Gesundheit erhalten, Gesellschaft gestalten

Konzepte und Praktiken der Vorsorge im 20. Jahrhundert: Eine Einführung

Anmerkungen

Vorsorge war immer. Bereits in der Frühgeschichte stoßen wir auf Kulturtechniken, mit denen Menschen Risiken vorbeugen und Gefahren verhüten wollten. Schon das Anlegen von Vorräten, die Präparierung von Landschaften oder die Anrufung von Schutzgöttern waren Konzepte und Praktiken der Vorsorge. In der Moderne jedoch wuchs die Vielfalt an Befürchtungen und Ängsten, die eine nicht minder große Vielfalt an Vorsorgekonzepten und -maßnahmen mit sich brachte. Spürbar wurde dieser Anstieg in einem Boom an Versicherungen, in der Popularisierung medizinischer, sozialreformerischer und pädagogischer Maßnahmen, in der Verbreitung von Diäten, in den Sport- und Turn- oder den Anti-Tabak- und Anti-Alkohol-Bewegungen.1
 

Bereits der Erste Weltkrieg forcierte die Gesundheitsvorsorge.

 

Vorsorge durch „Abhärtung von frühester Jugend an“ – ein Modell, das vom NS-Regime keineswegs erfunden, aber gern aufgegriffen und mit der eigenen Ideologie verknüpft wurde. Plakat des Reichsausschusses für Volksgesundheit 1939
(Bundesarchiv, Plak 003-015-054, Grafiker: Willy Hagelberg)

Im 19. und 20. Jahrhundert avancierte Vorsorge von einem Projekt einzelner Schichten zu einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe. Seither nahm sich der „Vorsorgestaat“2 den Kontingenzerfahrungen und Komplexitäten der Gesellschaft an,3 erschien es doch „effektiver und ökonomischer, gesellschaftliche […] Spannungen […] durch präventive Verhaltensregeln zu vermeiden, als […] ex post durch Bestrafungen zu sanktionieren“.4 Dieser „Übergang von der Disziplinierung zur administrativen Steuerung“5 markierte zugleich einen fundamentalen Wandel von Gouvernementalität.6 Gesundheitspolitische Interventionen zielten fortan auf den Schutz des ganzen „Volkskörpers“, auf die Verhütung von Gefahren für die Allgemeinheit sowie auf die Minimierung kollektiver Risiken im Dienste des „öffentlichen Interesses“.
 

Bereits der Erste Weltkrieg forcierte die Gesundheitsvorsorge.

 

Bereits der Erste Weltkrieg forcierte die Gesundheitsvorsorge. Originaltitel dieses Bilds von 1917: „Deutsche Hygiene in Rumänien. Impfung der Landbevölkerung gegen Pocken und Cholera“
(Bundesarchiv, Bild 183-S30314, Foto: N.N.)

Das „Zeitalter der Extreme“ brachte eine Institutionalisierung dieses Gestaltungsanspruchs mit sich. Schließlich war die Entwicklung des „modernen sorgenden und sichernden Wohlfahrtsstaates […] nicht von der Kriegs- und Gewaltpräsenz des 20. Jahrhunderts zu trennen“.7 Insbesondere die beiden Weltkriege lassen sich daher als Katalysatoren für neue Konzepte und Praktiken verstehen. Das gilt nicht nur, weil ihre Schlachtfelder zu Experimentierfeldern für Reihenuntersuchungen, Schutzimpfungen und Maßnahmen zur Optimierung der Kampfkraft mutierten.8 Darüber hinaus boten Kriegsgesellschaften eine Anschauung von den sozialen Folgen mangelhafter Ernährung, körperlicher Überlastung oder sinkender Fertilität und damit ein beängstigendes Bild gesundheitlicher Gefahren, die ganzen Nationen zu drohen schienen. Daher waren in den USA und in Europa seit der Zwischenkriegszeit Ausdifferenzierungen und Ausdehnungen von Vorsorgekonzepten ebenso zu beobachten wie die Etablierung neuer Institutionen und Vereinigungen.9 Die Entstehung des britischen „Ministry of Health“ nach dem Ersten oder des „National Health Service“ nach dem Zweiten Weltkrieg ebenso wie das „Peckham-Experiment“, das David Kuchenbuch in seinem Beitrag als Folge des Krisenempfindens der 1920er-Jahre erkundet, können dafür als Beispiele dienen. Noch engere Zusammenhänge zwischen Vorsorge und Gewaltpräsenz zeigt Matthias Braun: „Maßnahmen zur Liquidierung“ und „Militäraktionen“ zur Vorbeugung von Pest-Epidemien in der Sowjetunion wurden auch deshalb wie Feldzüge konzipiert, weil sie sozialistischen Ordnungsvorstellungen nach Erstem Weltkrieg und Bürgerkrieg entsprachen.

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Seit der Zwischenkriegszeit war Vorsorge im Osten wie im Westen nicht mehr „nur“ ein Projekt von gesamtgesellschaftlicher Tragweite. Nun sollte es auch von der gesamten Gesellschaft mitgetragen werden. Dass dieses Ziel nach 1945 unterschiedlich umgesetzt wurde, wie Martin Lengwilers Essay (mit einem Schwerpunkt auf den USA) sowie vergleichende Beiträge zur Bundesrepublik und zur DDR zeigen, weist darauf hin, dass auch der Kalte Krieg als Katalysator von Vorsorgekonzepten zu verstehen ist. Schließlich standen Ost und West in jahrzehntelanger Dauerkonkurrenz, was einen Wettbewerb um die bessere Vorsorge befeuerte.10

1. Vorsorge als Schlüsselbegriff der Zeitgeschichte
 

Der Untersuchungszeitraum einer Zeitgeschichte der Vorsorge reicht in diesem Themenheft von der Zwischenkriegszeit bis in die Gegenwart. Dies kann der Zeitgeschichte als Disziplin neue, längerfristige Perspektiven eröffnen und speziell für die jüngere Zeitgeschichte an aktuelle Forschungen etwa zum „Strukturbruch“ seit den 1970er-Jahren oder zu „Sicherheit“ anknüpfen.11 So ist es nicht ohne Ironie, dass ausgerechnet im „Zeitalter der Unsicherheit“12 ein allgemeiner „Utopieverlust“ die „Grenzen der Planbarkeit“13 von Gesellschaften offenlegte. Obgleich das Risikoempfinden größer denn je erschien, wie Ulrich Becks vielzitiertes Schlagwort „Risikogesellschaft“ signalisiert, wuchs die Skepsis gegenüber Planungsinstrumenten, die eine systematische Steuerung sozialer Entwicklungen versprachen. Dieser Widerspruch betraf Vorsorge in besonderem Maße: Obwohl sie das Ziel hatte, wachsende Sicherheitsbedürfnisse zu befriedigen, war ihre planmäßige Umsetzung nun schwerer denn je zu erreichen. Eine Zeitgeschichte der Vorsorge muss daher Semantiken und Legitimationsmuster analysieren, mit denen (post)moderne Gesellschaften Risikofaktoren und Reaktionsmöglichkeiten verhandelten und verhandeln. Damit ist sie auch eine Geschichte sozialer Ordnungsvorstellungen, kollektiver Risikowahrnehmungen und Zukunftserwartungen nach dem großen Plan.

Die Widersprüche einer Zeitgeschichte der Vorsorge stehen für grundsätzliche gesellschaftliche Widersprüche in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts: Auf der einen Seite erhöhten der Rückzug des Interventionsstaats und Privatisierungen den Bedarf an rationalen Vorsorgemaßnahmen, zumal mit ihnen die ökonomischen Folgen des Strukturwandels in den Industriestaaten abgefedert werden sollten. Dass Vorsorge seit jeher mit Kosten-Nutzen-Kalkülen begründet wird, hat Ulrich Bröckling auf eine treffende Formel gebracht: „Vorbeugen ist besser, nicht zuletzt, weil es billiger ist.“14 „Nach dem Boom“ geriet Vorsorge daher auch zu einem Schlüsselbegriff der Privatisierung, bündelten sich in ihm doch „individualistische Freiheitsrhetorik, monetaristische Wirtschaftspolitik, liberale Sozialstaatskritik und konservative Wertvorstellungen“15 geradezu in Reinform.

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Auf der anderen Seite konnte die systematische Implementierung von Vorsorge weniger denn je auf die Machtmittel des Interventionsstaats zurückgreifen. In Gesellschaften, die zunehmend „auf die Entfaltung des Individuums setzt[en]“,16 wurde das Verhältnis zwischen Risiken und Vorsorgemaßnahmen, Gesellschaftsmodellen und Menschenbildern neu ausgehandelt. Martin Lengwiler, Britta-Marie Schenk und David Kuchenbuch können in ihren Beiträgen nicht nur zeigen, von welchen Legitimationsmustern diese „Anrufungen“ (Althusser) des Subjekts im Dienst der Vorsorge flankiert wurden. Sie geben zugleich Hinweise, welche dieser Anrufungen wann und warum Gehör fanden, in welchem Maße sich vorsorgliche Lebensstile und soziale Normen also im Alltag durchsetzten.

Eine Zeitgeschichte der Vorsorge ist dennoch mehr als ein Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen. Wie die Beiträge des Hefts belegen, waren Konzepte von Vorsorge immer auch Impulsgeber für sozialen Wandel; sie initiierten Individualisierungs- und Liberalisierungsprozesse, aber auch neue Formen der Restriktion und Normierung. Vorsorgekonzepte und -maßnahmen nahmen Einfluss auf Alltagspraktiken, auf Vorstellungen und Formen der Lebens- und Familienplanung, auf den Umgang mit Gesundheit und Sexualität. Der Beitrag von Henning Tümmers zur Aids-Aufklärung und mein Beitrag zum Impfen unterstreichen, dass der soziale Druck, der von einer prinzipiellen Freiwilligkeit der Vorsorge ab den 1970er-Jahren ausging, ebenso wirksam sein konnte wie vormalige Zwangsmaßnahmen. Schließlich verankerten Appelle an das Pflichtgefühl des mündigen Bürgers für das Allgemeinwohl neue Vorsorgepraktiken im sozialen Nahbereich, in dem man sein Verhalten vor Verwandten, Freunden und Bekannten erklären musste.
 

Vorsorge im Nahbereich: Plakat aus der DDR, 1952

 

Vorsorge im Nahbereich: Plakat aus der DDR, 1952
(Bundesarchiv, B 285 Plak-028-001, Grafiker: Boy/Schmidt)

Im Mittelpunkt der Beiträge steht diese Doppeldeutigkeit von Vorsorge sowohl als Konsequenz wie als Katalysator sozialer Ordnungen. Ob in der Pestbekämpfung oder bei der Impfung gegen Volkskrankheiten, bei der Popularisierung von Kondomen und Sterilisationen ebenso wie bei der Vorbeugung ‚unsozialen‘ und ‚ungesunden‘ Verhaltens durch neue Formen des Zusammenlebens: Stets ging und geht es bei Vorsorge nicht nur um Gesundheitsverhältnisse, sondern ebenso um die Aushandlung sozialer Normen, Beziehungen und Hierarchien, um Macht- und Herrschaftsverhältnisse. Diese Schwerpunktsetzung der Beiträge kann zugleich erklären, warum das Themenheft den Leitbegriff „Vorsorge“ ins Zentrum stellt – statt anderer Begriffe wie „Vorbeugung“, „Prävention“ oder „Prophylaxe“. Während letztere Begriffe unter Ex-perten verbreitet sind, bleibt im Alltagsgebrauch oder bei der Vermittlung präventiver Praktiken meist „Vorsorge“ das Wort der Wahl. Der Leitbegriff zielt daher auf eine Erweiterung der Analyseperspektive: Betrachtet werden sowohl die Experten als auch die gesellschaftliche Dimension eines modernen Paradigmas, in dem sich die Vor-Sorgen, also die Befürchtungen und Hoffnungen von Gesellschaften ausdrücken. Schließlich sind es selten medizinische Erkenntnisse oder wissenschaftliche Konzepte, die die gesellschaftliche Wahrnehmung von Gesundheitsrisiken prägen. Ungleich häufiger wird das „Aufmerksamkeitsfenster“ für „Skandalkrankheiten“ und Vorsorgemaßnahmen von gesellschaftlichen Debatten aufgestoßen, die in einem „erklärungsbedürftigen Missverhältnis“ zum medizinischen Forschungsstand stehen.17

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Einen Schlüsselbegriff stellt „Vorsorge“ zudem in methodischer Hinsicht dar. Die Beiträge des Themenhefts operieren mit politik-, diskurs-, erfahrungs-, geschlechter-, körper- und medizingeschichtlichen Zugriffen. Sie beziehen sich auf sozialwissenschaftliche und kulturanthropologische Ansätze und regen so zur methodischen Öffnung der zeithistorischen Forschung an. In diesem Sinne greift das Heft nicht zuletzt das „Plädoyer für eine Zusammenführung von Zeit- und Medizingeschichte“ auf.18 Die Forderung, „sozialkonstruktivistische Ansätze“ mit Zugriffen auf die „Materialität des Körpers“ zu verbinden, gibt einer Zeitgeschichte der Vorsorge die Anregung, sowohl die Deutungsmuster und Konzepte als auch die „materiell-basierten Praktiken“ zu untersuchen.19 Insofern sensibilisieren die vorliegenden Beiträge die zeithistorische Forschung für erfahrungsgeschichtliche „Kontaktzonen“ zwischen Medizin und Gesellschaft.20 Schließlich wirft Vorsorge existenzielle Fragen nach Gesundheit und Krankheit, ja nach Leben und Tod auf, für die die Akteure Antworten finden müssen.
 

 

„A Good Investment“: Fluoridtabletten als langfristige Anlagestrategie?
Plakate des „National Caries Program“ der USA aus den 1970er-Jahren
(National Library of Medicine)

Auch aus diesen Gründen ist Vorsorge ein Schlüsselbegriff der Zeitgeschichte: Er steht im Zusammenhang mit den Basisprozessen des 20. Jahrhunderts, er ist nur zu verstehen vor dem Hintergrund einer „Verwissenschaftlichung des Sozialen“,21 einer sukzessiven Individualisierung und Liberalisierung, einer Bürokratisierung und Bildungsexpansion, einem Wandel von Geschlechter- und Familienbildern sowie von Arbeitswelten.22 Und doch geht eine Zeitgeschichte der Vorsorge in solchen Basisprozessen nicht auf. Sie hinterfragt vielmehr eine diesen Prozessen unterstellte lineare Entwicklungslogik und Periodisierung. Das Themenheft macht deutlich, dass die Entwicklung von Vorsorgekonzepten und die Etablierung präventiver Praktiken gelegentlich sogar quer zu bekannten Entwicklungslinien des 20. Jahrhunderts standen.

So kann Britta-Marie Schenk anhand der humangenetischen Beratung in der Bundesrepublik nachweisen, dass ausgerechnet eine Liberalisierung der Sexualmoral seit den 1970er-Jahren Verschärfungen und Restriktionen für behinderte Frauen und Mädchen mit sich brachte. Auch beim Umgang mit Aids lässt sich sowohl im globalen Maßstab, den Susanne Roeßiger gewählt hat, als auch unter Bundes- und DDR-Bürgern, die Henning Tümmers untersucht, eine Popularität von Zwangsmaßnahmen noch in den 1980er-Jahren feststellen. Zur Differenzierung von Basisprozessen sind ebenso die Überlegungen von David Kuchenbuch und David Oels aufschlussreich, dass eine Individualisierung von Vorsorgekonzepten bereits in den 1920er-Jahren oder gar am Ende des 19. Jahrhunderts festzustellen sei. Weitere Forschungen, etwa zum Impfen im „Dritten Reich“,23 gehören ebenfalls in den Kontext dieser Suche nach den Genealogien des „präventiven Selbst“. Zusammengefasst regt eine Zeitgeschichte der Vorsorge also dazu an, die Voraussetzungen, Formen und Folgen bestimmter Basisprozesse im 20. Jahrhundert genauer zu betrachten.

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2. Spannungsfelder
 

Dieser Blick auf die longue durée einer Zeitgeschichte der Vorsorge geht von drei Spannungsfeldern aus, mit denen sich das Thema auf der diachronen Ebene eingrenzen lässt: Spannungsfelder erstens zwischen Sicherheit und Freiheit, zweitens zwischen Staat und Staatsbürger sowie drittens zwischen Gegenwart und Zukunft.

Vorsorge erfordert erstens ein Austarieren von Sicherheits- und Freiheitsbedürfnissen. Maßnahmen zum Schutz von Gesellschaften und Vorbeugung von Risiken stehen in einem Spannungsverhältnis zu individuellen Freiheitsrechten und begrenzen den Handlungsspielraum Einzelner. Dass Sicherheit mitunter nur um den Preis von Geheimhaltung zu haben ist, macht Matthias Brauns Beitrag deutlich. Vorsorge setzt eine Identifikation von Bedrohungen und Risikofaktoren voraus, die häufig einzelnen Subjekten oder sozialen Gruppen zugeschrieben werden. Die von Henning Tümmers gezeigte Stigmatisierung von Homosexuellen im Zuge der Aids-Angst in den frühen 1980er-Jahren bietet zudem ein Beispiel, wie Debatten um Vorsorge riskantes Verhalten markierten: „Das Mittel- wird zum Idealmaß, während Abweichungen vom Durchschnitt Risikogruppen definieren und Präventionsbedarf signalisieren.“24 Eine Normierung vorsorglichen Verhaltens möchte also kollektive Sicherheit um den Preis individueller Freiheit gewinnen, unter Umständen mit Hilfe von Zwangsmaßnahmen. Insofern ist eine Zeitgeschichte der Vorsorge im Umkehrschluss auch eine Geschichte individueller Mündigkeit, deren Aushandlung sich anhand der Reaktionen sozialer Gruppen oder Individuen untersuchen lässt. In den Quellen greifbar werden solche Reaktionen nicht zuletzt in der Kritik von Vorsorge, wie sie im Themenheft anhand der Behinderten-, Schwulen- und Frauenbewegung oder unter den Impfkritikern in den Blick gerät.
 

 

Anzeigen- und Plakatkampagne des Bundesministeriums für Gesundheit von 2013. Die Bildsprache betont, wie leicht und gleichsam spielerisch jede und jeder Einzelne Vorsorge praktizieren könne, und appelliert an die Selbst-Sorge in jeder Lebensphase: „Viele Angebote helfen dabei, aufmerksam zu werden und die richtigen Entscheidungen zu treffen.“
(Bundesministerium für Gesundheit)

Zweitens ist mit der Entscheidung zwischen Sicherheit und Freiheit die Frage nach dem Verhältnis zwischen Staat und Staatsbürger bzw. Gesellschaft und Individuum verbunden. Daher kreisen die vorliegenden Aufsätze auch um die Frage, wie „die“ Gesellschaft, „der“ Staat“, „das“ Subjekt oder „der“ Staatsbürger bzw. „die“ Staatsbürgerin zeitgenössisch begriffen wurden. Vorsorge ist ein Medium gesellschaftlicher Selbstverständigung; ihre Einführung und Umsetzung gibt darüber Auskunft, welche Aufgaben und Pflichten staatlichen Akteuren bzw. Staatsbürgern zugeschrieben wurden. Natürlich waren diese Selbstverständigungen in der Sowjetunion der 1930er-Jahre andere als in der Bundesrepublik der 1980er-Jahre. Und auch innerhalb von Gesellschaften lassen sich Variationen von Vorsorgekonzepten und -praktiken feststellen, an denen die Konfliktträchtigkeit sozialer Ordnungsmuster hervortritt. Greifbar wird das beispielsweise am Abschied vom „interventionistischen Impetus“25 und staatlichen Erziehungsanspruch, wie er sich in Westeuropa etwa beim Verzicht auf Pflichtimpfungen abzeichnet. Vorsorge markierte, nicht zuletzt in der Bundesrepublik nach 1945, jenes veränderte „Verhältnis zwischen Regierung und Regierten“, an dem Paul Nolte einen Wandel der „Wahrnehmung der Bevölkerung“ seit den 1950er- und 1960er-Jahren festmacht – einer Phase, in der sich demnach der „weiche Staat“ konstituierte.26 Solchen Transformationsprozessen zum Trotz dürfte gleichwohl Bernd Greiner zuzustimmen sein, dass zeitgleich die Sicherheitserwartungen des Bürgers an den Staat wuchsen.27 Dass das Schlagwort vom „präventiven Selbst“ aus diesem Dilemma keinen einfachen Ausweg bot, zeigen Debatten um den „aktivierenden Staat“ in den USA und in Europa seit den 1990er-Jahren.

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Ein drittes Spannungsfeld eröffnet eine Zeitgeschichte der Vorsorge im Verhältnis zwischen Gegenwart und Zukunft. Die Legitimation von Vorsorge setzt Gegenwartsdiagnosen und Zukunftserwartungen voraus. Auf den ersten Blick könnte Vorsorge daher als Paradebeispiel jener säkularen Planungseuphorie erscheinen, mit der eine „Verwissenschaftlichung des Sozialen“ seit dem 19. Jahrhundert realisiert wurde. Tatsächlich fußte Vorsorge seltener auf religiösen oder moralischen Erklärungen als auf wissenschaftlichen Rationalitätsbehauptungen: „Systematische Datenerhebung, Ursachenforschung und Prognostik“28 charakterisierten neue Vorsorgekonzepte. Ein Blick in die vorliegenden Beiträge macht allerdings deutlich, dass rationalisierende Zukunftsentwürfe keineswegs unwidersprochen blieben. Gegenwartsdiagnosen und Utopien, mit denen Vorsorge legitimiert werden sollte, standen häufig in Konkurrenz zu alternativen Szenarien. Eine Zeitgeschichte der Vorsorge zeigt daher auf, welche Erfahrungen und Erwartungen, Ängste und Hoffnungen mit welchen Argumenten in welchen Kontexten sprachmächtig werden konnten.

Für die 1970er- und 1980er-Jahre liegt diese Perspektive besonders nahe. Schließlich bedurfte es im Zeitalter neuer sozialer Bewegungen und beginnender Computerisierung „neuer Formen der ‚Verfügbarmachung von Zukunft‘, mithin der planenden staatlichen und öffentlichen Sicherheits- und Risikovorsorge“.29 Die Kritik an der humangenetischen Beratung oder an einer restriktiven Aids-Vorbeugung entsprach insofern alternativen Zukunftsentwürfen, die sich aus der Angst vor einem „Überwachungsstaat“30 oder vor einer entmenschlichten Medizin speisten. Diese Beobachtung soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass soziale Bewegungen schon früher, etwa seit 1901 im Ratgeber „Die Frau als Hausärztin“, Sprachrohre fanden, die sich gegen staatliche Vorsorgekonzepte wie das Impfen richteten (siehe den Beitrag von David Oels). Eine Zeitgeschichte der Vorsorge ermöglicht somit auch eine Historisierung der Gefühle, die „emotional management“ nicht nur als top-down-Modell untersucht, sondern anhand einer „Vielzahl von ‚emotional communities‘“.31 Eine Zeitgeschichte der Vorsorge kann damit einen eigenständigen Beitrag leisten zur Vermessung gesellschaftlicher „Erfahrungsräume“ und „Erwartungshorizonte“32 im 20. Jahrhundert.

3. Perspektiven künftiger Forschungen
 

 

„Geheimschutz ist Vorsorge“, meinte das Bundesamt für Verfassungsschutz Mitte der 1990er-Jahre. Was unter Vorsorge jeweils verstanden wird, hängt offenkundig von der Zeitsituation und den beteiligten Akteuren ab.
(Bundesarchiv, Plak 009-003-006, Grafiker: Makro Werbeagentur GmbH, ca. 1996)

Das Themenheft untersucht Vorsorge anhand von Konzepten und Praktiken zum Schutz bzw. zur Verbesserung von Gesundheit. Obgleich sich Vorsorge als Ordnung des Sozialen auf diesem Feld besonders scharf abzeichnet, wären der Untersuchungsbereich und damit der Vorsorgebegriff noch zu erweitern. Die von Martin Lengwiler und Jeannette Madarász präsentierten unterschiedlichen „Techniken des Selbst“ belegen dies eindrucksvoll:33 Der Sport, der Wirtschafts- und Finanzsektor oder das Bildungswesen sind nur einige der vielen Felder, auf denen eine Zeitgeschichte der Vorsorge Neuland erschließen könnte. Wie Vorsorge ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem Topos der Werbesprache geriet, könnte in diesem Zusammenhang ein Gegenstand konsumgeschichtlicher Studien sein. Und nicht zuletzt regen die Beiträge zur Zeitgeschichte des Alter(n)s im Debattenteil des vorliegenden Hefts, den Nicole Kramer konzipiert hat, hoffentlich weitere sozial- und diskursgeschichtliche Arbeiten an. Gerade in Diskussionen um den demographischen Wandel ist „Alters-Vorsorge“ mittlerweile zu einer Art Zauberwort avanciert, dem zugleich gegenwärtige Risikovorstellungen eingeschrieben sind.

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„Spiegel“-Titel vom 6.5.2013

 

Spiegel-Titel vom 6.5.2013

Methodische Anregungen für künftige Forschungen können von der Geschlechtergeschichte ausgehen, wie sie im Folgenden von Britta-Marie Schenk, Susanne Roeßiger und Antje Kampf erkundet wird. Weiterführend wäre zudem ein Fokus auf Gewalt – und zwar in dreifacher Hinsicht. Erstens ist „Gewaltprävention“ ein spezielles Handlungsfeld, das geschichtswissenschaftlich noch kaum erforscht ist, obwohl gerade hier die Aushandlung von Schutzfaktoren und normabweichendem Verhalten klar zu Tage tritt. Vorsorge gegen Gewalt ist zweitens nicht nur auf individueller oder gesellschaftlicher, sondern ebenso auf internationaler Ebene bedeutsam. So könnte eine Zeitgeschichte der Vorsorge Entspannungsstrategien im Kalten Krieg neu beleuchten.34 Und drittens wäre Vorsorge als Gewalt praxis noch klarer zu konzeptualisieren.35 So regen die oben erwähnten Spannungsverhältnisse zwischen Sicherheit und Freiheit sowie zwischen Staat und Staatsbürger dazu an, Grenzen und Gelegenheiten zur Gewaltausübung durch Vorsorgeregime zu erforschen. Dass der Impfzwang in Westeuropa bis in die 1970er-, in Osteuropa bis in die 1990er-Jahre wirksam blieb, ist hierfür nur ein Beispiel.

Eine weitere lohnende Perspektive eröffnet sich einer Zeitgeschichte der Vorsorge mit der Umweltgeschichte. Inspirierend sind hierzu etwa die Forschungen von Nicolai Hannig zu „Naturgefahren im 19. und 20. Jahrhundert“, an denen sich der Wandel von „Mensch-Umwelt-Beziehungen“ erkunden lässt,36 oder die Arbeiten von Jan Hinrichsen und Sandro Ratt zu „Lawinen als Bedrohung sozialer Ordnungen“. Letztgenannte Forschungen konzentrieren sich auf begrenzte soziale Räume mit bestimmten geographischen und naturräumlichen Faktoren, in diesem Fall auf die Zentralalpen im 19. und 20. Jahrhundert.37 Der Raumbegriff weist ferner darauf hin, dass auch in geographischer Hinsicht weitere Forschungen sinnvoll wären. In welchem Verhältnis standen Vorsorge und soziale Ordnungen eigentlich in Afrika, in Mittel- und Südamerika oder in Asien (zu Japan siehe etwa die Hinweise in Mayumi Hayashis Beitrag)?

Von solchen Zugriffen im Speziellen abgesehen, wäre den Praktiken von Vorsorge im Allgemeinen genauer nachzugehen. Zwar spielt die Praxis im gesamten Themenheft eine Rolle, wenn Alltagstechniken und konkrete Verfahren, soziale Voraussetzungen und Folgen von Maßnahmen betrachtet werden. Gleichwohl wäre eine Praxeologie der Vorsorge noch stärker methodisch zu reflektieren.38 Was sagen uns präventive Praktiken über die Raum- und Situationsgebundenheit sozialer Ordnungen und ihrer Aushandlung? In welchem Verhältnis stehen Techniken des Selbst zu Selbst-Bildungen und Subjektivierungen?39 Inwiefern sind Praktiken der Vorsorge also ein Modus der Selbstvergewisserung – zum Beispiel für Politiker, Wissenschaftler, Unternehmer, Journalisten, Mediziner und Patienten? Es sind Fragen wie diese, mit denen eine Zeitgeschichte der Vorsorge vertiefende Antworten zum gesellschaftlichen Wandel im 20. Jahrhundert gewinnen kann. Es sind Fragen, die gewissermaßen vorsorglich darauf hinweisen, dass zur Geschichte der Vorsorge in Zukunft noch viel zu tun sein wird.

Anmerkungen: 

1 Vgl. Philipp Sarasin, Die Geschichte der Gesundheitsvorsorge. Das Verhältnis von Selbstsorge und staatlicher Intervention im 19. und 20. Jahrhundert, in: Cardiovascular Medicine 14 (2011), S. 41-45. Viele Überlegungen zum vorliegenden Text profitieren von der Zusammenarbeit mit Britta-Marie Schenk, bei der ich mich daher für grundsätzliche Anregungen bedanken möchte.

2 François Ewald, Der Vorsorgestaat, Frankfurt a.M. 1993.

3 Zur „vorbeugenden Kontingenzbewältigung“ als Phänomen der Moderne vgl. Ulrich Bröckling, Vorbeugen ist besser… Zur Soziologie der Prävention, in: Behemoth 1 (2008) H. 1, S. 38-48, hier S. 40.

4 Martin Lengwiler/Jeannette Madarász, Präventionsgeschichte als Kulturgeschichte der Gesundheitspolitik, in: dies. (Hg.), Das präventive Selbst. Eine Kulturgeschichte moderner Gesundheitspolitik, Bielefeld 2010, S. 11-28, hier S. 13.

5 Cornelia Zumbusch, Immunität der Klassik, Berlin 2011, S. 17.

6 Vgl. dazu die Beiträge von Klaus Große Kracht, Jürgen Martschukat und Maren Möhring, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 3 (2006), S. 273-290.

7 Berthold Vogel, Der „sorgende Staat“ – ein Kriegsprodukt?, in: Bernd Greiner/Tim B. Müller/Klaas Voß (Hg.), Erbe des Kalten Krieges, Hamburg 2013, S. 401-412, hier S. 402.

8 Vgl. u.a. Winfried Süß, Der „Volkskörper“ im Krieg. Gesundheitspolitik, Gesundheitsverhältnisse und Krankenmord im nationalsozialistischen Deutschland 1939–1945, München 2003; Susanne Michl, Im Dienste des ‚Volkskörpers‘. Deutsche und französische Ärzte im Ersten Weltkrieg, Göttingen 2007; Wolfgang U. Eckart/Alexander Neumann (Hg.), Medizin im Zweiten Weltkrieg. Militärmedizinische Praxis und medizinische Wissenschaft im ‚Totalen Krieg‘, Paderborn 2006.

9 Ulla Walter/Sigrid Stöckel, Prävention und ihre Gestaltung vom Kaiserreich bis zur Jahrtausendwende. Zusammenfassung und Ausblick, in: dies. (Hg.), Prävention im 20. Jahrhundert. Historische Grundlagen und aktuelle Entwicklungen in Deutschland, Weinheim 2002, S. 273-299.

10 Vgl. neben den Beiträgen zu Aids und zum Impfen in diesem Heft auch Jeannette Madarász, Die Prävention chronischer Herzkreislauf-Krankheiten: Bundesrepublik Deutschland (BRD), Deutsche Demokratische Republik (DDR) und Großbritannien im Vergleich, 1945–1990, in: Prävention und Gesundheitsförderung 5 (2010), S. 313-318.

11 Vgl. u.a. die entsprechenden Themenhefte dieser Zeitschrift: Die 1970er-Jahre – Inventur einer Umbruchzeit (3/2006), Sicherheit (2/2010).

12 Wolfgang Bonß/Joachim Hohl/Alexander Jacob, Die Konstruktion von Sicherheit in der reflexiven Moderne, in: Ulrich Beck/Wolfgang Bonß (Hg.), Die Modernisierung der Moderne, Frankfurt a.M. 2001, S. 147-159, hier S. 150.

13 Dirk van Laak, Planung, Planbarkeit und Planungseuphorie, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 16.2.2010, URL: <http://docupedia.de/zg/Planung>.

14 Bröckling, Vorbeugen (Anm. 3), S. 46.

15 Dietmar Süß, Idee und Praxis der Privatisierung. Eine Einführung, in: Norbert Frei/Dietmar Süß (Hg.), Privatisierung. Idee und Praxis seit den 1970er Jahren, Göttingen 2012, S. 11-31, hier S. 11.

16 Anselm Doering-Manteuffel/Lutz Raphael, Der Epochenbruch in den 1970er-Jahren: Thesen zur Phänomenologie und den Wirkungen des Strukturwandels „nach dem Boom“, in: Knud Andresen/Ursula Bitzegeio/Jürgen Mittag (Hg.), „Nach dem Strukturbruch“? Kontinuität und Wandel von Arbeitsbeziehungen und Arbeitswelt(en) seit den 1970er Jahren, Bonn 2011, S. 25-40, hier S. 31.

17 Alfons Labisch, „Skandalisierte Krankheiten“ und „echte Killer“ – zur Wahrnehmung von Krankheiten in Presse und Öffentlichkeit, in: Michael Andel u.a. (Hg.), Propaganda, (Selbst-)Zensur, Sensation. Grenzen von Presse- und Wirtschaftsfreiheit in Deutschland und Tschechien seit 1871, Essen 2005, S. 273-289, hier S. 274, S. 280.

18 Henning Tümmers, „Synthesekern“ Aids. Forschungsperspektiven und Plädoyer für eine Zusammenführung von Zeit- und Medizingeschichte, in: Carl Christian Wahrmann/Martin Buchsteiner/Antje Strahl (Hg.), Seuche und Mensch. Herausforderung in den Jahrhunderten, Berlin 2012, S. 429-445.

19 Thomas Schlich, Zeitgeschichte der Medizin. Herangehensweise und Probleme, in: Medizinhistorisches Journal 42 (2007), S. 269-298, hier S. 280ff.

20 Hans-Georg Hofer/Lutz Sauerteig, Perspektiven einer Kulturgeschichte der Medizin, in: ebd., S. 105-141.

21 Lutz Raphael, Die Verwissenschaftlichung des Sozialen als methodische und konzeptionelle Herausforderung für eine Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts, in: Geschichte und Gesellschaft 22 (1996), S. 165-193.

22 Zu den „methodischen Anforderungen“ von Basisprozessen der Moderne vgl. Christof Dipper, Moderne, Version 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 25.8.2010, URL: <http://docupedia.de/zg/Moderne>.

23 Malte Thießen, Vom immunisierten „Volkskörper“ zum präventiven Selbst. Impfen als Biopolitik und soziale Praxis vom Kaiserreich zur Bundesrepublik, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 61 (2013), S. 35-64.

24 Bröckling, Vorbeugen (Anm. 3), S. 44.

25 Vgl. Anselm Doering-Manteuffel, Konturen von „Ordnung“ in den Zeitschichten des 20. Jahrhunderts, in: Thomas Etzemüller (Hg.), Die Ordnung der Moderne. Social Engineering im 20. Jahrhundert, Bielefeld 2009, S. 41-64.

26 Paul Nolte, Die Ordnung der deutschen Gesellschaft. Selbstentwurf und Selbstbeschreibung im 20. Jahrhundert, München 2000, S. 380f.

27 Vgl. Bernd Greiner, Konstitutionelle Diktatur. Clinton Rossiter über Krisenmanagement und Notstandspolitik in modernen Demokratien, in: Mittelweg 36 22 (2013) H. 1, S. 24-40, bes. S. 37f.

28 Bröckling, Vorbeugen (Anm. 3), S. 40.

29 Martin H. Geyer, Rahmenbedingungen: Unsicherheit als Normalität, in: ders. (Hg.), Geschichte der Sozialpolitik in Deutschland seit 1945, Bd. 6: Bundesrepublik Deutschland 1974–1982. Neue Herausforderungen, wachsende Unsicherheiten, Baden-Baden 2008, S. 1-109, hier S. 48.

30 Vgl. Axel Schildt, Das letzte Jahrzehnt der Bonner Republik. Überlegungen zur Erforschung der 1980er Jahre, in: Archiv für Sozialgeschichte 52 (2012), S. 21-46, hier S. 35f.

31 Bettina Hitzer, Emotionsgeschichte – ein Anfang mit Folgen, in: H-Soz-u-Kult, 23.11.2011, URL: <http://www.hsozkult.de/literaturereview/id/forschungsberichte-1221>.

32 Reinhart Koselleck, ‚Erfahrungsraum‘ und ‚Erwartungshorizont‘ – zwei historische Kategorien [1976], in: ders., Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, 4. Aufl. Frankfurt a.M. 2000, S. 349-375.

33 Lengwiler/Madarász, Präventionsgeschichte (Anm. 4).

34 Vgl. Claudia Kemper, Zivilschutz. Vorbereitungen auf den Ernstfall, in: Christoph Becker-Schaum u.a. (Hg.), „Entrüstet Euch!“ Nuklearkrise, Nato-Doppelbeschluss und Friedensbewegung, Paderborn 2012, S. 309-323.

35 Vgl. Jörg Baberowski, Gewalt verstehen, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 5 (2008), S. 5-17.

36 <http://www.ngzg.geschichte.uni-muenchen.de/personen/ls_szoelloesi/hannig/habilprojekt/index.html>.

37 <http://www.uni-tuebingen.de/fakultaeten/wirtschafts-und-sozialwissenschaftliche-fakultaet/faecher/empirische-kulturwissenschaft/forschung/drittmittelprojekte/abgeschlossene-drittmittelprojekte/sfb-923-teilprojekt-lawinen.html>.

38 Zur situativen Kontextualisierung von Alltagspraktiken vgl. Sven Reichardt, Praxeologie und Faschismus. Gewalt und Gemeinschaft als Elemente eines praxeologischen Faschismusbegriffs, in: Karl H. Hörning/Julia Reuter (Hg.), Doing Culture. Neue Positionen zum Verhältnis von Kultur und sozialer Praxis, Bielefeld 2004, S. 129-153, bes. S. 131-134, sowie Andreas Reckwitz, Grundelemente einer Theorie sozialer Praktiken. Eine sozialtheoretische Perspektive, in: Zeitschrift für Soziologie 32 (2003), S. 282-301.

39 Vgl. dazu die Beiträge in Thomas Alkemeyer/Gunilla Budde/Dagmar Freist (Hg.), Selbst-Bildungen. Soziale und kulturelle Praktiken der Subjektivierung, Bielefeld 2013.

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