Abstract

Jan Philipp Wölbern

Strafgefangenenarbeit ist ein Merkmal des modernen Gefängniswesens in unterschiedlichen politischen Systemen. Seit einigen Jahren wird in Wissenschaft und Öffentlichkeit verstärkt diskutiert, welche Rolle sie in der DDR spielte und ob der Begriff der Zwangsarbeit dafür geeignet ist – dies nicht zuletzt deshalb, weil auch tausende politische Gefangene von ihr betroffen waren. Der Beitrag untersucht, ob die Arbeitsbedingungen politischer Häftlinge schlechter waren als diejenigen krimineller Insassen und ob die Strafgefangenen insgesamt gegenüber Zivilarbeitern in der DDR diskriminiert wurden. Das Ergebnis ist differenziert: Zwar mussten die Häftlingsarbeiter zum Teil schwerere Tätigkeiten als Zivilarbeiter ausführen, doch gab es je nach Branche und Haftort durchaus Unterschiede. Eine zentral angewiesene Benachteiligung politischer Häftlinge in Bezug auf die Arbeitsbedingungen lässt sich nicht belegen, doch konnte sie eine Folge der Gefängnishierarchie sein, die nicht zuletzt der Kontrolle der politischen Häftlinge diente.

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Penal Labour in the GDR. A Preliminary Review

 

 

In modern societies, penal labour is a defining feature of imprisonment in various political systems. The debate amongst scholars and in the public about its role in the GDR and whether the term ›forced labour‹ is appropriate has been particularly acute because it affected not only those imprisoned for criminal offences but also thousands of political prisoners. The article explores whether working conditions for political prisoners were worse than for criminal inmates and whether prisoners were in a worse position than non-imprisoned workers in the GDR. The study finds that prisoners were often forced to do harder work, but this also depended on the industrial sector and the place of imprisonment. With regard to working conditions, there is no evidence of explicit instructions to discriminate against political prisoners. However, discrimination occurred as a result of the prison hierarchy, which was established not least to keep these prisoners in check.

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