1. Segmentierung der Gesellschaft: das hukou-System
2. Land-Stadt-Migration und neue städtische Unterschichten
3. Städtische Absteiger
4. „Kaderwirtschaft“ und politisches Kapital
5. Entstehende Mittelschichten
6. Fazit und Ausblick
Ein Ausschnitt der chinesischen Gegenwart: Shanghai, 2009
(Flickr, Foto: Jakob Montrasio; Lizenz: CC BY 2.0)
Soziale Ungleichheit hat viele Gesichter und stellt sich in verschiedenen Gesellschaftsformationen jeweils unterschiedlich dar.1 China ist ein besonders interessanter Fall, weil dort eine Transformation von der Plan- zur Marktwirtschaft unter der Ägide der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) abläuft. Sozialistisches Erbe und kapitalistische Gegenwart gehen also eine ungewöhnliche Verbindung ein. Vor diesem Hintergrund soll der vorliegende Beitrag zeigen, dass die heutigen sozialen Ungleichheiten in China nicht allein das Produkt der Hinwendung zum Kapitalismus sind. Gemäß der Humankapitaltheorie müsste in einer marktbasierten Gesellschaft die individuelle Bildung den größten Beitrag zur Erklärung bestehender Einkommensungleichheit liefern. In der Praxis sind aber auch in kapitalistischen Gesellschaften die Startvoraussetzungen der Einzelnen nicht gleich: Sie hängen stark von der sozioökonomischen Stellung der Eltern ab, sprich von deren ökonomischem und kulturellem Kapital. Über die Weitergabe des Status von einer Generation zur nächsten bilden sich typischerweise soziale Schichten heraus, die je nach Gesellschaft mehr oder weniger Durchlässigkeit aufweisen. In China kommt noch ein dritter Faktor hinzu: Die im Staatssozialismus angelegten sozialen Differenzierungen bilden die Basis für heutige soziale Ungleichgewichte. „Politisches Kapital“ spielt nach wie vor eine wichtige Rolle – Verbindungen zur Herrschaftselite und die Stellung im offiziellen politischen Diskurs besitzen entscheidenden Einfluss auf die Schichtungsergebnisse.
Im Zentrum dieses Essays steht die These, dass Institutionen der sozialen Schichtung die sozialistische Phase in der Geschichte der Volksrepublik China überdauert und zusammen mit neuen, in der Reformära nach 1978 entstandenen Differenzierungen zu den heutigen verschärften Disparitäten innerhalb der chinesischen Gesellschaft geführt haben. Alte und neue Ungleichheiten verstärken sich gegenseitig. Dennoch – so der zweite Teil der These – steht China nicht kurz vor einer sozialen Rebellion, wie viele Medienberichte, aber auch akademische Beobachter suggerieren.2 Entgegen dieser landläufigen Meinung wird hier die Ansicht vertreten, dass die soziale Polarisation nicht zur Ausbildung eines Schichten- oder gar Klassenbewusstseins geführt hat, das solchen Autoren zufolge als Basis zur sozialen Mobilisierung dienen könnte. Aufgrund von Chinas ungewöhnlichem Weg in die Moderne birgt eine Übertragung westlicher Paradigmen und damit verbundener Erwartungen die Gefahr von Fehlschlüssen.3 Aber selbst wenn man den Zusammenhang von Sozialstruktur, Schichten- bzw. Klassenbewusstsein und politischem Handeln vorläufig akzeptiert, gilt es empirisch zu überprüfen, ob Chinas gesellschaftliche Umschichtung zu einem entsprechenden Wandel sozialer Identitäten geführt hat.
1. Segmentierung der Gesellschaft: das hukou-System
Nachdem die Kommunistische Partei unter der Führung ihres Vorsitzenden Mao Zedong 1949 die politische Macht errungen hatte, gestaltete sie die Gesellschaft um. Diese Politik des sozialistischen Aufbaus legte zugleich die Grundlage für neue Ungleichheiten. Unter Mao entstand der für Chinas Gesellschaft strukturprägende Gegensatz zwischen Stadt und Land, wobei die Bevorzugung der Städte und der Industrie der orthodoxen sozialistischen Überzeugung entsprang. Diese Stadt-Land-Dichotomie wurde in den 1950er-Jahren angelegt und besaß keine historischen Vorbilder in China.4 Das 1958 eingeführte Haushaltsregistrierungssystem (hukou-System) unterteilte die Bevölkerung in „agrarische“ und „nicht-agrarische“ Segmente. Nur für letztere übernahm der Staat die Verpflichtung, mit Lebensmittelrationen die Versorgung sicherzustellen, während erstere in ihren Volkskommunen als Selbstversorger galten. Dieses System diente zugleich als effektive Migrationskontrolle, da ein Überleben in den Städten ohne Lebensmittelmarken unmöglich wurde.5 Dem sowjetischen Vorbild folgend blieb die Bauernschaft für den Rest der Mao-Ära in den Volkskommunen an das Land gebunden.6 Das Stadt-Land-Gefälle in Versorgung und Lebensstandard wurde damit zementiert. Allein entscheidend für die Zuteilung war die Geburt, so dass einige ausländische Beobachter sogar von einem „Kastensystem“ sprachen.7 Dass die Vererbung des hukou-Status über die Mutter stattfand, war für eine patriarchalisch geprägte Gesellschaft wie China ungewöhnlich und zusätzlich ungünstig für die Aufstiegschancen der Landbevölkerung. Denn Männer besaßen über eine Karriere beim Militär eine der wenigen Möglichkeiten, ihren Status von „agrarisch“ zu „nicht-agrarisch“ zu wechseln.8 Schätzungsweise 80 Prozent der Bevölkerung verharrten durch ihren ländlichen Status in einer Form der „sozialistischen Leibeigenschaft“.9
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Erst die Wirtschaftsreformen unter Deng Xiaoping ab 1978 brachten eine „zweite Befreiung“ (nach 1949) für Chinas Bauern: Die Volkskommunen wurden aufgelöst, und der Boden wurde den Bauernhaushalten zur Bewirtschaftung überlassen. Gelockerte Migrationskontrollen und neu zugelassene freie Bauernmärkte machten das Überleben in den Städten auch ohne Lebensmittelmarken möglich. Allerdings blieb das hukou-System im Kern erhalten, ebenso das Kollektiveigentum am Agrarland. Bis heute entscheidet also weiter die Geburt darüber, zu welchem Bevölkerungsteil ein Chinese gehört und welche sozialen, wirtschaftlichen und politischen Rechte er damit erhält.10 Für beide Bevölkerungssegmente bestehen getrennte Systeme der sozialen Sicherung sowie große Unterschiede in den Bereichen Bildung und Gesundheit.11
Auch bei der Einkommensentwicklung konnten die Bauern den Abstand zu den städtischen Einkommen nicht dauerhaft verkürzen: Nach einer leichten Annäherung in der ersten Hälfte der 1980er-Jahre stiegen die städtischen Durchschnittseinkommen nach offiziellen Angaben vom Doppelten auf das Dreifache des ländlichen Werts an.12 Wie bei allen (chinesischen) Statistiken ist auch hier eine vorsichtige Interpretation geboten. Wegen des politischen Drucks, Erfolge der Wirtschaftsentwicklung vorzuweisen, bestehen handfeste Anreize für die Verantwortlichen, die amtlichen Angaben zur Einkommenshöhe der Bevölkerung nach oben zu fälschen.13 Weil diese Anreize aber immer bestehen, ist es möglich, in längeren Zeitreihen und im sektoralen oder regionalen Vergleich belastbare Trends auszumachen. Ein deutlich geringeres Wachstum der ländlichen Einkommen gilt daher als unumstritten, auch wenn zur Größe des Abstands unterschiedliche Angaben vorliegen.14
Die Landbevölkerung kann daher klar als Verlierer der Reformpolitik gelten, insbesondere in den Regionen des Hinterlands, wo nicht wie entlang der Ostküste eine starke ländliche Industrie entstand, die neue Einkommensmöglichkeiten bot.15 Gerade in ärmeren, agrarisch geprägten Gebieten mussten Lokalregierungen auf eine Vielzahl von ad hoc erhobenen Gebühren zurückgreifen. Sie finanzierten damit Schulen, Krankenhäuser oder landwirtschaftliche Beratung, aber auch eine übertriebene Ausdehnung des ländlichen Verwaltungsapparats. Pro Kopf erhoben, wirkten diese Gebühren regressiv und belasteten gerade die einkommensschwachen Bauernhaushalte prozentual besonders stark. Dieses Phänomen, das zu zahlreichen lokalen Protesten führte, bekämpfte die Zentralregierung in den 1990er-Jahren nur halbherzig.16 Kritiker werfen der Regierung unter Jiang Zemin daher auch vor, in diesem Jahrzehnt eine Wirtschaftspolitik verfolgt zu haben, die positive Ansätze der 1980er-Jahre zerstörte und die staatsnahe bzw. städtische Wirtschaft gegenüber der privaten und ländlichen bevorzugte.17
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Eine stärkere Hinwendung zu den Problemen des ländlichen Raums fand erst unter der Regierung Hu Jintaos und Wen Jiabaos statt, die ihre Ämter als Staatspräsident bzw. Ministerpräsident von 2003 bis 2013 innehatten. Diese Regierung schaffte die Agrarsteuern und sonstigen Abgaben im ländlichen Raum 2006 landesweit ab.18 Hinzu kam eine schrittweise Ausdehnung der direkten Produktionssubventionen im Agrarsektor, die sich von 2004 bis 2009 mehr als verzehnfachten.19 Diese Politik zur Unterstützung des ländlichen Raumes verdichtete sich Ende 2005 zu einem neuen Regierungsprogramm unter dem Slogan „Aufbau des neuen sozialistischen Landes“ (shehuizhuyi xin nongcun jianshe).20 Das mit massiven Investitionen verbundene Programm wird von vielen Beobachtern positiv bewertet.21 Große Fortschritte wurden innerhalb weniger Jahre zum Beispiel im Aufbau und bei der Verbreitung eines grundlegenden Systems der Kranken- und Rentenversicherungen für den ländlichen Raum gemacht. Die größte Herausforderung sind derzeit die niedrige Qualität der Gesundheitsversorgung und die unzureichende finanzielle Absicherung trotz Versicherungsschutz.22 Das Leistungsniveau der ländlichen Kranken- und Rentenversicherungen liegt deutlich unter dem des städtischen Pendants.23 Dieser parallele Aufbau getrennter Systeme der sozialen Sicherung könnte die Zweiteilung der Gesellschaft sogar weiter verfestigen.
2. Land-Stadt-Migration und neue städtische Unterschichten
Mangelnde Einkommenszuwächse und die Belastung durch Gebühren im ländlichen Raum machen es verständlich, weshalb immer mehr Menschen in die Städte drängten, vor allem in die „Boomtowns“ entlang der Ostküste. Hier trugen sie durch ihre günstige Arbeitskraft maßgeblich zum Aufschwung der chinesischen Exportindustrie und zum Bauboom bei. Die Zahl dieser so genannten Wanderarbeiter – naturgemäß schwer zu erfassen – dürfte im Verlauf der 1990er-Jahre von schätzungsweise 40 bis 50 Millionen auf ca. 100 Millionen gewachsen sein.24 Neuere Daten zeigen bis 2010 eine erneute Verdoppelung auf über 200 Millionen Menschen. Das hukou-System verhindert zwar nicht mehr ihren Zuzug, erschwert aber eine permanente Ansiedlung und schließt sie von vielen Sozialleistungen aus: Sie werden de facto als Bürger zweiter Klasse behandelt – ein Zustand, der sich erst seit einigen Jahren graduell wandelt.25 Gerade weil ihre Ausgrenzung systematische Züge trägt, erscheint es keineswegs übertrieben, hier von einer neu entstehenden städtischen Unterschicht zu sprechen: ungelernte Arbeitskräfte als ein neues Proletariat, das bereits 1996 schätzungsweise 6 Prozent der Bevölkerung ausmachte und dessen Anteil zehn Jahre später auf über 10 Prozent angestiegen war.26 Chinas wachsende Bedeutung in der Weltwirtschaft fußt also auf einer sozialen Segmentierung, die bereits in der sozialistischen Gesellschaftsordnung angelegt war.27
Ein Wanderarbeiter in Shanghai, 2007
(Wikimedia Commons, Carsten Ullrich from Shanghai, China, A picture from China every day 058, CC BY-SA 2.0)
Inzwischen ermöglichen lokale Reformen Teilen der Migranten unter Auflagen den Wechsel ihrer Wohnsitzregistrierung in die Stadt. Sie erlangen damit meist aber nur einen Aufenthaltsstatus ohne gleichberechtigte soziale Stellung, so dass sich an ihrer Exklusion wenig ändert.28 Allerdings haben in den letzten Jahren Verschiebungen zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt zu höheren Gehältern für Migranten geführt. Machten die durchschnittlichen Migrantengehälter 2001 nur 35 Prozent der entsprechenden Gehälter von Städtern aus, so lag dieser Wert 2010 bereits bei 78 Prozent. Beobachter nehmen an, dass sich dieser Trend zur Lohnkonvergenz fortsetzen wird, plädieren darüber hinaus aber für Reformen zur Überwindung der strukturellen Ausgrenzung von Migranten.29
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Dieser ökonomische Veränderungsdruck ist zudem nicht zu verwechseln mit einem politischen Druck seitens der Migranten selbst. Zwar sehen manche Beobachter eine verstärkte Konfliktbereitschaft, die sich in einigen prominenten Streiks und Protesten der letzten Jahre äußerte.30 Doch sind die Migranten noch weit davon entfernt, ein entsprechendes Klassenbewusstsein zu entwickeln. Zum einen werden sie durch die objektiven Bedingungen – das hukou-System ebenso wie das strikt durchgesetzte Verbot unabhängiger Gewerkschaftsgründungen – daran gehindert, sich in die städtische Gesellschaft zu integrieren und sich mit anderen Teilen der Arbeiterschaft zusammenzuschließen.31 Zum anderen verhindert der offizielle politische Diskurs, dass sie sich subjektiv als eigene Klasse zu begreifen lernen, wie es von zahlreichen Autoren postuliert wird.32 Stattdessen deuten viele Studien darauf hin, dass sie unter dem Einfluss des staatlich propagierten Diskurses stehen, der allen bei entsprechendem Talent und eigenen Anstrengungen Möglichkeiten des sozialen Aufstiegs verspricht. Wenn sich diese Hoffnungen nicht erfüllen, suchen die Betreffenden die Schuld offenbar eher bei sich als im politischen und sozialen System.33
Neben der Migration wuchs die städtische Unterschicht auch aufgrund einer anderen Entwicklung: Ab dem 15. Nationalen Parteikongress der KPCh 1997 führte die Regierung landesweit eine grundlegende Reform des Staatssektors durch. Um die von hohen Sozialausgaben belasteten Staatsunternehmen rentabel zu machen, wurden bis zu 60 Millionen Arbeiter „freigesetzt“ (xiagang). Dieser Euphemismus bezeichnete ehemalige Beschäftigte staatlicher Einheiten, die zwar keine Arbeit und kein Gehalt mehr hatten, aber über ihre Wohnung oder geringfügige Sozialversorgung noch Beziehungen zu ihrem früheren Arbeitgeber unterhielten.34 Die von der Restrukturierung am schlimmsten betroffenen Unternehmen waren regional stark konzentriert, etwa auf den von Schwerindustrie geprägten Nordosten des Landes. Dort war diese verdeckte Arbeits-losigkeit so hoch, dass sich kaum Auswege boten. Vor allem in solchen Gebieten entluden sich Frustration und pure Verzweiflung in Protesten und Demonstrationen, die teils gewaltsam abliefen und einige tausend, manchmal sogar Zehntausende xiagang-Arbeiter mobilisierten.35 Insgesamt gesehen erwies sich jedoch die Strategie der Regierung als erfolgreich, die Entlassungen zeitlich zu strecken, durch unterschiedliche Entschädigungs- oder Versorgungsleistungen die Betroffenen in kleinere Gruppen zu segmentieren und Anführer von Protesten hart zu bestrafen. So blieben die Demonstrationen in aller Regel lokal oder sogar auf einzelne Firmen begrenzt.36
Des Weiteren bemühte sich die Regierung durch den Aufbau eines Wohlfahrtssystems, zumindest die größte Not zu mildern und die Legitimität ihrer Herrschaft zu stärken.37 Ein 1999 begonnenes Programm zur Sicherung eines minimalen Lebensstandards in den Städten ( dibao ) wurde rasch ausgeweitet und erreichte schon am Ende der Ära Jiang Zemin (2002/03) über 20 Millionen Begünstigte. Die Höhe dieser Wohlfahrtsleistung ist jedoch äußerst bescheiden und variiert zudem regional sehr stark; die Regierung gibt hierfür lediglich 0,1 Prozent des BIP aus.38 Selbst wenn es schwer fällt, bei den dibao-Empfängern von einer „Klasse“ zu sprechen, so können sie als Schicht oder soziale Kategorie bezeichnet werden, die sich ihrer Stellung am Fuße der städtischen Sozialpyramide zunehmend bewusst wird. Diese Selbstsicht ist jedoch eher individuell verankert. Es bildet sich kein kollektives Bewusstsein heraus, das als Basis für gemeinsames Handeln dienen könnte.39 Gerade die Reformverlierer glauben offenbar dem „hegemonialen Diskurs des Markts“, der behauptet, jeder könne aus eigener Kraft in der chinesischen Gesellschaft vorankommen.40 Dies bestätigt eine landesweit durchgeführte repräsentative Befragung des Soziologen Martin Whyte. Sie zeigt, dass gerade die wirtschaftlich schlechter gestellten Bevölkerungsteile der ungleichen Einkommensverteilung erstaunlich unkritisch gegenüberstehen.41 Den Erfolgreichen wird im öffentlichen Diskurs unterstellt, dass sie aufgrund ihres höheren Humankapitals (im Chinesischen wird hier von „Qualität“ [suzhi] gesprochen) den Aufstieg auch verdient hätten. Hierzu gibt es allerdings eine wichtige Ausnahme: diejenigen, die ihre überlegene wirtschaftliche Position durch politische Vorteilsnahme erlangten.42
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4. „Kaderwirtschaft“ und politisches Kapital
Die Wirkung des politischen Kapitals ist der Gegenstand einer breiten Debatte, die Victor Nee 1989 in Gang setzte und die ihren Niederschlag auch in der Literatur zur mittel- und osteuropäischen Transformation fand.43 Nee stellte die These auf, dass sich mit dem Übergang zur Marktwirtschaft die Vorteile, welche Administratoren in der Planwirtschaft besitzen, verringern würden. Dagegen müssten diejenigen der Unternehmer steigen. Die Gegenposition vertrat die Ansicht, dass Kader auch weiterhin ihre politischen Beziehungen zu nutzen verstünden und daher mit großen Startvorteilen ausgestattet seien.44 Mit anderen Worten dreht sich die lebhafte Debatte um die jeweiligen Vorteile, die politisches Kapital (operationalisiert als Parteimitgliedschaft oder Kaderstatus) und Humankapital besitzen – und wie sich diese im Zeitverlauf ändern.45 Für das ländliche China wurden deutliche Vorteile politischer Amtsinhaber sowie ihrer Verwandten belegt, die im Verlauf der 1990er-Jahre sogar noch zunahmen.46
Als viel gravierender erwies sich jedoch die durch Statistiken nicht zu erfassende Vorteilsnahme von Staats- und Parteikadern. Sie profitierten bereits in den 1980er-Jahren von einem so genannten zweigleisigen Handelssystem, in dem niedrige planwirtschaftliche Preise und höhere Marktpreise für dieselben Güter nebeneinander existierten. Eigentlich war dies als Produktionsanreiz für die unrentable Staatswirtschaft gedacht, die nun ihre Überquotenproduktion auf dem freien Markt verkaufen durfte. Die wahren Profiteure dieses Systems waren aber diejenigen Kader, die zu Planpreisen über Güter verfügen konnten, um sie dann mit riesigen Gewinnen auf dem Markt weiterzuverkaufen.47 Es war die öffentliche Empörung über diese Korruption verbunden mit Inflation, die ab Mitte der 1980er-Jahre den soziopolitischen Sprengstoff lieferte, der sich schließlich in den Studentenprotesten von 1989 entlud.48
Nachdem diese Herrschaftskrise durch die Niederschlagung der Proteste überwunden war und die Wirtschaftsreformen Anfang der 1990er-Jahre wieder an Fahrt aufnahmen, boten sich politisch gut Vernetzten neue wirtschaftliche Möglichkeiten. Entweder gingen sie selbst in die Wirtschaft (xiahai, wörtlich „hinab ins Meer“), oder sie verschafften ihren Kindern und Verwandten Managementposten. Noch größere Chancen für Profiteure boten sich Ende der 1990er-Jahre bei der Restrukturierung des Staatssektors. Während diese Politik eine große Zahl an Arbeitern die Beschäftigung kostete und viele davon in die Abhängigkeit von Wohlfahrtsleistungen oder in den Individualsektor drängte, konnte sich eine beträchtliche Zahl an Managern das Produktiveigentum der privatisierten Staatsunternehmen günstig aneignen.49 Die engen Verbindungen von Kader- und Unternehmerschicht veranlassten einige Autoren dazu, beide Schichten als zu einer Klasse verschmolzen zu charakterisieren.50 Zudem wurde der Begriff der „roten Kapitalisten“ geprägt, als die Unternehmerschaft politisch immer weiter aufgewertet wurde. Einen vorläufigen Höhepunkt erreichte dieser Prozess 2001, als Jiang Zemin seine Theorie der „Drei Repräsentationen“ dahingehend definierte, dass die KPCh immerzu die „fortschrittlichsten Produktivkräfte“ zu vertreten habe. Damit eröffnete er den Privatunternehmern ebenso wie Fachleuten in der Wirtschaft die Türe zum Beitritt in die Partei – trotz aller Widerstände des linken Parteiflügels.51 Hier entstand faktisch eine neue duale Elite aus der Verbindung von Geld und Macht.52
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Zu beobachten ist ferner, dass die Parteiführung seit Hu Jintao (2002/03) auch flankierende Maßnahmen zur ideologischen Absicherung ihrer Herrschaft ergreift. Unter dem Slogan „Aufbau einer harmonischen Gesellschaft“ (goujian hexie shehui) entwickelte sie eine neue politische Agenda. Die Anklänge an die konfuzianische Tradition waren dabei durchaus beabsichtigt: Die Regierung setzte darauf, traditionelles Denken zu reaktivieren, um „soziale Stabilität“ als die Grundlage für gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung über alle anderen politischen Ziele zu stellen. Dabei wurden orthodoxe sozialistische Formulierungen keineswegs fallengelassen, sondern lediglich anders vermittelt.53 Hus Nachfolger Xi Jinping, der seit Oktober 2012 an der Spitze der Kommunistischen Partei steht, reagierte zudem mit einer neuen Kampagne auf die verbreitete Unzufriedenheit über die Korruption der Kader. Dabei setzt er, statt unabhängige Instanzen zuzulassen, ganz auf die parteiinterne Kontrolle. Ein nachhaltiger Erfolg der Korruptionsbekämpfung ist daher nicht zu erwarten.
5. Entstehende Mittelschichten
Im Gegensatz zu den neuen Unterschichten profitierten in der Periode 1985 bis 1997 im städtischen China Beschäftigte in öffentlichen Einrichtungen der Forschung, des Gesundheits- oder Bildungswesens, in Kunst und Medien durch überdurchschnittliche Einkommenszuwächse. Diese Personengruppe will nicht recht in die Dichotomie von „Administratoren“ versus „Produzenten“ passen, auch wenn sie dem Staat nahesteht.54 Eher sind hier die Anfänge einer städtischen Mittelschicht zu sehen.55 Weiter verstärkt wurde dieser Trend durch die am Ende der 1990er-Jahre durchgeführte Reform des Wohnungswesens, welche genau solche Gruppen bei der Umwandlung von staatlichen Wohnungen in Privateigentum begünstigte.56 Wohnungseigentum, das zuvor praktisch nur im ländlichen Raum bestanden hatte, wurde zu einem zentralen Statusmerkmal der chinesischen Gesellschaft. Die Eigenheimquote liegt inzwischen mit 82 Prozent etwa doppelt so hoch wie in Deutschland.57 Dabei entstanden zugleich aber große qualitative Unterschiede und eine räumliche Segregation der verschiedenen Schichten in Wohnviertel, die ein sichtbarer Ausdruck der fortschreitenden gesellschaftlichen Stratifizierung ist.58 Die Bildung einer Mittelschicht ist seit dem 15. Nationalen Parteikongress 1997 ein explizites Politikziel der KPCh; die Umsetzung trägt aber oft die Handschrift der jeweiligen lokalen Amtsträger und variiert daher regional.
Im Verlauf der 1990er-Jahre setzte sich ein neuer Stratifikationsmechanismus durch, der die Entwicklung dieser Mittelschichten begünstigte. Politisches Kapital sank im Ansehen, ökonomisches Kapital legte in der Wertschätzung zu, aber Humankapital (Bildung) wurde als Statusmerkmal am wichtigsten. Folglich erlangen gebildete und zugleich wohlhabende Personen das höchste Sozialprestige. Andere, die ihren Wohlstand politischen Verbindungen verdanken oder Vermögen besitzen, aber keine höhere Bildung, werden von der Mehrheit der Bevölkerung abschätzig als Neureiche (baofahu) betrachtet.59 Der offizielle, vom Parteistaat propagierte Diskurs unterstützte diese Entwicklung insofern, als er allen Schichten ein neues Idealbild vorhielt, das sie zu individueller Anstrengung im Rahmen des bestehenden Systems anleiten sollte: der Mittelschichtsbürger, der seine soziale Stellung durch kulturelles Kapital erwirbt und sie durch Konsum ausdrückt und zugleich festigt.60
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Guo spricht in diesem Zusammenhang von einem „Mittelklasse-Fetisch“ und weist darauf hin, dass die Fixierung hierauf die Diskussion der Kapitalisten-Kader-Klasse verhindere – auch dies im Sinne des Parteistaats, für den die Existenz einer solchen Klasse eine Herausforderung seiner Legitimität bedeute.61 Die Fokussierung der chinesischen Diskussion auf die Mittelschichten hat eine paradoxe Folge. Denn die Betreffenden selbst bleiben bezogen auf ihre soziale Identität unsicher: Bei allen Diskussionen um die genaue Abgrenzung dieser Mittelschichten sind sich die Fachwissenschaftler doch einig, dass sie nur über ein schwach ausgeprägtes Schichtenbewusstsein verfügen.62 Es ist daher mehr als fraglich, ob sie eine oft geäußerte Erwartung erfüllen und zu einem Motor der politischen Liberalisierung in China werden.63
Die in der Mao-Ära angelegte Stadt-Land-Dichotomie, die auf einem sozialistischen Glauben an die Fortschrittlichkeit der Städte, der Industrie und des Proletariats gründete, ist bis heute strukturprägend für die Ungleichheit in der chinesischen Gesellschaft. Man kann sogar argumentieren, dass Chinas gestiegene Bedeutung in der globalen Wirtschaft maßgeblich auf der Ausbeutung der Wanderarbeiter beruht, die erleichtert wird durch das hukou-System und so ihren Ursprung in der sozialistischen Gesellschaftsordnung hat.64 Seither ist zwar viel Bewegung in die soziale Schichtung Chinas gekommen, aber dieser grundlegende Gegensatz wurde bislang nicht überwunden. Kontinuität zeigt sich auch darin, dass politisches Kapital nach wie vor eine große Rolle für den Aufstieg in die wirtschaftliche Elite besitzt.
Diese Verbindung von Macht und Geld hat in der Öffentlichkeit Unmut hervorgerufen. Dennoch scheint sich bislang eine Mehrzahl der Chinesen – Beschwerden im Internet oder lokaler Proteste zum Trotz – mit dem derzeitigen Sozialsystem abzufinden. Dies ist sicher nicht mit allgemeiner Zufriedenheit gleichzusetzen. Im Gegenteil besitzt jede der oben genannten Schichten ihre eigenen Gründe für Klagen. Aber genau deshalb wird ein Zusammenschluss hinter einer gemeinsamen Agenda des Wandels erschwert: „A pattern in which each social group feels a mixture of grievances and positive feelings is a recipe for social and political stability, not instability.“65 Die obige Diskussion hat zudem gezeigt, dass die meisten sozialen Schichten noch über kein ausgeprägtes kollektives Bewusstsein verfügen, das als Grundlage für gemeinsame politische und soziale Forderungen dienen könnte. Aus dieser Perspektive betrachtet sind Erwartungen vieler Autoren, China stünde eine soziale Rebellion bevor, übertrieben.
1 Dieser Essay beschränkt sich aus pragmatischen Gründen auf die ökonomischen Aspekte in China. Zu Ungleichheiten aufgrund von Geschlecht oder Ethnie vgl. neben vielen anderen Wenfang Tang/William L. Parish, Chinese Urban Life under Reform. The Changing Social Contract, Cambridge 2000, Kapitel 8 und 9; Ellen R. Judd, Gender & Power in Rural North China, Stanford 1994; Elena Barbantseva, From the Language of Class to the Rhetoric of Development: Discourses of „Nationality“ and „Ethnicity“ in China, in: Journal of Contemporary China 17 (2008), S. 565-589.
2 Vgl. exemplarisch: Unrest in the Cities: Middle Class Blues, in: Economist, 29.10.2012, URL: <http://www.economist.com/blogs/analects/2012/10/unrest-cities>; Minxin Pei, New Leaders, Old Challenges – China in Power Transition, Bertelsmann Stiftung, Asia Policy Brief 2012/03; Cheng Li, The End of the CCP’s Resilient Authoritarianism? A Tripartite Assessment of Shifting Power in China, in: China Quarterly 211 (2012), S. 595-623.
3 Yunxiang Yan, The Chinese Path to Individualization, in: British Journal of Sociology 61 (2010), S. 489-512.
4 Hanchao Lu, Small-Town China: A Historical Perspective on Rural-Urban Relations, in: Martin K. Whyte (Hg.), One Country, Two Societies. Rural Urban Inequality in Contemporary China, Cambridge 2010, S. 29-54.
5 So ermöglichte das hukou-System die zwangsweise Rückführung von ländlichen Arbeitern nach dem gescheiterten „Großen Sprung nach vorn“ (1958–1960), die zuvor für die städtische Industrie rekrutiert worden waren. In nur zweieinhalb Jahren (1961–1963) entließ der Staat 19,4 Millionen Arbeiter und damit 38,4 Prozent der damaligen Gesamtzahl; vgl. Lei Guang, Broadening the Debate on Xiagang: Policy Origins and Parallels in History, in: Thomas Gold u.a. (Hg.), Laid-off Workers in a Workers’ State. Unemployment with Chinese Characteristics, New York 2009, S. 15-37, hier S. 30.
6 Zur ländlichen Sozialstruktur im Überblick: Jonathan Unger, Status Groups and Classes in a Chinese Village: From the Mao Era through Post-Mao Industrialization, in: Beatriz Carrillo/David S.G. Goodman (Hg.), China’s Peasants and Workers. Changing Class Identities, Cheltenham 2012, S. 15-39.
7 Sulamith H. Potter/Jack M. Potter, China’s Peasants. The Anthropology of a Revolution, Cambridge 1990, S. 296ff.
8 Martin K. Whyte, The Paradoxes of Rural-Urban Inequality in Contemporary China, in: ders., One Country, Two Societies (Anm. 4), S. 1-25, hier S. 11. Zur (zögerlichen) Reform dieses Grundsatzes siehe Fei-Ling Wang, Renovating the Great Floodgate: The Reform of China’s Hukou System, in: ebd., S. 335-364, hier S. 338. Eine weitere Chance zur Umwandlung des hukou-Status in dieser Richtung besteht bis heute über ein Universitätsstudium. Allerdings werden ländliche Schüler durch das Quotensystem der nationalen Hochschulzugangsprüfung (gaokao) systematisch benachteiligt; siehe Mette Halskov Hansen, Recent Trends in Chinese Rural Education: The Disturbing Rural-Urban Disparities and the Measures to Meet Them, in: Eric Florence/Pierre Defraigne (Hg.), Towards a New Development Paradigm in Twenty-First Century China. Economy, Society and Politics, London 2013, S. 165-178.
9 Whyte, Rural-Urban Inequality (Anm. 8), S. 1.
10 Wu Jieh-min, Rural Migrant Workers and China’s Differential Citizenship: A Comparative Institutional Analysis, in: Whyte, One Country, Two Societies (Anm. 4), S. 55-81.
11 Emily Hannum/Meiyan Wang/Jennifer Adams, Rural-Urban Disparities in Access to Primary and Secondary Education under Market Reforms, in: Whyte, One Country, Two Societies (Anm. 4), S. 125-146; Winnie Yip, Disparities in Health Care and Health Status: The Rural-Urban Gap and Beyond, in: ebd., S. 147-165.
12 National Bureau of Statistics of China (Hg.), China Statistical Yearbook, Beijing (versch. Jgg.).
13 Yongshun Cai, Between State and Peasant: Local Cadres and Statistical Reporting in Rural China, in: China Quarterly 163 (2000), S. 783-805.
14 Werden regionale Unterschiede in Lebenshaltungskosten, Subventionen und Migranteneinkommen berücksichtigt, liegen die städtischen Durchschnittseinkommen eher beim Doppelten als beim Dreifachen des ländlichen Werts; vgl. Terry Sicular u.a., How Large is China’s Rural-Urban Income Gap?, in: Whyte, One Country, Two Societies (Anm. 4), S. 85-104; Li Shi/Luo Chuliang, Reestimating the Income Gap Between Urban and Rural Households in China, ebd., S. 105-121. Beide Arbeiten basieren nicht auf amtlichen Statistiken, sondern auf einer akademischen Erhebung (China Household Income Project).
15 Scott Rozelle, Stagnation without Equity: Patterns of Growth and Inequality in China’s Rural Economy, in: China Journal 35 (1996), S. 63-96, hier S. 82. Rozelle hat berechnet, dass 1983 rund 55 Prozent der interprovinziellen Einkommensungleichheit durch ländliche Industrialisierung erklärt werden konnten, während dieser Wert für 1992 fast 80 Prozent betrug.
16 Xiaobo Lü, The Politics of Peasant Burden in Reform China, in: Journal of Peasant Studies 25 (1997), S. 113-138; Björn Alpermann, Der Staat im Dorf. Dörfliche Selbstverwaltung in China, Hamburg 2001, Kapitel IV.
17 Yasheng Huang, Capitalism with Chinese Characteristics. Entrepreneurship and the State, Cambridge 2008.
18 Christian Göbel, Paving the Road to a Socialist New Countryside: China’s Rural Tax and Fee Reform, in: Björn Alpermann (Hg.), Politics and Markets in Rural China, London 2011, S. 155-171.
19 Xiande Li/Shihai Wang/Yan Jia, Grain Market and Policy in China, in: Alpermann, Politics and Markets (Anm. 18), S. 89-105, hier S. 99.
20 Anna L. Ahlers/Gunter Schubert, „Building a New Socialist Countryside“ – Only a Political Slogan?, in: Journal of Current Chinese Affairs 38 (2009) H. 4, S. 35-62.
21 Su Minzhi, China’s Rural Development Policy. Exploring the „New Socialist Countryside“, Boulder 2009.
22 World Bank/Development Research Center of the State Council, PR China, China 2030. Building a Modern, Harmonious, and Creative High-Income Society, Washington 2012, S. 331f.
23 Die städtischen Sozialsysteme wurden ebenfalls weiter ausgebaut; vgl. Linda Wong, Improving the Chinese Welfare State, in: Florence/Defraigne, Towards a New Development Paradigm (Anm. 8), S. 127-143.
24 Thomas Scharping, Bevölkerung, in: Brunhild Staiger/Stefan Friedrich/Hans-Wilm Schütte (Hg.), China. Lexikon zu Geographie und Wirtschaft, Darmstadt 2006, S. 26-45, hier S. 45.
25 Shaohua Zhan, What Determines Migrant Workers’ Life Chances in Contemporary China? Hukou, Social Exclusion, and the Market, in: Modern China 37 (2011), S. 243-285, hier S. 251ff.; Wang, Renovating the Great Floodgate (Anm. 8).
26 Thunghong Lin/Xiaogang Wu, The Transformation of the Chinese Class Structure, 1978–2005, in: Social Transformations in Chinese Societies 5 (2009), S. 81-112, hier S. 91.
27 Pun Ngai/Lu Huilin, Unfinished Proletarianization: Self, Anger, and Class Action among the Second Generation of Peasant-Workers in Present-Day China, in: Modern China 36 (2010), S. 493-519; Pun Ngai/Jenny Chan, Global Capital, the State, and Chinese Workers: The Foxconn Experience, in: Modern China 38 (2012), S. 383-410.
28 Zhan, Migrant Workers’ Life Chances (Anm. 25).
29 World Bank/DRC, China 2030 (Anm. 22), S. 355; Liu Kaiming, The Shortage of Peasant Workers and the Dilemma Facing Chinese Industry, in: Florence/Defraigne, Towards a New Development Paradigm (Anm. 8), S. 105-114.
30 Wenfang Tang/Qing Yang, The Chinese Urban Caste System in Transition, in: China Quarterly 196 (2008), S. 759-779; Parry P. Leung/Alvin Y. So, The Making and Re-Making of the Working Class in South China, in: Carrillo/Goodman, China’s Peasants and Workers (Anm. 6), S. 62-78.
31 Anita Chan/Kaxton Siu, Chinese Migrant Workers: Factors Constraining the Emergence of Class Consciousness, in: Carrillo/Goodman, China’s Peasants and Workers (Anm. 6); Teresa Wright, Accepting Authoritarianism. State-Society Relations in China’s Reform Era, Stanford 2010, Kapitel 5.
32 Vgl. neben den oben zitierten Autoren auch Chris Kin-Chi Chan/Pun Ngai, The Making of a New Working Class? A Study of Collective Actions of Migrant Workers in South China, in: China Quarterly 198 (2009), S. 287-303. Kritisch hierzu Yingjie Guo, Classes without Class Consciousness and Class Consciousness without Classes: The Meaning of Class in the People’s Republic of China, in: Journal of Contemporary China 21 (2012), S. 723-739; Björn Alpermann, Class, Citizenship and Individualization in China’s Modernization, in: ProtoSociology 28 (2011), S. 7-24, hier S. 19.
33 Björn Alpermann, Bauer, Händler, Produktpirat: Soziale Identitäten in China im Wandel, Kompetenznetz „Regieren in China“, Background Paper No. 5/2011, URL: <http://regiereninchina.uni-wuerzburg.de/uploads/media/Background_Paper_No.5_2011.pdf>; Wang Feng, Boundaries of Inequality: Perceptions of Distributive Justice among Urbanites, Migrants, and Peasants, in: Whyte, One Country, Two Societies (Anm. 4), S. 219-240.
34 Mary E. Gallagher, China’s Older Workers: Between Law and Policy, Between Laid-Off and Unemployed, in: Gold u.a., Laid-off Workers (Anm. 5), S. 135-158.
35 Yongshun Cai, The Resistance of Chinese Laid-off Workers in the Reform Period, in: China Quarterly 170 (2002), S. 327-344.
36 Xi Chen, Between Defiance and Obedience: Protest Opportunism in China, in: Elizabeth J. Perry/Merle Goldman (Hg.), Grassroots Political Reform in Contemporary China, Cambridge 2007, S. 252-281; Feng Chen, Worker Leaders and Framing Factory-Based Resistance, in: Kevin J. O’Brien (Hg.), Popular Protest in China, Cambridge 2008, S. 88-107, hier S. 92ff.
37 Thomas Heberer/Gunter Schucher, Politische Partizipation und Regimelegitimität in der VR China, Bd. 1: Der urbane Raum, Wiesbaden 2008, Kapitel 5.
38 Dorothy J. Solinger/Yiyang Hu, Welfare, Wealth and Poverty in Urban China: The Dibao and Its Differential Disbursement, in: China Quarterly 211 (2012), S. 741-764, hier S. 748.
39 Dorothy J. Solinger, The New Urban Underclass and Its Consciousness: Is It a Class?, in: Journal of Contemporary China 21 (2012), S. 1011-1028.
40 Marc Blecher, Hegemony and Workers’ Politics in China, in: China Quarterly 170 (2002), S. 283-303.
41 Martin K. Whyte, Myth of the Social Volcano. Perceptions of Inequality and Distributive Injustice in Contemporary China, Stanford 2010, Kapitel 6.
42 Carolyn L. Hsu, Creating Market Socialism. How Ordinary People Are Shaping Class and Status in China, Durham 2007.
43 Victor Nee, A Theory of Market Transition: From Redistribution to Markets in State Socialism, in: American Sociological Review 54 (1989), S. 663-681.
44 Ákos Róna-Tas, The First Shall be the Last? Entrepreneurship and Communist Cadres in the Transition from Socialism, in: American Journal of Sociology 100 (1994), S. 40-69.
45 Yang Cao/Victor G. Nee, Comment: Controversies and Evidence in the Market Transition Debate, in: American Journal of Sociology 105 (2000), S. 1175-1189; Zhou Xueguang, Reply: Beyond the Debate and Towards Substantive Institutional Analysis, in: ebd., S. 1190-1195.
46 Andrew G. Walder/Litao Zhao, Political Office and Household Wealth: Rural China in the Deng Era, in: China Quarterly 186 (2006), S. 357-376.
47 Chris Bramall, Chinese Economic Development, London 2009, S. 350ff.
48 Richard Baum, Burying Mao. Chinese Politics in the Age of Deng Xiaoping, Princeton 1994, S. 190ff. und Kapitel 10, sowie ausführlicher Heike Holbig, Inflation als Herausforderung der Legitimation politischer Herrschaft in der VR China. Wirtschaftspolitische Strategien in den Jahren 1987-89, Hamburg 2001.
49 Xueliang Ding, The Illicit Asset Stripping of Chinese State Firms, in: China Journal 43 (2000), S. 1-28.
50 Alvin So, The Changing Pattern of Class and Class Conflict in China, in: Journal of Contemporary Asia 33 (2003), S. 363-376, hier S. 369. Ähnlich argumentiert David S.G. Goodman, Why China Has No New Middle Class: Cadres, Managers and Entrepreneurs, in: ders. (Hg.), The New Rich in China. Future Rulers, Present Lives, London 2008, S. 23-37.
51 Bruce J. Dickson, Red Capitalists in China. The Party, Private Entrepreneurs and Prospects for Political Change, Cambridge 2003; Kellee S. Tsai, Capitalism Without Democracy. The Private Sector in Contemporary China, Ithaca 2007.
52 In der Mao-Ära bestand eine duale Elite auf der Basis von politischem und Humankapital; vgl. Andrew G. Walder/Bobai Li/Donald J. Treiman, Politics and Life Chances in a State Socialist Regime: Dual Career Paths into the Urban Chinese Elite, 1949 to 1996, in: American Sociological Review 65 (2000), S. 191-209.
53 Maria Bondes/Sandra Heep, Frames We Can Believe In: Official Framing and Ideology in the CCP’s Quest for Legitimacy, GIGA Working Papers 187 (2012), URL: <http://www.giga-hamburg.de/dl/download.php?d=/content/publikationen/pdf/wp187_bondes-heep.pdf>.
54 Tang/Parish, Chinese Urban Life (Anm. 1), S. 94.
55 Ivan Cucco, The Professional Middle Classes: Management and Politics, in: Goodman, The New Rich in China (Anm. 50), S. 126-147; Jingqing Yang, Professors, Doctors, and Lawyers: The Variable Wealth of the Professional Classes, in: ebd., S. 148-167.
56 Siming Li/Zheng Yi, The Road to Homeownership under Market Transition: Beijing, 1980–2001, in: Urban Affairs Review 42 (2006), S. 342-368.
57 Luigi Tomba, The Housing Effect: The Making of China’s Social Distinctions, in: Cheng Li (Hg.), China’s Emerging Middle Class. Beyond Economic Transformation, Washington 2010, S. 193-216, hier S. 199ff.
58 Zhigang Li/Fulong Wu, Socio-spatial Differentiation and Residential Inequalities in Shanghai: A Case Study of Three Neighborhoods, in: Housing Studies 21 (2006), S. 695-717; Li Zhang, In Search of Paradise. Middle-Class Living in a Chinese Metropolis, Ithaca 2010.
59 Hsu, Creating Market Socialism (Anm. 42).
60 Ann Anagnost, From „Class“ to „Social Strata“: Grasping the Social Totality in Reform-Era China, in: Third World Quarterly 29 (2008), S. 497-519, hier S. 499.
61 Guo, The Meaning of Class (Anm. 32), S. 739.
62 Shen Hui, Dangdai Zhongguo zhongjian jieceng rentong yanjiu [Studie zum Bewusstsein der Mittelschicht im gegenwärtigen China], Peking 2008; Li Chunling, Characterizing China’s Middle Class: Heterogenous Composition and Multiple Identities, in: Li, China’s Emerging Middle Class (Anm. 57), S. 135-156.
63 Chen Jie/Lu Chunlong, Democratization and the Middle Class in China: The Middle Class’s Attitude toward Democracy, in: Political Research Quarterly 64 (2011), S. 705-719; Björn Alpermann, Die politische Rolle der entstehenden Mittelschichten in China: Wandel oder Status quo?, Kompetenznetz „Regieren in China“, Background Paper No. 1/2012, URL: <http://regiereninchina.uni-wuerzburg.de/uploads/media/Background_Paper_No.1_2012.pdf>.
64 Pun/Lu, Unfinished Proletarianization (Anm. 27).
65 Whyte, Myth of the Social Volcano (Anm. 41), S. 99.