In der gegenwärtigen Debatte über Imperien wird die konstitutive Bedeutung des Raumes hervorgehoben. Seine Repräsentation in Gestalt von Karten wird aber bisher selten zum Forschungsgegenstand gemacht, obwohl Untersuchungen zum British Empire auf den Zusammenhang von kognitiven und materiellen Karten für die Ausbildung eines Raumbewusstseins innerhalb des Imperiums und in Bezug zur Welt verweisen. In der Sowjetunion war die Produktion und Verbreitung von Karten von Anfang an ein grundlegender Bestandteil imperialer Politik, weil das dokumentierte Wissen über das Territorium, seine Strukturen und Bewohner eine Voraussetzung für eine umfassende Sowjetisierungspolitik darstellte. Einer der sowjetischen „Vermesser“ war der ungarische Kartograph Alexander (Sándor) Radó, der seit den 1920er-Jahren an der Produktion sowjetischer und europäischer Atlanten beteiligt war. Die Karten sind in mehrfacher Hinsicht Dokumente eines imperialen Konstruktionsprozesses, weil sie einerseits als Projektionsfläche genutzt wurden und andererseits die innenpolitische Entwicklung in der Sowjetunion spiegelten und beeinflussten.
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Recent debates have emphasised the crucial importance of space for the construction and imagination of empires. Yet the representation of imperial spaces on maps has played only a minor role in research about empires, even though studies on the British Empire have analysed the interdependence of mental and material maps during the formation of spatial consciousness both within the Empire and regarding its relations with the rest of the world. The production and distribution of maps was a fundamental element of imperial policy from the early years of the Soviet Union. Documented knowledge about the territory, its structures and inhabitants was a precondition for a comprehensive policy of ‘Sovietisation’. One of the Soviet surveyors was the Hungarian cartographer Alexander (Sándor) Radó, who, from the 1920s, was involved in the production of atlases for Soviet and European readers. These maps document the imperial construction of space in several ways. Radó used them both to project an image of an imperial future and to reflect and influence Soviet domestic politics.
Abstract
Ute Schneider
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