Der Schlaf scheint auf den ersten Blick eine „anthropologische Konstante“ zu sein. Eine Historisierung der Regeln und Praktiken des Schlafs im 20. Jahrhundert kann jedoch zeigen, wie eng Vorstellungen vom „richtigen“ Schlafen an die Machtstrukturen der Gesellschaft geknüpft waren. Dieser Artikel geht der Frage nach, auf welche Weise Arbeitgeber, Sozialplaner, Ärzte und Psychologen auf den Schlaf und damit auf den Körper, die Arbeitskraft und die Zeit des Individuums zuzugreifen versuchten. Anhand von fachwissenschaftlichen Veröffentlichungen und Diskussionen, aber auch von populären Ratgebertexten wird in einem ersten Schritt untersucht, wie und warum der Rhythmus des Schlafs seit Ende der 1920er-Jahre zu einem stark beachteten Thema wurde. In einem zweiten Schritt geht es um die Veränderungen, die der Zweite Weltkrieg im Umgang mit dem Schlaf bewirkte. In einem dritten Schritt wird der entscheidende Bruch in der Mitte der 1950er-Jahre untersucht, der das schlafende und arbeitende Individuum zum Gegenstand einer modernen Schlafforschung und neuer Schlafregeln machte.
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At first glance sleep seems to be a timeless and ahistorical ‘anthropological constant’. However, a historical analysis of sleeping rules and sleeping practices reveals that ideas of how to sleep ‘the right way’ have been strongly connected to the power relations of any given society as a whole. This article shows how employers, social scientists, physicians and psychologists tried to gain control over the sleep of individuals and thereby over their bodies, their working power and time budgets. Based on scientific texts and discussions as well as on popular advice books, in a first step the article scrutinizes how and why the rhythms of sleep became a topic of interest beginning in the late 1920s. In a second step, it discusses how the Second World War affected and changed both the knowledge of sleep and the handling of the sleeping individual. The decisive caesura in ‘sleep history’ in the middle of the 1950s is discussed in a third step: the sleeping and working individual was now discovered as an important object of a modern form of sleep research, and ‘sleep experts’ formulated new rules regarding how to sleep ‘right’.
Abstract
Hannah Ahlheim
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