Wie verändern sich die Objekte der Geschichtsschreibung, also die Gegenwart und die jüngere Vergangenheit, durch die Medien? Wie verändert sich die Geschichtsschreibung selbst durch die Medien? Was bedeutet die in Forschung und Öffentlichkeit verbreitete Rede von der ‚Mediengesellschaft‘ aus historischer Perspektive eigentlich genau? Der Aufsatz unterscheidet zunächst einige Prozesse der ‚Medialisierung‘, geht damit verbundenen Strukturverschiebungen nach und betrachtet insbesondere Veränderungen von Öffentlichkeiten. Dabei wird dafür plädiert, die Ambivalenz der Entwicklungen anzuerkennen und nicht vorschnell Paradigmenwechsel zu behaupten. Zudem werden einige Leitlinien formuliert, was eine Medialisierung der Zeitgeschichtsschreibung bedeuten könnte. Hier gilt es, neue Wege zu beschreiten und neue Ziele zu setzen, die der Ära der Audiovisualität gerecht werden.
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How do media modify the objects of historiography, that is, the present and recent past? How is historiography itself changed by media? What exactly do we mean, from a historical perspective, when we talk about ‘media society’, which is so widely discussed in public and in research? This essay begins by distinguishing between different processes of ‘mediatisation’, explores structural shifts arising in the course of these processes, and draws particular attention to the changes undergone by different public spaces. The author urges us to recognise the ambivalence inherent in these developments rather than hastily claiming that they represent a paradigm shift. He also outlines what he means by the mediatisation of the writing of contemporary history. Thus the article attempts to break new ground and define new goals which do justice to the age of audiovisuality.

Die inhärenten Probleme des amerikanischen Imperiums sind nur zu begreifen, wenn man sich dessen tieferliegenden inneren Widersprüchen zuwendet. Dabei rückt vorwiegend eine Schwierigkeit in den Mittelpunkt der Betrachtung: Wie können die USA gleichzeitig ein Imperium und ein an eigenen Sicherheitsinteressen ausgerichteter Nationalstaat sein? Es erscheint nahezu unmöglich, die von Peter Bender ausgemachte „augusteische Schwelle“ zum dauerhaften Imperium zu überschreiten, wenn dieses Problem nicht gelöst wird – sonst droht dem amerikanischen Imperium das gleiche Schicksal wie seinem britischen Vorgänger. Diese These wird in drei Schritten hergeleitet. Erstens verfolgt der Artikel die komplizierten Linien der inneramerikanischen Diskussion über den Begriff des empire. In einem zweiten Schritt werden die zum Teil weit zurückreichenden historischen Entstehungsbedingungen des amerikanischen Imperiums untersucht; dabei ist festzuhalten, dass die USA bereits an der Schwelle zum 20. Jahrhundert den entscheidenden Schritt zum Imperium taten. Drittens wird die These von den strukturellen inneren Widersprüchen des amerikanischen Imperiums näher erläutert.
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To understand the problems of the concept of the American empire, it is necessary to scrutinise the underlying contractions of this concept. The United States – like her British predecessor in the 19th century – generally suffers from the inherent ambiguity between being a supranational empire and the interests of a national security state. It is this specifically modern contradiction that will prevent the U.S. from crossing the “Augustean border” (Peter Bender). This argument is presented in three steps. Firstly, the American discourse about empire and imperialism is analysed, and the different political, socio-economic and cultural implications of the notion of empire in the U.S. are discussed. Secondly, the basic reasons for the rise of American power toward global empire are explained, based on hard and soft power theories. The American empire became a reality already in the years between 1890 and 1920. The third step elucidates the thesis about the structural contradictions of American imperialism.

Der Axel-Springer-Verlag gilt als ein transatlantisch orientiertes Unternehmen, was seit 2001 sogar in den Unternehmensgrundsätzen verankert ist. Dies war jedoch nicht immer so. Der Beitrag beleuchtet anhand von Medienquellen sowie deutschen und amerikanischen Archivalien eine in der Forschung bisher kaum beachtete Skepsis des Verlegers und seiner Zeitungen gegenüber den USA. Springer schreckte in den 1950er- und 1960er-Jahren vor mitunter scharfer Amerikakritik nicht zurück; er wurde von der amerikanischen Administration intern als Gegner der USA eingestuft. Erst durch die Auseinandersetzung mit der „68er“-Bewegung und der Neuen Ostpolitik gewannen Verleger und Verlag ihr bis heute charakteristisches Profil. Von nun an wurde jede antiamerikanische Tendenz deutlich kritisiert und eine „Kontinuität unseres Kurses“ konstruiert (so Springer 1973). Diese Entwicklung steht paradigmatisch für die Geschichte des deutschen Konservatismus, der im Verhältnis zu den USA eine historische Kehrtwende zum Atlantizismus vollzog.
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It is broadly assumed that the Axel Springer Press is pro-American. This fact has even been stipulated in the company’s guidelines since 2001. However, this article questions this assumption by drawing on media sources and unpublished German and American materials. It highlights Springer’s scepticism towards the USA, which has rarely been addressed in historical research. During the 1950s and 1960s, Springer expressed harsh criticism of America. The American administration therefore identified him as an opponent of their policies. Springer’s pro-American stance emerged later, during the struggle against the protest movement of the late 1960s and the conciliatory policies towards East Germany and Poland (Neue Ostpolitik). From this moment, anti-Americanism was sharply criticised in favour of what Springer called, in 1973, the ‘continuation of our course of action’. This development is characteristic of the history of German conservatism, whose pro-American stance from this moment onwards constituted a historic turnaround.