Der Aufsatz untersucht die weltweite Popularisierung des bevölkerungspolitischen Diskurses und leistet damit einen Beitrag zur kritischen Historisierung gegenwärtiger Deutungsmuster. Wie und warum entwickelte sich ein zunächst nur von wenigen Experten als Problem wahrgenommenes Phänomen zu einem globalen Diskurs über die Gegenwart und Zukunft der Menschheit? Im Kontext von Kaltem Krieg und Dekolonisierung rückte das Bevölkerungswachstum in der „Dritten Welt“ in den Mittelpunkt demographischer Überlegungen. Amerikanische Stiftungen, überzeugt von der humanitären und sicherheitspolitischen Relevanz des Bevölkerungswachstums, setzten sich massiv für eine globale biopolitische Steuerung ein. Seit Beginn der 1960er-Jahre beeinflussten die Stiftungen und die „epistemische Gemeinschaft“ der Bevölkerungsexperten dann auch maßgeblich das Handeln der US-Regierung. Schließlich schwenkten die Vereinten Nationen um 1970 ebenfalls auf eine neo-malthusianische Politik ein. Damit entwickelte sich die Steuerung des Bevölkerungswachstums zu einem zentralen, weithin unstrittigen, aber doch interessengeleiteten Aspekt von Weltinnenpolitik.
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This article analyses the global proliferation of demographic discourse and contributes to a critical historicisation of current world views. Why and how did a phenomenon, which was initially regarded as a problem only by a few experts, turn into a global discussion about the present state and future of mankind? In the context of the Cold War and decolonisation, population growth in the Third World became the focal point of demographic deliberations. Convinced of the humanitarian relevance of population growth and its influence on security, American foundations strongly supported global biopolitical control. From the early 1960s, foundations and the ‘epistemic community’ of demographers decisively influenced governmental policies of the United States. By 1970, the United Nations also subscribed to neo-Malthusian policies. The control of population growth thus became a central aspect of global governance which, though not a subject for controversy, was driven by different interests.
Abstract
Marc Frey
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