Liebe Frau Ahlheim, Sie haben 2013 einen Aufsatz veröffentlicht über die deutsch-amerikanische Sozial-, Kultur- und Wissenschaftsgeschichte des Schlafs. Der Beitrag stammt aus dem Kontext Ihres laufenden Habilitationsprojekts. Welchen Stellenwert haben Fachzeitschriften heute für Nachwuchswissenschaftler/innen der Zeitgeschichte? Es gibt ja auch viele andere Kommunikationswege und Publikationsmöglichkeiten.
Fachzeitschriften halten mich nicht nur auf dem Laufenden über Projekte und Themen, an denen andere arbeiten. Sie ermöglichen es im besten Falle auch, der (Fach-)Öffentlichkeit in einem etablierten Rahmen ein neues Thema zu präsentieren, neue Thesen zu formulieren und zu erproben. Auf meinen Artikel zur Geschichte des Schlafs in den »Zeithistorischen Forschungen« habe ich viele Reaktionen und Nachfragen erhalten, die aus ganz unterschiedlichen Fächern und Richtungen kamen und für mein Habilitationsprojekt neue Perspektiven und Kooperationsmöglichkeiten eröffnen konnten.
Für eine solche breitere Wahrnehmung von Themen spielt sicherlich die Präsenz von Fachzeitschriften im Internet eine Rolle: Online-Ausgaben machen verlässliche und aktuelle Forschung schnell zugänglich und erleichtern damit auch den Blick über den Tellerrand. Zeitschriften, die ihre Beiträge nach formulierten wissenschaftlichen Standards auswählen und einer Begutachtung unterwerfen, bieten – nicht zuletzt für Studierende – einen »Anker« in der tagtäglichen Informationsflut.
Gleichzeitig ist es richtig und wichtig, dass es sehr unterschiedliche Fachzeitschriften gibt und dass sie gerade angesichts der Vielfalt neuer Publikationsmöglichkeiten im Internet eben nur eine Möglichkeit sind, Themen zu setzen und zu diskutieren. Denn ein institutionalisierter Auswahlprozess trägt immer auch die Gefahr in sich, dass das Unpassende und Unliebsame aussortiert wird, das Wissenschaft lebendig hält.