Abstract

Karl Christian Führer

Obwohl die 1952 gegründete „Bild“-Zeitung seit Jahrzehnten die größte westdeutsche Tageszeitung ist, hat sich die Zeitgeschichtsforschung mit ihr bisher höchstens am Rande befasst. Der Aufsatz untersucht die Bedeutung von „Bild“, indem er die Entwicklung des Blatts in den 1950er-Jahren analysiert. In diesem Jahrzehnt errang die Zeitung ihre überragende Stellung auf dem publizistischen Markt der Bundesrepublik; in dieselbe Zeit fällt auch der erste Versuch des Verlegers Axel Springer, das Blatt mit konkreten politischen Aufträgen zu lenken. Geprüft wird, wie die „Bild“-Redaktion die Direktiven des Verlegers in den Jahren 1957/58 umgesetzt hat. Dabei wird erkennbar, dass die Boulevardzeitung als bereits etablierter Markenartikel selbst von ihrem Eigentümer nur begrenzt verändert oder in eine bestimmte politische Richtung gelenkt werden konnte. Der Beitrag plädiert dafür, die Macht von „Bild“ eher auf der lokalen Ebene zu suchen, und demonstriert diesen Ansatz am Beispiel von Hamburg. Dies ermöglicht auch allgemeinere Zugänge zur Mentalitäts- und Gefühlsgeschichte der Bundesrepublik.
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This article explores the history of Bild, West Germany’s best-selling tabloid. During the 1950s, Bild rapidly achieved a dominant position in West Germany’s newspaper market; during the same decade, Axel Springer, the paper’s publisher, began to determine the political bias of Bild. By drawing attention to marked differences between Springer’s instructions and the paper’s content in 1957/58, the author argues that the character of Bild limited Springer’s capacity to use the paper for political purposes. The article suggests that the powerful impact of Bild on politics and society can be best observed on a local level, and demonstrates this by focusing on Hamburg as a case study. On a broader level, the case of Bild offers insight into the history of mentalities and emotions in the Federal Republic of Germany.

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