Abstract

Joanna Wawrzyniak

By analysing oral history interviews with industrial workers in Poland, this article adds some nuance to the study of post-industrial and post-socialist nostalgia. It presents diverse vernacular memories of the post-1989 systemic change from state socialism to neoliberal capitalism, and shows that nostalgia for an industrial ›golden age‹, although significant, is not the only way of making sense of this change. Rather, a distinctive feature of vernacular memory is the ambiguity about both socialism and capitalism. Recognising the variety of memories, the article underlines the critical potential of nostalgic currents for highlighting what is felt to be wrong with contemporary work culture. The article also differentiates between the vernacular memories of industrial communities recorded in oral history and institutionalised political memories in order to stress that the critical potential of nostalgic memories has been largely absent in the latter. In Poland, nostalgia for industrial life has been given little opportunity to become a reflective and critically useful mechanism to protect values that remain relevant in the present, such as the importance of sociability and agency in the workplace.

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»Harte Zeiten, aber unsere eigenen«.
Postsozialistische Nostalgie und die Transformation des industriegesellschaftlichen Lebens in Polen

Durch die Analyse von Oral-History-Interviews mit Industriearbeiter:innen in Polen liefert dieser Aufsatz neue Erkenntnisse zur postindustriellen und postsozialistischen Nostalgie. Er stellt verschiedene populäre Erinnerungen an den Systemwechsel nach 1989 vom Staatssozialismus zum neoliberalen Kapitalismus vor und zeigt, dass Nostalgie für ein industrielles »goldenes Zeitalter« zwar bedeutsam ist, aber nicht die einzige Möglichkeit darstellt, diesem Wandel einen Sinn zu geben. Vielmehr ist ein charakteristisches Merkmal der populären Erinnerung die Uneindeutigkeit sowohl gegenüber dem Sozialismus als auch dem Kapitalismus. Der Aufsatz schildert die Vielfalt der Erinnerungen und unterstreicht das kritische Potential nostalgischer Strömungen, um aufzuzeigen, was an der heutigen Arbeitskultur als falsch empfunden wird. Unterschieden wird auch zwischen populären Erinnerungen an industriekulturelle Gemeinschaften, die in der Oral History beobachtet werden, und institutionalisierten politischen Erinnerungen. Dabei wird deutlich, dass das kritische Potential nostalgischer Erinnerungen in letzteren weitgehend fehlt. In Polen wurde der Nostalgie für das industrielle Leben kaum die Chance gegeben, zu einem reflektierten und kritisch-produktiven Mechanismus zu werden, um Werte zu schützen, die in der Gegenwart relevant bleiben, etwa die Bedeutung von Geselligkeit und Handlungsfähigkeit am Arbeitsplatz.

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