Abstract

Knud Andresen

Rund 50 bundesdeutsche Unternehmen hatten während der Apartheid eigene Produktionsstätten in Südafrika. Wie legitimierten diese Unternehmen ihr Engagement? Nachdem gegenüber der Situation der schwarzen Bevölkerungsmehrheit lange eine Ignoranz vorgeherrscht hatte, wurde ab den 1970er-Jahren die Verbesserung der Arbeitsbedingungen schwarzer Beschäftigter ein erklärtes Ziel – als Folge ökonomischer Probleme (wie dem Fachkräftemangel) und eines steigenden politischen Drucks durch Kirchen und Gewerkschaften in der Bundesrepublik. Seit 1977 bildete der »Code of Conduct«, den die Europäische Gemeinschaft erließ, einen institutionellen Rahmen für die Menschenrechte aller Beschäftigten. Im zerfallenden Apartheid-Staat forderten westdeutsche Unternehmen während der 1980er-Jahre politische Reformen und etablierten mit den schwarzen Gewerkschaften stabile Verhandlungsbeziehungen. Anhand des Volkswagen-Konzerns und seiner Tochtergesellschaft Volkswagen of South Africa (VWoSA) wird dieser Prozess nachgezeichnet. Der Konflikt um die Apartheid zählt zu den Ausgangspunkten für die heutige Corporate Social Responsibility multinationaler Konzerne, mit der soziale Normen und Verpflichtungen auch für Tochterunternehmen festgeschrieben werden.

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Moral Economics. West German Automobile Manufacturers and Apartheid

During apartheid some 50 West German companies ran their own manufacturing plants in South Africa. How did these companies legitimise their activities? Following a long-prevailing period of cultivated ignorance of the situation for the black majority of the population, improving working conditions for black employees became a declared objective from the 1970s onwards. This was a result of economic factors such as the shortage of skilled workers and rising political pressure from churches and trade unions within West Germany. In 1977 a ›Code of Conduct‹ issued by the European Community created an institutional framework covering the human rights of all workers. During the 1980s and the decline of the apartheid state, West German companies supported political reforms and established stable channels of negotiation with black trade unions. This process is illustrated with particular reference to the Volkswagen group and its subsidiary, Volkswagen of South Africa (VWoSA). The conflict surrounding apartheid constitutes one of the starting points for the corporate social responsibility of multinational companies today, which also stipulates social norms and responsibilities for subsidiary companies.

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