Abstract

Sina Fabian

Seit dem letzten Viertel des 20. Jahrhunderts verreiste die Mehrheit der Westdeutschen mindestens einmal im Jahr. Die Urlaubsreisen wurden zunehmend als Pauschalreisen ins Ausland unternommen und stellten für die meisten Haushalte auch in Krisenzeiten ein zentrales Konsumgut dar. Um sich dem Reiseverhalten eines Großteils der Bevölkerung anzunähern, werden hier Pauschalurlaube in Spanien untersucht. Dank des wachsenden Flugverkehrs entwickelte sich gerade dieses Land in den 1970er- und 1980er-Jahren zum beliebtesten Auslandsreiseziel der Westdeutschen. Von der zeitgenössischen Konsumkritik wurden Pauschalurlaube in Spanien jedoch häufig negativ bewertet; individuelle Ansprüche spielten bei dieser Urlaubsform angeblich keine Rolle. Anhand der Urlaubspraktiken, wie sie sich indirekt aus den Angeboten der Veranstalter sowie zusätzlich aus Fotoalben und Erinnerungsberichten erschließen lassen, ergibt sich ein differenzierteres Bild. Massentourismus und die Erfüllung individueller Vorlieben schlossen sich nicht aus; zudem waren Pauschalreisen mitunter der Einstieg in eine selbstständigere Begegnung mit dem Urlaubsland. Der Aufsatz verdeutlicht damit auch das Potential praxeologischer Ansätze zur Erforschung des bundesdeutschen Massenkonsums insgesamt.

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Mass Tourism and Individuality. Package Tours Taken by West German Holidaymakers to Spain in the 1970s and 1980s

 

 

The majority of West Germans went on holiday at least once a year from the mid-1970s onwards. They increasingly travelled abroad on package tours. Holidays constituted important consumer goods for most households, even in times of economic crises. With particular reference to the practices of holidaymakers in Spain, this article analyses the travel behaviour of a large section of society. The analysis refers to programmes and offers by tour operators, photo albums, and oral history interviews. Spain became the most popular destination for West Germans travelling abroad in the 1970s and 1980s due to the cheaper flights available. But package tours to Spain were also often the subject of harsh criticism. These critics maintained that a package holiday did not constitute an individual experience. Yet the analysis shows that mass tourism and individual preferences were not mutually exclusive, and package tours could in fact mark the beginning of an increased personal engagement with the holiday destination. The article thus also draws attention to the potential of praxeological approaches in researching West German mass consumption.

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