Abstract

Thomas Lindenberger

Anknüpfend an Hans Rothfels` klassische Definition der Zeitgeschichte als „Epoche der Mitlebenden und ihre wissenschaftliche Behandlung“ wird das Verhältnis der auf analogen Aufzeichnungsverfahren basierenden audiovisuellen Medien zur heutigen Zeitgeschichtsforschung diskutiert. Die Durchsetzung des sozialen Gebrauchs dieser Medien ist Teil des Übergangs zur Konsumgesellschaft im 20. Jahrhundert. Zu fragen ist: Wie verändert sich die Kategorie der „Mitlebenden“, wenn sie als Menschen zu denken sind, deren Realitätsbezüge und Erinnerungen in hohem Ausmaß durch den alltäglichen Gebrauch von audiovisuellen Medien bestimmt sind? Die Ausbreitung dieser Medien beendete die Hegemonie der schriftlichen Kommunikation, die auch der akademischen Disziplin „Zeitgeschichte“ zu Grunde lag. Um ihre gesellschaftliche Kompetenz zu bewahren, muss Zeitgeschichte die audiovisuellen Medien daher umfassend in ihre Praxis integrieren - von der Forschung über die öffentliche Kommunikation bis hin zur Lehre.
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Departing from Hans Rothfels` classic definition of contemporary history (Zeitgeschichte) as "epoch of the contemporaries (Mitlebende) and its scientific treatment", the article discusses the relationship between audiovisual media based on techniques of analog recording and nowadays contemporary history research. The establishment of the social usage of these media was part of the making of consumer society in the 20th century. Therefore our understanding of "contemporaries" has to be reconsidered, since these have to be conceived as human beings whose relations to reality and whose memories are highly dependent on the everyday usage of audiovisual media. The implementation of these media ended the hegemony of written communication underlying also contemporary history as an academic discipline. In order to maintain its competence within society, contemporary history will have to integrate audiovisual media into its wholesale practice, i.e. in its research, public communication and academic teaching.

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