Am Beispiel der Stadt Frankfurt am Main untersucht der Aufsatz vor allem die Zeit zwischen den frühen 1950er- und frühen 1980er-Jahren, also die von der Geschichtswissenschaft noch kaum betrachtete Phase jüdischen Lebens zwischen der Auswanderung der meisten „Displaced Persons“ und dem vermeintlichen „Coming Out“ der Juden in der Bundesrepublik. Der Fokus liegt auf den Konstitutionsbedingungen und Transformationen der kleinen, keineswegs homogenen jüdischen „Gemeinschaft“. Betrachtet werden insbesondere die individuellen Suchbewegungen, die die Angehörigen der zweiten Generation von Juden in der Bundesrepublik seit den 1960er-Jahren unternahmen – nicht nur, um ihren Platz zu finden in der Gesellschaft der ehemaligen Täter und Mitläufer, sondern auch im Verhältnis zur älteren Generation der Überlebenden. Dabei wird deutlich, dass die Geschichte jüdischen Lebens in der Bundesrepublik nicht allein als Religionsgeschichte zu betrachten ist, sondern ebenso als Migrations-, Sozial- und Mentalitätsgeschichte.
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Taking the example of Frankfurt am Main, this article explores Jewish life in the period from the early 1950s to the early 1980s, that is, the interval from the years in which most of the displaced persons left Germany to the time identified with the so-called ‘coming out’ of the Jewish community in the 1980s. The focus is on the constitution of the small, rather heterogeneous Jewish ‘community’ and its transformations. The author outlines the ‘search movements’ made by the second generation of Jews in the Federal Republic, who aimed to find their place not only within the society of former perpetrators and followers of the Nazi regime, but also in relation to the elder generation of Holocaust survivors. The article demonstrates how the history of Jewish life in the Federal Republic may not be seen exclusively in terms of the history of religion, for it must also be conceived in terms of the history of migration, social history and the history of mentalities.
Abstract
Tobias Freimüller
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