amerikanischer Feministinnen fungierte und von der Frauenrechtlerin Gloria Steinem mitbegründet worden war. Steinem zeichnete denn auch für die Schlagzeile auf dem Cover des Hefts vom Januar 1979 verantwortlich, die »Black Macho« anpries als »the book that will shape the 1980s«.1 Daneben war ein Portrait von Michele Wallace zu sehen, die die Leserinnen direkt anblickte und zur Lektüre des Hefts einzuladen schien. Diese unmittelbare Assoziation mit dem Feminismus hatte die Lektorin des Buches bei Dial Press ausdrücklich vermeiden wollen: »She [Joyce Johnson] and the others opposed the use of the word feminist in connection with the book, on the publicity materials, on the book jacket, and in every aspect of the packaging or promotion of the book. Feminism they said would kill the book because feminism was finished and done with.«2
Für Wallace selbst hatte die radikale Auseinandersetzung mit der Situation von schwarzen Frauen und den Geschlechterverhältnissen in der afroamerikanischen Community hingegen nichts von ihrer Relevanz verloren. Der Feminismus mochte für weiße Frauen aus der amerikanischen Mittelklasse seit Mitte der 1970er-Jahre ein alter Hut sein. Für Women of Color waren viele seiner Verheißungen wie das Recht auf Selbstentfaltung, freie Berufswahl, das Recht am eigenen Körper, finanzielle Unabhängigkeit und politische Teilhabe bislang unerfüllt geblieben. Deshalb machte sich Wallace eine Position zu eigen, die sie als Black Feminism bezeichnete. Mit ihrer Mutter Faith Ringgold, einer afroamerikanischen Künstlerin, und der schwarzen Frauenrechtlerin Margaret Sloan-Hunter gründete sie 1973 die National Black Feminist Organization. Als Aktivistin und Autorin wurde sie damit Teil einer Debatte, an der sich auch andere Women of Color beteiligten, zum Beispiel die Mitglieder des Combahee River Collective. Dies war ein Verbund schwarzer lesbischer Frauen, die in ihrem Manifest von 1977 zur Identitätspolitik als Strategie im Kampf um Gleichberechtigung aufriefen. Zu nennen sind außerdem Cherríe Moraga und Gloria Anzaldúa, die mit ihrem Sammelband »This Bridge Called My Back« (1981) die Aufmerksamkeit auf die Erfahrungshorizonte von Latinas lenkten.3 Ausgehend von der Überzeugung, dass das Persönliche zugleich politisch sei, machte Wallace in »Black Macho« ihre Familiengeschichte und ihre eigenen Erfahrungen zum Ausgangspunkt des Buches.
Wallace, geboren 1952, wuchs im New Yorker Stadtteil Harlem in komfortablen Verhältnissen auf. Bildungsbürgerliche Ideale prägten ihre Kindheit und Jugend. Die Mutter war zunächst Lehrerin und Hochschuldozentin, bevor sie sich als Künstlerin und Frauenrechtsaktivistin einen Namen machte. Von Robert Wallace, einem Musiker, hatte sie sich bald nach der Geburt der Kinder Michele und Barbara getrennt und war eine Verbindung mit dem wohlhabenden Burdette Ringgold eingegangen. Im Kapitel »Black Macho« beschreibt Wallace zunächst ihre Zeit als Schülerin einer Privatschule und ein privilegiertes Leben, das auch jährliche Reisen nach Europa ermöglichte. Ihre Politisierung habe dann an der privaten New Lincoln School eingesetzt. Dort sei sie eine der wenigen Students of Color gewesen, habe allerdings dem Thema Rassismus höchstens aus dem Augenwinkel Beachtung geschenkt. Als afroamerikanische Schülerin sei sie dort kaum aufgefallen, anders als ihre schwarzen Mitschüler, für die sich besonders weiße Mitschülerinnen in der Pubertät zu interessieren begannen. Was im Verlauf der amerikanischen Geschichte vielerorts als Skandal gegolten habe – die Verbindung von afroamerikanischen Männern und weißen Frauen –, sei an ihrer Schule und in ihrem sozialen Umfeld hingenommen worden.
»Then in 1968, the year I turned sixteen, blackness came to Harlem.« (S. 90) Wallace verweist damit auf die zunehmende Bedeutung der Black-Power-Bewegung, die sich in diesem Jahr manifestierte. Vormals dem gewaltlosen Widerstand verpflichtete Organisationen der Bürgerrechtsbewegung wie das Student Non-Violent Coordinating Committee (SNCC) hätten sich einer radikaleren, nationalistischen Agenda verschrieben, die Weiße ausschloss. Neue Haarstile wie der Afro, schwarze Lederjacken und Baretts – die Uniform der Black Panther – und durch afrikanische Traditionen inspirierte Kleidung seien populär geworden.4 Gleichzeitig beobachtet Wallace, dass sich eine zunehmende Zahl von teils prominenten schwarzen Männern wie Stokely Carmichel, der Vorsitzende des SNCC, oder der Autor Amiri Baraka (aka Leroi Jones) weiße Partnerinnen suchten – und gerät darüber ins Grübeln. Wie und warum, so fragt sie, kam es zu dieser impliziten Herabwürdigung schwarzer Frauen und der Veränderung der Geschlechterverhältnisse zu einer Zeit, in der sich afroamerikanische Männer und Frauen dank emanzipatorischer Kräfte wie der Bürgerrechts- und der Frauenbewegung eigentlich (endlich) hätten auf Augenhöhe begegnen und neue Bindungen eingehen können? Warum kam es stattdessen zur Herausbildung des Black-Macho-Ideals und des Mythos der Superwoman?
Zur Erklärung wirft Wallace einen Blick auf verschiedene historische Zusammenhänge und Quellen. Zunächst beleuchtet sie die Geschichte der Bürgerrechtsbewegung. Obwohl Männer und Frauen in einer Vielzahl von Organisationen gemeinsam für eine friedliche Integration der amerikanischen Gesellschaft gekämpft hätten, sei es zu keiner geschlechtergerechten Verteilung von Arbeit und Aufgaben gekommen. Stattdessen habe Sexismus das Arbeitsklima geprägt. Das Misstrauen, das die Beziehungen zwischen afroamerikanischen Männern und Frauen seit der Sklaverei geprägt habe, sei angewachsen statt abzunehmen. Afroamerikanische Männer hätten zunehmend allergisch auf Diskurse reagiert, die sie als defizitär darstellten. Obwohl Männer und Frauen gleichermaßen unter dem ausbeuterischen Regime der Sklaverei gelitten hätten – so fasst Wallace die damals aktuellste historische Forschung zusammen (z.B. Studien von Herbert Gutman und Eugene Genovese) –, herrsche in der Black Community häufig die Überzeugung vor, dass afroamerikanische Männer eine besondere Traumatisierung erfahren hätten. Anders als versklavte Frauen in Relation zu Sklavenbesitzerinnen hätten versklavte Männer mit Blick auf ihre Mannhaftigkeit in einer besonders aussichtslosen Konkurrenz zu weißen Männern gestanden. Diese Sichtweise werde durch zeitgenössische Beiträge wie den Moynihan-Report (1965) verstärkt, die »den« afroamerikanischen Mann als Produkt dysfunktionaler Familienstrukturen charakterisierten und nicht, wie Wallace argumentiert, als Opfer einer strukturell rassistischen Gesellschaft.5 Daher sei es bislang nicht gelungen, stereotype Vorstellungen von Männlichkeit zu überwinden, die sich weniger an politischer und ökonomischer, sondern an sexueller Potenz orientierten. Dies gelte letztendlich auch und vor allem für die Vertreter der Black-Power-Bewegung wie Eldridge Cleaver. Statt konsequent für die Infragestellung weißer Werte und Normen einzutreten, wie diese es mit Blick auf Vorstellungen von Nation und Staatsbürgerschaft taten, propagierten sie ein Ideal schwarzer Hypermännlichkeit: den Black Macho. Dieser sei letztendlich der Versuch, weiße Ansprüche an afroamerikanische Männlichkeit überzuerfüllen, statt Geschlechterrollen völlig neu zu denken.
Eine solche Geschlechterpolitik habe schwarze Frauen in die kollektive Sprachlosigkeit geführt. Aus Sicht vieler afroamerikanischer Männer seien sie zu dominant, zu laut, zu erfolgreich, zu unabhängig und zu männlich, hätten als »Überfrauen« Kastrationsängste ausgelöst. Statt sich aber zu organisieren, so dekonstruiert Wallace diesen Mythos, hätten viele afroamerikanische Frauen die Kritik verinnerlicht und sich auf sich selbst zurückgezogen. Im Kapitel »The Myth of the Superwoman« beschreibt sie zunächst ihre Versuche als Teenager, sich von diesem Frauentyp, den sie auch in ihrer Mutter und Großmutter erkannte, zu distanzieren: »By the time I was fifteen there was nothing I dreaded more than being like the women in my family […] Their sharp tongues were able to disassemble any human ego in five minutes flat. Men always seemed peripheral to their lives.« (S. 89) Während ihr Stiefvater sie darin bestärkte, sich einer domestizierten Form von Weiblichkeit zu verschreiben (»Don’t be like your mother. She’s a nice lady but she’s a bad wife«), war es die Mutter, die Wallace eine Rosskur verordnet habe, um ihr die Konsequenzen einer solchen Entscheidung vor Augen zu führen (S. 90). Wallace verbrachte mehrere Wochen in einer katholischen Einrichtung für Mädchen und Teenager, die Schulabbrüche, gescheiterte Beziehungen und ungewollte Schwangerschaften hinter sich hatten. Dort, schreibt Wallace, habe sie die Stärke und Resilienz ihrer Mutter, ihrer Großmutter und anderer afroamerikanische Frauen als Überlebensstrategie und Form der Selbstermächtigung erkannt und schätzen gelernt. In langen Passagen zur Geschichte afroamerikanischer Frauen während der Sklaverei, nach der Emanzipation und im 20. Jahrhundert zeichnet sie im Anschluss die Entstehung des Mythos der Superwoman nach. Indem sie den Mythos historisiert, formuliert Wallace mit ihrem Buch zugleich den Appell an ihre afroamerikanischen Zeitgenossinnen, sich zu ihrer Geschichte, ihren Stärken und ihrer Kollektivkraft zu bekennen und als schwarze Feministinnen selbstbewusst eine Teilhabe an der Gestaltung des (afro-)amerikanischen Gemeinwesens und seiner Geschlechterordnung einzufordern.
Wie eingangs erwähnt, fand »Black Macho« nicht nur positive Resonanz. Kritiker und Kritikerinnen, zu denen auch die Bürgerrechtlerin und Intellektuelle Angela Davis und Wallaces Mutter gehörten, warfen der Autorin eine polemische Überzeichnung ihres Gegenstandes vor.6 Sie warnten vor einer Selbstzerfleischung innerhalb der Black Community angesichts großer gesellschaftlicher Herausforderungen. Sie forderten Solidarität entlang der Trennlinien von Race und Class ein, die Geschlechterfragen nicht außen vorließ, sie aber weniger radikal anging. Der Soziologe Robert Staples hingegen wertete Wallaces Kritik vor allem als persönliche Unzufriedenheit einer Frau aus der afroamerikanischen Mittelklasse ab, deren Erfahrungshorizonte, so schreibt er, jenseits der Black Community lagen. Während er die Existenz von Rassismus und Sexismus anerkannte, lieferte Staples aber zugleich eine Kapitalismuskritik, ohne die eine Änderung der bestehenden Verhältnisse seiner Ansicht nach nicht herbeizuführen war.7 Andere Stimmen wie der Schriftsteller Darryl E. Pinckney in »Village Voice« würdigten Wallaces Beitrag, kritisierten jedoch den polemischen Tenor: »[…] an elusive work [... whose] pages offer autobiography, historical information, sociology, and mere opinion dressed up to resemble analysis. It is a polemic, seriously felt, sometimes scathing, often repetitious.«8
Wallace machte sich diese Kritik in Teilen zu eigen, hielt aber an den zentralen Einsichten und Forderungen von »Black Macho« über die Jahre hinweg fest. Das Buch ist zum Klassiker avanciert, auch weil es kontroverse Debatten auslöste und immer wieder eine Lektüre wert ist. Noch immer steht das Buch auf den Leselisten einschlägiger Kurse in den African American und den Gender Studies; es regt Forschungsbeiträge in diesen Feldern und den Kulturwissenschaften an. Im Kontext einer Einführung in die amerikanische Frauen- und Geschlechtergeschichte habe ich das Buch in den 1990er-Jahren zum ersten Mal gelesen und setze es seither immer wieder in der Lehre ein. Viele Studierende begeistert das Buch, weil es zum einen autobiographische Einblicke in das Leben einer afroamerikanischen Frau während der 1960er- und 1970er-Jahre liefert – Jahrzehnte, für die sich viele Studierende der American Studies in Deutschland besonders interessieren. Zum anderen historisiert es Klischees und Stereotype, die Studierenden heute in der Populärkultur begegnen und die einer kritischen Einordnung bedürfen. Wallaces feministischer Essay klingt für viele noch immer erstaunlich frisch und unmittelbar; der Text regt zum Nachdenken über die Geschichte, aber vor allem über die Gegenwart der USA und ihrer Race Relations an. Dabei ist es erstaunlich, dass »Black Macho« bis heute in keiner deutschen Übersetzung vorliegt, sondern in Deutschland jenseits akademischer Kontakte vor allem in popkulturellen Zusammenhängen diskutiert worden ist.9 Das verweist auf den doch recht spezifisch amerikanischen Kontext, in dem das Buch zunächst wirkmächtig wurde.
Jenseits seiner akademischen Rezeption erfährt »Black Macho« aber auch erneute Wertschätzung als Beitrag zu zeitgenössischen Debatten über Geschlechterverhältnisse und Race Relations in den Vereinigten Staaten, da Wallace das analytische Werkzeug liefert, um die Formen von Rassismus und Sexismus in der Gegenwart zu verstehen. Ihre Überlegungen zum Mythos der Superwoman helfen dabei, zeitgenössische Debatten über afroamerikanische Frauen historisch zu kontextualisieren. So ist gerade das Stereotyp der Angry Black Woman, auf das Wallace eingeht, heutzutage vor allem jenseits der afroamerikanischen Community weit verbreitet. Die ehemalige First Lady Michelle Obama hatte sich während des Präsidentschaftswahlkampfes im Jahr 2007 damit auseinanderzusetzen, als sie in vielen Medien dafür angegangen wurde, als gleichberechtigte Partnerin ihres Mannes zu Sachthemen deutlich Stellung zu beziehen. Auch eine jüngere Generation schwarzer Frauen, die sich teilweise als Feministinnen bezeichnen, greift die Thesen und Zusammenhänge auf, die Wallace in ihrem Buch präsentiert – wenngleich nur manchmal mit direktem Bezug, häufiger als eher implizite Referenz. Dazu zählen auch bekannte Künstler*innen wie die Sängerin Beyoncé oder die Rapperinnen Nicki Minaj und Cardi B, die sich in ihren Songs auf teils provokante, kreativ-kritische Weise mit alten Stereotypen auseinandersetzen und eine selbstbewusste schwarze Weiblichkeit performen. Über die Jahre hinweg hat Black Feminism so Einzug in den kulturellen Mainstream gefunden, wie die Autorin und Bloggerin Jamilah Lemieux argumentiert.10 Die Generation der Töchter habe langsam die Lektüre ihrer Mütter entdeckt und schätzen gelernt. Dazu gehöre auch Wallaces »Black Macho«.
Es ist aber noch ein zweiter Zusammenhang, auf den Lemieux in ihrem Vorwort von 2014/15 zur Neuausgabe von »Black Macho« verweist, und den Wallace in ihrem Buch quasi zu antizipieren scheint: die Bewegung Black Lives Matter.11 Diese Bewegung richtet die Aufmerksamkeit der amerikanischen Öffentlichkeit seit der Ermordung des Afroamerikaners Michael Brown durch einen weißen Polizisten in Ferguson, Missouri im Sommer 2014 auf die Tatsache, dass afroamerikanische Männer überproportional häufig Opfer von tödlicher Polizeigewalt werden. Dies geschieht, weil sie, folgt man Wallace, gerade die intersektionale Position auf der Kreuzung von Race, Class und Gender besetzen, die zu ihrer Stigmatisierung als vermeintlich gefährliche Black Machos führt, welche es einzuhegen gilt. Black Lives Matter setzt sich für das ein, was auch Wallace schon forderte: Stereotype zu bekämpfen und durch positive Identitätsentwürfe zu ersetzen; Rassismus und Sexismus als strukturelle Formen der Benachteiligung zu benennen und aufzuzeigen, wann und wie People of Color stigmatisiert werden. Black Lives Matter macht sich für eine Gesellschaftsvision stark, die auf Gleichberechtigung und Diversität setzt. Ihre Gründerinnen Alicia Garza, Patrisse Cullors und Opal Tormeti kämpfen für eine Welt, in der Menschen unabhängig von Race, Ethnizität, sexueller Orientierung, Ability oder Disability, Religion usw. friedlich zusammenleben und einander respektieren. Sie plädieren implizit auch dafür, den Black Macho wie die Superwoman endgültig der Geschichte zu überantworten. Damit stützt sich ihre Arbeit auf das gesellschaftskritische Fundament, das Michele Wallace mit »Black Macho and the Myth of the Superwoman« legte. Der Klassiker bleibt somit relevant als Inspiration für eine neue Generation von Aktivist*innen, die sich kritisch mit der Geschichte und Kultur der Vereinigten Staaten auseinandersetzen.
Anmerkungen:
1 Siehe <https://msmagazine.com/2011/02/16/black-history-month-the-myth-of-the-black-superwoman-revisited/>.
2 Michele Wallace, Soul Pictures: Black Feminist Generations, Blog, 2.8.2009, <https://mjsoulpictures.blogspot.com/2009/08/black-macho-and-myth-of-superwoman.html>.
3 Combahee River Collective, The Combahee River Collective Statement. Black Feminist Organizing in the Seventies and Eighties, Boston 1977; Cherríe Moraga/Gloria Anzaldúa (Hg.), This Bridge Called My Back. Writings by Radical Women of Color, Watertown 1981.
4 Siehe dazu auch Philipp Dorestal, Dressing the Black Body. Mode, Hairstyle und Schwarzsein in den USA – von den 1970er-Jahren bis zu Barack Obama, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 14 (2017), S. 311-336.
5 Der Moynihan-Report war ein Bericht des demokratischen Senators Daniel P. Moynihan, den er 1965 für den US-Kongress erstellte. Darin setzte er sich aus soziologischer Perspektive mit der Geschichte afroamerikanischer Familien auseinander und machte Probleme wie Armut, eine hohe Anzahl von Alleinerziehenden, Gewalt und Drogenmissbrauch, die in der Black Community in den 1960er-Jahren auftraten, an den langfristig negativen Auswirkungen der Sklaverei auf schwarze Familienstrukturen fest. Seine Thesen wurden seither vielfach widerlegt. Daniel P. Moynihan, The Negro Family. A Case for National Action, Washington 1965.
6 Faith Ringgold, A Letter to My Daughter, Michele: In Response to Her Book, Black Macho and the Myth of the Superwoman, North Charleston 2015.
7 Robert Staples, The Myth of Black Macho: A Response to Angry Black Feminists, in: Black Scholar 10 (1978/79) H. 6/7, S. 24-33.
8 Darryl E. Pinckney, Black Women and the Myth of Macho, in: Village Voice, 2.4.1979, S. 85-87.
9 Michelle Wallace, Black Macho. Wie ich es damals sah, wie ich es heute sehe [1990], in: Diedrich Diederichsen (Hg.), Yo! Hermeneutics! Schwarze Kulturkritik. Pop, Medien, Feminismus, Berlin 1993, S. 55-69 (dt. Übersetzung des Vorworts der Buchausgabe von 1990).
10 Jamilah Lemieux, This Black Feminist Classic Was a Precursor to Black Lives Matter, in: New Republic, 2.6.2015.