Abstract

Christoph Bernhardt, Elsa Vonau

Der Wohnungs- und Städtebau der Zwischenkriegszeit bildet ein Paradebeispiel für die Intentionen und Grenzen der frühen Rationalisierungsdiskurse als einem Kernelement des Fordismus. Der Erste Weltkrieg verhalf der Bewegung sowohl in Deutschland wie in Frankreich zum Durchbruch. Während in Frankreich die private Schwerindustrie trotz staatlicher Rahmensetzungen den Takt angab, wurden in Deutschland die ersten Pilotprojekte der Rationalisierung nach 1918 von sozialistischen „Bauhütten“ und den Kommunen realisiert. Die aus Amerika kommenden Konzepte von Ford, Taylor und Gilbreth wirkten als Katalysatoren auf die in Europa entwickelten Ideen. In der Weltwirtschaftskrise zeigte sich, dass die Rationalisierung im Bauwesen die steigenden Zinsbelastungen am Kapitalmarkt nicht ausgleichen konnte. Der Aufsatz vertritt die These, dass ungeachtet nationaler Varianten in Europa insgesamt die „endogenen“ Konzepte und Triebkräfte (wie Erster Weltkrieg, Wohnungsreform und Sozialpolitik) eine deutlich wichtigere Rolle spielten, als es das Schlagwort vom „Fordismus“ anzeigt.
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During the interwar period, housing policy and urbanism became a testing ground for concepts of rationalisation as a key element of ‘Fordism’. In Germany, as in France, the movement emerged following the First World War. In France, private heavy industry led the way, while the state was confined to setting the legal framework and coordinating commissions of experts. By contrast, in Germany, socialist building cooperatives and municipal administrations instigated the first and most important projects during the Weimar Republic. The concepts of Ford, Taylor and Gilbreth stimulated the ideas that had already been developed in Europe. In the World Economic Crisis the rise of costs for capital revealed the limited effects of strategies to rationalise the building sector. The article suggests that, despite different national pathways, ‘endogenous’ European driving forces and motives (such as the First World War, housing reform and social policy) had a far greater influence on the movement for rationalisation than is indicated by the ‘Fordism’ label.

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