Der Aufsatz setzt die Massenerschießungen von Katyn, bei denen der NKWD 1940 Tausende polnischer Kriegsgefangener tötete, in den Kontext einer deutsch-sowjetischen Verflechtungsgeschichte, um die abstrakten Gewalthierarchien früherer Diktaturvergleiche zu überwinden. Dass Goebbels’ sonst wenig glaubwürdige Propaganda 1943 die wirklichen Täter nannte, prägte die langfristigen Kommunikationsmuster ebenso wie Stalins Versuch, Zweifler an der angeblichen deutschen Täterschaft als Kollaborateure des „Dritten Reichs“ zu diskreditieren. In den Deutungen von Katyn während des Kalten Kriegs wirkten die konträren Sichtweisen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs folgenreich nach. Analysiert werden das Beschweigen, die Verrätselung und die Boulevardisierung Katyns vor allem in der westlichen Rezeption; so trägt der Aufsatz dazu bei, die Geschichtskultur des Kalten Kriegs zu historisieren. Katyn ist ein Lehrstück über die Selektivität historischer Narrationen, das bis in aktuelle Debatten um eine europäische Weltkriegserinnerung hineinreicht.
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This article places the mass shootings at Katyn, in which the NKVD (People’s Commissariat of Internal Affairs) killed thousands of Polish prisoners of war in 1940, in the context of a German-Soviet entangled history which strives to go beyond the abstract power hierarchies underpinning previous comparative studies of dictatorships. The fact that Goebbels’ otherwise implausible propaganda mentioned the actual persecutors of Katyn in 1943 made a long lasting impression on patterns of interpretation. The same may be said of Stalin’s attempt to discredit those who doubted the alleged German responsibility for this event as collaborators of the ‘Third Reich’. Contradictory positions which dated from the Second World War continued to effect the interpretations of Katyn during the Cold War to considerable effect. The author addresses the silence surrounding this event, its mystification and the pandering to popular taste which were particularly prevalent in western understandings of this event. The article therefore contributes towards the historicisation of the historical culture of the Cold War. Katyn amounts to a didactic play about the selectivity of historical narratives which continues to pervade contemporary debates about the European memory of the world wars.
Abstract
Claudia Weber
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