Autorenumfrage Kristiane Janeke

Liebe Frau Janeke, in unserer Debatte »Zwischen Event und Aufklärung: Zeitgeschichte ausstellen« haben Sie 2007 über die Rolle von »Historiker[n] zwischen Theorie und Praxis« geschrieben – bezogen auf die Konzeption, Gestaltung und Realisierung zeithistorischer Ausstellungen. Was hat sich auf diesem Feld in den vergangenen Jahren getan: Lassen sich Historiker/innen inzwischen noch öfter darauf ein, auch das außerwissenschaftliche Geschichtsinteresse zu bedienen? Hat »Public History« innerhalb des Fachs mittlerweile größere Anerkennung gefunden?

Ich würde sagen, das Feld ist in Bewegung. Da ist zum einen die anhaltende Popularität von Geschichte in Museen und Ausstellungen. Die Anzahl historischer Ausstellungen nimmt eher zu als ab. Gerade in diesem Jahr stehen wieder mehrere Gedenktage auf dem Programm der Museen – 100 Jahre Erster Weltkrieg, 75 Jahre Beginn des Zweiten Weltkriegs, 25 Jahre Fall der Mauer. Dieses Interesse führt natürlich dazu, dass mehr Historiker/innen in Museen und Kultureinrichtungen gebraucht werden. Durch die Weiterentwicklung des Museumswesens gibt es auch zunehmend differenzierte Aufgabenfelder neben der reinen Kuratorentätigkeit, wie zum Beispiel die Vermittlung, die kulturelle Bildung oder den Einsatz neuer Medien.

Zum anderen denke ich an neue Ausstellungskonzepte und die Öffnung der Museen zu mehr Partizipation der Besucher, die Ansprache neuer Zielgruppen; Stichworte sind hier die Migration, aber auch verschiedene Generationen, die Einbeziehung möglichst vieler Menschen durch Inklusion. Alle diese Aspekte haben mit Geschichte, also mit Erinnerung, individuellen Lebensgeschichten und sozialer Entwicklung zu tun. Dort, wo Historiker/innen bereit sind, sich auf ein solch erweitertes Verständnis von Geschichte einzulassen, ergeben sich ganz neue Korrelationen von Geschichtswissenschaft und Museum.

Dieser Ansatz leitet über zu meinem letzten Punkt, der Theorie der Ausstellungsanalyse. Hier sehe ich die wenigste Bewegung. Es gibt einige Ansätze, dieses Feld theoretisch zu vermessen und Konzepte zur interdisziplinären Erschließung von Ausstellungen zu entwickeln. Eine wegweisende Veröffentlichung ist meines Wissens hierzu in der Zwischenzeit aber leider noch nicht erschienen.

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