Abstract

Thomas Etzemüller

Nach wie vor gilt „1968" vielen Beobachtern als eine klare Zäsur in der bundesdeutschen Geschichte, als Übergang von der „restaurativen" Adenauer-Zeit zu einer liberalen westlichen Demokratie. In Schweden dagegen scheint „1968" keine Wirkungen gezeitigt zu haben; zumindest ist durch die (deutsche) Forschung nichts überliefert. In diesem Aufsatz werden die 68er-Ereignisse in beiden Ländern verglichen, um ihren historischen Stellenwert genauer zu bestimmen. Trotz unterschiedlicher Voraussetzungen gab es manche Gemeinsamkeiten. Das lag an einem ähnlichen gesellschaftlichen Strukturwandel in der Nachkriegszeit, in den die 68er-Bewegungen eingebettet waren, aber auch an kollektiven Wahrnehmungsprozessen, durch die das magische Jahr „1968" in beiden Ländern überhöht wurde. Aus dieser vergleichenden Perspektive erscheint „1968" weniger als spezifisch bundesdeutsche Zäsur denn als Katalysator der gesellschaftlichen Umbrüche in der gesamten westlichen Welt.
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For many observers, the year 1968 is still regarded as a decisive break in the history of the Federal Republic of Germany – a moment of transition from a conservative, nearly authoritarian republic to a liberal, western democracy. In Sweden, on the other hand, "1968" does not seem to have brought about any effects; at least there is nothing recorded by historians on the continent. This article compares the events of "1968" in these countries. It shows that, in spite of different preconditions, we may observe some similarities in each country due to a similar structural change in both societies, but also due to collective processes of perception which gave events a status of singularity which they never really had. This comparative analysis suggests that "1968" was not specifically a break in West German history, but rather a catalyst of profound changes which took place in all western societies since 1945.

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